06. November 2016: 32. Sonntag im Jahreskreis

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  • Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten;
  • Der König der Welt wird uns zu neuem, ewigen Leben auferwecken;
  • Vom Himmel habe ich die Zunge erhalten, von ihm hoffe ich, sie wiederzuerlangen;
  • Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt.

Eindrucksvolle Sätze der Brüder, die gefoltert und getötet wurden, weil sie sich nicht zwingen ließen, vom Gott Israels abzufallen.

In diesen Zeilen begegnen uns die ersten Anfänge des  Auferstehungs-glaubens in der Bibel – dabei sind wir um das Jahr 130 vor Christus.

Noch zur Zeit Jesu war es unter den Juden strittig, ob es eine Auferstehung der Toten gibt, ein ewiges Leben – oder ob die Toten in einem Schattenreich sind, das die Juden Scheol nannten – die Gruppe der Sadduzäer lehnte den Glauben an Auferstehung und ewiges Leben ab – Jesus hingegen predigte und verkündete die Auferstehung der Toten – das ist einer der Hauptinhalte seines Evangeliums.

Und wir: Glauben wir? an die Auferstehung der Toten und das Leben in der zukünftigen Welt? Manche verneinen diesen Glauben – sie lehnen Vorstellungen ab, die allzu anschaulich und einfach sind, wenn sie sagen: So viele Menschen haben ja gar nicht Platz im Himmel. –

Wir können uns nicht vorstellen, wie es sein wird in diesem ewigen Leben – wir können es uns genauso wenig vorstellen, wie wir uns Gott vorstellen können. Doch der Glaube an einen ewigen Gott, an Jahwe, der da ist,
und der Glaube an das ewige Leben passen gut zusammen.

Der gütige und Leben spendende Gott behütet das Leben und gibt ihm Anteil an seiner Ewigkeit. Weil wir das Leben von ihm haben und ein Teil von ihm sind, weil er in uns ist, deshalb ist ewiges Leben in uns.

Es ist naheliegend, dass in diesem ewigen Leben geheilt wird, was verletzt und krank ist. So wie der eine der Brüder hofft, dass er im ewigen Leben seine Zunge wieder erlangen wird.
Es ist schlüssig, dass das Leben der Auferstehung ewiges Leben ist, dass es also dann keinen Tod mehr gibt.

Das Lukasevangelium drückt den Zusammenhang mit diesen Worten aus:
Gott ist ein Gott von Lebenden, denn für ihn sind alle lebendig.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben ist jedenfalls eine Quelle der Hoffnung und Zuversicht – vor allem für die Menschen in der Bedrängnis: sie werden gerechtfertigt werden. Sie werden entschädigt werden. Sie werden emporgehoben und stehen im Licht Gottes.

Zugleich ist der Glaube an die Auferstehung eine große Kraftquelle:
Da es ein ewiges Leben gibt, in dem es Gerechtigkeit gibt,
umso mehr werde ich im Glauben daran Gerechtigkeit üben;
umso mehr werde ich widerstehen, wenn von mir etwas verlangt wird, das meiner Hoffnung und meinem Glauben widerspricht;
umso mehr werde ich mein Herz öffnen für die Kranken, die Obdachlosen, die Ausgebeuteten;
da ich daran glaube, dass Gott diesen Menschen Gerechtigkeit schenkt, möchte auch ich ihnen Gerechtigkeit geben und Erbarmen zeigen.

Der Glaube an die Auferstehung betäubt nicht und dämmt den inneren den Antrieb nicht ein,
sondern er ist die Kraft, die uns antreibt, Gottes Erbarmen und Gerechtigkeit in dieser Zeit und Welt sichtbar zu machen.

1. November 2016: Allerheiligen

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Liebe Schwestern und Brüder, müssen wir Angst haben vor dem, was kommt, oder können wir zuversichtlich sein?

Jesus preist Menschen selig – das heißt, dass sie Anteil an Gottes Leben haben: die Armen, die Trauernden, die um ihres Glaubens oder um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, die Frieden stiften, die Barmherzigen.

Ihr seid Gottes Kinder, die Gott ähnlich sein werden und die ihn sehen werden, wie er ist – lesen wir im Johannesbrief. –
Gott sehen, wie er ist! Also Gott erkennen, auf Augenhöhe – also ihn gleich und ähnlich. Wir haben Anteil am Leben Gottes und an seiner Fülle.

Am eindrucksvollsten sind die Bilder der Offenbarung des Johannes, die von der Zuversicht der Glaubenden sprechen:

Das ganze Volk Israel, alle 12 Stämme und 12000 aus jedem Stamm (also der ganze Stamm) ist versehen mit dem Siegel, einem Schutzzeichen, damit sie verschont werden und nicht im Tod untergehen.

Dazu kommt eine unzählbar große Schar aus allen Nationen, Völkern und Sprachen in weißen Gewändern.

Das ist die Zuversicht des Sehers von Patmos: Israel, das Volk des Bundes und alle, die an Jesus glauben, stehen um den himmlischen Thron und singen so wie in den Gottesdiensten der ersten Christen gesungen wurde: Die Rettung kommt von unserem Gott und von dem Lamm.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen in dieser Zuversicht leben: die Rettung kommt von Gott und von Christus, dem Lamm Gottes:

Viele andere gebärden sich als Retter des Volkes und der Nation:
Pegida und die Alternative für Deutschland.

Die Lenker der großen Konzerne versprechen durch die Globalisierung der Märkte das Heil der Welt. Der Markt, befreit von Regeln und Zöllen, soll Wohlstand bringen und Not verringern.

Es wird öffentlich behauptet und viele glauben es: die Welt sei ohne Gott und ohne Religion besser und friedlicher.

Mit der Offenbarung des Johannes aber rufen wir: die Rettung kommt von Gott und von dem Lamm.

Die Welt ohne Gott, die uns als die bessere Welt versprochen wird, zeigt schon ihr wahres Angesicht:

  • Man schaut weg, wenn ein Mensch Hilfe braucht;
  • Sanitätsdienst und Feuerwehr werden bei der Arbeit behindert und angepöbelt;
  • In Diskussionen geht es nicht um Tatsachen, um wahres Verstehen, sondern darum, für sich und seine Position Stimmung zu erzeugen – wenn es hilft, dann auch mit Hilfe von Lügen.
  • Die Gesetze schützen das Leben nicht ohne Wenn und Aber, sondern nennen Möglichkeiten, in denen es erlaubt ist ungeborenes Leben oder krankes Leben zu töten.

Die Gesellschaft ohne Gott, die vor unseren Augen entsteht, verspricht ein gutes Leben ‑ verschweigt aber, dass nur die stärkeren, die kräftigeren, die sich durchsetzen – egal wie – ein besseres Leben haben werden.

Die Rettung – so glaube ich – kommt aber von unserem Gott:

Denn in einer Gesellschaft, in der die Menschen Gott anerkennen, gibt es Leben für die Starken und die Schwachen, da gibt es Erbarmen mit den Fehlern und Schwächen, da zählt der Friede mehr als Macht und Erfolg, da bleibt das Leben der oberste Wert, den niemand antastet.

Schwestern und Brüder, die Offenbarung des Johannes überliefert den Lobpreis der urchristlichen Gemeinde:

Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.

Das ist der Lobgesang der Frauen und Männer, die sich nicht der Diktatur der Herrschenden gebeugt haben. Sie haben ihren Glauben bezeugt, den Glauben an Gott, von dem die Rettung kommt – nicht von den Kaisern dieser Welt. Dafür wurden sie verfolgt und mussten Drangsale erleiden bis hin zum Tod. Sie haben Anteil am Fest Aller Heiligen.
Das gibt uns Zuversicht, dass wir dabei sein dürfen, jetzt und immer.

4. September 2016: 23. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Buch der Weisheit wurde im letzten Jahrhundert vor der Geburt Christi verfasst – es ist also eine der jüngsten Schriften der Bibel der Juden. Vielleicht ist es ein Werk, um jüdischen Jugendlichen jüdisches Denken in einer heidnischen Umwelt zu lehren.

Die Weisheit wird auf das höchste gepriesen – sie geht von Gott aus und ist bei Gott und bleibt immer bei Gott.

Welchen Nutzen hat die Weisheit für den Menschen?
Durch sie erkennt der Mensch Gottes Plan und er begreift Gottes Willen.

Von sich aus ist der Mensch dazu nicht in der Lage – der Mensch hat ja Mühe, zu verstehen, was auf der Welt vorgeht – und oft genug irrt er sich, er macht Fehler und trifft falsche Entscheidungen.

Die Seele des Menschen – ohne das göttliche Geschenk der Weisheit – ist sie erdenschwer: der Mensch muss sich dauernd um seine Existenz sorgen.

Doch die Weisheit, die göttliche, lässt uns Menschen Gottes Plan erkennen und tun: Wer im Buch der Weisheit weiterliest, erfährt zahlreiche Beispiele, vom Plan Gottes, die alle deutlich machen:
Die Weisheit Gottes überlässt den Menschen nicht dem Tod und Untergang, den er sich selbst dauernd zufügt. Die Weisheit Gottes rettet den Menschen und das Volk Israel.
Der Plan Gottes ist, dass der Mensch lebt und nicht, dass er untergeht.

Wir haben den Satz gehört: So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht – durch die Weisheit sind sie gerettet.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
jetzt ist er nur noch ein kleiner Schritt, dass wir erkennen, was unsere Aufgabe ist: Wir sollen einstimmen in den Plan Gottes, der die Menschen retten will. Und wir sollen um die Weisheit Gottes beten, um seinen Heiligen Geist, damit wir erkennen, wie wir dem Plan Gottes, das Leben der Schöpfung und des Menschen dienen können.

Christus, so haben wir erkannt, war erfüllt vom Geist Gottes, in ihm ist die göttliche Weisheit Mensch geworden.
Christus ist gekommen, daran glauben wir, um uns zu befreien von Angst und Sünde; er hat uns mit seinem Vater versöhnt.

Mit diesem Vertrauen in Christus will ich noch die Sätze des Lukasevan­geliums betrachten: Sie klingen vielleicht verstörend: Wer zu mir kommt, sagt Jesus, muss Vater Mutter, Frau und Kinder gering achten – wörtlich: hassen. Sonst kann er nicht mein Jünger sein.

Hat Jesus nicht gesagt, wir sollen nicht nur Vater und Mutter, sondern auch unsere Feinde lieben?
Ebenso verstörend sie die beiden Gleichnisse vom Turmbau und vom Krieg gegen ein stärkeres Heer.
Das alles gipfelt in dem Satz: Keiner kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Das Evangelium fordert nicht dazu auf, den Angehörigen Schaden zuzufügen, sie zu verachten und sich von ihnen abzuwenden.

Jesus ist auch nicht dafür bekannt, dass er sich am Eigentum seiner Anhänger bereichert hätte.

Was aber das Evangelium sagt und meint:

Überlege dir, was es bedeutet Jünger Jesu zu sein.
Zu Christus gehören heißt für das Reich Gottes leben.

Man kann nicht Reichtümer für sich anhäufen, wenn es darum geht, dem Leben in der Schöpfung zu dienen.
Wer an Christus glaubt, dem geht es um Gottes Reich, um Gottes Gerechtigkeit: um den Mitmenschen, um den Armen, der genauso viel wert ist wie der Reiche, um Kinder und Waisen, die genauso Geborgenheit erfahren sollen wie Erwachsene und abgesicherte Menschen.

Wer sich Christus anschließen möchte, muss sich vorher überlegen, dass diese Entscheidung sein ganzes Leben unter ein neues Vorzeichen stellt.

Es gibt nichts größeres, als dem Plan Gottes, dem Leben der Schöpfung und der Menschen zu dienen. Das muss man sich immer wieder klar machen.

31. Juli 2016: 18. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Windhauch ist das Lieblingswort von Kohelet einem Weisheitslehrer im 3. Jahrhundert vor Christus.

Windhauch: Ein Windhauch bewirkt nicht viel und er hinterlässt keine Spuren. Etwas Unbedeutenderes als ein Windhauch gibt es fast nicht.

Unbedeutend ist für Kohelet, wenn einer seinen Besitz einem anderen hinterlassen muss.
Unbedeutend, Windhauch ist für Kohelet, die Sorge und der Ärger und die Unruhe eines Menschen, der sich mit aller Kraft des Geistes und des Körpers bemüht, sein Wissen und seinen Besitz zu mehren.

Am Ende ist es Windhauch – als ob es nicht gewesen wäre. Egal. Gleichgültig. Unbedeutend.

Weit entfernt von dieser Geisteshaltung war der Mann, der Jesus zu Jesus kam und ihn bat: „Sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.“

Liebe Schwestern und Brüder,
wieviel Sorgen und Mühen wenden wir selbst auf für das „Irdische?“
Wie stark beschäftigen uns die Gedanken an Geld und Besitz, an Komfort, an unsere materiellen Wünsche?

Wenn Besitz und Eigentum und die Lebenserfahrung am Ende Windhauch sind – was ist es dann wert, sich dafür einzusetzen und seine Kraft und seinen Geist dafür zu verwenden? ‑ Was lohnt die Sorge und die Mühe?

Der Brief an die Kolosser setzt sich damit auseinander und auch Jesus in seiner Geschichte von dem reichen Mann und seiner tollen Ernte.

Der Kolosserbrief markiert einen schroffen Gegensatz: Tötet die irdischen Begierden, die euch die Freiheit des Willens rauben und bereit machen, anderen Schaden zuzufügen.
Richtet euren Sinn auf das Himmlische!

Damit ist der Kolosserbrief ganz nahe der Aussage im Lukasevangelium:
Es kommt darauf an, vor Gott reich zu sein.

Liebe Schwestern und Brüder, wir unterscheiden das Irdische und das Himmlische und machen uns dadurch bewusst:
unsere Zukunft ist nicht auf der Erde, sondern im Himmel – unsere Zukunft ist das Leben in und bei Gott.

Wann aber, sind wir vor Gott reich?

Es ist ganz im Sinne Jesu und des Lukasevangeliums, wenn wir sagen:
reich sind wir vor Gott, wenn wir mit anderen teilen, wenn wir dem helfen, der in Not ist, wenn wir Frieden schließen und uns versöhnen statt gegeneinander zu kämpfen. So sammeln wir Schätze im Himmelreich.

Dieser Zusammenhang ist für uns, die wir an Jesus glauben, grundlegend.
Doch wir würden dies verfälschen, wenn wir meinen würden, wir könnten uns durch Spenden und freiwillige Hilfe im Himmel einkaufen, wie bei einer Aktiengesellschaft.

Damit wir diesem Irrtum nicht verfallen, erinnere ich an die Gedanken vom letzten Sonntag: Gott schenkt uns das, was uns reich macht. Er schenkt sich uns selbst: Er schenkt uns den Heiligen Geist, durch den er in uns wirkt.

Gott macht uns reich durch seinen Geist – wenn wir teilen, Versöhnung bringen, Verfolgten Zuflucht gewähren, Hungernden zu essen geben und Kranke und Gefangene besuchen – wenn wir als barmherzig sind –

dann wirkt in uns der Heilige Geist, der Geist Gottes.

Es kommt darauf an, dass wir den Geist Gottes fließen lassen,
dass dieser himmlische Schatz in uns und durch uns die guten Werke wirken kann, durch die Gottes Reich in dieser Welt groß wird.

17. Juli 2016: 16. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Er hatte sein Vaterhaus verlassen, er und sein Frau Sara und sein Neffe Lot, er hat sich verlassen auf eine Verheißung hin:
Ich werde dich zu einem großen Volk machen!
Ich werde dir eigenes Land geben!
Du wirst zum Segen werden!

Abraham ist der Stammvater des Glaubens.

Geheimnisvoll und eigenartig ist die Geschichte aus Genesis, dem ersten Buch der Bibel: „Der Herr erschien dem Abraham“ und dann ist von drei Männern die Rede, die vor dem Zelt Abrahams stehen.
Abraham wartet ihnen auf – nach allen Regeln der Kunst.
Er lässt nichts aus und es ist ihm nichts zu viel: sogar ein Kalb lässt er schlachten und zubereiten. Das entscheidende Wort aber spricht sein Gast: Der Herr verheißt ihm und seiner Frau Sara, den beiden Hochbetagten,  die Geburt eines Sohnes.

Liebe Schwestern und Brüder!
auch die kleine Geschichte und Maria und Marta und Jesus ist eigenartig. Auch da geht es um Gastfreundschaft!
Marta verhält sich wie Abraham: sie nimmt Jesus freundlich bei sich auf und sorgt für ihn – nach allen Regeln der Kunst.

Nun aber ist in dieser Geschichte eine eigenartige Spannung:
Es kommt zu einem kleinen Wortwechsel, denn Marta ist unzufrieden:
Sie blickt neidisch auf ihre Schwester Maria, die Jesus nur zuhört und ihr nicht hilft.

Diese Unzufriedenheit Martas unterscheidet die Szene von der Szene mit Abraham und den drei Männern.

Viele finden es ungerecht, dass Jesus die Mühen und Sorgen Martas abtut und das bloße Zuhören Marias als das Gute bezeichnet.
Es hört sich so an, als ob wieder einmal die Menschen, die anpacken die Dummen sind. Die anderen, die sich von ihnen versorgen lassen, werden dafür auch noch gelobt.

Passt das zu Jesus? – Mitnichten!

Unmittelbar vorher gibt er den barmherzigen Samariter als Vorbild:
weil er für den Überfallenen sorgte, weil er sich die Mühe machte, ihn aufzuheben und auf sein Reittier zu setzen.

Wie können wir die Szene aber sonst verstehen?

Gibt es wirklich keine Alternative als Jesus ins Wort zu fallen und zu sagen:
„Jesus – halt ein. Diesmal täuscht du dich. Denk an deine eigenen Worte:
Marta ist die Gute mit ihrem Fleiß. Sie verdient das Lob.“

Ich gebe es zu:
Auf jeden Fall – wie öfters – bin ich von Jesu Antwort überrascht. Darauf wäre ich nicht gekommen. Doch wenn ich nachdenke:

So ist es doch:
Ich finde in dem vielen Mühen und Sorgen um wichtige Dinge keine Ruhe.
Es fällt mir schwer, davon abzulassen und mich ruhig zu halten.
Es fällt mir schwer, nichts zu tun! –

Und andere, die das schaffen, die zur rechten Zeit Pausen machen,
die einmal das innere, das Hören auf die Stimme des Herzens in den Vordergrund stellen – Über sie ärgere ich mich, weil sie mir vor Augen führen, was mir so schwer fällt und was ich doch tun sollte.

Ich sollte Zeit haben,
um ihn zu hören,
ich sollte Zeiten haben, in denen ich die Geschäftigkeit, die Sorgen und Mühen, ruhen lasse,
ich sollte Zeiten haben, um den Kompass wieder auszurichten.

Dann höre ich die wesentlichen Worte,
die Worte, die meinem Mühen und Sorgen eine Freude geben,
die Worte, die Nahrung sind für meine Seele:

Die Worte von Gott, der Leben schafft, der mich lebendig sein lässt,
der mir Freiheit lässt, damit ich nicht zur Marionette werde,
damit ich nicht innerlich verdurste, da ich mir nicht die Zeit nehme aus der Quelle zu trinken: denn das Wort Gottes ist die Quelle des Lebens.

10. Juli 1016: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Ich finde diese Sätze aus dem Buch Deuteronomium anrührend:

Dieses Gebot, auf das ich dich heute verpflichte,
geht nicht über deine Kraft und ist nicht fern von dir.
Es ist nicht im Himmel, Es ist auch nicht jenseits des Meeres,
Nein, das Wort ist ganz nah bei dir,
es ist in deinem Mund und in deinem Herzen, du kannst es halten.

Das Buch Deuteronomium ist seit dem 6. Jahrhundert vor Christus in der Form überliefert, die wir heute lesen. Es ist das letzte der fünf Bücher Mose und enthält eine Sammlung von Reden des Mose und es endet mit der Nachricht über den Tod des Mose auf dem Berg Nebo in Moab.

Der Titel des Buches heißt übersetzt „2. Gesetz“. Es wiederholt noch einmal die Rechtsvorschriften, die Inhalt des Bundes sind, den Gott mit dem Volk Israel geschlossen hat. Diese Gesetze soll Israel halten – dann wird es Gottes Segen erfahren, dann wir es ihm gut ergehen.

Dieses Gebot geht nicht über deine Kraft! – daraus spricht eine große Empathie: Gott fordert nicht mehr, als sein Volk zu halten vermag.
Das Wort ist in seinem Herzen: Das heißt: das, was Gott dem Volk als Gebote gibt, entspricht der Sehnsucht seines Herzens nach Frieden und Ordnung, nach Gerechtigkeit und Weisheit.

Liebe Schwestern und Brüder,
weise Theologen erinnern bis heute daran, dass Gesetze, Gebote und Verbote, erfüllbar sein müssen. Man kann von niemandem mehr verlangen, als er erfüllen kann. – Scherzhaft gesagt: Ein Fisch kann nicht auf einen Baum klettern und deshalb wäre es Unrecht, das von ihm zu verlangen.

Ist es noch Recht, wenn die Gesetzesvorschriften so umfangreich und differenziert sind, dass selbst Fachleute sie nicht mehr überblicken?
Öffnet diese Überzahl an Gesetzen nicht Tür und Tor dafür, um das eine mit dem anderen außer Kraft zu setzen, so dass die Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt?

Das Gesetz Gottes ist im Herzen des Menschen: daraus spricht ein großes Zutrauen in die Kraft des Menschen: der Mensch weiß, was recht ist und er sehnt sich danach.

Paulus nennt Jesus Christus, den Erstgeborenen der Schöpfung (2. Lesung) und das Haupt der Kirche. In Jesus ist kein Unterschied zwischen der Sehnsucht nach Gerechtigkeit und seinem Tun. Er ist die Gerechtigkeit Gottes, weil in ihm Gott handelt und wirkt und aus ihm spricht – wie wir an seinen Taten erkennen können.

Die Frage des Gesetzeslehrers: Welches Gesetz ist das wichtigste? gibt er ihm zurück. Der antwortet prompt: Das wichtigste ist, Gott, den Herr zu lieben und den Nächsten wie sich selbst.
Wer der Nächste ist, erläutert Jesus mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter, die uns so vertraut ist. Es kommt darauf an, dass ich mich dem anderen zum Nächsten mache, dass ich mit dem, was ich bin und kann, helfe und heile.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Gesetz Gottes ist uns nah, es ist uns ins Herz geschrieben:

Es ist uns ins Herz geschrieben, nach dem zu suchen und uns zu sehnen und ihn zu verherrlichen, Gott, von dem alles Leben ausgeht

Die Liebe zu jedem Lebendigen folgt unmittelbar daraus:
denn Gottes Leben ist in jedem Lebendigen.

Das Gebot Gottes ist in unserem Herzen.
Wir können es halten. So wie Jesus zu dem Gesetzeslehrer sagt:
Geh und handle genauso.

19. Juni 2016: 12. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wir haben gerade die Lesung aus dem Buch Sacharja (früher Zacharias) gehört. Sacharja ist ein Teil des sogenannten 12-Prophetenbuches am Ende des Alten Testaments. Auch die Juden haben bekanntlich eine Heilige Schrift, die Bibel. Bei den Juden bildet das 12- Pro-phetenbuch den Abschluss ihrer Hl. Schrift, die sie Tenach nennen. Nach der Niederlage im Krieg gegen die Römer im Jahr 135 n. Chr. wurde dieser Bestand festgelegt und seither nicht mehr verändert.

Aus welcher Zeit stammen die paar Sätze, die wir in der 1. Lesung hörten?
In welcher Situation verkündet Sacharja Gottes Botschaft?

Israel war etwa 475 v. Chr. aus der Gefangenschaft nach Israel, nach Judäa zurückgekehrt. Das Sagen hatten damals die Ptolemäer, die Herrscher in Ägypten waren. Immerzu sind Israel und die Hauptstadt Jerusalem und der Tempel auf dem Zionsberg bedroht von den kriegerischen Angriffen der großen Völker. Und Israel ist selbst immer und dauernd in Gefahr, sich vom Glauben an Jahwe, den einzigen und wahren Gott, abzuwenden und sich anderen Göttern zuzuwenden.

Den so angefochtenen Juden werden diese Sätze gesagt:
„Ich werde über die Bewohner Jerusalems den Geist des Mitleids und des Gebetes ausgießen.“

Den Juden wird also Mut gemacht: Der Herr hat noch etwas im Petto. Er hat Mittel und Wege, damit die Verheißungen wahr werden, die Israel seit Abrahams Tagen und seit Mose gegeben sind:

Der Geist des Mitleids und der Geist des Gebetes:
Das ist die Fähigkeit, die Not des anderen zu sehen und sie zu lindern oder zu wenden. Und der Geist des Gebetes, das ist das Vertrauen in den einzigen Gott, den Schöpfer des Universums. Der Geist des Gebetes, das ist auch die Bereitschaft, auf Gott zu hören und das zu tun, was in seinen Augen recht ist.

Dieser Geist des Mitleids und Gebetes bewirkt, dass die Einwohner Jerusalems auf den schauen, den sie durchbohrt haben und sie werden um ihn weinen wie um den Erstgeborenen.

Wen der Verfasser damit meint? Dieses Rätsel ist nicht mehr aufzulösen.

Entscheidend ist jedoch, dass der Geist das Herz der Menschen bewegt, so dass sie das Unrecht bedauern und auf Gott hören,

Die Totenklage um diesen Durchbohrten ist nicht das Ende.
Vielmehr wird es eine Quelle geben, eine Quelle zur Reinigung von aller Sünde und allen bösen Absichten und Gedanken.

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir Christen kennen den einen, der durchbohrt wurde von den Nägeln mit denen er ans Kreuz geschlagen wurde.
Wir entdecken diese Worte und staunen, wie gut sie auf Jesus Christus passen:

Wir glauben daran, dass Gott uns seinen Heiligen Geist geschenkt hat:
den Geist, der uns voll Dankbarkeit und Trauer auf Christus schauen lässt, der auch für uns gestorben ist:
Denn Untreue, Verrat, Spott, Ausgrenzung und Gewalt vergiften  immer noch unser Miteinander – sogar unter Christen.

Diese wenigen Zeilen aus Sacharja wecken in uns Christen also das Mitleid mit Jesus, der auch wegen unserer Bosheit durchbohrt wurde.
Es ist auch für uns nicht hinfällig um ihn zu klagen, denn immer, wenn Menschen ausgegrenzt und abgelehnt werden, immer wenn jemand den anderen verrät und verspottet, wird in ihm Christus durchbohrt.
Es ist zum Weinen.

Am Ende der Sätze wird aber etwas neues zugesagt: Eine Quelle zur Reinigung von Sünde und Unreinheit:

Schwestern und Brüder, im Glauben tauchen wir in diese Quelle ein, wie es in der Taufe symbolisch vollzogen wird. Der Glaube an Christus reinigt uns immer wieder von dem, was an uns unmenschlich und unbarmherzig ist. In der Messfeier dürfen wir immer wieder aus dieser Quelle trinken, die uns reinigt, so dass wir erfüllt werden vom Geist Jesu, vom Glauben daran, dass jeder von uns Gottes geliebtes Kind ist.

10. Februar 2016: Aschermittwoch

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Liebe Schwestern und Brüder,
eindringliche Worte richtet Paulus an die Christen in der Weltstadt Korinth:
Lass euch mit Gott versöhnen!
Er hat Jesus, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht.

Wie können wir dies verstehen: Paulus – Apostel Jesu Christi – bezeichnet Jesus als fleischgewordene Sünde?
Jedenfalls wurde Jesus wegen Gotteslästerung verurteilt, weil er sich herausnahm den Sündern zu sagen: Deine Sünden sind dir von Gott vergeben!
Jedenfalls starb Jesus den Tod eines Sünders: Denn der Foltertod am Kreuz galt als Zeichen dafür, dass der Bestrafte von Gott verflucht sei.

Das meint Paulus wohl, wenn er sagt: Gott hat Jesus zur Sünde gemacht.
Dass Paulus Jesus nicht für einen Sünder hält, bekennt er im Voraus und sagt, dass Jesus keine Sünde kannte.

Paulus wirbt inständig um unseren Glauben und sagt:
Nehmt das Versöhnungsangebot Gottes an.  Weist es nicht zurück.
Christus, der von Gott gesandt ist, hat dafür sein Leben gegeben.

Aber: Ist uns der Gedanke nicht fern, dass wir vor Gott in der Schuld stehen?
Kennen wir ein schlechtes Gewissen gegenüber unserem Gott?

Seit langem wird Gottes vergebende Liebe, seine Barmherzigkeit, in den Vordergrund gestellt. Können sie sich an eine Predigt erinnern, die vor der Strafe Gottes für unsere Sünden warnt?

Wenn man aber keine Strafe Gottes befürchten muss – warum soll man dann Versöhnung mit Gott nötig haben? Wenn man den Zorn Gottes nicht fürchten muss, warum soll man dann fasten und sich Asche auf den Kopf streuen lassen, um Buße zu tun und Gott zu besänftigen?

Wenn man aber weder den Zorn, noch die Strafe, noch das Urteil Gottes fürchten muss – was hat Gott einem dann zu sagen?
Gibt es Gebote Gottes überhaupt? Muss man auf sie hören?
Muss man Buße tun, also umkehren, um Versöhnung mit Gott zu erlangen?

Wenn wir so fragen, hängen wir an einem vorchristlichen Gottesbild.
Wir stellen uns Gott vor als Autorität, als Macht, als Herr, der urteilt und bestraft wie wir das von der staatlichen Gewalt kennen und verlangen.
Wir denken ihn dann in unseren innerweltlichen Vorstellungen und Kategorien und weigern uns, ihn anders und neu zu denken, ihn so zu denken, wie Jesus ihn gedacht und geglaubt und verkündet hat.

Wir Menschen haben den Drang in uns, dass wir uns anstrengen, um unsere Ziele zu erreichen. Wir wollen uns verdienen, dass wir Gott gefallen: wir wollen gute Werke  vorweisen können,
wir wollen, dass in der Lebenswaage mehr gut als böse Taten sind, so dass wir mit Gottes Gnade rechnen können,
wenn wir gegen die Regeln verstoßen haben, wollen wir das durch selbst auferlegte Buße wieder bereinigen können.

Wir wollen uns Gottes Gunst verdienen und uns selbst erlösen.

Jesus aber verkündet etwas anderes: Gottes Gnade ist all dem Voraus.
Wir können und brauchen vor Gott nichts zu verdienen.
Vielmehr ist Gottes Zuneigung zu uns, seine Sympathie für uns vor allem, was wir tun können.

Buße tun – gewinnt dadurch für uns einen ganz neuen Sinn:
Es geht nicht darum, Gott gnädig zu stimmen, indem wir uns selbst bestrafen für das Böse, das wir tun und für das Gute, das wir nicht tun –
Es geht vielmehr darum, umzudenken:
So wie Gott uns das Leben schenkt, wollen wir Leben schenken,
so wie Gott zu uns steht, wollen wir zum anderen stehen;
so wie Gott sein Leben uns mitteilt, wollen wir unser Leben mit anderen teilen – unsere Kräfte und auch unseren Besitz.

Lassen wir uns durch Jesus mit Gott versöhnen, indem wir an ihn glauben, der uns Gottes Güte zugewandt hat. So kommt Frieden in unsere Seele und in unseren Geist – und so werden wir Frieden bringen –
Genau das ist unser Auftrag. Und vor Gottes Angesicht wird uns klar werden, wie groß der Friede ist, der von Gott ausgeht.

10. Januar 2016: Taufe Jesu

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Gott sieht nicht auf die Person, nicht auf das Antlitz, das Äußere eines Menschen, sondern ihm ist jeder willkommen, der auf ihn hört und tut, was in den Augen Gottes gut ist! – ruft Petrus aus. Der Heilige Paulus könnte das fast genauso geschrieben haben.

Das müssen wir uns zu Herzen nehmen:
Gott sieht nicht darauf, ob jemand in Deutschland geboren und getauft worden ist, oder in Japan und Shintoist geworden ist.
Gott will einzig, dass die Menschen ihn fürchten und tun, was in seinen Augen recht ist!

Was in Gottes Augen recht ist – hat Jesus uns vorgelebt – ganz so wie es schon der Prophet Jesaja von dem Menschen sagte, der als Gottes Knecht gelten kann: also als einer, der Gottes Wesen und Willen in der Welt ausdrückt:

Allen Gutes tun, heilen, Gefangene befreien, blinde Augen öffnen, die im Dunkeln sitzen, aus ihrer Haft befreien.

Das ist das, was die Bibel „barmherzig“ nennt: sich im Herzen berühren lassen, vom Mitmenschen und seiner Not; und dann das tun, was das Herz gebietet: Heilen, wo und wie es möglich ist.

Heilen bedeutet: wer krank ist, wird gesund. Eine Wunde schließt sich, eine Entzündung wird überwunden.

Wir sollten „heilen“ nicht nur auf Medizin beschränken:
Es gibt viele kranke Zustände, die nach Heilung verlangen:

Die ausgebeuteten Menschen, die im Elend gehalten werden;
die Kinder und Jugendlichen, die Analphabeten bleiben, weil es keine Schule gibt;
die Menschen mit Depressionen, die das Leben kaum ertragen;
die Menschen mit Essstörungen;
die Menschen, die mutlos geworden sind, die Angst haben, die sich selbst verurteilen, denen Gewalt angetan wird …
die Kinder, die kaum noch Zeit zum Spielen und mit ihren Eltern haben,

Jesus hat es uns vorgemacht: er hatte das Herz und die Augen offen:
er hat die Not gesehen – die kleine und die große Not und sich berühren lassen und geheilt: Er hat anderen gut getan.

Der Geist Gottes hat ihm dazu die Kraft gegeben;
der Geist Gottes hat ihn dazu angetrieben.

Schwestern und Brüder,
in der Taufe und in der Firmung haben wir den Geist Gottes empfangen.
Den Geist der Barmherzigkeit, damit er uns antreibt, Gutes zu tun und wie Jesus alle zu heilen, die in der Gewalt des Teufels sind:
Die also den Glauben an das Gute aufgegeben hatten,
die nicht mehr sehen konnten, dass Gott Sehnsucht hat nach ihnen,
dass er ihnen sein Heil schenken will.

Wir stehen in einem außerordentlichen Heiligen Jahr, dem der Papst das Motto gab: „Barmherzig, wie der Vater!“

Nehmen wir uns also Jesus zum Vorbild,
Er hat allen Gutes getan und alle geheilt;
Er hat jedem gezeigt, dass Gott Sehnsucht hat nach ihm,
dass Gottes Liebe nie zu Ende ist,
dass jeder Augenblick der rechte Augenblick ist, um das zu tun, was in den Augen Gottes gut ist.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig mit uns ist, die wir oft kalt sind und uns nicht berühren lassen, die wir vorbeigehen an der Not und Urteile über andere fällen.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig ist und uns annimmt
und lassen wir unser Herz berühren, dass wir sehen, wie wir dem anderen Gutes tun können und es mit Freude tun.

15. November 2015: 33. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
manchmal hebt jemand warnend die Stimme und sagt:
Das wird kein gutes Ende nehmen!
Oft sagen wir aber auch: Ende gut. Alles gut.

Das Ende ist also meistens gar nicht das Ende, so wie das Ende einer Schnur. Meistens ist das Ende der Anfang dessen, was danach kommt.

Gerade habe ich vorgelesen: Wenn die großen Zeichen am Himmel erscheinen, dann sollen wir erkennen, dass das Ende vor der Tür steht.

Das Ende von Himmel und Erde – das wäre ein kosmisches Ereignis, das eintreten wird, wenn unsere Erde und unsere Sonne längst nicht mehr bestehen. Und auch das wird in einer Zukunft sein, die für uns Menschen eine Ewigkeit entfernt ist.

Entscheidend ist aber, dass das Ende der Anfang ist von etwas neuem:
Der Menschensohn wird kommen und die Auserwählten werden von überall her zusammengeholt werden!

Gott überlässt die Schöpfung und keinen einzelnen dem Untergang sondern er ist für sie selbst Zukunft. Alles Geschaffene hat in ihm Anteil an seiner ewigen Herrlichkeit.

Das bedeutet für uns, dass jeder Tag auf dieser Erde wichtig ist,
das alles was wir tun und lassen, dass jeder Gedanke, den wir denken und jedes Wort das wir sprechen, Bedeutung hat für die Ewigkeit.

Uns ist die Gegenwart anvertraut, damit wir Frieden schaffen, dass wir das Schöpfungswerk Gottes fortführen, dass wir Zuneigung schenken und Versöhnung bringen.

Wie immer es einmal sein wird –
was immer auch geschehen wird, wenn die Erde vergeht –
was immer auch nach dem Tod genau kommt –
Es wird das Leben sein, das Gott schenkt, weil Gott selbst das Leben ist und weil alles in ihm seinen Ursprung hat.

Das bedeutet, dass wir den Mut behalten, dass wir am Vertrauen in das Leben festhalten, das wir an den Sieg des Lebens über den Tod glauben und dass wir festhalten an der Einsicht, dass die Liebe stärker ist als der Hass.

Was immer auch geschieht,
ob Krieg, Terror und Gewalt,
ob Katastrophen, Krankheiten und Epidemien,
dies alles ist für uns nicht ein Zeichen dafür, dass das Leben untergeht,
sondern ein Zeichen dafür, dass niemand die Welt an sich reißen kann,
weil alles in dieser Welt vergänglich ist.

Wir lernen aus diesem klaren Blick auf die Realität der Welt,
dass wir mit Achtung und Respekt der Schöpfung begegnen,
wie Verwalter, denen das kostbare Gut anvertraut ist für eine bestimmte Zeit.

Wenn für uns die Zeit kommt, in der wir hinübergehen und ankommen in der Ewigkeit Gottes, dann möchten wir so sein, dass uns nicht Schrecken und Schauder überfällt, weil wir die Erde ausgebeutet und die Menschen missachtet haben.

Vielmehr soll uns Freude erfüllen, dass unsere besten Träume und Visionen, dass das Gute, das wir immer vor Augen hatten
und für das wir uns eingesetzt haben,
dann Wirklichkeit ist.

So erwarten wir nicht das Ende, sondern wir erwarten das Leben im Licht Gottes, in dem wir sein dürfen für immer und ewig.