08.03.2020: 2. Fastensonntag

HIer geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Kann man Gottes Stimme hören? So wie Abram?
So wie Petrus, Jakobus und Johannes?

Eine zweite Beobachtung spielt heute eine Rolle:
Die Stimme sagt: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.
Exakt das Gleiche sagte Die Stimme als Jesus sich von Johannes im Jordan taufen ließ!

Die Taufe leitet Jesu öffentliches Wirken ein – auch wenn er erst noch in die Wüste ging, den Ort der Reinigung und der Konzentration und der Bewährung.

Die Verklärung Jesu leitet seinen Weg nach Jerusalem ein – auch wenn er erst noch seinen Jüngern einige wesentliche Botschaften mit auf dem Weg gibt.

An diesen wichtigen Stellen verkündet die Stimme Gottes: Jesus ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
Hört auf Jesus, dann hört ihr auch auf mich.

Die Stimme Gottes, Schwestern und Brüder, hörte auch Abram:
Geh fort, in das Land, das ich dir zeigen werde!
Ich werde dich zu einem großen Volk machen und dich segnen!
Ein Segen sollst du sein!

Die Stimme Gottes hörte auch Mose – am Dornbusch: Ich habe die Not meines Volkes gesehen. Geh und führe mein Volk aus Ägypten heraus!

Die Stimme Gottes hörte auch Paulus,
so dass er vom Verfolger der Jesus Jünger zum eifrigsten Verkünder Jesu wurde.

Die Stimme Gottes verheißt Segen und Freiheit.
Die Stimme Gottes gibt dem Leben einen neuen Sinn, einen Inhalt.
Die Stimme Gottes sendet aus.

Oft ist in der Bibel von Gottes Stimme die Rede, und sehr oft ist das verbunden mit Glanz, mit Licht, mit Donner.
Niemals aber hat Gott eine sichtbare Gestalt. Licht und Wolke verhüllen ihn. Nur von Moses heißt es, er habe Gott schauen dürfen. Gott hätte ihn in die leuchtende Wolke hineingeholt.

Das ist für mich ein Hinweis, dass wir zurückhaltend sein müssen, wenn wir von Gott reden und wenn wir Gott sagen und benennen.

Wir sollen mit dem Wort Gott, mit Gott vorsichtig umgehen, denn er ist uns verhüllt: Deshalb sind Licht und Wolke, Sonne und Donner und auch der Regenbogen am ehesten dafür geeignet, wenn von der Begegnung mit dem unbegreiflichen und geheimnisvollen gesprochen wird, den wir mit dem Wort Gott meinen.

Gott ist kein Individuum wie wir Menschen. Er ist keine begrenzte Person, keine physikalische Kraft, kein Körper und keine übersinnliche Energie.

Er ist mehr als das und größer – er ist jenseits alles dessen, was wir uns vorstellen können.

Durch Jesus hat er sich uns offenbart – damit wir an ihn glauben. Doch er bleibt dennoch verborgen und ein Geheimnis. Jesus lehrt:

Gott liebt uns und alle Geschöpfe, wie ein guter Vater und eine liebende Mutter. Kein Sperling fällt vom Himmel, ohne dass ER es weiß.

Er ist die Stimme in uns, die uns ruft: zu leben und dem Leben zu dienen.
Ein Segen sollst Du sein!

Wenn wir manchmal eine Ahnung haben, was unsere Aufgabe ist,
was unser echtes und wahres Wesen ist,
dann kommen wir mit Gott in Berührung,
mit dem, der uns innerlicher ist, als wir selbst uns sein können.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Geheimnis unseres Lebens und der Welt,
das wir nie ganz ergründen werden, weil es zu groß ist für uns,
das aber voll Segen für uns ist und uns zum Segen werden lässt,
dieses Geheimnis suchen wir und Jesus hilft uns mit seiner Botschaft, ihm immer näher zu kommen.

02.09.2018: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
40 Jahre hat Mose auf dem Weg in das Heilige Land angeführt.
Er sah das gelobte, das versprochene Land vor sich. Er wusste, dass er selbst es nicht betreten würde und hielt vor dem Volk eine letzte lange Rede: Er erinnerte an die Befreiung, an den Bund der 10 Gebote, den Dekalog und verpflichtete das Volk erneut auf dieses Gesetz Gottes, durch das Israel ein freies Volk wurde. Ein Volk, das nicht nach Willkür beherrscht wird, sondern das Recht und Gesetz hat.

Israeliten, hört und ihr werdet leben! Ruft Mose dem Volk zu.
Es geht ums Leben! Die Gesetze und Rechtsvorschriften Gottes sind der Weg zum Leben. Sie verbinden das Volk mit Gott, von dem das Leben ausgeht.

Wenn die Israeliten die Gebote halten, bleiben sie rein und untadelig vor Gott. Wenn sie dagegen verstoßen, machen sie sich unrein und trennen sich von Gott.

Bis heute soll man „rein“ sein und „Reinheit“ anstreben:
Reines Wasser ist nicht verunreinigt, die reine Lehre ist unverfälscht,
eine Gesellschaft meint, sich reinigen zu müssen, von Mitgliedern, die die Regeln nicht befolgen.

Rein ist eine hoch moralische Qualität und Kategorie –
bis auf den heutigen Tag.

Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wird das Wort „rein“ missbraucht, um Menschen herabzuwürdigen: „Die und die verunreinigen die Gesellschaft“ hört man sagen, ja sogar, diese oder jene wären „Schmutz“.

So wie die Jünger Jesu, die mit unreinen Fingern essen. Man wirft ihnen vor, sie würden dadurch die Gebote Gottes, das Freiheitsgesetz Gottes in den Schmutz ziehen und verachten.

Jesus lässt diesen Vorwurf nicht im Raum stehen. Er setzt sich damit auseinander und – wie es seine Art ist – hält er in seiner Antwort den Anklägern den Spiegel vor:

Ihr habt euch eigene Gesetze und Satzungen gemacht und gebt sie nun als von Gott gegeben aus. Ihr sagt, nur wer Waschungen vollzieht, wer bestimmte Speisen nicht isst, wäre mit Gott verbunden.
In Wirklichkeit aber ist euer Herz weit weg von Gott.
Ihr habt in diesen Äußerlichkeiten euch selbst an Gottes Stelle gesetzt.

Man trennt sich von Gott, wenn im eigenen Herzen böse Gedanken sind:
„Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.“

Schwestern und Brüder,
Jetzt bin ich, jetzt ist jede und jeder gefragt und angesprochen:
Habe ich böse Gedanken und Absichten in meinem Herzen?

Weiche ich ab von dem, was in anderen und in mir selbst das Leben stärkt?

Denn diese bösen Gedanken und Werke würden mich von Gott trennen – mag ich auch nach außen hin noch so ehrbar und anständig erscheinen.

Gott, bewahre uns davor zu heucheln und nur zum Schein Christen zu sein.
Er helfe uns, dass wir tun, was wir mit dem Mund bekennen.

10. Juli 1016: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Ich finde diese Sätze aus dem Buch Deuteronomium anrührend:

Dieses Gebot, auf das ich dich heute verpflichte,
geht nicht über deine Kraft und ist nicht fern von dir.
Es ist nicht im Himmel, Es ist auch nicht jenseits des Meeres,
Nein, das Wort ist ganz nah bei dir,
es ist in deinem Mund und in deinem Herzen, du kannst es halten.

Das Buch Deuteronomium ist seit dem 6. Jahrhundert vor Christus in der Form überliefert, die wir heute lesen. Es ist das letzte der fünf Bücher Mose und enthält eine Sammlung von Reden des Mose und es endet mit der Nachricht über den Tod des Mose auf dem Berg Nebo in Moab.

Der Titel des Buches heißt übersetzt „2. Gesetz“. Es wiederholt noch einmal die Rechtsvorschriften, die Inhalt des Bundes sind, den Gott mit dem Volk Israel geschlossen hat. Diese Gesetze soll Israel halten – dann wird es Gottes Segen erfahren, dann wir es ihm gut ergehen.

Dieses Gebot geht nicht über deine Kraft! – daraus spricht eine große Empathie: Gott fordert nicht mehr, als sein Volk zu halten vermag.
Das Wort ist in seinem Herzen: Das heißt: das, was Gott dem Volk als Gebote gibt, entspricht der Sehnsucht seines Herzens nach Frieden und Ordnung, nach Gerechtigkeit und Weisheit.

Liebe Schwestern und Brüder,
weise Theologen erinnern bis heute daran, dass Gesetze, Gebote und Verbote, erfüllbar sein müssen. Man kann von niemandem mehr verlangen, als er erfüllen kann. – Scherzhaft gesagt: Ein Fisch kann nicht auf einen Baum klettern und deshalb wäre es Unrecht, das von ihm zu verlangen.

Ist es noch Recht, wenn die Gesetzesvorschriften so umfangreich und differenziert sind, dass selbst Fachleute sie nicht mehr überblicken?
Öffnet diese Überzahl an Gesetzen nicht Tür und Tor dafür, um das eine mit dem anderen außer Kraft zu setzen, so dass die Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt?

Das Gesetz Gottes ist im Herzen des Menschen: daraus spricht ein großes Zutrauen in die Kraft des Menschen: der Mensch weiß, was recht ist und er sehnt sich danach.

Paulus nennt Jesus Christus, den Erstgeborenen der Schöpfung (2. Lesung) und das Haupt der Kirche. In Jesus ist kein Unterschied zwischen der Sehnsucht nach Gerechtigkeit und seinem Tun. Er ist die Gerechtigkeit Gottes, weil in ihm Gott handelt und wirkt und aus ihm spricht – wie wir an seinen Taten erkennen können.

Die Frage des Gesetzeslehrers: Welches Gesetz ist das wichtigste? gibt er ihm zurück. Der antwortet prompt: Das wichtigste ist, Gott, den Herr zu lieben und den Nächsten wie sich selbst.
Wer der Nächste ist, erläutert Jesus mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter, die uns so vertraut ist. Es kommt darauf an, dass ich mich dem anderen zum Nächsten mache, dass ich mit dem, was ich bin und kann, helfe und heile.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Gesetz Gottes ist uns nah, es ist uns ins Herz geschrieben:

Es ist uns ins Herz geschrieben, nach dem zu suchen und uns zu sehnen und ihn zu verherrlichen, Gott, von dem alles Leben ausgeht

Die Liebe zu jedem Lebendigen folgt unmittelbar daraus:
denn Gottes Leben ist in jedem Lebendigen.

Das Gebot Gottes ist in unserem Herzen.
Wir können es halten. So wie Jesus zu dem Gesetzeslehrer sagt:
Geh und handle genauso.