15.09.24: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Im Himmel gibt es keine Schmerzen, keinen Streit. Niemand wird mehr Unrecht tun, das Lamm muss den Wolf nicht mehr fürchten. Hunger und Durst, Einsamkeit und Traurigkeit sind aus dem Gedächtnis entschwunden.

Im Himmel! Wir leben auf der Erde. Hier haben wir die Chance und die Aufgabe, gemäß unserem Glauben an den Himmel, der kommt, zu handeln.

Schmerzen, Enttäuschungen und das viele Leid, das Menschen ertragen stellen unseren Glauben auf die Probe.

Deshalb rufen wir:

Tagesgebet
Gott, du bist der Schöpfer
   des ganzen Weltalls.
Schau liebevoll auf uns,
   deine Töchter und Söhne.
Gib, dass wir deinem Reich der Liebe dienen
und die Kraft deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Ich möchte zusammen mit ihnen überlegen: Wer ist Jesus für mich? Was halte ich von ihm? Was habe ich von ihm verstanden?

In der Szene, haben wir gerade zwei gegensätzliche Antworten gehört:
Die Antwort, die der Evangelist uns nahe legen will – das ist das, was Jesus selbst sagt – und die Antwort, die Petrus gibt – als Sprecher der von Jesus berufenen „Apostel“ – die aber zu diesem Zeitpunkt noch Lehrlinge sind und erst anfangen, Jesus zu verstehen:

Petrus sagt: Du bist Christus! Das ist griechisch. In der Sprache des Petrus und seines Meisters: Du bist der Messias!

Petrus traut Jesus zu, dass Jesus der ersehnte Messias ist und die Gottes­herrschaft aufrichtet, dass er sein Volk befreit und dass durch ihn die Verheißung wahr wird: Die Völker werden von der ganzen Erde kommen, um vom Gott Israels Weisung zu empfangen und in Frieden zu leben.

Liebe Schwestern und Brüder, Petrus denkt und spricht wie viele Jünger Jesu – nicht nur damals – auch heute:
Die Päpste und ihre Kardinäle wollten als Stellvertreter Gottes die Herrschaft über alle Mächte haben.
Sie ließen prachtvolle Kirchen errichten wie den Lateran und den Peters­dom – die tollsten Kunstwerke ließen sie erschaffen, wie den Trevi Brunnen in Rom. Wie Petrus wollten sie der Herrschaft Christi zum Durchbruch verhelfen.

Wie Petrus wünschen sich viele eine bessere Welt und beklagen den Zustand der heutigen Welt. Sie geraten in Zweifel und sagen: „Wie kann Gott das zulassen?“ – Gott sollte das Elend beendigen!

Der Evangelist etwas anders als Botschaft Jesu, des Christus: Christus ist und wird dadurch zum Christus, dass er erleidet, was Jesaja als Sprachrohr Gottes, als Prophet, vom Menschensohn gesagt hat: Er wird verworfen und getötet – aber er wird auferstehen, zum Leben in Gottes Herrlichkeit.

Das Evangelium wird ganz persönlich: Wer Jesus nachfolgen will, wer an ihn und die Auferstehung glaubt, wer wirklich an den Frieden Gottes glaubt, der gehe den gleichen Weg: er nehme sein Kreuz auf sich.

Jesus beruft nicht zu einem Leben im seelischen Wattebausch und im
körperlichen Wellness Hotel – obwohl er beides ebenfalls genossen hat – man denke nur an die Salbung seiner Füße in Betanien.

Jesus beruft dazu, das Leben anzunehmen, die leichten und die schweren Tage, Gesundheit und Krankheit, Erfolg und Verfolgung, Ehrungen und Kränkungen – und dabei den Glauben an die Liebe zu bewahren.
Das meint das „hinter mich“ – das er zu Petrus sagte, der ihn versuchte, von diesem Weg abzubringen und so als Verwirrer, als Satan redete.

Eine kurze Geschichte hat mir selbst gefühlsmäßig nahegebracht, dass das Heil nicht darin liegt, es möglichst bequem und leicht zu haben:

Das passende Kreuz Ein Mensch beklagte sich über das Kreuz, das er in seinem Leben zu tragen habe. Viel zu schwer sei es, viel zu groß, für ihn nicht zu ertragen. Gott erbarmte sich und führte ihn in einen Raum, in dem alle möglichen Kreuze aufgestellt waren. Er sagte zu dem Menschen:

„Wähle dir ein Kreuz aus!“ Der machte sich auf die Suche. Er sah ein Kreuz mit ganz dünnen Balken, allerdings war es sehr lang und groß. Ein kleines lag davor – kaum halb so groß, aber dieses war so schwer wie Blei. Ein anderes gefiel ihm da schon eher. Er legte es sich probeweise auf die Schulter, aber es hatte gerade dort, wo es auf der Schulter auflag, eine Spitze, die sich tief ins Fleisch bohrte. Er sah sich weiter um, aber jedes Kreuz hatte einen anderen Nachteil. So fand er nichts Passendes, bis ihm schließlich ein Kreuz auffiel, das er bisher übersehen hatte. Er nahm es, und es war wie für ihn geschaffen. Dieses Kreuz wählte er. Und Gott sprach zu ihm: „Das ist das Kreuz, das du bisher getragen hast.“

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, wir denken an all die Kreuze, die Menschen tragen und beten im Geist Jesu zu dir:
Gott des Lebens und der Liebe  L/A: Erfülle Sie mit deiner Kraft.

  • Wir beten für die Menschen, denen Gliedmaßen fehlen und die schwere Verletzungen erlitten haben. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die in der Schule oder in der Arbeit gedemütigt und benachteiligt werden. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die ihre Kräfte in der Pflege ihrer Angehörigen verzehren. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die viel Geduld für ihre Angehörigen aufbringen müssen. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die sich schwertun, sich selbst anzunehmen. Gott des Lebens und der Liebe

Lektor/in: Vater im Himmel, Jesus hat sein Kreuz getragen und dir sein Leben anvertraut. Mit ihm nimm alle Menschen, die ihr schweres Kreuz tragen auf in dein Licht und deine Herrlichkeit.

03.09.23: 22. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
Jesus und Petrus, was ist das für eine Männerfreundschaft!

Gerade eben herrscht tiefstes Einverständnis: „Du bist der Messias!“ „Du bist der Fels!“

Im nächsten Augenblick dieses Aufeinanderprallen:
„Das darf nicht geschehen!“ Geh mir aus dem Weg, Du Satan!“

Warum? Weil Petrus unter „Messias“ etwas ganz anderes versteht als Jesus.

Petrus möchte mit seinem Messias Jesus etwas gewinnen: Das ganze Volk soll an Jesus glauben. Der Messias wird die Krankheiten beseitigen, und die Menschen werden nichts Böses mehr tun. Und natürlich werden auch die führenden Schriftgelehrten und Pharisäer und Hohenpriester davon überzeugt sein, dass Jesus der Messias ist. Das bedeutet auch das Ende der Fremdherrschaft durch die Römer!

Diese Art Siegermentalität ist genau das Gegenteil von dem, was Jesus tut und verkündet. Wer in dieser Weise siegen will, kann gar nicht anders, als andere zu opfern: Regeln definieren, wer nicht dazugehört. Sie müssen zum Schweigen gebracht werden, sie müssen sich beugen, schlimmsten­falls werden sie ausgeschlossen oder müssen sogar sterben.

Deshalb kann Jesus gar nicht anders als Petrus anzufahren:
Stell dich mir nicht in den Weg, sondern geh hinter mich!

Dann erklärt Jesus es den Jüngern:
Hinter Jesus gehen heißt: wichtiger als mein Gewinn ist meine Liebe.
Liebe wendet Kraft auf zu Gunsten anderer. Liebe verzichtet und schenkt.
Liebe trägt Schmerzen, Enttäuschung. Und weil es eben bei Jesus so gewesen war drückt es das Ev. so aus: : Wer liebt ist auch bereit, sein Kreuz auf sich zu nehmen.

Dann wiederholt Jesus sein jesuanisches Paradoxon, das darauf hinweist, dass die Genusswelt, die uns tagtäglich angepriesen wird, die Verschwendung, die Bequemlichkeit – eben nicht zum Leben führt, sondern in den Tod.

Liebe Schwestern und Brüder, wir erleben diesen Zwiespalt mehr als deutlich: Wir könnten versuchen, großen Schaden abzuwenden: Missernten, die Zerstörung der Küstenorte, Hungersnöte – allerdings müssten wir dafür einige Nachteile in Kauf nehmen:

Die Industrie niedrigere Gewinnmarschen,
die Milliardäre langsameres Wachstum ihres Reichtums,
die Wohlhabenden auf einige Annehmlich­keiten
und alle müssten zusammenhalten, damit den Armen keine zusätzlichen Opfer abverlangt werden.

Politiker, die so etwas sagen, werden geschmäht. Die Menschen wollen eben doch lieber „ihr Vermögen retten.“

Jesus schließt seine Unterweisung mit dem Hinweis auf das kommende Gericht: Der Menschensohn, Jeus und seine Botschaft, werden bei jedem Menschen offenbar machen, ob er andere geopfert hat für seine Bedürfnisse – oder ob er Kraft und Zeit und Geld geopfert hat, damit andere Liebe erfahren.

„Der Menschensohn wird jedem nach seinen Taten vergelten“ – heißt es: Das hört sich nach Drohung an. An anderer Stelle ist von Finsternis die Rede, vom Heulen und Zähneknirschen.

Die Vergeltung besteht darin, erkennen zu dürfen, wieviel Leben man durch seine Liebe geschenkt hat; wie viel man beigetragen hat, dass Menschen heil wurden; wie man anderen geholfen hat, an das Gute zu glauben und die Hoffnung zu bewahren.

Leben wir einfach so, dass wir uns darauf freuen können.
Was kann uns daran hindern?

12.09.2021: 24. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Die Sonntagsmesse gehört für uns, die wir jetzt zusammen sind zu unserer Sonntagskultur. Wir kommen nicht einfach aus Gewohnheit, schon gar nicht aus Angst oder auf Druck von anderen hin.
Sondern, wir möchten Gottesdienst feiern – weil ….
weil es uns gefällt, weil wir es schön finden, weil wir die Gemeinschaft im Beten und Singen suchen, weil unser Glaube gestärkt und belebt wird, weil es auch Freude macht, …

Grüßen wir Christus

Du rufst uns, dir nachzufolgen.
Du versöhnst uns mit unserem Vater im Himmel.
Du gibst uns Anteil an deiner Auferstehung.

Tagesgebet
Gott, du bist der Schöpfer
    des ganzen Weltalls.
Schau liebevoll auf uns,
    deine Töchter und Söhne.
Gib, dass wir deinem Reich der Liebe dienen
und die Kraft deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus

Ansprache:
In diesem Abschnitt des Mk stellt Jesus eine Frage und gibt daran anschließend eine Belehrung:

Die Frage ist: Wer bin ich für dich?
Und Belehrung handelt darüber, wie Jesus seine Zukunft sieht und was es bedeutet, sich ihm anzuschließen bzw. ihm nachzufolgen.

Versuchen wir uns auf beides einzulassen: Wer ist Jesus für mich?

Natürlich nennen wir Jesus den „Messias“, den Gott gesandt hat – so wie Petrus es im Namen aller Jünger bekannte.

Doch, wenn ich ihn wirklich als Messias Gottes glaube,
wird das mein Leben entscheidend beeinflussen:

Wenn irgendjemand außer mir selbst das Recht hat,
mir zu sagen, was ich tue – dann er!
Wenn irgendjemand mir den Weg zum Leben zeigen kann – dann er!
Wenn irgendjemand mir zeigen kann,
worum es im Leben wirklich geht – dann er!

Denn er ist nicht irgendjemand mit guten Gedanken, er ist nicht irgendjemand, der viele beeindruckt – er ist der Messias Gottes!

Allerdings: Ich bin nicht besser als Petrus. Obgleich ich dieses Bekenntnis ablege, möchte ich nicht wahrhaben, was der Messias Gottes über sich und sein Geschick in der Welt sagt.
Er soll Messias sein, wie ich es mir vorstelle: Er soll in der Welt das Regiment übernehmen, Gerechtigkeit durchsetzen, für das Wohlergehen der Menschen sorgen, dass sie gesund sind, keine Not leiden und in Frieden leben können.

Aber die Ansage des Messias ist anders:
Weil ich in dieser Welt die Stimme Gottes bin und weil ich die Menschen heile, die als von Gott gestraft gelten – und weil ich denen, die sich selbst verurteilen zeige, dass Gott sie nicht verurteilt – und weil ich keine Gewalt anwende – und weil ich dies im Namen Gottes tue – deshalb werden die mich verwerfen, die meinen, im Namen Gottes zu sprechen, wenn sie Menschen verurteilen und ihre Not und Krankheit als Strafe Gottes für ihre Sünden bewerten.

Liebe Schwestern und Brüder,
so ist es bis heute: Menschen werden mit Gewalt beherrscht und sie werden verurteilt, wenn sie nicht gehorchen.
Und die, denen es schlecht geht, bekommen gesagt: Du bist selber schuld.

Die dagegen angehen, die selbstlos helfen und auf Gewalt verzichten, werden lächerlich gemacht, verunglimpft und manchmal selbst Opfer von Gewalt.

Wir aber glauben, dass Jesus der Messias Gottes ist, weil er anders ist:
Franziskus, der Bischof von Rom macht uns vor, was das bedeutet.
Er sagt ganz klar:

Atombomben sind ein Verbrechen.

Die Anhäufung von unermesslichem Reichtum in der Hand weniger Menschen ist ein Verbrechen an den vielen, die Not leiden.

Die Beherrschung und Ausbeutung von Menschen durch wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit ist ein Verbrechen.

Er hofft und glaubt und mahnt deshalb, dass die Menschheit es besser kann: Wahrheit, Güte und Schönheit, Gerechtigkeit und Liebe – lassen das Herz weit werden und sind die eigentliche Berufung des Menschen.

Es wird sich zeigen: die darauf setzen, die dafür auf Einkommen, Privilegien, Karriere und Bewunderung verzichten und stattdessen Spott und Verachtung und manchmal Gewalt erleben –

sie sind der Same für die Zukunft des menschlichen Geschlechts.

So stellt sich mir die Frage: Halte ich Jesus für den Messias Gottes.
Bin ich bereit, ihm zu folgen?

Fürbitten

Pr.: Wir können Gott nicht loben und danken, ohne auf die Not der Menschen in aller Welt zu sehen. Auch unsere eigenen Sorgen dürfen wir im Gebet vor Gott tragen. So beten wir:

  • Für die Frauen und Männer und Kinder, die geschlagen werden, die verspottet werden, denen Schmerzen zugefügt werden: dass sie daran nicht zerbrechen und dass sie befreit werden.
  • Für die Menschen, die versuchen, ihr Zuhause wiederaufzubauen, das ein Opfer der Naturgewalten wurde: dass sie Unterstützung erhalten und immer neuen Mut finden.
  • Wir beten für die ganze Weltgemeinschaft, die gespalten ist in wenige sehr reiche und Milliarden von fast mittellosen Menschen: dass wir eine neue Ordnung finden, in der die Gräben überbrückt werden und die Güter der Erde gerecht verteilt werden.
  • Wir beten für die Frauen und Männer, die vieles auf sich nehmen, um ihre kranken und alten Menschen zu betreuen und zu versorgen: dass sie immer wieder Kraft für ihre schwere Aufgabe bekommen.
  • Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die ein neues Schuljahr beginnen: dass sie gesund bleiben, dass sie die Mühe des Lernens auf sich nehmen und sich gegenseitig anspornen und unterstützen.
  • Wir beten für das Volk Gottes, das über alle Konfessionen hinweg im Glauben geeint ist: dass es seiner Berufung folgt und nach dem Vorbild Jesu den Menschen Gottes selbstlose Liebe spürbar macht.

Pr.: Himmlischer Vater, durch deinen Geist leben wir, in deinem Geist beten wir. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

29.04.2018: 5. Sonntag der Osterzeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt Leute mit ausgezeichneten Geschmacksnerven und großer Erfahrung: Wenn sie einen Wein kosten, schmecken sie, aus welcher Traubensorte er gekeltert wurde: Spätburgunder oder Merlot oder Dornfelder.

Jesus macht einen Vergleich: Wir sind die Reben, die – verbunden mit Christus, dem Weinstock – Früchte bringen.
Woran erkennen Menschenkenner, dass wir Christen sind?
Welche Früchte bringen wir, mit welchem Geschmack?

Viele Antworten sind darauf möglich: unsere Kirchenfenster zeigen die Werke der Barmherzigkeit. Der 1 Joh spricht von der Liebe der Jünger zueinander. Johannes XXIII spricht von Frieden, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Barmherzigkeit. Das sind die christlichen Grundwerte.

Ich möchte den Frieden als eine Frucht des christlichen Handelns heute besonders herausstellen. Der Friede ist uns aufgegeben und geschenkt.

Sehr schwierig ist es, wenn eine Seite keinen Frieden will, sondern die andere Seite bedroht, herabwürdigt, beschuldigt, angreift und demütigt.

In vielen Ländern werden Christen als Minderheit so behandelt – so wie es unseren Glaubensmüttern und –vätern von Anfang an geschah. Was war die Antwort der Christen der ersten Jahrhunderte? Sie lebten ihren Glauben oft im Geheimen, um nicht entdeckt zu werden – und notfalls wählten sie das Martyrium. Manche schworen auch dem Glauben an Christus wieder ab – um ihr Leben zu retten.

In unserem Heimatland sind diese Zeiten längst vergangen. Wir sprechen von den christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft und Kultur. Das soll nun wieder demonstriert werden durch das Anbringen von Kreuzen in den Behörden des Freistaats Bayern – laut Verordnung durch das bayerische Kabinett.

Ist das Kreuz das Symbol der kulturellen Identität Bayerns? wie es in dem Beschluss heißt?
Auch die Lederhose ist ein Symbol der bayerischen Identität – ebenso wie die Schützenvereine und die Böllerschüsse.

Das Kreuz ist Symbol unseres Glaubens an Christus, der auferstanden ist für Menschen aus allen Nationen und Völkern. – Das Kreuz behält seine Bedeutung für uns Christen – auch wenn eine Regierung befehlen würde, die Kreuze zu entfernen.

Das Kreuz ist Symbol für Jesus von Nazareth, der der gekommen ist, um die ganze Menschheit mit Gott zu versöhnen.

Die Bedeutung des Kreuzes darf nicht vermindert werden als Symbol der bayerischen Identität. Der bayerische Staat hat sein Wappen als Zeichen seiner Identität und seine Verfassung.

Hat Bayern eine christliche Identität? Ich sehe, dass sich eine große Zahl der Menschen in Bayern und in Deutschland von den christlichen Wurzeln getrennt hat. Viele haben die Verbindung mit dem Weinstock, mit Christus, gekappt oder vernachlässigen sie. (Gebet, Gottesdienst, HL. Schrift) Viele stammen aus den östlichen Bundesländern und waren noch niemals Christen und wollen es nicht sein.

Bringt unser Staat die Früchte, die Christen bringen sollen? Besonders, wenn wir an die Menschen denken, die sich zu uns geflüchtet haben?

Man will sie möglichst schnell wieder aus unserem Land schaffen – zurück nach Bulgarien und Italien und Griechenland, nach Afghanistan und in den Irak und bald auch wieder nach Syrien.
Nicht selten müssen sie dort ihren baldigen gewaltsamen Tod befürchten.

Man fasst sie in Lagern zusammen. Man gibt ihnen kein Geld. Man bietet ihnen keinen Sprachkurs an. Man verbietet ihnen zu arbeiten.
Die Menschen werden tagtäglich bei Nacht und Nebel aus den Betten geholt. Jungen Menschen wird ihr Ausbildungsplatz genommen.
Für Kinder ist der Kontakt zu deutschen Kindern fast unmöglich geworden.
Das Leben wird den Geflüchteten so schwer wie möglich gemacht.

So wenig wie möglich sollen zu uns kommen – gleich, aus welcher Not sie entfliehen und wie sehr sie in Bedrängnis waren.

Dienen wir so dem Frieden? Sind das die Früchte, die der von uns erwartet, dessen Zeichen das Kreuz ist. Seine Arme sind ausgebreitet, um die Menschen zu umfangen – nicht verschränkt, um sie sich fern zu halten.

14.04.2017 Predigt zum Karfreitag

Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben die Geschichte wieder gehört:
Verrat; Festnahme; Verhör; Demütigung; Folter; Freunde, die weglaufen; der Weg nach Golgota, bis man ihn schließlich ans Kreuz nagelt.

Diese Station des Kreuzweges ist mir schier unerträglich.
Es ist kaum auszuhalten, wenn man sieht, wie Menschen manchmal leiden müssen durch Verletzungen, an Krankheiten, wie ihnen das Atmen zur Qual wird. Man steht daneben und kann nichts dagegen tun.

Die Lippen benetzen, Schmerzmittel geben – aber die Qual, das Elend kann man nicht nehmen.

Genauso bewegt mich der Leidensbericht Jesu. Es ist kaum erträglich. Es fällt schwer, dabei zu bleiben. Kann man das nicht weglassen?
Warum muss man das immer wieder lesen und hören und sich vorstellen? Wozu?

Die Karfreitagsliturgie ist nicht die einzige Gedenkfeier:
Jedes Jahr gibt es eine Gedenkfeier für die 2989 Toten vom 11. Sept 2001.
Warum und Wozu? ….
All der Toten wird sogar namentlich gedacht, um sie zu ehren, um sie nicht zu vergessen, um zu mahnen, um den Entschluss zu erneuern, dass so etwas nicht wieder geschehen darf. Und auch, damit die Trauer der Betroffenen sich ausdrücken kann.

Wird man in 2000 Jahren noch eine Gedenkfeier für nine eleven halten?

Wir Christen aber halten seit 2000 Jahren das Gedächtnis an das Leiden Jesu wach –fest. Warum und Wozu?

Wir wollen es nicht vergessen, weil er für uns der wichtigste Mensch ist, der jemals geboren wurde. In ihm ist Gottes ewiges Wort, das schöpferische Wort, Gottes Mensch geworden – ein sterblicher Mensch.

Und dieser Jesus, in dem Gott selbst unter uns gelebt hat, hat damit unsere menschliche Natur angenommen – in all seinen Begrenzungen.

Und indem Jesus Verrat; Festnahme; Spott und Hohn, Folter, und das Kreuzesleiden ertrug, hat Gott durch ihn sein endgültiges JA zu unserer Schöpfung und zu uns Menschen gesprochen: zu uns Menschen, so wie wir sind: schöpferisch und verletzlich, stark und auf Liebe ausgerichtet, böse und leidensfähig.

Jesus selbst blieb der Liebe treu – in allem, was er tat und was ihm angetan wurde: aus Liebe vergab er das Böse, aus Liebe heilte er, aus Liebe schenkte er Freiheit.

Auch in seinem Kreuzesleiden blieb er der Liebe treu.

Jesus ist das Urbild des liebenden, schöpferischen Menschen.
Er macht uns fähig, dass auch wir im Leid der Liebe treu bleiben.
Auch im Leid sind wir von Gott geliebt und fähig zu lieben.

Selbst wenn wir Böses tun, hört Gott nicht auf, uns zu lieben.
Auch dazu hat er sein Ja gesagt, als Jesus die Bosheit ertragen hat.

Schwestern und Brüder,
wir erinnern uns an Jesu Leid, nicht, weil wir an seinem Leid und den Schmerz ergötzen wollen, nicht weil wir das Leid verherrlichen,

sondern, weil sein Kreuzesleiden uns heilt und versöhnt. Es zeigt uns, wie unermesslich Gottes Liebe zu uns Menschen ist. Bedingungslos und grenzenlos.

Amen.

24. März 2013: Palmsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

 

Zum Evangelium vom Einzug Jesu nach Jerusalem:

Endlich kommt Jesus nach Jerusalem:
Er, der die Armen seliggepriesen hat,
er, der die Reichen zum Teilen aufgefordert hat,
er, der immer von seinem himmlischen Vater sprach,
der in Jerusalem im Tempel verehrt wurde.

Er wird gebührend empfangen:

Mich erinnert das ein wenig an die Geburtsgeschichte:

Da sangen die Engel:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.
Jetzt rufen die Menschen: Hosanna dem Sohne Davids.

Stimmen wir ein in den Freudengesang Israles.
Singen wir Freundenlieder, weil unser König und Erlöser,
unser Retter und Befreier ist da.Unsere Erlösung ist nahe!

Nach der Lesung der Leidensgeschichte nach Lukas

Freudig haben wir mit der Palmprozession begonnen –
Jetzt aber wurde uns die Leidensgeschichte Jesu zugemutet – bis hin zu seinem Begräbnis.
Die Freude schlägt um – in Anteilnahme, Betroffenheit, Entsetzen.

Mit den Kommunionkindern habe ich zweimal den Kreuzweg gebetet: Die Station: „Jesus wird ans Kreuz geschlagen“ ist schier unerträglich wegen der Grausamkeit dieser Folter, die Jesus ertragen musste.

Warum halten wir uns dieses schreckliche Geschehen vor Augen?
Warum betrachten wir das Leiden Jesu.

Wir tun es aus der Perspektive von Ostern – auch jetzt, in der Woche der Trauer. Nur aus dieser Perspektive ist es erträglich.

Denn aus österlicher Sicht können wir staunen darüber, dass Jesus bereit war, dies alles zu ertragen, ohne davon zu laufen und sich zu verstecken.
Aus österlicher Sicht, können wir die Liebe und Treue Jesu erkennen –
zum Vater den er verkündet hat
und zu den Menschen, denen er den Vater verkündet hat.

Zugleich gibt uns die Betrachtung des Leidens Jesu die Kraft, dass wir uns dem Gebet Jesu anschließen:
„Vater, verschone mich, wenn es möglich ist, von diesem Leid.
Aber nicht mein Wille soll geschehen – an mir und durch mich – sondern der Deine!“

Jesus zeigt uns: auch durch das Leid hindurch führt uns der Weg in die österliche Herrlichkeit.