01.09.2019: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder
Jesus Sirach, der jüdische Weisheitslehrer mit griechischer Bildung mahnt:
Bleib „Bescheiden“!

Demütig und bescheiden sein – ich glaube nicht, dass viele Eltern ihre Kinder zu Bescheidenheit und Demut erziehen möchten.

Selbstbewusst sollen die jungen Leute werden, sie sollen von sich überzeugt sein, sollen mit ihren Fähigkeiten und Vorzügen andere beeindrucken und dadurch vorwärts kommen. Es ist auch richtig so, denn nichts stärkt einen Menschen so wie Lob und Anerkennung.

Wir müssen also überlegen, ob wir Demut und Bescheidenheit als erstrebenswerte Tugenden aufrecht erhalten wollen.

Ich mache es uns ein wenig einfacher:
Es wird auch heute nicht geschätzt, wenn jemand herablassend ist, andere Leute von oben herab behandelt und abgehoben wirkt.

Das schlechte Ansehen vieler Priester und Bischöfe, Politiker und anderer Prominenter wird oft damit begründet, dass sie keine Ahnung mehr haben vom richtigen Leben, dass sie in einem Wolkenkukucksheim leben,
das ihnen andere Menschen (weiter unten) egal sind –

Das ist auch die Einflugschneise für die AFD und ähnliche autoritär denkende Organisationen, deren Sympathie für die Demokratie nur so lange reicht, bis sie (hoffentlich nie) die Regierungsmacht inne haben. Dann werden sie nach Aussagen mancher ihrer Vorreiter ihre Gegner an die Wand stellen und jagen.
Dann wären, fürchte ich, die Zeiten der Freiheit und der Demokratie für eine Zeit lang beendet. Dann herrscht wieder eine kleine Gruppe mit ihrer Ideologie, der sie alle und alles unterordnet.

Papst Franziskus hingegen beeindruckt, weil er – trotz seines hohen Amtes – natürlich auftritt, geradezu herzlich; weil er sich um die Obdachlosen rund um den Petersplatz kümmert: dass sie Duschgelegenheiten haben sollen; ….

Auch Politiker können sich schnell Sympathien erwerben, wenn sie den Leuten wirklich zuhören, wenn sie nicht nur Floskeln abspulen, sondern tatsächlich über Probleme und Lösungsmöglichkeiten sprechen.

Bescheiden sein und demütig – mir scheint, es ist doch gar nicht so verkehrt.

Es ist auch etwas anderes als duckmäuserisch und unterwürfig zu sein, ohne Selbstvertrauen und ängstlich.

Die weltliche Sprache sagt es so: Vor dem Gesetz sind alle gleich.
Unser christlicher Glaube sagt: Jeder Mensch ist ein geliebtes Kind Gottes.

Das ist die Perspektive aus der wir Jesus verstehen und erkennen, dass seine Mahnung nicht lebensverneinend ist, sondern einen guten Weg für das Miteinander weist.

Letztendlich geht es aber um mehr als eine moralische Mahnung.
Es geht um die rechte Beziehung der Menschen untereinander und zu Gott:

Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt –
wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.

In der Ewigkeit, wird zutage treten, dass es gut und richtig war, Arme, Krüppel, Lahme und Blinde einzuladen.

Ich hoffe, sie können mit mir die ganz einfache Schlussfolgerung ziehen:
Wenn wir ernsthaft daran glauben, dass Gott keinen Unterschied macht und ihm jeder Mensch gleich lieb und wichtig ist,
wenn wir wirklich glauben, dass es in seiner Herrlichkeit kein oben und unten gibt und keine Privilegien,

dann ist es angemessen, jetzt schon nach diesen Idealen zu leben.

5. Mai 2013: 6. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wer würde sich nicht nach Frieden sehnen –
Dennoch: der Unfriede gehört zu unserer alltäglichen Erfahrung.

Und umso mehr sehnen wir uns nach Frieden.

Was ist Frieden? Wann ist Frieden?
Frieden ist satt werden und keine Angst haben müssen ums tägliche Brot.
ist einander verstehen, gegenseitig Rücksicht nehmen und einander vertrauen können;
ist sich selbst und seine Mitmenschen annehmen können;

Welchen Frieden meinte Jesus,
als er zu seinen Jüngern, zu den Aposteln sagte:
Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch;
nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.

Bevor ich darüber nachdenke, erinnere ich mich an die ersten Worte des Auferstandenen als er den Jüngern erschien:
Er spricht sie an: „Friede sei mit euch!“

Jesus stiftet also Frieden zwischen sich und den Jüngern, die ihn im Stich ließen, verrieten und verleugneten. Friede ist zwischen mir und euch, sagt er – und nimmt den Jüngern so die Angst und ihr schlechtes Gewissen.

Was ist das für ein Friede, von dem Jesus spricht?
Dieser Friede, den die Welt nicht geben kann.

Dieser Friede hat seinen Grund, seine Wurzel in tiefsten Herzensgrund Jesu, in einer Überzeugung, die alle Evangelien mehrfach von Jesus überliefern:
Eine Stimme vom Himmel sagte: „Du bist mein geliebter Sohn!“

Jesus lebte aus dem Vertrauen und in der festen Überzeugung, dass er von Gott geliebt und angenommen ist.

Wer glaubt, dass Gott ihn liebt, weiß im Grunde seines Herzens:
„Es ist gut, dass ich lebe! Ich bin gut, weil ich von Gott komme!“

Je stärker dieses Selbst-Bewusstsein ist, umso größer der Friede in mir;
umso größer ist auch die Fähigkeit, sein eigenes Leben anzunehmen und umso größer ist die Fähigkeit, auch den Mitmenschen anzunehmen.

Wer erkennt, dass er bedingungslos von Gott geliebt ist,
Wer daran glaubt, dass er Gottes geliebtes Kind ist,
der darf immer mehr entdecken:
auch der andere, ist Gottes geliebtes Kind.

So kann ich leben und handeln, weil ich daran glaube, dass Gott mich liebt und weil ich daran glaube, dass Gott Dich liebt!

Das ist der Friede Jesu Christi,
das ist der Frieden, den er uns gibt,
das ist der Friede, der Feindschaft und Hass überwindet;
das ist der Friede, den wir der Welt zu geben haben.