30.05.24: Fronleichnam

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
Die Messfeier ist der Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. In der Messe wiederum ist die Wandlung das Wichtigste. Demnach ist das Wichtig­ste in der Kirche die Wandlung? – Viele meinen in der Kirche sollte immer alles gleichbleiben.

Das Fest, das der Eucharistiefeier selbst gilt, verdanken wir der Augustinerin Juliane von Lüttich und ihrer Eingebung.

Feiern wir freudig miteinander Eucharistie: vieles hat sich an dieser Feier schon gewandelt und wird sich noch wandeln müssen, so dass wir tatsächlich wieder gerne Messe feiern und uns darauf freuen.

Kyrie         Herr Jesus Christus, Sohn des Vaters
                   Herr Jesus Christus, Bruder der Menschen
                   Herr Jesus Christus, Haupt deiner Kirche

Ansprache Liebe Schwestern und Brüder,
was ist der Unterschied zwischen Gründonnerstag und Fronleichnam?

Am Gründonnerstag steht das letzte Abendmahl im Vordergrund, bei dem Jesus dieses Zeichen gestiftet hat mit dem Auftrag: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“

Der Gründonnerstag steht emotional unter dem Vorzeichen des Abschieds und des bevorstehenden Foltertodes Jesu. Es ist eine gedrückte Stimmung.

Wenn wir Eucharistie feiern, feiern wir nicht den Abschieds Jesu, sondern wir feiern den österlichen Sieg Jesu: Jesus ist auferstanden vom Tod, damit auch wir auferstehen und an die größere und lebenspendende Macht Gottes glauben.

Die sonntägliche Messfeier ist ein Fest, in dem sich die Freude der Jünger Jesu ausdrückt und in der diese Freude immer wieder erneuert wird – und zwar gerade weil wir auch den Ernst der Hingabe Jesu mit seinen Worten zur Sprache bringen: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird!“

Um dann aber freudig zu bekennen: „Deinen Tod o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit!“

Das ist der Unterschied zwischen Gründonnerstag und Fronleichnam:
Fronleichnam ist das Gedenken an das letzte Abendmahl + die österliche Auferstehungsfreude, die wir gerade wieder 50 Tage lang gefeiert haben.

Deshalb lasse ich bei jeder sonntäglichen Messfeier in unseren beiden Pfarrkirchen die Osterkerze entzünden. Christus ist wie ein helles Licht, das uns leuchtet und uns Geborgenheit und Erkenntnis bringt.

In der hl. Messe rufen wir uns das Leben und die Verkündigung Jesu ins Gedächtnis und wir brechen und teilen das Hostienbrot miteinander.

Das ist das eigentliche Zeichen der Eucharistie – mehr als das Hostienbrot, das wir als „Leib Christi“ bezeichnen!

Wir bewahren das dem Gedächtnis Jesu geweihte Brot auf, weil es in dieser Feier einen neuen Sinn erhalten hat: Es weist hin auf Jesus Christus, der für uns gelebt hat und sein Blut vergossen hat und auferstanden ist.

Wir Katholiken pflegen sogar den Brauch, das Brot in der Monstranz durch die Straßen zu tragen. Wir tun das auch mit dem Kreuz oder mit Figuren Jesu und von Heiligen. Das Brot ist aber etwas anderes.

Es ist das Brot, das wir essen werden und das unsere Liebe und den Glauben an die Liebe stärkt.

Gerade, weil dieses Hostienbrot so unscheinbar ist und so dürftig, weist es uns umso mehr auf Christus hin und seine Bedeutung für uns.

Wenn wir dieses Brot empfangen und essen, tun wir es bitte voller innerer Betroffenheit – Andacht sagt man auch.

Wir lassen uns berühren von der unübertrefflichen Liebe Jesu Christi
und von dem Geschenk seines Lebens.

So geschieht die zweite und mindestens genauso wichtige Wandlung in der Messfeier. Wir die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden immer mehr zu dem, was wir seit der Taufe sind: Wir werden zum Leib Christi in unserer Zeit, durch den Gott seine Wohltaten auf der Erde vollbringt.

Amen.

Fürbitten

Lektorin: Himmlischer Vater, dankbar für deinen Sohn Jesus Christus beten wir zu dir:

Vater im Himmel        L/A: Wir bitten dich, erhöre uns

  • Für die vielen Christen, die nicht zu unseren Versammlungen kommen: Dass der Glaube in ihnen wächst und ihnen Kraft und Halt gibt.
  • Für die Leiterinnen und Leiter der christlichen Gottesdienste: dass sie Ideen und Phantasie entwickeln, damit unsere Feiern noch anziehender und ergreifender werden.
  • Für unsere römisch-katholische Kirche, dass die Bereitschaft zu Wandlung und Erneuerung zunimmt, damit wir das Evangelium den Menschen wieder nahebringen können.
  • Für alle christlichen Kirchen, dass sie damit aufhören einander auszuschließen und zu verurteilen, sondern sich gegenseitig schätzen und in christlicher Eintracht miteinander das Brot brechen.
  • Für die Christen, deren Leben sich dem Ende zuneigt: dass sie durch das eucharistische Brot gestärkt werden und in Frieden ihr irdisches Leben beschließen können.

Lektorin: Darum bitten wir dich unseren Vater durch Jesus Christus, unseren Herrn im Heiligen Geist. Amen.

24. März 2016: Gründonnerstag

 

Die Feier vom letzten Abendmahl                 2016

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Wir feiern Gedenktage von Ereignissen, die für uns bedeutsam und wichtig bleiben – durch die Jahre hindurch: Geburtstag, Hochzeitstag, Weihetag.
Durch die Erinnerung wird das gegenwärtig, was vor Zeiten geschah und entfaltet seine Kraft und Wirksamkeit.
So feiern wir jetzt Die Heiligen Drei Tage: Wir erinnern uns an unsere Erlösung durch Jesus Christus, durch den Gott mit uns den neuen und ewigen Bund geschlossen hat: den Bund des Lebens und der unwiderruflichen Liebe Gottes zu uns Menschen.

Hinführung zu den Lesungen

Die Lesungen sprechen vom Bund Gottes mit seinem Volk: dem Volk Israel, das der Knechtschaft in Ägypten entkommt – mit denen, die an Christus glauben und auf ihn hören.
Doch die Erkenntnis Gottes und die Selbstoffenbarung Gottes entwickeln sich weiter: Israel meinte Gott danken zu müssen, für das Verderben, das den Ägyptern widerfuhr, damit sie in die Freiheit ziehen konnten.
Wir danken Gott für Jesus, der sich selbst dem Urteil der Menschen unterwarf, um uns zu gewinnen für den Neuen Bund, der Versöhnung.

  1. Lesung: Ex 12
  2. Lesung: 1 Kor 

Ansprache: Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Abschied nehmen ist eine schwierige Aufgabe:
Manchmal können sich Sterbende von ihren Angehörigen verabschieden.Junge Erwachsene gehen für Monate ins Ausland.
Man wechselt nach vielen Jahren die Arbeitsstelle und geht ganz woanders hin.
Abschied nehmen ist schwer. Wie soll man den Abschied gestalten?

Jesus nahm Abschied von seinen Jüngern in einem Mahl und er hat diesen Abschied gestaltet. Er wusch den Jüngern die Füße und er gab ihnen Brot und sagte:
Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.
Man könnte weinen, wenn man sich in die Situation hineinversetzt.

Bischöfe und viele Pfarrer vollziehen in dieser Messe am Gründonnerstag die Fußwaschung als besonderes Zeichen, das diesen Tag und diese Feier prägt.

Sollten wir es in Herz Jesu auch einführen?

Ich könnte es tun: Weil es mir nichts ausmachen würde, sondern ganz im Gegenteil habe ich Freude an solchen ausdrucksstarken Gesten.

Es wäre auch sinnenfällig:
In diesem Tun würde anschaulich, wie Jesus sich zu seinen Jüngern verhalten hat. Er ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.

Ich sollte es vielleicht tun: weil es ein alter Brauch ist und weil es zur Liturgie des Gründonnerstags gehört.

Doch fürchte ich, dass dieser Ritus nicht genügend Kraft entfalten würde, weil es eben nicht das gleiche ist wie damals, als Jesus den Jüngern die schmutzigen Füße gewaschen hat.

Es würde etwas wesentliches Fehlen: die zwischenmenschliche Bedeutung, das wirkliche. Denn es wären – wahrscheinlich frisch gepflegte Füße in frischen Socken und sauber geputzten Schuhen.

Schwestern und Brüder,
diese Befürchtung beschleicht mich, wegen der Erfahrung mit all unseren Messfeiern: Oft sind wir durch die Messfeier nicht so erfüllt;
viele sagen deshalb: die Messe bringt mir nichts.

Manchmal mag es uns gehen wie dem jungen Mann, der am Ende der Messe nicht sagt: Dank sei Gott – für das, was er mir jetzt geschenkt hat, sondern vor sich hinmurmelt: Gott sei Dank, dass es wieder aus ist.

Was ist der Grund für dieses Gefühl, dass die Messe eine Pflicht ist, die bestenfalls leichter abzuleisten ist, wenn die Lieder gefallen und die Predigt nicht allzu verschroben oder sogar ein wenig interessant ist?

Die Messe ist – sie muss es sein – aber sie ist es viel zu sehr:
Sie ist ein Ritus, ein Ablauf, der von einem Hauptakteur, dem Priester vollzogen wird – ein paar dürfen ihn unterstützen: sie sind bereit Texte aus der Bibel zu lesen, zu singen, Brot und Wein zu bringen.

Die meisten aber, die zur Messe kommen, schauen zu, sollen Antworten geben, mitsingen, gemeinsam beten und zuhören – das war’s.

Ein Konzert, ein Sportereignis, eine Theateraufführung weckt mehr Emotionen und bringt den Besuchern ein stärkeres Erleben.

Was in unseren Messfeiern verstärkt werden müsste, ist das Vertrauliche, das Intime, das Besondere, das die ersten Jünger erlebten, wenn sie in ihren Häusern das Brot brachen, wie sie sagten. Wir sollten miteinander überlegen, wie wir das verbessern können.

Schwestern und Brüder, das Konzil wünschte, dass die Gläubigen aktiv an der Eucharistiefeier teilnehmen können. Dabei sollte es um mehr gehen als um liturgische Dienste. Es geht um die innere Anteilnahme, die aber durch die Gestalt der Feier gefördert und ermöglicht werden müsste.

Wir sollten stärker Gemeinschaft erleben können: Gemeinschaft von Menschen, die innerlich von Jesus und seiner Botschaft berührt sind.
Der Glaube an Jesus verbindet uns stärker als Musik und Sport.

Wir sind die, die miteinander auf dem Weg sind, um einander und anderen Menschen, die Füße zu waschen – ihnen zu dienen. Wir sind hier als Menschen, die sich von Jesus die Füße waschen lassen – die von ihm Versöhnung und Hoffnung – den Frieden – erhalten.

Denn seine Liebe, die wir in der Gemeinschaft spüren möchten, verändert uns: sie umfängt uns auch mit unserem Versagen gegenüber anderen;
sie befreit uns von feindseligen und boshaften Gedanken, sie spornt uns an, dass wir hilfreiche Menschen sind und aufmerksam dafür, was andere Gutes tun, wie andere sich einsetzen und bemühen.

Schwestern und Brüder, wir alle – egal welche Aufgabe wir im Gottesdienst haben – wir alle sind zutiefst verbunden, weil wir uns von Jesus die Füße waschen lassen und weil er uns verwandelt:
damit auch wir so handeln, wie er an uns gehandelt hat.

Nach der Übertragung des Allerheiligsten:

Aus dem hl. Evangelium nach Lukas (22,39-46)

Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm. Als er dort war, sagte er zu ihnen:Betet darum, dass ihr nicht in Versuchung geratet!

Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit,  kniete nieder und betete:
Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir!  Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.

Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm (neue) Kraft.

Und er betete in seiner Angst noch inständiger, und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte.

Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück  und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschöpft.

Da sagte er zu ihnen: Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet.