19.10.25: Kirchweih

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
Das Kirchweihfest hat in diesem Jahr für unsere Pfarrgemeinde einen besonderen Aspekt:
unsere Pfarrbücherei und unser Seniorentreff feiern Jubiläum:

90 Jahre und 60 Jahre.

Das heißt, schon wenige Jahre nach der Gründung der Pfarrei hat man sich entschlossen etwas für die Bildung zu tun und eine Pfarrbücherei gegründet.

Und seit 60 Jahren werden einmal im Monat die Seniorinnen und Senioren eingeladen: Sie erleben Gemeinschaft und haben einen Platz, um sich auszutauschen und das bei Kaffee und selbst gebackenen Kuchen.

Das sind zwei wunderbare Aktivitäten. Möglich durch die Einsatzbereitschaft und die Ausdauer so vieler Menschen über die Jahrzehnte hinweg.

Darin erkennen wir auch das Wirken des Heiligen Geistes und wollen diesen Menschen und Gott dafür danken.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wissen Sie, welche Kirchen in Regensburg im 20. Jahrhundert gebaut wurden?

Es geht los mit St. Cäcilia, St. Josef in Reinhausen, St. Anton 1928, Herz Jesu 1930, St. Josef Ziegetsdorf, St. Wolfgang 1940, Mater Dolorosa, St. Albertus Magnus 1963, Herz Marien, St. Bonifaz, St. Paul,
St. Franziskus (2004).

Das sind 12 Pfarrkirchen, die im 20. (21.) Jahrhundert errichtet wurden.

Und die Kirchen waren voll – so erinnern sich die älteren Leute.

In welchen von diesen Kirchen werden in 10 Jahren noch Kinder getauft werden?

Liebe Schwestern und Brüder, mit dieser Frage schauen wir schon ein wenig genauer hin: Die Kirchengebäude sind für die lebendige Kirche gebaut und geweiht. Für die Christen, die darin Gott danken und ihm ihre Bitten und Sorgen sagen.

Liebe Schwestern und Brüder, ich bin der festen Überzeugung, die Welt wird friedlicher und gerechter, wenn mehr Menschen die Botschaft Jesu in sich aufnehmen und glauben.

Der Glaube, dass Gott seine Schöpfung und uns Menschen liebt, ist heilsam und gibt dem Leben einen Sinn: nämlich den, dass Gottes Liebe durch uns wirkt.

Wir Christen sind dafür zuständig, dass Jesu Botschaft die Menschen erreicht und weiterhin seine heilsame Kraft entfaltet.

Und wir alle, also alle, die an Jesus glauben, wir täten ein gutes Werk, wenn wir darüber nachdenken und Pläne schmieden, wie das geschehen könnte. Die Frage können wir aber ganz persönlich stellen:

Wie kann ich meinen Glauben an Gottes Liebe mit anderen Menschen teilen?

Ich weiß, diese Frage ist ungewohnt. Denn dafür waren doch immer die Gemeindereferenten und die Priester zuständig und die wollten sich da auch gar nicht herein reden lassen.

Stimmt: aber das funktioniert nicht mehr.

Die Seelsorger haben tolle Aktivitäten entwickelt und die Gemeinden haben oft mitgezogen und es entstand ein vielfältiges Programm in vielen Gemeinden. Dabei ist viel Gutes gemacht worden und viele haben Gemeinschaft erlebt:

Und doch: dieser Weg geht gerade zu Ende.

Man hat – gerade in den 1980er und 1990er Jahren – gemeint, man müsse wieder Katechismen verfassen, in denen steht, was ein Christ zu glauben hat. Doch der Glaube lebt nicht von Lehrsätzen. Die werden schnell zu leeren Sätzen, die niemandem etwas bedeuten.

Es ist wie mit dem Wasser: Wenn die chemische Formel H2O auf dem Papier steht, wird mein Durst nicht gelöscht. Ich muss das Wasser trinken!

Glauben ist eine Sache des Herzens, der Seele, viel mehr als des Verstandes.

Liebe Schwestern und Brüder,
Herzensbewegungen kann man nicht befehlen, nicht steuern, nicht planen. Ich weiß.

Doch Jesus hat die Herzen vieler Menschen erreicht. Sie haben gemerkt, gespürt, dass durch ihn etwas lebendig wird in ihnen: Kraft und Energie.

All das Gute und Sinnvolle, was zum Kirche-Sein gehört: die Vereine, die Aktivitäten, die Gebäude, der Katechismus, das Eigentum  ‑ All das ist nichts, wenn uns die Liebe zu Jesus fehlt All das darf kein Hindernis dafür werden, dass uns Jesu Botschaft tatsächlich zu Herzen geht, dass sie uns ergreift und verwandelt und prägt.

Wenn das geschieht, wenn das Feuer in uns brennt,
dann kann es jedenfalls andere anlocken.
Es ist ja ein warmes, helles Feuer, ein Feuer das man in sich aufnehmen und nähren kann, so dass man ein Licht ist in dieser Welt.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Jesus, du bist das Feuer, das in uns brennt. Du gibst uns Hoffnung und Mut und Zuversicht. Wir beten zu dir:

Jesus, unser Heiland              L/A: wir beten zu dir

  • Wir beten für die Christen, die sich um eine lebendige Gemeinde bemühen: dass du immer wieder ihr Herz berührst und dass das Gottvertrauen in ihnen lebendig bleibt.
  • Wir beten für die vielen Menschen, die dich, Jesus, kaum noch kennen:
    dass sie dich und deine Botschaft hören und davon ergriffen werden.
  • Wir sehen die vielen armen Menschen, die in unserer Nachbarschaft leben. Wir beten, dass wir Wege finden, ihnen beizustehen.
  • Der Graben zwischen Arm und Reich wird immer größer und die Armen werden immer mehr. Wir beten, dass es unserer Gesellschaft gelingt, den Zusammenhalt wieder zu stärken und dass die Reichen ihre Verantwortung für das Gemeinwohl erfüllen.
  • Wir beten um Frieden: bei uns und überall.

Lektor/in: Himmlischer Vater, du hast Jesus, deinen Sohn zu uns gesandt. Er hat uns deine Liebe spüren lassen. Wir danken dir, jeden Tag unseres Lebens. Bis in Ewigkeit.

17.10.2021: Kirchweih

Einführung:
Kirchweih – Wir haben eine Kirche, in der wir miteinander beten,
in der Kinder getauft werden, zur ersten Kommunion gehen, gefirmt werden, Hochzeitspaare heiraten in der wir unsere Verstorbenen verabschieden.

Und jeden Sonntag danken wir hier Gott, der uns in seine Kirche gerufen hat, dass er uns durch Jesus Christus in seinen Bund aufgenommen hat –
dass er uns Anteil gibt an seinem ewigen Leben.

Jeden Sonntag hören wir in dieser Kirche Jesu Botschaft,
und werden erinnert, was das wichtigste ist: LIEBE

Vergangenen Sonntag: Verkaufe, Gib alles den Armen.
Wem konnte ich in den vergangenen Tagen Gutes tun?

Dankbar dass wir anderen Gutes tun können, indem wir ihnen die frohe Botschaft verkünden

Ansprache:

Wir sind dankbar, für diese Kirche, unsere Pfarrkirche, in der wir uns versammeln können. Eines müssen wir allerdings zugeben:
Im Moment ist sie uns ein wenig zu groß – trotz den Abständen, die wir wegen Corona halten müssen. Ich fühle mich fast ein wenig verloren.

Warum das so ist? – Darüber könnten wir alle Bücher schreiben.

Ich frage anders herum:
Was können die Menschen bei uns in der Kirche finden?
Welche Gründe gibt es, dass Menschen kommen?

Ich bin geneigt zu antworten:
Wenn unsere Kirche endlich auf die Menschen zugehen würde, dann gäbe es Gründe. Die Treue zum Evangelium verlangt, dass wir unsere Regeln ändern. Die Kirche hat ja auch mit viel Mühe und verzögert gelernt, dass die allgemeinen Menschenrechte im christlichen Glauben wurzeln und kein abzulehnender Irrtum sind.
So müsste sie endlich lernen, dass es dem Evangelium entspricht, wenn verheiratete Männer Priester sein könnten, ebenso wie Frauen, dass Sexualität ein Geschenk Gottes ist und nicht der Einbruch der Sünde in die Schöpfung usw.

Aber: So sehr ich mir diese und andere Veränderungen in der Kirche wünsche und andere auch nicht:
Letztlich ist es kein Grund, um in die Kirche zu kommen.

Man könnte auch sagen: die Gottesdienste müssten begeisternder sein: die Musik, der Gesang, die Predigt, die Ausstrahlung der Priester ….
Auch das wünsche ich mir. Das würde vielleicht sogar manchen bewegen, zu kommen – aber: Geht man auf die Dauer, in die Kirche, weil jemand so gut predigt, weil die Musik so schön ist?

Welche Gründe gibt es nun, um in die Kirche zu kommen, um diese Gemeinschaft zu suchen?

Letztendlich gibt es nur einen Grund:
Ich glaube an Gott, an Jesus Christus, an den Heiligen Geist.

Liebe Schwestern und Brüder;
das Evangelium vom letzte und von diesem Kirchweihsonntag zeigen es uns:

Wer in seinem Leben sagt: es zählt, was ich besitze. Ich muss mein Leben absichern. Je mehr ich habe, desto besser ist es –
der hat keinen Grund in die Kirche zu kommen, denn die Botschaft ist anders: Liebe Gott und liebe den Nächsten, besonders den Armen, wie dich selbst. Teile deinen Besitz mit den Armen.

Wer aber wie Zachäus die Botschaft Jesu annimmt, dass Gottes Liebe zum Menschen das entscheidende ist und dass es deshalb darauf ankommt, Liebe zu geben – der hat einen Grund, um in der Kirche zu sein.

Denn in der Kirche danken wir Gott für das Leben,
wir kommen zu unserem Vater, der uns liebt,
wir holen uns Kraft, damit wir selbst Liebe schenken.

Liebe Schwestern und Brüder,
in die Kirche komme ich, weil ich an diese Botschaft glaube und weil ich so leben will in der Nachfolge Jesu Christi. Amen.

Fürbitten

Pr.: Himmlischer Vater, dankbar, dass wir deine geliebten Kinder sind und dass Du uns in Dein Volk berufen hast, beten wir:

  • Jesus hat den Zachäus gesehen und ihn nicht verurteilt. Wir beten für uns alle, dass wir in jedem Menschen das Gute sehen können.
  • Die Menschen haben über Jesus geschimpft, weil er bei einem Sünder eingekehrt ist. Wir beten für die Menschen, die andere verurteilen, dass sie lieber verzeihen und einen neuen Anfang schenken.
  • Zachäus wollte Jesus sehen und hören und stieg deshalb auf den Baum:
    Wir beten für die vielen Christen, die sich nicht mehr für Jesus interessieren, dass sie seine frohe Botschaft wieder neu entdecken.
  • Zachäus hat sein Leben geändert und hat mit den Armen geteilt.
    Wir beten für die Menschen, die im Überfluss leben ‑ so wie wir:
    Dass wir die Not der armen Menschen sehen und mit ihnen teilen.
  • In der Kirche sind wir Gäste am Tisch Jesu: Wir beten, dass die Christen überall auf der Welt durch dieses Mahl in der Nächstenliebe gestärkt werden.

Pr.: Himmlischer Vater, wir preisen dich durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

21.10.2018 Kirchweih

Lesungstexte: Jes 56,1.6-7 – 1 Kor 3,9c-11.16-17 – Joh 4,19-24

Liebe Schwestern und Brüder,
Groß ist unsere Kirche! Wirklich sehr groß!
Und sie wird nur sehr selten voll. Ist sie zu groß?

Unter praktischen Gesichtspunkten könnte man das sagen.
Für den großen Raum braucht man viel Zeit um ihn zu reinigen.
Es sind große Flächen, wenn renoviert werden muss.
Der große Rauminhalt verschlingt viel Heizenergie und Strom und verursacht auch sonst hohe Kosten.

Die Tatsache, dass viele freie Plätze in unserer Kirche sind, möchte ich auch so verstehen: Das ist ein Zeichen dafür, dass wir in der Kirche immer Platz haben, wenn jemand zu uns kommen will.
In der Kirche ist Platz für die Menschen, um sie aufzunehmen, um sie willkommen zu heißen, um ihnen Gemeinschaft zu schenken und Geborgenheit.

Nehmen wir also unsere Kirche an, die vor 88 Jahren geweiht worden ist.
Nehmen wir sie als ein Symbol für uns selbst:
dass wir uns nicht abschließen: wir sind kein geschlossener Kreis.
Wir genügen uns nichts selbst.
Wir sind Gottes Volk, von ihm zusammengerufen und von ihm gesandt, ihn zu verkünden, seinen Namen groß zu machen, ihn zu rühmen vor den Augen der Menschen, damit sie seine Stimme hören und ihn erkennen.

Hören wir auf die wunderschönen Bilder der Heiligen Schrift:
Jesaja der Prophet, spricht davon, dass wir den Bund halten,
dass wir Recht und Gerechtigkeit wahren, und dass Gott alle – auch die Fremden – mit Freude erfüllen wird, wenn sie ihn loben.

Paulus erinnert uns daran, dass wir Gottes Tempel sind, dass der Heilige Geist in uns wohnt. Der Grund, auf dem wir stehen, ist Jesus Christus.

Das Ev. des Johannes erzählt von dem Gespräch mit der samaritischen Frau. Jesus macht deutlich: Es kommt nicht darauf an, wo Gott angebetet wird: Gott will im Geist und in der Wahrheit angebetet werden – an jedem Ort und von jedem, der ihn erkennt: der erkennt, dass das Leben von Gott kommt und dass Gottes Geist und Leben in allem ist.

Kirche ist da, wo Menschen Gott rühmen und auf Gott hören und für Recht und Gerechtigkeit unter den Menschen sorgen.

Das tut die Kirche, das tun die Menschen in der Kirche – wo Christen sind, da wird für Arme und Kranke gesorgt, da wird für die Kinder und ihre Bil­dung gesorgt, da finden die Entrechteten jemand, der für ihr Recht eintritt.

Das dürfen wir sagen – auch wenn es immer wieder Entgleisungen gibt:
Wenn Menschen in der Kirche, Priester, Bischöfe, Angestellte und Ordensleute Unrecht tun und Unglück bringen.
Dennoch ist es so: wo Christen sind, finden Menschen – besonders die kleinen, die ohnmächtigen und Armen – Unterstützung, Hilfe und Heilung.

Unsere Hilfswerke – Missio zum Beispiel – werden nicht müde, den Einsatz der Kirche für Recht und Gerechtigkeit zu fördern und vor allem auch dafür, dass immer mehr Menschen Gottes Liebe erkennen und Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Deshalb bitte ich sie um Ihre Spende am kommenden Sonntag für Missio, nein nicht für dieses Hilfswerk, sondern für die über 1000 Bistümer, die auf diese Kollekte am kommenden Sonntag angewiesen sind, um ihr kirchliches Leben im Dienst für die Entrechteten aufrecht zu erhalten.

Das kirchliche Leben der Gemeinde aufrecht zu erhalten und die nötigen Mittel dafür bereit zu stellen, das ist Aufgabe der Kirchenverwaltung – hier bei uns. 7 Frauen und 9 Männer kandidieren für dieses wichtige Amt.
Ich freue mich, dass alle, die gefragt wurden, Ja gesagt haben und danke herzlich für diese Bereitschaft.
Bitte sehen sie sich die Wahlliste an. Sollten sie einen Einwand haben, müssen sie ihm bis nächsten Sonntag im Pfarramt kundtun.

Bitte gehen Sie am 17. Und 18. November zur Wahl. Wenn Sie nicht persönlich zur Wahl kommen können, haben Sie die Möglichkeit, ab dem 5. November die Briefwahlunterlagen im Pfarrbüro abzuholen.

Unsere Kirche ist groß, Schwestern und Brüder, wer mit uns zusammen Gott loben will, seine Botschaft hören will – im Geist und in der Wahrheit, den heißen wir willkommen. Denn wir alle sind Gottes Kinder.

15.10.2017 Kirchweih (28. Sonntag im Jahreskreis)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Kirchweih – am 20. November werden es 87 Jahre sein, dass unsere Herz Jesu Kirche geweiht wurde. Inzwischen wurde sie ein paar Mal renoviert und auch umgestaltet. Zuletzt 1993 in der Verantwortung von meinem Vorgänger Pfarrer Josef Schönberger. Das ist schon wieder 24 Jahre her – und das sieht man mittlerweile auch. Es gibt so manchen Riss im Putz und wohl auch im Mauerwerk.

Vielleicht ist unserer Kirche gerade dadurch uns ein wenig ähnlich …
Uns ist nicht immer anzusehen, dass wir uns freuen, zum Volk Gottes zu gehören. Spüren wir, wenn wir uns versammeln, das Besondere, das eine Gemeinschaft anziehend und schön macht?
Die Freude einander zu sehen, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen, einander im Leben als Jünger zu bestärken.

Aber nun sind wir hier in unserer in der Kirche da: Sie ist klar strukturiert: alles ist ausgerichtet auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, dessen goldenes Herz strahlt – weil er nicht tot ist, sondern lebendig. Seinen Leib konnten sie töten – er aber lebt und ist verherrlicht bei seinem Vater und hier auf der Erde durch uns, die wir an ihn glauben!

Als Mittelpunkt aufgerichtet steht der Altartisch in unserer Mitte. (Nicht geometrisch – sondern von der Bedeutung her)
Er ist ein Symbol für Jesus Christus. Um ihn sind wir versammelt zum heiligen Mahl. Er, der König der Herrlichkeit, der Auferstandene, hat uns eingeladen. Mit dem Propheten Jesaja gesprochen ‑ erwarten wir von ihm, dass er uns das erlesenste und kostbarste gibt, was nur denkbar ist:
die Liebe Gottes und uns sein Licht umstrahlt. Dass keine Träne mehr fließt, dass das Leben uns erfüllt mit göttlicher Kraft.

Schwestern und Brüder, auch die Gleichnisgeschichte vom Hochzeitsmahl erzählt davon, wer wir sind:
wir sind die, die von der Straße geholt wurden zum Hochzeitsmahl des Sohnes. Wir sind dem Ruf gefolgt: Als wir getauft wurden, sind wir eingetreten in den Hochzeitssaal und haben Anteil an der Freude, am Überfluss des göttlichen Lebens.

Doch – wie denen, die zuerst eingeladen waren und nicht kommen wollten  – darf uns eines nicht passieren: dass wir uns nicht mitreißen lassen, dass wir uns nicht verändern lassen: wer eingetreten ist in den Festsaal des Glaubens, in dem der muss der Glaube wirken:

er sorgt sich um den anderen und sein Wohl;
er vertraut auf das Leben und seinen Schöpfer;
er befreit sich von der ängstlichen Sorge um sich selbst;
er richtet andere Menschen auf;
er schließt Frieden mit seinen Gegnern;
er sieht seine eigenen Fehler und versucht sie zu vermeiden.

Wer eingetreten ist, der steht im Dienst für Gottes Reich und kann nicht mehr für sich selbst leben:
Wir leben als lebendiges Glied in einem Organismus,
wir wissen darum, dass wir unsere Aufgabe erfüllen müssen,
denn der ganze Organismus ist nur gesund, wenn alle seine Glieder gesund sind und ihren Dienst tun.

Schwestern und Brüder, in dieser Kirche haben wir alle Platz – sie ist wirklich sehr groß: Wir sind gesandt unsere Schwestern und Brüder einzuladen, damit der Saal voll wird.

18. Oktober 2015: 29. Sonntag im Jahreskreis (Kirchweih)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder, erinnern Sie sich noch?
Vor 4 Wochen hat Jesus seinen Jüngern schon das gleiche gesagt: Wer der erste sein will, soll der letzte von allen und der Diener aller sein!
Und nun: Im Ablauf des Markusevangeliums ist nicht viel Zeit vergangen, das Gleiche wieder: Jakobus und Johannes beantragen bei Jesus eine Bevorzugung vor den anderen Jüngern!

Die Antwort Jesu ist die gleiche: „Wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein. Wer bei Euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“

Das Evangelium begründet das mit dem Leben Jesu selbst: „Der Menschensohn gekommen, um zu dienen!“

Ich finde, gerade heute am Kirchweihsonntag passen diese Sätze wunderbar, weil sie uns davor bewahren, dass wir eine Kirche wünschen und ersehnen, die die Welt regiert:
Ich singe gerne das Lied: ein Haus voll Glorie schauet, weit über alle Land!“
Das Lied hat Schwung, ist zuversichtlich und vermittelt mir beim Singen: Du gehörst zu etwas ganz Großem!“

Doch rühmen soll sich die Kirche, dessen, dass sie auf Gottes Wort gebaut ist, auf Christus, der gekommen ist, um uns zu dienen und damit wir einander und den Menschen dienen.

Der französische Bischof Jacques Gaillot prägte den Satz: „Eine Kirche, die nicht mehr dient, dient zu nichts!“

So lerne ich: Kirche ist kein Selbstzweck. In der Kirche darf es nicht um Macht gehen und um Herrschaft, um Privilegien und Vorrechte, um Titel und würden: weder für den Einzelnen noch für die Kirche als Ganzes.

Vielmehr hat die Kirche eine Sendung in der Welt und zu den Menschen: Die Kirche soll das Werk der Versöhnung weiterführen, dass Jesus begonnen hat:
Die Kirche muss sich für den Frieden in der Welt einsetzen;
die Kirche muss immer und überall Wege suchen, wie Frieden werden kann.

Die Mächtigen in der Welt missbrauchen ihre Macht über die Menschen: Sie säen Gewalt und Unterdrückung – dafür darf in der Kirche kein Platz sein!
Und wenn die Versuchung noch so groß ist: wenn ich noch so sehr meine, mich wehren zu müssen: es soll mich nichts davon abbringen, gerecht zu sein und ehrlich und barmherzig.

Schwestern und Brüder, vor 50 Jahren ging das 2. Vat. Konzil zu Ende: Die Konzilsväter lehrten über die Kirche, sie sei das Sakrament der Einheit für die ganze Menschheit:
Damit ist uns für unser persönliches Leben eine wichtige Sendung gegeben: Wir müssen dem anderen dienen wollen, dass er Frieden findet, dass er versöhnt leben kann und dass er zur Einheit findet mit Gott:

Für mich bedeutet das: niemals kann ich zu jemandem sagen: für dich ist es zu spät.
Vielmehr muss ich sagen:  Du kannst Versöhnung finden. Der Weg, um Frieden zu finden, steht dir offen. Wie kann ich dir dabei zur Seite stehen?

Schwestern und Brüder, wie schwer tun sich die Bischöfe in der Kirche , diese Sendung der Kirche ganz ernst zu nehmen: Zu Recht lehrt die Kirche, dass die Ehe zwischen Mann und Frau ein Sakrament ist für die Liebe Gottes zu den Menschen. Zu Recht ruft die Kirche dazu auf, in der Liebe treu zu bleiben.

Doch ist es recht, die Menschen zu verurteilen, die trotz guten Willens und ernsthaften Bemühens dieses Ideal nicht verwirklichen konnten? Bei denen der gute Wille vielleicht nicht groß genug war?
Ist es recht, ihnen den Weg zu verschließen, den Weg zu Versöhnung und Frieden?
Ist es nicht so, dass die Kirche alle Sünden vergeben kann, auch die schwersten, wenn ein Mensch umkehrt und Frieden sucht?

Schwestern und Brüder, wer der erste sein will, soll der Sklave aller sein, sagt Jesus. Eine Kirche die nicht dient, dient zu nichts, übersetzte Bischof Gaillot. Jedem Christen ist aufgetragen, den anderen zu dienen:
So werden wir, was wir sein sollen: Zeichen und Werkzeug der Einheit des ganzen Menschengeschlechtes.

21. Oktober 2012: Kirchweihfest

Die Geschichte vom Zachäus ist einfach schön: ich finde sie anrührend.
Der reiche Mann, der so klein ist, den keiner leiden kann, weil er ein Zöllner ist. Ein Kollaborateur, ein Verräter, der mit der römischen Besatzungsmacht gemeinsam Sache macht und seine Stellung ausnützt, um sich zu bereichern.
Er klettert auf einen Baum – auf die Gefahr hin, sich lächerlich zu machen, wenn er entdeckt würde.
Jesus sieht ihn! Jesus sieht ihn an – statt ihn höflich zu übersehen.
Er spricht ihn an und gibt ihm seine Würde, indem er sich bei ihm einlädt. So jedenfalls hat niemand Gelegenheit, über Zachäus auf dem Baum zu spotten.

Zachäus nahm Jesus freudig bei sich auf!

Das macht Kirche aus: Kirche, das sind die Menschen, die Jesus freudig bei sich aufnehmen.

Mich beschäftigt, warum es mit der Kirche bei uns so steht, wie es steht: so dass man von der Kirchenkrise spricht.
Ist ein Grund dafür vielleicht, dass Jesus nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, wenn die Menschen an Kirche denken und in der Kirche sind?
Jesus, den die Kirche, den die Christenheit verkündet, wird abgelehnt und zurückgewiesen:

Man zweifelt an dem, was die Evangelien überliefern:

  • War das wirklich so? Die Wunder sind doch unglaublich. Wurde das alles nicht viel später aufgeschrieben?
    Dabei kann jeder heute wissen, dass es den Evangelien oft nicht darum ging, Vorgänge zu beschreiben, sondern den Glauben an Jesus zu verkünden. Die Geburtsgeschichte des Lukasevangeliums will eben nicht erklären, was bei der Zeugung Jesu geschah und wie Maria das Kind empfangen hat. Gerade die Christenheit – aller Konfessionen hat sich darum verdient gemacht zu verstehen, wie diese Texte richtig zu verstehen und auszulegen sind.
  • Viele glauben nicht an die Auferstehung Jesu. Es wird spekuliert und phantasiert, ob er tatsächlich ehelos lebte oder verheiratet war.  Das klingt so einleuchtend, dass viele es für bare Münze nehmen – selbst wenn diese Spekulationen in einem Roman geboren werden, der phantasiert, wie es vielleicht auch hätte sein können. Die Aussagen der Evangelien, die 1950 Jahre alt sind, werden dafür einfach als unglaubwürdig abgetan.
  • Ganz unmöglich scheint für viele zu sein, Jesus als Sohn Gottes zu bekennen und zu glauben – das klingt ja so ähnlich wie die Göttersagen des griechischen Olymps.

Ohne den Glauben an Jesus Christus hat die Kirche der Welt und uns nichts zu sagen und verliert ihre Daseinsberechtigung. Ohne Christus brauchen wir keine Kirche.

Unsere Herz Jesu Kirche stellt das als Bauwerk dar: Ohne den Altar, ohne die Zuspitzung auf den Gekreuzigten an der Ostwand der Apsis hätte dieses Bauwerk keinen Sinn mehr.
Man bräuchte sich nicht mehr darin zu versammeln.

Der Glaube an Jesus Christus, der verkündete, dass Gott und Mensch sich ganz nahe stehen, dass der Mensch Gott unendlich wertvoll und kostbar ist, der dafür sein Leben gab – dieser Glaube lässt uns Kirche sein und Kirche werden.

Wir, die wir in die Kirche gehen, dürfen es nicht versäumen, Jesus Christus in die Mitte zu stellen.

  • Was ist mir wichtig an ihm?
  • Kann ich erzählen, wer er war, was ihm wichtig war, was er getan hat, für wen er da war, was er verkündete?
  • Weiß ich mehr von ihm als seine Geburt und seinen Tod?
  • Was heißt für mich, Christus nachzufolgen und sein Jünger zu sein?

Zachäus nahm Jesus freudig bei sich auf und hat verstanden, was es bedeutet, Jesus bei sich zu haben: Er teilte sein Vermögen, er hat Unrecht wieder gut gemacht.
Unsere Kirchenfenster mit den Werken der Barmherzigkeit zeigen es, was es bedeutet, Christus zu beherbergen und sein Jünger zu sein.
Es bedeutet gut zu sein und Gutes zu tun.

Nehmen wir uns Zachäus zum Vorbild, von dem Jesus sagte: Heute ist ihm das Heil geschenkt worden. Das dürfen wir auch auf uns beziehen. Amen.