10.03.2019: 1. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
eine seltsame Geschichte haben wir gerade gehört:
Lukas schildert wie Jesus, den er als Sohn Gottes verkündet, vom Teufel versucht wird: Kann man sich das vorstellen?

Es gibt von Haus aus viel zu fragen: Was heißt Versuchung?
Wie ist das mit dem Teufel? Gibt es ihn? Was ist sein Ursprung?
Ich lasse diese Fragen mal beiseite, denn sie wurden ja schon oft besprochen.

Jedenfalls steht diese Versuchungsgeschichte ganz am Anfang der öffentlichen Geschichte Jesu nach der Taufe am Jordan, wo er als Sohn Gottes geoffenbart wird.

Das gibt es eine interessante Parallele: Die Bibel erzählt gleich nach der Erschaffung von Mann und Frau von deren Versuchung:

Gott hatte dem Menschen geboten: „Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben.“

Da kam die Schlange, das Bild des Satans, und sagte: Es ist ganz anders:
Wenn ihr von diesem Baum esst, werdet ihr wie Gott und könnt selbst Gut und Böse erkennen – also bestimmen, was gut und böse ist.

Wir wissen: Adam und Eva aßen von den wunderschönen Früchten des Baumes: In der Folge berichtet die Bibel von Mord und Todschlag unter den Kindern von Adam und Eva, von der Verderbtheit der Menschen, die schließlich zur großen Flut führte, die fast alles Leben auf der Erde vernichtet hätte.

Jesus hingegen hat der Versuchung widerstanden: Er, der Gott gleich war, hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern wurde ein Mensch, in allem uns gleich außer der Sünde. Er blieb seinem Vater gehorsam:
Er lebt durch Gottes Wort, er wirft sich vor Gott nieder und er stellt Gott nicht auf die Probe, als ob er von Gott einen Beweis seiner Göttlichkeit verlangen könnte, um ihn anzuerkennen.

Schwestern und Brüder,
vor wem verneigen wir uns?
Welches Unrecht sind wir bereit zu verüben, um einen Nachteil abzuwehren, um einem Mangel abzuhelfen?
Wie schnell sind wir bereit, Gott all das Unrecht und Leid dieser Welt vorzuwerfen und ihn so für unfähig zu erklären – eben für nicht göttlich.

Das Lukasevangelium zeigt uns Jesus als Retter, der der Versuchung widerstanden hat.

Es geht aber auch um uns selbst:
Er ist unser Vorbild, dass auch wir den Versuchungen widerstehen und statt dessen auf Gott hören und das Gute tun, die Liebe üben und anerkennen, dass wir zuletzt allein Gott verantwortlich sind, dass wir das Gute tun und das Böse lassen.

Dafür ist die österliche Bußzeit da,
dass wir unseren Entschluss erneuern und bekräftigen,
auf Gott zu hören und den Mitmenschen zu lieben:

Denn vor Gott zählt nicht, wie gut ich gegessen habe, wie meine Karriere verlaufen ist, wie angesehen ich war, wie weit meine Urlaubsreisen waren, welche Bequemlichkeiten ich mir leisten konnte:

Vor Gott zählt:
Wem hast du Gutes getan?

01.03.2017: Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
40 Tage und 6 Sonntage liegen vor uns: die österliche Bußzeit!
Von ihrem Ziel her erhalten diese 7 Wochen die Eigenschaft „österlich“ zugesprochen. Wir bemühen uns 46 Tage lang in besonderer Weise, österliche Menschen zu werden. Um das zu erreichen, versuchen wir Buße zu tun.

Christen – also die, die im Herzen glauben, dass Christus von Gott gekommen ist, um uns Frieden zu bringen – sind österliche Menschen.
Wir glauben an die Auferstehung vom Tod zum Leben;
wir glauben an den Sieg des Lebens über den Tod;
Wir Christen freuen uns über diese erlösende Erfahrung und Botschaft und Gewissheit im Glauben.

Genau das werden wir in 7 Wochen feiern und dabei unser Taufver­sprechen erneuern: unser Versprechen als österliche Menschen zu leben.

Was schwächt unseren Glauben?
Was trübt die Freude über die Botschaft des Lebens?

Sicher sind das Einflüsse von außen:
Ärger und Enttäuschung über andere und ihr Verhalten;
Schmerzen, Krankheiten und Misserfolge.

Schwächen wir nicht auch selbst unseren Glauben,
wenn wir kaum Zeit zum Beten finden?

Schwächen wir nicht selbst unseren Glauben,
wenn wir die Hl. Schrift, besonders das Neue Testament nur selten lesen?

Trüben wir nicht selbst die Freude, wenn wir unsere Zufriedenheit davon abhängig machen, was wir erleben, was wir kaufen und genießen können?

Trüben wir nicht selbst die Freude, wenn wir sie von Gesundheit abhängig machen, von Erfolg und von Anerkennung?

Liebe Schwestern und Brüder,
jetzt ist die Zeit der Kurskorrektur, jetzt ist die Zeit unseren Osterglauben neu zu stärken, damit wir ihn am Osterfest umso freudiger und dankbarer feiern können.

Wenn wir spenden für Menschen in Not, damit sie ihrer Armut entkommen und im Kampf Ungerechtigkeit gestärkt werden,  stärken wir unseren eigenen Glauben,
dass Gottes Gerechtigkeit stärker ist als das Unrecht der Menschen.

Wenn wir freiwillig auf etwas zu verzichten, dann werden wir leichter unsere Selbstsucht überwinden und offener für die Hoffnungen und Ängste, Trauer und Freude unserer Mitmenschen.

Wenn wir unser Herz im Gebet öfter und intensiver Gott zuwenden,
stärken wir unseren Glauben, also unser Vertrauen auf Gott.
Unser Glaube ist, dass wir in Gottes Hand geborgen sind, dass er um uns weiß, dass er weiß, was wir brauchen und dass wir erhalten, was gut ist.

Liebe Schwestern und Brüder,
in 7 Wochen werden wir unser Taufversprechen erneuern und die Auferstehung Jesu feiern, das Fest unserer Erlösung.

Im Sport heißt es manchmal, dass sich einer den Hintern zerreißt für den Erfolg seiner Mannschaft. – Verzeihen sie diese etwas grobe Hinführung zu dem, was der Prophet Joel im Auftrag Gottes den Israeliten zuruft:

Zerreißt Eure Herzen!

Wendet alle Kraft eures Herzens auf,
um österliche Menschen zu werden,
Menschen, die das Leben lieben, weil es zu Gott führt,
Menschen, die das Leben teilen, wie Gott es mit uns teilt;
Menschen, die sich freuen, weil sie erlöst sind von der Angst vor dem Tod,
weil Gott gnädig ist und barmherzig:

die Kleinen und Schwachen nimmt er an,
die Hungernden macht er satt,
die Geschlagenen richtet er auf,
mit den Sündern zeigt er Erbarmen
so dass in seinem Reich die Freude aller vollkommen wird.

13. Februar 2013: Wortgottesdienst am Aschermittwoch

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Ich rede lieber von der österlichen Bußzeit als von der Fastenzeit, weil „österliche Bußzeit“ klar und deutlich das Ziel benennt:
Nach 40 Werktagen und 6 Sonntagen werden wir Ostern feiern!

Ostern feiern – das geht nicht so leicht.

An Ostern geht es ums Zentrum unseres Glaubens: dass Jesus von Nazareth sich freiwillig einem ungerechten Todesurteil unterwarf.
Die Evangelien verkünden, dass er diesen Weg aus Liebe und Treue ging: aus Liebe und Treue zu seinem himmlischen Vater wie auch zu den Menschen, die ihm gefolgt waren und denen er Versöhnung, Verständnis und Heilung gebracht hatte.
Doch auch dadurch ist es nicht viel einfacher zu verstehen!

Ostern feiern, das geht nicht so leicht:

An Ostern feiern wir, dass wir eine Zukunft haben, weil Jesus auferstan­den ist. Unsre Zukunft liegt jenseits dieser Welt. Unsere Zukunft ist der, aus dem diese Welt hervorgeht, der sie trägt und hält, der sie liebt – vielleicht sogar weil sie so unvollkommen ist.

Dreimal sagt Jesus:
„Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Damit richtet er den Blick auf diese Zukunft, die uns offen steht.

Wir haben sechs Wochen Zeit, uns darauf einzustellen:
dass wir Ostern feiern – unsere Zukunft bei Gott, dem Ursprung des Weltalls, jenseits dieser Welt, die uns trägt und ernährt.

Diese sechs Wochen haben den Sinn,

dass wir diese Zukunft klarer sehen,

dass wir entschiedener diese Zukunft wollen und anstreben,

dass wir dankbarer genießen,
was uns dabei hilft und unser Vertrauen stärkt,

dass wir uns mehr darüber freuen,
wenn wir Zeichen dieser Zukunft in dieser Welt erleben dürfen;

dass wir überzeugter glauben, dass Gott aus Jesus gesprochen hat;

dass unsere Kraft zu lieben, größer wird.

Dieser anspruchsvollen Herausforderung können wir uns in den nächsten Wochen stellen. Ich bin mir sicher, jede und jeder unter uns könnte entschiedener sein in seiner Lebensgestaltung. Jede und jeder von uns hat noch Möglichkeiten, sich stärker auf diese Zukunft auszurichten, die wir an Ostern feiern werden.

Mit großer Kraft können wir dann an Ostern unser Taufversprechen bekräftigen und allem widersagen, was dem Glauben an Gottes Liebe widerspricht.

Wir können auf die Frage ob wir an Gott, den Schöpfer, den Erlöser, den Beistand glauben und an die Auferstehung der Toten entschiedener antworten: „Ich glaube“.

Das ist das Ziel der österlichen Bußzeit.

Ich selber möchte mich deshalb in diesen 6 Wochen einigen Fragen stellen – und möglicherweise den Konsequenzen in der Lebensgestaltung:

Was ist mir im Leben wichtig?

Was tue ich dafür?

Was hindert mich zu tun, was ich gut finden würde?

Was macht mir Freude?

Was macht mich traurig?

Welche Glaubensfragen  beschäftigen mich zurzeit?

Vielleicht mögen Sie die kommenden sechs Wochen sich auch diese Fragen stellen? Vielleicht sind für Sie ganz andere Fragen bedeutend?

Als Anregung erhalten Sie  jedenfalls bei der Auflegung des Aschenkreuzes einen Zettel mit diesen Fragen für die österliche Bußzeit 2013.