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Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe mich schon oft gewundert und habe es bewundert:
wenn ich mit Kindern unterwegs war und ein Kind Hungerbekam, oder sich wehgetan hat, wenn irgendetwas – eigentlich unvorhergesehen passiert: sehr häufig nimmt eine Frau ihre Handtasche, fängt an zu wühlen, seufzt vielleicht, „wo habe ich bloß?“ und: ob Pflaster, ob Traubenzucker, ob eine kleine Schere, Streichhölzer … ‑ irgendetwas nützliches kommt auf einmal zum Vorschein: „Da habe ich es ja.“
Die kluge Frau hat etwas in der Handtasche! Sie ist vorbereitet – auch auf das unerwartete.
Vielleicht sind wir mit dieser kurzen und einfachen Alltagserfahrung gar nicht weit weg von dem, was das Evangelium meint:
Jesus erzählt das Gleichnis ja nicht, um zu beschreiben, wer alles vom himmlischen Hochzeitsmahl ausgeschlossen sein wird. Er will uns ja erklären, dass wir es wie die klugen Jungfrauen machen sollen, damit wir mit ihm zum himmlischen Hochzeitsmahl gelangen.
Wir sollen uns bereithalten! Wir sollen wachsam sein für das Reich Gottes und sein Kommen.
Das ist nicht leicht: denn in der Welt geht es oft ziemlich egoistisch zu;
Hassausbrüche, Gewalt, Krieg, Angst, Flucht, Hunger, Not.
Wer kommt da auf die Idee zu sagen: am wichtigsten ist es, an die Liebe zu glauben: an die Liebe Gottes zu uns Menschen und an die Liebe unter den Menschen.
Mit Macht drängen sich die Gedanken auf:
Du musst für dich selbst sorgen. Du kannst die Welt nicht retten. Jeder lügt doch ab und zu. Wenn die Reichen Steuern hinterziehen, warum soll ich dann ehrlich sein?
So könnten wir blind werden: blind für das Reich Gottes. Wir sehen nicht mehr, wie viele Menschen sich einsetzen für andere. Wir sehen nicht mehr, die Sehnsucht nach Frieden und die vielen Beispiele wie Menschen geholfen wird.
Was vielleicht noch schlimmer wäre:
Wir würden nicht mehr sehen, wie und wann und bei welcher Gelegenheit wir selbst etwas für das Reich Gottes tun können.
Wir würden die Augenblicke übersehen, wenn unsere Lampen ausgegangen wären, wenn wir den Glauben an das Reich Gottes, an Gottes Liebe verlieren würden.
Wir wären wie Frauen, deren Tasche leer ist, die nichts darin haben, weil sie nicht geglaubt haben, dass sie es einmal brauchen würden.
Das wäre töricht, Schwestern und Brüder!
Das wäre schlimm, weil die Welt dann noch viel dunkler würde!
Die vielen Momente der Freude, der Gemeinschaft, der Erleichterung,
der Erlösung würden wir verpassen.
Wir sollen es machen wie die klugen Jungfrauen.
Halten wir den Glauben lebendig, den Glauben an Gottes Liebe und an die Liebe unter den Menschen.
Glauben wir daran, dass diese Welt das Reich Gottes ist: dass diese Welt eine Welt des Friedens ist und der Gerechtigkeit.
Halten wir die Augen offen für die Gelegenheiten, in denen wir das unsere tun können und lassen wir uns beschenken von den Augenblicken der Freude, für die das Bild des Hochzeitsmahles steht.
Das Himmelreich ist mitten unter uns.
Es ist unsere Sache, dass es wächst und strahl und leuchtet.