26.03.2016: Predigt in der Osternacht

Liebe Schwestern und Brüder,
Im Buch Ezechiel hören wir prophetische Worte:

Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.
Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust
und gebe euch ein Herz aus Fleisch.
Ich lege meinen Geist in euch und bewirke,
dass ihr meinen Gesetzen folgt
und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt.
Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gab.
Ihr werdet mein Volk sein und ich werde euer Gott sein.

Liebe Schwestern und Brüder,
das sind Verheißungsworte, Worte voller Hoffnung auf Veränderung,
Dass Friede sein wird und Gerechtigkeit und dass die Völker der Erde erkennen werden, dass Jahwe, der Gott Israels, der Herr ist.

Die Völker werden, so deute ich das, erkennen, dass alle Geschöpfe dieser Erde zusammengehören, weil sie alle durch Gottes Wort ins Leben gerufen wurden, wie es der Schöpfungslobpreis im Buch Genesis so anschaulich besingt.

Wenn die Völker das erkennen, dann hören sie auf, gegeneinander Krieg zu führen. Vielmehr werden sie einander beistehen und miteinander teilen, damit niemand Not leiden muss. Dann haben sie ein Herz nicht mehr aus Stein, sondern aus Fleisch.

Dann verwirklicht der Mensch, was er ist: Der ist Mensch ist Gottes Abbild, in dem Gott sich selbst wieder erkennt. Und Gottes Wesen ist es, sein Leben mit-zu-teilen.
Genau das ist die Glaubenserkenntnis des Schöpfungsliedes: das ganze Universum existiert, weil Gott darin sein Leben mitteilt.

Auch wenn sich in der Bibel viele Sätze und Gedanken finden, die Israel, das Volk Gottes, in Konkurrenz sehen mit anderen Völkern.
Manchmal erscheint ihre Vernichtung in den Schriften der Bibel sogar als Gottes Gebot oder als Gottes rettende Tat.

Doch von Anfang an gibt es auch diesen anderen roten Faden:
Durch Abraham und seine Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.
Die Propheten künden an: Alle Völker der Erde kommen nach Zion, um vom einzigen Gott Weisung zu empfangen.

Dieser rote Faden, dass der einzige Gott allen Menschen aus allen Völkern Heil schenkt führt hin zu Jesus von Nazaret. Er verkündete: Das Reich Gottes ist euch nahe! – nicht nur den Juden, sondern jedem Menschen.

Er sprach von der Großzügigkeit Gottes und von seiner Barmherzigkeit in all den Gleichnissen und in der Zuwendung zu den Kranken und Armen und Niedrigen.

Jesus lehrte die Menschen, Gott als Vater anzusprechen;
Denn wie ein Vater und eine Mutter das Leben ihren Kindern mitteilen. so teilt Gott sein Leben mit uns.
Gott teilt sein Leben mit – also unvergäng­liches, ewiges Leben.

Deshalb verkündete Jesus die Auferstehung und das ewige Leben in Gottes Herrlichkeit. Deshalb feiern wir die Auferstehung Jesu.

Es konnte gar nicht anders sein: die Frauen, die Jünger, sie mussten erkennen: Jesus ist nicht im Grab. Denn das, was wir als Tod erfahren, als Verlöschen des Lebens, ist in Wahrheit der Übergang in das neue Leben in Gottes Herrlichkeit – jedenfalls, wenn wir ernst nehmen und glauben, was Jesus verkündet hat und was sich in der Bibel von Anfang an andeutet und immer deutlicher wird, bis hin zu Jesus und seiner Botschaft von Versöhnung und Frieden.

Gott teilt sein Leben mit – an alles, was es gibt und gab – in allem ist deshalb sein unvergänglicher Geist.

Darum ist Ostern ein Fest der ganzen Menschheit, ein Fest der ganzen Schöpfung. Ostern ist das Fest des Lebens.

Der Osterglaube, der Glaube an Auferstehung und ewiges Leben weckt eine neue Gewissheit und Zuversicht.

Solange die Menschen auch in der Dunkelheit verharren mögen, solange sie auch meinen, sie müssten mit Gewalt und Krieg einander etwas wegnehmen.  Es mag sein, dass die Menschen nicht aufhören einander auszunützen und zu übervorteilen.

In all dem drückt sich aus, dass sie noch nicht erkannt haben, wer Gott wirklich ist: Der, der sein Leben mitteilt für die Ewigkeit.

Doch weil Gott sein Leben mitteilt und weil dies sein Wesen ist, ist die Zukunft des Alls nicht sein Untergang und die Zukunft jedes einzelnen von uns Menschen ist nicht der Tod, sondern das Leben in Gottes Licht und Herrlichkeit.

Deshalb dürfen wir heute Nacht jubeln und singen:
Halleluja, Jesus lebt und mit ihm auch du und ich. Halleluja.
Lasst uns Jesu Werk weiterführen, lasst uns Versöhnung bringen und Frieden. Amen.

30. März 2013: Feier der Osternacht

S1

Hier geht es zu den liturgischen Texten:
Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Heute darf ich noch zweimal mit dem Taufwasser spritzen:

nach der Erneuerung des Taufversprechens
und bei der Segnung der Speisen.

Wir Priester werden immer wieder verdächtigt, dass wir Spaß daran haben, den einen oder die andere besonders intensiv anzuspritzen.
Man hätte es gerne, wenn wir Pfarrer so ein klein wenig boshaft wären – das würde uns so menschlich machen.

Ist es menschlich, boshaft zu sein?
Ist es menschlich, den anderen mit Fleiß zu ärgern?
Ist es menschlich, gegeneinander zu arbeiten, anderen das Leben zu vermiesen – vieles würde noch in diese Reihe passen!

Es ist insofern menschlich, als Menschen das tun.

Aber es ist doch viel menschlicher, mit dem anderen Brot zu teilen,
dem anderen zu helfen, ihm Mut zu machen und dem anderen Gutes zu tun?

Was ist menschlich? Ein Herz aus Stein oder ein Herz aus Fleisch – mit den Worten des Propheten Ezechiel gesprochen!

Warum sind wir hartherzig?
Weil wir uns ärgern, weil wir genug haben, weil wir an uns denken, an unseren Vorteil, …
Ansehen, Geld, Karriere, Stolz – brauchen wir nur (!) in dieser Welt.
Dafür machen wir unser Herz hart. Wenn wir hartherzig sind, handeln wir, als ob wir nicht an das Leben in Gott und bei Gott glauben würden.

Ezechiel spricht als Prophet und verkündet Gottes Wort: Ich lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz aus Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz aus Fleisch. Dann werdet ihr mein Volk sein und ich werde euer Gott sein.

Gott gibt uns ein Herz aus Fleisch! Gott macht uns menschlich!
Der Glaube an Gott, in den hinein unser Leben mündet, dieser Glaube weckt in uns die wirklich und wahrhaftig menschlichen Regungen:

Wenn wir füreinander einstehen, wenn wir einander vergeben,
wenn wir das Brot teilen, wenn wir Schuld eingestehen,
wenn wir Verständnis haben für die Not des anderen …

dann handeln wir aus der Überzeugung, dass es wichtigeres gibt, als den kurzfristigen Erfolg;
dann merkt man, dass wir an die Zukunft des Lebens glauben.

Denn Barmherzigkeit, Frieden und Versöhnung, Gerechtigkeit, Liebe und Wahrheit – diese Werte sind wertvoll in dieser vergänglichen Welt;
sie sind der Nährboden für die Zukunft des Lebens und der Welt
und Sie bleiben auch im zukünftigen Leben, das wir von Gott erwarten.

Schwestern und Brüder, wir feiern Ostern, weil das Leben den Tod besiegt.
die Liebe den Hass, die Wahrheit die Lüge, die Hoffnung die Angst.

Freuen sie sich auf die paar Tropfen des frischen Taufwassers:
Es ist das Wasser des Lebens,
es ist das Wasser, das unseren Geist von der Bosheit reinigt,
es ist das Wasser, das unser Herz von der Angst befreit,
es ist das Wasser, das Hoffnung, Vertrauen und Liebe nährt.

Wer mit dem Wasser der Taufe in Berührung kommt,
wer Jesu Botschaft hört und ihm glaubt,
der empfängt von ihm ein neues Herz,
ein Herz aus Fleisch, ein wahrhaftig menschliches Herz.