20.07.25: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder!
Die Tage laufen dahin. Die Jahresmitte ist schon überschritten. Erste Gedanken an die Weihnachtszeit schleichen sich ins Bewusstsein.

Es gibt jeden Tag viel zu tun und zu bewältigen.

Jetzt sind wir hier.

Weil wir hier an den Sinn des Ganzen denken.
Weil wir hier an unsere Berufung denken.
Weil wir hier daran denken, warum und wozu wir alles tun.
Weil wir hier danken und loben und Kraft für die Last des Lebens erbitten.

Grüßen wir Christus, unseren Bruder und Erlöser

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
ich stelle mir vor:
Als Pfarrer werde ich von einer Frau eingeladen. Ihre Familie und einige Freunde wollen mit mir ins Gespräch kommen. Wir vereinbaren einen Termin – ich soll ein wenig mehr Zeit mitbringen! Am ausgemachten Tag verläuft es so ähnlich, wie bei Marta und Maria: die Frau versorgt mich: Kaffee, Kuchen, Getränke, Knabbereien und scheinbar erwartet man abends noch weitere Gäste. Die Frau sitzt kaum am Tisch. Sie kümmert sich rührend, dass mir ja nichts fehlt. Aber: ich bin doch nicht zum Essen hergekommen!

Da läuft was schief.

Sie merken schon: ich werde heute nicht Marta gegen Jesus verteidigen und ich werde den Rüffel, den Jesus ihr gibt, nicht zurechtbiegen, so dass er wieder in unser Wertesystem von Hilfsbereitschaft und Anerkennung des Engagements hineinpasst.

Meiner Meinung geht es in dieser Episode nicht um die Abwägung ob Gebet oder praktizierte Nächstenliebe wichtiger ist, das Studium der Heiligen Schrift oder der Einsatz für Gerechtigkeit.

Es geht um ein Fehlverhalten der Marta:

Toll ist: sie nimmt Jesus auf. Darin ist sie mir Vorbild. Jesus ist mir willkommen.

Dann macht Marta an diesem Abend ihren Fehler:
Sie meint, sie müsse sich um Jesus kümmern und etwas für ihn tun.

Jesus aber hat ihr mehr zu geben, als sie ihm geben kann.
Das Wort des Lebens. Das Leben Gottes. Versöhnung und Frieden.

Marta kümmert sich um vieles und vielerlei und übersieht, was Jesus sich am meisten wünscht: ihr offenes Herz.

Marta gleicht den christlichen Fürsten früherer Zeiten, die meinten, wer die prächtigste Kirche baut, ist der beste Christ.

Marta gleicht jenen Christen, die meinen, je mehr sie spenden und beten und fasten, desto eher gefallen sie Gott.

Und weil sie auch noch ihre Schwester kritisiert und Jesus sogar zu ihrem Anwalt machen will, weist Jesus sie zurecht und rüffelt sie.

Maria hat erkannt, was in dieser Stunde zählt. Davon soll sie nicht abgehalten werden.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich gebe zu, es ist schwierig, diese Geschichte auf diesen einen Punkt zu konzentrieren – weil uns die Auseinandersetzung so nahe ist und weil wir so gerne werkeln und tun und schaffen und uns dann gut fühlen, wenn alle geklappt hat.

Dass Jesus die tätige Nächstenliebe nicht missachtet, zeigen uns seine Heilungen, sein Eifer, in möglichst vielen Orten das Evangelium zu verkünden, die Geschichte vom barmherzigen Samariter usw.

Aber wenn wir ihn aufnehmen, dann ist er es, der uns beschenkt.

Oft ließ er sich zu Festmählern einladen;
Frauen, die mit ihm und den Jüngern zogen, versorgten sie.

Aber eines ist klar:

Er beschenkt mich! Er macht mir Mut. Er gibt mir Hoffnung.

Er schenkt mir das Leben. Schenkt!!
Er verlangt nichts!

Marta, werkle und tue – aber alles zu seiner Zeit.
Wenn Jesus da ist – lass dich von ihm beschenken.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, himmlischer Vater, dein Geist führt uns zusammen, damit wir Jesus aufnehmen und von ihm das Wort des Lebens empfangen. Wir beten zu dir:

Gott, himmlischer Vater  L/A Erhöre unser Gebet

  • Für alle Getauften, für dein Ganzes Volk; dass sie das Evangelium hören und immer besser verstehen und davon geprägt werden.
  • Für alle, die das Wort Gottes verkünden: dass sie die Herzen der Menschen gewinnen.
  • Für die Christen, die sich mühen, anderen helfen und dich in Gebet und Gottesdienst ehren: dass sie deine schenkende Liebe sichtbar machen.
  • Für die Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden: dass ihre Not fruchtbar wird und ihr Zeugnis den Glauben weckt.
  • Für alle Menschen: für die Regierenden und für die Regierten: das die Sehnsucht nach Frieden wächst und der Mut, auf Gewalt zu verzichten.
  • Für die zukünftigen Generationen: dass wir die Kraft aufbringen, unseren Lebensstil so zu ändern, dass die Erde ein guter Lebensraum bleibt.

Lektor/in: Gott du bist das Leben und alles Leben kommt aus dir und du bist in allem Lebenden. Wir preisen dich heute und in Ewigkeit. Amen.

17. Juli 2016: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Er hatte sein Vaterhaus verlassen, er und sein Frau Sara und sein Neffe Lot, er hat sich verlassen auf eine Verheißung hin:
Ich werde dich zu einem großen Volk machen!
Ich werde dir eigenes Land geben!
Du wirst zum Segen werden!

Abraham ist der Stammvater des Glaubens.

Geheimnisvoll und eigenartig ist die Geschichte aus Genesis, dem ersten Buch der Bibel: „Der Herr erschien dem Abraham“ und dann ist von drei Männern die Rede, die vor dem Zelt Abrahams stehen.
Abraham wartet ihnen auf – nach allen Regeln der Kunst.
Er lässt nichts aus und es ist ihm nichts zu viel: sogar ein Kalb lässt er schlachten und zubereiten. Das entscheidende Wort aber spricht sein Gast: Der Herr verheißt ihm und seiner Frau Sara, den beiden Hochbetagten,  die Geburt eines Sohnes.

Liebe Schwestern und Brüder!
auch die kleine Geschichte und Maria und Marta und Jesus ist eigenartig. Auch da geht es um Gastfreundschaft!
Marta verhält sich wie Abraham: sie nimmt Jesus freundlich bei sich auf und sorgt für ihn – nach allen Regeln der Kunst.

Nun aber ist in dieser Geschichte eine eigenartige Spannung:
Es kommt zu einem kleinen Wortwechsel, denn Marta ist unzufrieden:
Sie blickt neidisch auf ihre Schwester Maria, die Jesus nur zuhört und ihr nicht hilft.

Diese Unzufriedenheit Martas unterscheidet die Szene von der Szene mit Abraham und den drei Männern.

Viele finden es ungerecht, dass Jesus die Mühen und Sorgen Martas abtut und das bloße Zuhören Marias als das Gute bezeichnet.
Es hört sich so an, als ob wieder einmal die Menschen, die anpacken die Dummen sind. Die anderen, die sich von ihnen versorgen lassen, werden dafür auch noch gelobt.

Passt das zu Jesus? – Mitnichten!

Unmittelbar vorher gibt er den barmherzigen Samariter als Vorbild:
weil er für den Überfallenen sorgte, weil er sich die Mühe machte, ihn aufzuheben und auf sein Reittier zu setzen.

Wie können wir die Szene aber sonst verstehen?

Gibt es wirklich keine Alternative als Jesus ins Wort zu fallen und zu sagen:
„Jesus – halt ein. Diesmal täuscht du dich. Denk an deine eigenen Worte:
Marta ist die Gute mit ihrem Fleiß. Sie verdient das Lob.“

Ich gebe es zu:
Auf jeden Fall – wie öfters – bin ich von Jesu Antwort überrascht. Darauf wäre ich nicht gekommen. Doch wenn ich nachdenke:

So ist es doch:
Ich finde in dem vielen Mühen und Sorgen um wichtige Dinge keine Ruhe.
Es fällt mir schwer, davon abzulassen und mich ruhig zu halten.
Es fällt mir schwer, nichts zu tun! –

Und andere, die das schaffen, die zur rechten Zeit Pausen machen,
die einmal das innere, das Hören auf die Stimme des Herzens in den Vordergrund stellen – Über sie ärgere ich mich, weil sie mir vor Augen führen, was mir so schwer fällt und was ich doch tun sollte.

Ich sollte Zeit haben,
um ihn zu hören,
ich sollte Zeiten haben, in denen ich die Geschäftigkeit, die Sorgen und Mühen, ruhen lasse,
ich sollte Zeiten haben, um den Kompass wieder auszurichten.

Dann höre ich die wesentlichen Worte,
die Worte, die meinem Mühen und Sorgen eine Freude geben,
die Worte, die Nahrung sind für meine Seele:

Die Worte von Gott, der Leben schafft, der mich lebendig sein lässt,
der mir Freiheit lässt, damit ich nicht zur Marionette werde,
damit ich nicht innerlich verdurste, da ich mir nicht die Zeit nehme aus der Quelle zu trinken: denn das Wort Gottes ist die Quelle des Lebens.