15.09.24: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Im Himmel gibt es keine Schmerzen, keinen Streit. Niemand wird mehr Unrecht tun, das Lamm muss den Wolf nicht mehr fürchten. Hunger und Durst, Einsamkeit und Traurigkeit sind aus dem Gedächtnis entschwunden.

Im Himmel! Wir leben auf der Erde. Hier haben wir die Chance und die Aufgabe, gemäß unserem Glauben an den Himmel, der kommt, zu handeln.

Schmerzen, Enttäuschungen und das viele Leid, das Menschen ertragen stellen unseren Glauben auf die Probe.

Deshalb rufen wir:

Tagesgebet
Gott, du bist der Schöpfer
   des ganzen Weltalls.
Schau liebevoll auf uns,
   deine Töchter und Söhne.
Gib, dass wir deinem Reich der Liebe dienen
und die Kraft deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Ich möchte zusammen mit ihnen überlegen: Wer ist Jesus für mich? Was halte ich von ihm? Was habe ich von ihm verstanden?

In der Szene, haben wir gerade zwei gegensätzliche Antworten gehört:
Die Antwort, die der Evangelist uns nahe legen will – das ist das, was Jesus selbst sagt – und die Antwort, die Petrus gibt – als Sprecher der von Jesus berufenen „Apostel“ – die aber zu diesem Zeitpunkt noch Lehrlinge sind und erst anfangen, Jesus zu verstehen:

Petrus sagt: Du bist Christus! Das ist griechisch. In der Sprache des Petrus und seines Meisters: Du bist der Messias!

Petrus traut Jesus zu, dass Jesus der ersehnte Messias ist und die Gottes­herrschaft aufrichtet, dass er sein Volk befreit und dass durch ihn die Verheißung wahr wird: Die Völker werden von der ganzen Erde kommen, um vom Gott Israels Weisung zu empfangen und in Frieden zu leben.

Liebe Schwestern und Brüder, Petrus denkt und spricht wie viele Jünger Jesu – nicht nur damals – auch heute:
Die Päpste und ihre Kardinäle wollten als Stellvertreter Gottes die Herrschaft über alle Mächte haben.
Sie ließen prachtvolle Kirchen errichten wie den Lateran und den Peters­dom – die tollsten Kunstwerke ließen sie erschaffen, wie den Trevi Brunnen in Rom. Wie Petrus wollten sie der Herrschaft Christi zum Durchbruch verhelfen.

Wie Petrus wünschen sich viele eine bessere Welt und beklagen den Zustand der heutigen Welt. Sie geraten in Zweifel und sagen: „Wie kann Gott das zulassen?“ – Gott sollte das Elend beendigen!

Der Evangelist etwas anders als Botschaft Jesu, des Christus: Christus ist und wird dadurch zum Christus, dass er erleidet, was Jesaja als Sprachrohr Gottes, als Prophet, vom Menschensohn gesagt hat: Er wird verworfen und getötet – aber er wird auferstehen, zum Leben in Gottes Herrlichkeit.

Das Evangelium wird ganz persönlich: Wer Jesus nachfolgen will, wer an ihn und die Auferstehung glaubt, wer wirklich an den Frieden Gottes glaubt, der gehe den gleichen Weg: er nehme sein Kreuz auf sich.

Jesus beruft nicht zu einem Leben im seelischen Wattebausch und im
körperlichen Wellness Hotel – obwohl er beides ebenfalls genossen hat – man denke nur an die Salbung seiner Füße in Betanien.

Jesus beruft dazu, das Leben anzunehmen, die leichten und die schweren Tage, Gesundheit und Krankheit, Erfolg und Verfolgung, Ehrungen und Kränkungen – und dabei den Glauben an die Liebe zu bewahren.
Das meint das „hinter mich“ – das er zu Petrus sagte, der ihn versuchte, von diesem Weg abzubringen und so als Verwirrer, als Satan redete.

Eine kurze Geschichte hat mir selbst gefühlsmäßig nahegebracht, dass das Heil nicht darin liegt, es möglichst bequem und leicht zu haben:

Das passende Kreuz Ein Mensch beklagte sich über das Kreuz, das er in seinem Leben zu tragen habe. Viel zu schwer sei es, viel zu groß, für ihn nicht zu ertragen. Gott erbarmte sich und führte ihn in einen Raum, in dem alle möglichen Kreuze aufgestellt waren. Er sagte zu dem Menschen:

„Wähle dir ein Kreuz aus!“ Der machte sich auf die Suche. Er sah ein Kreuz mit ganz dünnen Balken, allerdings war es sehr lang und groß. Ein kleines lag davor – kaum halb so groß, aber dieses war so schwer wie Blei. Ein anderes gefiel ihm da schon eher. Er legte es sich probeweise auf die Schulter, aber es hatte gerade dort, wo es auf der Schulter auflag, eine Spitze, die sich tief ins Fleisch bohrte. Er sah sich weiter um, aber jedes Kreuz hatte einen anderen Nachteil. So fand er nichts Passendes, bis ihm schließlich ein Kreuz auffiel, das er bisher übersehen hatte. Er nahm es, und es war wie für ihn geschaffen. Dieses Kreuz wählte er. Und Gott sprach zu ihm: „Das ist das Kreuz, das du bisher getragen hast.“

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, wir denken an all die Kreuze, die Menschen tragen und beten im Geist Jesu zu dir:
Gott des Lebens und der Liebe  L/A: Erfülle Sie mit deiner Kraft.

  • Wir beten für die Menschen, denen Gliedmaßen fehlen und die schwere Verletzungen erlitten haben. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die in der Schule oder in der Arbeit gedemütigt und benachteiligt werden. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die ihre Kräfte in der Pflege ihrer Angehörigen verzehren. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die viel Geduld für ihre Angehörigen aufbringen müssen. Gott des Lebens und der Liebe
  • Wir beten für die Menschen, die sich schwertun, sich selbst anzunehmen. Gott des Lebens und der Liebe

Lektor/in: Vater im Himmel, Jesus hat sein Kreuz getragen und dir sein Leben anvertraut. Mit ihm nimm alle Menschen, die ihr schweres Kreuz tragen auf in dein Licht und deine Herrlichkeit.

03.09.23: 22. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
Jesus und Petrus, was ist das für eine Männerfreundschaft!

Gerade eben herrscht tiefstes Einverständnis: „Du bist der Messias!“ „Du bist der Fels!“

Im nächsten Augenblick dieses Aufeinanderprallen:
„Das darf nicht geschehen!“ Geh mir aus dem Weg, Du Satan!“

Warum? Weil Petrus unter „Messias“ etwas ganz anderes versteht als Jesus.

Petrus möchte mit seinem Messias Jesus etwas gewinnen: Das ganze Volk soll an Jesus glauben. Der Messias wird die Krankheiten beseitigen, und die Menschen werden nichts Böses mehr tun. Und natürlich werden auch die führenden Schriftgelehrten und Pharisäer und Hohenpriester davon überzeugt sein, dass Jesus der Messias ist. Das bedeutet auch das Ende der Fremdherrschaft durch die Römer!

Diese Art Siegermentalität ist genau das Gegenteil von dem, was Jesus tut und verkündet. Wer in dieser Weise siegen will, kann gar nicht anders, als andere zu opfern: Regeln definieren, wer nicht dazugehört. Sie müssen zum Schweigen gebracht werden, sie müssen sich beugen, schlimmsten­falls werden sie ausgeschlossen oder müssen sogar sterben.

Deshalb kann Jesus gar nicht anders als Petrus anzufahren:
Stell dich mir nicht in den Weg, sondern geh hinter mich!

Dann erklärt Jesus es den Jüngern:
Hinter Jesus gehen heißt: wichtiger als mein Gewinn ist meine Liebe.
Liebe wendet Kraft auf zu Gunsten anderer. Liebe verzichtet und schenkt.
Liebe trägt Schmerzen, Enttäuschung. Und weil es eben bei Jesus so gewesen war drückt es das Ev. so aus: : Wer liebt ist auch bereit, sein Kreuz auf sich zu nehmen.

Dann wiederholt Jesus sein jesuanisches Paradoxon, das darauf hinweist, dass die Genusswelt, die uns tagtäglich angepriesen wird, die Verschwendung, die Bequemlichkeit – eben nicht zum Leben führt, sondern in den Tod.

Liebe Schwestern und Brüder, wir erleben diesen Zwiespalt mehr als deutlich: Wir könnten versuchen, großen Schaden abzuwenden: Missernten, die Zerstörung der Küstenorte, Hungersnöte – allerdings müssten wir dafür einige Nachteile in Kauf nehmen:

Die Industrie niedrigere Gewinnmarschen,
die Milliardäre langsameres Wachstum ihres Reichtums,
die Wohlhabenden auf einige Annehmlich­keiten
und alle müssten zusammenhalten, damit den Armen keine zusätzlichen Opfer abverlangt werden.

Politiker, die so etwas sagen, werden geschmäht. Die Menschen wollen eben doch lieber „ihr Vermögen retten.“

Jesus schließt seine Unterweisung mit dem Hinweis auf das kommende Gericht: Der Menschensohn, Jeus und seine Botschaft, werden bei jedem Menschen offenbar machen, ob er andere geopfert hat für seine Bedürfnisse – oder ob er Kraft und Zeit und Geld geopfert hat, damit andere Liebe erfahren.

„Der Menschensohn wird jedem nach seinen Taten vergelten“ – heißt es: Das hört sich nach Drohung an. An anderer Stelle ist von Finsternis die Rede, vom Heulen und Zähneknirschen.

Die Vergeltung besteht darin, erkennen zu dürfen, wieviel Leben man durch seine Liebe geschenkt hat; wie viel man beigetragen hat, dass Menschen heil wurden; wie man anderen geholfen hat, an das Gute zu glauben und die Hoffnung zu bewahren.

Leben wir einfach so, dass wir uns darauf freuen können.
Was kann uns daran hindern?

25.03.2018: Palmsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

der arme Petrus – er musste bitterlich weinen – über sich und seine Feigheit mit der er verleugnete, Jesus, seinen Meister und Herrn zu kennen.

Er war weit davon entfernt, sich für Jesus und seine Sache in Gefahr zu bringen. Lieber Jesus verleugnen als mit ihm und wegen ihm angeklagt zu werden.

Er weinte – aus Scham oder aus Reue – oder weil er merkte, wie ängstlich und schwach er war. Er konnte nicht anders.

Wir wollen nicht über ihn urteilen. Es war ja wirklich eine fürchterliche Zwangslage: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ hatte Petrus zu Jesus gesagt. Er hat alles liegen und stehen lassen, um ihm zu folgen.
Trotz aller Angst wagte er sich in den Hof des Hohenpriesters und hoffte unerkannt zu bleiben. Doch eine hatte sich sein Gesicht gemerkt und sprach ihn an. Da war die Angst zu groß, um zu sagen:
„Ja, ich gehöre zu ihm!“

Schwestern und Brüder,
später hatte Petrus mehr Mut. 50 Tage nach dem Ostertag hielt er eine flammende Rede in Jerusalem – offenbar hatte er alle Angst überwunden. Schließlich starb er – der Überlieferung nach – in Rom als Bekenner des Glaubens.

Jemand verleugnen, sich verleugnen lassen, etwas leugnen – das ist uns nicht so unbekannt. Heute tun sich viele – auch Kirchgänger ‑ schwer damit, vor anderen zu sagen: „Ich glaube an Jesus und die Auferstehung.“ „Ich gehöre zur Kirche. Ich bete. Ich gehe zur Kommunion“.

Es ist einem peinlich. Man fürchtet die Blicke, man fürchtet als rückständig, altmodisch, verzopft dazustehen und Ansehen zu verlieren.

Die Geschichte des Petrus lässt uns barmherzig sein – auch mit unserer Ängstlichkeit. Zugleich aber zeigt sie uns:
Angst haben ist das eine – die Angst überwinden und Zeugnis geben, das kommt danach. Das ist ein Beispiel für uns!

10. Mai 2015: 6. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder,
bei den Ereignissen in Cäsarea gerät ja alles durcheinander:
Petrus geht in das Haus eines Heiden – und es ist eine Heide, auch wenn der zu JHWE, dem Gott der Juden betet und an ihn glaubt.

Petrus verkündigt die Botschaft von Jesus, in dem Gottes Geist und Kraft wirksam war – und da kam der Heilige Geist auf die Leute herab und sie waren verzückt von der Botschaft der Auferstehung und des ewigen Lebens – Sie empfingen den Heiligen Geist, ohne getauft zu sein.

Petrus beeilte sich aber dann und ordnete an, dass diese Leute sogleich getauft werden.

So aber hat auch Petrus die Brücke zu den Völkern geschlagen:
Durch Gottes Wirken ist ihm klar geworden: Jesus ist nicht nur der Retter, der Messias für Israel und die Juden. Jesus lebte, um allen Menschen das Heil zu bringen, den Frieden mit Gott und den Frieden untereinander.

Welch ein Glück, dass die Apostel und die urchristliche Gemeinde dies eingesehen haben: so kam das Evangelium letztendlich zu uns – die frohe Botschaft, die froh machende Botschaft.

Unser Glaube ist wirklich einmalig in der Welt: Welche andere Religion lehrt: Gott ist die Liebe! Gott hat seine Liebe zu uns geoffenbart in Jesus Christus. Er lebte unter uns und er gab uns das Gebot der Liebe, damit unsere Freude vollkommen wird! Er, den Gott gesandt hat, nennt uns Freunde – nicht Knechte!

Liebe Schwestern und Brüder, wir dürfen uns als Freunde Gottes fühlen – kann es größeres geben?

Gott ist die Liebe! Lassen sie uns diesen Satz betrachten:

Wenn Menschen lieben, empfinden sie große Zuneigung zum anderen;
wer liebt, ist bereit, für den anderen durchs Feuer zu gehen;
Liebe lässt neues Leben entstehen:
Wer liebt tut dem anderen gutes und gönnt ihm alles;
Wer liebt verzeiht den anderen – was immer es auch sei!
Wer liebt, sucht die Nähe des anderen und freut sich, wenn es dem anderen gut geht.

Das alles erfahren wir in der menschlichen Liebe.
An all das denken wir, wenn wir bekennen: „Gott ist die Liebe!“

Dieses Bekenntnis, diese Entdeckung des Glaubens,
diese Erleuchtung wird uns zuteil durch Jesus Christus, der uns zuruft:
„Bleibt in meiner Liebe!“

Gott ist die Liebe ist – der Hass, die Feindschaft sind nicht Gott.

Der Hass wünscht dem anderen Böses und will dem anderen Böses tun.
Wer hasst, gönnt dem anderen nichts Gutes und wird dem anderen zum Feind. Er freut sich, wenn es dem anderen schlecht geht und würde alles Mögliche tun, um dem anderen Schaden zuzufügen.

Da Gott aber die Liebe ist, setzen wir selbst ganz und gar auf die Liebe:
Aus Liebe hat Gott dieses Universum erschaffen und alles, was in ihr ist.
Er hat Freude daran zu sehen, welche Vielfalt sich in ihm findet. Gott hat Freude daran, dass es Leben gibt auf der Erde und er hat Freude daran, wenn es dem Menschen gut geht.

Und darum lieben auch wir diese Schöpfung und das Universum.
Wir versuchen es immer besser zu verstehen, weil wir darin auch die Größe des Schöpfers immer besser erkennen.

Schwestern und Brüder, vor allem uns zuerst dürfen wir Christen – so wie Gott selbst – die Schöpfung lieben, uns an ihr freuen.

Wir verschließen die Augen nicht davor,
dass es viel Böses gibt, auf der Erde,
wir übersehen nicht, dass Tod und Vergehen zu dieser Welt gehören.

Doch glauben wir, dass die Liebe von Gott kommt:
Die Liebe, die Leben zeugt, die sich am Leben freut, wird sich als göttlich bewähren,
und deshalb bleiben wir „Freunde des Lebens!“

Gott ist der Freund des Lebens und er ist die Liebe!
Dies lässt unsere Freude am Leben und an allem Schönen in der Welt vollkommen werden.

14. April 2013: 3. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Es war nicht leicht für die Jüngergemeinde, nach dem Tod Jesu einen neuen Anfang zu finden.

Aber es gab einen neuen Anfang, denn schon sehr bald verstanden die Jünger:
Was mit Jesus geschehen ist, musste geschehen. Es steht im Einklang mit der Heiligen Schrift.
Und in ihrer Gemeinschaft des Brotbrechens wurde ihnen die geradezu sinnliche Erfahrung zuteil, dass Jesus auferstanden ist.

Er ist auferstanden, so wie er es immer gesagt hatte, weil Gott ein Gott der Lebenden ist, weil Gott keinen vergisst, weil Gott keinen Tod kennt und weil für Gott niemand gestorben ist.

Die Jünger waren erfüllt von der neuen Gewissheit und vom gestärkten Glauben an das Evangelium Jesu. In Jerusalem konnten sie nicht bleiben. Deshalb kehrten sie zurück – dorthin, wo Jesus sie gerufen hatte – dorthin, wo sie gelebt hatten – oder wie es sich sonst ergab und – und verkündeten das Evangelium vom Reich Gottes, vom himmlischen Vater, von der Auferstehung.

Der eine war nach Süden gegangen, der andere nach Norden.
Die eine Gemeinde berief sich auf Petrus, die andere auf Johannes.
Die Erinnerungen und die Weise der Verkündigung und des Glaubens unterschieden sich in den verschiedenen Gemeinden.

Es gab große Unterschiede: man vergleiche nur einmal das Markus mit dem Johannesevangelium. Wessen Überlieferung ist die bessere?

Die Gemeinden des Johannes waren überzeugt, dass sie Jesus besser und tiefer verstanden hatten als die Gemeinden des Petrus.
Die Gemeinden, die sich auf Petrus beriefen, reklamierten wiederum, dass doch dem Petrus die Verantwortung für das ganze aufgetragen worden sei.

So liest man in den Evangelien:
Der Jünger, den Jesus liebte, der Verfasser des Johannesevangeliums,
er hat früher an die Auferstehung geglaubt, er war schneller, er lag an der Seite Jesu im Abendmahlssaal, er erkannte Jesus und musste es Petrus erst sagen.

Der Jünger, den Jesus liebte – er hat Jesus besser verstanden und er wurde von Jesus geliebt.

Simon, der Sohn des Johannes, aber – auch das steht in den Evangelien ‑
wird von Jesus als Fels benannt, auf dem die Kirche erbaut wird, ihm werden die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut, er soll seine Brüder stärken. Zu ihm sagt Jesus: „Weide meine Schafe!“

So also haben sich die beiden Strömungen unter den Jesusgemeinden verständigt: man hat das besonders innige Verständnis Jesu der einen und die Gesamtverantwortung der anderen gegenseitig anerkannt.
Beides gehört zur Kirche – beides macht Kirche aus – beides braucht die Kirche und braucht sich gegenseitig!

Schwestern und Brüder,
als alle am Ufer waren, lud Jesus sie ein und gab ihnen Fisch und Brot! Die Kirche – das wird mir dadurch deutlich – lebt von Jesus Christus, der so wie er es immer gesagt hat, zu seinem Vater im Himmel zurückgekehrt ist – und allen, die ihm folgen, die Tür zum Leben geöffnet hat.

Schwestern und Brüder,
unsere Art Kirche zu sein ist sehr stark auf Petrus ausgerichtet. Es geht um Einheit, um Struktur, um Organisation und Programm.

Es wäre gut, wenn wir johanneischer würden:
Wir sollten versuchen, Jesus tiefer zu verstehen, in sein Geheimnis einzudringen und den Geist der Kindschaft noch tiefer in uns aufzunehmen, damit all unsere Aktivitäten wirklich bei Jesus ihren Anfang nehmen.

Wenn die Kirche sich selbst verkündigt, dann werden ihre Netze leer bleiben. Wenn in den Christen die Freiheit spürbar wird und der Frieden, die von Christus kommen, wenn wir ihn zu den Menschen bringen, dann werden die Netze voll sein.

7. April 2013: 2. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Was die Apostelgeschichte da schildert, kann ich mir real nicht so recht vorstellen: Wie bei einer Wallfahrt zogen die Leute mit ihren Kranken nach Jerusalem, damit der Schatten von Petrus auf die Kranken fiel. – Und alle(!) wurden geheilt!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Verfasser mir diese Information geben will – gerade weil er so unglaublich übertreibt.

Was aber will der Verfasser der Apostelgeschichte mir als Leser mitteilen?

Als Lukas die Apostelgeschichte verfasste, waren die Apostel, die ersten Zeugen des Auferstandenen, schon lange tot. Lukas schaut also aus einem Abstand von vielleicht 50 Jahren auf die Urgemeinde der Christen und ihre Entwicklung zurück: Als er schreibt, gibt es schon viele Gemeinden an verschiedenen Orten. Die Christen waren schon aus der Synagoge ausgeschlossen worden.

In seinem Evangelium verkündet Lukas, dass Jesus der Immanuel ist, den Gott gesandt hat, um den Armen eine frohe Botschaft zu bringen.
Er verkündet Jesus als Messias und Christus, der sein Leben für seine Freunde und für alle hingibt

In der Apostelgeschichte verkündet Lukas, wie die Christen, die Kirche, den Auftrag Jesu weiterführt, den Jesus seinen Jüngern gegeben hatte.
Dabei fällt es mir schwer, zu unterscheiden, wo die Erinnerung an reale Begebenheiten endet und wo die bilderreiche Verkündigung anfängt.
Lukas erzählt ja grundsätzlich anschauliche Geschichten, mit einer spannenden Handlung, die geradezu zum Nachspielen reizt.

Was nehme ich also mit?

Für Lukas, den Arzt, ist es wichtig zu erklären:
Gott setzt durch die Apostel das Werk Jesu Christi fort. So wie Jesus die Menschen von allen(!) Krankheiten heilte, so auch die Apostel.
Die Jünger verkündeten Christus durch ihre Einmütigkeit und es zeigte sich, dass der Glaube an den Herrn die Menschen heilte – was immer auch ihre Krankheit war.
So kamen immer mehr Menschen zum Glauben an Christus den Herrn!

Zu diesen vielen Menschen gehören auch wir. Durch das Zeugnis der Apostel glauben wir an Christus den Herrn, obwohl wir ihn selbst nicht sehen, obwohl er uns nicht erschienen ist.
Wir glauben so, wie das Johannesevangelium sagt: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig, die nicht sehen und doch glauben!“

Ich verstehe das gar nicht so sehr als Tadel an Thomas. Sondern diese Geschichte zeigt mir: Ich, der ich glaube, ohne zu sehen, kann mich auf das Zeugnis der Apostel stützen, die Jesus den Auferstanden gesehen haben, denen er erschienen ist. Das Zeugnis der Apostel ist das Fundament meines Glaubens.

Liebe Christen, wir sehen Jesus nicht, doch die sieben Sakramente sind Zeichen, in denen er uns nahe bleibt. Wir sind Kinder Gottes wie er; sein Geist ist in uns; für uns hat er sein Leben gegeben; er vergibt immer wieder; er schenkt uns seine treue Liebe; er schenkt uns sein Heil und seine Botschaft vom Reich Gottes wird uns verkündet. –

Wir sind also reich beschenkt, deshalb werden wir zu recht seliggepriesen: Der Glaube an Jesus erleuchtet unser Leben, er gibt uns Halt und Geborgenheit, Stärke und Mut.

Doch all das ist nicht unser Besitz. Es ist uns nicht gegeben, damit wir den Segen festhalten wie einen Raub. Was uns gegeben ist, wird erst richtig unser Segen, wenn wir die Liebe teilen, die uns Christus geschenkt hat:

Wenn wir – so wie Lukas es darstellt – einmütig zusammenstehen und die Botschaft des Lebens und der Versöhnung vor allem den Kranken bringen und denen, die sich vom Leben abgeschnitten fühlen – dann merkt man, dass unser Glauben Kraft hat und nicht nur aus schönen Gedanken besteht.

Ob sie wirklich in Scharen gekommen sind?
Jedenfalls kommen sie bis heute und es sind mehr als 2 Milliarden, die an Christus glauben – gestützt auf das Glaubenszeugnis der Apostel.

 

29. März 2013: Karfreitag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Welche Begebenheit in der Leidensgeschichte des Herr geht ihnen besonders nahe?
Die Verhaftung? Das Verhör beim Hohenpriester? Wie Petrus Jesus dreimal verleugnet?
Beschäftigt sie das Gespräch zwischen Pilatus und Jesus oder aber die Verspottung Jesu durch die Soldaten?
Oder die Hasserfüllten Rufe, die Jesus Kreuzigung fordern?
Oder geht ihnen letztlich der Kreuzweg, die Entblößung, die Hinrichtung besonders nahe –
oder schließlich und endlich sein Tod und der Ruf: „Es ist vollbracht!“?

Letztendlich hat Jesus durchgemacht, was ein Mensch nur durch-machen kann.
Wozu ging er diesen Weg? Warum lenkte er nicht ein? Warum ließ er es soweit kommen?

„Jesus wusste, dass er von Gott gekommen war und dass er zu Gott zurückkehrte!“ sagt das Evangelium über ihn:
Wer Unrecht erfährt, verfolgt und verhaftet wird; wer erleben muss, dass ihn die Freunde verlassen und verleugnen;
wer verspottet und gefoltert wird – bis hin zum Tod;
wer unter Schmerzen und Schwäche leidet, der kann sich erinnern:

Jesus, der wusste, dass er von Gott gekommen war, er hat es freiwillig angenommen.
Wenn ich etwas von diesem Leid erfahre, wenn ich mit mir ringe und mit meinem Leben hadere, dann kann ich auf Jesus schauen.
Der Blick auf Jesu Leiden und Sterben kann mir Mut und Kraft geben:

Wenn Jesus sein Leiden und Sterben angenommen hat, dann kann auch ich Schmerzen und Enttäuschung annehmen –
ich kann sie annehmen und darf zugleich beten:

Gott, himmlischer Vater, befreie mich und verschone mich –
doch gib mir die Kraft, auch jetzt zu vertrauen, dass du da bist, dass mein Weg zu dir führt, dass du mich erlösen wirst.

Jesus wusste, dass er von Gott gekommen war und dass er zu Gott zurückkehrte – das ist der Grund, warum Jesus nicht zurückschreckte. Darin liegt auch das wozu:

Er war in der Welt um Zeugnis abzulegen für seinen himmlischen Vater. Er wollte seinen Vater ins rechte Licht rücken.
Er hat seinen Vater befreit von all dem, was menschliches Denken Gott auflud:
Er würde Strafen und richten, er würde als Feldherr für die einen kämpfen und die anderen erschlagen.
Er würde wie ein König auf die Einhaltung aller Gesetzesvorschriften pochen und wie ein Richter jeden verurteilen, der das Gesetz übertritt.

So hat er das Leid angenommen, um Gott als Vater bekannt zu machen und um die Menschen zu befreien, von der Angst vor dem Urteil, von der Angst, zu kurz zu kommen, von der Angst vom Tod verschlungen zu werden.

Es fällt mir schwer, mich zu entscheiden, welche Szene der Leidensgeschichte mich besonders bewegt.
Doch ich wünsche mir, dass im Bild gesprochen, zur rechten Zeit der Hahn kräht,
wenn wir, die wir uns Christen nennen, Christus durch unser Denken und Tun verleugnen.
Wenn wir über Menschen urteilen, wenn wir uns abwenden von denen, die Leid tragen,
wenn wir die Wahrheit und das Recht beugen,
wenn wir vergessen, dass wir gesalbt sind, das Brot zu teilen und an den Armen der Welt achtlos vorübergehen.
Wenn wir Christus aus unserem Alltag verbannen und ihn in der Kirche einsperren, wenn wir jemandem Leid zufügen …

Dann möge der Hahn krähen!
Damit wir es merken, damit wir uns wieder bekehren und aufs Neue Christus nachfolgen –
auf seinem Weg, der durch das Leiden in die Herrlichkeit Gottes führt.