19. April 2014: Predigt in der Osternacht

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Wir sind zu früh d’ran! – Manche haben schon mal nachgezählt, wie das mit der Auferstehung am dritten Tag ist: Den Freitag kann man ja als ersten Tag rechnen – auch wenn es da schon Abend war, als Jesus starb. Der Samstag ist aber höchstens der zweite Tag.  Wir sind zu früh dran.

Aus voller Kehle singe ich jedes Jahr das Osterlied: Der Heiland erstand. Der Text des Liedes orientiert sich offensichtlich am Matthäusevangelium:

1. Der Heiland erstand, die Nacht ist verschwunden, der Tod überwunden: aus ewiger Quelle fließt Leben und Licht, und Mächte der Hölle erschrecken uns nicht.

Noch bevor irgendjemand etwas mitbekam, ist Jesus erstanden
– vielleicht sind wir also doch nicht zu früh dran.

Aus ewiger Quelle fließt Leben und Licht! Das ist Zuversicht pur: Dass die Quelle des Lichts und des Lebens niemals versiegen wird.

Wenn es so ist, dann brauchen wir nichts zu fürchten: Keine Grausamkeit, kein Hass kann diese Quelle jemals zum versiegen bringen.

2. Der Morgen erwacht zu himmlischer Pracht, die Felsen erkrachen, es stürzen die Wachen, und Jesus erstehet vom Grabe empor und herrlicher gehet er siegreich hervor.

Die Felsen erkrachen! Es stürzen die Wachen! Man hört es förmlich krachen, wenn man dieses Lied singt und ich freue mich jetzt schon darauf. Aber aufgepasst: nicht der Auferstandene löst das Erdbeben aus. Erbraucht auch das Erdbeben nicht, um auferstehen zu können – vielmehr bebt die Erde, weil ein Engel vom Himmel herabkam.

Er war stark genug, um den Stein vom Grab weg zu wälzen!
Die Wächter fielen wir tot zu Boden – so geblendet waren sie vom himmlischen Licht, das er ausstrahlte!

Nur ein gewaltiger Engel kann die Frauen aus ihrer Trauer heraus reißen.
Denn wie ein schwerer Stein hat sich die Trauer auf ihre Seele gelegt.

Jesus erstehet vom Grab empor  und herrlicher gehet er siegreich hervor.
Schon in seinem Leben mit den Jüngern leuchtete in Jesus die Herrlichkeit des Himmels auf: in seinen Worten und in seinen Taten.

Nun aber hat er Anteil an der Herrlichkeit Gottes. Nichts in dieser Welt gleicht ihm, der Quelle und dem Ursprung des Lebens.

Schwestern und Brüder,
wer fragt, warum dieses Erdbeben nicht ganz Jerusalem zum Glauben brachte, und ob es überhaupt ein Erdbeben gegeben habe und wem es zu phantastisch ist, dass ein Engel den Stein vom Grab wegwälzte ‑ hat das Wesentliche dieser Verkündigung nicht erfasst:

Nur die Frauen, die nach dem Grab sehen wollten, konnten den Engel sehen! – Das Erdbeben war begrenzt auf die paar Quadratmeter um das Grab herum, nachdem die Frauen sehen wollten

Nur wer an Jesu Botschaft glaubt, dass Gott keinen Menschen vergisst, dass kein Mensch für Gott tot ist, dass Gott die Liebe ist und nicht der Richter oder gar der Scharfrichter der Menschheit – nur wer an Jesus glaubt, kann erfassen, dass der Tod ihn nicht halten kann, sondern dass er im Tod zum Vater heimgekehrt ist.

3. Ihm töne Gesang, voll Preis und voll Dank, verherrlicht, verkläret, als göttlich bewähret lebt Jesus nun wieder, der Heiland der Welt, uns hat er als Brüder und Erben bestellt.

Ihm töne Gesang – voll Preis und voll Dank! An dieser Stelle will ich das Geheimnis lüften, was in dem Tuch verborgen ist – so wie ich es am Gründonnerstag angekündigt habe:

In dem Tuch ist unser neues Gotteslob – Es ist unser neues Werkzeug, wenn wir Gottesdienst feiern: wenn wir Gott preisen und danken, der Jesus mit seinem Geist erfüllt hat und ihn auferweckt hat. Beim Frühlingsfest am 4. Mai werden wir es das erste Mal benützen.
Das Buch soll uns zu dem helfen, was es in seinem Namen trägt:
Gottes Lob zu singen, dass es klingt wie – ja eben wir echtes Gotteslob, weil Jesus erstanden ist und mit uns sein Erbe teilt:– die Herrlichkeit des himmlischen Vaters.