Betlehem: Bußgottesdienst im Advent 2019

Einzug in Stille

zur Eröffnung          Macht hoch die Tür                                     GL 218/1+2

Einführung:
Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Mitchristen!
„Wo wohnt Gott?“, so fragte einmal ein jüdischer Rabbi seine Gäste.
Sie lachten ihn aus und sagten:
Was redest du! Die Welt ist doch voll von seiner Herrlichkeit!
Der Rabbi beantwortete seine Frage selbst und sagte:
Gott wohnt da, wo man ihn einläßt!

Gott will unter uns wohnen. Deshalb wurde er Mensch in seinem Sohn Jesus. Der Überlieferung nach ist er in Betlehem geboren.

Betlehem kann überall sein: Wer Gott bei sich einläßt, der wird sozusagen selbst zum Stall in Betlehem. Da wird Gott Mensch!

Gebet:
Gott, wir sind hierher gekommen, um über uns nachzudenken.
Gib, dass wir uns selbst erkennen,
dass wir unsere Schuld und Sünde einsehen.
Denn wir wollen, dass du bei uns wohnen kannst.
Wecke in uns das Vertrauen zu dir, unserem Vater,
stärke die Hoffnung auf unsere Zukunft
und die Liebe zu dir und zueinander.
Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

 Lesung aus der Offenbarung des Johannes
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde;
denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen,
auch das Meer ist nicht mehr.

Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her
aus dem Himmel herabkommen;
sie war bereit wie eine Braut,
die sich für ihren Mann geschmückt hat.

Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen:
Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen!
Er wird in ihrer Mitte wohnen,
und sie werden sein Volk sein;
und er, Gott, wird bei ihnen sein.

Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen ,
Der Tod wird nicht mehr sein,
keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.
Denn was früher war, ist vergangen.

Er, der auf dem Thron saß, sprach:
Seht, ich mache alles neu.

Und er sagte: Schreib es auf,
denn diese Worte sind zuverlässig und wahr.

Lied:                       O Heiland reiß die Himmel auf

Besinnung
Betlehem, der Ort, an dem Gottes Sohn geboren wurde. Buchstabieren wir das Wort Betlehem in unser Leben hinein. Wir wollen Gott bei uns aufnehmen. Von ihm erwarten wir das Heil.

  1. Barmherzigkeit:
    Betlehem ist, wo wir barmherzig miteinander sind!
    Barmherzig ist, wer ein Herz für seinen Mitmenschen hat:
    gerade für den in seiner Nähe!
    Barmherzig ist, wer im Mitmenschen seine Schwester, seinen Bruder erkennt ‑ gleich, ob arm oder reich, ob jung oder alt, gleich ob sympathisch oder nicht.

Gott, du bist barmherzig mit uns,

  • Kann ich nachsichtig sein mit den Fehlern anderer? Kann ich verzeihen?
  • Hab ich Geduld mit denen, die langsamer sind, die schwächer sind?
  • Werde ich schnell ungeduldig, wenn jemand etwas nicht so gut kann?
  1. Ehre sei Gott
    Betlehem ist, wo Gott die Ehre gegeben wird!
    Gott ehren ‑ das heißt: Gott den Platz im Leben geben, der Gott gebührt.
    So gewinnen wir den Blick auf das Wesentliche in dieser Welt. Wir erkennen auch unseren Platz: wir bleiben davor bewahrt, uns selbst und unsere Wünsche allzu wichtig zu nehmen.

Gott, du bist in allem und über allem:

  • Bin ich zufrieden mit meinem Gebet? Ist es zu wenig? Zu viel?
    Zu oberflächlich?
  • Denke ich beim Gebet nur an meine Sorgen denke
    und vergesse, für andere zu beten!
  • Versäume ich Gott für das Gute zu danken

2 Minuten meditative Musik

Ruf: Herr, erbarme dich 1mal                                                             GL 157

  1. Tägliches Brot
    Betlehem ist, wo Menschen das tägliche Brot mit anderen teilen.
    Wir beten im Vater Unser um das tägliche Brot. Damit ist mehr gemeint als nur das Brot: Essen können statt hungern, trinken können statt dürsten; warm haben statt zu frieren; Schutz finden in einem Haus; Arbeit haben; seine Kraft einsetzen können – das alles ist tägliches Brot.

Gott, du schenkst uns, was wir zum Leben brauchen.

  • Lasse ich Lebensmittel verderben? Werfe ich Lebensmittel weg?
  • Gebe ich einen großzügigen Teil meines Geldes für Menschen in Not?
  • Denke ich zu viel an mich und meine Bedürfnisse?

 

  1. Leben
    Betlehem ist dort, wo das Leben geschützt wird.
    Alles was lebt, hat das Leben von Gott empfangen. Deshalb ist das Leben heilig! Wer das Leben hochachtet, achtet Gott selbst.
    Leben ist mehr als Wohlstand und Annehmlichkeit.
    Dem Sinn unseres Lebens begegnen wir in Freundschaft und Liebe, in Treue und Glück, im geben und nehmen, im schenken und empfangen.

Gott du bist der Lebendige.

  • Verwechsle ich das Leben mit Besitz und Konsum?
  • Denke ich zu oft ans Geld und wie ich es vermehren kann?
  • Neige ich dazu, das Schlechte zu sehr zu betonen?
  • Achte ich das Leben auch von Ungeborenen, von Alten und Kranken?
  • Schade ich mir selbst durch Übermaß von Fernsehen oder Alkohol oder
    Nikotin oder Arbeit oder Essen?

2 Minuten meditative Musik

Ruf: Herr, erbarme dich 1mal                                                             GL 157

  1. Eintracht
    Betlehem ist, wo Menschen in Eintracht und Frieden miteinander leben! Doch immer wieder gibt es Streit, Ärger, Empfindlichkeit, Beleidigungen …
    Wenn die Eintracht fehlt, wird das Leben schwer: in der Familie,
    an der Arbeitsstelle zwischen den Kollegen und Mitarbeitern,
    in jeder Gemeinschaft.
    Eintracht entsteht, wenn man gemeinsame Ziele hat, den anderen anders sein lässt, den Bereich des anderen respektiert.

Gott, die Liebe ist dein Gebot an uns Menschen

  • Lehne ich Fremde aus anderen Ländern und Erdteilen ab?
  • Kann ich mich in eine Gemeinschaft einfügen und dafür Abstriche von meinen Ansprüchen machen oder will ich möglichst viel bestimmen?
  • Bin ich zu empfindlich? Bin ich misstrauisch? Fällt es mir schwer Vertrauen zu schenken?
  • Habe ich jemand gekränkt?

6. Hoffnung
Betlehem ist, wo Menschen Hoffnung haben können.
Wir Christen blicken nicht mit Angst und Schrecken in die Zukunft.
Vor uns sehen wir das Leben. Wir erwarten den neuen Himmel und die neue Erde: Gerechtigkeit und Friede! Unsere Hoffnung sollte sich in unserem Verhalten widerspiegeln. Oft handeln wir anders.

Gott, du bist unsere Hoffnung.

  • Raube ich anderen den Mut ?
  • Finde ich mich mit dem Unrecht ab?
  • Bin ich bereit, an Verbesserungen mitzuwirken?
  • Glaube ich an das Reich Gottes, das da ist und kommen wird?

2 Minuten meditative Musik

Ruf: Herr, erbarme dich 1mal                                                             GL 157

7. Ehrlichkeit
Betlehem ist, wo Menschen ehrlich zueinander sind.
Die menschliche Gemeinschaft kommt nicht ohne Ehrlichkeit aus.
Ehrlichkeit ist wichtig in der Sprache, wenn es um Eigentum und Geld geht, und überall, wo Menschen miteinander Vereinbarungen eingehen.

Gott, du bist die Wahrheit der Welt.

  • Habe ich jemand durch eine Unwahrheit geschadet?
  • Täusche ich andere über meine Absichten und Ziele?
  • Setze ich andere unter Druck, um meine Ziele zu erreichen?
  • Habe ich Vertrauen missbraucht?

2 Minuten meditative Musik

Ruf: Herr, erbarme dich 1mal                                                             GL 157

8. Menschwerdung
Betlehem ist, wo Menschwerdung geschieht. Jesus hat vorgelebt, was „Mensch-Sein“ heißt! Er vertraute seinem himmlischen Vater, er hatte Erbarmen mit den Menschen, er schenkte Versöhnung, er eröffnete neue Lebensmöglichkeiten, er war ehrlich in seinem Reden und Verhalten, er machte den Menschen Hoffnung!
Er ruft uns, ihm nachzufolgen:
Er ruft uns, dass wir nach seinen Grundsätzen und Regeln leben;
dass wir Mensch werden – wie er!

Wir haben seinen Ruf in unserer Besinnung wieder neu gehört und wollen ihm folgen. Deshalb wollen wir miteinander beten, dass Gott uns vergibt und uns die Kraft zu neuem Anfang schenkt.

Schuldbekenntnis

Vergebungsbitte:
Gott, wir haben dich als unseren Vater erkannt.
Du sprichst uns an und rufst uns beim Namen.
Du kennst unseren guten Willen,
aber auch unser Versagen.
Du weißt alles, du weißt auch; dass wir dich lieben.
Vergib uns unsere Schuld!
Befreie uns von allem Bösen in uns und führe uns zu dir,
in dein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.
Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Lied:           Nun danket alle Gott

Vater Unser
Am Ende unseres Bußgottesdienstes vertrauen wir uns selbst und alle Menschen Gott an und beten miteinander und füreinander mit den Worten, die Christus gelehrt hat:

Friedensgruß

Segen
Der Herr segne euch und behüte euch
er lasse sein Angesicht über euch leuchten
und sei euch gnädig
er wende euch sein Angesicht zu
und schenke euch seinen Frieden

Schlusslied:    Komm du Heiland

 

 

13.10.2019: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
was kränkt einen Menschen besonders?
Beschimpfungen? Beschuldigungen? Verraten zu werden? Fallen gelassen zu werden?

Es ist schwer zu ertragen, wenn eine Freundin die andere ignoriert – als ob sie nicht existieren würde: Keine Antwort, keine Frage, kein Gruß, keine Anteilnahme, kein Wort.

Es heißt ja ganz zutreffend: Der oder die behandelt mich wie einen Aussätzigen!

Gibt es jemanden, für den sie wie Aussätzig sind? Der nichts mehr von ihnen wissen will? Oder umgekehrt?

Liebe Schwestern und Brüder, Wer an Aussatz, Lepra erkrankt war,
ja, wer nur ein Symptom zeigte, das vielleicht auf Aussatz hindeuten könnte – der wurde zur Zeit Jesu ausgeschlossen – von allem.
Exkommuniziert. Damit war auch klar: Dieser Mensch ist auch für Gott gestorben.

Der: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“
bedeutet nicht nur: Heile uns vom Aussatz. Das bedeutet noch viel mehr:
Wir wollen nicht gestorben sein! Gib uns das Leben zurück!

Jesus weist sie an, zu den Priestern zu gehen: die Priester sollen fest­stellen, dass sie leben, dass sie für Gott lebendig und nicht gestorben sind.

Entscheidend ist in der ganzen Geschichte die Begegnung zwischen dem Einen, der zurückkommt und Jesus.

Dieser Eine hat gemerkt: Jesus hat mir das Leben zurückgegeben. Durch ihn weiß ich, dass ich für Gott nicht gestorben bin und niemals gestorben war.

Jesu Antwort „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet!“ gilt allen, die auf sein Wort hin gehen und darauf vertrauen, dass sie heil sind und werden:

Liebe Schwestern und Brüder, wir sind gerettet!
Wir dürfen und können uns so fühlen wie jemand, der gerettet ist aus todbringender Gefahr.
Statt dem endgültigen ewigen Tod sind wir de, Leben, dem ewige Leben geweiht.
Statt vergessen zu werden, denkt Gott immer an uns – ewig.
Statt verlassen zu sein, ist Gott bei uns – immer, was auch geschieht.
Das ist uns in der Taufe geschenkt ist.

Das sollen und dürfen und können wir selbst in unserem Leben vollziehen:

Wir überlassen niemand dem Tod!
Wir vergessen niemanden.
Wir verlassen niemanden.

Dazu sind wir getauft und gesandt. Das ist unsere Mission.

Und das ist sehr konkret:
Wir dürfen die Menschen nicht dem Tod überlassen, die eine Sprache sprechen, die Verachtung ausdrückt und Hass. Wir müssen uns diesen Menschen zuwenden und sie ins Leben holen: Liebe und Respekt machen auch den lebendig, der sie übt.

Wir dürfen die Menschen nicht vergessen: die Hungernden in Afrika,
die Kinder auf den Müllhalden, die Mädchen denen die Genitalver­stümmelung droht; die vielen, die abgeschnitten sind von der Hoffnung und vom Lebensnotwendigen.

Wir dürfen die Menschen nicht alleine lassen, die bedroht werden, deren Würde verletzt wird, die sich für Frieden und Toleranz einsetzen, die vor Not und Krieg fliehen müssen, die in Heimen leben und nicht mehr aus dem Haus kommen.

Schwestern und Brüder, wir sind getauft und gesandt, Gottes Erbarmen den Menschen zu bringen – leibhaft und spürbar. Dann sind wir missionarisch in der Welt. Denn unsere Mission ist, den Menschen Gottes barmherzige Liebe zu bringen und nicht nur von ihr zu reden.

02.06.2019: 7. Ostersonntag LJ C

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat sich von seinen Jüngern verabschiedet.
Als Testament hat er ihnen das neue Gebot gegeben:
„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

Nun betet er zu seinem Vater im Himmel:
Er bittet ihn für alle, die in der Weltzeit durch das Wort der Jünger an ihn glauben und er berichtet dem Vater, was er getan hat.

Zuerst betet Jesus um die Einheit der Glaubenden, damit die Welt erkennt, dass sie von Gott geliebt sind wie Jesus selbst.

Dann betet Jesus darum, dass die Glaubenden bei ihm sind und seine Herrlichkeit sehen.

Diese Bitte Jesu möchte ich ihnen nochmal vortragen:
Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast,
dort bei mir sind, wo ich bin.

Liebe Schwestern und Brüder,
verstehen sie, wie umwerfend, wie rührend und voll Liebe diese Bitte ist?

Es ist ja das Johannesevangelium mit seiner ganz besonderen Sprache und Denkweise:
Jesus ist der Sohn Gottes von Ewigkeit her. Gott hat ihn schon geliebt vor Grundlegung der Welt.

Die Welt hat Gott nicht erkannt: die Welt versteht nicht, wie Gott ist und was Gottes Vorstellung von der Welt ist. Sehr vergröbert gesagt:
Die Welt lässt sich von Hass und Zorn und Selbstsucht leiten,
statt von Liebe und Geduld und Bescheidenheit.

Gott sendet seinen ewigen Sohn in diese Welt, damit er die Welt zum Glauben führt. Die Welt soll durch ihn verstehen, wie Gott ist und was Gott will: Die Welt soll verstehen, dass er Jesus liebt – vollkommen und ohne jeden Abstrich und dass er die Menschen in der Welt ebenso liebt.

Nun, am Ende seines Weges in der Welt, bevor er zu seinem Vater zurückkehrt, bittet Jesus den Vater: „Ich will, dass sie alle bei mir sind, da wo ich jetzt sein werde.“
Jesus will nicht ohne diese Menschen, ohne uns, zu seinem Vater zurückkehren.

So innig ist die Freundschaft, die Liebe Jesu zu uns.
Ohne uns will er nicht in der Herrlichkeit des Vaters sein.

Der Vater aber hat Jesus eben deshalb in die Welt gesandt,
weil er uns ebenso sehr liebt wie Jesus, seinen ewigen Sohn
und damit wir ebenso sehr lieben können, wie Gott uns liebt.

Bleibt nur noch zu bedenken:
Worin besteht die Liebe Gottes zu seinem Sohn
und zu uns, seinen Töchtern und Söhnen?

Es ist jedenfalls nicht so,
dass Gott alles aus dem Weg räumt, was uns weh tut.

Es ist jedenfalls auch nicht so,
dass Gott uns alle Wünsche erfüllt.

Gott liebt dich, das heißt nicht mehr und nicht weniger als:

Es ist gut, dass du da bist, weil du Du bist.
Und das gilt für jeden anderen wie für Dich.

 

26.03.2016: Predigt in der Osternacht

Liebe Schwestern und Brüder,
Im Buch Ezechiel hören wir prophetische Worte:

Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.
Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust
und gebe euch ein Herz aus Fleisch.
Ich lege meinen Geist in euch und bewirke,
dass ihr meinen Gesetzen folgt
und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt.
Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gab.
Ihr werdet mein Volk sein und ich werde euer Gott sein.

Liebe Schwestern und Brüder,
das sind Verheißungsworte, Worte voller Hoffnung auf Veränderung,
Dass Friede sein wird und Gerechtigkeit und dass die Völker der Erde erkennen werden, dass Jahwe, der Gott Israels, der Herr ist.

Die Völker werden, so deute ich das, erkennen, dass alle Geschöpfe dieser Erde zusammengehören, weil sie alle durch Gottes Wort ins Leben gerufen wurden, wie es der Schöpfungslobpreis im Buch Genesis so anschaulich besingt.

Wenn die Völker das erkennen, dann hören sie auf, gegeneinander Krieg zu führen. Vielmehr werden sie einander beistehen und miteinander teilen, damit niemand Not leiden muss. Dann haben sie ein Herz nicht mehr aus Stein, sondern aus Fleisch.

Dann verwirklicht der Mensch, was er ist: Der ist Mensch ist Gottes Abbild, in dem Gott sich selbst wieder erkennt. Und Gottes Wesen ist es, sein Leben mit-zu-teilen.
Genau das ist die Glaubenserkenntnis des Schöpfungsliedes: das ganze Universum existiert, weil Gott darin sein Leben mitteilt.

Auch wenn sich in der Bibel viele Sätze und Gedanken finden, die Israel, das Volk Gottes, in Konkurrenz sehen mit anderen Völkern.
Manchmal erscheint ihre Vernichtung in den Schriften der Bibel sogar als Gottes Gebot oder als Gottes rettende Tat.

Doch von Anfang an gibt es auch diesen anderen roten Faden:
Durch Abraham und seine Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.
Die Propheten künden an: Alle Völker der Erde kommen nach Zion, um vom einzigen Gott Weisung zu empfangen.

Dieser rote Faden, dass der einzige Gott allen Menschen aus allen Völkern Heil schenkt führt hin zu Jesus von Nazaret. Er verkündete: Das Reich Gottes ist euch nahe! – nicht nur den Juden, sondern jedem Menschen.

Er sprach von der Großzügigkeit Gottes und von seiner Barmherzigkeit in all den Gleichnissen und in der Zuwendung zu den Kranken und Armen und Niedrigen.

Jesus lehrte die Menschen, Gott als Vater anzusprechen;
Denn wie ein Vater und eine Mutter das Leben ihren Kindern mitteilen. so teilt Gott sein Leben mit uns.
Gott teilt sein Leben mit – also unvergäng­liches, ewiges Leben.

Deshalb verkündete Jesus die Auferstehung und das ewige Leben in Gottes Herrlichkeit. Deshalb feiern wir die Auferstehung Jesu.

Es konnte gar nicht anders sein: die Frauen, die Jünger, sie mussten erkennen: Jesus ist nicht im Grab. Denn das, was wir als Tod erfahren, als Verlöschen des Lebens, ist in Wahrheit der Übergang in das neue Leben in Gottes Herrlichkeit – jedenfalls, wenn wir ernst nehmen und glauben, was Jesus verkündet hat und was sich in der Bibel von Anfang an andeutet und immer deutlicher wird, bis hin zu Jesus und seiner Botschaft von Versöhnung und Frieden.

Gott teilt sein Leben mit – an alles, was es gibt und gab – in allem ist deshalb sein unvergänglicher Geist.

Darum ist Ostern ein Fest der ganzen Menschheit, ein Fest der ganzen Schöpfung. Ostern ist das Fest des Lebens.

Der Osterglaube, der Glaube an Auferstehung und ewiges Leben weckt eine neue Gewissheit und Zuversicht.

Solange die Menschen auch in der Dunkelheit verharren mögen, solange sie auch meinen, sie müssten mit Gewalt und Krieg einander etwas wegnehmen.  Es mag sein, dass die Menschen nicht aufhören einander auszunützen und zu übervorteilen.

In all dem drückt sich aus, dass sie noch nicht erkannt haben, wer Gott wirklich ist: Der, der sein Leben mitteilt für die Ewigkeit.

Doch weil Gott sein Leben mitteilt und weil dies sein Wesen ist, ist die Zukunft des Alls nicht sein Untergang und die Zukunft jedes einzelnen von uns Menschen ist nicht der Tod, sondern das Leben in Gottes Licht und Herrlichkeit.

Deshalb dürfen wir heute Nacht jubeln und singen:
Halleluja, Jesus lebt und mit ihm auch du und ich. Halleluja.
Lasst uns Jesu Werk weiterführen, lasst uns Versöhnung bringen und Frieden. Amen.

10. Mai 2015: 6. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder,
bei den Ereignissen in Cäsarea gerät ja alles durcheinander:
Petrus geht in das Haus eines Heiden – und es ist eine Heide, auch wenn der zu JHWE, dem Gott der Juden betet und an ihn glaubt.

Petrus verkündigt die Botschaft von Jesus, in dem Gottes Geist und Kraft wirksam war – und da kam der Heilige Geist auf die Leute herab und sie waren verzückt von der Botschaft der Auferstehung und des ewigen Lebens – Sie empfingen den Heiligen Geist, ohne getauft zu sein.

Petrus beeilte sich aber dann und ordnete an, dass diese Leute sogleich getauft werden.

So aber hat auch Petrus die Brücke zu den Völkern geschlagen:
Durch Gottes Wirken ist ihm klar geworden: Jesus ist nicht nur der Retter, der Messias für Israel und die Juden. Jesus lebte, um allen Menschen das Heil zu bringen, den Frieden mit Gott und den Frieden untereinander.

Welch ein Glück, dass die Apostel und die urchristliche Gemeinde dies eingesehen haben: so kam das Evangelium letztendlich zu uns – die frohe Botschaft, die froh machende Botschaft.

Unser Glaube ist wirklich einmalig in der Welt: Welche andere Religion lehrt: Gott ist die Liebe! Gott hat seine Liebe zu uns geoffenbart in Jesus Christus. Er lebte unter uns und er gab uns das Gebot der Liebe, damit unsere Freude vollkommen wird! Er, den Gott gesandt hat, nennt uns Freunde – nicht Knechte!

Liebe Schwestern und Brüder, wir dürfen uns als Freunde Gottes fühlen – kann es größeres geben?

Gott ist die Liebe! Lassen sie uns diesen Satz betrachten:

Wenn Menschen lieben, empfinden sie große Zuneigung zum anderen;
wer liebt, ist bereit, für den anderen durchs Feuer zu gehen;
Liebe lässt neues Leben entstehen:
Wer liebt tut dem anderen gutes und gönnt ihm alles;
Wer liebt verzeiht den anderen – was immer es auch sei!
Wer liebt, sucht die Nähe des anderen und freut sich, wenn es dem anderen gut geht.

Das alles erfahren wir in der menschlichen Liebe.
An all das denken wir, wenn wir bekennen: „Gott ist die Liebe!“

Dieses Bekenntnis, diese Entdeckung des Glaubens,
diese Erleuchtung wird uns zuteil durch Jesus Christus, der uns zuruft:
„Bleibt in meiner Liebe!“

Gott ist die Liebe ist – der Hass, die Feindschaft sind nicht Gott.

Der Hass wünscht dem anderen Böses und will dem anderen Böses tun.
Wer hasst, gönnt dem anderen nichts Gutes und wird dem anderen zum Feind. Er freut sich, wenn es dem anderen schlecht geht und würde alles Mögliche tun, um dem anderen Schaden zuzufügen.

Da Gott aber die Liebe ist, setzen wir selbst ganz und gar auf die Liebe:
Aus Liebe hat Gott dieses Universum erschaffen und alles, was in ihr ist.
Er hat Freude daran zu sehen, welche Vielfalt sich in ihm findet. Gott hat Freude daran, dass es Leben gibt auf der Erde und er hat Freude daran, wenn es dem Menschen gut geht.

Und darum lieben auch wir diese Schöpfung und das Universum.
Wir versuchen es immer besser zu verstehen, weil wir darin auch die Größe des Schöpfers immer besser erkennen.

Schwestern und Brüder, vor allem uns zuerst dürfen wir Christen – so wie Gott selbst – die Schöpfung lieben, uns an ihr freuen.

Wir verschließen die Augen nicht davor,
dass es viel Böses gibt, auf der Erde,
wir übersehen nicht, dass Tod und Vergehen zu dieser Welt gehören.

Doch glauben wir, dass die Liebe von Gott kommt:
Die Liebe, die Leben zeugt, die sich am Leben freut, wird sich als göttlich bewähren,
und deshalb bleiben wir „Freunde des Lebens!“

Gott ist der Freund des Lebens und er ist die Liebe!
Dies lässt unsere Freude am Leben und an allem Schönen in der Welt vollkommen werden.

31. August 2014: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Mir ist das Gegensatzpaar aufgefallen, das Jesus aufstellt:  Die Welt zu gewinnen setzt er in den Gegensatz zu das Leben verlieren!

Danken wir nicht genau anders?: Die Welt gewinnen – das heißt das Leben auskosten und es genießen.

Wer möchte nicht gerne – wenigstens hin und wieder – Leben wie Gott in Frankreich?
Wer möchte nicht, wenigstens etwas von den schönen Dingen des Lebens genießen können: Musik, Theater, Bilder und Kunstwerke ‑ jeder das, was ihm gefällt?

Die Welt gewinnen – das wäre schon erstrebenswert, weil sie so vieles bieten kann, was das Leben lebenswert macht.

Jesus hingegen sagt: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt.

Stellen wir die Worte in ihren Zusammenhang, damit sie verständlich werden: Petrus hat Jesus als Messias bekannt und erkannt.
Jesus hat ihm daraufhin als Fels seiner Kirche bezeichnet: Was du auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein.

Seither spricht Jesus davon, dass man ihn in Jerusalem töten wird.
Petrus möchte sich diesen Ahnungen in den Weg stellen:
Herr, das darf nicht geschehen. Wir lassen das nicht zu. Gott soll das verhüten.

Dann sagt Jesus diese Worte: Was nützt es einem Menschen, was nützte es mir, wen ich die ganze Welt gewinne, dabei aber mein Leben verliere.

Jesus ist klar geworden: sein Weg führt ihn in die Konfrontation mit denen, die meinen an Gottes Stelle darauf achten zu müssen, dass die Ordnung erhalten bleibt.
Würde er diese Konfrontation meiden, würde er sich, seinen Glauben und seinen himmlischen Vater verraten. Er würde sich selbst verlieren.
Und dasselbe wäre es, wenn er sich mit den Mitteln der Kraft und Stärke verteidigen würde oder gar die angreifen würde, die ihn für gefährlich halten.

Liebe Schwestern und Brüder,
sie alle kennen diese Situationen, in denen sie unangenehmes tun, ertragen, auf sich genommen haben, weil ihnen das Gewissen sagte:
jetzt kommt es darauf an, dass ich für den anderen da bin;
jetzt kommt es darauf an, dass ich meine Überzeugung vertrete;
jetzt kommt es darauf an, dass ich die Schwierigkeiten überwinde;
jetzt geht es um mehr als um Annehmlichkeit und Wohlbefinden.

Nicht immer folgen wir der Stimme des Gewissens:
wir versuchen uns durchzuschlängeln und sind innerlich gespalten.
Wir versuchen den Schein zu wahren, und dennoch die größten Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

In solchen Situationen, wo es um mehr geht, wo es um die Liebe geht, um Wahrheit und Gerechtigkeit, wünsche ich uns den Mut und die Stärke, das zu tun, was uns das Gewissen sagt.

18. Mai 2014: 5. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten:Schott

Liebe Schwestern und Brüder, eine Wohnung sagt immer viel aus über den, der darin wohnt:
ist alles aufgeräumt – oder stehen und liegen Sachen herum?
Was für Bilder hängen an der Wand?
Ist es schmutzig oder sauber? Welchen Stil haben die Möbel?
Wie riecht es in der Wohnung?

Das Johannesevangelium spricht von den Wohnungen im Haus des Vaters,
die Jesus für uns vorbereitet – um uns zu sich zu holen, damit auch wir dort sind, wo er ist.

Es gibt eine gemeinsame Zukunft mit Jesus – im Haus des Vaters.

Schwestern und Brüder, dass unsere Wohnungen hier keine endgültige Bleibe sind, wissen wir. Oft genug und hart genug werden wir immer wieder damit konfrontiert:

Wasserfluten reißen ganze Häuser und Siedlungen mit sich.
Ein Bergwerksunglück kostet 300 Menschen das Leben.
Die täglichen Beschwerden und Schmerzen erinnern uns nur zu sehr daran: Wir sind nur Gast auf Erden und wir werden irgendwann Abschied nehmen müssen oder wollen.

Jesus Christus ist für uns der Weg, auf dem wir die Wohnungen beim Vater erreichen. Dann werden wir für immer bei ihm sein.

Schwestern und Brüder, unser Leben auf der Erde gleicht einer Wanderschaft: Wir sind unterwegs zum Ziel – das aber auch bedeutet, dass wir den Weg dann hinter uns lassen und auch nichts mehr daran ändern können. Dadurch gewinnt der Weg, den wir gehen große Bedeutung.

Wenn wir das Ziel erreichen, werden wir uns fragen:
Bin ich den richtigen Weg gegangen?
Bin ich Umwege gegangen?
Habe ich meine Aufgaben gelöst?
Bin ich den Weg bis zum Ende gegangen?

Woran kann ich ermessen, was richtig und gut ist? Was falsch und was richtig? Was meine Aufgaben sind und ob ich den Weg zu Ende gegangen bin?

Für uns Christen liegt das auf der Hand:
Alles was dem Reich Gottes dient:
der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Wahrheit und dem Frieden,
alles das ist ein richtiger Schritt und ein gutes Werk.
Immer wenn wir aus dem Glauben an die Liebe Gottes handeln,  dann gehen wir einen Schritt in die richtige Richtung.

Damit wir diesen Weg gehen können, haben wir den Heiligen Geist empfangen, den Geist des Vaters und des Sohnes, der uns zu Kindern Gottes macht.

Bitten wir Gott,
dass er uns immer wieder Kraft gibt, auf dem Weg zu bleiben,
dass wir Freude erleben, diesen Weg gehen zu dürfen,
dass wir Ausdauer haben  und nicht müde werden,
dass wir den Glauben und die Hoffnung bewahren,
damit wir mutig und zuversichtlich weitergehen.

6. Oktober 2013: Erntedank

Erntedank feiern wir!  Und legen Gemüse, Obst und Getreide vor den Altar.

Der Mensch tut viel für die Ernte: Zugleich aber wissen wir:
Soviel wir auch arbeiten und so kunstvoll und sachkundig wir auch sind:
Wir können nur das, was uns gegeben ist, bearbeiten.
Wir sind Mitschöpfer – doch vor allem sind wir ein Teil der Schöpfung.

Pflanzen, Gesteine und Tiere sind unsere Mitgeschöpfe.
Erntedank ist also zugleich Schöpfungsdank.

Wir danken für die Schöpfung und für all die Gesetzmäßigkeiten in der Schöpfung, durch die wir leben und durch die wir selbst für das Leben Sorge tragen können.

In jeder Messe beten wir: Du schenkst uns die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.

Erntedank – ist ein Fest, das uns erdet:
Wir schauen auf die Früchte der Erde;  auf das, was wir Natur nennen;
Die Erde ernährt uns, sie trägt uns, sie ist wie eine Mutter, die ihre Kinder ernährt. Zu Recht sprechen wir von der Mutter Erde!

Ganz und gar Geschöpf sind wir doch fähig, Mitschöpfer zu sein und sogar neues zu erschaffen.

Das wichtigste aber ist, dass wir die Gabe haben, unser Leben weiterzugeben und neues Leben zu zeugen.

Ist die Kinderarmut in unserem Land nicht auch eine Verweigerung gegenüber dieser Gabe?
Verweigern wir uns nicht dem Leben, wenn wir weniger Kindern das Leben schenken, als nötig sind, damit unsere Gesellschaft Zukunft hat?

Ja, die Erziehung von Kindern ist eine Belastung: seelisch, körperlich, finanziell!

Und doch ist die Weitergabe des Lebens eine Aufgabe,
der sich die Frauen und Männer in der Gesellschaft nicht verschließen sollten – gerade weil jede und jeder das Recht und die Freiheit hat, sein Leben zu gestalten und über sich zu entscheiden.

Die Weitergabe des Lebens ist eine Gabe und Aufgabe – und sie ist in die Verantwortung der Menschen gelegt – damit das Leben Zukunft hat!

Deshalb müssen wir nachdenken, ob wir Kindern und Familien gegenüber aufgeschlossen sind, 
ob uns Kinderlärm Musik in den Ohren ist,
ob wir bereit sind, den Eltern die Last zu erleichtern und mit ihnen. wenigstens finanziell die Last der Erziehung zu teilen.

Unsere Politiker sind gefragt, für Bedingungen zu sorgen, dass junge Frauen und Männer eine Familie zu gründen können;

Und wir alle sind herausgefordert, dass wir anerkennen, dass das Leben und die Sorge für das Leben und für Kinder auch Verzicht bedeutet.

Das Leben ist immer ein Leben für und mit anderen – wer nur für sich selbst lebt, dient letztendlich doch nur dem Tod.

Es ist wie beim Weizenkorn: Es muss seine Kraft abgeben und sich selbst verlieren, damit es Frucht bringt.

Umso mehr freut es mich, dass wir heute wieder eine Familie mit einem noch neugeborenen Kind bei uns haben.

Sie sagen ja zu der Aufgabe, das Leben weiterzugeben und für das Leben zu sorgen; sie sagen ja zur Verantwortung, zu den Lasten;
Sie wollen ihr Kind im Glauben an Christus, das Weizenkorn, erziehen,
und sie wollen ihm durch ihr Beispiel zeigen, dass Gott die Liebe ist und das da, wo Güte und Liebe sind Gott ist.

15. September 2013: 24. Sonntag im Jahreskreis

22779coHier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus – und die Pharisäer und Schriftgelehrten empörten sich darüber!

Da erzählt Jesus ihnen von der Freude des Himmels!
Am liebsten, Schwestern und Brüder, möchte ich mich zu den Sündern setzen – Warum?

Erstens ist dort mein Platz:
Ich weiß doch, was in meinem Leben nicht gut ist:
Ich weiß doch, um den Unfrieden in mir,
um die Gleichgültigkeit gegenüber der Not.

Ich weiß doch, wie viel fehlt, damit ich wirklich auf Gott hin leben würde.

Das Zusammenleben von uns Menschen wird gestört und belastet

  • vom Stolz, der zu sehr danach verlangt, dass wir beachtet werden und dass unsere vermeintlichen Verdienste herausgestellt werden;
  • Von der Habsucht  und vom Geiz, der nicht genug kriegen kann und deshalb nicht davor zurückscheut, Unrecht zu tun;
  • Vom Neid, der dem anderen dies und das nicht gönnt – und deshalb Gefühle der Feindseligkeit entstehen lässt.
  • Vom Zorn der sich nicht besänftigen lässt, der das Maß verliert und einen Menschen unversöhnlich werden lässt.

Das Miteinander der Menschen wird belastet,

  • weil Menschen die Bedürfnisse und die Würde des anderen missachten,
  • weil sie nicht das rechte Maß finden – und sich so selber schaden;
  • und schließlich, weil wir zu träge sind, weil es uns zu mühsam ist, uns füreinander, für die Gemeinschaft, für die Wahrheit, für den Glauben, einzusetzen.

Deshalb, Schwestern und Brüder, möchte ich gerne unter den Sündern sitzen und Jesus zuhören.
Ich merke, wie mich seine Worte treffen, wie er mir hilft, mich zu erkennen und was meine Sünde ist.

Ich merke, wie er Bewegung in die Starrheit bringt und die Sehnsucht danach weckt, wieder lebendiger zu werden.
Er spricht ja von der Freude die im Himmel herrscht, wenn ich tatsächlich anders werde, wenn ich mich verändern lasse.

Wenn wir hinter uns lassen, was uns selbst und das Miteinander blockiert, werden wir wieder mehr Freude spüren und mehr Kraft.

Jesus Wort kann uns verwandeln, so dass wir Menschen werden, durch die das Miteinander leichter wird:

  • Menschen, die Augen bekommen, für das, was andere Gutes schaffen;
  • Menschen, die dankbar und zufrieden sein können;
  • Menschen die sich mit andern über ihr Glück freuen;
  • Menschen, die nachsichtig sind, wenn sie anderen etwas vorzuwerfen haben.

So wird das Miteinander friedlich und heil,

  • weil die Achtung vor dem Anderen an erster Stelle steht;
  • weil das Zuviel und das Zuwenig wahrgenommen wird;
  • weil Mut und Begeisterung erwachsen, um die eigenen Kräfte einzusetzen für das Miteinander und für die anderen.

Die Lebensfreude, die himmlische Freude am Leben, steht jedem offen – das hilft Jesus zu verstehen –
Jesus ruft die Menschen, er ruft mich und sie zurück ins Leben!

24. Dezember 2012: Christmette

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Haben Sie sich heute Abend über die Geschenke gefreut?
Können Sie Geschenke annehmen? Auch sonst? Oder nur am Geburtstag und an Weihnachten?

Manche tun sich sehr schwer damit, Geschenke anzunehmen.
Andere warten auf die Geschenke und wären sehr enttäuscht, wenn sie vergessen würden. 
Kinder sind Meister im „Sich-Beschenken-Lassen!“ Sie belohnen die Schenker mit glänzenden Augen und freuen sich ungeniert.

Vielleicht spielt Jesus auf diese Eigenart von Kindern an, wenn er sagt: „Wenn ihr nicht wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt 18,3)

Weihnachten handelt vom Geschenk und vom Beschenkt werden! Maria und Josef wird ein Sohn geschenkt!
Die Engel, denen das Evangelium seine Stimme gibt, sprechen von Freude, von der Geburt des Messias, vom Frieden und von der Gnade, die Gott den Menschen schenkt.

Lukas verkündet Jesus Christus, den Messias der Welt: Deshalb schildert schon seine Geburtsgeschichte, dass Jesus das Geschenk des Himmels ist – so wie das Leben, die Natur, die Welt, das Universum, so wie alles ein Geschenk des Himmels ist!

Das ist die spezielle Antwort des Glaubens auf die Fragen, die sich dem Menschen schon immer stellen.

Durch diese Fragen hat der Mensch seine besondere Stellung in dieser Welt und unter allen anderen Lebewesen:
Der Mensch fragt nach dem Woher, nach seiner Geschichte.
Er fragt danach, warum die Dinge sind, wie sie sind.

Wir haben durch dieses Fragen großes Wissen und großes Können erworben.
Dennoch werden die Fragezeichen nicht weniger sondern mehr. Das Fragen wird nie ein Ende haben, wie viel auch noch erforscht werden wird. 

Es bleibt dabei: der Mensch findet sich in dieser Welt vor –
er hat sich die Welt und sich selbst nicht ausgedacht;
er lebt und kann nichts dafür. Das wird immer so bleiben.
Immer wird die Frage bleiben: Woher und Wozu? Und was ist das Ziel? 

Ich glaube daran, dass das Leben ein Geschenk ist,
ein Geschenk, dessen WOHER meinen Augen und Ohren, meinem Rechnen und Forschen ein Rätsel bleibt!

Ich glaube aber daran, dass das Leben das Geschenk des Himmels, das Geschenk Gottes ist!

Ich glaube daran, dass in ganz besonderer Weise Jesus Christus uns von Gott geschenkt ist, weil er ernst gemacht hat mit dem Mensch Sein und mit der menschlichen Berufung, Ebenbild Gottes zu sein.

  • Er ist gekommen, um den Willen seines Vaters im Himmel zu tun!
  • Er redet nicht aus sich, sondern verkündet, was er von seinem himmlischen Vater gehört hat!
  • Er ist gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben!
  • Er ist gekommen, damit unsere Freude (am Leben) vollkommen wird.

Das JA des Menschen zu Gott und zum Leben in Gottes Schöpfung ist in ihm Fleisch geworden und
Das JA Gottes zum Menschen und zu seiner Schöpfung ist in ihm Mensch geworden!

Er ist uns von Gott geschenkt,
damit wir seine Freude am Leben in uns haben und
Frieden mit uns und dem Leben in dieser Welt schließen können.

Gottes Geschenke nennen wir Gnadengaben.
Ich wünsche ihnen ein gnadenreiches Weihnachtsfest.
Ich wünsche Ihnen, dass Gott ihnen seine Gnadengaben schenkt:
Dass Frieden und Freude, Hoffnung und Liebe durch dieses Weihnachtsfest in Ihnen gestärkt werden.