10. November: 32. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Das Evangelium heute führt uns mitten in die Frauenwelt des Orients:
Da spielte es scheinbar keine Rolle, ob eine Frau nach dem Tod ihres Mannes heiraten wollte – sie musste heiraten, wenn es möglich war:

1. Damit ihr Mann doch noch Kinder bekam und
2. Damit sie nicht der Armut und dem Elend preisgegeben war.

Witwe zu sein bedeutete in der Regel arm zu sein. Heute ist für die Frauen tatsächlich vieles besser geworden!

Liebe Schwestern und Brüder, es geht in diesem Streitgespräch allerdings nicht um die Situation der Frauen – es geht um eine religiöse Grundfrage:
Gibt es die Auferstehung der Toten und das ewige Leben – so wie Jesus es verkündet hat?

Wenn sie mit ihren Freundinnen und Nachbarn darüber sprechen, kann es ihnen wie Jesus ergehen: Die Sadduzäer wollten ihn und seine Botschaft der Auferstehung und des ewigen Lebens lächerlich machen.
Heute wird behauptet, der christliche Glaube an Gott, an die Auferstehung widerspräche der Vernunft und der Wissenschaft, sei unlogisch. Dieser Glaube behindere den Menschen mehr, sein Leben gut zu gestalten, als dass er ihm dabei hilft.

Liebe Schwestern und Brüder, wie Jesus sollten wir dann ebenfalls eine Antwort wissen:

Widersprechen sich die Leugner des Auferstehungsglauben nicht selbst,
wenn sie den Menschen und alle Lebewesen zu einer biochemischen Maschine degradieren, mit der nach dem Tod des Körpers alles aus ist?

Warum können Menschen „ich“ und „Du“ sagen?
Warum können sogar Tiere sich freuen?
Wie kann es sein, dass wir Menschen „nachdenken“ über das Leben und immer besser verstehen lernen, wie die Mechanismen des Lebens sind?

Wer leugnet, dass der Mensch Gottes Geschöpf ist und mit Geist und Seele begabt, widerspricht sich eigentlich selbst.
Gerade er setzt doch seine Fähigkeit des freien Denkens ein, um zu behaupten, dass alles nur biologischen Gesetzen gehorche.

Der Mensch ist mehr als Biologie:
Der Mensch hat eine Seele, er hat einen Willen und er hat Vernunft.

Deshalb fragt der Mensch auch nach seinem Ursprung, nach dem Ursprung der Erde und des Universums.

Dieser Ursprung kann nicht geringer sein als der Mensch, der nach seinem Ursprung fragt. Vielmehr ist die Welt durch seine Weisheit und Macht geworden.
Wie von selbst liegt der Gedanke nahe, dass er auch die Zukunft ist, dass er nicht nur am Anfang steht, sondern auch das Ziel ist:

Wir erwarten nicht den Tod, den Untergang des Seins,
sondern wir leben hin auf ein Ziel: dass wir bei ihm sein dürfen, von dem wir das Leben empfangen haben und der uns das Leben gibt.

Wir leben hin auf die Freude, auf das Licht, auf die Vereinigung mit Gott, den Jesus seinen himmlischen Vater nennt.
Von dieser frohen Erwartung ist unser Leben durchdrungen:
Diese Erwartung gibt uns Kraft, als Gottes Ebenbild, als Gottes Kind die Welt zu gestalten, so dass sie Gottes Willen entspricht:

Wir wissen, dass es wichtiger ist, gut und barmherzig zu handeln,
als möglichst viel für sich selbst aus dem Leben herauszuholen.

Diese Erwartung hilft uns in schweren Zeiten, dass wir nicht verzweifeln, sondern uns in Gottes Hand legen, der alles gut machen kann.

Diese Erwartung bewahrt uns davor, wie Räuber zu leben, denen es darum geht, möglichst große Beute zu machen. Die Fülle des Lebens müssen wir nicht mit allen Mitteln in dieser Welt erkämpfen, sondern Gott hält die Fülle des Lebens für uns bereit.

Das gibt uns die Kraft, jetzt für andere einzutreten und etwas zu tun, damit das Leben menschlicher wird und damit unsere Hoffnung sichtbar wird in dem Guten, das wir einander und anderen tun.