07.02.2021: 5. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Wir Christen, sind wir nicht nur vernetzt, sondern verbunden mit der ganzen Kirche – genau genommen mit allen, die mit uns an Christus glauben.
Ab und zu einmal müssen wir deshalb auch im Gottesdienst – im Licht des Evangeliums – unseren Blick auf unsere Kirche richten. Der Zustand, das Wohl und Wehe, dieser Kirche geht uns an:
Es ist ja unsere Kirche, wir sind diese Kirche – und wenn ein Glied dieser Kirche leidet, leiden wir alle mit.

Rufen wir zu Christus um sein Erbarmen, dass wir in seinem Geist und in seiner Nachfolge die Wege finden und gehen, damit unsere Kirche ihre Sendung in der Welt erfüllen kann.

Herr Jesus Christus, du bist das Haupt der Kirche.
Herr Jesus Christus, du unser einziger guter Hirte.
Herr Jesus Christus, Licht unseres Lebens

Zum Evangelium:
die ganze Stadt kam zum Haus des Petrus, weil Jesus sich dort aufhielt.
Er verkündete das Evangelium, er heilte die Kranken und den Dämonen, von denen er die Menschen befreite, verbot Jesus zu sagen, dass sie wussten, wer er war.

Verkünden – Heilen – Menschen von dem Befreien, was sie von sich selbst entfremdet: So erregt Jesus Aufsehen. Und immer wieder verbietet er, zu sagen, wer er ist. Warum dieses Schweigegebot?

AUs der Sicht des Mk-Evangeliums kann Jesus solange lebt und wirkt, nicht als Messias und Sohn Gottes erkannt werden, der Sünde und Tod überwindet. Als Sohn Gottes wird er erst offenbar, als er von den Toten auferstanden ist. Dann wird auch im Rückblick auf sein Leben verständlich , warum er die Kranken heilte und die Dämonen austrieb.

Solange er aber lebt, ist wichtiger, dass er das Reich Gottes verkündet: Die Menschen sollen nicht Angst haben, sondern sich freuen und daran glauben, dass Gott ihnen nahe ist.

Liebe Schwestern und Brüder, gerade jetzt ist es wichtig, den Menschen Mut zu machen: Wir sind nicht von Gott verlassen. Sein Geist weist uns die Wege, wie wir diese Menschheitsgeißel überwinden.

Stattdessen gibt unsere römisch-katholische Kirche in unserem Lande leider gerade jetzt ein erbärmliches Bild ab:

die Zahl der Glaubenden wird immer weniger: aus verschiedenen Gründen:

  • viele glauben nicht mehr an Jesus Christus und an Gott und den Heiligen Geist und meinen, dies sei mit einem aufgeklärten und natur-wissenschaft­lichen und vernunftgeleiteten Weltbild unvereinbar;
  • viele lassen sich von den Anforderungen des Alltags, von der Hetze und auch von der Suche nach immer neuen beglückenden Erlebnissen so in Anspruch nehmen, dass für Gott kein Platz mehr bleibt.
  • viele sind beeindruckt von all dem Schlechten, das über die Kirche, genauer über die Päpste und Bischöfe und Priester gesagt wird; dass viel Unrecht von Priestern verübt wurde, dass dies vertuscht wurde und dass nun manchmal versucht wird, unter den Teppich zu kehren, dass vertuscht worden ist.

Schlimmer als all das ist: viele Bischöfe und Priester und MitarbeiterInnen in der Seelsorge, scheinen selbst nicht mehr zu glauben, dass wir uns nicht fürchten müssen, weil Gott uns und allen Menschen nahe ist. Dabei ist es doch ihr Auftrag, den Glauben zu stärken und zu wecken.

Sie handeln aus Angst:
Sie haben Angst davor, sich und die Regeln in der Kirche zu ändern,
Sie vertrauen nicht mehr darauf, dass sie die Vollmacht haben,
die Kirche zu gestalten;
das wichtigste sind ihnen die geltenden Strukturen – wichtiger sogar als dass die frohe Botschaft die Menschen erreicht. Wenn jemand sagt: Macht das doch endlich anders – es geht nicht mehr so weiter, erheben sie den Vorwurf, jemand wolle nur Strukturen ändern, statt Evangelisierung zu befördern. Tatsächlich behindert aber das ängstliche Festhalten an den Strukturen und ihre Verteidigung die Evangelisierung.

Die Kirche wird nicht daran zugrunde gehen, wenn es verheiratete Priester gibt;

die Kirche wird nicht zugrunde gehen, wenn das Priesteramt auch Frauen offen steht;

die Kirche wird nicht zugrunde gehen, wenn sie die jungen Menschen dabei begleitet, ihre Sexualität als beglückende Kraft und Sprache der Liebe zu entdecken, anstatt an Verboten festzuhalten und an der Warnung vor der Sünde, die von Gott trennt.

Ich bin froh, dass auch im Fernsehen Religionslehrer zitiert werden, die dies den Bischöfen sagen, um ihnen die Augen zu öffnen – in etwa mit den Worten: Wissen Sie eigentlich, dass sich die jungen Leute nicht mal darüber ärgern, was sie über Sexualität lehren?

Und ich wünsche mir, dass die Bischöfe und wir alle endlich verstehen:
Unsere Sendung ist nicht, den Menschen zu sagen, was alles Sünde ist.

Unsere Sendung ist, dass wir verkünden und sichtbar machen:
Gottes Reich ist uns nahe. Es ist mitten unter uns, denn Gott ist in uns.

Das ist das Evangelium und wir dürfen es nicht verfälschen durch selbstgemachte und für göttlich erklärte Gesetze.
Wenn wir, die Glaubenden, die Diakone, Priester und Bischöfe uns nicht bekehren, machen wir uns selbst überflüssig.

22.11.2020: 90jähriges Jubiläum der Kirchweih

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Seit 90 Jahren dient unsere Herz Jesu Kirche als Gotteshaus für die Pfarrei Herz Jesu, der einmal 8000 Katholiken angehörten, bevor die Pfarrei Herz Marien neu gegründet wurde.

Wir feiern diese Zeit in einer ernsten Kirchenkrise und auch in einer ernsten Krise unserer Gesellschaft und unseres Staates: Es gibt eine immer größer werdende Zahl von Menschen, die erleben, dass sie und ihre Interessen übergangen werden: Der AFD ist es ein Leichtes, diese Menschen mit ihrem Frust und ihrem Zorn hinter sich zu bringen.

Wir, die Herz Jesu Gemeinde im Bistum Regensburg leben mitten in dieser Gesellschaft. Was ist unsere Aufgabe in dieser Zeit?
Wie stellen wir uns unsere Zukunft vor?
Worauf bereiten wir uns vor? Welche Pläne entwickeln wir?
Viel wichtiger und ernster? Was will Gott von uns?

Das ist nicht leicht zu beantworten, denn das steht nirgendwo aufgeschrieben. Wir müssen die Antwort selbst suchen – aber wir sind dabei nicht nur auf uns selbst gestellt:
Uns sind die Evangelien gegeben, die Zeugnis geben von Jesus Christus und seiner Lehre und Frohbotschaft.
Uns ist der Heilige Geist gegeben, der uns hilft zu erkennen, was gut ist, was wichtig ist und der uns Kraft gibt.

Denken wir also nach in drei Schritten: Sehen, urteilen, handeln.

Für die Beschreibung der jetzigen Situation kann man viel Zeit verwenden, doch jeder sieht es: Entkirchlichung, Glaubensverlust, Skandale, Vertrauensverlust, widerstreitende Kräfte der Neuerungen und der Abwehr von Neuerungen.

Die römisch-katholische Kirche bietet in großen Teilen ein desolates Bild.
Niemand hat derzeit einen Plan.
Ich gebe zu, wenn so viele klügere Menschen, Professoren, Bischöfe keinen Plan haben – wie sollen wir einfachen Katholiken in unserer kleinen Pfarrei mit nicht mal 3000 Katholiken uns anmaßen, einen Weg aus der Krise zu finden?

Andererseits: Viele Stimmen ergeben einen starken Chor und wenn viele Stimmen versuchen gemeinsam zu tönen, finden sie oft wie von selbst ihre Harmonien. Scheuen wir uns also nicht, unsere Stimme beizutragen.

Und noch etwas: Tun wir nicht nichts, weil wir nicht alles tun können.
Tun wir, was uns möglich ist – mehr müssen wir nicht von uns verlangen.

1. Christen sind zu den Geringsten gesandt:
Der vielfältigen Not begegnen und sie lindern. Den Not Leidenden nahe sein. Das ist das A und O. Es gibt keine geringen Menschen für Gott.
Wir müssen selbst mit gutem Beispiel vorangehen und wir müssen in unserer Gesellschaft dafür eintreten, dass es keine Geringen gibt.
In den Gesprächen, in den Wahlen, vielleicht sogar bei Demonstrationen.

2. Christen sind eine Gemeinschaft der Erlösten:
Wir können gar nicht erlöst genug aussehen. Unter uns soll es ein Netz geben, so dass niemand sagen muss: Niemand ist da, der mir die Hände reicht. Es ist wichtig, dass keiner von uns alleine ist – nicht im Leid und nicht in der Freude.

3. Christen sind Menschen mit einem guten Geist:
Menschen, die freundlich sind, hilfsbereit,
die sich etwas trauen, die Mut haben,
die Frieden in sich haben –
den Frieden, der von Gott kommt.
Deshalb ist es wichtig und unverzichtbar, dass wir uns gegenseitig im Glauben stärken, dass wir auf das Wort Jesu hören, dass wir zu Gott beten und in der Gemeinschaft und in der Stille uns seine Liebe vergegenwärtigen.
Christen sind Menschen, die aus der Mitte leben, aus der Liebe Gottes und diese Liebe ausstrahlen in Wort und Tat.

Amen.

31.12.2019: Jahresschluss

Lesung: Kol 3,12-19 – Ev: Joh 15,11-17

HERZLICH WILLKOMMEN

Gott, der jeden Tag bei uns ist und uns mit seinem Geist erfüllt,
seit mit euch

Einführung:
Ein letztes Mal in diesem Jahr kommen wir in unserer Kirche zusammen. Mit der Eucharistie, der Danksagung an Gott soll das Jahr enden.
Wer um Mitternacht wach ist und sich ein gutes neues Jahr wünscht,
dankt dabei daran, dass es nicht nur an uns liegt, wie im kommenden Jahr das Leben verläuft.
Es lag nicht nur an uns, was im vergangenen Jahr geschehen ist:

Alles, alles legen wir in Gottes Hand, wenn wir zu ihm rufen:
Herr, bleibe mit deinem Erbarmen bei uns: Bleibe mit deiner Nachsicht und mit deiner Großzügigkeit bei uns, der du uns das Leben schenkst:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,
Notre Dame in Flammen, der Regenwald im Amazonasgebiet in Flammen, Australien brennt – wird bald die ganze Erde in Flammen aufgehen, brennt nicht nur Notre Dame oder wird bald die Kirche insgesamt durch die Flammen des Unglaubens verzehrt?

Viele machen sich große Sorgen: denn es gibt gute Gründe, den Mahnern und Warnern zu glauben und zu begreifen, dass die Menschheit – global – einen Überlebenskampf führen müsste: Es geht um mehr als Arbeitsplätze und Einkommen: Es geht ums Überleben.
Klimaforscher sagen – die meisten jedenfalls – wir verhalten uns wie Menschen, deren Haus brennt und die sich darüber sorgen machen, wie man die Möbel vor dem Löschwasser schützen kann.

Die Klimakatastrophe – so sagen die Wissenschaftler – wird in 10 Jahren unumkehrbar sein, wenn die Menschheit ihr Verhalten nicht drastisch ändert. – Zu Recht werden die Regierungen gefordert:
Denn die Parlamente und Alleinherrscher stellen durch Gesetze die entscheidenden Weichen, damit sich das Verhalten ändern wird.

Und die Kirche, das Volk Gottes, die Getauften in den verschiedenen Konfessionen: In unseren Breiten schaffen sie es nicht mehr, ihre Verwandten und Freunde für den christlichen Weg des Lebens zu begeistern: Die wenigen Eltern, die es bei ihren Kindern ernsthaft versuchen, müssen meistens sehen, dass die Kinder den Glauben in eine Nische stellen – aber die Gemeinschaft nicht mehr pflegen.
Es gibt viele Gründe, sich wegen unserer Kirche und ihrer Zukunft große Sorgen zu machen: Die Vorhersagen sind genauso katastrophal wie die der Klimaforschung. In 40 Jahren wird sich die Zahl der Kirchenmit­glieder von 44 auf 22 Millionen halbieren. – Und die Kirchen diskutieren über eucharistische Gastfreundschaft bei konfessionsverbindenden Paaren!

Wie können wir auf ein solches Jahr – das in vieler Hinsicht nicht viel anders war als die vorherigen – zurückschauen?
Gibt es Grund, zu danken? Gott zu danken?

Wie können wir trotz der vielen Gründe zur Klage und zur Sorge, zur Enttäuschung und vielleicht sogar zur Wut, dankbar sein?
Wie können wir dieses Jahr in Frieden beschließen?
Oder logischer gefragt: Wie können wir Frieden in uns haben?

Liebe Schwestern und Brüder, weil es noch viel mehr Probleme gibt (Rüstung, Kriege, Waffenexporte, Ausbeutung der Arbeitskräfte in der ganzen Welt durch die Mechanismen des „freien Marktes“ und seiner Profiteure), kann ich nicht umhin zu sagen:
Wer Ideale hat, wem etwas an der Welt, an den Menschen und an der Kirche liegt, kann nicht zufrieden sein. Damit es besser wird, ist Widerspruch notwendig, Auseinandersetzung und Protest und Engagement! Es wäre ein fauler Friede, den Kopf in den Sand zu stecken und zu denken: Für mich läuft es eigentlich ganz gut.

Jesus preist die Menschen selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit – die sich einsetzen und etwas dafür tun!

Im Frieden kann ich das Jahr nur beschließen, wenn ich mir bewusst mache, was ich tun kann, damit es besser wird: in der Kirche und mit der Menschheit:

Frieden kann ich in mir haben, wenn ich mich einsetze für Verbesserungen – nicht gegen andere Menschen: Der eigene Einsatz soll auch ihnen zugutekommen – auch wenn es verschiedene Meinungen gibt, was Verbesserungen sind.

Im Frieden kann ich das Jahr nur beschließen, wenn ich sehe und achte, dass es viele Gründe gibt, zu danken und dankbar zu sein:
Das alles ist es wert, dafür einzutreten, sich auseinanderzusetzen, sich zu engagieren. Woher kommt die Kraft dafür?

Die kleinen und scheinbar selbstverständlichen Dinge im Alltag – sie sollten uns darin bestärken, uns  für die Zukunft der Menschen und der Kirche einzutreten.

 

 

Es war einmal eine weise Frau. Sie hatte kein leichtes Leben und musste mühsam für ihren Lebensunterhalt sorgen.

Jeden Morgen, bevor sie ihr Tagwerk begann, ging sie in ihre Speisekammer und nahm eine Handvoll Bohnen aus einem Sack. Diese steckte sie sich in ihre rechte Hosentasche.

Wann immer ihr im Laufe des Tages etwas Schönes begegnete – das Lächeln eines Kindes ‑  der Gesang eines Vogels ‑ ein Mitmensch, der ihr eine Freundlichkeit erwies ‑ der Duft einer Tasse Kaffee ‑ ein Sonnenstrahl, der ihr Gesicht traf – eine schöne Blume ‑ oder ein schattiger Platz in der Mittagshitze –
kurz gesagt, für alles, was ihr Herz und ihre Sinne erfreute, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Hosentasche wandern.

Am Abend, bevor sie sich schlafen legte, nahm sie die Bohnen aus ihrer linken Tasche. Sie erinnerte sich bei jeder einzelnen Bohne an das Schöne, an das, was ihr an diesem Tage Freude bereitet hatte.

Und wenn sich auch nur ein einziges Böhnchen in ihrer linken Schürzentasche fand, dann war es für sie ein Tag, an dem es sich gelohnt hatte, zu leben.

15.12.2019: 3. Adventsonntag LJ A

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das sind leere Versprechungen! – Das ist ein schlimmer Vorwurf!
Darin drückt sich tiefes Misstrauen aus. „Leere Versprechungen“.

Es wird versprochen: Die Steppe wird blühen! Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen! Gott wird kommen und euch retten!

Die Engel versprechen: Er wird groß sein! Friede auf Erden den Menschen!

Und was ist?
Kriege toben. Christen werden verfolgt. Israel ist in sich gespalten und seine Existenz wird von anderen Staaten in Frage gestellt.

Die Kirchen bieten einen traurigen, verbrauchten Anblick: sie erschöpfen sich in Lehre und Caritas – doch begeistern sie nur noch sehr wenige für die eigentliche Botschaft vom Reich Gottes.

Ist Christus eine falsche Versprechung? Können wir ihm wirklich glauben?
Hat er die Königsherrschaft Gottes gebracht?

Zweifel über Zweifel – geweckt und genährt von der Wirklichkeit.

Ähnliche Zweifel bedrängen Johannes. Deshalb lässt er zwei seiner Jünger Jesus fragen: bist du der der kommen soll?

Schwestern und Brüder: Können wir glauben und können wir vor unseren Bekannten und Freunden vertreten: Jesus ist der Messias!
Jesus ist der Retter der Welt und der Menschen!

Oder bleibt ihnen dabei das Wort im Mund stecken?

Welche Argumente gibt es gegen den Zweifel?
Warum bin ich überzeugt davon, dass Jesus wirklich der Messias ist?

Jesus verändert die an ihn glauben:

Ich sehe die vielen Menschen, die sich für andere einsetzen – ob mit Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer oder in der Krankenpflege oder in der Erziehung.

Ich höre die Nachrichten von den vielen Projekten und Aktionen, die die Lebensverhältnisse armer Menschen in jedem Erdteil dauerhaft verbessern.

Und ich begegne selber Menschen, die neu angefangen haben und wieder an sich selber glauben und ihre Möglichkeiten, etwas Gutes zu tun.

Jesus heilt auch mich selbst und bewahrt mich vor Pessimismus und Mutlosigkeit:

Trotz vieler Verbrechen und trotz der Bosheit,
sehe ich das Gute in der Welt und auch in mir.

Trotz mancher Rückschläge verliere ich nicht den Mut und sehe einen Sinn darin, für den Frieden, für das Reich Gottes zu arbeiten und zu werben.

Jesus gibt mir durch sein Leben, durch seine Art zu leben,
durch seine Unerschrockenheit und seine Leidenschaft für Gott und Mensch
Mut und Zuversicht und den Glauben daran,
dass die Menschheit darin ihre Zukunft findet.

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Menschheit gerettet:
Er hat sie davor gerettet, sich den dunklen Kräften der Seele auszuliefern.

Jesus bewahrt uns im Glauben und im Einsatz für
Gerechtigkeit und Wahrheit und Freiheit und Barmherzigkeit und Liebe.

Das Reich Gottes ist mitten unter uns und es kommt unaufhörlich –
wo immer Menschen auf Gottes Geist hören und ihm folgen

21.10.2018 Kirchweih

Lesungstexte: Jes 56,1.6-7 – 1 Kor 3,9c-11.16-17 – Joh 4,19-24

Liebe Schwestern und Brüder,
Groß ist unsere Kirche! Wirklich sehr groß!
Und sie wird nur sehr selten voll. Ist sie zu groß?

Unter praktischen Gesichtspunkten könnte man das sagen.
Für den großen Raum braucht man viel Zeit um ihn zu reinigen.
Es sind große Flächen, wenn renoviert werden muss.
Der große Rauminhalt verschlingt viel Heizenergie und Strom und verursacht auch sonst hohe Kosten.

Die Tatsache, dass viele freie Plätze in unserer Kirche sind, möchte ich auch so verstehen: Das ist ein Zeichen dafür, dass wir in der Kirche immer Platz haben, wenn jemand zu uns kommen will.
In der Kirche ist Platz für die Menschen, um sie aufzunehmen, um sie willkommen zu heißen, um ihnen Gemeinschaft zu schenken und Geborgenheit.

Nehmen wir also unsere Kirche an, die vor 88 Jahren geweiht worden ist.
Nehmen wir sie als ein Symbol für uns selbst:
dass wir uns nicht abschließen: wir sind kein geschlossener Kreis.
Wir genügen uns nichts selbst.
Wir sind Gottes Volk, von ihm zusammengerufen und von ihm gesandt, ihn zu verkünden, seinen Namen groß zu machen, ihn zu rühmen vor den Augen der Menschen, damit sie seine Stimme hören und ihn erkennen.

Hören wir auf die wunderschönen Bilder der Heiligen Schrift:
Jesaja der Prophet, spricht davon, dass wir den Bund halten,
dass wir Recht und Gerechtigkeit wahren, und dass Gott alle – auch die Fremden – mit Freude erfüllen wird, wenn sie ihn loben.

Paulus erinnert uns daran, dass wir Gottes Tempel sind, dass der Heilige Geist in uns wohnt. Der Grund, auf dem wir stehen, ist Jesus Christus.

Das Ev. des Johannes erzählt von dem Gespräch mit der samaritischen Frau. Jesus macht deutlich: Es kommt nicht darauf an, wo Gott angebetet wird: Gott will im Geist und in der Wahrheit angebetet werden – an jedem Ort und von jedem, der ihn erkennt: der erkennt, dass das Leben von Gott kommt und dass Gottes Geist und Leben in allem ist.

Kirche ist da, wo Menschen Gott rühmen und auf Gott hören und für Recht und Gerechtigkeit unter den Menschen sorgen.

Das tut die Kirche, das tun die Menschen in der Kirche – wo Christen sind, da wird für Arme und Kranke gesorgt, da wird für die Kinder und ihre Bil­dung gesorgt, da finden die Entrechteten jemand, der für ihr Recht eintritt.

Das dürfen wir sagen – auch wenn es immer wieder Entgleisungen gibt:
Wenn Menschen in der Kirche, Priester, Bischöfe, Angestellte und Ordensleute Unrecht tun und Unglück bringen.
Dennoch ist es so: wo Christen sind, finden Menschen – besonders die kleinen, die ohnmächtigen und Armen – Unterstützung, Hilfe und Heilung.

Unsere Hilfswerke – Missio zum Beispiel – werden nicht müde, den Einsatz der Kirche für Recht und Gerechtigkeit zu fördern und vor allem auch dafür, dass immer mehr Menschen Gottes Liebe erkennen und Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Deshalb bitte ich sie um Ihre Spende am kommenden Sonntag für Missio, nein nicht für dieses Hilfswerk, sondern für die über 1000 Bistümer, die auf diese Kollekte am kommenden Sonntag angewiesen sind, um ihr kirchliches Leben im Dienst für die Entrechteten aufrecht zu erhalten.

Das kirchliche Leben der Gemeinde aufrecht zu erhalten und die nötigen Mittel dafür bereit zu stellen, das ist Aufgabe der Kirchenverwaltung – hier bei uns. 7 Frauen und 9 Männer kandidieren für dieses wichtige Amt.
Ich freue mich, dass alle, die gefragt wurden, Ja gesagt haben und danke herzlich für diese Bereitschaft.
Bitte sehen sie sich die Wahlliste an. Sollten sie einen Einwand haben, müssen sie ihm bis nächsten Sonntag im Pfarramt kundtun.

Bitte gehen Sie am 17. Und 18. November zur Wahl. Wenn Sie nicht persönlich zur Wahl kommen können, haben Sie die Möglichkeit, ab dem 5. November die Briefwahlunterlagen im Pfarrbüro abzuholen.

Unsere Kirche ist groß, Schwestern und Brüder, wer mit uns zusammen Gott loben will, seine Botschaft hören will – im Geist und in der Wahrheit, den heißen wir willkommen. Denn wir alle sind Gottes Kinder.

01.07.2018: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wegen des Festes Johannes des Täufers am vergangenen Sonntag fehlt uns die Vorgeschichte zum heutigen Evangelium: Jesus hatte den Sturm auf dem See gestillt. Die Jünger im Boot fragten sich: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“
Beantwortet wird diese Frage durch die Dämonen: Jesus hatte einen Mann von einer Legion befreit: Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes.

Die Heilungswunder von dem Mädchen und der Langzeitkranken Frau dokumentieren und belegen, was die Dämonen über Jesus gesagt haben:
Er ist der Sohn Gottes – er ist sogar Herr über den Tod.

Ich möchte auf 2 Beobachtungen in diesem Abschnitt von Mk 5 hinweisen, die diese Geschichten für uns bedeutsam werden lassen:

  1. Der Name des Synagogenvorstehers „Jairus“:
    Es ist wieder ein sprechender Name, den man übersetzen kann:
    Gott wird erstrahlen oder Gott wird erwecken. Das sind die beiden Bedeutungen. So sagt der Name des bittenden Vaters bereits, was geschehen wird: Jesus wird das Mädchen erwecken und Gott wird dadurch erstrahlen.
  2. Ein zentrales Wort in beiden Geschichten ist das Wort: glaube:
    Glaube, vertraue, dass Gott hilft, dass Gott rettet, dass Gott das Leben bewahrt.
    Zu der kranken Frau sagt Jesus: Dein Glaube hat dir geholfen.
    Zu Jairus sagt er: Fürchte dich nicht, glaube nur!

Die beiden Heilungswunder verkünden also die Botschaft:
Gott erstrahlt, er erweckt zum Leben, die an ihn glauben.

Diese Botschaft klingt harmonisch zusammen mit den Sätzen aus dem Buch der Weisheit, die wir in der 1. Lesung gehört haben. Das sind so schöne Sätze, dass ich sie gerne noch einmal zitieren möchte:

Gott hat den Tod nicht gemacht. Zum Dasein hat er alles geschaffen.
Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.

Liebe Schwestern und Brüder, darin liegt die Bedeutung dieser Geschichten für uns:

Gott erweckt zum Leben, darin erstrahlt seine Macht!
Der Glaube an Gott und der Glaube an die Unvergänglichkeit des Menschen gehören untrennbar zusammen.

Doch – das ist mir noch ein wenig zu allgemein.
Ich möchte es konkret anwenden auf die Situation, in der wir leben:

Ist die Kirche, katholisch, evangelisch, orthodox, nicht eine Langzeitpatientin? Wird sie nicht von vielen als hoffnungslos krank abgeschrieben.
Gleichen wir nicht oft dem Töchterchen des Jairus, um das schon die Totenklage gesungen wird?

Man sagt uns voraus, dass der Glaube an Christus und seine Auferstehung und an die Auferstehung der Toten überholt und überflüssig sei?
Jeder Kirchenaustritt hat die Botschaft: „Ich brauche euch nicht!“
„Ihr habt keine Zukunft mehr!“?

Die Krankheitszeichen sind nicht zu übersehen – Mancherorts scheint die Christenheit schon gestorben zu sein ‑  wir alle sehen das!

Doch die Geschichten enden ja damit, dass die Frau geheilt und das Mädchen zum Leben erweckt wird:

Machen wir es wie die Frau, wie Jairus:
Gehen wir zu Jesus, suchen wir seine Nähe, dass wir denken, fühlen, hoffen, glauben wie er, dass seine Kraft zu uns kommt;
dass er uns anspricht und sagt: Mädchen, Kirche, Volk Gottes steh auf.

Liebe Schwestern und Brüder,
das ist ganz persönlich. Denn wir sollen ja nicht warten, bis jemand anderes zu Jesus geht und ihn bittet.
Jeder von uns selbst kann und darf und muss zu Jesus kommen,
damit Jesus uns aufrichtet;
dass wir wieder Lust haben, die frohe Botschaft zu hören
er stärkt unseren Glauben, dass das Leben von Gott kommt und dazu bestimmt ist, Gottes ewige Güte und Liebe erstrahlen zu lassen.

24. April 2016: 5. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Apostelgeschichte erzählt ausführlich, wie sich die Gemeinschaft der Jünger nach der Himmelfahrt Jesu entwickelte:
Verängstigte Leute ohne Plan und ohne Mut veränderten sich durch „den Heiligen Geist“ wie sie das nannten:

Plötzlich verkündeten sie freimütig die Auferstehung Jesu:
„Kehrt um und glaubt an Jesus und lasst euch taufen! Dann werdet ihr gerettet!“ Das verkündeten sie im Tempel und in den Synagogen.

Die Konsequenzen waren dem sehr ähnlich, was Jesus zu ertragen hatte:
Festnahme, Folter, Tötung und: Ausschluss aus der Synagoge –
aus dem Volk der Juden, dem Volk Gottes.

Das musste so kommen – das war die Voraussetzung dafür, dass etwas Neues entstehen konnte. Die versprengten Jünger Jesu bildeten überall kleine Gemeinschaften. Und bald nannte man die Leute, die an Jesus glaubten nach ihrem Herrn: Man nannte sie „die Gesalbten“.

Christen nennen wir uns bis heute, weil wir gesalbt sind mit dem Heiligen Geist – mit dem Geist Jesu selbst. Er schenkt uns Einsicht und Weisheit,
Rat und Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

Liebe Schwestern und Brüder,
ideal wäre es, wenn jeder von uns sich zutrauen würde, auf seine Weise diese Gaben zu erklären. Wir können uns dabei bereichern durch unsere verschiedenen Gedanken und Sichtweisen.

Da ist noch eine Bemerkung, die in dem kurzen Abschnitt aus der Apostelgeschichte nicht ganz unwichtig ist:
Paulus und Barnabas „bestellten in jeder Gemeinde durch Handauflegung und Gebet Älteste.“

So werden die ersten Anfänge des Amtes in der Kirche geschildert:
Bis heute bestellen die Bischöfe durch Handauflegung und Gebet Männer mit dem Auftrag in der Gemeinde das Wort zu verkünden und dafür zu sorgen, dass den Armen geholfen wird. Sie sollen so wie Jesus die Menschen ermutigen, sie heilen, trösten, mahnen und mit ihnen das Brot brechen – gemäß dem Auftrag des Herrn.

Paulus erklärt im Titusbrief, welche Leute als Älteste geeignet sind:
rechtschaffene Männer, nur einmal verheiratet, mit wohl erzogenen Kindern …  –  seither hat sich einiges verändert.

Deshalb darf man ruhig fragen:
Wenn es nicht mehr wichtig ist, dass die Männer verheiratet sind,
sondern sogar inzwischen verlangt wird, dass sie ehelos sind,
warum ist es dann für alle Zeiten wichtig, dass es Männer sind?

Trotz solcher Fragen steht fest: das Bischofsamt und von ihm ausgehend das Priester- und Diakonenamt haben in allen christlichen Kirchen großen Anteil daran, dass das Evangelium bis heute den Christen Hoffnung gibt und Richtschnur ist für ihr Handeln. Das Amt garantiert, dass die Botschaft verkündet wird und überliefert wird.

Dennoch gibt und gab es immer viele Christen, die die Bischöfe und Priester und Diakone bei weitem übertroffen haben: in der Sorge für die Armen, in der festen Glaubensüberzeugung, im Einsatz für die Kirche.
Es ist sogar so, dass wir Amtsträger in der Kirche die anderen Christen brauchen, damit wir unsere Aufgabe im Volk Gottes erfüllen können.

Liebe Schwestern und Brüder, was wäre ich als Pfarrer, ohne Euch?
Wie sollte ich Zuversicht geben, wenn ich nicht sehen könnte: Da sind Christen, die aus dem Glauben leben möchten; wie sollte ich die Gemeinde leiten können, wenn niemand Lust hat zusammen zu kommen?

Wie sollte ich glauben können, wenn niemand mit mir den Glauben teilt?

Zu allererst sind wir Priester und Bischöfe ja Christen und haben den Glauben von unseren Schwestern und Brüdern empfangen und gelernt.

Liebe Schwestern und Brüder, die Kirche darf kein von oben nach unten sein. Wir sind das Volk Gottes. Eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, in der jeder den anderen braucht. Wer der erste sein will, soll der Diener aller sein!  Unsere erste Sendung ist, dass wir das neue Gebot Jesu leben: dass wir einander lieben, wie Christus uns geliebt hat – dass wir also füreinander da sind und uns gegenseitig unterstützen. Das tun wir miteinander und wir brauchen einander, damit wir in dieser Zeit Christen bleiben können. Amen.

Bußgottesdienst Fastenzeit 2014: „… und fange bei mir an“

Bis der Morgenstern anbricht

Bild: Bis der Morgenstern anbricht, Sieger Köder

 

Der Bußgottesdienst ist erarbeitet nach einer Vorlage von Horst Krahl,
Veröffentlicht in: Neu beginnen – versöhnt Leben, Matthias-Grünewald-Verlag, 1999

 

 

 

 

 

 

Eröffnung

Einzug in Stille

Gesang:             O Herr nimm unsre Schuld                      GL 1681-3

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
Wenn viele kleine Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, ist das der Anfang einer neuen Wirklichkeit: Die Welt ändert sich nur, wenn sich die einzelnen Menschen ändern. Das Thema des Gottesdienstes drückt das aus: „… und fange bei mir an!“

Stell dir vor, der Herr käme zu uns, um zu sehen,
ob wir in seinem Geist leben oder uns nur christlich nennen.

V: Erbarme dich Herr
A: Erbarme dich, Herr

Stell dir vor, er käme unerkannt zu unserem Gottesdienst.
Würde er gegrüßt und aufgenommen oder würde er nur Menschen sehen, die am anderen keinen Anteil nehmen?

V: Erbarme dich Herr
A: Erbarme dich, Herr

Stell dir vor, er könnte in dein Herz schauen und die Dinge sehen, die du heimlich tust und nach außen verbirgst.

V: Erbarme dich Herr
A: Erbarme dich, Herr

Gebet
Ich komme zu dir, mein Gott.
Ich möchte dein Wort hören, weil es mir Mut macht und den Weg zeigt.
In deine Hände lege ich meine Sorgen, meine Zweifel und alle Angst.

Ich kann oft kaum glauben, ich bin unruhig und zerrissen.
Dir vertraue ich mich an.

Ich möchte lieben können, ich möchte dir danken können,
zusammen mit den anderen, die an dich glauben, dafür, dass du da bist für uns.

VERKÜNDIGUNG UND GEWISSENSERFORSCHUNG

Lesung (Röm 12,9-18)

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom:

Schwestern und Brüder, eure Liebe soll aufrichtig sein.
Und wie ihr vor dem Bösen Abscheu haben müsst,
so sollt ihr das Gute lieben.
In herzlicher Liebe sollt ihr miteinander verbunden sein.
Kommt euch in der Achtung voreinander zuvor.
Setzt euch unermüdlich für Gottes Reich ein.
Lasst euch ganz vom Heiligen Geist durchdringen,
und lebt ganz für Christus, den Herrn.

Freut euch, dass ihr Menschen der Hoffnung seid.
Seid standhaft, wenn ihr verfolgt werdet.
Und Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen.

Teilt, was ihr habt, mit den Christen, die in Not geraten sind,
und seid vor allem gastfreundlich!
Wenn Menschen euch das Leben schwermachen,
so betet für sie, statt ihnen Schlechtes zu wünschen.
Wenn andere fröhlich sind, dann freut euch mit ihnen.
Weint aber auch mit den Trauernden!
Bemüht euch in eurem Denken und Handeln um ein gemeinsames Ziel!
Strebt nicht danach über anderen zu stehen,
sondern achtet die anderen genauso hoch wie euch selbst.
Meint nicht, ihr wüsstet mehr als die anderen oder
ihr würdet es besser verstehen.

Vergeltet niemals Unrecht mit neuem Unrecht.
Seid darauf bedacht, allen Menschen Gutes zu tun.
Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt,
lebt mit allen Menschen in Frieden.

Wort der Heiligen Schrift

Lied:                   Gib uns Frieden jeden Tag                     GL 956/1-3

Ansprache
Ein junger Mann betrat im Traum einen Laden. Hinter der Theke stand ein Engel.
Hastig fragt er ihn: „Was verkaufen Sie, mein Herr?“

Der Engel antwortete freundlich: „Alles, was Sie wollen.“

Der junge Mann begann aufzuzählen:  „Dann hätte ich gern das Ende aller Kriege in der Welt,
bessere Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft,  Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika,
Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in der Kirche
und … und …“

Da fiel ihm der Engel ins Wort: „Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden.
Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen.“

Liebe Schwestern und Brüder,
die Wunschliste ist lang – wenn wir uns eine bessere Welt vorstellen.

Es gelten aber diese zwei Dinge:

Erstens: Die Welt ist wie sie ist:
Wir leben in der Welt und sie ernährt uns, sie gibt uns Luft zum Atmen und Wasser zum Trinken
Aber Kälte und Wärme, Wasser und Hitze, Erdbeben und Vulkane, Bakterien und Krankheiten bedrohen uns und verkürzen oftmals das Leben.

Zweitens: Wir Menschen gestalten diese Welt und das Miteinander in dieser Welt.
Frieden ist, wenn wir Frieden schaffen  – Krieg ist, wenn wir Kriege führen.
Gerechtigkeit ist, wenn wir gerecht sind – Ungerechtigkeit, wenn wir sie dulden oder selbst ungerecht sind.
Die Welt ist – zu einem großen Teil – das, was wir aus ihr machen.

Der Apostel Paulus gibt uns viele Hinweise, in welcher Weise wir Christen unser Miteinander gestalten können.

Was immer von diesen Sätzen für uns besonders zutreffend ist: Es kommt darauf an, dass wir handeln und leben.

Als Christ leben heißt: Sich selbst auf den Weg machen, selbst in die Nachfolge Jesu eintreten, selbst etwas tun.

Wir haben den Samen: Gottes Geist, Jesu Vorbild, die Sehnsucht nach Gutem,

Der Same ist ausgesät. An uns ist es, dass wir Früchte bringen:
Dass wir uns ganz von Gottes Geist durchdringen lassen und das Tun, was Gottes Geist entspricht:

Besinnen wir uns auf unser Leben:
Schauen wir genau hin. Wir werden merken: Wir leben in Gottes Geist – dafür gibt es viele Beispiel
Wir werden aber auch merken: Nicht immer, manchmal fällt es uns schwer. Manchmal ist es ein anderer Geist, der unser Tun bestimmt.
Dafür bitten wir um Vergebung und um die Kraft, dass die wir in manchen Situationen brauchen, um Gottes Geist zu folgen.

Gewissenserforschung

Nach jeder einzelnen Frage ist eine Pause von wenigstens einer halben Minute einzuhalten, nach jedem Block wenigstens eine Minute. 
Die jeweilige Sprecherin setzt sich nach einem Fragenblock und signalisiert damit den Beginn der längeren Stille.

1. Wahrhaftigkeit und Liebe
Häufig klagen Menschen über rücksichtloses, liebloses Verhalten, über die vielen Lügen und dass immer mehr Misstrauen herrscht.

Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen – und fange bei mir an

  • Wie halte ich es mit der Wahrheit?
    Benutze ich die Unwahrheit als Ausrede – damit ich keine unangenehmen Fragen beantworten muss?
  • Ich brauche die persönliche Privatsphäre.
    Achte ich die Privatsphäre anderer – oder will ich alles wissen?
  • Spiele ich anderen etwas vor, so dass ich nach außen nur eine Maske zeige, die mein wahres Gesicht verbirgt?
  • Manchmal gibt es unter Menschen Verletzungen, Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit: Finde ich für mein eigenes Verhalten immer Ausreden und Begründungen, gehe aber mit anderen hart ins Gericht?
  • Erzähle ich Dinge über andere – auch wenn sie dadurch blamiert oder gedemütigt werden?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
Liedruf: Kyrie eleison

2. Die Sehnsucht nach Frieden
Jeder sehnt sich nach Frieden. Ohne Frieden kann niemand gut leben.
Der Unfriede zerstört Gemeinschaft, raubt die Geborgenheit und lähmt.

Herr, lass Frieden auf Erden kommen – und fange bei mir an

  • Lebe ich mit meiner Familie, mit meinen Angehörigen und Freunden in Frieden?
  • Herrscht nur scheinbar Frieden, weil keiner sagt oder sich zu sagen getraut, was er eigentlich möchte?
  • Kann ich ja sagen zu meinem Leben? Oder bin ich nur unzufrieden mit meinem Leben: wie es war und wie es jetzt ist?
  • Kann ich die Eigenarten und Überzeugungen anderer anerkennen und gelten lassen, auch wenn ich selbst anders bin und anders denke?
  • Bin ich gerecht und trete ich für andere ein, wenn ihnen Unrecht geschieht?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
Liedruf: Kyrie eleison

3. Ich lebe in der Gemeinschaft der Glaubenden
In der Kirche gibt es viel zu kritisieren: Skandale werden aufgedeckt, Die Kirchenleitung erscheint oft rückständig und unbeweglich.
Die Kirche ist aber vor allem die Gemeinschaft der Glaubenden – und ich bin ein Glied der Kirche.

Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an.
Herr, baue deine Gemeinde und fange bei mir an.

  • Versuche ich mir eine eigene Meinung zu bilden als mündiger Christ, oder übernehme ich nur, was mir vorgesagt wird?
  • Könnte ich mich mehr in  meiner Gemeinde einbringen?
  • Wird das Christentum durch mein Verhalten unglaubwürdig?
  • Finde ich allzu leicht Gründe, um vom Gottesdienst wegzubleiben?
  • Bete ich selbst? Lese ich in der Heiligen Schrift?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
Liedruf: Kyrie eleison

Gemeinsames Gebet:

Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an!
Herr, baue deine Gemeinde und fange bei mir an!
Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen  und fange bei mir an!
Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen  und fange bei mir an.

Buße und Versöhnung

Schuldbekenntnis

Wahrheit und Liebe bringen den Frieden. Die Kirche als Gemeinschaft braucht jeden Einzelnen Christen und sein Bemühen, Christus nachzufolgen.
Doch immer wieder lassen wir es an all dem fehlen. Deshalb bekennen wir vor Gott und voreinander unsere Schuld und bitten miteinander und füreinander um Vergebung.
Gemeinsames Schuldbekenntnis

Vor Gott, dem barmherzigen Vater,
bekennen wir unsere Schuld,
und voreinander gestehen wir ein,
dass wir Gutes unterlassen haben
und an anderen schuldig geworden sind.
Wir bitten dich, guter Gott,
vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Vergebungsbitte

Gott unser himmlischer Vater ist treu und gerecht.
Weder Gutes noch Böses können uns trennen von seiner Liebe, die in Christus Jesus erschienen ist.
In der Taufe hat er uns als seine geliebten Töchter und Söhne angenommen. Er vergebe uns die Sünden und schenke uns die Kraft, Gutes zu tun. Amen.

Vorsatz für die Umkehr

Der Glaube dass Gott uns immer wieder annimmt und uns seinen Frieden schenkt, hilft uns, dass wir immer wieder einen neuen Anfang suchen.
Halten wir nochmal einige Augenblicke Stille und überlegen, wie Gott mit uns anfangen möchte, dass Wahrheit, Liebe und Frieden in diese Welt kommen und die Kirche wieder lebendig wird.

2 Min. Orgelmusik: Improvisation zu GL 638

 ABSCHLUSS

Vater Unser

Friedensgruß

Frieden ist die große Sehnsucht der Menschheit. Doch der Friede geht bei uns selbst an. Er geht damit an, dass wir als Schwestern und Brüder im Frieden Christi leben.

Herr Jesus Christus, unser Bruder und Erlöser. Erfülle uns mit deinem Geist.
Schenke uns und durch uns der Welt Einheit und Frieden.

 Segensgebet

Der HERR, erfülle euch mit seiner Kraft,
auf dass Ihr in Gelassenheit ertragt,
was er euch zumutet und auferlegt;

ER erfülle euch mit seiner Liebe,
auf dass ihr sie an die weitergebt,
die sich danach sehnen;

ER erfülle euch mit seiner Güte,
auf dass ihr denen Hilfe bringt, die Not leiden;

ER erfülle euch mit seiner Barmherzigkeit,
auf dass ihr sie an denen übt, die verfolgt und rechtlos sind;

ER erfülle euch mit seinem Segen,
auf dass ihr selbst zum Segen werdet.

ER schenke euch seine Gnade,
auf dass ihr mit seiner Hilfe ihm und den Menschen dient
und den Weg zu ihm findet.

Mit seinem Segen begleite euch
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

(nach Heinz Pangels)

Danklied             Nun singe Lob du Christenheit                                 GL 638

Nach dem Bußgottesdienst „… und fange bei mir an“ aus:
Horst Krahl, Neu beginnen – versöhnt Leben, Matthias-Grünewald-Verlag, 1999

7. Juli 2013: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Im großen Glaubensbekenntnis heißt es:  „Ich glaube die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“

Apostolisch heißt die Kirche, weil die Verkündigung der Apostel ihr Ausgangspunkt ist. Apostel – das sind die Gesandten, die Boten.

Die Kirche ist apostolisch, das heißt: die Kirche ist gesandt zu den Menschen. Papst Franziskus weist immer wieder darauf hin, dass die Kirche zu den Menschen gesandt ist, besonders zu denen, die am Rand leben.
Wer gesandt wird, hat auch eine Aufgabe, eine Botschaft. Seine Sendung hat einen Inhalt und ein Ziel!

Die Jünger Jesu sollen als erstes sagen: „Friede diesem Haus!“
Sie sollen die Kranken heilen und verkünden:
Das Reich Gottes ist euch nahe!“

Wie kann ich als Pfarrer einer Pfarrei in Regensburg diese Sendung erfüllen? Und sie, Christen die 80, 70, 60, 50, Jahre alt sind?

Die Situation ist die:
Es gibt die Boten und es gibt die, zu denen die Boten gesandt sind.
Wenn jemand die Boten aufnimmt – was bedeutet das für ihn?

Muss er selbst zum Boten werden? Manche sicher – aber gewiss nicht alle.

Wer die Jünger Jesu aufnimmt, nimmt den Frieden an, den sie bringen;
bei dem werden die Kranken geheilt und er wird hineingenommen in eine besondere Gottesbeziehung: Das Reich Gottes ist ihm nahe!
Gott ist ihm nahe!

Es gibt allerdings folgende Erscheinung:
Es gibt viele, die die Jünger Jesu aufgenommen haben und die ihre Botschaft angenommen haben. Aber das bleibt nicht automatisch und für immer so:
Man stellt fest, dass es mit dem Nachbarn immer noch Zwistigkeiten gibt, dass Tote aus dem Haus getragen werden, dass nach wie vor das Brot im Schweiße des Angesichts verdient werden muss – dann können schon Zweifel kommen.

Dann bleibt für das Neue nicht mehr so viel Zeit und Begeisterung.
Man muss ja schließlich im Leben bestehen. – Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott – heißt es. Das Leben ist, wie es immer schon war.

Ist es das? Muss es so sein? – Ist das alles?

Ich erinnere an die Botschaft: „Friede diesem Haus. Sorgt für die Kranken. Vertraut Gott, der bei euch ist.

Das befreit niemanden davon, für sich und sein Leben Verantwortung zu übernehmen.
Doch ich kann, wenn ich glaube, alles unter eine neue Überschrift stellen.

Nicht mehr: „Hilf dir selbst. Nicht: Hast du was, dann bist du was! Der Stärkere hat Recht. Jeder ist sich selbst der Nächste!“

Sondern:
Wem kann ich helfen? Wer braucht meinen Beistand!
Wie kann ich gegen Unrecht eintreten? Wem kann ich zum Nächsten werden?

Schwestern und Brüder, das ist die Lebensweise der Menschen, die darauf vertrauen, dass Gott sein Leben mit ihnen teilt.
Menschen, die daran glauben, dass Frieden dem Menschen aufgetragen ist und dass der Mensch für das Heil bestimmt ist, für den großen Frieden, den wir in Gott erfahren dürfen.

Schwestern und Brüder,  wir dürfen leben in dem Vertrauen, dass Gott sich durch uns der Welt mitteilen will: als Frieden und als Zukunft.