02.04.2023: Palmsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Auf ein kleines Detail lenke ich ihren Blick.

In der Verhandlung vor Kajaphas, dem Hohepriester,
als sich keine zwei Zeugen finden, die das gleiche gegen Jesus aussagen,
drohte der Prozess gegen Jesus schon zu scheitern.

Eine Verurteilung wäre – nach jüdischem Recht – nicht möglich.

Deshalb unterbricht Kajaphas – so wie es das Ev. darstellt –
und befragt Jesus direkt. Er beschwört ihn und fragt:

Ich beschwöre dich beim lebendigen Gott:
„Bist Du der Christus, der Sohn Gottes?“

Jesus antwortet: Du hast es gesagt.

Und noch bevor der Hohepriester Jesus für diese „Gotteslästerung“ verurteilt, fügt aber Jesus hinzu:

„Ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“

Das Evangelium verkündet so den Glauben:

Jesus ist der Weltenrichter – auch über Kajaphas und den Hohen Rat.

Der nun aber – das wissen wir aus dem ganzen Evangelium – ist kein Richter, der Freude daran hat, Höllenstrafen zu verkünden.

Sein Gericht ist ein anderes.

Sein Gericht ist der Zuspruch der Gnade, des Lebens, des Heils.

Durch sein Gericht wird offenbar, was „Recht“ ist:

Recht ist es, Hungernde zu speisen, und Gefangene zu befreien.

Unrecht hingegen ist, vom Elend der Menschen ungerührt zu bleiben und Hilfe zu verweigern.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus sitzt zur rechten der Macht, der König des Friedens. Wir wollen so leben, dass wir uns auf sein Gericht der Gnade freuen können, wenn offenbar wird, dass wir recht getan haben.

10.04.2022: Palmsonntag

Einführung zur Prozession: Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Kinder!
ich bin sehr froh: Wir beginnen die Feier der Heiligen Woche und ich freue mich darauf. Der Sonntag vor Ostern ist dem Leiden und Sterben Jesu gewidmet. Jesus geht nach Jerusalem, weil sich dort sein Schicksal erfüllen wird. Er wird in Jerusalem zunächst wie ein Volksheld empfangen und König genannt.
Das ist der Anfang seines Leidensweges in Jerusalem.

In den Tagen danach lehrt Jesus im Tempel. Die führenden Männer ärgerten sich immer mehr über ihn. Jesus brachte sie immer mehr gegen sich auf – ohne dass er aber einen eindeutigen Grund lieferte, um ihm etwas anhaben zu können.

Deshalb beginnen wir am Palmsonntag die Messe vom Leiden des Herrn ebenfalls mit der Erinnerung an seinen Einzug in die Stadt Jerusalem. Heute ziehen wir mit ihm in seine Stadt – nach Jerusalem. Und wie die Jünger damals haben wir Zweige in den Händen und empfangen ihn mit Jubel und Lobliedern auf Gott.

Ansprache nach dem Evangelium vom Einzug:
Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! Rufen die Jünger als Jesus in die Stadt reitet – auf dem als königlich geltenden Reittier, nämlich einem Eselsfohlen.

Jesus erfüllt Gottes Wille. Er steht für Gott ein: kompromisslos. Er entlarvt, die Mächtigen, die sich als Anwälte des Guten darstellen und in Wirklichkeit nur ihren Vorteil im Blick haben.

Im Himmel Gottes ist Friede, weil Jesus wahrhaftig Gott ehrt.
Im Himmel ist Friede, weil Jesus die Kleinen und Verachteten sammelt:
Der armen Witwe, den Kranken, auch denen, die als Sünder abgestempelt werden – ihnen zuerst und vor allem zeigt Jesus, dass sie wertvolle und wichtige und von Gott geliebte Menschen sind.

Im Himmel ist Friede, wenn Gottes Wille geschieht und die Menschen das Brot teilen, sich gegenseitig Schuld vergeben und der Versuchung durch das Böse widerstehen.

Jesus hat uns eingesammelt: uns bedürftige Menschen, denen es an Liebe fehlt, die Angst haben und Sorgen. Er sieht unsere Sehnsucht nach Frieden und nach dem Heil. Wir sind seine Jünger und begleiten ihn auf seinem Weg – bis hin zu seiner Erhöhung am Kreuz.

Ansprache nach der Leidensgeschichte:
„Betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet“ – so mahnt Jesus seine Jünger.

Was meint Jesus eigentlich mit „Versuchung?“

Auf die Jünger Jesu bezogen: Sie könnten wohl versucht sein, nicht mehr zu glauben, was Jesus verkündete und lebte:
Dass Gott die Menschen liebt – auch wenn sie nicht vollkommen sind: weder im gut sein, noch in der Kraft, noch in der Liebe, noch im gesund sein.

Sünde, Krankheit, Bedürftigkeit, das Sterben – gehören zum Menschsein!

Auf eines aber dürfen sie sich verlassen: Gottes Kraft und Liebe und Energie ist in uns Menschen –
und nichts kann uns davon trennen.

Beten wir und vergessen wir nicht zu beten, werden wir nicht müde zu beten, damit wir nicht in Versuchung geraten, zu vergessen, dass Gottes Kraft und Leben und Geist in uns und in jedem Menschen ist.

25.03.2018: Palmsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

der arme Petrus – er musste bitterlich weinen – über sich und seine Feigheit mit der er verleugnete, Jesus, seinen Meister und Herrn zu kennen.

Er war weit davon entfernt, sich für Jesus und seine Sache in Gefahr zu bringen. Lieber Jesus verleugnen als mit ihm und wegen ihm angeklagt zu werden.

Er weinte – aus Scham oder aus Reue – oder weil er merkte, wie ängstlich und schwach er war. Er konnte nicht anders.

Wir wollen nicht über ihn urteilen. Es war ja wirklich eine fürchterliche Zwangslage: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ hatte Petrus zu Jesus gesagt. Er hat alles liegen und stehen lassen, um ihm zu folgen.
Trotz aller Angst wagte er sich in den Hof des Hohenpriesters und hoffte unerkannt zu bleiben. Doch eine hatte sich sein Gesicht gemerkt und sprach ihn an. Da war die Angst zu groß, um zu sagen:
„Ja, ich gehöre zu ihm!“

Schwestern und Brüder,
später hatte Petrus mehr Mut. 50 Tage nach dem Ostertag hielt er eine flammende Rede in Jerusalem – offenbar hatte er alle Angst überwunden. Schließlich starb er – der Überlieferung nach – in Rom als Bekenner des Glaubens.

Jemand verleugnen, sich verleugnen lassen, etwas leugnen – das ist uns nicht so unbekannt. Heute tun sich viele – auch Kirchgänger ‑ schwer damit, vor anderen zu sagen: „Ich glaube an Jesus und die Auferstehung.“ „Ich gehöre zur Kirche. Ich bete. Ich gehe zur Kommunion“.

Es ist einem peinlich. Man fürchtet die Blicke, man fürchtet als rückständig, altmodisch, verzopft dazustehen und Ansehen zu verlieren.

Die Geschichte des Petrus lässt uns barmherzig sein – auch mit unserer Ängstlichkeit. Zugleich aber zeigt sie uns:
Angst haben ist das eine – die Angst überwinden und Zeugnis geben, das kommt danach. Das ist ein Beispiel für uns!

09.04.2017: Palmsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Pilatus – der zufällig zu dieser Zeit römischer Statthalter war, hat es bis in das Glaubensbekenntnis geschafft.

Dass sein Name erwähnt wird ist wichtig, weil damit klar ist:
Jesus Christus gehört zur Geschichte der Welt. In einer bestimmten Stunde fällte ein hoher römischer Beamter das Todesurteil über ihn.

Halbherzig – gedrängt – gab er nach und wusch sich seine Hände in Unschuld.

Wir verstecken uns nicht selten hinter sachlichen Begründungen, wenn wir unsere Zustimmung geben oder eine Bitte ablehnen –
obwohl wir spüren, wie fragwürdig unsere Entscheidung ist.

  • Es ging nicht anders. Ich wollte den anderen nicht verärgern.
  • Die Umstände haben das verlangt.
  • Ich war gerade in einer Zwangssituation.

Solche Erklärungen geben wir dann ab, damit wir uns rechtfertigen.

Bis heute werden Menschen diesen scheinbaren Zwängen geopfert.
Nicht immer geht es um das Leben – oft geht es nur um kleine Ungerechtigkeiten, Bevorzugungen, Benachteiligungen.

Aber es geht vor allem darum:
Dass wir unserem Gewissen folgen müssten.

Das wir nicht opportun entscheiden, sondern aus Überzeugung.

Jesus hat sich nicht opportun verhalten, er hat sich nicht einfach den Gegebenheiten angepasst. Er stand zu sich, zu seiner Überzeugung, zu den Menschen, die auf ihn bauten und am allermeisten zu seinem himmlischen Vater, den er liebte und für den er alles tun wollte, um seine Liebe bekannt zu machen.

Der Blick auf Pilatus lehrt uns, dass wir uns nicht hinter Zwängen verstecken, sondern besser zu unserer Überzeugung stehen und unserem Gewissen folgen, wenn wir Urteile fällen und Entscheidungen treffen.

24. März 2013: Palmsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

 

Zum Evangelium vom Einzug Jesu nach Jerusalem:

Endlich kommt Jesus nach Jerusalem:
Er, der die Armen seliggepriesen hat,
er, der die Reichen zum Teilen aufgefordert hat,
er, der immer von seinem himmlischen Vater sprach,
der in Jerusalem im Tempel verehrt wurde.

Er wird gebührend empfangen:

Mich erinnert das ein wenig an die Geburtsgeschichte:

Da sangen die Engel:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.
Jetzt rufen die Menschen: Hosanna dem Sohne Davids.

Stimmen wir ein in den Freudengesang Israles.
Singen wir Freundenlieder, weil unser König und Erlöser,
unser Retter und Befreier ist da.Unsere Erlösung ist nahe!

Nach der Lesung der Leidensgeschichte nach Lukas

Freudig haben wir mit der Palmprozession begonnen –
Jetzt aber wurde uns die Leidensgeschichte Jesu zugemutet – bis hin zu seinem Begräbnis.
Die Freude schlägt um – in Anteilnahme, Betroffenheit, Entsetzen.

Mit den Kommunionkindern habe ich zweimal den Kreuzweg gebetet: Die Station: „Jesus wird ans Kreuz geschlagen“ ist schier unerträglich wegen der Grausamkeit dieser Folter, die Jesus ertragen musste.

Warum halten wir uns dieses schreckliche Geschehen vor Augen?
Warum betrachten wir das Leiden Jesu.

Wir tun es aus der Perspektive von Ostern – auch jetzt, in der Woche der Trauer. Nur aus dieser Perspektive ist es erträglich.

Denn aus österlicher Sicht können wir staunen darüber, dass Jesus bereit war, dies alles zu ertragen, ohne davon zu laufen und sich zu verstecken.
Aus österlicher Sicht, können wir die Liebe und Treue Jesu erkennen –
zum Vater den er verkündet hat
und zu den Menschen, denen er den Vater verkündet hat.

Zugleich gibt uns die Betrachtung des Leidens Jesu die Kraft, dass wir uns dem Gebet Jesu anschließen:
„Vater, verschone mich, wenn es möglich ist, von diesem Leid.
Aber nicht mein Wille soll geschehen – an mir und durch mich – sondern der Deine!“

Jesus zeigt uns: auch durch das Leid hindurch führt uns der Weg in die österliche Herrlichkeit.