21. Juli 2013: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Da nahm Marta voll Freude die Schürze ab und setze sich wie Maria zu Jesu Füßen hin und hörte ihm zu.

Liebe Schwestern und Brüder, man könnte sich noch einige Möglichkeiten ausdenken, wie die Geschichte weitergeht, oder auch anders ginge.

Je mehr man sich ausdenkt, desto mehr merkt man: Genauso wie sie da steht, ist die Geschichte richtig.

Herausragend ist die Antwort Jesu: „Martha, Martha, du sorgst und beunruhigst dich um vieles. Eines aber ist nötig.“
Vieles beunruhigt – eines ist nötig!

Ich will versuchen, diesen Denkspruch zu verstehen und für mich zu deuten. Doch, bevor ich mich daran mache, wird mir schon klar:
Dieser Spruch kann nicht eindeutig gedeutet werden. Je nachdem, wer darüber nachdenkt, wird das für sich heraus hören, was für ihn nötig und passend ist.

Und – das möchte ich benennen – mit einer Vorentscheidung gehe ich daran:
Ich setze voraus, dass auch dieser Spruch mir helfen soll, zufrieden zu werden, eins zu werden mit mir und meinem Leben, mit den Mitmenschen, mit Gott.

Deshalb kann ich Jesus nicht so verstehen, dass er Faulenzerei empfiehlt. Er ruft so intensiv zur tatkräftigen und wirksamen Nächstenliebe auf;  er sendet die Apostel zur Verkündigung.
Ich kann nicht denken, dass er jemand tadelt, weil er für andere sorgt. Schon deshalb nicht, weil er in der Geschichte über die Nächstenliebe den barmherzigen Samariter als Vorbild entwirft.

Jesus sagt: „Maria hat das Gute gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“ Was würde ihr genommen, wenn Jesus sie wegschicken würde? Sie hört Jesu Worten zu. Sie hört auf seine Botschaft vom Reich Gottes, von der Versöhnung, vom Frieden. Das ist das Eine, das nötig ist.

Marta ist im gleichen Raum wie Jesus und Maria. Sie !  hat Jesus freundlich aufgenommen. Ganz sicher hört sie Jesu Worte genauso wie Maria.
Doch zu ihr sagt Jesus:  „Martha, du sorgst dich und beunruhigst dich um vieles.“

Sie sich sorgt sich und beunruhigt sich! Es geht also nicht um die Arbeit.  Es geht um das „sich sorgen und sich beunruhigen!“

Sich beunruhigen, sich unruhig machen mit Gedanken, was noch sein könnte, und ob alle zufrieden sind und ob es gut genug ist, ob es das richtige ist, ob nichts vergessen wird, …

Ich möchte diese Szene und die Nachfolgeworten zusammen sehen,  die wir vor zwei oder drei Wochen bedacht haben:

Maria ist es, in diesem Fall, die Jesus folgt, die alles liegen und stehen lässt, die sich ihm und dem neuen öffnet. Sie schaut nicht zurück, während sie die Hand an den Pflug legt. Das darf ihr nicht genommen werden.

Eines nun wäre gar nicht im Sinne des Evangeliums:

Ich darf nicht sagen:
wenn ich mich um etwas oder jemand kümmere,
wenn ich ganz aktiv bin und mich engagiere,
dann wäre ich wie Martha und müsste werden wir Maria.

Damit würde ich alles ins Gegenteil verkehren.
Vielmehr sehe ich die Geschichte von der Nächstenliebe und die Antwort an Martha zusammen und deute sie so:

Wenn Du Gott dienen willst und seinem Reich,
dann lass dich durch nichts abhalten, dem zu helfen, der in Not ist – in ihm dienst du Gott.

Wenn du aber Gott dienen willst und seinem Reich,
dann beunruhige dich nicht selbst mit vielen Sorgen, glaube nicht, du könntest alles regeln und besorgen.
sondern höre auf Jesu Wort und nimm seine Botschaft vom Frieden in dich auf.

Das ist das eine, das wirklich nötig ist – damit du Frieden hast in dir und deine Arbeit tun kannst für Gottes Reich.