18. Oktober 2015: 29. Sonntag im Jahreskreis (Kirchweih)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder, erinnern Sie sich noch?
Vor 4 Wochen hat Jesus seinen Jüngern schon das gleiche gesagt: Wer der erste sein will, soll der letzte von allen und der Diener aller sein!
Und nun: Im Ablauf des Markusevangeliums ist nicht viel Zeit vergangen, das Gleiche wieder: Jakobus und Johannes beantragen bei Jesus eine Bevorzugung vor den anderen Jüngern!

Die Antwort Jesu ist die gleiche: „Wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein. Wer bei Euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“

Das Evangelium begründet das mit dem Leben Jesu selbst: „Der Menschensohn gekommen, um zu dienen!“

Ich finde, gerade heute am Kirchweihsonntag passen diese Sätze wunderbar, weil sie uns davor bewahren, dass wir eine Kirche wünschen und ersehnen, die die Welt regiert:
Ich singe gerne das Lied: ein Haus voll Glorie schauet, weit über alle Land!“
Das Lied hat Schwung, ist zuversichtlich und vermittelt mir beim Singen: Du gehörst zu etwas ganz Großem!“

Doch rühmen soll sich die Kirche, dessen, dass sie auf Gottes Wort gebaut ist, auf Christus, der gekommen ist, um uns zu dienen und damit wir einander und den Menschen dienen.

Der französische Bischof Jacques Gaillot prägte den Satz: „Eine Kirche, die nicht mehr dient, dient zu nichts!“

So lerne ich: Kirche ist kein Selbstzweck. In der Kirche darf es nicht um Macht gehen und um Herrschaft, um Privilegien und Vorrechte, um Titel und würden: weder für den Einzelnen noch für die Kirche als Ganzes.

Vielmehr hat die Kirche eine Sendung in der Welt und zu den Menschen: Die Kirche soll das Werk der Versöhnung weiterführen, dass Jesus begonnen hat:
Die Kirche muss sich für den Frieden in der Welt einsetzen;
die Kirche muss immer und überall Wege suchen, wie Frieden werden kann.

Die Mächtigen in der Welt missbrauchen ihre Macht über die Menschen: Sie säen Gewalt und Unterdrückung – dafür darf in der Kirche kein Platz sein!
Und wenn die Versuchung noch so groß ist: wenn ich noch so sehr meine, mich wehren zu müssen: es soll mich nichts davon abbringen, gerecht zu sein und ehrlich und barmherzig.

Schwestern und Brüder, vor 50 Jahren ging das 2. Vat. Konzil zu Ende: Die Konzilsväter lehrten über die Kirche, sie sei das Sakrament der Einheit für die ganze Menschheit:
Damit ist uns für unser persönliches Leben eine wichtige Sendung gegeben: Wir müssen dem anderen dienen wollen, dass er Frieden findet, dass er versöhnt leben kann und dass er zur Einheit findet mit Gott:

Für mich bedeutet das: niemals kann ich zu jemandem sagen: für dich ist es zu spät.
Vielmehr muss ich sagen:  Du kannst Versöhnung finden. Der Weg, um Frieden zu finden, steht dir offen. Wie kann ich dir dabei zur Seite stehen?

Schwestern und Brüder, wie schwer tun sich die Bischöfe in der Kirche , diese Sendung der Kirche ganz ernst zu nehmen: Zu Recht lehrt die Kirche, dass die Ehe zwischen Mann und Frau ein Sakrament ist für die Liebe Gottes zu den Menschen. Zu Recht ruft die Kirche dazu auf, in der Liebe treu zu bleiben.

Doch ist es recht, die Menschen zu verurteilen, die trotz guten Willens und ernsthaften Bemühens dieses Ideal nicht verwirklichen konnten? Bei denen der gute Wille vielleicht nicht groß genug war?
Ist es recht, ihnen den Weg zu verschließen, den Weg zu Versöhnung und Frieden?
Ist es nicht so, dass die Kirche alle Sünden vergeben kann, auch die schwersten, wenn ein Mensch umkehrt und Frieden sucht?

Schwestern und Brüder, wer der erste sein will, soll der Sklave aller sein, sagt Jesus. Eine Kirche die nicht dient, dient zu nichts, übersetzte Bischof Gaillot. Jedem Christen ist aufgetragen, den anderen zu dienen:
So werden wir, was wir sein sollen: Zeichen und Werkzeug der Einheit des ganzen Menschengeschlechtes.

19. Juli 2015: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Ruht euch ein wenig aus! Das klingt gut. Richtig wohltuend.
Jemand gesteht uns zu, dass wir auch mal Ruhe brauchen und sieht, wie beansprucht und vielleicht sogar überbeansprucht wir sind.

Manchmal wünschen wir uns ja eine einsame Insel, einfach nur Ruhe haben! Oft aber laufen wir immer weiter, um ja nicht zur Ruhe zu kommen. Haben wir vielleicht Angst davor, was uns in der Ruhe bewusst werden könnte?

Wechseln wir die Perspektive in der Geschichte:
Schließen wir uns in Gedanken den vielen Menschen an, die Jesus und den Jüngern vorausliefen und sogar noch vor ihnen da waren:

Jesus hatte Mitleid mit Ihnen – so wie vorher mit seinen Jüngern – denn sie waren wir Schafe, die keinen Hirten haben!

Schafe, die keinen Hirten haben sind stark gefährdet:
Sie verlaufen sich, geraten an gefährliche Stellen, von denen sie den Weg zurück nicht mehr finden, sie sind leicht3e Beute der Raubtiere, die ihre Nahrung suchen, sie finden kein Wasser, verwahrlosen.

Was ist mit Menschen, die wie Schafe ohne Hirten sind?

Sie verlieren die Orientierung – sie wissen nicht mehr, was sie wofür tun.
Sie werden empfänglich für Botschaften die Heil versprechen, aber in Wirklichkeit die Menschen von sich selbst entfremden.
Die Hoffnung schwindet, das Vertrauen in das Leben und in die Zukunft,

Geben wir den Menschen, die zu Jesus gekommen sind, eine Stimme:

Welche Fragen haben sie wohl gestellt?
Welche Not hat sie geplagt?
Was haben sie gesucht und erhofft?

Gehen wir noch einen Schritt weiter und nehmen wir unsere eigenen Erfahrungen und Nöte und Fragen mit:
Was würden wir fragen wollen?
Was erhoffen wir zu hören? Welche Nöte plagen uns selbst?

Jesus, wie soll ich mich entscheiden?
Oder: ist es richtig, wie ich entschieden habe?
Warum komme ich mit diesem und jenem nicht zurecht?
Wie werde ich zufrieden und glücklich?
Es macht mich so traurig …; Ich kann bald nicht mehr ….
Wie soll es weitergehn?
Was kann ich tun, damit wir uns wieder verstehen?

Mit welchen Fragen und Nöten und Sehnsüchten kommen wir selbst, um Jesus zu hören?

Und welche Antwort hören wir?
Es ist die Antwort, die uns weiterbringt. Die uns stärkt, herausfordert, tröstet, die uns den Weg zeigt, wie wir zu uns selbst finden und wie wir die Kraft des Lebens in uns spüren, die Kraft, die von Gott selbst kommt.

In Wirklichkeit haben wir diese Antworten in uns.
Doch Jesus ist der, der uns hilft, dass wir sie finden, dass wir sie tun:
Seine Klarheit und sein Verständnis machen uns selbst fähig,
zu verstehen und zu tun, was der Weg zum Leben ist.

Schwestern und Brüder,
am Ende ist es nicht so wichtig, ob wir wie die Apostel von Jesus zu dem einsamen Ort eingeladen werden, oder ob wir wie die Menge Jesus dorthin folgen:

ER, Jesus unser Bruder und Herr, ist der einsame Ort: In ihm und durch ihn finden wir zum Frieden in uns und zu der Weisheit, die uns erkennen lässt, wie der Weg zum Leben weitergeht und welcher Schritt der Nächste ist.

12. Juli 2015: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: Schott

Amos klagte das Unrecht und die Ungerechtigkeit an, die er bei seiner Reise nach Israel beobachtete. Er brachte die Herrschenden gegen sich auf: den König und seinen Hofstaat und auch die Priester im Tempel.

Es schimpfte und wetterte gegen die Missstände, di da herrschten, mit groben Worten wie diesen:

5. 21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie /
und kann eure Feiern nicht riechen.

22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, /
ich habe kein Gefallen an euren Gaben /
und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.

23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! /
Dein Harfenspiel will ich nicht hören,

6,4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein / und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde /
und Mastkälber aus dem Stall.

5 Ihr grölt zum Klang der Harfe, / ihr wollt Lieder erfinden wie David.

6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, /
ihr salbt euch mit dem feinsten Öl /
und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.

Mich erinnert das an die Worte, mit denen Franziskus den ungebremsten Kapitalismus anprangert: Er spricht von einer Wirtschaft, die tötet!

Das klingt hart: aber was ist mit den Menschen in den Nähereien,
was ist mit den Feldarbeitern, die den giftigen Nebel einatmen, wenn Flugzeuge über ihnen giftige Pflanzenschutzmittel sprühen?
Was ist mit den Kindern, die aus engen Schächten die seltenen Rohstoffe aus der Erde holen ….

Diese Liste ließe sich noch lange fortführen: Zigtausende Menschen sterben an der Weltwirtschaft, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat – besonders seit dem Globalisierungsschub, der seit den 80er Jahren von multinationalen Konzernen betrieben wird.

Johannes Paul II forderte schon damals dass der Mensch und die Arbeit Vorrang haben müssten vor den Interessen des Kapitals.

Wenige Konzerne reißen die Güter der Welt an sich, in dem unersättlichen Bestreben, das eigene Kapital zu vermehren:
Es gibt ein paar Menschen, die könnten die Schulden Griechenlands bezahlen, ohne deshalb arm zu werden.

Schwestern und Brüder,
Jesus sandte die Apostel aus und gab ihnen Vollmacht, die Menschen von den unreinen Geistern zu befreien: diese inneren Stimmen treiben uns dazu an, uns über andere Menschen zu stellen und uns auf deren Kosten einen Vorteil zu verschaffen.

Wenn man nicht auf sie hört, dann sollen die Apostel ihnen sogar den Straßenstaub zurücklassen, um sich nicht anstecken zu lassen von dem Egoismus und der Hartherzigkeit.

Immer wieder trifft uns der Ruf: Kehrt um! Glaubt an das Evangelium! Glaubt an das Heil, das von Gott kommt!

Halten wir uns fern von der Heuchelei, die behauptet, die Armen wären selbst schuld an ihrer Armut;
Lassen wir uns von Jesus immer wieder von den unreinen Abergeistern befreien: dass wir den anderen ebenso wichtig nehmen, wie uns selbst,
dass wir der Wahrheit den Vorzug geben vor der Lüge,
dass wir den Frieden höher schätzen, als unser Streben zu bestimmen, was gemacht wird.

Pirmin Spiegel ist der Geschäftsführer von MISEREOR: er weigert sich, einen vergoldeten Kelch zur Messe zu benutzen, weil er gesehen hat, durch welches Unrecht und durch welche Unmenschlichkeit das Gold gewonnen wurde.

Hören wir nicht auf, immer wieder den nächsten Schritt zu tun und umzukehren zum Himmelreich, das von Gott kommt.

4./5. April 2015: Predigt in der Osternacht

Liebe Schwestern und Brüder!
es waren ganz gewiss schlechte Zeiten, als Jesus in Israel lebte:
Es gab allen Grund, die Zukunft zu fürchten. Die Römer ließen keine Zweifel an ihrer Dominanz aufkommen. Einen Menschen an Kreuz hängen und warten, bis er erstickt war – das war nichts Außergewöhnliches.

Umso bedrückter, ja geradezu niedergeschmettert waren die Frauen und Männer, die mit Jesus von Galiläa nach Jerusalem gekommen waren, um mit ihm dort das Paschafest zu feiern.

Diese Wallfahrt entwickelte sich zum Desaster mit tödlichem Ausgang. Abgesehen von der Trauer um den vermeintlichen Messias und die Enttäuschung über sein Scheitern mussten sich seine Gefährtinnen und Gefährten wirklich Gedanken machen: wie kommen wir wieder heil nach Hause, nach Galiläa.

Die Römer und die Führenden im Volk Israel hingegen dachten: dieser Mann und seine Freunde werden uns keine Schwierigkeiten mehr machen: All das Gerede vom himmlischen Vater, von Vergebung und Auferstehung, vom Reich Gottes, das angebrochen sei – erledigt!
Davon wird man nie mehr etwas hören. Das Problem ist gelöst!

Doch weit gefehlt: Kaum hatte man diesen Jesus aus dem Weg geräumt, ging es erst richtig los mit diesen Leuten. Es verbreitete sich die Kunde, dass Jesus von den Toten auferstanden sei. Nicht nur, dass seine Freunde sich sozusagen mit diesem Glauben trösteten – nein: sie wurden immer mehr. Das Jesus Problem ging erst richtig los, als man dachte, dass man es beseitigt hätte.

Der Glaube an Jesus, den Gekreuzigten verbreitete sich trotz aller Verfolgung der Christen unaufhörlich: Antiochia, Perge, Korinth, Ephesus. Es dauert keine 20 Jahre bis es in Rom eine Gemeinde von Christen gab.

Liebe Schwestern und Brüder! Diese ersten Christen vor 1950 Jahren waren nicht besser d’ran als wir heute: sie verließen sich auf die Verkündigung, auf die Überlieferung auf die Predigt derer, die schon an Christus glaubten.

Das ist bis heute so: wir hören das Zeugnis der Apostel, dass Christus auferstanden ist und glauben: an die Erlösung, an die Befreiung von Tod und Sünde. Wir glauben an Versöhnung und Frieden durch Christi Tod und Auferstehung.

Vor 200 Jahren entstand ein Osterlied: es drückt aus, was der Glaube an Jesu Auferstehung für uns bedeutet:

Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo ist dein Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

Schwestern und Brüder,
einen Gekreuzigten als Erlöser, als Gottes Sohn preisen und verkünden, das ist auch heute ein starkes Stück.
Wie immer schon versprechen die Reichen und Mächtigen, dass sie Frieden bringen und Ruhm und Macht.
Ein Gekreuzigter – einer von den vielen, denen man ein grausiges Ende bereitet hat – wird wohl kaum dafür in Frage kommen!

Doch unser Glaube sagt:

Jesus lebt, ihm ist das Reich über alle Welt gegeben.
Mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben.
Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht.

Schwestern und Brüder, ich bin dankbar, dass das Zeugnis und die Verkündigung der Apostel mich erreicht hat.
Ich bin dankbar, dass ich durch Christus hoffen und gewiss sein kann:
Gott hält für uns ein neues Leben bereit ‑ in seinem Licht.
Der Glaube an Jesus und seine Auferstehung, seine Jüngerschaft macht mich frei – was kann die Welt schon nehmen, was kann die Welt schon geben – was nicht im Licht Gottes wirken würde wie rostiges Eisen.

Das einzige, was zählen wird, ist: Du bist von Gott geliebt und darum darfst Du leben im Licht Gottes. Heute im Glauben und dann endgültig und unverhüllt.

3. April 2015: Predigt zu Karfreitag

Liebe Schwestern und Brüder,
Oft schon haben wir das Begräbnis eine Menschen miterlebt.
Ich erlebe die Bestattung des Verstorbenen als eine wichtige Zäsur:
der Abschied ist vollzogen. Der Vorgang ist an sein Ziel gekommen.
Die Aufregung legt sich und man wird ruhiger ‑ auch wenn der längere Teil der Trauerarbeit erst noch kommt.

So ähnlich empfinde ich auch jetzt, da ich gehört habe: „Sie setzten Jesus dort bei!“ Die schrecklichen Qualen, die Jesus zugefügt wurden, sind nun zu Ende. Er hat es geschafft. Es ist vorbei. Es kehrt ein wenig Ruhe ein.

Die Ruhe lässt einem Zeit, um Nachzudenken:
Sofort aber stehen wieder die Bilder vor Augen, weil sie noch so frisch sind: die Geschichte von Verrat, im Stich gelassen werden, mit Lügen konfrontiert werden, wehrlos ausgeliefert sein, die Folter, die Demütigungen, die unerträglichen Qualen, die brutale Gewalt.

Schwestern und Brüder, das gibt es jeden Tag in dieser Welt. Es gehört zur alltäglichen menschlichen Erfahrung. –
Auch wenn wir uns eine heile Welt wünschen und alles Mögliche unternehmen, um das Leben möglichst „perfekt“ zu gestalten und zu organisieren: Dabei haben wir in unserer Weltgegend beachtliches erreicht: Wer mit 70 Jahren stirbt, gilt bei uns noch als jung.

Wer sich Kinder wünscht, kann sie auf irgendeine Weise bekommen; wer keine will, kann es verhindern.

Selbst die bei uns als arm gelten, haben mehr als viele andere Menschen in der Welt. Was immer sich jemand wünscht, gibt es zu kaufen.

Wir versuchen das Paradies auf Erden herzustellen.

Doch ganz funktioniert es nicht: Manchmal ereilt uns ein Schrecken: die Natur spielt uns einen Streich oder die Technik versagt oder Menschen leben ihre Aggression aus und richten Unheil an oder das wohltemperierte Gleichgewicht von Finanzen und Wirtschaft gerät aus den Fugen.

Dann sind wir wieder auf dem Boden der Realität: diese Welt ist nicht und wird niemals das Paradies: Zu dieser Welt gehört der Tod!
Zu dieser Welt gehört die Gewalt, die Natur und Menschen verüben!

Und wenn wir genau überlegen hat unser fast paradiesischer Zustand in Mitteleuropa viel zu tun mit dem Elend in anderen Gegenden der Welt.

Heute ganz besonders, aber nicht nur heute, erinnern wir uns daran, dass Jesus Christus durch Unrecht und Gewalt getötet wurde. Damit stellen wir uns der Realität. Wir stellen uns der Herausforderung, wie wir mit Tod und Elend leben und dennoch an das Gute glauben können: daran, dass der gute Gott diese Erde aus Liebe erschuf und ihr deshalb auch Zukunft gibt.

Wie können wir inmitten von Unrecht und Gewalt an das Gute glauben?

Ich möchte fast sagen: wenn wir uns nicht zu Dienern des Todes machen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig. Denn nur wenn wir an das Gute glauben, nur wenn wir an das Leben und seine Zukunft glauben, nur dann haben wir die Kraft, der Gewalt und dem Unrecht zu widerstehen, die den Tod bringen.

Jesus Christus, der gelitten hat, ist der Grund, warum wir an das Gute und an das Leben glauben können: Er lebte ganz aus dem Vertrauen auf den himmli­schen Vater und seine treue Liebe.
In seinem Leiden wurde er auf die Probe gestellt bis hin zu dem Klageruf: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Sein Vertrauen war stärker als die Angst, der Zweifel und der Schmerz. Er ist der Versuchung nicht erlegen: der Versuchung, sich aus der Schlinge zu ziehen, sich davon zu stehlen oder gar zurück zu schlagen.

Er hielt fest an seinem Vertrauen bis zum Gebet: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. So hat er gezeigt: mitten im Schrecken der Welt kann man an das Gute und an den guten Gott glauben. In diesen Tagen feiern wir es: Gott hat ihn nicht im Stich gelassen. Sao ist Christus uns zum Erlöser geworden, der uns das Paradies aufgeschlossen hat.

Da wir aber an Christus glauben, der der Versuchung widerstand, haben wir zu Gewalt und Unrecht ein eindeutiges Verhältnis: Wir dürfen weder Gewalt noch Unrecht verüben, sondern müssen diese beiden Geißeln der Menschen, die den Tod bringen, in uns überwinden. Gewalt und Unrecht sollen in unserem Handeln keine Chance haben.

22. Februar 2015: 1. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wann haben Sie den letzten Regenbogen gesehen?
Es ist faszinierend wenn sich dieses vielfarbige Band über das ganze Himmelsgewölbe spannt. Das passiert wenn – meistens im Sommer – es regnet und zugleich die Sonne scheint..

Ich kann verstehen, dass die Menschen vor ein paar tausend Jahren in dieses Naturschauspiel als göttliches Zeichen deuteten: als Zeichen dafür, dass Gott diese Erde nicht verwirft und das Leben und den Menschen nicht dem Untergang anheim gibt.

Die Geschichte wie Noah die große Flut in der Arche überstand, ist eine großartige Bildergeschichte, die im alten Orient in verschiedenen Kulturen so ähnlich verbreitet war – vielleicht als Erinnerung an zerstörerische Fluten wie wir sie 2002 an der Elbe oder 2013 in Niederbayern erlebt haben.

Der erste Petrusbrief sieht in der Rettung des Noah aus dieser Flut ein Sinnbild für die Taufe:
Die Taufe ist Zeichen dafür, dass wir durch Christus und seine Aufersteh­ung gerettet sind wie Noah durch die Arche gerettet wurde:
Obwohl wir einander und Gott so viel Liebe schuldig bleiben, nimmt er uns an und schenkt uns ewiges Leben – in seinem Licht und seiner Herrlichkeit.

Liebe Schwestern und Brüder,
gehen wir aber nochmal einen Schritt zurück: Die Geschichte von der großen Flut nennt einen Grund für diese Katastrophe: Man überlegte: Gott wollte das Menschengeschlecht vernichten, weil er die Schlechtigkeit der Menschen sah!

Es heißt: „Es reute den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh.“

Manchmal klagen wir, dass es so viel Elend gäbe in der Welt. Wir werfen es Gott vor, dass er es nicht besser gemacht hat und zweifeln an seiner Allmacht und Liebe!

Wer so denkt, ist ganz nahe an den Vorstellungen dieser alten biblischen Bildergeschichte: Es wäre besser, wenn es diese Welt gar nicht gäbe!

In der Bibel heißt es aber: „Nur Noah fand Gnade in den Augen des Herrn.“

Die Zerstörungsgeschichte wird zugleich zu einer Geschichte des neuen Anfangs. Obwohl die Menschheit nach der Flut nicht besser war als zuvor und obwohl Not und Tod weiterhin das Leben und die Schönheit der Erde in Frage stellen, setzt sich die Erkenntnis durch:
Der Regenbogen ist das Zeichen dafür, dass das Leben auf der Erde weitergeht.

Es ist besser auf dieser von Not und Tod geprägten Erde zu leben, als dass sie gar nicht existieren würde!

Liebe Schwestern und Brüder!
können wir uns dieser Sicht anschließen?
Können wir ja sagen zu der Erde und zu uns selbst – ja zu ihrer Schönheit, ja zu unserer lebendigen und begrenzten Freiheit –
Können wir ja sagen – trotz der Schrecken der Natur und der Bosheit der Menschen?

Es ist eine Versuchung, diese Erde und das Universum und das Leben gering zu schätzen – weil es zugleich Schrecken und Tod und Bosheit gibt.

Es ist eine Versuchung nur auf das Negative zu starren.

Es ist eine Versuchung, die Erde mit Gewalt verbessern zu wollen.

Es ist eine Versuchung, die Erde als Besitz anzusehen, von dem man möglichst viel für sich gewinnen will.

Jesus war ganz und gar Mensch: auch er kannte diese Versuchungen.
Doch er sagte in seiner tiefsten Seele Ja zur Schöpfung Gottes und ihrer Gestalt – er sagte Ja zum Menschen und seiner Freiheit.

Aus diesem Ja heraus verkündete er die frohe Botschaft:
Diese Welt ist Gottes Welt. Gott ist euch nahe.
Er verurteilt nicht. Er ist da und er kommt! Kehrt um und glaubt!

1. Februar 2015: 4. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
das Evangelium des Markus finde ich ziemlich gewagt:
Das eindeutige Bekenntnis, wer Jesus ist, kommt von einem „unreinen Geist“. Es kommt aus der Angst: „Du willst uns Verderben stürzen?“

Ein Dämon ruft es Jesus zu – nicht die Menschen, die betroffen war von seiner Lehre. – Was war das für eine Betroffenheit?
Bewunderung oder Erschrecken?

Hat der Dämon vielleicht nur laut ausgerufen, was alle dachten?
Verleiht er der allgemeinen Betroffenheit vielleicht nur sprachlichen Ausdruck?

An diesem Tag bringt Jesus den Dämon zum Schweigen und der Mann ist geheilt.
Und so bleibt Jesus an diesem Tag Sieger. Doch der Widerstand dieser Widergeister ist nicht gebrochen. Ihre Stunde kommt – die Stunde, in der sie die Oberhand haben. – Auch wenn gerade dieser Stunde zur Stunde Jesu werden wird, in der Gott ihn verherrlicht!

Liebe Schwestern und Brüder,
Die Reaktion auf Jesu Botschaft ist von Anfang an zwiespältig:
Man spürt in seiner Predigt die „göttliche Vollmacht“!
Aber zugleich spüren die Menschen, wie sehr Jesus ihr bisheriges Leben in Frage stellt. Sie sind betroffen: Sie fühlen sich betroffen und sie merken:
Jesus stellt mich in Frage.

Das ist der Punkt, an dem auch wir heutigen Hörer der Botschaft ins Spiel kommen:

Jesus stellt uns selbst in Frage: Er verkündet uns, dass das Reich Gottes gekommen ist und ruft uns zur Umkehr.

Wenn wahr ist,
dass Gott wichtiger ist als alles andere,
wenn das Leben des anderen genauso wichtig ist, wie meines,
wenn die Liebe immer den Vorrang haben soll,

Wenn das wahr ist, dann fragt man sich, ob diese Botschaft unser gewohnte Leben nicht völlig über den Haufen wirft.

Wer Jesus ernst nimmt,
der merkt, dass nicht nur die anderen gemeint, sind, die als Sünder gelten,
der merkt, dass nicht nur die Reichen, nicht nur die Mächtigen gemeint sind.

Wenn ich Jesus ernst nehme, merke ich, dass ich gemeint bin:
Weil ich mich jeden Tag anpasse an das Denken, das Gott an den Rand drängt,
dass ich mich abfinde mit Kompromissen: dies und das tue ich ja nicht;
dass ich eben doch zuerst an mich denke und erst dann an die anderen.

Aber wenn ich wirklich ernst machen würde mit dem Reich Gottes, kommt dann nicht vieles ins Wanken?

Schwestern und Brüder, wir neigen dazu, Jesu Botschaft für unsere Zwecke zu vereinnahmen:
Er soll uns Hoffnung geben.
Er soll uns Frieden schenken.
Er soll uns beruhigen durch den Glauben an Vergebung und Nachsicht.

Doch Gottes Barmherzigkeit gilt zuallererst den Schwachen; denen, die wir abgeschrieben haben.

Jesu Botschaft birgt ein beunruhigendes Potential:
Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?
Bist du gekommen, um hier alles durcheinander zu bringen,
die gut eingespielten Wege der Macht und der Herrschaft,
die ausgetretenen Pfade des Eigennutzes und der scheinbar ausgewogenen Interessen,
die Sicherheit, die wir uns vorstellen – nur weil wir uns an so vieles gewohnt haben?

Jesu Botschaft heißt nicht: „Macht weiter so!“
Jesu Botschaft heißt und meint mich: „Ändert euch!
Werdet Menschen nach Gottes Willen!“

18. Januar 2015: 2. Sonntag im Jahreskreis (LJ B)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Schwestern und Brüder im Glauben an Christus,

versuchen wir uns einmal in die Lage des Evangelisten zu versetzen.
Er hat Stoff gesammelt, um ein Buch über Jesus zu schreiben, um ein Buch von seinem Glauben an Jesus zu schreiben.
Er fängt seine Erzählung an mit der Taufe Jesu im Jordan:
Er richtet es so ein, dass Johannes zwei seiner Jünger auf Jesus als Lamm Gottes hinweist. Die beiden Jünger folgen ihm und Jesus fragt sie:

„Was wollt, was sucht ihr?“

Was könnte Johannes als Antwort der Jünger schreiben?

Wir wollen mit dir reden? Wir wollen dich etwas fragen?

Die Jünger fragen: Wo wohnst du? Oder besser: Wo bleibst Du?  Wo bist du zuhause?

Schwestern und Brüder,
eine Wohnung sagt viel aus über einen Menschen – aber ich glaube nicht, dass es um die Wohnung Jesu geht.
Es geht nicht darum, ob Jesu Wohnung aufgeräumt ist, ob er einfach lebt oder komfortabel.

Wo bleibst Du? Diese Frage sollten wir – aus der Sicht des Johannes – hintergründiger, tiefsinniger verstehen:
Was gibt dir Halt? Was ist dein Glaube?  Was bewegt dich und wo findest du Kraft und Ruhe?

Jesu Antwort ist ebenso tiefsinnig: Kommt und ihr werdet sehen!

Jesus macht kein Geheimnis daraus. Die Jünger dürfen es sehen – er zeigt ihnen, was ihn hält und Kraft gibt.

Und sie blieben – an jenem Tag ‑ bei ihm und sahen, und erlebten, wo er seine Bleibe hatte:

Liebe Schwestern und Brüder,
damit möchte ich Worte aus der Abschiedsrede Jesu am Ende des Johannesevangeliums verbinden:
Jesus sagt zu den Jüngern:
Wer mich liebt, wird meine Worte bewahren und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm bleiben.

Das Johannesevangelium spannt einen Bogen von Anfang bis Ende:

Jesus ist die Einladung Gottes an uns:
So wie der Vater Jesus ganz erfüllt und in ihm ist,
so wie der Geist Gottes in Jesus ist und bleibt,
so wie Jesus ganz aus dieser Offenbarung lebt,
so dürfen wir auch wir erkennen, dass Gottes Geist in uns ist.

Wir, die Jünger Jesu werden so wie Jesus selbst immer im Vater bleiben.
Wir werden eins sein mit ihm und mit uns selbst und untereinander.
Der himmlische Vater ist unsere Bleibe, unser Zuhause.
Er ist unser Halt und die Quelle unserer Kraft,
er macht uns fähig, die Welt und alles in ihr so zu lieben, wie Gott.

Schwestern und Brüder.
„Kommt und ihr werdet sehen, wo ich bleibe.“ sagt Jesus zu uns,

Das ist kein Tipp, wie wir noch besser unsere täglichen Aufgaben, Freuden, Probleme bewältigen. Das ist kein moralischer Anspruch, kein Gebot, keine Weisung- es ist eine Einladung:

Wenn wir das ganze Evangelium mit offenem Geist und Herzen lesen, werden wir immer besser verstehen und sehen und erkennen, wo Jesus bleibt und woraus er lebt.
Wir werden selbst immer mehr bei ihm sein und unsere Bleibe da haben, wo er sie hatte:
Wir werden immer mehr verankert sein im Bewusstsein, dass Gott in uns ist.
Seine Freiheit, sein Friede, seine Liebe werden in uns sein.

Und wir werden in unseren täglichen Freuden und Sorgen, Ängsten und Hoffnungen einen Halt haben und eine Sicherheit: wir werden immer besser darin werden, in der Liebe Gottes zu bleiben.

Kommt und ihr werdet sehen, wo mein Friede ist! Ruft Jesus uns zu.

24.12.2014: Christmette

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
Wir danken unserem lieben Jesus aus Nazareth, dass er uns zu seinem Geburtstagsfest eingeladen hat.
Wir sind gerne gekommen, weil er uns allen lieb und teuer ist.
Das ganze Jahr, jeden Tag, ist er uns nahe:
in der Verzweiflung macht er uns Mut,
in der Verwirrung stiftet er Klarheit,
er hilft uns, die rechten Entscheidungen zu treffen, damit wir zum Frieden und zur Versöhnung in der Welt beitragen können.

Er gibt uns das ganze Jahr hindurch eine Nahrung, die wichtiger ist als alles andere: er schenkt uns seine Liebe und sorgt dafür, dass unsere Liebe lebendig bleibt.

Dankbar für all das Gute, das wir von ihm empfangen, wollen wir ihn preisen:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
als Jesus geboren wurde, nahm man keine Notiz von ihm:
Geboren wurde auch nur das Kind eines jüdischen Paares –  an einem damals ziemlich unbedeutenden Ort. Die Geschichte wurde woanders geschrieben: In Rom im kaiserlichen Palast und in Ägypten.
In Israel hatte ein König von Roms Gnaden das Sagen.
Die Priester und die Elite des jüdischen Volkes versuchten sich zu arrangieren mit den Verhältnissen und mit denen, die auf dem Herrscherstuhl saßen.

Niemand konnte ahnen, dass dieses Kind so groß werden würde.
So bedeutend, dass ein römischer Statthalter Jesus verurteilen würde zur Folter und Kreuzigung!
So bedeutend, dass sich eine Gemeinde um ihn bildet, die auch nach seinem Tod zusammenbleibt und seiner Lehre folgt – genau genommen erst dann so richtig anfängt.
So bedeutend, dass seine Jünger als Gefahr angesehen wurden und verfolgt wurden;
So bedeutend, dass Kaiser Konstantin erkannte, dass dieser Glaube sein Reich festigen könne.

Heute, Schwestern und Brüder, stehen wir hier an der Krippe und feiern seine Geburt, von der niemand Notiz zu nehmen brauchte – außer  seine Eltern und ein paar Leute, die wach wurden von den Geräuschen, die bei einer Geburt entstehen.

Es ist gut, dass wir das tun. Denn dieser Jesus aus Nazareth, geboren in Bethlehem, dieser Jesus aus Nazareth hat die Kraft, die Welt zu verändern:

Er verändert die Welt, weil er etwas verkörpert und verwirklicht und ermöglicht, was die Welt braucht – so notwendig, wie Wasser und Brot.

Er ist Gottes Sohn! – das ist gar nicht kompliziert, wenn wir es nicht kompliziert machen. Es ist so, wie es im Evangelium steht:
Der Geist Gottes kam auf ihn herab und blieb auf ihm und er hörte eine Stimme rufen: Du bist mein geliebter Sohn!
Daraus hat Jesus gelebt und gehandelt: Dass er von Gott geliebt ist.
Das ist sein innerstes Geheimnis. Jede Faser seines Körpers, jeder Gedanke, den er fasste, jede Regung seiner Seele wurzelte darin und war davon durchdrungen: Gott liebt mich als seinen Sohn und schenkt mir seinen Geist!

Schwestern und Brüder, wir schauen heute auf diese Kinderfigur, auf das Jesuskind: Wir beugen uns zu ihm nieder, wir knien vor ihm nieder – wie wir es oft bei kleinen – neugeborenen Kindern tun:
So werden wir Gott ganz ähnlich: wir lieben dieses Kind – und zugleich: das ist ein Wunder: zugleich sind wir für diese Augenblicke ganz eins mit uns selbst und wissen uns geliebt, so wie wir dieses Kind lieben.

Jesus hilft uns zu glauben, dass wir selbst – und dass jeder Mensch – von Gott geliebt ist, Gottes Kind ist, Sohn und Tochter.
Das ist die erlösende und befreiende Botschaft, die die Welt verändern kann und verändert.
Auch wenn wir Christen selbst schon hundertmal uns gegen diesen Glauben und damit gegen Gott versündigt haben.
Dass jeder Mensch Gottes Sohn und Gottes Tochter ist – dieses Bewusstsein, diese Erkenntnis ist die Wurzel für Versöhnung und Frieden!

Die Hirten des Lukasevangeliums, diese Dauerflüchtlinge, diese heimatlosen überall Fremdlinge, diese immer Verdächtigen, haben die Botschaft gehört und wurden dadurch verwandelt und erlöst:
Gott sendet ihnen diese Botschaft: ihr seid gerettet. Ihr seid Gottes Kinder! Frieden!

Schwestern und Brüder, schauen wir auf dieses Kind, lächeln wir es an, lieben wir es und erfahren wir uns dadurch als wertvolle, geliebte Menschen.
Lassen wir uns verzaubern und verwandeln zu neuen Menschen, zu geliebten Menschen, zu Menschen die im Frieden Gottes leben und den Frieden Gottes verbreiten. Jeden Tag!

14. April 2013: 3. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Es war nicht leicht für die Jüngergemeinde, nach dem Tod Jesu einen neuen Anfang zu finden.

Aber es gab einen neuen Anfang, denn schon sehr bald verstanden die Jünger:
Was mit Jesus geschehen ist, musste geschehen. Es steht im Einklang mit der Heiligen Schrift.
Und in ihrer Gemeinschaft des Brotbrechens wurde ihnen die geradezu sinnliche Erfahrung zuteil, dass Jesus auferstanden ist.

Er ist auferstanden, so wie er es immer gesagt hatte, weil Gott ein Gott der Lebenden ist, weil Gott keinen vergisst, weil Gott keinen Tod kennt und weil für Gott niemand gestorben ist.

Die Jünger waren erfüllt von der neuen Gewissheit und vom gestärkten Glauben an das Evangelium Jesu. In Jerusalem konnten sie nicht bleiben. Deshalb kehrten sie zurück – dorthin, wo Jesus sie gerufen hatte – dorthin, wo sie gelebt hatten – oder wie es sich sonst ergab und – und verkündeten das Evangelium vom Reich Gottes, vom himmlischen Vater, von der Auferstehung.

Der eine war nach Süden gegangen, der andere nach Norden.
Die eine Gemeinde berief sich auf Petrus, die andere auf Johannes.
Die Erinnerungen und die Weise der Verkündigung und des Glaubens unterschieden sich in den verschiedenen Gemeinden.

Es gab große Unterschiede: man vergleiche nur einmal das Markus mit dem Johannesevangelium. Wessen Überlieferung ist die bessere?

Die Gemeinden des Johannes waren überzeugt, dass sie Jesus besser und tiefer verstanden hatten als die Gemeinden des Petrus.
Die Gemeinden, die sich auf Petrus beriefen, reklamierten wiederum, dass doch dem Petrus die Verantwortung für das ganze aufgetragen worden sei.

So liest man in den Evangelien:
Der Jünger, den Jesus liebte, der Verfasser des Johannesevangeliums,
er hat früher an die Auferstehung geglaubt, er war schneller, er lag an der Seite Jesu im Abendmahlssaal, er erkannte Jesus und musste es Petrus erst sagen.

Der Jünger, den Jesus liebte – er hat Jesus besser verstanden und er wurde von Jesus geliebt.

Simon, der Sohn des Johannes, aber – auch das steht in den Evangelien ‑
wird von Jesus als Fels benannt, auf dem die Kirche erbaut wird, ihm werden die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut, er soll seine Brüder stärken. Zu ihm sagt Jesus: „Weide meine Schafe!“

So also haben sich die beiden Strömungen unter den Jesusgemeinden verständigt: man hat das besonders innige Verständnis Jesu der einen und die Gesamtverantwortung der anderen gegenseitig anerkannt.
Beides gehört zur Kirche – beides macht Kirche aus – beides braucht die Kirche und braucht sich gegenseitig!

Schwestern und Brüder,
als alle am Ufer waren, lud Jesus sie ein und gab ihnen Fisch und Brot! Die Kirche – das wird mir dadurch deutlich – lebt von Jesus Christus, der so wie er es immer gesagt hat, zu seinem Vater im Himmel zurückgekehrt ist – und allen, die ihm folgen, die Tür zum Leben geöffnet hat.

Schwestern und Brüder,
unsere Art Kirche zu sein ist sehr stark auf Petrus ausgerichtet. Es geht um Einheit, um Struktur, um Organisation und Programm.

Es wäre gut, wenn wir johanneischer würden:
Wir sollten versuchen, Jesus tiefer zu verstehen, in sein Geheimnis einzudringen und den Geist der Kindschaft noch tiefer in uns aufzunehmen, damit all unsere Aktivitäten wirklich bei Jesus ihren Anfang nehmen.

Wenn die Kirche sich selbst verkündigt, dann werden ihre Netze leer bleiben. Wenn in den Christen die Freiheit spürbar wird und der Frieden, die von Christus kommen, wenn wir ihn zu den Menschen bringen, dann werden die Netze voll sein.