22.06.25: 12. Sontag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
„Herr, du bist in unserer Mitte.“ klingt für uns Christen selbstverständlich. Das ist Kernbestand unseres Glaubens.

In der täglichen Mühe und Gewöhnlichkeit oder in schweren Zeiten kann dieses Vertrauen jedoch schwinden oder ins Wanken geraten.
In unserer sonntäglichen Messfeier wird dieses Vertrauen wieder gestärkt.

Herr Jesus Christus,
du stärkst uns durch dein Wort.
du stärkst uns mit dem Brot des Lebens.
du stärkst in uns die Liebe zum Mitmenschen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
würden sie von sich selbst sagen: „Ich bin ein Sünder?“

Das Wort „Sünde“ wird entweder gar nicht mehr oder nicht so verstanden, wie es in der Bibel verwendet wird.

„Ich bin kein Sünder – ich bin doch kein schlechter Mensch.“, sagen viele Leute. Aber was ist denn eine Sünde? Wer ist denn ein Sünder?

Körperverletzung, Diebstahl und Mord und Vergewaltigung sind ohne Zweifel sehr schwerwiegende Sünden – aber es sind nicht die einzigen.

„Sünde“ ist nicht das gleiche wie „Verbrechen“ oder „Straftat“.

Sie wundern sich wahrscheinlich, warum ich heute darüber spreche:

In der 1. Lesung aus dem Buch Sacharja, hieß es:
„Sie werden um den weinen, den sie durchbohrt haben. Es wird in Jerusalem eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit“.
Jesus Christus ist diese Quelle.

Immer und immer wieder hören wir auf die Botschaft Jesu in den Evangelien. Immer und immer wieder danken wir in der Eucharistie für die Liebestat Jesu, als er sein Leben hingab.
Dadurch wird in uns selbst die Liebe immer neu gestärkt –

Die Liebe zu Gott. Auf ihn zu hören bringt Segen zu den Menschen.
Und die Liebe zu den Menschen. Sie wächst aus der Liebe zu Gott hervor.

Unsere Liebe braucht immer neue Stärkung – denn in uns sind auch die anderen Kräfte am Werk.

Das merken wir, wenn wir die Geduld mit dem anderen verlieren.

Das merken wir nicht einmal, wenn wir taub und blind sind für die Mit­menschen und dafür, wie wir manchmal anderen auf die Nerven gehen.

Das merken wir, wenn wir einfach keine Lust haben, mit dem anderen zu reden und sagen: ich muss jetzt erst auf mich selber schaun.

Wie gut wäre es, wenn wir jeden Tag eine Gewissenserforschung hielten:
Was habe ich heute aus selbstloser Liebe getan?

Wenn wir ohne Liebe reden und handeln – dann sündigen wir.
Weil Gott die Liebe ist und uns zur Liebe ruft.

Kann jemand von sich sagen, dass er alles aus Liebe tut?

Ich glaube, wir haben alle Gründe genug zu sagen:
„Ich bin ein sündiger Mensch.“

Ich möchte ihren Blick auch noch auf den Brief des Paulus an die Christen in Galatien richten. Er gibt ihnen einen unglaublich aufbauenden Zuspruch und sagt: „Ihr, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus „angezogen“.

Wer also euch sieht, sieht Jesus Christus handeln.
Wer euch hört, hört Jesus Christus sprechen.

Dass ihr immer wieder auf ihn hört, das prägt euch und verbindet euch mehr, als Herkunft und Sprache und Bildung und Alter und sozialer Stand euch unterscheiden. – Auch wenn die Liebe immer neu gestärkt werden muss, damit sie stark und mächtig bleibt.

Und zuletzt hören wir auf die Stimme Jesu im Lk. Evangelium::
Er spricht von „sich selbst verleugnen“ und „Kreuz tragen“.

Das hat nicht zu tun mit: geduldig alles ertragen und sich nicht gegen das Unrecht stemmen.

Damit ist gemeint:
Was immer es auch bedeutet, Liebe zu zeigen und sich gegen das Unrecht zu stemmen – es ist wichtiger und besser als etwas anderes.

Wer mit Jesus geht, lebt nicht für sich selbst – sondern für die Liebe und ist bereit dafür Opfer zu bringen.

Liebe Schwestern und Brüder,
unsere Liebe stärken wir immer und immer wieder, wenn wir auf Jesus hören und seine Liebeshingabe feiern, damit die Lieblosigkeit, die Sünde in uns nicht mächtig wird.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gütiger Gott, du hast uns berufen, Jesus nachzufolgen. Du gibst uns die Kraft für diesen Weg. Wir beten zu dir:

Gott, der du die Liebe bist      L/A: Wir beten zu Dir

  • Wir beten für alle Getauften: dass sie durch das Hören auf die Heilige Schrift ihre selbstlose Liebe immer wieder gestärkt wird.
  • Wir beten für die Menschen in Israel, in Palästina, im Iran und im ganzen Nahen Osten: dass sie auf Dich hören, der zum Frieden rufst.
  • Wir beten für die Regierungen, die mit Gewalt und Krieg ihre Machtinteressen durchsetzen wollen: dass sie umkehren und das Unrecht beenden.
  • Wir beten für unser Land: dass Hilfsbereitschaft und Rücksicht, Solidarität und Verantwortungsgefühl das Handeln der Menschen prägen.
  • Wir beten für unsere Gesellschaft, in der einige wenige immer größeren Reichtum anhäufen: dass es uns gelingt, die Gräben zwischen arm und reich ohne Gewalt und Blutvergießen zu verkleinern.

Lektor/in: Guter Gott, du teilst alles mit uns: dein Leben, deine Liebe, deinen Geist und deine Herrlichkeit. Wir loben und preisen Dich in Ewigkeit. Amen.

25.12.24: Weihnachten

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Es ist ein schönes Spiel, sich gegenseitig zu beschenken und beschenken zu lassen. Man muss nur ein paar Fallstricke vermeiden: dass sich überbieten wollen zum Beispiel. Auch die Meinung, der andere müsse selbst darauf kommen, was man sich am meisten wünscht – kann so ein Fallstrick sein.

Aber schenken und beschenkt werden ist ein tiefes Symbol für unsere menschliche Art: Wir werden mit dem Leben beschenkt und sind zugleich ein Geschenk für unsere Mitmenschen.

Deshalb sagt man manchmal zum anderen: Du bist ein Engel oder auch: Dich schickt der Himmel.

Gott hat Jesus zu uns gesandt. Ihn grüßen wir und rufen:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren.
Es ist Christus, der Herr!“

Der Retter war da und hat sein Werk vollbracht. Jesus, der Mann, der in Nazaret bei seinen Eltern aufwuchs, der Zimmermann.

Was hat er da gelernt? Die Sitten und Gebräuche in einem jüdischen Dorf.
Lesen und Schreiben – er hat ja später aus der Schrift vorgelesen, wie es heißt. Rechnen musste er als Zimmermann ebenfalls können.

Ob seine Eltern sehr liebevoll waren? Ob sie vertrauensvoller gebetet haben als andere? Ob sie mehr spendeten als andere?

Wir können viele solche Fragen stellen. Und wir können unsere Erwartungen an die Familie unseres Retters hineindeuten – im Evangelium steht nichts davon.

Aber eines war Jesus nicht: weder gehörte er zu den Familien der Priester am Tempel noch war er ein Schriftgelehrter oder Pharisäer!

Er war wie der Prophet Amos. Er war in den Augen der Menschen gar nicht dafür bestimmt als Prophet zu reden. Denn er war ein Handwerker.

Seine Gefährten, die sich um ihn sammelten und die nach seinem Tod einfach weitermachten, weil sie eingesehen und erfahren hatten, dass er auferstanden ist – Seine ersten Gefährten waren ebenfalls weder Priester noch Schriftgelehrte, sondern Fischer!

Es ist also durchaus anzunehmen, dass auch in der langen Zeit der Christenheit nicht Priester, Bischöfe und Schriftgelehrte die besten Zeugen sind, die am besten Gottes Botschaft verstehen. Vielmehr Leute aus ganz anderen Berufen und Schichten.

Franziskus war kein Theologe! Er war Sohn eines reichen Tuchhändlers, der sich in die Armut des Wanderpredigers Jesu verliebte.

Um Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit zu verstehen, ist etwas anderes nötig,

Es ist das, was die Propheten auszeichnete und viele Heilige.

Es ist die Einsicht, dass die Rettung darin besteht,
Gott zu danken für das Leben und seine Liebe,
durch die wir leben, zu erwidern.

Es ist so einfach – und doch so schwer.

Doch diese Einsicht ist wirklich eine Rettung.
Solche Menschen verbittern nicht – trotz vieler Schmerzen.
Solche Menschen jammern nicht – trotz ihrer Armut.
Solche Menschen haben Mut – auch wenn sie absehen können, dass ihre Situation nicht besser werden wird.

Gott belohnt uns nicht für unsere guten Werke, wenn er uns das ewige Leben schenkt.
Gott beurteilt uns nicht nach irgendwelchen Regeln, die man irgendwann bestimmt hat und immer wieder neu begründet.

Gott möchte einfach von uns geliebt werden –
der unsichtbare Gott, der uns und die ganze Schöpfung mit Leben erfüllt.

Deshalb schauen wir auf das Kind, das neugeborene,
das Jesus gewesen ist – wie jeder andere.

Das Kind weckt in uns spontane Zuneigung und Liebe und das Gefühl, es behüten und schützen und liebkosen zu wollen.

Gott wird Mensch – ein kleines Kind – damit wir ihn lieben können.
Gott wird Mensch – wahrhaftig Mensch – damit er uns seine Liebe zeigen kann.

Gott wird Mensch, damit wir von ihm lernen können:
Wir lieben Gott, wenn wir die Mit-Menschen lieben – ja: lieben!
Nicht nur respektieren, nicht nur kein Unrecht antun, sondern lieben!

Danken wir Gott für die Kinder, weil sie in uns immer wieder die spontane Zuneigung und Liebe wecken. So bleibt in uns lebendig, was uns am meisten Gott ähnlich macht: Die Kraft der Liebe zum anderen, zum Du. Amen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, Jesus hat seinen Geist in uns gelegt, so dass wir dir für das Leben danken und deine Liebe erwidern. Wir beten zu dir. Gott, der du die Liebe bist

L/A: Erhöre unser Gebet

  • Für die Getauften, für dein ganzes auserwähltes Volk: dass sie dir für das Leben danken mögen. Gott, der du die Liebe bist –
  • Für die Menschen jeglicher Weltanschauung und Religion:
    dass sie daran glauben, dass es gut ist, dass sie leben.
    Gott, der du die Liebe bist
  • Für die Menschen, die alle Gebote und Regeln erfüllen möchten: dass sie erkennen, dass du sie liebst, weil sie deine Kinder sind.
    Gott, der du die Liebe bist
  • Für die Lehrer in der Kirche, die Bischöfe und Theologen:
    dass sie den Glaubenden nichts unnötiges auferlegen:
    Gott, der du die Liebe bist
  • Für unseren Bischof, dass dein Friede ihn erfüllt und dass sein Glaube immer tiefer und leuchtender wird. Gott, der du die Liebe bist
  • Für alle Völker dieser Erde: dass sie im Geist des Friedens und der Gerechtigkeit immer mehr zu einer Menschheitsfamilie zusammenwachsen.

Lektor/in: Gott, du schenkst Gedanken des Friedens und der Versöhnung. Wir danken dir für das Geschenk der Erlösung durch Christus unseren Herrn.

03.11.24: 31. Sonntag LJ B

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Jesus ist gekommen, damit wir die Freude haben,
damit wir das Leben in Fülle haben, um uns zu retten,
um uns seinen Vater zu offenbaren.

So beschreibt er im Wort der Evangelisten seine Sendung.

Wir sind jetzt hier, damit wir uns daran erinnern und vergewissern;
damit wir uns gegenseitig bestärken,
damit wir neuen Mut fassen,
und weiter gehen auf dem Weg in der Nachfolge Jesu
und uns nicht beirren lassen von den vielen Stimmen,
die uns davon abbringen wollen.

Kyrie
Herr Jesus Christus;
du bist unser Erlöser und Heiland
du hast uns die Liebe des Vaters geoffenbart
du rettest uns vor dem ewigen Tod.

Ansprache:
In meiner Jugendzeit gab es ein Spiel – genannt der „heiße Stuhl“. Es war ziemlich harmlos und brachte 13 jährige dennoch zum Schwitzen. Die „Eingeweihten“ dekorierten einen Raum mit einem Stuhl über den ein Tuch gelegt war. Kerzenlicht statt Glühbirnen. Dann wurde der unwissende Kandidat über alles Mögliche befragt: Hobbies, Noten und ‑
nach einigen solchen Fragen wurde gesagt: „Sage mir: Wen liebst du?“

Da wurde fast jeder rot im Gesicht und verlegen – das ist doch geheim, darüber will ich nicht reden ….

Liebe Schwestern und Brüder: Wen liebst du? – die Ehefrau, den Ehemann, die Kinder und Enkelkinder, die Mama, den Papa, den Opa und die Oma und … Gott?

Mit der Liebe, Schwestern und Brüder, ist es so eine Sache:
Liebe ist frei – sie kann nicht befohlen werden!

Und doch heißt es: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben! – mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. – Mehr geht nicht!

Wie geht das?

  • Wer liebt ist gerne mit dem Geliebten zusammen!
  • Wer liebt hört auf den anderen.
  • Wer liebt, will der Geliebten gefallen.
  • Wer liebt, will dem Geliebten Freude machen, ihn beschenken, ihm alles Gute tun.

Ist die Liebe zu Gott anders?

Sie ist anders, weil unsere Augen und Ohren und unser Geruchs- und Tastsinn Gott nicht direkt wahrnehmen – so wie wir den anderen Menschen wahrnehmen.

Das macht die Liebe kompliziert. Aber versuchen wir es:

Ist es nicht eine Freude, miteinander Gott zu loben und miteinander die Heilige Schrift zu bedenken, in der wir Anteil daran bekommen, wie Gott sich in den Propheten und in Jesus geoffenbart hat?

Es ist doch unser Streben, auf Gott zu hören und deshalb gut zu sein.

Wir wünschen uns doch und leben auch so, dass wir Gott gut gefallen.

Wir können Gott zwar nichts schenken – und doch schenken wir ihm das wertvollste: uns selbst, weil wir mit unserem ganzen Leben seiner Liebe antworten möchten.

Deshalb setzen wir alles in Beziehung zu ihm:
Die partnerschaftliche Liebe, die Elternliebe, die Kinderliebe, die Freundschaft, der Beruf, die Erholung – das ganze Leben ist auf Gott bezogen: wir danken für das Gute und wir versuchen alles mit Liebe und aus Liebe zu tun!

Liebe Schwestern und Brüder,
dieses Glaubensbekenntnis hat es aber dennoch in sich:
Es beginnt: Der Herr, unser Gott, ist der einzige!

Wir haben keinen anderen Herrn als nur den einen und wahren Gott:

Keine Regierung, kein Gesetz, keine Autorität steht über ihn.

Deshalb sind Glaubende unabhängig und frei:
Der Maßstab der Gerechtigkeit, der Maßstab des Guten ist der eine und wahre Gott, der uns zu nichts anderem ruft – außer zur Liebe gegenüber dem Mitmenschen.

Wir können uns nicht unterwerfen, wenn Egoismus, Feindschaft, Hass, Geiz und Neid gegenüber anderen Menschen oder Gruppen Gesetze bestimmen.

Petrus sagte es: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Das kann manchmal sehr schwierig werden: für unsere Umwelt und auch für uns selbst.

Aber es ist nun mal so: Wir lieben Gott.

Übrigens: Der Gag bei dem Spiel war: Der Auftrag hieß: Sage mir: „wen liebst du?“ Es ging nur darum das zu erkennen, dass man diese Frage stellen soll: „Wen liebst du?“ ist Gott der, den ich über alles Liebe?

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Guter Gott, täglich erfahren wir deine Liebe. Daher bitten wir dich voll Vertrauen. 

V/A. Herr, schenke uns deine Liebe.

  • Dass wir deine Liebe in unserem Leben erkennen und diese Erfahrung an unsere Mitmenschen weiterschenken können.
  • Für deine Kirche: Mache uns zum Werkzeug deiner Liebe und zu glaubwürdigen Zeugen deiner Frohbotschaft.
  • Für die Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen: um Boten deiner Liebe, damit sie befreit und erlöst aufatmen können.
  • Für alle Menschen, die an Gott glauben: dass sie erkennen, dass wir alle einen Gott suchen und lieben und anbeten und deshalb eine Menschheitsfamilie bilden.
  • Für uns selbst: Bleibe auch dann mit deiner Liebe bei uns, wenn wir Liebe schuldig bleiben.
  • Gib uns den Mut, dich zur Mitte unseres Lebens zu machen, wenn wir all das Tun, was zu unserem Leben gehört.

Lektor/in: Aus deinen Händen empfangen wir alle das Leben und du führst uns zum Heil in deinem Licht. Wir loben dich und preisen dich in Ewigkeit. Amen.

10.11.2019: 32. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

^Liebe Schwestern und Brüder,
im großen, dem nizäno-konstantinipolischen Glaubensbekenntnis aus dem 4./5. Jahrhundert heißt es:

„Ich glaube an Jesus Christus. Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. …
Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“

Es gibt kein Christentum ohne den Glauben an die Auferstehung Christi und damit die Auferstehung der Toten. Das ist einfach und schnell gesagt.

Doch, liebe Mitchristen, der Glaube an die Auferstehung war und ist in keiner Weise selbstverständlich und für alle einleuchtend.

Viele ungetaufte sagen: Ich kann auch in mir ruhen und Frieden haben, ohne an ein Weiterleben nach dem Tod zu glauben. Und es gibt genügend Beispiele dafür.

Viele Getaufte zweifeln und sagen: ich kann mir das nicht vorstellen. Es gab schon so viele Milliarden Menschen. So viel Platz kann im Himmel nicht sein.

Vielen fällt es schwer, an etwas zu glauben, was noch niemand gesehen und was niemand sich wirklich vorstellen kann.

Es ist gar nicht so einfach mit dem Glauben an die Auferstehung.

Dass ich an die Auferstehung der Toten glaube, ist meine Entscheidung. Sie beruht nicht darauf, dass ich andere abwerte, die diesen Glauben nicht teilen. Ich halte diese auch nicht für weniger wertvoll oder glücklich.

Ich glaube an die Auferstehung, weil sie mir wahr erscheint.
Die Auferstehung der Toten ist meinem Glauben nach wahrscheinlicher und einleuchtender als das Gegenteil.

Warum?

Erstens, weil ich an Gott glaube, durch den und in dem das Universum ist und besteht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Universum seinen Ursprung in sich selber hat. Es kann sein Da-Sein nicht aus sich selbst erklären.

Zweitens, weil der, durch und in dem alles ist, genau diese Schöpfung  will.
Die Schöpfung ist sein Werk und ich kann es nur so denken, als dass der Schöpfer seine Schöpfung liebt – noch mehr als Vater und Mutter ihr Kind lieben können. Mit göttlicher Liebe eben.

Drittens glaube ich, dass dieses Universum das Ziel und den Sinn hat, dass es Leben hervorbringt, das Gott ähnlich ist, sein Ebenbild: Gott will von seiner Schöpfung, erkannt werden. Die höchste Erkenntnis Gottes ist, wenn das Geschöpf Gottes selbst zur Liebe fähig ist und die Liebe seines Schöpfers erwidert.

Viertens glaube ich, dass der liebende Schöpferwille nicht dadurch begrenzt ist, dass das irdische Leben der Geschöpfe vergänglich ist. Gottes Liebe ist nicht begrenzt und deshalb ist auch das Leben der Geschöpfe nicht begrenzt. Deshalb kann ich es mir nur so vorstellen, dass die Geschöpfe bei und in ihrem Schöpfer immer leben und lebendig bleiben. Mit Spannung und Neugierde erwarte ich, daran Anteil zu haben und am Ziel anzukommen.

Liebe Schwestern und Brüder, mir ist bewusst, dass diese meine Gründe für meinen Glauben an die Auferstehung nicht jedem einleuchten mögen. Doch man wird es schwer haben, mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Denn darin wurzelt das Vertrauen in das Leben, die Hoffnung für das Leben und die Liebe zum Leben.

Ich möchte ihnen noch einen fünften Grund sagen, warum ich an die Auferstehung der Toten glaube:
Es ist das Zeugnis seiner Jünger, die kaum, dass Jesus ins Grab gelegt worden war, verkündeten: Der Herr ist auferstanden. Er ist uns erschienen.
Diesem Zeugnis der Frauen und Männer, die bei Jesus waren, vertraue ich.

Ich könnte es nicht besser ausdrücken als das Lukasevangelium, in dem Jesus sagt:
Gott ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden.
Gott kann nur unser Gott sein, wenn wir leben: durch ihn und in ihm und auf ihn hin.