03.09.23: 22. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
Jesus und Petrus, was ist das für eine Männerfreundschaft!

Gerade eben herrscht tiefstes Einverständnis: „Du bist der Messias!“ „Du bist der Fels!“

Im nächsten Augenblick dieses Aufeinanderprallen:
„Das darf nicht geschehen!“ Geh mir aus dem Weg, Du Satan!“

Warum? Weil Petrus unter „Messias“ etwas ganz anderes versteht als Jesus.

Petrus möchte mit seinem Messias Jesus etwas gewinnen: Das ganze Volk soll an Jesus glauben. Der Messias wird die Krankheiten beseitigen, und die Menschen werden nichts Böses mehr tun. Und natürlich werden auch die führenden Schriftgelehrten und Pharisäer und Hohenpriester davon überzeugt sein, dass Jesus der Messias ist. Das bedeutet auch das Ende der Fremdherrschaft durch die Römer!

Diese Art Siegermentalität ist genau das Gegenteil von dem, was Jesus tut und verkündet. Wer in dieser Weise siegen will, kann gar nicht anders, als andere zu opfern: Regeln definieren, wer nicht dazugehört. Sie müssen zum Schweigen gebracht werden, sie müssen sich beugen, schlimmsten­falls werden sie ausgeschlossen oder müssen sogar sterben.

Deshalb kann Jesus gar nicht anders als Petrus anzufahren:
Stell dich mir nicht in den Weg, sondern geh hinter mich!

Dann erklärt Jesus es den Jüngern:
Hinter Jesus gehen heißt: wichtiger als mein Gewinn ist meine Liebe.
Liebe wendet Kraft auf zu Gunsten anderer. Liebe verzichtet und schenkt.
Liebe trägt Schmerzen, Enttäuschung. Und weil es eben bei Jesus so gewesen war drückt es das Ev. so aus: : Wer liebt ist auch bereit, sein Kreuz auf sich zu nehmen.

Dann wiederholt Jesus sein jesuanisches Paradoxon, das darauf hinweist, dass die Genusswelt, die uns tagtäglich angepriesen wird, die Verschwendung, die Bequemlichkeit – eben nicht zum Leben führt, sondern in den Tod.

Liebe Schwestern und Brüder, wir erleben diesen Zwiespalt mehr als deutlich: Wir könnten versuchen, großen Schaden abzuwenden: Missernten, die Zerstörung der Küstenorte, Hungersnöte – allerdings müssten wir dafür einige Nachteile in Kauf nehmen:

Die Industrie niedrigere Gewinnmarschen,
die Milliardäre langsameres Wachstum ihres Reichtums,
die Wohlhabenden auf einige Annehmlich­keiten
und alle müssten zusammenhalten, damit den Armen keine zusätzlichen Opfer abverlangt werden.

Politiker, die so etwas sagen, werden geschmäht. Die Menschen wollen eben doch lieber „ihr Vermögen retten.“

Jesus schließt seine Unterweisung mit dem Hinweis auf das kommende Gericht: Der Menschensohn, Jeus und seine Botschaft, werden bei jedem Menschen offenbar machen, ob er andere geopfert hat für seine Bedürfnisse – oder ob er Kraft und Zeit und Geld geopfert hat, damit andere Liebe erfahren.

„Der Menschensohn wird jedem nach seinen Taten vergelten“ – heißt es: Das hört sich nach Drohung an. An anderer Stelle ist von Finsternis die Rede, vom Heulen und Zähneknirschen.

Die Vergeltung besteht darin, erkennen zu dürfen, wieviel Leben man durch seine Liebe geschenkt hat; wie viel man beigetragen hat, dass Menschen heil wurden; wie man anderen geholfen hat, an das Gute zu glauben und die Hoffnung zu bewahren.

Leben wir einfach so, dass wir uns darauf freuen können.
Was kann uns daran hindern?

30.08.2020: 22. Sontag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Jesus sagt: Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
Wer zuz mir gehören will, nehme sein Kreuz auf sich.

Das klingt nicht besonders einladend. Beim Nachdenken, was das bedeuten könnte, beginne ich mit einem wirklichen Beispiel. Es ist nicht so gemeint, dass man es so machen muss. Es ist nur ein Beispiel:

Eine Frau, gelernte Grundschullehrerin, übernahm nach langer Erziehungspause, als alle vier Kinder über 15 Jahre alt waren, Krankheitsvertretungen in der Grundschule. Obwohl sie über 20 Jahre lang nicht mehr unterrichtet hatte, machte es ihr viel Freude – dazu kam auch noch der Verdienst für diese Tätigkeit.

Einige Jahre ging das so dahin – dann wurde ihr Schwiegervater pflegebedürftig. Die Frau beendete ihren beruflichen Wiedereinstieg und übernahm die Pflege. Das war sehr anstrengend und brachte viel weniger Selbstbestätigung als die Aushilfen in der Schule.

Viele Menschen bringen solche und noch größere Opfer!
Vermutlich hat jeder von uns schon solche Entscheidungen getroffen.

Wir entscheiden uns für einen Weg, der anstrengend ist, weniger Freude macht und keinen Gewinn bringt – Warum?

Es ist genau die Grundhaltung, die Erkenntnis, die das Matthäusevangelium beschreibt:

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert?“ ich deute es so: wenn er dabei sich selbst verliert.

Wer will ich sein?

Möglichst großer Wohlstand? Möglichst viel Einfluss?
Möglichst viel Anerkennung? Möglichst große Bequemlichkeit?

Oder will ich ein Liebender sein? Einer, der anderen beisteht?
Einer der zu seinen Überzeugungen steht?

Das wichtigste, um wirklich zu leben, ist die Liebe zum Ursprung des Lebens, an dem wir Anteil haben – zu Gott – und die Liebe zum Mitmenschen, der am gleichen Leben Anteil hat.

Wir ahnen dieses Geheimnis und handeln auch danach – wenn auch nicht immer konsequent. Doch wir wissen, dass Rücksicht wichtiger ist als sich durchsetzen, dass Hilfsbereitschaft wichtiger ist als Selbstbestimmung.

Ich meine, davon spricht das Evangelium und Jesus hat danach gelebt.

Das ist der Weg des Lebens.
Und er ist besser als der Weg, der viele Opfer bringt:

Opfer der Rücksichtslosigkeit, Opfer der Rechthaberei, Opfer der Gewalt, Kriegsopfer, Verkehrsopfer ….

Wir wollen keine solchen Opfer – lieber wollen wir mithelfen, dass diese Opfer weniger werden.

Vielmehr erzählen Frauen und Männer, die ihre Zeit, ihr Geld, ihre Aufmerksamkeit und Liebe für andere opfern davon, dass sie mehr zurückbekommen als sie geben können.

Das erleben wir in der Nachfolge Jesu.