12.01.25: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Ich bin froh, dass wir in einer Zeit leben, in der niemand mehr gezwungen wird, das kirchliche Sonntagsgebot einzuhalten.
Wir sind freiwillig hier – um Gemeinschaft zu erleben,
um in Gebeten und Liedern Gott zu danken und zu preisen,
um unseren Glauben und unsere Hoffnung zu stärken.

Grüßen wir Christus, der uns das Wort des Lebens verkündet:

Herr Jesus Christus,
Du bist das Wort des Vaters für diese Welt.
Du bist unser Bruder im Leben und im Leiden.
Du bist unser Retter aus Sünde und Tod.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Trinken Sie gerne Wasser? – Sehr viele Menschen trinken nicht das reine Wasser, sondern genießen es lieber als Tee oder Kaffee oder Limonade oder Bier oder Wein usw.

Aber Wasser trinken wir alle – weil es ohne nicht geht. Wir würden nach wenigen Tagen sterben.

Das Wasser hat eine zweite Eigenschaft: Es umschließt alles und nimmt alles auf: In den Flüssen und Seen gibt es nicht nur vielerlei Lebewesen. Darin liegen Fahrräder und alle möglichen ins Wasser gefallene Sachen.

Die dritte Eigenschaft des Wassers ist das Reinigen. Mit dem Wasser kann man Schmutz und Dreck abwaschen.

Diese drei Kräfte des Wassers werden in der Taufe symbolisch gedeutet:

Durch den Glauben, den wir in der Taufe bekennen, empfangen wir das Leben Gottes.

Wir glauben, dass Gott uns annimmt, so wie wir sind und

Wir glauben, dass Gott uns von dem reinigt, was unsere Gotteskindschaft trübt.

Sie haben recht: das haben sie schon oft gehört. Das sind diese bekannten Glaubensformeln. Sie entsprechen aber genau tiefen Sehnsüchten, die zum Menschen gehören:

Wir möchten Leben und nicht sterben.
Zwar gibt es viele, die von sich bekennen: Ich brauche keine Hoffnung auf ewiges Leben, um einen Sinn in meinem Leben zu sehen. Ich lebe und versuche, ein guter Mensch zu sein. Wenn ich sterbe, ist es halt aus.

Ich möchte niemanden bekehren. Aber ist es wirklich so einfach?

Auch wer so denkt, steht  – genau wie wir Glaubenden – vor der Frage: was macht mich zu einem guten Menschen? Was macht mein Leben zu einem guten Leben?

Was ist „gut“? Es ist notwendig, dass wir uns verständigen können, was gut ist. Und wir brauchen eine Verständigung über die Grenzen des gemeinsam Verbindlichen.

Dass Menschen gemeinsam danach suchen, was eigentlich „gut“ ist, deutet schon darauf hin, dass es „Das Gute“ gibt, das wir gemeinsam suchen und finden möchten.

Dieses „Gute“ ist für mich eine Seite des Geheimnisses der Welt und des Lebens – das Gute ist gehört zum Wesen Gottes.

Das Gute hängt mit dem lebendig sein zusammen:
Gut ist es, das Leben zu stärken. Gut ist es, Leben zu zeugen.
Gut ist alles, was das Leben fördert.

Täglich aber müssen wir beobachten und ertragen, dass das Leben bedroht ist: von den Naturgewalten Sturm und Feuer und Wasser und wenn die Erde bebt. Der Mensch selbst bedroht das Leben anderer Menschen und bekämpft es sogar.

Das verbreitet Angst und Panik, es entsteht Wut und Zorn.
Das macht Menschen krank und stellt das Vertrauen in das Leben und in das Gute in Frage oder zerstört es sogar.

Lohnt es sich, gut zu sein? Lohnt es sich, das Gute zu suchen?

Die Frage stellt sich allen Menschen – Glaubenden und auch den Nicht-Glaubenden!

Wer an Gott glaubt, der gut ist und der das Leben in allem ist,
glaubt, dass das Leben immer wieder über die Bedrohungen siegen wird.
Der glaubt, dass es sich lohnt, sich für das Leben einzusetzen und für das Gute, wodurch das Leben gestärkt und geheilt wird.

Wer an Gott glaubt, der gut ist und der das Leben in allem ist, kann in der Hoffnung leben. Hoffnung aber bewirkt, dass ich Schlimmes geduldig ertragen kann und die Geduld gibt Kraft, immer weiter danach zu streben, selbst gut zu sein.

Ich jedenfalls lebe gut mit dem Glauben, dass Gott das Leben in uns allen ist und dass er unsere Zukunft ist, wenn wir alle in ihm vereint sein werden. Der Glaube an Gott hilft uns, an die Zukunft des Lebens zu glauben. Diesen Glauben möchte ich mit ihnen bekennen.

ALLGEMEINES GEBET

Lektor/in: Guter und lebendiger Gott, auf dich hoffen wir. Deshalb beten wir zu dir, für den Frieden und die Gerechtigkeit.
Guter und lebendiger Gott     L/A wir beten zu dir.

  • Wir beten für alle Kinder und Jugendlichen und Erwachsenen, die in diesem Jahr in unserer Pfarreiengemeinschaft getauft werden: dass der Glaube ihre Hoffnung stärkt.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für unsere beiden Pfarrgemeinden: dass wir nicht verzagen, sondern dankbar unseren Glauben miteinander teilen und leben.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für alle, die sich für den Frieden einsetzen und künftige und stabilere Friedensordnungen entwerfen: dass sie langen Atem haben, bis die Regierungen ihre Ideen umsetzen.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für alle Menschen, die voll Verzweiflung, voll Wut und Feindschaft sind, dass der Glaube an das Gute stärker bleibt.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.
  • Wir beten für die weltweite Staatengemeinschaft, dass es ihr gelingt, möglichst viele Menschen vor den schlimmsten Folgen des Klimawandels zu beschützen.
    Guter und lebendiger Gott            L/A wir beten zu dir.

Lektor/in: Gütiger Gott, wir danken dir für das Geschenk des Lebens und für den Glauben, den dein Heiliger Geist in uns weckt und am Leben erhält. Gelobst bist du in Ewigkeit. (A) Amen.

28.04.24: 5. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder, damit wir uns gut fühlen brauchen wir mehr als essen und trinken – das wissen wir alle. Was brauchen wir?

Vieles und man kann nicht alles aufzählen und würdigen.
Aber ich will aus der Fülle herausgreifen:

Wir möchten uns reinigen:
Den Körper vom Schmutz und
die Seele von Wut und Traurigkeit.

Wir möchten und verlassen können,
damit wir nicht in die irre gehen. Wir suchen die Wahrheit.

Wir möchten mit anderen verbunden sein und bleiben.
Das gibt uns Halt und Sicherheit.

Wir grüßen Christus, der gesagt hat:
Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Die Bildrede vom Weinstock ist die zweite der drei Abschiedsreden Jesu nach der Fußwaschung im Johannesevangelium.

Neben dem Wortfeld vom Winzer, dem Weinstock, den Reben und den Früchten ragen drei Wörter heraus:
Johannes redet vom „wahren“ Weinstock, vom „reinigen“ und vom „bleiben“.

Gibt es auch einen „falschen“ Weinstock?
Die Jünger Jesu hatten es nach seiner Hinrichtung nicht leicht: sie waren durch Tradition und Familie gebunden an ihre jüdischen Gemeinden und Angehörigen, die Jesus für einen Irrläufer hielten.
Die Situation ist fast unsere Zeit ähnlich: Wir sind verbunden und gebunden an Freunde und Verwandte, die sich vom Glauben abgewendet haben und ihn für unnötig halten.
Es drängt sich – damals wie heute ‑ die Frage auf: Sind wir auf dem richtigen Weg? Sollten wir nicht wieder zurückkehren, uns den anderen anschließen?
Dem setzt das Evangelium entgegen:

Ich bin der wahre Weinstock. Bei niemand anderen werdet ihr diese Freude und diese Lebendigkeit finden. Ihr werdet wieder Gesetzen folgen und um euer Heil bangen.
Ihr gebt die Freiheit und Kraft der Liebe auf und Zwang und Angst werden eure Seelen verdorren lassen.

Durch Jesus kommt das Leben! Wahrhaftig.

Die Reben werden „gereinigt“: Das „rein-sein“ wurde in früherer Zeit zu einem Ideal erkoren und als „unrein“ wurden hauptsächlich sexuelle Wünsche, Gedanken und Handlungen bezeichnet. Das ist ungefähr so, wie wenn man sagen würde: Alles, was sich bewegt, ist ein Auto.
Das Vertrauen in Gott und die Liebe ‑ als die größte Macht dieser Erde ‑ muss immer wieder gereinigt werden; dass wir nicht der Selbstliebe anheimfallen und allen ihren Formen: In der Regel geht es dabei immer ums Haben, ums Leisten und Verdienen – statt um das Vertrauen und sich Beschenken lassen.

Es sei die Zwischenbemerkung erlaubt, dass die christlichen Konfessionen und Kirchen in der langen Geschichte vieles der Verkündigung Jesu beigemengt haben. Man wünscht sich manchmal, dass diese Beimengungen wieder herausgefiltert würden und die davon „gereinigte“ Botschaft Jesu verkündigt würde.

Damit die Reben Frucht bringen können, müssen sie mit dem Weinstock verbunden bleiben. Also mit Christus!

„Bleibt in mir und ich in euch“ – wie kann ich mir das denken?

Dass ich Jesu Worte in mir trage, dass er in mir bleibt,
dass ich das Staunen und ehrfürchtig sein vor seiner Liebe in meiner Seele bewahre,
das kann ich mir gut denken: Er ist in mir!

Dass ich in ihm bin, ist mir auch vertraut:
Er trägt mich in seinem Herzen, er sorgt sich, dass ich das Leben finde,
dass ich vertrauen kann und hoffen und lieben.

Ich habe ihnen das Bild mitgebracht:

Es zeigt viele menschliche Gesichter, die so angeordnet sind,
dass sie insgesamt ein Gesicht erkennen lassen: das Gesicht Jesu unseres Heilandes.

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir mit ihm und miteinander verbunden bleiben,
wird er durch uns sichtbar: seine leben spendende, heilende, vergebende glücklich- und selig machende Liebe. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott, himmlischer Vater, durch Jesus Christus den wahren Weinstock, haben wir Anteil an deinem Leben. Sein Geist ist in uns und lehrt uns, um was wir bitten:

  • Wir beten für dein ganzes Volk, für die Getauften, die zersplittert sind in hunderte von Kirchen und Gemeinschaften: dass wir gemeinsam von dir Zeugnis geben und dich verherrlichen.
  • Wir beten für die vielen Menschen, die das Heil nicht von dir erwarten, sondern durch eigene Anstrengung schaffen wollen: dass sie nicht der Selbstsucht verfallen und von der Gier zerfressen werden.
  • Wir beten für die Kinder, die in unserer Pfarreiengemeinschaft heute zum ersten Mahl am heiligen Mahl teilnehmen dürfen: dass sie durch den Glauben an dich stark und froh werden.
  • Wir beten für die vielen Millionen Kinder, die keine so schönen Feste feiern können, weil ihnen alles fehlt und weil sie Angst haben müssen von Kugeln und Granaten getroffen zu werden: dass sie in Frieden und Sicherheit leben können.

Lektorin: Du Gott rufst uns, dass wir in Frieden zusammenleben und einer den anderen mehr achtet als sich selbst. In deiner Kraft können wir den Frieden schaffen, damit die Menschen dich loben und preisen in Ewigkeit. Amen.

03.09.23: 22. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
Jesus und Petrus, was ist das für eine Männerfreundschaft!

Gerade eben herrscht tiefstes Einverständnis: „Du bist der Messias!“ „Du bist der Fels!“

Im nächsten Augenblick dieses Aufeinanderprallen:
„Das darf nicht geschehen!“ Geh mir aus dem Weg, Du Satan!“

Warum? Weil Petrus unter „Messias“ etwas ganz anderes versteht als Jesus.

Petrus möchte mit seinem Messias Jesus etwas gewinnen: Das ganze Volk soll an Jesus glauben. Der Messias wird die Krankheiten beseitigen, und die Menschen werden nichts Böses mehr tun. Und natürlich werden auch die führenden Schriftgelehrten und Pharisäer und Hohenpriester davon überzeugt sein, dass Jesus der Messias ist. Das bedeutet auch das Ende der Fremdherrschaft durch die Römer!

Diese Art Siegermentalität ist genau das Gegenteil von dem, was Jesus tut und verkündet. Wer in dieser Weise siegen will, kann gar nicht anders, als andere zu opfern: Regeln definieren, wer nicht dazugehört. Sie müssen zum Schweigen gebracht werden, sie müssen sich beugen, schlimmsten­falls werden sie ausgeschlossen oder müssen sogar sterben.

Deshalb kann Jesus gar nicht anders als Petrus anzufahren:
Stell dich mir nicht in den Weg, sondern geh hinter mich!

Dann erklärt Jesus es den Jüngern:
Hinter Jesus gehen heißt: wichtiger als mein Gewinn ist meine Liebe.
Liebe wendet Kraft auf zu Gunsten anderer. Liebe verzichtet und schenkt.
Liebe trägt Schmerzen, Enttäuschung. Und weil es eben bei Jesus so gewesen war drückt es das Ev. so aus: : Wer liebt ist auch bereit, sein Kreuz auf sich zu nehmen.

Dann wiederholt Jesus sein jesuanisches Paradoxon, das darauf hinweist, dass die Genusswelt, die uns tagtäglich angepriesen wird, die Verschwendung, die Bequemlichkeit – eben nicht zum Leben führt, sondern in den Tod.

Liebe Schwestern und Brüder, wir erleben diesen Zwiespalt mehr als deutlich: Wir könnten versuchen, großen Schaden abzuwenden: Missernten, die Zerstörung der Küstenorte, Hungersnöte – allerdings müssten wir dafür einige Nachteile in Kauf nehmen:

Die Industrie niedrigere Gewinnmarschen,
die Milliardäre langsameres Wachstum ihres Reichtums,
die Wohlhabenden auf einige Annehmlich­keiten
und alle müssten zusammenhalten, damit den Armen keine zusätzlichen Opfer abverlangt werden.

Politiker, die so etwas sagen, werden geschmäht. Die Menschen wollen eben doch lieber „ihr Vermögen retten.“

Jesus schließt seine Unterweisung mit dem Hinweis auf das kommende Gericht: Der Menschensohn, Jeus und seine Botschaft, werden bei jedem Menschen offenbar machen, ob er andere geopfert hat für seine Bedürfnisse – oder ob er Kraft und Zeit und Geld geopfert hat, damit andere Liebe erfahren.

„Der Menschensohn wird jedem nach seinen Taten vergelten“ – heißt es: Das hört sich nach Drohung an. An anderer Stelle ist von Finsternis die Rede, vom Heulen und Zähneknirschen.

Die Vergeltung besteht darin, erkennen zu dürfen, wieviel Leben man durch seine Liebe geschenkt hat; wie viel man beigetragen hat, dass Menschen heil wurden; wie man anderen geholfen hat, an das Gute zu glauben und die Hoffnung zu bewahren.

Leben wir einfach so, dass wir uns darauf freuen können.
Was kann uns daran hindern?

09.07.23: 14. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
In Liebesgeschichten gibt es nicht selten Verwicklungen. Es dauert manchmal lange Zeit, bis sie oder er oder beide merken, wie sehr sie geliebt sind und die Liebe erwidern.

Wie war das bei Ihnen, liebe (Ehe-) und Liebespaare? War da gleich am Anfang ein Funke, der allmählich zur Flamme wurde – oder dauerte es, bis der Funken endlich übersprang?

Diese mehr oder wenig romantisch-komischen Verwicklungen und Umwege, möchte ich als Verstehensmodell für diese so bekannten Jesusworte nehmen, die wir gerade gehört haben:

Jesus betet:
Vater ich preise dich dafür, dass es Menschen gibt, die verstehen, dass du aus mir sprichst und dass deine Kraft in mir wirksam ist. Sie verstehen, dass sie durch dich leben und dass sie das Leben von dir empfangen und bei dir finden und nicht aus eigener Kraft.“

Etwas übertrieben könnte man sagen:
Jeus ist froh darüber, dass es einige gibt, denen er die Augen dafür öffnen kann, dass Gott sie liebt und dass sie dadurch das Leben und die Freude finden.

In der Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch gibt es also wenigstens bei einigen ein Happy End.

Daran schließt sich der Heilandsruf Jesu an, der in der Apsis unter dem großen, die Menschen zu sich rufenden Christus steht.

Jesus möchte den Kreis derer, die zu ihm kommen weiten und sagt deshalb:
Kommt doch alle zu mir! Alle, die ihr euch so viel Mühe gibt und die ihr euch so viele Lasten auferlegt.

Da möchte ich noch einmal innehalten:
Die Menschen geben sich ja so viel Mühe mit allem Möglichen und nehmen so viel auf sich:

Sportler opfern ihre Gesundheit, um die besten zu werden.
Selbständige Firmeninhaber arbeiten Tag und Nacht und 7 Tage, damit das Geschäft gut läuft,
Politiker nehmen einen Termin nach dem anderen wahr – aus Pflichtbewusstsein und auch um wieder gewählt zu werden;
Auch glaubende Menschen steigern ihre Bemühungen im Gebet und Frömmigkeit manchmal bis zur Selbstaufgabe.

Dahinter steht oftmals die Haltung:
Ich kann mir nur selbst vertrauen. Es kommt nur auf mich an, damit ich ein gutes Leben habe. Ich plane mein Leben und ich sorge für meinen Erfolg.

Sie alle lädt Jesus noch einmal ein: Komm zu mir, ich bin gütig.
Ich verlasse mich selbst ganz auf Gott, meinem und euren himmlischen Vater. Er schenkt mir Zukunft und auch euch! Niemand kann sich selbst das Leben geben und erhalten. Ich nehme euch die Lasten ab.

Alle, die sich auf die Liebe eines anderen verlassen und einlassen, üben dabei genau das, wozu Jesus uns alle einlädt: Vertrau nicht auf dich allein. Vertrau auf den anderen und seine Liebe zu dir.

So üben sie sich darin, auch Jesus zu vertrauen, der uns einlädt, es wie er zu machen und ganz auf Gott und seine Liebe zu vertrauen.

In dem Vertrauen geliebt zu sein, können wir Frieden finden und frische Lebendigkeit, wie es das Wort erquicken andeutet.

Manchmal darf man sehen, wie zwei Menschen sich aneinander lehnen und schmiegen oder halten und stützen. Das ist ein wunderbares Gleichnis für das, was Jesus verspricht: Bei mir könnt Ihr Ruhe finden und Frieden.

Fürbitten

Lektor*in: Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Darauf vertrauen wir uns beten:

  • Für alle Frauen und Männer, die Jesu Botschaft verkünden:
    Dass sie den Menschen nicht Angst machen sondern ihre Hoffnung stärken.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die gewählten Amtsträger im Staat und für die einflussreichen Wirtschaftsbosse: dass ihre Selbstlosigkeit und ihr Gerechtigkeitssinn größer werden.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, die enttäuscht oder mutlos sind oder unter Depressionen leiden: dass sie ermutigende Nähe von Menschen erfahren.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, denen der Zeitdruck und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zusetzen: dass sie Zeit und Gelegenheit und Raum finden zur Entspannung und Erholung.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die Menschen, die sich aus Wut auf unseren Staat und seine Institutionen undemokratischen Gruppierungen zuwenden:
    Dass ihre Unzufriedenheit Gehör findet und dass sie sich nicht verführen lassen, menschenfeindlichen Parolen nachzulaufen.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

Herr, unser Gott, bei dir finden wir Ruhe und Kraft für unser Leben. Dafür danken wir dir im Heiligen Geist durch Jesus Christus jetzt und in Ewigkeit. Amen.

02.07.2023: 13. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Der Selbsterhaltungstrieb ist tief in uns angelegt.
Jeder Mensch will leben und überleben und tut alles dafür.

Damit hängt eng zusammen das Bedürfnis, es sich angenehm einzurichten: warm ist besser als kalt, weich ist besser als hart, maschinelle Unterstützung ist besser als körperliche Anstrengung.

Klein ist der Sprung zu sagen: Hauptsache mir geht’s gut.

Die Menschen, die dafür sorgen, dass sie sich immer größere Teile des Bruttosozialprodukts sichern auf Kosten anderer leben diesen Egoismus besonders erfolgreich aus.

Sie riskieren aber damit den Frieden, den Zusammenhalt, die Achtung vor der öffentlichen Ordnung.

Das Evangelium sagt dazu: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Du bist meiner nicht wert!
Du bist es nicht wert, dass ich mich mit dir befasse, auseinandersetze, für dich etwas tue, mit dir spreche!
Solche Entwertung des anderen ist – vielleicht stimmen sie mir zu ‑ ein schlimmes Unrecht.

Diese eindeutige Überlegung möchte ich an den Anfang stellen.

Da das Ev. uns mit solch schwer genießbaren Aussagen konfrontiert, möchte ich auch noch daran erinnern, was uns über Jesus erzählt wird:
Er sagt: Gib dem, der dich zwingt, nicht nur den Mantel, sondern auch das Hemd, geh nicht nur eine Meile, sondern zwei mit ihm.
Er sagt: Kommt alle zu mir, die ihr es schwer habt im Leben, bei mir findet ihr Entlastung, Ruhe Frieden.
Er sagt: Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen – also gerade die Menschen, die es scheinbar nicht wert sind.

Aber im 10. Kapitel des Mt.Ev., wir haben es gerade gehört ‑  heißt es:

Wer seine liebsten mehr liebt als Jesus.
Wem sein Wohlergehen wichtiger ist als Jesus, der ist es nicht wert,
– ja was jetzt?
Jesu Jünger zu sein, dass Jesus für ihn lebt und stirbt und aufersteht? dass Jesus ihn sendet?

Egal: Diese Aussage stellt eine Bedingung:
Du bist nur dann wert, dass du zu mir gehörst, und dass ich für dich da bin, wenn du mich mehr liebst als deine Allernächsten und Liebsten.

Und ich will es gleich sagen: Jesus sagt das mit Recht.

Denn in vielen alltäglichen Situationen fällt es uns ganz leicht zu sagen, im Geist Jesu zu handeln: wir leihen und gegenseitig, wir helfen einander, wir spenden sogar …

Aber manchmal wird es auch knifflig: Es kann schon ganz schön anstrengend werden, mit dem Freund. Der ist sich zurzeit selber nicht gut. Jedes Mal das Geschimpfe und Gejammere, das nervt.

Sicher fallen ihnen selbst Beispiele ein.

Wenn ich in solchen Situationen ausweiche, … wende ich mich von dem Weg ab, den Jesus mir zeigt und damit von Jesus selbst. Dann bin ich mir selbst der Nächste. Dann geht es jetzt erst mal um mich.

Wenn man es hart und zugespitzt sagt: Jesus ist es mir nicht wert!
So groß ist meine Liebe nicht. Ich will, dass es jetzt für mich passt –
ob das gut ist oder schlecht – darüber danke ich jetzt nicht nach.

Der Satz Jesu könnte also nicht nur lauten: „der ist meiner nicht wert“
sondern genauso: „Dem bin ich nichts wert.“

Es ist heilsam, wenn Jesus und sein Reich der aller oberste Wert im Leben ist. Das schützt auch unsere Allernächsten und Liebsten.

Um Jesu willen, lasse ich sie nicht hängen.
Weil ich an Gottes Reich glaube und Gottes Barmherzigkeit und Güte, bin ich barmherzig und will vergeben.

Um es ganz einfach zusammenzufassen:
wer sich und seine Ansprüche ganz nach oben stellt,
der verliert dabei oft Geliebte, Gemeinschaft, den Zusammenhalt, den Frieden, die Geborgenheit, den Rückhalt.

Wo das Ich überhandnimmt, verschwinden das Du und das Wir.

Wer Jesus und sein Reich an die erste Stelle setzt und deswegen Mühe und Anstrengung und Entbehrung und Schmerzen auf sich nimmt, der gewinnt mehr als er einsetzt: Er gewinnt das Licht, das in ihm leuchtet und die Freude, die unzerstörbar ist. Er gewinnt Gott, er findet sich selbst und sein Leben. Amen.

Fürbitten

Lektor: Gott, du Grund unserer Hoffnung, voll Vertrauen beten wir:

Du Gott des Friedens          V (A) Erfülle uns mit deinem Geist

  • Die vielen Kriege und gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Welt machen uns traurig. Wir beten, dass die Menschen Wege zur Versöhnung suchen und finden und gehen.
  • Der menschengemachte Klimawandel führt zu Zerstörungen in der Natur. Hunderte Millionen Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen. Wir beten, dass die Menschen, besonders die Reichen von der Gier nach immer mehr Reichtum und Macht ablassen.
  • In unseren Gesellschaften gibt es tiefe Risse. Der Abstand zwischen Reich und Arm wird immer Größer. Der Protest und der Hass gegen die Regierenden immer Größer. Wir beten, dass die Menschen ihre Verantwortung füreinander erkennen und wieder mehr auf das Gemeinwohl achten.
  • Die christlichen Gemeinschaften und Kirchen sind gesandt Hoffnung und Mut zu stärken, dass Frieden möglich ist und möglich wird. Wir beten für alle, die sich für das Leben einsetzen und für die Zukunft der Menschen.

Pr.: Gott, du bist unsere Hoffnung, dass wir in dir Frieden finden für immer und ewig. Mache uns zu Boten deines Friedens durch Christus, unseren Herrn.

06.04.23: Feier vom letzten Abendmahl

Liebe Schwestern und Brüder,
in Syrien und in der Türkei wankte buchstäblich der Boden unter den Füßen – Häuser stürzten ein. 10.000ende Menschen starben.
Innerhalb weniger Minuten geriet das Leben von Millionen von Menschen aus dem Gleichgewicht.

Was da buchstäblich geschah, passiert jeden Tag ungezählten Menschen:
eine Krankheit verändert das ganze Leben, ein Unfall stellt alles auf den Kopf, ein Partner trennt sich vom anderen, die Arbeitsstelle geht verloren, der Arbeitsplatz wird gekündigt, …

Ganz Europa – ja fast die halbe Welt – ist unsicher geworden durch den Krieg, den Putins Russland vom Zaun gebrochen hat. Der Weltfriede wankt. Unser Verhältnis zu China ist fragwürdig und unsicher. Die Demokratie ist in vielen Ländern brüchig geworden.

Die Erwärmung der Atmosphäre verändert die Lebensmöglichkeiten in vielen Ländern der Erde: Ernten, Tierhaltung, Trockenheiten und Überschwemmungen, Erdrutsche und, und, und.

Vermessen wäre es, zu sagen: „Keine Angst! Das wird sich alles wieder lösen. So schlimm wird es schon nicht“. Es kann tatsächlich sehr schlimm werden. Schlimmer, als wir es uns vorstellen möchten.

Dem, der wahrnimmt, wie unsicher der Grund ist, auf dem wir leben, stel­len sich diese und ähnliche Fragen: „Was zählt für mich? Was will ich? Wofür strenge ich mich an? Worüber kann ich mich freuen? Was gibt mir Kraft?“

Komprimiert: „Was hilft mir leben?“ und: „Wie geht das Leben weiter?“

Eigentlich sind uns die Antworten auf diese Fragen ins Herz geschrieben.
Uns: also jedem Mitglied der Menschheitsfamilie. Wer in sich hineinhört und erkennt, dass er ein Teil dieser Menschheitsfamilie ist, kann die Antwort in sich finden. Als Glaubender Mensch sage ich: Gott schreibt uns Menschen die Antwort ins Herz – Wir brauchen nur auf ihn hören.

Jesus von Nazareth, den wir unseren Erlöser und Herrn nennen,
hat in seinem Leben und Lehren die Antworten gegeben, die jeder in seinem Herzen finden kann:

Er hat geheilt – nicht nur in einem begrenzten Sinn als Wunderheiler.
Er hat den Menschen gezeigt, dass sie für ihn wertvoll und wichtig sind und liebenswert. Dieser Aufgabe hat er sich hingegeben, mit Haut und Haar und ganzer Kraft.

Gestritten hat er auch: mit Menschen die an der bestehenden Ordnung interessiert waren, weil sie in dieser Ordnung oben waren und also bessergestellt. Über manche Menschen urteilten sie, dass sie wertlos sind und nicht liebenswert, sondern zu verachten, wenn sie die Regeln nicht annehmen. Jesus wollte und konnte nicht hinnehmen, dass Menschen sich zwischen Gott und andere stellen.

In der Fußwaschungserzählung verdichtet das Johannesevangelium dieses heilende Leben Jesu: Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Ihr sollt es ebenso machen.

Das ist die eine Antwort: Wie sehr auch die Erde wankt: die Sendung bleibt gleich: Heilt Menschen; zeigt ihnen dass sie für euch und für Gott liebenswert sind.

Die zweite Antwort schließt diesen Aspekt mit ein:
Jesus sagt beim Mahl: Das ist mein Leib, mein Blut – für euch gebe ich es hin, damit ihr glaubt, damit ihr glaubt: mir und an mich.
UND: Er teilte das Brot an seine Jünger aus:
Das hilft uns zu leben: Dass wir miteinander teilen. Das Brot und noch mehr: unsere Hoffnung, unser Vertrauen, unsere Schwachheit, unser Versagen, unser Bedauern und unsere Begeisterung.

Jesus sagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis. So werdet ihr immer wieder stark. So helft ihr euch gegenseitig, auf die Stimme in euch zu hören, auf die Antwort, die Gott jedem ins Herz geschrieben habt und die ich euch vorgelebt und gelehrt habe.

Heilen und Teilen: die Hoffnungen und Ängste, die Leiden und Freuden. Das hilft uns zu leben und so geht das Leben weiter.

17.04.2022: Ostersonntag

Liebe Schwestern und Brüder,
Gelobt sei Gott! Gepriesen und Verherrlicht sei Gott auf dieser Erde!
Dieser Ruf ist angemessen – heute genauso wie irgendwann sonst:

Gelobt sei Gott für Jesus Christus! – Ich finde keinen Grund dieses Lob zu beenden oder verstummen zu lassen. – Ganz im Gegenteil: Es muss die Welt erfüllen! Es muss lauter erschallen als das Geplärr der Wut, der Angst, des Zorns, des Hasses.

Jesus ist auferstanden!
Der auf Gott gehört hat und alles gesagt hat, was Gott ihm ins Herz gegeben hat – ER lebt!
Der für die Wahrheit Zeugnis abgelegt hat, dass Gott ihn liebt und dass jeder Mensch Gott unendlich wertvoll und kostbar ist – Er lebt!

Liebe Schwestern und Brüder!
Denken wir an die Zeichen, die  Jesus in seinem Leben gewirkt hat!
Erinnern wir uns an seine Botschaft: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, wer davon isst, hat das ewige Leben.
Wir haben sein Gebet gehört:
Bleibt in meiner Liebe, so wie ich in der Liebe des Vaters bleibe.

Wenn unser Herz nicht völlig taub ist und unser Geist nicht völlig stumpf, dann merken, spüren, ahnen und verstehen und erkennen wir:

Jesus hat die Wahrheit gesagt:

Gott schenkt ewiges Leben – kein Wegwerf – Leben.

Deshalb kann es auch gar nicht anders sein, als so, wie wir es bekennen:
Jesus lebt. Er ist auferstanden. Gelobt sei Gott. Halleluja.

Die Auferstehung und die wundersamen Geschichten, wie er seinen Jüngern erscheint, die Erzählung vom leeren Grab – alles das ist nicht der Grund, für den Glauben, dass Jesus lebt:

Diese Geschichten drücken aus, was gar nicht anders denkbar ist:
Jesus lebt! Gott sei gelobt!

Ich glaube nicht an das leere Grab, und auch nicht weil es leer war;
ich glaube auch nicht weil oder daran, dass Jesus nach seinem Tod einen Fisch vor den Augen der Jünger gegessen hätte.

Ich glaube an Jesus und an die Wahrheit, für die er Zeugnis abgelegt hat.

Und diese Wahrheit ist:
Gott ist das Leben und das Leben ist stärker als der Tod.
Könnte es sonst überhaupt Leben geben? Warum sollte etwas am Leben sein, wenn der Tod stärker wäre als das Leben?

Nun also leben wir und mit uns die Hasen und die Katzen und die Tulpen und die Narzissen und das überaus bewundernswerte Gänseblümchen.
Gelobt sei das Leben, Gelobt sei Gott, von dem das Leben kommt.

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat Gott verherrlicht in dieser Welt: Er hat Gott über alles gestellt. Er hat das Leben über alles gestellt.
Gerade durch sein Leiden und Sterben hat er verkündet, dass Gott das Leben ist und dass das Leben stärker ist als der Tod.

Und, liebe Schwestern und Brüder,
heute treten wir in die Fußstapfen Jesu und stellen Gott, stellen das Leben über alles. Durch uns soll Gott verherrlicht werden in dieser Welt.

Durch die Nächstenliebe, die Feindesliebe, die Gottesliebe und den Glauben an seine Liebe, die Leben schenkt, verherrlichen wir Gott und sorgen dafür, dass sein Name groß wird unter den Menschen.

Wir verherrlichen Gott, wenn wir dem Mitmenschen etwas Gutes tun.
Wir verherrlichen Gott, wenn wir den Feind nicht töten, sondern ihn zum Freund machen.
Wir verherrlichen Gott, wenn wir ‑ so wie Jesus ‑ auch in der Krankheit, in der Enttäuschung, in der Angst beten: Vater, ich will deinen Willen tun; ich glaube an die Liebe, an deine Liebe zu mir und zu meinem Mitmenschen.

Gelobt sei Gott, Gepriesen und Verherrlicht auf der ganzen Erde!
Gelobt sei Jesus, den er gesandt hat, um uns aus den Fängen des Todes zu retten. Amen.

FÜRBITTEN

Lektorin: Wir sind voller Dankbarkeit, dass wir an Jesus und seine Auferstehung in Gottes Herrlichkeit glauben dürfen. Wir denken an die Menschen und ihre vielen Nöte und beten:

  • Für die christlichen Kirchen in Deutschland und in ganz Europa:
    Dass sie selbst die Hoffnung auf das Leben bewahren und diese Hoffnung unter den Menschen verbreiten.
  • Für die Erneuerung unserer Kirche in Deutschland: dass wir uns immer wieder auf den Kern unseres Glaubens besinnen und besonders den Ärmsten mit Liebe begegnen.
  • Für die Menschen im Krieg: dass sie die tödliche Gewalt beenden und dass möglichst viele Menschen überleben.
  • Für die Frauen und Kinder und Männer, die von Hunger bedroht sind: dass sie erhalten, was sie zum Leben brauchen, weil wir mit ihnen teilen.
  • Für die Menschen, die in der österlichen Zeit getauft werden, für die Erstkommunionkinder und für die jungen Leute, die sich auf die Firmung vorbereiten: dass der Glaube an Gottes Liebe sie in ihrem Leben leitet.
  • Für unsere Gemeinde, dass wir Wege finden, wie wir froh unseren Glauben gemeinsam Ausdruck geben und dass sich uns wieder mehr Menschen anschließen.

Pr.: Gott, wir loben und preisen dich. Alle Tage verkünde unser Leben dein Lob durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

02.11.21: Allerseelen

Formular II: 1. Lesung: Ijob 19, 1.23–27a – 2. Lesung: Röm 8, 14–23 – Ev: Joh 14, 1–6

Einführung:
ich begrüße ganz herzlich alle, die im vergangenen Jahr einen Menschen das letzte Geleit geben mussten. Sie sind gekommen, um in dieser Messfeier seiner zu Gedenken. Das kann noch ein kleiner Schritt sein, um Abschied zu nehmen, um die Trauer abschließen zu können oder um in der Trauer einen Schritt voran zu kommen.

Wir vertrauen darauf, dass Gott uns das Leben schenkt – so wie unseren Verstorbenen. Wir vertrauen darauf, dass er uns zusammen mit Jesus Christus aufnimmt in sein Licht. Deshalb rufen wir:

Herr Jesus Christus,
du hast als Mensch gelebt wie wir.
Du bist gestorben und wurdest begraben wie wir.
Du bist auferstanden und hast uns die Tür zu Gottes Herrlichkeit geöffnet.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Alle christlichen Konfessionen teilen das große Glaubensbekenntnis. Und da bekennen wir im letzten Abschnitt:

Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.

Glaube ich das? Und was stellen wir uns darunter vor?
Und: ist es wichtig, das zu glauben? Wofür ist dieser Glaube gut?

Letztendlich muss jeder diese Fragen für sich beantworten.
Ich kann ihnen meinem Glauben darlegen und versuchen, ihn zu begrün­den. Die Lehre der Kirche dazu kann jede und jeder selbst nachlesen.

Doch die eigene Antwort muss jeder selbst finden.
Die Frage danach, was mit den Toten ist, stellt das Leben, stellt das Sterben, mit dem wir konfrontiert sind, so lange wir leben.

Einerseits erfahren wir: Alles ist vergänglich. Nichts bleibt ewig.
Auf der anderen Seite wissen wir: In diesem Universum geht nichts verloren: Kein Molekül, keine Energie. Es wird umgeformt, verändert – aber nichts verschwindet.

Das ist eine Form der Ewigkeit.

Aber das beantwortet ja nicht die eigentliche Frage:
Dieser uns so vertraute Mensch, den wir begraben mussten:
er hatte seine Erlebnisse, seine Hoffnungen und Freuden, seine seelischen Wunden und seine Kräfte und Stärken und seine Träume und Ideen und Pläne.

Was ist mit ihm? Wo ist er jetzt? Oder gibt es ihn gar nicht mehr?

Gerne antworte ich: Ja, sie lebt.
Sie lebt in der gleichen Weise wie der Ursprung und Schöpfer des Universums. Er hat sie aufgenommen – in sich.

Das Johannesevangelium lässt Jesus sagen: Ich bereite einen Platz für euch vor im Haus meines Vaters.

Natürlich ist das nur ein bildlicher Vergleich aus unserer Erfahrungswelt, um das unsagbare zu sagen. Natürlich lebt Gott nicht in einem Haus mit unendlich vielen Appartements für alle, die jemals auf der Erde gelebt haben.

Ich glaube, dass Gottes Geist in jedem Geschöpf ist. Ich glaube, dass Gott das Leben in uns ist. Ich glaube, dass wir alle ein Teil von Gott sind.
Er umschließt alles und birgt alles. Bei ihm geht nichts verloren.

Die Dankbarkeit, die Hoffnung, das Vertrauen, die Liebe ‑‑ 
Diese Seelenkräfte sind Gottes unvergängliche Kräfte in uns.

Liebe Schwestern und Brüder,
dieses Bewusstsein, dass Gott in uns lebt, dass er das innerste in uns ist,
dass wir ein Teil von ihm sind – so wie die vielen, die schon verstorben sind – verändert uns.

Es wird uns bewusst, dass wir verbunden sind und immer verbunden bleiben: denn Gott ist in uns und wir sind in Gott.
Was wir als das Leben der kommenden Welt bezeichnen ist schon Gegenwart – für uns wie für unsere Verstorbenen.

Und doch hat Gott uns das Geschenk gemacht, dass wir in dieser Welt sein Licht zum Leuchten bringen dürfen. Dass wir diese Welt erfüllen dürfen mit seinem Geist und seiner Liebe. Wir dürfen in diesem Universum Neues erschaffen.- Er macht uns zu Miterschaffern dieser Erde, nicht viel weniger als Gott selbst, der dieses Universum ins Dasein ruft.

Nehmen wir dieses Leben als Geschenk. Wir haben kein Anrecht darauf,
wir haben kein Recht auf ein langes Leben – wir sind beschenkt mit dem Leben, damit wir Anteil haben an Gottes schöpferischer Macht und Liebe.

So wie wir selbst werden auch die Früchte unseres Tuns Teil der ewigen Freude Gottes an seiner Schöpfung. Amen.

Verlesen der Verstorbenen und Anzünden der Kerzen

Läuten der Totenglocke (2 Minuten)

Fürbitten

Pr.: Gott, Ursprung und Quelle des Lebens, wir beten zu dir:

  • Wir beten für die Trauernden, die den Verlust eines geliebten Menschen erlitten haben: dass sie wieder inneren Frieden finden.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Menschen, die Trauernde begleiten: dass sie das rechte Gespür haben, dass sie zuhören können und dass es ihnen gelingt, den Blick wieder auf das Leben auszurichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für unsere Gesellschaft, in viele Tod und Sterben verdrängen:
    dass wir die Vergänglichkeit des irdischen Daseins annehmen und unser Leben auf das Leben in Gottes Herrlichkeit ausrichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Kranken, für die Menschen, denen das Leben zur Last geworden ist, für die Menschen, die merken, dass sie bald sterben werden: dass sie Beistand erfahren, dass sie Abschied nehmen können und dass sie Vertrauen haben können, dass sie in dir Gott leben und leben werden. Gott des Lebens:

Pr.: Du Gott bist das Ziel unseres Lebens. In dir ist Frieden und vollkommene Freude. Wir danken dir, dass wir schon jetzt in diesem Licht leben dürfen, bis wir heimkommen zu dir. Amen.

01.08.2021: 18. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Schwestern und Brüder,
letzten Sonntag haben wir gehört: das Johannesevangelium erzählt von dem kleinen Jungen, der Jesus 5 Brote und 2 Fische anbot. Das wenige, unvollkommene Gute, das wir tun, reicht aus: durch die Kraft Gottes vervielfacht es sich, so dass sogar ein Überschuss bleibt.
Das Evangelium erzählt, dass sich Jesus der Menge entzieht, damit sie ihn nicht in ihre Gewalt bringen und zum König machen.

Am nächsten Tag finden sie Jesus und seine Jünger in Kafarnaum – in der Synagoge. Nun folgt die sogenannte Brot-Rede Jesu. Sie ist von größter Bedeutung dafür, wie Menschen, die an Jesus glauben, ihr Leben gestalten:

„Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt. Sie stillt euren Hunger nur für kurze Zeit. Müht euch um die Speise, die für das ewige Leben bleibt!“

Natürlich müssen die menschlichen Bedürfnisse gestillt werden – Hunger und Durst, Kälte, Erschöpfung. Aber –sagt Jesus im Joh.Ev. Es lohnt sich nicht, seine Lebenskraft dafür zu verschwenden, um möglichst reich werden – wichtiger ist es, sich um die Speise für das ewige Leben abzumühen.

Die Leute verstehen Jesus. Sie reagieren positiv und fragen: „Was müssen wir tun, damit du uns die Speise für das ewige Leben gibst.?“

In dieser Frage steckt der alte Grundsatz: Man bekommt im Leben nichts geschenkt.

Jesus antwortet: „Ihr müsst mir glauben, dass ich von Gott gesandt bin!“

Die Leute können diese Antwort nicht fassen und annehmen. –
Nun soll Jesus es sich verdienen, dass sie ihm glauben. Er soll es beweisen.

Das lehnt Jesus ab und sagt:
„Es gibt keinen Beweis. Ihr könnt nur glauben, dass ich euch ewiges Leben schenke. Wer glaubt, dass ich von Gott gesandt bin, dessen Durst und Hunger sind gestillt.“ Der weiß, dass das Leben mehr ist, als Geld verdienen und essen und trinken.

Liebe Schwestern und Brüder,
an dieser Stelle unterbricht die Leseordnung. Am kommenden Sonntag wird die Rede weitergelesen.

Es ist natürlich kein Zufall, dass das Brot als Vergleichspunkt dient:
das Brot, das verdirbt und das Brot, das ewiges Leben schenkt.
Jesus bezeichnet sich selbst als dieses Brot.

Das Johannesevangelium bedenkt an dieser Stelle sorgsam und Schritt für Schritt, was die anderen drei Evangelium vom letzten Abend Jesu mit seinen Jüngern berichten: Er nahm das Brot, brach es, reichte es ihnen und sprach: „Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“

Seit Ostern teilen die Jünger das Brot miteinander, weil sie an Jesus glauben. Sie glauben dass er mit seiner Botschaft von Gott gekommen ist:

Du musst dir das Leben nicht verdienen;
Du musst dir nicht verdienen, dass Gott dir das ewige Leben schenkt.

Das Leben ist geschenkt.
Gott schenkt dir auch das ewige Leben.

Verschwende deine Kraft nicht mit dem, was du dir verdienen musst.
Verschenke deine Kraft, verschenke deine 5 Brote und deine 2 Fische
und sieh zu, wie sich durch Gottes Kraft das Gute vervielfacht.

30.08.2020: 22. Sontag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Jesus sagt: Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
Wer zuz mir gehören will, nehme sein Kreuz auf sich.

Das klingt nicht besonders einladend. Beim Nachdenken, was das bedeuten könnte, beginne ich mit einem wirklichen Beispiel. Es ist nicht so gemeint, dass man es so machen muss. Es ist nur ein Beispiel:

Eine Frau, gelernte Grundschullehrerin, übernahm nach langer Erziehungspause, als alle vier Kinder über 15 Jahre alt waren, Krankheitsvertretungen in der Grundschule. Obwohl sie über 20 Jahre lang nicht mehr unterrichtet hatte, machte es ihr viel Freude – dazu kam auch noch der Verdienst für diese Tätigkeit.

Einige Jahre ging das so dahin – dann wurde ihr Schwiegervater pflegebedürftig. Die Frau beendete ihren beruflichen Wiedereinstieg und übernahm die Pflege. Das war sehr anstrengend und brachte viel weniger Selbstbestätigung als die Aushilfen in der Schule.

Viele Menschen bringen solche und noch größere Opfer!
Vermutlich hat jeder von uns schon solche Entscheidungen getroffen.

Wir entscheiden uns für einen Weg, der anstrengend ist, weniger Freude macht und keinen Gewinn bringt – Warum?

Es ist genau die Grundhaltung, die Erkenntnis, die das Matthäusevangelium beschreibt:

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert?“ ich deute es so: wenn er dabei sich selbst verliert.

Wer will ich sein?

Möglichst großer Wohlstand? Möglichst viel Einfluss?
Möglichst viel Anerkennung? Möglichst große Bequemlichkeit?

Oder will ich ein Liebender sein? Einer, der anderen beisteht?
Einer der zu seinen Überzeugungen steht?

Das wichtigste, um wirklich zu leben, ist die Liebe zum Ursprung des Lebens, an dem wir Anteil haben – zu Gott – und die Liebe zum Mitmenschen, der am gleichen Leben Anteil hat.

Wir ahnen dieses Geheimnis und handeln auch danach – wenn auch nicht immer konsequent. Doch wir wissen, dass Rücksicht wichtiger ist als sich durchsetzen, dass Hilfsbereitschaft wichtiger ist als Selbstbestimmung.

Ich meine, davon spricht das Evangelium und Jesus hat danach gelebt.

Das ist der Weg des Lebens.
Und er ist besser als der Weg, der viele Opfer bringt:

Opfer der Rücksichtslosigkeit, Opfer der Rechthaberei, Opfer der Gewalt, Kriegsopfer, Verkehrsopfer ….

Wir wollen keine solchen Opfer – lieber wollen wir mithelfen, dass diese Opfer weniger werden.

Vielmehr erzählen Frauen und Männer, die ihre Zeit, ihr Geld, ihre Aufmerksamkeit und Liebe für andere opfern davon, dass sie mehr zurückbekommen als sie geben können.

Das erleben wir in der Nachfolge Jesu.