24.10.2021: Sonntag der Weltmission

Einführung:
Heute ist der Weltmissionssonntag oder wie ich auch gerne sage: Sonntag der Weltkirche. Die katholischen Christen auf der ganzen Welt feiern heute zusammen diesen Tag und sammeln auch gemeinsam für die ärmsten Diözesen der Erde.

1926 hat Papst Pius XI den Oktober als Monat der Weltmission ins Leben gerufen. Dabei stand am Anfang sicher Mission als „Verbreitung des (katholischen) Glaubens“ im Mittelpunkt. Von diesem Verständnis von „Mission“ haben sich die Werke der katholischen Kirche glücklicherweise verabschiedet und haben den ursprünglichen Begriff der „Sendung“, wieder in den Blick genommen.

Heute steht die soziale und zunehmend auch politische Arbeit im Vordergrund. Um Frieden und Gewaltfreiheit geht es im diesjährigen Monat der Weltmission, der unter dem Motto steht „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9). Das Leitwort ruft uns auf, nicht nachzulassen in unserem Bemühen um das Gute.

Kyrie
Herr Jesus Christus, du rufst uns, in deinem Namen die Welt zu gestalten.

Herr Jesus Christus, du sendest uns, in deinem Namen Barmherzigkeit zu bezeugen.

Herr Jesus Christus, du stärkst uns, in deinem Namen nicht müde zu werden, das Gute zu tun.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die erste Lesung war aus dem Buch des Propheten Jeremia: Jeremia hatte sein Leben lang das Volk gewarnt, weil es nicht auf seinen Gott vertraute, sondern auf die Götter der anderen Völker hörte. Doch Israel hat nicht auf ihn gehört. All das Unheil, vor dem er sein Volk hatte warnen und bewahren wollen, ist eingetreten. Am Ende aber – mitten im Elend – hat Jeremia auch Trostworte für die Menschen seines Volkes: Der Herr wird sein Volk heimbringen und es werden Blinde und Lahme unter ihnen sein.

Das ist die Brücke zu der Geschichte von der Heilung des blinden Bartimäus: Jesus führt die Menschen zu Gott – unter ihnen auch Blinde, die doch als Menschen galten, die von Gott verstoßen waren.

Man kann nun sagen: Wir, die jetzt Christus nachfolgen, sind die, denen Jesus die Augen geöffnet hat, damit wir sehen: Was sehen?
Es geht nicht nur um das, was unsere Augen sehen – es geht um das, was wir mit den Augen unserer Seele sehen und wahrnehmen:
Dass diese Welt, das ganze Weltall gut ist, dass es aus Liebe ins Dasein gerufen wird; dass die Liebe das Größte ist und immer größer ist als der Hass und die Zerstörung.

Da uns also die Augen geöffnet wurden und wir wie der geheilte Bartimäus Jesus auf seinem Weg nachfolgen, sind wir gesandt, das Werk Jesu weiterzuführen: Es ist an uns, dass die Menschen lernen, darauf zu vertrauen, dass sie geliebt sind und dass dies das wichtigste ist, was man von einem Menschen sagen kann: Du bist geliebt!

Die Jesus Jünger, wir, die wir Kirche sind, wir sind gesandt:

Wenn wir Menschen das Augenlicht wieder schenken, wie das Christoffel Blindenwerk; wenn wir Gesundheitsstationen aufbauen, wie das fast alle sogenannten Missionare tun, wenn wir für die Jungen und vor allem auch die Mädchen Schulbildung ermöglichen,
leisten wir noch mehr als dass jemand gesund wird und lesen und schreiben und rechnen kann: Die Menschen erfahren: wir sind geliebt. Da ist jemand, dem es darum geht, was ich brauche. Da ist jemand, der will, dass es mir gut geht und der mich fragt, was er dazu tun kann. So wie Jesus gefragt hat: Was willst du, dass ich dir tue?

Liebe Schwestern und Brüder, die Geschichte von der Heilung des Bartimäus fügt sich gut zusammen mit dem Motto dieses Sonntags der Weltmission: „Hört nicht auf, das Gute zu tun!“ (Gal)

Im täglichen Miteinander in unseren Straßen, in den Arbeitsstellen, in der Familie und unter Freunden wollen wir beständig das Gute tun:
Damit das Licht der Hoffnung und des Vertrauens leuchtet.

In vielen Ländern hören Menschen, die von der Kirche gesandt sind nicht auf, Mädchen und jungen Frauen zu unterstützen, damit sie ihre oft tragischen Erlebnisse hinter sich lassen können und den Weg in eine gute Zukunft finden: Straßenkinder, vergewaltigte Mädchen, zur Prostitution gezwungene junge Frauen finden jemand, der ihnen helfen will, dass es ihnen besser geht, der sie liebt.

Die Kirche auf dem ganzen Erdkreis gibt heute ein unübersehbares Zeugnis, wenn in allen Gottesdiensten gesammelt wird, damit die 1.100 ärmsten Diözesen dieser Erde ihre Sendung erfüllen können, den Menschen die Augen für das wichtigste öffnen, dass es von ihnen zu sagen gibt: Du bist geliebt. Gott liebt dich. Deshalb sind wir da und fragen: Was brauchst du, damit es dir besser gehen wird. Beteiligen wir uns mit einer großzügigen Spende an dieser Solidaritätsaktion, damit die Augen geöffnet werden für Gottes Liebe.

06.01.2020: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
eine schöne Geschichte: Sterndeuter aus dem Osten kommen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe, wertvollen Schätzen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen.
Es ist mehr, viel mehr, als eine schöne Geschichte.

Das Mt. Evangelium verkündet selbstbewusst und sicher, vor allem den Christen, die schon immer Juden waren:
Jesus Christus ist der verheißene Messias!
Von Norden und Süden, von Osten und Westen werden die Völker nach Israel kommen, um sein Licht zu sehen.

Dabei geht es nicht um die buchstäbliche Reise nach Jerusalem, sondern um den Glauben an Christus. Und so ist es: Menschen aus Kontinenten und Ländern glauben an Christus, hören auf seine Weisung und setzen sie in die Tat um: in China und Amerika, in Grönland und in Südafrika.

Ganz so triumphalistisch ist es nun auch wieder nicht:
Nicht ganze Völker, sondern Menschen aus allen Völkern sind es.
Nach wie vor haben viele Menschen in allen Völkern ganz andere Überzeugungen und Glaubensweisen:
Ob nun Buddhisten oder Muslime, ob Juden oder Hindus mit all ihren verschiedenen Untergruppen.

Auch in Regensburg leben wir zusammen mit dem Bund für Geistes-freiheit, mit verschiedenen muslimischen Gemeinden, mit der jüdischen Gemeinde, mit Buddhisten und Hindus und mit Esoterikern.

Ist es unser Auftrag, allen das Evangelium zu verkünden?

Ist Christus nur der Retter der Christen oder kann er auch der Retter für Menschen mit anderen Überzeugungen sein?

Können die Menschen ihre Überzeugung behalten und sie sind dennoch gerettet?

Ich glaube, es Ist möglich, jede dieser Fragen mit „Ja“ zu beantworten?

Denn:
Ja natürlich, glaube ich, dass Jesus allen Menschen Versöhnung und Frieden bringt: als Geschenk für das Leben in dieser Welt: Um mit Friedrich Schiller zu sprechen: „Alle Menschen werden Brüder!“

Und diese Freude, dass Gott jeden einschließt und keinen einzigen verloren gehen lassen will – diese Freude muss ich verkünden!
Der Tod, die Feindschaft ist überwunden.

Ja und natürlich glaube ich, dass Jesu Leben und Auferstehen Versöhnung für alle bedeutet – auch für die, die nie etwas von Jesus gehört haben.
Und auch für die, die nicht an ihn glauben können und wollen.

Ja und ich glaube auch, dass jeder Mensch seine Überzeugung und seinen Glauben behalten kann und darf, ohne deshalb von Gott, vom ewigen Leben ausgeschlossen zu sein.

Dennoch sind wir gesandt, die Botschaft von der Versöhnung allen zu verkünden: ohne zu drohen, ohne zu verdammen, sondern um von unserer Freude zu erzählen.

Dabei werden wir die goldene Regel beachten, die wir im Mt. Evangelium lesen: Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen:
Wer nichts von Jesus hören will, den lasse ich in Ruhe.
Wer zufrieden lebt, dem dränge ich nichts auf.

Wo aber Menschen von Not und Angst geplagt sind,
da sind wir gesandt: die Not zu lindern und Hoffnung zu bringen.

Von Bonifatius gibt es die Legende, dass er eine Eiche fällte, um die Ohnmacht des Gottes Donar zu zeigen.

Vielleicht ist es heute besser, Eichen zu pflanzen und Krankheiten zu heilen, Gräben zu überbrücken und Ungerechtigkeit zu überwinden,
damit die Macht der Liebe unseres Gottes sichtbar wird.

27.10.2019: Weltmissionssonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
werden wir heute gerechtfertigt vom Gottesdienst nach Hause gehen?

Ich hoffe, dass sie jetzt sogleich innerlich gedacht haben?
Was bedeutet das eigentlich? Oder ganz zuversichtlich: Drauf vertraue ich!

Für mich übersetze ich es so:
Zwischen dem Zöllner und Gott ist Versöhnung geschehen – nicht aber zwischen diesem Pharisäer und Gott.
Der Pharisäer hat sich selbst für gerecht erklärt –
der Zöllner hat darum gebetet, dass Gott ihm verzeiht.

Jesus ärgert mit dieser Geschichte wieder die Braven, die Guten, die alles richtig machen. Aber das ist ganz sicher nicht sein Beweggrund.
Jesus möchte den Menschen den Weg zeigen, wie sie mit ihrer ureigentlichen Lebenskraft, mit Gott, in Berührung kommen.

Jesus möchte den Engagierten sicher nicht sagen:
Macht es wie der Zöllner und helft den Machtgierigen, die andere unterjochen und unterwerfen und demütigen und ihnen Gewalt antun.
Ihr dürft betrügen und euren Vorteil suchen – Gott ist es egal.

Es geht nicht darum, was der Pharisäer und der Zöllner getan haben:
Jesus fordert selbstverständlich Ehrlichkeit, Treue zu Gott, die Einhaltung des Mose-Bundes, Barmherzigkeit usw.

Es geht einzig darum, wie der Zöllner und der Pharisäer sich an Gott wenden: der eine mit Selbstgewissheit und sogar Verachtung für andere.
Der ist auch selbstgewiss: er weiß, dass er ein Sünder ist.
Deshalb bittet er Gott einfach, ihn nicht zu verurteilen, sondern gnädig zu sein. Deshalb kann er auch gerechtfertigt werden. Er kann Gottes vergebende Liebe erfahren.

Und dadurch ist er ein Model für alle, die in der Nachfolge der Apostel, der Heiligen und in der Gemeinschaft aller Christen Jesus nachfolgen.

Wir erwarten das Heil für die Welt und für uns selbst nicht von dem, was wir tun und leisten – wir erbitten und empfangen Leben und Heil von dem, den unseren lieben Vater im Himmel ansprechen, von unserem Herrn und Gott.

Wir können uns das Leben – das irdische und das ewige Leben – nicht verdienen – es ist und bleibt immer Gottes Geschenk an uns.

Schwestern und Brüder,
dieses grundlegende kindliche Dasein vor Gott verleiht eine größtmögliche Freiheit – die Freiheit der Kinder Gottes. Wir sind befreit von dem Zwang immer alles zu 100% richtig und gut machen zu müssen.
Wir sind wie Kinder, die selbstverständlich das Leben annehmen und versuchen so zu werden, wie die Eltern es ihnen zeigen.

Diese Freiheit der Kinder Gottes (=Erlösung) können die Jünger Jesu nicht für sich behalten. Vielmehr drängt diese Freiheit danach, geteilt zu werden. Sie soll alle Menschen in Freiheit setzen.

Deshalb sind von Jerusalem aus die Jünger Jesu in die Welt gezogen und haben die Frohe Botschaft überall verkündet: im Norden und Süden, im Osten und Westen. Und überall auf der Welt haben Menschen diese Freiheit dankbar angenommen und wiederum geteilt. Deshalb ist die Kirche Gottes eine weltweite ökumenische Gemeinschaft und über alle Grenzen hinweg miteinander verbunden.

Wir Katholiken feiern deshalb diesen Sonntag der Weltkirche an dem die Katholiken in aller Welt die ärmsten und bedürftigsten Ortskirchen unterstützen. Weltweit wird heute für sie gesammelt und gespendet, damit auch in schwierigen Situationen und in großer Armut die Freiheit der Kinder Gottes verkündet und geteilt werden kann.

Ein Beispiel dafür sind die Bistümer in den 7 kleinen Staaten in Nordostindien. Das Missio Plakat zeigt drei Schwestern unterwegs zu den Menschen, um ihnen in ihren schweren täglichen Problemen Hilfe anzubieten. Dadurch zeigen sie den Menschen, dass sie nicht vergessen sind,
dass es Liebe gibt, und dass sie wertvoll sind.

Für diese christliche Mission dürfen wir heute unsere großzügigen Spenden geben – um die ich Sie sehr herzlich bitte.

13.10.2019: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
was kränkt einen Menschen besonders?
Beschimpfungen? Beschuldigungen? Verraten zu werden? Fallen gelassen zu werden?

Es ist schwer zu ertragen, wenn eine Freundin die andere ignoriert – als ob sie nicht existieren würde: Keine Antwort, keine Frage, kein Gruß, keine Anteilnahme, kein Wort.

Es heißt ja ganz zutreffend: Der oder die behandelt mich wie einen Aussätzigen!

Gibt es jemanden, für den sie wie Aussätzig sind? Der nichts mehr von ihnen wissen will? Oder umgekehrt?

Liebe Schwestern und Brüder, Wer an Aussatz, Lepra erkrankt war,
ja, wer nur ein Symptom zeigte, das vielleicht auf Aussatz hindeuten könnte – der wurde zur Zeit Jesu ausgeschlossen – von allem.
Exkommuniziert. Damit war auch klar: Dieser Mensch ist auch für Gott gestorben.

Der: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“
bedeutet nicht nur: Heile uns vom Aussatz. Das bedeutet noch viel mehr:
Wir wollen nicht gestorben sein! Gib uns das Leben zurück!

Jesus weist sie an, zu den Priestern zu gehen: die Priester sollen fest­stellen, dass sie leben, dass sie für Gott lebendig und nicht gestorben sind.

Entscheidend ist in der ganzen Geschichte die Begegnung zwischen dem Einen, der zurückkommt und Jesus.

Dieser Eine hat gemerkt: Jesus hat mir das Leben zurückgegeben. Durch ihn weiß ich, dass ich für Gott nicht gestorben bin und niemals gestorben war.

Jesu Antwort „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet!“ gilt allen, die auf sein Wort hin gehen und darauf vertrauen, dass sie heil sind und werden:

Liebe Schwestern und Brüder, wir sind gerettet!
Wir dürfen und können uns so fühlen wie jemand, der gerettet ist aus todbringender Gefahr.
Statt dem endgültigen ewigen Tod sind wir de, Leben, dem ewige Leben geweiht.
Statt vergessen zu werden, denkt Gott immer an uns – ewig.
Statt verlassen zu sein, ist Gott bei uns – immer, was auch geschieht.
Das ist uns in der Taufe geschenkt ist.

Das sollen und dürfen und können wir selbst in unserem Leben vollziehen:

Wir überlassen niemand dem Tod!
Wir vergessen niemanden.
Wir verlassen niemanden.

Dazu sind wir getauft und gesandt. Das ist unsere Mission.

Und das ist sehr konkret:
Wir dürfen die Menschen nicht dem Tod überlassen, die eine Sprache sprechen, die Verachtung ausdrückt und Hass. Wir müssen uns diesen Menschen zuwenden und sie ins Leben holen: Liebe und Respekt machen auch den lebendig, der sie übt.

Wir dürfen die Menschen nicht vergessen: die Hungernden in Afrika,
die Kinder auf den Müllhalden, die Mädchen denen die Genitalver­stümmelung droht; die vielen, die abgeschnitten sind von der Hoffnung und vom Lebensnotwendigen.

Wir dürfen die Menschen nicht alleine lassen, die bedroht werden, deren Würde verletzt wird, die sich für Frieden und Toleranz einsetzen, die vor Not und Krieg fliehen müssen, die in Heimen leben und nicht mehr aus dem Haus kommen.

Schwestern und Brüder, wir sind getauft und gesandt, Gottes Erbarmen den Menschen zu bringen – leibhaft und spürbar. Dann sind wir missionarisch in der Welt. Denn unsere Mission ist, den Menschen Gottes barmherzige Liebe zu bringen und nicht nur von ihr zu reden.

22.07.2018: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hatte die Apostel ausgesandt, die unreinen Geister auszutreiben,
die Krankheiten zu heilen und das Reich Gottes zu verkünden.

Die Mission – wir würden vielleicht sagen „das Projekt“ – war offensichtlich sehr erfolgreich: die Leute kamen so zahlreich, dass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. (Heute rechnet man uns vor, wie viele Leute sich abwenden – und lieber ein Leben ohne Christus führen).

Da zeigt sich die Menschenfreundlichkeit Jesu: Er möchte sich und den Jüngern eine Verschnaufpause verschaffen:
Unter sich sein, erzählen können, überlegen, essen, schlafen.
Denn die Auseinandersetzung mit den Geistern, „mit Geiz und Neid und Hartherzigkeit und in sich verschlossen sein“ ist strapaziös und aufreibend.

Doch der Plan ging nicht auf. Die Leute ließen sich nicht abschütteln.

Wieder siegt die Menschenfreundlichkeit Jesu:
Er hat Mitleid mit den Menschen, die Sehnsucht haben: nach Anerkennung, nach Hoffnung, nach mehr als nach Arbeit und Brot.

Schwestern und Brüder,
ich bin überzeugt, auch heute noch sehnen sich die Menschen nach Hoffnung, nach Anerkennung und nach Idealen, durch die das eigene Leben Sinn-voll wird.

Denn ob krank oder gesund, ob viel verdienend oder wenig, ob alt oder jung, für diese Ideale kann ich leben, ihnen kann ich folgen, sie kann ich in meinem Leben verwirklichen und dadurch ein wenig mehr Licht in die Welt bringen.

In unserer kleinen Welt der täglichen Begegnungen kommt es darauf an, dass wir Rücksicht üben, dass wir den anderen nicht beleidigen, dass wir auf Beschimpfungen verzichten. (Und was herrscht heute oft für eine Ausdrucksweise unter Menschen!)

Für uns kommt es darauf an, dass wir hilfsbereit sind, dass wir menschenfreundlich sind, dass wir Fehler verzeihen, dass wir bei der Wahrheit bleiben.

So können wir in unserer Umgebung Frieden fördern, Gerechtigkeit herstellen, Not lindern, Hoffnung bringen.

Und dadurch bringen wir Gottes Güte zum leuchten.
So machen wir seinen Namen groß.

Wenn die Menschen sagen:
schau dir die Christen an, wie sich die für andere einsetzen,
wie selbstlos sie handeln,
wie freundlich sie sind, welche Freude sie ausstrahlen.
Dann hat Jesu Wort bei uns Frucht gebracht.

Deswegen freue ich mich über Franziskus, der den Leuten nicht begegnet, um zu prüfen, welche Morallehren sie nicht eingehalten haben und warum sie deshalb dem Tisch des Herrn fern bleiben sollten.

Er sagt zu allen: ob in der Kirche oder nicht:
seid barmherzig, helft den Armen, helft den Menschen, ihr Leben zu ordnen, helft ihnen gut zu handeln, bringt den Menschen Versöhnung und den Glauben daran, dass sie immer die Chance haben, es besser zu machen.

Schwestern und Brüder,
die wichtigsten Dinge sind die Liebe und die Hoffnung und das Vertrauen.
dann kommen Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden und die Barmherzigkeit,
vielleicht hat man Glück und es kommen noch die unwichtigen angenehmen Dinge dazu: Wohlstand, Komfort, Vergnügungen.

Fatal wäre es, wenn die Liebe und das Vertrauen und die Hoffnung den Vergnügungen, dem Wohlstand und dem Komfort geopfert werden.

Ich bin überzeugt:
Auch heute sehnen sich die Leute danach, dass ihr Leben einen Sinn hat – auch wenn sich nicht das alles tun und kaufen können, was ihnen immer und überall angepriesen wird.

29. Mai 2016: 9. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Salomo, der zweite Sohn Davids, wurde sein Nachfolger auf dem Königsthron. Er verwirklichte den Plan seines Vaters und erbaute für die Bundeslade in der die Tafeln mit den Geboten waren einen Tempel in Jerusalem.
Am Tag der Tempelweihe betete Salomo. Von diesem Gebet haben wir in der Lesung einen Ausschnitt gehört:
Herr, Gott Israels, auch Fremde, werden aus fernen Ländern kommen, weil sie von dir gehört haben und sie werden hier zu dir beten.
Höre sie und tu alles,, um was der Fremde bittet.
So werden sie an dich glauben, so wie dein Volk Israel!

Schon vier Jahrhunderte vor Christus also entwickelt sich in Israel das Bewusstsein, dass der Gott Israels der Gott aller Völker sein kann.
Dass er nicht nur dem Volk Israel, sondern Menschen aus allen Völkern Heil schenken kann und will.

Wir Christen haben uns schon lange daran gewöhnt zu denken, dass Jesus Christus gekommen ist, um alle Menschen mit Gott zu versöhnen – auch wenn in neutestamentlicher Zeit darum gerungen werden musste:

Die Szene zwischen dem römischen Hauptmann und Jesus spiegelt dies wieder: Er ist so ein Fremder, der zu Jesus kommt und ihn bittet – und Jesus erhört die Bitte. Der Frieden, den Jesus bringt, soll alle Menschen ergreifen.

Liebe Schwestern und Brüder, wie halten wir das heute?
Missionieren ist heute verpönt: Man soll nicht andere von seinem Glauben überzeugen wollen. Das gilt als anmaßend, peinlich, respektlos dem anderen gegenüber. Jeder soll unbehelligt leben können, wie er will.

Diese Reserviertheit gegenüber Missionsversuchen hat einen selbstkritischen Hintergrund: Wir wissen, wie oft mit Gewalt missioniert wurde, mit welchem Druck gesagt wurde: Nur wer an Christus glaubt, kann das Heil erlangen.

Insofern ist Zurückhaltung bei der Mission angebracht.

Nun gibt es aber auch die andere Seite: Wir Christen sind befreit von der Angst vor Gott, vom Tod, von der Sünde. Durch Jesus Christus haben wir Versöhnung empfangen. Er hat uns Frieden gebracht und die Versöhnung und das ewige Leben bei Gott oder in Gott geschenkt.

Sollen wir davon schweigen? Sollen wir daran festhalten, wie an einem Raub? Sollen wir diesen Schatz nur für uns behalten?

Ist es nicht vielmehr höchst angebracht, wie die Jünger an Pfingsten laut die Botschaft zu verkünden:
Gott schenkt Versöhnung und Frieden!
Jeder Mensch hat das Leben von ihm empfangen.
Gott schließt niemanden von seiner Liebe aus.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Die Liebe zu Gott und zum Mitmenschen zum Nächsten ist das einzige Gebot?

Liebe Schwestern und Brüder,
viele Tausend Menschen in Deutschland – d sehr viele davon motiviert aus christlichem Glauben, kümmern sich um die Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind und noch kommen.
Damit geben sie –ohne jede Missionsabsicht – Zeugnis von der Liebe, die das Einzige und wichtigste ist. Die jeden Menschen annimmt und anerkennt. Und es ist gewiss richtig, die Fremden, die zu uns kommen, nicht zu Christen machen zu wollen.

Zugleich aber denke ich:
Sollten nicht auch sie die Botschaft hören können:
Jeder Mensch ist Gottes geliebtes Kind!
Gott hat durch Jesus Frieden gebracht zu allen Menschen.

Sollten nicht alle Menschen die Botschaft hören können, dass Gott jeder Mensch willkommen ist, und dass deshalb die Menschen miteinander in Frieden leben?

Lassen wir aber zuerst und weiterhin die Taten sprechen. Der Einsatz für die Fremden, die zu uns kommen, soll eine Predigt ohne Worte sein – eine Predigt von der bedingungslosen Liebe Gottes zu jedem Menschen.

26. Oktober 2014: 30. Sonntag im Jahreskreis Weltmission

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Geht hinaus in alle Welt! Lehrt die Menschen, die Gebote zu halten, die ich euch geboten habe und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! (Mt 28, 19)

Wie stehen wir heute zu diesem Auftrag? Dürfen wir diese Sendung Jesu noch ernst nehmen?–
Oder stülpen wir dadurch anderen Menschen etwas über, das sie von ihrer religiösen und kulturellen Tradition und von sich selbst entfremdet?

Doch bevor wir zurückfallen in die Diskussion über Missionsmethoden vergangener Jahrhunderte – verbunden mit europäischer Überlegenheit und Überheblichkeit (Erinnerung an das Unrecht gewaltsamer Missionstätigkeit) – machen wir uns erst einmal bewusst:
Welche Gebote sind es denn, die Jesus lehrt?  und: Wie hat Jesus selbst missioniert?

Die beiden Gebote haben wir gerade gehört: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben! Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!

Das ist eine wahrhafte Befreiung:
Die Liebe ist das einzige Gebot, das jemand einhalten muss, damit er zu Jesus gehören kann.
Wer sich auf ihn taufen lässt, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – muss nur diesem Doppelgebot zustimmen, das Jesus als wichtigstes und zentrales Gebot erinnert hat.

Schwestern und Brüder – zugegeben ist das ziemlich reduziert (wenn man an die vielen Regeln und Gebote im Katechismus denkt) – aber eben auf das Wesentliche reduziert.
Damit kann man zu den Menschen gehen ‑ Dies kann man verkünden und sie lehren, dass es allein auf die Liebe ankommt – auf die Liebe zu Gott und damit verbunden zum Mitmenschen und dass zwischen beiden niemals ein Widerspruch bestehen kann. Niemand muss dafür seine Kultur aufgeben! Muss jemand dafür seinen Gott bzw. seine Religion aufgeben, durch die er die Verbindung mit Gott sucht?

 

Die zweite Frage war: Wie hat Jesus missioniert?

Er ging in die Gotteshäuser und verkündete: Kehrt um, das Reich Gottes ist euch nahe! Er heilte die Kranken und er vergab den Sündern.

Er hat niemanden bedrängt oder gar gezwungen, mit ihm zu kommen.
Nichts lag ihm ferner, als die Freiheit eines Menschen zu missachten.
Wenn ein Dorf ihn nicht aufnahm, dann ging er in ein anderes Dorf.

Kenner der Evangelien werden jetzt vielleicht einwenden:
Jesus hat doch das Gericht angedroht, für manche, die ihm nicht folgen wollten. Er hat doch zum Beispiel gesagt, Betsaida werde es schlimmer ergehen als Sodom und Gomorra.

Ja! Er sprach vom Gericht Gottes für die, die sich nicht bekehren wollten:
Das ist nun mal die Art prophetischer Rede, die Jesus angewandt hat:
Wer von seinem Unrecht nicht ablässt, wer sich Gott verweigert, wer sich der Liebe versagt, der wird so vor Gott hintreten und erkennen dass er den falschen Weg ging.
Wie Gott dann diesem Menschen begegnet, wie er diesem Menschen Heil schenken kann, das steht auf einer anderen Seite, die nur Gott beschreibt.
Menschen können das nicht beurteilen und in ihrem Urteil vorwegnehmen.

Schwestern und Brüder,
wir können Ja sagen zur Mission, zur Sendung der Kirche:
Es ist eine Sendung die befreit und die jedem die Freiheit lässt.
Sie betont das wesentliche des Mensch-Seins: Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen, die niemals ein Widerspruch sein können.

Dieses Ja können wir ausdrücken, indem wir Anteil nehmen an den Christen, die in schwierigen Situationen leben: die aus ihren Städten vertrieben werden, wie kürzlich in Mossul, oder die immer wieder Ziel von gewalttätigen Angriffen werden.
Dieses Ja können wir ausdrücken durch das Gebet für die Missionare in aller Welt und dafür, dass immer mehr Menschen Christen werden.
Dieses Ja können wir ausdrücken durch unsere Spende, die wie heute geben, damit die ärmsten der 3000 katholischen Bistümer überhaupt wirtschaftlich existieren können.

27. Oktober 2013: 30 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Wir sind überzeugt vom Grundsatz der Toleranz: „Jeder möge nach seiner Facon selig werden!“ sagte Friedrich II. von Preußen – und so denken wir heute.
Es ist geradezu ein Tabu, anderen seine eigene Meinung aufdrängen zu wollen.

Das Mt.Evangelium aber schließt mit den Worten: „Geht zu allen Völkern. Macht sie zu meinen Jüngern und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe und tauft sie …“

Dürfen wir diesen Missionsauftrag ernst nehmen, oder müssen wir uns ihm verweigern?

Was bedeutet Mission? Wie können wir in unserer Zeit, in der Toleranz und Freiheit so große Werte sind, Mission verstehen und leben?

Zunächst haben wir Christen durchaus das Recht und die Pflicht vor unserem Gewissen, unseren Glauben an Christus zu bekennen und zu bezeugen. Auch das Christentum ist eine religiöse Überzeugung.
Und wie jede Religion und Überzeugung haben wir den inneren Drang, die Hoffnung, die Freude, die Wahrheit mit anderen zu teilen!

Der Glaube an Gott wirkt stark in das Leben des Glaubenden und in das Leben der Gesellschaft hinein:

Der Glaube an Gott, den Ursprung und die Quelle des Lebens, bringt unmittelbar die Einsicht, dass es Werte und Gebote gibt, die für jeden Menschen gelten – über die sich kein Mensch stellen darf.Der Glauben an Gott gibt dem Leben eine Perspektive, dass nicht das Materielle entscheidend ist und zählt, sondern dass Mitmenschlichkeit das wichtigste ist.

Der Glaube an Jesus Christus befreit den Gottesglauben von der Gefahr in als Werkzeug der eigenen Macht zu missbrauchen:
Gott sagt Ja zum Menschen – auch wenn er ein Sünder ist!
Und jeder Mensch kann sich – in der Nachfolge Jesu – als Kind Gottes erfahren und hat Zugang zum himmlischen Vater.

Wenn wir Christen Menschen begegnen, dann sind wir überzeugt, dass Gott bei ihnen ist und dass Gott ihnen nahe ist.
Wir dürfen Gott sozusagen entdecken – gerade auch bei den Menschen, die einer anderen Religion angehören oder die gar nicht an Gott glauben.
Für uns Christen gibt es keine „gott-losen“ Menschen.

Genau das aber ist es, was wir in der Nachfolge Jesu zu verkünden haben: dass Gott der himmlische Vater aller Menschen ist und dass sein Reich allen Menschen offen steht, dass jeder Mensch Gottes Kind ist!
Dass Gott dem Menschen treu ist und ihm Anteil gibt an seiner Ewigkeit.
Dass Gott Gerechtigkeit will und Frieden und Freiheit für alle,
Dass Hunger und Armut Übel sind, die bekämpft werden müssen,
ebenso wie Verachtung und Feindschaft zwischen den Menschen.

Wer dies glaubt und lernt Gott zu vertrauen als seinem himmlischen Vater, der ist ein Jünger Jesu geworden und kann beginnen, seine Gebote zu befolgen: Liebe Gott und den Nächsten!

Von Anfang an machten die Christen die Erfahrung, dass ihre Mitmen­schen diesen Glauben nicht annehmen und nicht tolerieren konnten.
Es ist dann nicht nur unmöglich, andere zu Jüngern Jesu zu machen – sondern der Glaube an Jesus wird zur Gefahr für das eigene Leben:
Christen wurden verfolgt und werden verfolgt – bis auf den heutigen Tag.
Und leider sind auch Christen der Versuchung erlegen, andere wegen ihres anderen oder falschen Glaubens zu verfolgen.
In solchen Zeiten geben Christen Zeugnis durch die Unbeirrbarkeit ihres Glaubens: Der Blick auf die Kreuzigung und Auferstehung Jesu gab und gibt ihnen dazu Kraft und Mut.

Auch wir leben heute in einer schwierigen Situation:
Viele Menschen leben ohne Gott und Kirche – und sie leben nicht schlechter als wir. Manchmal werden wir lächerlich gemacht, manchmal machen wir als Kirche uns selbst lächerlich.

Umso mehr sollten wir uns bemühen, dass wir leben was wir glauben:
Dass jeder Mensch von Gott geliebt ist, dass Gott Gerechtigkeit will und Barmherzigkeit.