07.12.25: 2. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Das Wort Advent beschreibt nicht nur die letzten Wochen vor Weihnachten. Als Christen leben wir auch in den anderen 11 Monaten im Advent. Denn wir erwarten Christus, der kommen wird. Er wird sein Reich aufrichten, in dem es nicht mehr Arme und Reiche gibt. Denn in seinem Reich teilt er seine Fülle mit jedem einzelnen. Es wird keine Gräben mehr geben zwischen Oben und Unten, zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften …
Wir leben im Advent: das heißt, wir ebnen dem Reich Christi die Bahn und füllen die Gräben auf und wir bauen Brücken, um die Gräben zu überwinden.
Rufen wir zu Christus: Er ist die Brücke, die Erde und Himmel, Gott und Menschen verbindet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
„Er wird den Weizen in seine Scheune Sammeln, die Spreu wird er im nie erlöschenden Feuer verbrennen!“ – Da ist es wieder einmal: das furchteinflößende Motiv der Feuerhölle, die allen droht – jedenfalls solange wir auf dieser Erde leben!

Aber: wir müssen das nicht unbedingt so verstehen, dass die Menschen, die gar zu böse gehandelt haben, in die Hölle kommen. Wenn wir die Botschaft der ganzen Bibel im Blick haben, können wir das ganz anders deuten und verstehen:

Mit Bedacht wurden die Lesungen ausgewählt und auf das Evangelium bezogen:

Jesaja der Prophet Gottes kündet an, dass ein Messias kommen wird – voll des Geistes Gottes. Er wird denen, die geringes Ansehen haben, zur Gerechtigkeit verhelfen. Papst Franziskus hätte gesagt: denen am Rand. Er entscheidet für die Armen, damit sie ihr Recht bekommen!

Seine Machtwerkzeuge sind nicht Schwerter und Speere; vielmehr seine Botschaft und der Geist, der aus ihm spricht. Seine Eigenschaften sind Gerechtigkeit und Treue.

Wenn dieser Messias kommt, dann wird Friede sein: der paradiesische Friede, wo niemand sein will wie Gott – sondern die Geschöpfe leben im Einklang mit ihrem Schöpfer und hören auf ihn.
Dafür steht der Satz: „Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen!“

Liebe Schwestern und Brüder,
im nie erlöschenden Feuer verbrennen nicht die Menschen, sondern das Böse und das Verbrechen. Dafür ist in Gottes Ewigkeit kein Platz.

Und darum ist es uns, die wir an Jesus glauben, ein Anliegen, dass wir „Frucht hervorbringen“ – mit den Worten des Evangeliums.

Mit unseren Worten gesprochen: dass wir uns dafür einsetzen,
dass die zu ihrem Recht kommen, die nichts gelten
und dass wir uns für die Armen einsetzen, damit sie ein würdiges Leben führen können.

Mit den Worten des Paulus gesprochen, die das Adventslied zitiert:
Wir nehmen uns eins um das andere an.

Doch das umeinander Annehmen sollen wir nicht begrenzen:
nicht auf die sympathischen Freunde und geliebten Familienangehörigen.

Jesus meint: niemanden sollen wir ausschließen – selbst den nicht, der uns schlecht behandelt.

Ich fasse es ganz kurz in biblischen Begriffen zusammen:

Wir sollen gute Früchte hervorbringen, denn sie werden im Himmel leuchten und strahlen in nie verblassendem Glanz.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Ewiger Gott und Vater, du rufst uns durch Johannes zur Umkehr. Wir bitten dich:

  • Für alle, die deine frohe Botschaft verkünden und die Menschen zur Umkehr rufen: dass sie deine Liebe ausstrahlen. ‑
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Für alle Getauften: dass sie dich und den himmlischen Vater lieben und sich der Armen und gering geachteten annehmen.
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Wir beten für alle Menschen dieser Erde: nimm sie um Jesu willen in deine ewige Freude auf.
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Wir beten für uns, dass wir die Gräben bei uns überwinden:
    zwischen verfeindeten Nachbarn, zwischen Ausländern und Einheimischen, zwischen Armen und Reichen.
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Wir beten für alle Menschen: dass der Frieden in der Welt mehr wird und der Unfrieden weniger; dass die Gerechtigkeit wächst und die Ungerechtigkeit schwindet. ‑ Christus Höre uns A: Christus erhöre uns!

Lektor/in: Gott, unser Vater, dein Sohn Jesus Christus hat uns die frohe Botschaft gebracht, dass du uns nahe bist. Erhalte in uns die Freude und Dankbarkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Lehrer und Herrn.

14.01.24: 2. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Viele Nachrichten prasseln auf uns ein. Die meisten sind beunruhigend. Das macht unsicher und ängstlich. Auf wen kann man sich verlassen. Auf wen kann man hören?
Wie komme ich zur Ruhe, damit ich auf meinen inneren Kompass hören kann?

Dazu sind wir jetzt hier: dass wir ausschnaufen, dass wir zur Ruhe kommen, dass wir uns wieder orientieren und die Richtung nicht verlieren. Unser Leben führt zu Gott.
Ihn suchen wir: den Frieden, die Schönheit, die Freiheit, die Gerechtigkeit, das Leben.

Bitten wir Gott, dass er uns den Weg des Lebens führt.

Ansprache:
Komm, ich muss dir was zeigen! – Die Chancen sind groß, dass der angesprochene mitkommt, denn die Mund zu Mund Werbung ist die beste Werbung, die es gibt.

So ähnlich erzählt es das Evangelium von Simon und Andreas. Dieser hatte Jesus kennengelernt. Danach sagt er zu seinem Bruder Simon, was er erlebt hat: Komm, wir haben den Messias gefunden!

„Wir haben den Messias gefunden!“ Haben sie den Messias gefunden?

Jedenfalls bekennen wir uns zu Christus: Ich glaube an Jesus Christus, den einzigen Sohn Gottes, geboren von Maria gestorben und auferstanden.
Wir haben gelernt zu glauben, dass Jesus uns durch seinen Tod und seine Auferstehung von Sünde und Tod erlöst hat.

Sind das mehr als Formeln, die wir wiederholen und wiederholen?
Berührt sie das? Löst es Begeisterung aus? Macht es sie glücklich?

Die Erwartung habe ich nämlich an meinen Messias: Die Begegnung mit ihm muss mich befreien, beflügeln, … Mein Messias muss mich und mein Leben weit machen, mir Mut geben und Zuversicht, dass es sich lohnt.

Wir haben den Messias gefunden!

Das ist viel Energie geladener als zu denken: wenn ich an Jesus glaube, komme ich nicht in die Hölle und werde für meine Sünden nicht bestraft. Es geht nicht um die Angst vor Strafe, sondern es geht um neue Horizonte!

Wir haben den Messias gefunden!

Liebe Schwestern und Brüder, Christen sind Menschen, die ihren Messias gefunden haben, auf den sie alle Hoffnung setzen. Kirche – das ist die Gemeinschaft, die sich daraus entwickelt hat: zuerst die eine, ungeteilte, daraus sind die sogenannten Ostkirchen und die Westkirche entstanden.
Später daraus die römisch-katholische, die evangelisch-lutherischen Kirchen und noch viele andere, die kaum alle aufzuzählen sind. Aus der einen Wurzel ist ein weit verzweigter Baum geworden und jeder seiner Äste trägt viele Früchte. Deshalb sollten wir alle froh und dankbar sein für jeden Ast und seine Früchte und wir sollten nicht vergessen:

Wenn ein großer Ast abbricht – gerät die Statik des Baumes in Gefahr, die offene Wunde belastet alle anderen Äste und Zweige und könnte vielleicht auch sie in Gefahr bringen, abzubrechen.

Wir haben den Messias gefunden!

An ihrer Stelle, würde ich jetzt denken:
Jetzt soll mir der da vorne doch bitte auch noch sagen, wie er das genau meint und versteht, dass Jesus sein Messias ist.

Ja, das bin ich ihnen schuldig, denn mein ganzer Beruf hat nur den einen Sinn, zu bezeugen: Ich habe den Messias gefunden und die Gemeinde zusammenzuhalten, die diesen Glauben mit mir teilt.

Ich will versuchen, es zu sagen, warum Jesus mein Messias ist, auch wenn ich mir bewusst bin, dass die Worte, die ich dafür finde, nicht ausreichen.
Und ich bin mir auch bewusst, dass das, was ich gefunden habe anders sein wird als das der anderen, die mit mir den Glauben teilen:

Nun also:
Durch Jesus habe ich verstanden, dass ich mir um mich selbst keine Sorgen machen brauche. Ich muss keine Bedingungen erfüllen. Ich bin und darf sein, weil Gott es will. Und das beste daran: Das gilt für jeden anderen genauso. Das ist Freude am Leben und Frieden mit meinem Gott und mir.

Dadurch bin ich frei und die Freiheit ist schier grenzenlos:
Ich darf und kann jeden Augenblick meines Lebens dafür nutzen, dieses unbedingte Ja dem anderen zu zeigen.

Darin steckt so viel Kraft: jeden Tag kann ich einen Schritt weiterkommen und lernen, dass ich gegen nichts und niemand kämpfe, dass ich mich nicht durchsetzen muss, sondern dass ich etwas tun kann, damit der Mensch, der mir begegnet ein Stück heiler wird, dass der Friede in ihm wächst.

Ich weiß, ich werde dabei nicht vollkommen werden –
aber ich kann es Tag für Tag ein wenig besser lernen.

Ich habe den Messias gefunden, den der mich mit Gott zusammenbringt und mich von jedem Zwang befreit. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott, Andreas hat seinem Bruder Simon zu Jesus geführt. Wir beten dankbar, dass du uns Jesus als Messias gesandt hast.

Gott des Himmels und der Erde           (A) Erhöre unser Gebet

  • Wir beten für alle christlichen Kirchen: dass sie lernen, sich über die anderen zu freuen und ihre Früchte schätzen.
  • Wir beten für unsere römisch-katholische Kirche: dass sie ihre Gesetze und Lehren nicht für wichtiger hält als die heilende Kraft Jesu.
  • Wir beten für unsere Pfarreiengemeinschaft: dass wir gut zusammen-finden und uns gegenseitig im Glauben bestärken.
  • Wir beten für unseren Bischof, dass er seine Begeisterung für Jesus mit den Menschen teilen kann.
  • Wir beten für alle Menschen dieser Erde in ihren vielen milliardenfachen Nöten: dass sie Erbarmen finden und Menschen, die ihnen auf dem Weg aus der Not beistehen.
  • Wir beten für die Christen, die Glauben mit Zwang und Gesetz verwechseln: dass sie die Freiheit der Kinder Gottes entdecken.
  • Wir beten für unser Land: dass wir die Freiheit und die Würde der Mitmenschen achten.

Lektorin: Gott schenke uns den Geist der Freiheit, damit wir andere Menschen zu Jesus dem Messias führen und sein Friede sich immer mehr ausbreitet. Amen.

25.12.2019: Hochfest der Geburt Christi

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebes Jesuskind,
du bist ein ganz schönes Kind, es ist ein Glück, dass wir dich sehen dürfen.

Wenn ich dich anschaue, schmilzt mein Herz dahin. Ich möchte nur noch dich anschauen und dir alles geben  – alles, was du brauchst und alles, was ich dir geben kann.

Warum liegst du hier in Betlehem, in diesem abgelegenen Winkel am Rand der Welt? Was hat dich hierher verschlagen?

Die Macht des Kaisers, so erzählt man, hat deine Eltern gezwungen, kurz vor der Niederkunft diese Strapaze auf sich zu nehmen.

Der Kaiser wird dich nie zu sehen bekommen – da bin ich mir sicher.
Schade für ihn. Denn du bist ein ganz besonderes Kind.

Geboren unterm Sternenhimmel ‑ dein Schreien hat uns alle verzaubert – er war wie Engelsgesang – wir haben es gehört.

Ein Kind, das auf dem freien Feld geboren wird im Sternenglanz – direkt bei uns Hirten, mit denen sonst keiner etwas zu tun haben will.
Du bist ja selbst ein Stern! Du leuchtest heller als alle die Sterne am Himmel, heller als der Kaiser, der nicht weiß, welche große Freude er uns mit seinem Befehl gemacht hat.

Liebes Kind, wir werden aufpassen, was aus dir werden wird. Wir werden dich nicht aus dem Blick verlieren. Wir wollen es wissen, welche Wege du gehen wirst. Denn Du bist einer von uns, weil du hier unter uns geboren bist.

Und du Maria, du bist auch eine Frau wie unsere Frauen. Du sollst wissen, dass das Schreien deines Kindes uns so gefreut hat. Deshalb sind wir sofort losgelaufen. Und wir bringen dir und deinem Kind, was wir haben und was ihr jetzt brauchen könnt. Es ist nicht viel. Es ist das, was wir euch geben können.

Maria, dieses Kind hat uns an unsere Hoffnungen erinnert:
dass einer kommt, der uns rettet. Nicht einer von den Palästen, sondern einer von uns und dem wir wichtig sind; der weiß, wie es uns geht.
Der uns nicht verurteilt, weil wir uns nicht an die feinen Sitten halten und weil wir nicht alle Regeln immer einhalten können –so wie die feinen Menschen, die sich in ihrer Gerechtigkeit sonnen und uns ausnützen, so dass wir nicht mehr wissen, wie wir leben können.

Maria dein Kind kann der sein, der uns von unseren Sünden befreit,
der versteht, dass wir keine schlechten Menschen sind.
Dein Sohn kann der sein, der den Reichen den Spiegel vorhält,
so dass ihre Selbstsucht und Gier sichtbar wird.
Dein Sohn kann uns versöhnen, so dass wir nicht von Gott verstoßen sind, sondern dass er sich unser erbarmt und uns Frieden schenkt.

Liebe Gemeinde, dieses Jesuskind weckt all diese Hoffnungen in uns
und nährt sie und stützt sie und es gibt uns Kraft für unsere Hoffnungen einzutreten, dass sie Wirklichkeit werden.

Dieses Kind dürfen wir in unser Herz schließen, denn es ist klein und schwach. Niemand muss vor ihm Angst haben, außer dem, der etwas zu verbergen hat. Denn dieses Kind bringt es ans Licht.

Dieses Kind, liebe Gemeinde, verändert uns. Es macht uns zu neuen Menschen: zu Menschen, die das Gute wollen und tun,
zu Menschen, die der Lüge nicht auf den Leim gehen,
sondern Freude an der Wahrheit haben.

Lasst uns Gott preisen, der uns dieses Kind geschenkt hat, damit es uns rettet, damit es uns befreit, damit es uns aufrichtet und zu neuen Menschen macht. Zu Kindern des Lichts erfüllt von der Freude an ihrem Gott.

15.12.2019: 3. Adventsonntag LJ A

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das sind leere Versprechungen! – Das ist ein schlimmer Vorwurf!
Darin drückt sich tiefes Misstrauen aus. „Leere Versprechungen“.

Es wird versprochen: Die Steppe wird blühen! Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen! Gott wird kommen und euch retten!

Die Engel versprechen: Er wird groß sein! Friede auf Erden den Menschen!

Und was ist?
Kriege toben. Christen werden verfolgt. Israel ist in sich gespalten und seine Existenz wird von anderen Staaten in Frage gestellt.

Die Kirchen bieten einen traurigen, verbrauchten Anblick: sie erschöpfen sich in Lehre und Caritas – doch begeistern sie nur noch sehr wenige für die eigentliche Botschaft vom Reich Gottes.

Ist Christus eine falsche Versprechung? Können wir ihm wirklich glauben?
Hat er die Königsherrschaft Gottes gebracht?

Zweifel über Zweifel – geweckt und genährt von der Wirklichkeit.

Ähnliche Zweifel bedrängen Johannes. Deshalb lässt er zwei seiner Jünger Jesus fragen: bist du der der kommen soll?

Schwestern und Brüder: Können wir glauben und können wir vor unseren Bekannten und Freunden vertreten: Jesus ist der Messias!
Jesus ist der Retter der Welt und der Menschen!

Oder bleibt ihnen dabei das Wort im Mund stecken?

Welche Argumente gibt es gegen den Zweifel?
Warum bin ich überzeugt davon, dass Jesus wirklich der Messias ist?

Jesus verändert die an ihn glauben:

Ich sehe die vielen Menschen, die sich für andere einsetzen – ob mit Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer oder in der Krankenpflege oder in der Erziehung.

Ich höre die Nachrichten von den vielen Projekten und Aktionen, die die Lebensverhältnisse armer Menschen in jedem Erdteil dauerhaft verbessern.

Und ich begegne selber Menschen, die neu angefangen haben und wieder an sich selber glauben und ihre Möglichkeiten, etwas Gutes zu tun.

Jesus heilt auch mich selbst und bewahrt mich vor Pessimismus und Mutlosigkeit:

Trotz vieler Verbrechen und trotz der Bosheit,
sehe ich das Gute in der Welt und auch in mir.

Trotz mancher Rückschläge verliere ich nicht den Mut und sehe einen Sinn darin, für den Frieden, für das Reich Gottes zu arbeiten und zu werben.

Jesus gibt mir durch sein Leben, durch seine Art zu leben,
durch seine Unerschrockenheit und seine Leidenschaft für Gott und Mensch
Mut und Zuversicht und den Glauben daran,
dass die Menschheit darin ihre Zukunft findet.

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Menschheit gerettet:
Er hat sie davor gerettet, sich den dunklen Kräften der Seele auszuliefern.

Jesus bewahrt uns im Glauben und im Einsatz für
Gerechtigkeit und Wahrheit und Freiheit und Barmherzigkeit und Liebe.

Das Reich Gottes ist mitten unter uns und es kommt unaufhörlich –
wo immer Menschen auf Gottes Geist hören und ihm folgen

12.05.2019: 4. Ostersonntag LJ C

Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe eine Bitte: Stellen sie sich bitte einen Schafhirten vor mit seiner Herde – auf einer Wiese mit saftigem Gras – vielleicht auf einem Hügel oder in einem Flusstal.

Ein Hirt und seine Schafe: dieses Bild spricht uns an. Hirt und Schafe sind aufeinander bezogen. Es ist ein friedliches Bild. Ein Bild voll Vertrauen und Frieden. Keine Aggression. Schafe und Hirt kennen einander und kennen die Stimme. Der Hirt hört sofort, wenn Schafe in Unruhe kommen. Die Schafe hören, wenn der Hirt ruft und verstehen, was er will.

So sieht Jesus sich mit seinen Jüngern verbunden, mit denen, die auf ihn hören.

Doch, liebe Schwestern und Brüder, das Johannesevangelium beschreibt gar keine Idylle. Vielmehr sind diese Sätze teil eines Streits zwischen Jesus und seinen Gegnern: Sie umringen ihn und fragen: „Sag es uns: Bist du der Messias, der Christus?“

Die Antwort Jesu ist: „Ihr glaubt mir nicht, weil ihr nicht zu mir gehört.“
Denn wer zu mir gehört, der hört auf mich und ich gebe ihm ewiges Leben.
Denn ich und der Vater sind eins.“

Schwestern und Brüder,
wer Jesus hört, hört den Vater, Jesus redet nicht aus eigenem, sondern er sagt, was er von seinem Vater gehört hat. Wer den Vater sucht, wer den Vater kennt, der erkennt auch, dass Jesus und seine Worte vom Vater sind.

Es entsteht eine ungeheure Spannung zwischen Jesus und seinen Gegnern. Sie verstehen Jesus genau: Wenn ihr nicht auf mich hört, dann habt ihr auch nicht mit meinem Vater zu tun, mit Gott.
Da heben sie Steine auf, um sie auf Jesus zu werfen – so wütend macht Jesu Rede sie.

Das beschauliche Bild vom guten Hirten Jesus ist äußerst dramatisch:

Jesus steht inmitten seiner Jünger, die in ihm den Messias erkennen und er ist umringt von seinen Gegnern, die voller Wut sind und ihn steinigen wollen, weil er sagt: In meinen Worten spricht der Vater zu euch.

Mitten in diesem Drama stehen auch wir.
Wir gehören zu den Jüngern Jesu und erleben, wie er angefeindet wird.
Wir hören ihn und sein Versprechen, dass er uns ewiges Leben schenkt, dass er uns zu seinem Vater führt.
Aus ihm spricht Gottes Geist – das spüren und merken wir, in jedem seiner Worte.

Doch dass er so angegriffen wird, verunsichert uns auch.
Wieso hören die anderen nicht auf Jesus? Warum feinden sie ihn an?
Wie wird Jesus sich verhalten? Werden sie ihn in ihre Gewalt bringen können? Wie wird der Streit ausgehen?

In dieser Auseinandersetzung stehen wir Christen auch heute:

An die Ostererzählungen kann man nicht glauben.
So wie Jesus es sagt, kann man sich nicht verhalten.
In dieser Welt zählt nicht die Liebe, sondern dass man sich durchsetzen muss.
Gott ist nicht die Liebe. Die Kirche will die Menschen nur unterdrücken.

Von vielen Seiten und Menschen wird Jesus in Frage gestellt und angefeindet. Von denen, die uns im Glauben stärken sollen und wollen, haben sich viele selbst gegen den Glauben verhalten und selbstsüchtig gehandelt und anderen sogar schweren Schaden zugefügt.

Wir sind herausgefordert, ob wir auf Jesus hören wollen,
ob wir weiter auf ihn vertrauen wollen,
oder ob wir überwechseln zu denen, die auf andere Götter hören:
Reicher werden, mehr genießen, weniger arbeiten, weniger leiden, mehr Vergnügen, größere Gewinne,

Ich aber bezeuge – auch wenn ich unvollkommen bin und ein lausiger Jünger Jesu: Wer Jesus hört, hört die Stimme des himmlischen Vaters – voll Zuneigung und Wärme für seine Schöpfung, es ist die Stimme, die uns hilft, dass wir immer mehr werden, was wir sind: Gottes Ebenbild.

Wer auf ihn hört, findet zum Leben.

16.12.2018: 3. Adventsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
mit welchen Gefühlen sehen sie Weihnachten entgegen?

Sind sie eher gelassen und ruhig: es wird sein wie jedes Jahr; wir üben unsere Familienbräuche; Essen, Trinken, Besuche, Geschenke, Gottesdienste, viele Feiertage Tage hintereinander.

Sind sie eher gespannt und voll Vorfreude:
Werden sich die Beschenkten über die Geschenke freuen?
Wie groß sind die Enkel geworden? Was wird man mir schenken?
Die schönen Weihnachtslieder dürfen wir wieder singen.

Oder sind sie eher furchtsam: Weihnachten wird heuer ganz anders.
Vielleicht bin ich allein. Hoffentlich gibt es keinen Streit.
Ich weiß nicht, ob ich mich traue, in die Christmette zu gehen.

So erwarten wir den Tag des Herrn, den Tag, an dem er kommt.

Der Prophet Zefanja ist am Ende seines Buches voll Heilserwartung:Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte. Er freut sich und jubelt über dich!

Paulus ist hochgestimmt in seinem Brief an die Philipper:
Freut euch! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts.
Eure Güte werde allen Menschen bekannt.
Der Friede Gottes, wird in euch sein.

Es ist die hochgespannte, freudige Erwartung des Herrn:
Der Tag seines Kommens bedeutet Frieden und Heil – für alle Völker sogar.

Johannes des Täufers hat einen strengeren Ton:
Nichts wird es euch nützen, dass ihr schon bei der Geburt getauft worden seid. Bringt Früchte hervor. Denn der, der kommt, wird die Spreu vom Weizen trennen. Die Spreu wird verbrennen, der Weizen kommt in die Scheune.

Muss ich Angst haben, wenn der Herr kommt?
Muss ich Angst haben, vor der Begegnung mit Gott?
Muss ich Angst haben, keine Früchte vorweisen zu können?

Ich will das schon ernst nehmen: denn wie wird er mich finden, er der Eine, der Gute, der Einzige Herr?
Er hat mir das Leben geschenkt und die Berufung: Sein Ebenbild zu sein:
gut, wahr, gerecht, barmherzig.
Habe ich gelebt wie sein Ebenbild – oder eher wie sein Zerrbild?
Bin ich Spreu oder Weizen?

Wenn ich aber nochmal genauer hinhöre, was Johannes, der Wegbereiter anmahnt:
Teile deinen Überfluss! Adveniat!
Nütze niemanden aus! Füge keinem Schaden zu!

Das sollte doch nicht zu viel verlangt sein!

Eines aber macht mir Johannes deutlich:

Der Herr ist nahe. Er, der Heil bringt und Heilung!
Wie es die Propheten ankündigen.
Es kommt jetzt darauf an, was ich tue und ob ich bin, was ich sein soll:
Gottes Ebenbild: voller Güte, Geduld, Barmherzigkeit, gerecht und barmherzig.
Es kommt jetzt darauf an, dass er in die Welt kommen kann
und ich bereit bin für ihn.

02.12.2018: 1. Adventsonntag LJ C

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Die letzten Sonntag waren geprägt von Gedanken an die Zukunft: Das kommende Gericht. Christus wird alles recht machen; er wird die Schöpfung und die Menschen vollenden, so dass alles gut sein wird im strahlenden Licht Gottes.

Heute mischt sich in diese Gedanken vom Ende der Zeit ein neuer Akzent:
Der Prophet Jeremia spricht in der Verbannung der Israeliten von einem gerechten Spross für David, also für ganz Israel. Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen und das Volk Gottes kann in Sicherheit wohnen.

Das Lukasevangelium greift diesen Akzent des Jeremia auf und verbindet damit die Mahnung: Mit klarem Kopf sollen wir daran denken, was wir erwarten und was unsere Zukunft ist: Das neue Leben im Licht Gottes, in dem sowohl die Vergnügungen als auch die Sorgen dieser Welt endgültig vorbei sein werden.

Schwestern und Brüder,
der Advent hat die Überschrift: „Wachet und betet!“
Paulus sagt: Lebt so, dass ihr Gott gefallen könnt.

Richten wir also ruhig einmal den Blick darauf, was Gott an unserem Leben nicht gefallen könnte und darauf, was wir noch tun könnten, um Gott noch besser zu gefallen.

Was Gott sicher nicht gefällt ist, wenn wir gegeneinander streiten, wenn wir nach dem Prinzip „Ich zuerst“ leben, wie es manche politische Führer auch in unserem Land zurzeit leider propagieren.

Was Gott sicher nicht gefällt ist, wenn wir unsere Pflichten vernachlässigen, die wir gegenüber anderen haben.

Was Gott sicher nicht gefällt ist, wenn wir kleinmütig und ängstlich und verzagt sind, statt für Gerechtigkeit einzutreten, wo Ungerechtigkeit droht.

Es gefällt Gott sicher nicht, wenn wir unser Glück in Genuss und Vergnügungen suchen und uns damit selbst betrügen, als ob es den Tod nicht gäbe und das künftige Leben in Gottes Herrlichkeit

Was Gott gefällt, ist, wenn wir mit Menschen in Not teilen:
hier in unserem Land. Durch unsere Spenden für Hilfswerke helfen wir mit, die Not vieler Menschen in der ganzen Welt zu lindern oder gar zu wenden.

Was Gott gefällt ist, wenn wir uns ihm zuwenden, im Gebet;
wenn wir das Wort der Heiligen Schrift studieren, denn daraus können wir lesen, wie Gottes Plan für unser Leben aussieht und wie er uns den Weg in sein Licht führen will.

Was Gott gefällt ist, wenn wir gerecht sind, wenn wir keine Unterschiede machen, sondern in jedem Menschen unsere Schwester und unseren Bruder erkennen.

Was Gott gefällt ist, wenn das Vertrauen in seine Liebe in uns stark wird und uns Mut und Zuversicht gibt, so dass wir uns nicht fürchten vor dem, was uns in dieser Welt an Unheil geschehen könnte.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir stehen am Anfang des Advent in diesem Jahr.
Doch im Advent unseres Lebens sind wir schon weit vorangeschritten.

Wir üben uns schon lange darin so zu leben, dass wir Gott gefallen.
Der Advent bietet uns aber die Chance, dass wir unsere Übung wieder einmal verstärken:
dass wir uns prüfen, ob sich nicht Manches in unser Leben geschlichen hat, das Gott nicht gefällt.

Die Weisung Jesu für uns ist:

„Wacht und betet“, damit wir getrost den Tag erwarten, da wir zu Christus kommen, der schon lange eine Wohnung für uns im Reich des Vaters bereitet hat.

09.07.2017: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Kommt alle zu mir, liebe Schwestern und Brüder, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt!

Fühlen Sie sich angesprochen? Womit und wofür plagen sie sich?

Welches Joch hat ihnen das Leben auferlegt?
Welches Joch legen andere auf ihre Schultern?
Welches Joch legen sie selbst auf ihre Schultern?

Die Lasten, die wir zu tragen haben sind vielfältig.
Manche sind unvermeidlich – aber nicht alle!

Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen!
Denn ich bin gütig und von Herzen demütig!

Mit diesen Sätzen erinnert das Mt. EV an die Messiasverheißung des Propheten Sacharja:
Zion, Jerusalem jauchze, denn dein König kommt zu dir.
Er ist gerecht und hilft – er ist demütig und reitet auf einem Esel!

Sacharja geht noch weiter:
Ich vernichte alle Kriegswaffen und verkünden den Völkern Frieden!

Wenn diese Verheißung endlich in Erfüllung ginge!

Sicher: Jesus ist gekommen. Er hat gezeigt, dass es auch anders geht.
Er hat sich unter kein fremdes Joch gebeugt.
Er hat einzig und allein den Willen des himmlischen Vaters getan.
Er hat geheilt und Hoffnung geweckt und befreit!

Doch hat er dem Krieg auf der Erde kein Ende gesetzt.

Die zu ihm kommen und auf ihn hören, hat er befreit:
Er hat einen neuen Weg gezeigt: das Leben ist nicht dazu da, Reichtum zu erringen und Macht anzuhäufen und Bewunderung zu erregen.
Das Leben ist da, um es zu teilen und um das zu teilen, was zum Leben nötig ist.

Doch: Friede ist nicht auf der Erde!
Die Mächte der Erde hüten ihre Waffenarsenale.
Sie drohen einander mit ihren Waffen und sie setzen sie ein. Unzählige Menschen fallen ihnen zum Opfer.

Jede neue Technologie: ob in der Elektronik, in der Mechanik, in der Chemie und Biochemie wird benützt, um Waffen zu erfinden,
um andere zu bekriegen.

Wann endlich werden die Menschen ihre Waffen niederlegen?
Wann werden statt Kleinkaliberwaffen Werkzeuge gehandelt.
Wann werden Schulen und Krankenhäuser gebaut, statt Kasernen und Waffenfabriken?

Man könnte es sich leicht machen und als Realist feststellen:
Solange es Menschen gibt, wird es Kriege geben. Zynische Lehrsätze legen dies nahe wie der: Der Krieg ist die Mutter des Fortschritts.

Doch wehe ich mich dagegen: dieser Realismus beschreibt die Vergangen­heit. Die Zukunft aber wird von Visionen und Utopien gestaltet.

Wir müssen vom Frieden träumen und davon, dass alle Menschen die Güter der Welt miteinander teilen.
Wir müssen daran glauben, dass der Mensch dazu fähig ist, das Wohl der anderen genauso ernst zu nehmen wie das eigene.
Wir müssen daran festhalten, dass der Mensch sich entwickeln und
in Frieden leben kann.

Jesus hat dies Vertrauen in die Menschen gehabt – und unzählige wurden dadurch ihm gleich: Haben Frieden gestiftet und Menschen geheilt und die Not vieler gelindert oder beseitigt.

Schwestern und Brüder, der Frieden, die Gerechtigkeit fallen nicht vom Himmel, sie sind uns aufgegeben.
Vertrauen wir darauf, dass Frieden möglich ist auf der Erde.
Handeln wir gerecht und fair und helfen wir so wie wir können, dass Menschen aus Armut und Unterdrückung befreit werden.

Die Zukunft der Welt kann nur der Friede sein.

04. Dezember 2016: 2. Adventsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Was macht die Katze mit der Maus?
Was macht der Löwe mit der Gazelle?
Was macht das Krokodil?
Was macht der Mensch?

Es ist ein Fressen und Gefressen werden in dieser Welt?
War das immer so? Muss das immer so bleiben?

Die Bibel – das Alte und das Neue Testament – spannen einen weiten Bogen: Am Anfang sei ein Paradies gewesen. Da hätten Adam und Eva ungeschützt – nackt – wohnen können und vor nichts und niemand Angst haben müssen.

Dass Lebewesen einander fressen, das kann nicht Gottes ursprüngliche Schöpfung sein. Die Ordnung der Schöpfung ist verdorben worden – durch die Arglist, durch den Neid, durch das Aufbegehren gegen die Geschöpflichkeit. Dieser Gedanke steht hinter der biblischen Dichtung.

Da kein Mensch Gott in die Karten schauen kann, erfahren wir in der Geschichte vor allem etwas über den, der so denkt:
Er sehnt sich nach Frieden. Keine Gefahr, keine Angst.

Bis heute fragen wir: Warum fressen Lebewesen einander in dieser Welt?

Die Bibel spannt den Bogen bis ans andere Ende der Weltgeschichte und sagt: Es wird so sein, dass Friede ist zwischen allen Lebewesen: Kuh und Bärin werden Freunde und ihre Jungen liegen beieinander. Niemand tut Böses, es gibt kein Verbrechen.

Die Sehnsucht ist Frieden. Ein Leben ohne Gefahr, ohne Angst.

Das liegt für den Menschen in weiter Ferne: das ist klar. Das ist bis heute so. Aber die Sehnsucht nach Frieden ist lebendig im Menschen.

Durch wen wird dieser Friede eines Tages kommen?

Ein junger Trieb aus dem abgehauenen Baum Isais wird Frucht bringen.
sagt Jesaja. Er wird für Gerechtigkeit sorgen – und benötigt dazu keine Waffen – sein Wort genügt.

Johannes hat auf ihn hingewiesen – auf den, der nach ihm kommt – auf Jesus von Nazaret.

Jesus sprach vom Reich Gottes, vom Frieden – aber seine Gedanken sind anders als die des Propheten Jesaja und auch als in der Paradies-geschichte: Er sagt:

Auf der Erde unterjochen die Könige ihre Untertanen.
Es gibt Kriege und es wird immer Arme geben –
Erdbeben und Überschwemmungen, Sturm und Blitz.

Jesus hat das nicht geändert. er konnte es nicht ändern und deshalb wollte er es auch nicht.

Dennoch war seine Botschaft eine Friedensbotschaft, denn sie verändert jede und jeden, der auf ihn hört:
Bei euch soll es nicht so sein. Wer bei euch der Größte sein will, soll der Diener aller sein. Tut denen Gutes, die euch hassen.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch:
Glaubt nicht, dass es ohne euch kommt. Es kommt durch mich und durch euch.

Ihr seht es doch: Sünden werden vergeben, Kranke werden gesund,
das Reich Gottes ist da – wenn wir es durch friedvolles Tun errichten.

Das Reich Gottes, das Riech des Friedens, kann kommen – jederzeit – durch uns.

Das hört sich fast an, als ob Gott dafür gar nicht nötig wäre:
Doch Jesus glaubt bis in die tiefste Fasen an seinen himmlischen Vater:

Diese Schöpfung hat ihren Ursprung in ihm. Das Leben des Menschen führt ihn zu Gott und Gott schenkt dem Menschen Anteil an seiner Herrlichkeit. Kein Haar bleibt ungesehen, das vom Kopf fällt.
Doch dieser Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, ist der Friede der kommenden Welt.

In dieser Welt ist uns der Friede aufgetragen – in der Nachfolge unseres Herrn, der gerade deshalb für uns die Frucht aus dem jungen Trieb ist.
Er ist das Zeichen für die Nationen: das Zeichen des Friedens.

22. Dezember 2013: 4. Adventsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Werden wir Menschen es schaffen, dass es gut mit der Welt weitergeht?

Werden wir die Umweltprobleme begrenzen können und unsere Lebensweise verändern – oder werden wir weiter selbst unsere Lebensgrundlage vergiften, so dass das Leben von Milliarden Menschen bedroht ist, weil ihr Lebensraum zugrunde geht?

Werden wir die Konflikte zwischen China, Russland, Europa und Amerika friedlich lösen – oder führen die wirtschaftlichen Egoismen zu einer existenzgefährdenden Auseinandersetzung – militärisch oder wirtschaftlich?

Werden wir die Armut in Afrika und ihre regionalen und weltpolitischen Ursachen überwinden können – oder versinkt ein ganzer Kontinent über lange Zeit in Bürgerkriegen, Unselbstständigkeit und Grausamkeit?

Man könnte manchmal meinen – wir haben die Probleme im Griff – es gelingt uns, Frieden und Gerechtigkeit zu errreichen.
Doch genauso kann man befürchten: der Egoismus, die Rücksichtslosig­keit, die Maßlosigkeit, die vielen jetzt Wohlstand und sogar Reichtum bescheren, sie werden sich ins Gegenteil verkehren – und dann?

Wer kann der Menschheit helfen, durch alle Krisen und Verirrungen hindurch den Weg zu finden, der für möglichst viele Geborgenheit, Sicherheit, Frieden und Gerechtigkeit bedeutet?

Wir brauchen keinen, der zuerst alle anderen entmachtet – mit welchen Mitteln auch immer.
Wir brauchen keinen, der sagt: Ich werde den Frieden bringen – deshalb müssen die anderen beseitigt werden.

Wir brauchen einen, der uns hilft daran zu glauben, dass die Verirrungen der Vergangenheit und Gegenwart uns nicht fesseln müssen.
Wir brauchen einen, der uns Hoffnung gibt, dass es nicht vergebens ist, wenn man sich für Frieden und Versöhnung einsetzt – statt seine eigenen Ansprüche durchzusetzen.
Wir brauchen einen, der uns Vertrauen gibt, dass es nicht zu spät ist, sondern dass es immer auf den gegenwärtigen Augenblick ankommt.

Wir brauchen einen, der uns sehen hilft, dass die Liebe das Größte ist –
die Liebe, mit der jeder Mensch geliebt ist, der das Licht der Welt erblickt,
die Liebe, zu der jeder Mensch befähigt ist, weil sie ihn glücklich macht und frei.

Schwestern und Brüder, der unsere Hoffnung stärkt, und uns Vertrauen gibt und Liebe weckt,
der kann uns helfen, dass wir den Weg finden:
dass wir unsere Menschlichkeit entwickeln und das Unmenschliche immer mehr überwinden.
Er verdient, dass wir ihn Retter nennen, weil er uns davor bewahrt, Unheil anzurichten und der Verzweiflung anheim zu fallen.

Ich weiß keinen anderen außer Jesus, der unsere Herzen mehr dazu bewegen kann.
Er kann auch heute die Herzen, unsere Herzen bewegen, weil er wahrhaftig der Immanuel ist, der „Gott ist mit uns!“.
So, wie Jesus beim Abschied zu seinen Jüngern sagt: „Ich bin bei euch – alle Tage, bis zum Ende der Welt!“