Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Haben sie Sorgen?
Thomas Morus, der englische Reichskanzler und Märtyrer betete:
„Lass nicht zu, Herr, dass ich mir allzu viele Sorgen mache um dieses sich breit machende etwas, das sich ich nennt.“
Ist das denn möglich, sich keine Sorgen um sich selbst zu machen? – so wie Jesus es sagt: „Sorgt euch nicht um Essen und Trinken und um eure Kleidung!“
Wollte jemand behaupten, Jesus von Nazareth würde zur verantwortungs-losen Untätigkeit anstiften? – Der würde Jesus ganz sicher und ich möchte sagen – absichtlich – falsch verstehen. Wer ein Jünger Jesu ist, wird selbstverständlich arbeiten, sein Brot verdienen, der wird selbstverständlich auf seine Gesundheit achten und die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen!
Wer das Wort Jesu richtig verstehen will, muss darauf achten, in welchem Zusammenhang es steht:
Unmittelbar vorher sagt Jesus: „Sammelt euch nicht hier auf der Erde Schätze – denn diese Schätze sind vergänglich.
Sammelt euch viel mehr Schätze im Himmel – Schätze, die nicht verderben, die niemand stehlen kann! Schätze, die euch zu freien und guten Menschen machen.“
Sorgt euch nicht um euch selbst, heißt also in diesem Zusammenhang:
sorgt euch nicht darum, wie ihr Geld und Vermögen ansparen könnt. Bildet euch nicht ein, ihr könntet euer Leben selbst absichern.
Wenn ihr tut, was recht ist, werdet ihr erleben und erfahren, dass Gott für euch sorgt und dass es immer wieder gut wird – weil euer Leben in Gottes Hand geborgen ist.
Der Sorge um sich selbst, dem Haschen nach Reichtum, Macht und Glanz stellt Jesus eine andere Sorge gegenüber:
Sorgt euch zuerst um das Himmelreich und seine Gerechtigkeit!
Die erste Sorge, die wir haben, soll nicht sein:
Wie werde ich reicher?
Wie vermehre ich mein Ansehen?
Wie mache ich es mir möglichst bequem?
Die erste Sorge soll sein?
Wie kann ich Armen helfen?
Was kann ich tun für Gerechtigkeit?
Wie kann ich dazu beitragen, dass Wunden heilen?
…
Dabei geht es nie um alle Armen, nicht um die totale Gerechtigkeit, nicht um alle Krankheiten und seelischen Verwundungen.
es geht um die Gerechtigkeit unter den Menschen, die ich kenne –
es geht um die Armen, die mir begegnen – ob nun persönlich oder durch die Vermittlung einer Hilfsaktion;
es geht um die Verwundungen der Menschen, die ich kenne!
Vorsorge, Gesundheitsfürsorge, Altersvorsorge – das alles gehört mit dazu, um Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Wichtiger als all dies ist aber das Leben aus dem Vertrauen:
Ich muss nicht ängstlich sorgen und mich gegen alles vorsehen und absichern. Ich muss keine Angst haben vor dem, was das Leben mit sich bringt.
Da mein Leben Gottes Geschenk ist und bleibt, darf ich mich ihm anvertrauen. Je mehr ich mich und das, was ich tue, ihm anvertraue, desto mehr darf ich feststellen, dass er für mich sorgt, dass ich finde und empfange, was mir zum Leben dient.