15.09.24: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Im Himmel gibt es keine Schmerzen, keinen Streit. Niemand wird mehr Unrecht tun, das Lamm muss den Wolf nicht mehr fürchten. Hunger und Durst, Einsamkeit und Traurigkeit sind aus dem Gedächtnis entschwunden.

Im Himmel! Wir leben auf der Erde. Hier haben wir die Chance und die Aufgabe, gemäß unserem Glauben an den Himmel, der kommt, zu handeln.

Schmerzen, Enttäuschungen und das viele Leid, das Menschen ertragen stellen unseren Glauben auf die Probe.

Deshalb rufen wir:

Tagesgebet
Gott, du bist der Schöpfer
   des ganzen Weltalls.
Schau liebevoll auf uns,
   deine Töchter und Söhne.
Gib, dass wir deinem Reich der Liebe dienen
und die Kraft deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Ich möchte zusammen mit ihnen überlegen: Wer ist Jesus für mich? Was halte ich von ihm? Was habe ich von ihm verstanden?

In der Szene, haben wir gerade zwei gegensätzliche Antworten gehört:
Die Antwort, die der Evangelist uns nahe legen will – das ist das, was Jesus selbst sagt – und die Antwort, die Petrus gibt – als Sprecher der von Jesus berufenen „Apostel“ – die aber zu diesem Zeitpunkt noch Lehrlinge sind und erst anfangen, Jesus zu verstehen:

Petrus sagt: Du bist Christus! Das ist griechisch. In der Sprache des Petrus und seines Meisters: Du bist der Messias!

Petrus traut Jesus zu, dass Jesus der ersehnte Messias ist und die Gottes­herrschaft aufrichtet, dass er sein Volk befreit und dass durch ihn die Verheißung wahr wird: Die Völker werden von der ganzen Erde kommen, um vom Gott Israels Weisung zu empfangen und in Frieden zu leben.

Liebe Schwestern und Brüder, Petrus denkt und spricht wie viele Jünger Jesu – nicht nur damals – auch heute:
Die Päpste und ihre Kardinäle wollten als Stellvertreter Gottes die Herrschaft über alle Mächte haben.
Sie ließen prachtvolle Kirchen errichten wie den Lateran und den Peters­dom – die tollsten Kunstwerke ließen sie erschaffen, wie den Trevi Brunnen in Rom. Wie Petrus wollten sie der Herrschaft Christi zum Durchbruch verhelfen.

Wie Petrus wünschen sich viele eine bessere Welt und beklagen den Zustand der heutigen Welt. Sie geraten in Zweifel und sagen: „Wie kann Gott das zulassen?“ – Gott sollte das Elend beendigen!

Der Evangelist etwas anders als Botschaft Jesu, des Christus: Christus ist und wird dadurch zum Christus, dass er erleidet, was Jesaja als Sprachrohr Gottes, als Prophet, vom Menschensohn gesagt hat: Er wird verworfen und getötet – aber er wird auferstehen, zum Leben in Gottes Herrlichkeit.

Das Evangelium wird ganz persönlich: Wer Jesus nachfolgen will, wer an ihn und die Auferstehung glaubt, wer wirklich an den Frieden Gottes glaubt, der gehe den gleichen Weg: er nehme sein Kreuz auf sich.

Jesus beruft nicht zu einem Leben im seelischen Wattebausch und im
körperlichen Wellness Hotel – obwohl er beides ebenfalls genossen hat – man denke nur an die Salbung seiner Füße in Betanien.

Jesus beruft dazu, das Leben anzunehmen, die leichten und die schweren Tage, Gesundheit und Krankheit, Erfolg und Verfolgung, Ehrungen und Kränkungen – und dabei den Glauben an die Liebe zu bewahren.
Das meint das „hinter mich“ – das er zu Petrus sagte, der ihn versuchte, von diesem Weg abzubringen und so als Verwirrer, als Satan redete.

Eine kurze Geschichte hat mir selbst gefühlsmäßig nahegebracht, dass das Heil nicht darin liegt, es möglichst bequem und leicht zu haben:

Das passende Kreuz Ein Mensch beklagte sich über das Kreuz, das er in seinem Leben zu tragen habe. Viel zu schwer sei es, viel zu groß, für ihn nicht zu ertragen. Gott erbarmte sich und führte ihn in einen Raum, in dem alle möglichen Kreuze aufgestellt waren. Er sagte zu dem Menschen:

„Wähle dir ein Kreuz aus!“ Der machte sich auf die Suche. Er sah ein Kreuz mit ganz dünnen Balken, allerdings war es sehr lang und groß. Ein kleines lag davor – kaum halb so groß, aber dieses war so schwer wie Blei. Ein anderes gefiel ihm da schon eher. Er legte es sich probeweise auf die Schulter, aber es hatte gerade dort, wo es auf der Schulter auflag, eine Spitze, die sich tief ins Fleisch bohrte. Er sah sich weiter um, aber jedes Kreuz hatte einen anderen Nachteil. So fand er nichts Passendes, bis ihm schließlich ein Kreuz auffiel, das er bisher übersehen hatte. Er nahm es, und es war wie für ihn geschaffen. Dieses Kreuz wählte er. Und Gott sprach zu ihm: „Das ist das Kreuz, das du bisher getragen hast.“

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, wir denken an all die Kreuze, die Menschen tragen und beten im Geist Jesu zu dir:
Gott des Lebens und der Liebe  L/A: Erfülle Sie mit deiner Kraft.

  • Wir beten für die Menschen, denen Gliedmaßen fehlen und die schwere Verletzungen erlitten haben. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die in der Schule oder in der Arbeit gedemütigt und benachteiligt werden. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die ihre Kräfte in der Pflege ihrer Angehörigen verzehren. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die viel Geduld für ihre Angehörigen aufbringen müssen. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die sich schwertun, sich selbst anzunehmen. Gott des Lebens und der Liebe

Lektor/in: Vater im Himmel, Jesus hat sein Kreuz getragen und dir sein Leben anvertraut. Mit ihm nimm alle Menschen, die ihr schweres Kreuz tragen auf in dein Licht und deine Herrlichkeit.

28.01.24: 4. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Der Fasching nimmt in diesen Tagen Fahrt auf – erlauben Sie mir, darauf hinzuweisen, dass nach dem Fasching die österliche Bußzeit beginnt. – Ich will dadurch niemandem die Freude am Fasching nehmen – ganz im Gegenteil:
Denn im Fasching werden mit viel Witz und Humor die menschlichen Unzulänglichkeiten aufs Korn genommen. Und vor lauter Freude darüber, dass endlich einmal die Geizigen, die Lügner, die Heuchler, die Verblendeten auf’s Korn genommen werden, wird getanzt und gesungen.

In der österlichen Bußzeit, werden wir uns darin üben, eben jene Unzulänglichkeiten bei uns selbst zu überwinden. Im Heilig Geist Lied heißt es deshalb: Was befleckt ist, wasche rein, wärme du was kalt und hart, dürrem gieße Leben ein, löse, was in sich erstarrt:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
der „unreine“ Geist schreit Jesus an:
„Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“

Was ist eine mir vorstellbare vergleichbare Situation?
Ich sitze als Mitfahrer in einem Auto. Der Fahrer fährt sehr schnell durch die Kurven und überholt vor einer Kuppe. Da würde ich – voller Angst – schreien: „Willst du uns umbringen?“

Willst du uns ins Verderben stürzen! Schreit der unreine Geist.
Ein unreiner Geist – also kein reiner Geist.
Ich versuche wieder diese Beschreibung in meiner Erfahrungswelt zu verorten:
Reiner Alkohol – unreiner Alkohol! Reine Wahrheit –verfälschte Wahrheit;
reine Liebe – mit Eigennutz vermischte Liebe.

Der Geist ist also schon Geist, aber etwas macht ihn unrein:
Reiner Geist – also Gott – zeugt Leben, reiner Geist liebt die Menschen,
reiner Geist denkt und liebt, reiner Geist ist wahr und nicht falsch, reiner Geist ist ehrlich und nicht lügnerisch, reiner Geist ist gut und nicht böse!!

Ein unreiner Geist denkt auch und liebt auch und ist auch schöpferisch.
Aber er hat nicht nur gute Absichten, er greift auch zur Lüge, er sucht auch seinen Vorteil auf Kosten anderer, er behält lieber für sich, als zu teilen.

Der unreine Geist hat vor Jesus Angst: wenn Gottes reiner Geist auf die Erde kommt, wird er enttarnt, seine widergöttlichen Züge werden offenbar. Es ist um ihn geschehen!

Das Markusevangelium verkündet also klar und eindeutig:

Jesus ist das Gericht Gottes über die unreinen Geister.
Immer haben die Propheten verkündet, dass dieses Gericht kommen wird.

Jetzt bringe ich mich ins Spiel und – auch sie – sofern es ihnen geht wie mir: Ich bin nicht immer ehrlich, manchmal böse,
mein Geist ist nicht ganz rein. Muss ich also wie dieser unreine Geist schreien: Jesus, willst du mich ins Verderben stürzen? Willst Du mich umbringen?

In keiner Weise: denn was erzählt das Evangelium:
Es schüttelte den Mann, bzw. Menschen, und mit einem lauten Schrei verließ ihn der unreine Geist und der Mensch war befreit!

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir Jesus ernst nehmen, wenn wir seine göttliche Vollmacht erkennen, dann kann es schon sein, dass es uns gehörig durchrüttelt,
weil wir merken, wie sehr wir in Eigennutz verfangen sind,
wie schwach unsere Liebekraft ist –
aber wir werden von dem, was dem reinen Geist, was Gott entgegensteht befreit.

Ich habe also eine gute und eine schlechte Nachricht:

Die gute Nachricht:
Wenn wir auf Jesus hören und seine vollmächtige Botschaft annehmen,
dann sind wir eindeutig auf der Seite Gottes. Wir werden in dieser Welt fruchtbar sein und das Leben stärken und heilsam unter den Menschen sein.

Die schlechte Nachricht:
die unreinen Geister versuchen uns unablässig zu infiltrieren und unser Immunsystem ist nicht ganz perfekt, so dass wir immer wieder damit zu kämpfen haben. Wie mit dem winterlichen und sommerlichen Schnupfen.

Wo ist mein Platz in dieser Geschichte?
Ich bin einer von den vielen, die dabei waren, vielleicht einer der Jünger Jesu und werde Zeuge dieses Ereignisses und denke mir:

Wenn ich auf Jesus höre, werde ich zu einem Menschen mit einem reinen Geist – zu einem, der der Welt und den Menschen gut tut.

Dafür lasse ich mich sogar durchschütteln – wenn es sein muss sogar heftig.

Amen

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Herr Jesus Christus, du bringst das Gericht Gottes, in dem Gut und Böse offenbar werden. In einer Welt, in der die Menschen Gutes und Böses tun und in der Not unserer Zeit beten wir zu dir:

Jesus, Heiland der Menschen                 (A) Rette und befreie uns.

  • Wir beten für die Frauen und Männer, die dir nachfolgen:
    dass sie den Versuchungen widerstehen, den Eigennutz über das Wohl der Mitmenschen zu stellen. ‑ Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für die Menschen, die Industrieunternehmen leiten: dass sie ihre Verantwortung für ihre Beschäftigten und für den Erhalt unseres Lebensraumes erkennen. ‑ Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für die Kinderund Frauen und Männer bei uns, die aus anderen Kulturen zu uns gekommen sind: dass sie unsere Werte der Gewaltlosig­keit, der Freiheit und des Gemeinwohls schätzen. Wir beten auch, dass man ihnen selbst gemäß diesen Werten begegnet. ‑
    Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für unsere kirchlichen Gemeinschaften: dass wir die Menschen­freundlichkeit Gottes ausstrahlen und dass unsere Mitmenschen Gottes heilsame Kraft bei uns entdecken. ‑ Jesus, Heiland der Menschen …
  • Wir beten für die vielen Menschen, in deren Heimat Krieg und Gewalt herrschen: dass das Unheil ein Ende findet. ‑
    Jesus, Heiland der Menschen …

Lektor/in: Gott, du bist der reine Geist, der nichts Böses will und wünscht und denkt. Du hast die Macht, das Böse zum Guten zu lenken. Wir loben dich und preisen dich, jetzt und alle Tage unseres Lebens. Amen.

21.01.24: 3. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
es gibt einen flapsigen Spruch:
Jesus hat das Reich Gottes verkündet und gekommen ist die Kirche.

„Reich Gottes“ – „Herrschaft Gottes“
Was ist das eigentlich? Kommt es? Ist es da? Ist es verschwunden?
Wo ist es? Wie ist es da?
Unsere Sonntagsfeier drückt unseren Glauben an das Reich Gottes aus und sie stärkt und nährt ihn.

Grüßen wir Christus, durch den Gottes Reich in die Welt gekommen ist:

Ansprache:
Jetzt ist es soweit! – Was? Wie? Denke ich mir sofort!
Genau das ist die Spannung, die das Markusevangelium aufbaut mit den ersten Worten Jesu: Er sagt: Erfüllt ist die Zeit! Wie? Was?

Nahe ist Gottes Reich! Was heißt nahe? Was ist Gottes Reich?
Kehrt um und glaubt dieser frohen Botschaft!

Das ist eine Ansage! Das erste öffentliche Wort Jesu! Heftiger geht es kaum.

Sie hören das! Und nun? Weitergehen? Zuhören? Umkehren?
Was werden sie tun? Was haben sie getan?

Ich will mich ganz auf den ersten Aufruf konzentrieren:
Jetzt ist es soweit. Oder im Original: Erfüllt ist die Zeit!

Diese Worte erklingen vor etwa 2000 Jahren. Und damals war zwar alles anders als heute – aber dennoch war die Zeit nicht anders als Jetzt:

Der Tag dauerte 24 Stunden. Die Reichen bestimmen wo’s lang geht.
Die Völker führen Kriege gegeneinander. Krankheiten raffen Menschenleben dahin, Ehepartner streiten, Nachbarn unterstützen sich auf bewundernswerte Weise. Was macht die Zeit zur „erfüllten Zeit“?
Warum ist es „Jetzt“ soweit und nicht erst in 20 Jahren?

Jetzt ist das Himmelreich nahe! Dieses Jetzt ist universal.
Es ist niemals vorbei dieses „Jetzt“ und war immer schon da – dieses „Jetzt“.

Nahe ist das Reich Gottes – Jetzt! Nahe nicht in Sinne von 5 Minuten oder 2 Jahre. Nahe nicht im Sinn von Tegernheim ist nahe an Regensburg!

Nahe ist das Reich Gottes so wie das Wort in meinem Mund und das Lied auf meinen Lippen.

Jeder Augenblick kann ein Augenblick im Reich Gottes sein!
So wie ich jeden Augenblick sprechen kann. Ich brauche es nur zu tun!

Jetzt ist es soweit. Wir machen das Reich Gottes!

Solche Augenblicke haben sie alle schon ungezählte Male erlebt:
Ein Blick der Zuneigung! Eine helfende Hand! Das Erlebnis inniger Verbundenheit! Der Verzicht auf eine harsche Antwort!
Das ehrliche „Es tut mir leid!“.

Jetzt ist es soweit! Das Reich Gottes ist nahe! Es ist so nahe wie der Mensch, der ihnen begegnet!

Liebe Schwestern und Brüder!
Das Reich Gottes ist uns in die Hände gelegt. Wir können es aufdecken! Wir können ihm zum Durchbruch verhelfen. Jederzeit.

Das Reich Gottes kommt nicht wie der Tau vom Himmel!
Es wird nicht ausgerufen wie ein neues Gesetz.
Es kommt nicht mit einem übermächtigen Himmelszug.
Es ist immer schon unter uns und da!

Wenn ein Ehemann seiner kranken Frau die Stirn kühlt,
wenn ein Autofahrer freiwillig mit freundlichem Gesicht in der engen Straße dem anderen die Durchfahrt ermöglicht.

Vielleicht entzündet sich unsere Begeisterung an dieser Einsicht:
Jetzt ist es soweit! Das Reich Gottes ist uns nahe wie der Mensch, dem wir mit Wohlwollen begegnen.

Das ist ein Lebensplan!
Ich möchte es so machen wie es das Berufungsschema zeigt:
Ich will mich Jesus anschließen und möglichst vielen Menschen für diese frohe Kunde gewinnen: Es ist soweit! Das Reich Gottes ist nahe.
Wir brauchen es nur zu tun. Es ist in uns als die Sehnsucht nach Schönheit, nach Geborgenheit, nach Frieden und nach Wahrheit.

Schenken wir den Menschen, die uns begegnen und uns selbst viele erfüllte Augenblicke des Reiches Gottes. Es liegt in uns -ganz nahe.

Amen.

12.09.2021: 24. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Die Sonntagsmesse gehört für uns, die wir jetzt zusammen sind zu unserer Sonntagskultur. Wir kommen nicht einfach aus Gewohnheit, schon gar nicht aus Angst oder auf Druck von anderen hin.
Sondern, wir möchten Gottesdienst feiern – weil ….
weil es uns gefällt, weil wir es schön finden, weil wir die Gemeinschaft im Beten und Singen suchen, weil unser Glaube gestärkt und belebt wird, weil es auch Freude macht, …

Grüßen wir Christus

Du rufst uns, dir nachzufolgen.
Du versöhnst uns mit unserem Vater im Himmel.
Du gibst uns Anteil an deiner Auferstehung.

Tagesgebet
Gott, du bist der Schöpfer
    des ganzen Weltalls.
Schau liebevoll auf uns,
    deine Töchter und Söhne.
Gib, dass wir deinem Reich der Liebe dienen
und die Kraft deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus

Ansprache:
In diesem Abschnitt des Mk stellt Jesus eine Frage und gibt daran anschließend eine Belehrung:

Die Frage ist: Wer bin ich für dich?
Und Belehrung handelt darüber, wie Jesus seine Zukunft sieht und was es bedeutet, sich ihm anzuschließen bzw. ihm nachzufolgen.

Versuchen wir uns auf beides einzulassen: Wer ist Jesus für mich?

Natürlich nennen wir Jesus den „Messias“, den Gott gesandt hat – so wie Petrus es im Namen aller Jünger bekannte.

Doch, wenn ich ihn wirklich als Messias Gottes glaube,
wird das mein Leben entscheidend beeinflussen:

Wenn irgendjemand außer mir selbst das Recht hat,
mir zu sagen, was ich tue – dann er!
Wenn irgendjemand mir den Weg zum Leben zeigen kann – dann er!
Wenn irgendjemand mir zeigen kann,
worum es im Leben wirklich geht – dann er!

Denn er ist nicht irgendjemand mit guten Gedanken, er ist nicht irgendjemand, der viele beeindruckt – er ist der Messias Gottes!

Allerdings: Ich bin nicht besser als Petrus. Obgleich ich dieses Bekenntnis ablege, möchte ich nicht wahrhaben, was der Messias Gottes über sich und sein Geschick in der Welt sagt.
Er soll Messias sein, wie ich es mir vorstelle: Er soll in der Welt das Regiment übernehmen, Gerechtigkeit durchsetzen, für das Wohlergehen der Menschen sorgen, dass sie gesund sind, keine Not leiden und in Frieden leben können.

Aber die Ansage des Messias ist anders:
Weil ich in dieser Welt die Stimme Gottes bin und weil ich die Menschen heile, die als von Gott gestraft gelten – und weil ich denen, die sich selbst verurteilen zeige, dass Gott sie nicht verurteilt – und weil ich keine Gewalt anwende – und weil ich dies im Namen Gottes tue – deshalb werden die mich verwerfen, die meinen, im Namen Gottes zu sprechen, wenn sie Menschen verurteilen und ihre Not und Krankheit als Strafe Gottes für ihre Sünden bewerten.

Liebe Schwestern und Brüder,
so ist es bis heute: Menschen werden mit Gewalt beherrscht und sie werden verurteilt, wenn sie nicht gehorchen.
Und die, denen es schlecht geht, bekommen gesagt: Du bist selber schuld.

Die dagegen angehen, die selbstlos helfen und auf Gewalt verzichten, werden lächerlich gemacht, verunglimpft und manchmal selbst Opfer von Gewalt.

Wir aber glauben, dass Jesus der Messias Gottes ist, weil er anders ist:
Franziskus, der Bischof von Rom macht uns vor, was das bedeutet.
Er sagt ganz klar:

Atombomben sind ein Verbrechen.

Die Anhäufung von unermesslichem Reichtum in der Hand weniger Menschen ist ein Verbrechen an den vielen, die Not leiden.

Die Beherrschung und Ausbeutung von Menschen durch wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit ist ein Verbrechen.

Er hofft und glaubt und mahnt deshalb, dass die Menschheit es besser kann: Wahrheit, Güte und Schönheit, Gerechtigkeit und Liebe – lassen das Herz weit werden und sind die eigentliche Berufung des Menschen.

Es wird sich zeigen: die darauf setzen, die dafür auf Einkommen, Privilegien, Karriere und Bewunderung verzichten und stattdessen Spott und Verachtung und manchmal Gewalt erleben –

sie sind der Same für die Zukunft des menschlichen Geschlechts.

So stellt sich mir die Frage: Halte ich Jesus für den Messias Gottes.
Bin ich bereit, ihm zu folgen?

Fürbitten

Pr.: Wir können Gott nicht loben und danken, ohne auf die Not der Menschen in aller Welt zu sehen. Auch unsere eigenen Sorgen dürfen wir im Gebet vor Gott tragen. So beten wir:

  • Für die Frauen und Männer und Kinder, die geschlagen werden, die verspottet werden, denen Schmerzen zugefügt werden: dass sie daran nicht zerbrechen und dass sie befreit werden.
  • Für die Menschen, die versuchen, ihr Zuhause wiederaufzubauen, das ein Opfer der Naturgewalten wurde: dass sie Unterstützung erhalten und immer neuen Mut finden.
  • Wir beten für die ganze Weltgemeinschaft, die gespalten ist in wenige sehr reiche und Milliarden von fast mittellosen Menschen: dass wir eine neue Ordnung finden, in der die Gräben überbrückt werden und die Güter der Erde gerecht verteilt werden.
  • Wir beten für die Frauen und Männer, die vieles auf sich nehmen, um ihre kranken und alten Menschen zu betreuen und zu versorgen: dass sie immer wieder Kraft für ihre schwere Aufgabe bekommen.
  • Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die ein neues Schuljahr beginnen: dass sie gesund bleiben, dass sie die Mühe des Lernens auf sich nehmen und sich gegenseitig anspornen und unterstützen.
  • Wir beten für das Volk Gottes, das über alle Konfessionen hinweg im Glauben geeint ist: dass es seiner Berufung folgt und nach dem Vorbild Jesu den Menschen Gottes selbstlose Liebe spürbar macht.

Pr.: Himmlischer Vater, durch deinen Geist leben wir, in deinem Geist beten wir. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

06.12.2020: 2. Adventsonntag 2020

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Liebe Schwestern und Brüder,
heuer gab es keinen Bußgottesdienst: in der Fastenzeit waren öffentliche Gottesdienste verboten und jetzt im Advent möchte ich ehrlich gesagt keine zusätzlichen Gottesdienste anbieten.
Und: wenn ich ganz ehrlich bin, frage ich mich, ob es überhaupt jemandem abgeht – dieses Nachdenken über die eigenen Sünden.

Dabei ist das eine Grunderfahrung der Menschheit und jedes Menschen:
wir sind nicht immer gut, sondern wir sind oft auch böse und tun Böses.

Dabei bleibt es sehr schwer, festzulegen, was genau böse ist, was eine Sünde ist. Die Messlatte kann sehr verschieden angesetzt werden.

Ist es nur eine Sünde, wenn ich jemand anderem oder mir selber absichtlich und vermeidbar Schaden zufüge?
Dann gibt es tatsächlich gar nicht so viele Sünden: denn wer stiehlt schon? Wer betrügt schon?

Oder sündige ich auch schon, wenn ich nachlässig bin, wenn ich vergesse Gutes zu tun (beten) oder zu wenig von meinem Besitz mit denen teile, die weniger haben als ich. Ist es schon eine Sünde, weil mein Vertrauen größer, meine Hoffnung stärker und meine Gottes- und Nächstenliebe stärker brennen könnten?

Jeder kann sich selbst fragen:
Habe ich jemand anderem oder mir selbst Schaden zugefügt? War ich ungerecht?

Habe ich das rechte Maß nicht eingehalten – beim Arbeiten und Ruhen, beim Essen und Trinken und beim Fasten, beim Streit und beim Vermeiden eines Streits?

War ich klug genug, um nachzudenken, welche Wirkungen mein Reden und Handeln hat und habe ich abgeschätzt, ob ich den anderen richtig verstehe. Kümmere ich mich darum, was dieser Gesellschaft hilft, menschlicher zu werden oder ist es mir einfach egal? Leiste ich einen Beitrag dazu?

Bin ich zu feige, um für meine Wertvorstellungen einzutreten?
Gebe ich schnell auf, wenn ich merke, dass es anstrengend und schwierig wird?
Vermeide ich alles, was Anstrengung und Ausdauer kostet?

Und es stellt sich die Frage:
Warum bin ich so? Könnte ich anders?
Was könnte ich ändern?

Denn eines steht fest:
So sehr auch jeder einzelne an sich arbeitet, ein immer besserer Mensch und Christ zu werden – wir werden immer auf die Vergebung anderer und auf die Vergebung Gottes angewiesen sein.

Unser Liebe könnte immer noch heller leuchten
unsere Hoffnung stärker und unser Vertrauen größer sein.

Die Botschaft Johannes des Täufers ist:
Kehrt um zum Herrn – immer wieder –
bleibt nicht stehen auf dem Weg, als Kinder Gottes sein Reich aufzubauen.

Denn: Gott hat Erbarmen. Er vergibt euch eure Sünden, wenn ihr auf dem Weg bleibt:
er vergibt euch euer zu wenig und er vergibt euch sogar das Böse –
wenn ihr nur auf dem Weg bleibt und immer wieder umkehrt zu eurem Gott.

08.09.2019: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
bevor wir uns Gedanken über diese Sätze des Lk-Ev machen, müssen wir uns ein paar grundlegende Dinge ins Bewusstsein rufen:

1. Der Evangelist hat viele Erinnerungen und Überlieferungen an Jesus und sein Wirken zusammengetragen und daraus sein Evangelium zusammengestellt. Dabei hat er als Redaktor immer zwei Dinge im Auge:
Jesus verkünden als den Messias Gottes, den Retter der Menschen – und –
die Situation der christlichen Gemeinden.

2. Das Lukasevangelium wurde in einer Zeit zusammengestellt, in der es schon einen größeren Zulauf zu den christlichen Gemeinden gab.
Lukas möchte den vielen Interessenten klar machen, was die Entscheidung für Christus bedeutet und welche Konsequenzen sie hat.

Das Evangelium ist also mehr als eine Chronik. Es verkündet den Glauben an Jesus und seine Auswirkung auf das Leben der Christen.

„Wer seine Eltern, seine Familie, sein Leben nicht (hasst) gering achtet,
wer nicht bereit ist, sein Kreuz auf sich zu nehmen, ist meiner nicht wert.“

Wenn ich das höre, muss ich erst mal durchschnaufen.
Wer darf so etwas verlangen?

Aber bitte, bevor wir uns entrüstet zurückziehen, überlegen wir noch einen Augenblick:
So etwas gibt es doch, dass Leute Entscheidungen treffen, die sogar die Familie in Frage stellen:

Heute im Radio wurde berichtet von dem SPD Gemeinderat Stefan Großglettner aus Ruhpolding, der sich öffentlich gegen die NSDAP stellte – deswegen mehrfach ins Gefängnis kam, seine Wohnung verlor und am Kriegsende noch eingezogen wurde und in den letzten Kriegstagen tragisch den Tod fand.

Schwestern und Brüder, wer zu seiner Überzeugung steht, muss oft schwere Entscheidungen treffen, muss alles, was ihm sonst wertvoll ist, zurückstellen.

Der Glaube an Jesus Christus kann eine solche Entscheidung sein.
Jünger Jesu zu sein, ist eine Entscheidung, die den Menschen als Ganzes in Anspruch nimmt. Diese Wahl steht nicht auf einer Ebene mit anderen Gütern.
Es geht um alles, wenn man sich für die Jüngerschaft Jesu entscheidet.

Diese Entscheidung muss wohl überlegt sein, wie das Evangelium mit den beiden Beispielen vom Turmbau und vom König und seinem Kriegszug zeigen:

Mit dem Jesus Wort von Nachfolge und mit den beiden Bildworten macht Lukas den vielen, die sich den christlichen Gemeinden anschließen wollen klar:

Wir Christen verlieren jedes Ansehen, wenn wir unsere Jüngerschaft verraten: wenn wir – wie andere – den eigenen Nutzen, Geld und Bequemlichkeit wichtiger erachten;

Wenn wir verschämt mit unserer Überzeugung hinter dem Berg halten, weil wir vielleicht keine Zustimmung finden;

Die sind auch nicht anders als andere – das ist das schlechteste Urteil, das man über uns sagen kann.

Liebe Schwestern und Brüder,
viele Jahrhunderte war es eher ein Mitläufertum, zur Kirche zu gehören und in der Kirche mitzumachen.

Immer mehr wird es eine Frage der persönlichen Entscheidung und Konsequenz: will ich Jesus nachfolgen?

Will ich die Sorge für andere, für das Reich Gottes an die erste Stelle setzen?

Bin ich bereit, mein Familienleben, mein Geld, meine Zeit, meine Reden und Handeln mit aller Kraft darauf auszurichten?

30.06.2019: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Kirche müsste besser für sich werben, um wieder mehr Mitglieder und auch Mitarbeiterinnen zu gewinnen.

Jesus hatte das Problem nicht: Er zog die Menschen an,
sie strömten ihm zu: Was machte ihn so anziehend?
Er heilte (umsonst), er versprach den Himmel; er verurteilte niemanden;

Wir haben uns an ein sehr sanftes Bild von Jesus gewöhnt.

Die kleinen Episoden, die wir gerade gehört haben, zeichnen ein anderes Bild von Jesus: Wenn du mit mir gehst,

  • hast du nichts mehr – nicht mal einen Ort zum Schlafen – von Wegen Ruheplatz am Wasser;
  • Was dir bis jetzt wichtig erschien, deine Werte, deine Verpflichtungen – sie gelten nicht mehr;
  • Die dir bis jetzt Geborgenheit und Sicherheit schenkten, deine Familie und Freunde: ‑ du lässt sie zurück.

Werbewirksam ist das nicht – und doch lassen uns diese drei kleinen Begegnungen in das Herz Jesu schauen,
in sein Denken und Wollen, in sein Wesen –

dabei dürfen wir nicht die vielen anderen Facetten vergessen: Die Freude über das wiedergefundene Schaf, die spontane Zuwendung zu den Menschen; und dass Jesus Gastfreundschaft gerne angenommen hat; zum Beispiel von Maria und Marta und ihrem Bruder Lazarus.

So schroff Jesus in diesen Episoden auch wirkt – auch darin äußert sich seine einmalige und heilvolle Persönlichkeit – er war ja schließlich selbst bereit, bis zum äußersten zu gehen.
Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, wird uns kein Rosengarten versprochen:

  • Jesus nachfolgen – das heißt Pilger sein in dieser Welt:
    Wir leben immer im Bewusstsein, dass das, was wir haben, benützen und genießen vorübergehend ist: Diese Erde ist nicht unsere endgültige Heimat. Jesus nachfolgen heißt: immer bereit sein für einen neuen Aufbruch.
  • Jesus nachfolgen – das heißt, sich ganz auf Jesus fokussieren:
    Jesus drückt es drastisch aus: lass die Toten die Toten begraben.
    Wer Jesus nachfolgt hat ein einziges Ideal, auf das alle anderen Werte ausgerichtet sind: das Reich Gottes: Gerechtigkeit im Teilen, Freiheit von allen Dingen, Barmherzigkeit mit den Armen, Mitleid mit denen, die Not leiden.
  • Jesus nachfolgen ‑ das heißt sich klar entscheiden – ohne nachzugrübeln, ob es anders doch besser wäre. Man kann nicht ein bisschen an Jesus glauben, sondern nur mit dem ganzen Herzen.

Schwestern und Brüder, so war Jesus selbst:

  • er war unterwegs nach Jerusalem und sammelte keine Reichtümer und
    Verdienste.
  • Er tat alles nur für ein Ziel: die Versöhnung der Menschen mit Gott.
  • Dafür hatte er sich entschieden und dieser Entscheidung blieb er treu –
    bis zum letzten Atemzug.

Wir alle, Schwestern und Brüder, jeder in seiner Weise:
Verheiratet, verwitwet oder ledig – arm oder reich – gesund oder krank – alt oder jung
Wir alle werden von Jesus gerufen: keine Reichtümer auf Erden zu sammeln, das Reich Gottes als einziges Ideal zu wählen und dieser Entscheidung treu zu bleiben. Gehen wir noch hinter Jesus her?

Darauf kommt es alleine an – nicht darauf, ob viele oder wenig mit uns gehen;
nicht darauf, ob die Kirche ein gutes oder schlechtes Image hat.

Es kommt darauf an, dass wir Jesus nachfolgen und das Reich Gottes verkünden.