01.11.24: Allerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder!
Heilige sind Menschen, die die Liebe Gottes zum Leuchten bringen!
Dazu sind wir alle berufen. Die Hilfe, die Geduld, die Zuneigung, die wir verschenken, bringt wirklich Gottes Liebe zum Leuchten.
Es ist einfach schön unter Menschen zu sein, die einander Wohl wollen und Freude und Leid miteinander teilen.

Grüßen wir Christus,
in dem die Liebe Gottes Mensch geworden ist:

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Manche ältere Menschen haben viele sogenannte Sterbebilder. Warum sammelt man diese Bilder?

Weil sie dabei helfen, die Menschen in Erinnerung zu behalten. Wir bleiben ihnen verbunden über ihren Tod hinaus – nicht nur als Erinnerung.
Es ist eine tiefere Verbindung, die den Tod überdauert: Dankbarkeit, Zusammengehörigkeit, Hoffnung.

Erinnern nur wir uns dankbar an die Verstorbenen – oder denken auch sie an uns? Was können sie noch, wenn sie nicht mehr da sind?
Denken sie an uns, die wir noch dieses Leben leben, das sie schon hinter sich gelassen haben?

Wie um auf diese Fragen zu antworten, wurde für das Fest Allerheiligen die Lesung aus dem Johannesbrief ausgewählt:

Wir sind Kinder Gottes – Jetzt!
Das ist auch unübersehbar: denn wir leben so:
bei uns muss niemand hungern, niemand alleine sein, wir pflegen keine Feindschaften, und vieles mehr!

Ich bitte sie: Stellen sie die berechtigten selbstkritischen Einwände kurz auf Pause, denn tatsächlich: das zeichnet uns Christen aus, trotz aller Unzulänglichkeiten.

Weiter lesen wir:
Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden!

Das ist die glasklare Erkenntnis: wir haben keine Ahnung davon, in welchem Zustand unsere Verstorbenen jetzt sind. Wir haben keine Vorstellung und können keine Vorstellung davon haben, was uns jenseits der Grenze des Todes erwartet.

Aber dabei bleiben wir nicht stehen, denn es gibt doch eine Aussicht:
Wir werden ihm – also Gott – ähnlich sein und wir werden ihn sehen, wie er ist.

Der Glaube an Gott, die Quelle des Lebens, und der Glaube daran, dass wir ihn sehen werden und ihm ähnlich sein werden sind untrennbar miteinander verbunden – so untrennbar wie die Sonne von der Wärme die sie uns schenkt.

Wenn Jesus Menschen „selig“ preist, drückt er darin die gleiche Zuversicht aus. Selig sind die Menschen, denn ihnen gehört der Himmel, sie empfangen Trost, sie erben das Land, sie werden satt von Gerechtigkeit, sie finden Erbarmen, sie schauen Gott, sie werden endlich Kinder Gottes genannt.

Übrigens heißt es nicht: Selig „nur“ Menschen! Sondern: Selig die Menschen, die Frieden stiften, die sich nichts auf sich selbst einbilden, die sich nach Gerechtigkeit sehen, die barmherzig sind.

Dieses Selig ist auch auf die Gegenwart bezogen: Denn Menschen, die man so beschreiben kann, haben die Seligkeit, die sie erwartet schon in sich, weil sie auf sie hinleben.

Die Menschen, die jetzt schon Kinder Gottes sind, werden selig sein und als Kinder Gottes offenbar werden und sie werden Gott ähnlich sein.

Ich wage zu denken: Sie werden keineswegs weniger „können“ als wir jetzt können. Vor allem aber werden sie fähig sein zu lieben – denn das macht uns am meisten Gott ähnlich sein.

Sie haben Anteil an Gott, der in allem ist und in dem alles ist und der in den Menschen und in der ganzen Schöpfung das Sein wirkt. Wenn wir die Menschen in Erinnerung behalten, die mit uns gelebt haben, bleiben wir tatsächlich mit ihnen verbunden, so wie sie mit uns verbunden bleiben. Sie wirken in uns als Gottes Kraft und stärken uns darin, als Gottes Kinder selig zu leben – als von Gott geheiligte Menschen eben.

Allgemeines Gebet

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor:

Vater im Himmel    L/A: Erhöre unser Gebet

  • Wir sind durch die Taufe geheiligt und dein Heiliger Geist ist in uns: Hilf uns, dass wir auf die Seligkeit hinleben, die wir erwarten.
  • Viele Menschen hoffen auf dich und sehnen sich nach Trost und Frieden: hilf ihnen, dass sie sich mit ihrem Leben aussöhnen können.
  • Du hast Frauen und Männer berufen, das Evangelium zu verkünden:
    hilf ihnen, dass sie das Vertrauen in deine barmherzige Liebe stärken.
  • Du hast alle Menschen nach deinem Bild erschaffen, damit sie für das Leben sorgen: hilf ihnen, dass sie sich nicht von Hass und Feindschaft vergiften lassen.

Lektor/in: Gott, wir singen dein Lob zusammen mit allen die an dich glauben – jetzt und in Ewigkeit. Amen.

25.12.2021: Weihnachten

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
warum lasse ich mir, warum lassen sie sich
den Glauben an Jesus Christus nicht ausreden?

Es gibt zahlreiche Argumente, die uns entgegengehalten werden:

Die Erzählungen des Lukas- und des Matthäusevangeliums sind völlig verschieden und lassen sich auch nicht harmonisch zusammenfügen.

Die Jahresangaben in den Evangelien sind zu ungenau. Man kann nicht sagen, wann Jesus geboren wurde.

Die Geburtsgeschichten enthalten viele Elemente, die sich auch in außerchristlichen und zum Teil älteren Geburtsgeschichten bedeutender Menschen finden lassen.

„Was stimmt eigentlich noch? Kann ich das alles noch glauben?“

Muss ich auch gar nicht. Denn es ist eigentlich glasklar: Die Geburtsge­schichten sind Geschichten, die den Glauben an Jesus verkünden.
Sie sind keine Reportage, sie entspringen keinen Tagebucheinträgen.

Lukas und Matthäus verwenden Anspielungen auf Verheißungen in der hebräischen Bibel, sie greifen sogar außerchristliche Motive auf und bringen sie mit Jesus in Verbindung. Sie verkünden jeder auf seine Weise:
Jesus ist der Heiland, der Sohn Gottes, der Retter.

Zusätzlich wird uns entgegengehalten: Jesus hat die Welt nicht gerettet!
Seuchen, Kriege, Feindschaften, Naturkatastrophen, Boshaftigkeit usw. sind nicht weniger geworden.

Auch das stimmt selbstverständlich. Und es ist ‑ bemerkenswert(!), dass Jesus sich gar nicht wie der Retter der Welt verhalten hat: Er hat keine Soldaten rekrutiert, er hat nicht demonstriert, er hat nicht behauptet, alles Leid dieser Welt abzuschaffen.

Im Gegenteil: Er hat darauf hingewiesen, dass es immer Arme geben wird, dass Naturkatstrophen die Menschen erschrecken werden, dass die Menschen weiter Krieg führen werden.
Allerdings hat Jesus auch gesagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt! Und er hat sich nicht unterkriegen lassen: Er hat seinem himmlischen Vater vertraut, mehr als ihm der Tod Angst gemacht hat.

Da haben wir es wieder: Sein himmlischer Vater. Er ist der Sohn! Der Sohn Gottes!

Es geht nicht darum, wie er gezeugt wurde.
Es geht nicht darum, wer sein biologischer Vater gewesen ist –
auch nicht darum, wer seine biologische Mutter war.

Gottes Sohn ist Jesus aus einem viel tieferen Grund:
Seine Gedanken und Worte und seine Handlungen haben eine Wurzel:

Das Vertrauen in den himmlischen Vater und seine schöpferische Liebe.

In den Evangelien ist überliefert und auf jeder Seite verständlich:
Die Liebe Jesu zum Leben und zu seinem Ursprung.

Jesus geht es ums Leben. Er hat den Menschen das Leben zurückgegeben:
davon erzählen die Heilungsgeschichten.

In seinen Lehren, seinen Weisungen und seinen Reich Gottes Gleichnissen hat Jesus den Weg gezeigt und erklärt. Wer sein Denken studiert und lernt so zu denken wie er, der kann – so wie Jesus selbst und vielleicht sogar noch mehr – dem Leben dienen, dem Leben aufhelfen,
die Menschen trösten und versöhnen und Frieden finden.

Deshalb verkündet das Johannesevangelium in seinem Vorwort:

Allen, die an ihn glauben, gab er Macht Kinder Gottes zu werden.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus heilt meine Seele – immer wieder – so dass sie nicht zerrissen wird von Angst und Aggression;
Jesus versöhnt mich mit meinem Leben und meiner Geschichte,
Jesus hilft mir, Frieden zu finden,
er zeigt mir den Weg des Lebens.

Und deshalb lasse ich mir den Glauben nicht ausreden, sondern feiere die Geburt meines Retters und Lehrers, der mich lehrt, ein Kind Gottes zu sein.

Fürbitten

Pr.: Gott, himmlischer Vater, du bist da, in uns und wir sind in dir.
Es ist eine unlösbare Einheit zwischen dir und uns. Deshalb beten wir für die Menschen, dass sie heil werden:

Herr, erhöre unsere Bitten.

  • Wir beten für die Mutlosen, um Mut.
  • Wir beten für die Menschen, die sich selbst Vorwürfe machen:
    um Versöhnung.
  • Wir beten für die Menschen in Armut und Not: um ein menschenwürdiges Leben.
  • Wir beten für die Glaubenden: dass sie immer besser lernen, deine Kinder zu sein.
  • Wir beten für die werdenden Mütter und Väter, um Freude und Zuversicht.
  • Wir beten für die Menschen in Russland und Belarus: dass sie vom Krieg verschont bleiben.
  • Wir beten für unsere Lieben: um Gesundheit und Wohlergehen.

Pr.: Gott, wir danken dir für das Leben, wir preisen dich für deine wunderschöne Schöpfung und wir ehren dich durch unsere Liebe zu deinen Geschöpfen. Amen.

05.01.2020: 2. Sonntag der Weihnachtszeit

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es ist eine traurige Geschichte, die der Prolog – also das Vorwort – des Johannesevangelium erzählt.

Das Licht leuchtet in der Finsternis – und die Finsternis hat es nicht erfasst.
ER der das Leben zeugt, kam in die Welt, die durch ihn geworden ist.
Doch die Welt erkannte ihn nicht.

Er, dem alles gehört, kam in sein Eigentum,
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Nicht erkannt werden, nicht erfasst werden, nicht aufgenommen werden.

Das kennt jeder – oder etwa nicht?
Ich werde nicht verstanden. Ich wurde in einen bestimmten Kreis nicht aufgenommen. Meine Vorschläge, meine Ideen werden ignoriert, verworfen.

Doch die Tragik ist unendlich gesteigert:
Der Schöpfer des Lebens wird von den Lebendigen nicht erkannt.

Das Licht kommt, aber die Finsternis hat kein Interesse daran.

Der Eigentümer kommt und wird nicht in sein Eigentum gelassen.

Der Ursprung der Schöpfung findet in seiner Schöpfung keine Heimat mehr.

Das ist die Geschichte von Adam und Eva: Wir sind selbst wie Gott!
Wir machen uns selbst zu Gott, zum Maß aller Dinge – als ob wir selbst die Welt erschaffen hätten.

Die Dunkelheit, die so entsteht ist das dunkelste Dunkel. Das Leben besteht aus Schweiß, Schmerzen und Schuldzuweisungen.

Das Vorwort des Johannesevangeliums erzählt zum Glück noch eine –
eine sehr viel schönere Geschichte:

Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an ihn glauben:

In denen wird die Finsternis hell, sie sind aus Gott geboren!
Sie setzen nicht auf Abstammung, auf Macht und auf Stärke:

Sie sind aus Gott geboren:
für sie ist Gott, der Ursprung des Lebens das Maß aller Dinge.
Wo Gott ist, da ist Leben.
Wo Menschen auf Gottes Wort hören, da wächst Leben.

In denen, die Gott aufnehmen, ist das Leben Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir, die erkannt haben, dass Jesus die Worte seines Vaters verkündet und den Willen seines Vaters tut,
wir sind die Erfolgsgeschichte Gottes.

Was gewinnen wir dabei?

Das Wort wird Fleisch. Es wohnt unter uns.
Wir haben seine Herrlichkeit gesehen. Gnade und Wahrheit.

Darf ich es ganz einfach ausdrücken?
Wir sonnen uns im Licht Gottes.
Wir genießen es, die Welt im Licht Gottes zu sehen;
Wir genießen es, die Schätze zu teilen; denn sie sind ja kein Raub,
den wir festhalten, sondern sie sind uns gegeben, damit wir sie teilen.

Wir leben und zwar aus Gnade
oder: wir leben, weil Gott uns das Leben schenkt,
uns mit seinem Leben erfüllt.

Wir sind nicht ins Dasein geworfen,
wir sind nicht den Kräften des Universums ausgesetzt,
wir sind nicht selbst gemacht und wir sind auch nicht Kinder des Zufalls,
wir sind nicht nackt, sondern umhüllt von Gottes schöpferischer Liebe.
wir sind gewollt und geliebt und belebt,

Unser Leben besteht aus Dank und Teilen.
Denn wir sind Kinder Gottes.
Das ist die Wahrheit.

27.10.2019: Weltmissionssonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
werden wir heute gerechtfertigt vom Gottesdienst nach Hause gehen?

Ich hoffe, dass sie jetzt sogleich innerlich gedacht haben?
Was bedeutet das eigentlich? Oder ganz zuversichtlich: Drauf vertraue ich!

Für mich übersetze ich es so:
Zwischen dem Zöllner und Gott ist Versöhnung geschehen – nicht aber zwischen diesem Pharisäer und Gott.
Der Pharisäer hat sich selbst für gerecht erklärt –
der Zöllner hat darum gebetet, dass Gott ihm verzeiht.

Jesus ärgert mit dieser Geschichte wieder die Braven, die Guten, die alles richtig machen. Aber das ist ganz sicher nicht sein Beweggrund.
Jesus möchte den Menschen den Weg zeigen, wie sie mit ihrer ureigentlichen Lebenskraft, mit Gott, in Berührung kommen.

Jesus möchte den Engagierten sicher nicht sagen:
Macht es wie der Zöllner und helft den Machtgierigen, die andere unterjochen und unterwerfen und demütigen und ihnen Gewalt antun.
Ihr dürft betrügen und euren Vorteil suchen – Gott ist es egal.

Es geht nicht darum, was der Pharisäer und der Zöllner getan haben:
Jesus fordert selbstverständlich Ehrlichkeit, Treue zu Gott, die Einhaltung des Mose-Bundes, Barmherzigkeit usw.

Es geht einzig darum, wie der Zöllner und der Pharisäer sich an Gott wenden: der eine mit Selbstgewissheit und sogar Verachtung für andere.
Der ist auch selbstgewiss: er weiß, dass er ein Sünder ist.
Deshalb bittet er Gott einfach, ihn nicht zu verurteilen, sondern gnädig zu sein. Deshalb kann er auch gerechtfertigt werden. Er kann Gottes vergebende Liebe erfahren.

Und dadurch ist er ein Model für alle, die in der Nachfolge der Apostel, der Heiligen und in der Gemeinschaft aller Christen Jesus nachfolgen.

Wir erwarten das Heil für die Welt und für uns selbst nicht von dem, was wir tun und leisten – wir erbitten und empfangen Leben und Heil von dem, den unseren lieben Vater im Himmel ansprechen, von unserem Herrn und Gott.

Wir können uns das Leben – das irdische und das ewige Leben – nicht verdienen – es ist und bleibt immer Gottes Geschenk an uns.

Schwestern und Brüder,
dieses grundlegende kindliche Dasein vor Gott verleiht eine größtmögliche Freiheit – die Freiheit der Kinder Gottes. Wir sind befreit von dem Zwang immer alles zu 100% richtig und gut machen zu müssen.
Wir sind wie Kinder, die selbstverständlich das Leben annehmen und versuchen so zu werden, wie die Eltern es ihnen zeigen.

Diese Freiheit der Kinder Gottes (=Erlösung) können die Jünger Jesu nicht für sich behalten. Vielmehr drängt diese Freiheit danach, geteilt zu werden. Sie soll alle Menschen in Freiheit setzen.

Deshalb sind von Jerusalem aus die Jünger Jesu in die Welt gezogen und haben die Frohe Botschaft überall verkündet: im Norden und Süden, im Osten und Westen. Und überall auf der Welt haben Menschen diese Freiheit dankbar angenommen und wiederum geteilt. Deshalb ist die Kirche Gottes eine weltweite ökumenische Gemeinschaft und über alle Grenzen hinweg miteinander verbunden.

Wir Katholiken feiern deshalb diesen Sonntag der Weltkirche an dem die Katholiken in aller Welt die ärmsten und bedürftigsten Ortskirchen unterstützen. Weltweit wird heute für sie gesammelt und gespendet, damit auch in schwierigen Situationen und in großer Armut die Freiheit der Kinder Gottes verkündet und geteilt werden kann.

Ein Beispiel dafür sind die Bistümer in den 7 kleinen Staaten in Nordostindien. Das Missio Plakat zeigt drei Schwestern unterwegs zu den Menschen, um ihnen in ihren schweren täglichen Problemen Hilfe anzubieten. Dadurch zeigen sie den Menschen, dass sie nicht vergessen sind,
dass es Liebe gibt, und dass sie wertvoll sind.

Für diese christliche Mission dürfen wir heute unsere großzügigen Spenden geben – um die ich Sie sehr herzlich bitte.