07.12.25: 2. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Das Wort Advent beschreibt nicht nur die letzten Wochen vor Weihnachten. Als Christen leben wir auch in den anderen 11 Monaten im Advent. Denn wir erwarten Christus, der kommen wird. Er wird sein Reich aufrichten, in dem es nicht mehr Arme und Reiche gibt. Denn in seinem Reich teilt er seine Fülle mit jedem einzelnen. Es wird keine Gräben mehr geben zwischen Oben und Unten, zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften …
Wir leben im Advent: das heißt, wir ebnen dem Reich Christi die Bahn und füllen die Gräben auf und wir bauen Brücken, um die Gräben zu überwinden.
Rufen wir zu Christus: Er ist die Brücke, die Erde und Himmel, Gott und Menschen verbindet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
„Er wird den Weizen in seine Scheune Sammeln, die Spreu wird er im nie erlöschenden Feuer verbrennen!“ – Da ist es wieder einmal: das furchteinflößende Motiv der Feuerhölle, die allen droht – jedenfalls solange wir auf dieser Erde leben!

Aber: wir müssen das nicht unbedingt so verstehen, dass die Menschen, die gar zu böse gehandelt haben, in die Hölle kommen. Wenn wir die Botschaft der ganzen Bibel im Blick haben, können wir das ganz anders deuten und verstehen:

Mit Bedacht wurden die Lesungen ausgewählt und auf das Evangelium bezogen:

Jesaja der Prophet Gottes kündet an, dass ein Messias kommen wird – voll des Geistes Gottes. Er wird denen, die geringes Ansehen haben, zur Gerechtigkeit verhelfen. Papst Franziskus hätte gesagt: denen am Rand. Er entscheidet für die Armen, damit sie ihr Recht bekommen!

Seine Machtwerkzeuge sind nicht Schwerter und Speere; vielmehr seine Botschaft und der Geist, der aus ihm spricht. Seine Eigenschaften sind Gerechtigkeit und Treue.

Wenn dieser Messias kommt, dann wird Friede sein: der paradiesische Friede, wo niemand sein will wie Gott – sondern die Geschöpfe leben im Einklang mit ihrem Schöpfer und hören auf ihn.
Dafür steht der Satz: „Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen!“

Liebe Schwestern und Brüder,
im nie erlöschenden Feuer verbrennen nicht die Menschen, sondern das Böse und das Verbrechen. Dafür ist in Gottes Ewigkeit kein Platz.

Und darum ist es uns, die wir an Jesus glauben, ein Anliegen, dass wir „Frucht hervorbringen“ – mit den Worten des Evangeliums.

Mit unseren Worten gesprochen: dass wir uns dafür einsetzen,
dass die zu ihrem Recht kommen, die nichts gelten
und dass wir uns für die Armen einsetzen, damit sie ein würdiges Leben führen können.

Mit den Worten des Paulus gesprochen, die das Adventslied zitiert:
Wir nehmen uns eins um das andere an.

Doch das umeinander Annehmen sollen wir nicht begrenzen:
nicht auf die sympathischen Freunde und geliebten Familienangehörigen.

Jesus meint: niemanden sollen wir ausschließen – selbst den nicht, der uns schlecht behandelt.

Ich fasse es ganz kurz in biblischen Begriffen zusammen:

Wir sollen gute Früchte hervorbringen, denn sie werden im Himmel leuchten und strahlen in nie verblassendem Glanz.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Ewiger Gott und Vater, du rufst uns durch Johannes zur Umkehr. Wir bitten dich:

  • Für alle, die deine frohe Botschaft verkünden und die Menschen zur Umkehr rufen: dass sie deine Liebe ausstrahlen. ‑
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Für alle Getauften: dass sie dich und den himmlischen Vater lieben und sich der Armen und gering geachteten annehmen.
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Wir beten für alle Menschen dieser Erde: nimm sie um Jesu willen in deine ewige Freude auf.
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Wir beten für uns, dass wir die Gräben bei uns überwinden:
    zwischen verfeindeten Nachbarn, zwischen Ausländern und Einheimischen, zwischen Armen und Reichen.
    Christus Höre uns  A: Christus erhöre uns!
  • Wir beten für alle Menschen: dass der Frieden in der Welt mehr wird und der Unfrieden weniger; dass die Gerechtigkeit wächst und die Ungerechtigkeit schwindet. ‑ Christus Höre uns A: Christus erhöre uns!

Lektor/in: Gott, unser Vater, dein Sohn Jesus Christus hat uns die frohe Botschaft gebracht, dass du uns nahe bist. Erhalte in uns die Freude und Dankbarkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Lehrer und Herrn.

01.12.24: 1. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
das Kirchenjahr beginn einen Monat vor dem Kalenderjahr. Von neuem beginnen wir durch das Jahr hindurch zu feiern, dass Gott uns durch Jesus rettet und von Sünde und Schuld befreit.
Wir bereiten uns auf das Fest der Ankunft des Sohnes Gottes in unserer Welt vor. Wir hören seine Botschaft, die uns Mut macht. Wir staunen über das Geheimnis seines Leidens und preisen seine Auferstehung.
In ihm nimmt Gott uns alle auf in sein Licht und seinen Frieden. Wir feiern den ganzen Sommer und Herbst hindurch, dass er bei uns bleibt und uns mit dem Heiligen Geist erfüllt bis alles vollendet ist.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Im Anschluss an das Evangelium müssen wir uns fast die Frage stellen:
Wann hatte ich meinen letzten Rausch? Wann war ich zuletzt betrunken?
Ich sehe es ihren Gesichtern an: Fehlanzeige. Sie können sich nicht mehr daran erinnern.

Außerdem werden Sorgen angesprochen? Welche Sorgen haben sie?
Ob sie die Krankheitskosten noch leisten können?
Ob das Geld bis zum Monatsende reicht?
Ob die Familie mit dem Weihnachtsessen zufrieden sein wird?
Was von ihnen erwartet wird?

Jesus mahnt uns im Evangelium, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags unser Herz nicht „beschweren“.

Sorgen und Ängste können das Herz beschweren:
Es entsteht eine Traurigkeit, eine Enge, die uns gefangen sein lässt. Wir richten den Blick immer mehr auf uns selbst. Die Beweglichkeit wird geringer – nicht nur die körperliche. Die Gedanken beginnen sich immer um dasselbe zu drehen. Die Erwartungen werden immer düsterer.

Menschlich kann ich das gut mitempfinden.
Aber: ein so beschwertes Herz ist auch ein unbewegliches Herz.
Es kann sich kaum noch aufschwingen zur Hoffnung.
Es ist kaum noch bereit, sich aufzuraffen und sich einzusetzen.
Das schwere Herz sieht keinen Sinn mehr darin, Kraft und Mühe aufzuwenden, um etwas zum Besseren zu bewegen.

Jetzt verstehe ich auch, warum Rausch und Trunkenheit zusammen mit den Sorgen des Alltags gesehen werden. Die Folgen sind sehr ähnlich: Ein schweres Herz.

Es heißt: „Nehmt euch in Acht, dass die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren!“
Aber wie? Die Sorgen drücken schwer!

„Wacht und betet allezeit!“

Wir brauchen dieses Wort nicht naiv wortwörtlich zu verstehen: Schlaf ist notwendig und gut! Man kann nicht allezeit die Hände falten, man muss auch Essen kochen und das Haus bauen.

Was „Wachen und beten“ heißt:
Wachsam sein für die Augenblicke des Reiches Gottes:
Das Reich Gottes ist nach Jesu Wort mitten unter uns.
Und es ist uns anvertraut und aufgegeben.

Wir sollen stets bereit sein, das Reich Gottes aufzubauen.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine darf uns nicht daran hindern, selbst Versöhnung zu suchen.
Die Krankheit soll uns nicht daran hindern, für das Gute zu danken.
Unser beschränkter Einfluss und unsere Ohnmacht sollen keine Ausrede dafür sein, dass wir nicht das tun, was wir können, um einen Beitrag zum Guten zu leisten.

Liebe Schwestern und Brüder,
wer auf einen Brief wartet, ist aufmerksam, dass er das Klappern des Briefkastens hört;
Wer zu einem Ziel unterwegs ist, passt auf, dass er die Abzweigung nicht verpasst.

Wir warten und erwarten das Reich Gottes und sind wachsam für seine Spuren mitten unter uns.
Und wir sind wachsam für die Augenblicke, die Gott uns schenkt, dass durch uns Gottes Reich gegenwärtig ist und bleibt und wird.

So werden wir all dem Schrecken der Zeit entrinnen und können mit leichtem Herzen Gott erwarten, der uns zu sich ruft.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Wir haben die Mahnung gehört, wachsam und bereit zu bleiben, dass wir das Gute suchen und tun. Wir beten deshalb zu unserem Vater im Himmel.

L/A     Gott, wir beten zu dir.

  • Wir beten für die Menschen, die mutlos geworden sind:
    dass sie aus ihrer Antriebslosigkeit herausfinden und Menschen finden, die ihnen Zutrauen schenken.
  • Wir beten für die Menschen, die von Süchten gefesselt sind:
    dass sie Hilfe suchen und finden und befreit werden.
  • Wir beten für die Menschen, denen die Sorgen über den Kopf wachsen: dass sie unterstützt werden und ihnen Lasten abgenommen werden.
  • Wir beten für alle Getauften: dass sie im Glauben an Christus Kraft und Halt finden und ihr Herz unbeschwert bleibt.
  • Wir beten für unsere Pfarreiengemeinschaft: dass es uns gelingt, andere einzuladen und in unsere Mitte aufzunehmen.
  • Wir beten für die Menschheitsfamilie: dass sie besser lernt, Gerechtigkeit walten zu lassen und den Frieden stark zu machen.

Lektor/in: Vater im Himmel. Du bist der Friede. Du bist das Leben. Du schenkst uns Freude und Hoffnung. Wir preisen Dich in Ewigkeit. Amen.

07.07.24: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Lb. Schw. und Br.
Manche fordern „Mutproben“, damit jemand dazu gehören darf. Heutige Betriebe verlangen zuerst ein mehrmonatiges schlecht bezahltes „Praktikum“ bevor sie jemanden wirklich einstellen.
Skeptische Menschen sagen: „Das musst du mir beweisen.“

Jesus sagt: „Gut, dass es dich gibt! Du bist meine Schwester, mein Bruder.“

Dankbar rufen wir zu ihm, unserem Herrn und Gott:

Jesus, Menschensohn – Jesus, Sohn Gottes – Jesus, unser Heiland und Retter

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wenn wir über diesen kurzen Abschnitt des Mk.Ev. nachdenken, müssen wir uns vor einem Kurzschluss hüten:
Das wäre zu sagen: die Kirche Jesu Christi wird heute genauso abgelehnt wie Jesus in Nazaret. Denn die Kirche, also wir die getauften Christen und erst recht nicht das Lehramt der Kirche sind nicht Jesus. Wir sind weit davon entfernt, uns mit ihm gleichsetzen zu können. Wir sind seine Jünger – hoffentlich mehr recht als schlecht – aber auch nicht mehr!

Es geht also nicht um uns, es geht um Jesus: Von ihm wird erzählt:

Die Menschen, die ihn von klein auf kannten, sein Dorf, war zwar beeindruckt von dem, was er in der Synagoge lehrte – aber sie lehnten ihn trotzdem ab, weil sie sagten: „Woher hat er das? Sein Vater kann gar nicht genannt werden. Er ist nur ein „Bauarbeiter“ und redet, als ob er direkt mit Gott gesprochen hätte. Er will, dass wir anders denken; wir würden nicht verstehen, wer Gott und wie Gott ist!“

Sie meinen zu wissen, wer Jesus ist, weil sie ihn seit seiner Kindheit kennen, ebenso wie seine Verwandtschaft kennen.

Wer aber ist Jesus wirklich?

Diese Frage stellt sich, weil er die Rede von Gott auf den Kopf stellte:
Die Glaubenslehrer sagten:
Gott straft die Menschen für ihre Sünden.
Du musst alle 613 Gebote halten, um rein zu sein und Gott zu gefallen.

Jesus sagte:
Gott verzeiht den Menschen ihre Sünden. Die Gebote sind eine Richtschnur, wie der Mensch leben soll, aber keine Bedingung, die man erfüllen muss, um sich Gottes Liebe zu verdienen.

Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.

Die Menschen aus Nazaret glaubten Jesus nicht.

Weil sie ihr Denken nicht ändern wollten. Schon gar nicht wegen einem, den sie so gut zu kennen glauben wie diesen Jesus.

Hat diese Episode in Nazaret uns heutigen etwas zu sagen?

Das ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort.
Besser:
Diese Episode stellt uns Fragen:

Glaube ich Jesus und seiner Lehre von Gott?
Glaube ich, dass seine Lehre stimmt?
Glaube ich ihm, dass Gott verzeiht und uns Menschen keine Bedingungen stellt, keine Prüfsteine in den Weg legt?

Wer ist Jesus für mich? Ein Irräufer oder Sohn Gottes?

Wie antworten sie und ich auf diese Frage?
Von Kindheit an haben wir gelernt und wurde uns gesagt:
„Jesus ist der Sohn Gottes.“

Das klingt nach einem Dogma, das man zu glauben hat.
Das klingt nach schwierigen Begründungen.

Aber es ist eigentlich ganz einfach:
Sohn Gottes heißt: Er hat verstanden, wer und wie Gott ist!

Das Evangelium des Markus beginnt mit der Taufe Jesus im Jordan und der Stimme vom Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn!

Und es endet mit der Zustimmung des röm. Hauptmanns unter dem Kreuz: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“

So leb ich und glaub ich und sterbe darauf:
Gott ist so, wie Jesus es sagt. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Jesus hat uns gezeigt, dass Gott unser Vater ist, der uns ohne Bedingungen liebt. In seinem Geist beten wir:

L/A: Erhöre unser Gebet

  • Wir beten für alle, die Jesu Botschaft verkünden: dass sie nicht hinzufügen und keine neuen Bedingungen erfinden. Gott, unser Vater
  • Wir beten für alle, die Jesu Botschaft hören: dass sie ihr Herz öffnen und glauben. Gott, unser Vater
  • Wir beten für alle, denen es zu leicht vorkommt, wenn sie nur an Gottes Liebe und Barmherzigkeit glauben – ohne eigene Leistung dafür: dass sie von ihrem inneren Zwang befreit werden. Gott, unser Vater
  • Wir beten für alle, die anderen Religionen angehören:
    dass sie auf die Stimme Gottes in ihrem Herzen hören, der zu Frieden und Versöhnung ruft. Gott, unser Vater
  • Wir beten für die Machthaber: dass sie ihre Religion nicht als Vorwand für Unterdrückung und Krieg missbrauchen.
    Gott, unser Vater
  • Wir beten für Regierungen, die ihre Soldaten in den Krieg schicken, dass sie die Gewalt beenden und den Frieden suchen. Gott, unser Vater

Lektorin: Jesus Christus, du hast gesagt: Selig sind die Barmherzigen und die den Frieden suchen. Wir danken dir, dass du uns in deine Nachfolge gerufen hast. Heute und in Ewigkeit. Amen.

18.02.24: 1. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
wir sind gewohnt, dass wir in der Fastenzeit zu „Umkehr und Buße“ gerufen werden. Wir sollen ablassen von unseren Sünden. Jeder kann selbst über seine Sünden nachdenken. Und es ist gewisse in Segen, wenn wir alle versuchen, unseren Egozentrismus zu überwinden.
Wir wissen aber auch, dass wir ehrlich versuchen als Christen zu leben. Eine Totalumkehr – ist nicht nötig! Eher eine stetige Verbesserung.

„Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an diese Freudenbotschaft!“
Dieser Umkehrruf fordert uns immer heraus. Diese Erde ist Gottes Reich! Es ist uns so nahe, wie das gute Wort, das jeder Zeit über unsere Lippen gehen kann.
So nahe wie die helfende Tat, zu der wir jeden Augenblick in der Lage sind.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Erinnern sie sich bitte, wann sie das letzte Mal dieses wunderschöne Naturschauspiel, einen Regenbogen gesehen haben. Quer über den Horizont ausgespannt – mal besonders kräftig in den Farben und manchmal eher verwaschen.

Dieser Regenbogen dient in unserer Zeit als Symbol für alles Mögliche: aber immer geht es um Frieden und Vielfalt und Toleranz.

Das Buch Genesis, das erste Buch der Bibel, und genaugenommen die Redaktion der sogenannten Priesterschrift ist einer der ältesten Texte über den Regenbogen. Er erklärt ihn als Bundeszeichen Gottes für den Menschen, eigentlich sogar als Erinnerungszeichen für sich selbst, dass er nie mehr alle Lebewesen aus Fleisch vernichten will.

Das ist der Abschluss der Erzählung von der großen Flut, der nur Noah mit seiner Sippe entkam und die Lebewesen, die mit ihm auf der Arche waren.

Natürlich ist das eine mythologische Erzählung: Es wird etwas erzählt, was niemals wirklich stattgefunden hat und doch handelt die Erzählung von Erfahrungen, die jeder Mensch macht und machen kann:

  • Es geht um die Bedrohung des Menschen durch seine eigene Bosheit:
    Der Mensch ist in der Lage, sich auszudenken, was er dem anderen Böses tun kann, wie er dem anderen schaden und überlisten und hinters Licht führen kann. Der Mensch macht sich selbst ‑ höchst persönlich – zum Maß aller Dinge. Er raubt, schikaniert und mordet.
  • Die Geschichte von der großen Flut spricht von der Bedrohung des Menschen durch die Naturgewalten: Flutwellen, Tsunamis, Überschwem­mungen raffen Pflanzen und Tiere und Menschen dahin und bringen Berge zum Einsturz und Flüsse aus der Bahn.
  • Die Geschichte von der großen Flut spricht auch von der Erfahrung, dass trotz alledem das Leben besteht. In die Schicksalsgemeinschaft eingebunden ist der Mensch in Gestalt des Noah und er wird sogar zum Teil der Rettung, weil er seine Mitgeschöpfe vor den Fluten bewahrt.

Die Priesterschrift deutet diese immerwährende Erfahrung des Menschen als Zorn Gottes und als Erbarmen Gottes und zuletzt als Bund Gottes mit der Erde – nicht nur mit den Menschen.

Der Regenbogen ist das Zeichen des Bundes. Er erinnert Gott und die Menschen, dass niemals alle Lebewesen aus Fleisch von der Erde verschwinden werden. – Die Evolution wird nicht rückabgewickelt.
Die Evolution geht weiter! Vielleicht entwickelt sich die Menschheit weiter und lernt, Hass und Gewalt und Krieg aus ihrer Mitte zu verbannen.

Gott nimmt uns Menschen auf in seinen Bund. Das ist die Grundidee in der Bibel! Diese Idee entwickelt sich weiter über Abraham, Isaak und Jakob, über Mose und die 10 Gebote, über die immer wiederholte Erneuerung des Bundes durch die Propheten – bis hin zu Jesus von Nazareth.

In der vorösterlichen Bußzeit verinnerlichen wir neu den neuen und ewigen Bund, den Gott durch Jesus mit uns geschlossen hat:

Die Ausrufung des Reiches Gottes durch Jesus ist der Kern dieses Bundes.

Durch die Taufe sind wir in diesen Bund aufgenommen – in den Bund des ewigen Lebens!

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Erde ist Gottes Reich – daran dürfen wir glauben. Darauf dürfen wir vertrauen.

Nichts und niemand kann und aus dieser Verbundenheit, aus diesem Bund herauswerfen. Daran dürfen wir glauben und darauf vertrauen.
Die Liebe, diese wohlwollende Hinwendung zum Mitmenschen, ist die, Kraft durch die der Bund Gottes besteht.
Die Liebe ist die göttliche Kraft in uns, die das Leben in die Zukunft trägt. Daran dürfen wir glauben und darauf vertrauen.

Welche kostbare Gabe, die Menschen untereinander verbindet
Wie groß die Freude und Wohltat, die sie in die Welt bringt!

Wir dürfen, wie Noah, Teil der Rettung sein, damit das Leben Zukunft hat.

Fürbitten

Lektorin: Gott, du hast mit uns den Bund des ewigen Lebens geschlossen. Wir sehen die Not der Menschen und die Not der Natur und beten zu dir, dem Ursprung des Lebens:            (A): Erhöre unser Gebet

  • Wir beten für die Menschen, die in den Kriegsgebieten leben: dass sie am Leben bleiben und dass sie wieder den Frieden und seine Wohltaten genießen können.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für die Menschen, die bereit sind, die wütend und zornig sind und meinen unsere Parlamente und Regierungen würden unserem Land schaden. Bewahre sie davor, dass sie sich vom Hass bestimmen lassen. Bewahre uns vor Unruhen und Aufständen und Umsturz.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für die Menschen, die in unserem Land viel Einfluss haben: in der Wirtschaft, in der Politik, in der Gewerkschaft: dass sie demokra­tisch denken und immer den größtmöglichen Nutzen für möglichst viele Menschen suchen.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für die Menschen, die trauern, denen es schlecht geht, die am verzweifeln sind: dass sie Beistand finden und Hilfe und wieder Hoffnung schöpfen.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet
  • Wir beten für unsere christlichen Kirchen: dass der Niedergang endet und dass wir wieder zu leuchtenden Hoffnungszeichen in unserer Gesellschaft werden.
    Gott, Ursprung des Lebens:           (A): Erhöre unser Gebet

Lektorin: Gott, du bist unsere Hoffnung, auf dich setzen wir, an dich haben wir uns gebunden, weil wir bei dir Freude und Freiheit finden. Sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit.

21.01.24: 3. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
es gibt einen flapsigen Spruch:
Jesus hat das Reich Gottes verkündet und gekommen ist die Kirche.

„Reich Gottes“ – „Herrschaft Gottes“
Was ist das eigentlich? Kommt es? Ist es da? Ist es verschwunden?
Wo ist es? Wie ist es da?
Unsere Sonntagsfeier drückt unseren Glauben an das Reich Gottes aus und sie stärkt und nährt ihn.

Grüßen wir Christus, durch den Gottes Reich in die Welt gekommen ist:

Ansprache:
Jetzt ist es soweit! – Was? Wie? Denke ich mir sofort!
Genau das ist die Spannung, die das Markusevangelium aufbaut mit den ersten Worten Jesu: Er sagt: Erfüllt ist die Zeit! Wie? Was?

Nahe ist Gottes Reich! Was heißt nahe? Was ist Gottes Reich?
Kehrt um und glaubt dieser frohen Botschaft!

Das ist eine Ansage! Das erste öffentliche Wort Jesu! Heftiger geht es kaum.

Sie hören das! Und nun? Weitergehen? Zuhören? Umkehren?
Was werden sie tun? Was haben sie getan?

Ich will mich ganz auf den ersten Aufruf konzentrieren:
Jetzt ist es soweit. Oder im Original: Erfüllt ist die Zeit!

Diese Worte erklingen vor etwa 2000 Jahren. Und damals war zwar alles anders als heute – aber dennoch war die Zeit nicht anders als Jetzt:

Der Tag dauerte 24 Stunden. Die Reichen bestimmen wo’s lang geht.
Die Völker führen Kriege gegeneinander. Krankheiten raffen Menschenleben dahin, Ehepartner streiten, Nachbarn unterstützen sich auf bewundernswerte Weise. Was macht die Zeit zur „erfüllten Zeit“?
Warum ist es „Jetzt“ soweit und nicht erst in 20 Jahren?

Jetzt ist das Himmelreich nahe! Dieses Jetzt ist universal.
Es ist niemals vorbei dieses „Jetzt“ und war immer schon da – dieses „Jetzt“.

Nahe ist das Reich Gottes – Jetzt! Nahe nicht in Sinne von 5 Minuten oder 2 Jahre. Nahe nicht im Sinn von Tegernheim ist nahe an Regensburg!

Nahe ist das Reich Gottes so wie das Wort in meinem Mund und das Lied auf meinen Lippen.

Jeder Augenblick kann ein Augenblick im Reich Gottes sein!
So wie ich jeden Augenblick sprechen kann. Ich brauche es nur zu tun!

Jetzt ist es soweit. Wir machen das Reich Gottes!

Solche Augenblicke haben sie alle schon ungezählte Male erlebt:
Ein Blick der Zuneigung! Eine helfende Hand! Das Erlebnis inniger Verbundenheit! Der Verzicht auf eine harsche Antwort!
Das ehrliche „Es tut mir leid!“.

Jetzt ist es soweit! Das Reich Gottes ist nahe! Es ist so nahe wie der Mensch, der ihnen begegnet!

Liebe Schwestern und Brüder!
Das Reich Gottes ist uns in die Hände gelegt. Wir können es aufdecken! Wir können ihm zum Durchbruch verhelfen. Jederzeit.

Das Reich Gottes kommt nicht wie der Tau vom Himmel!
Es wird nicht ausgerufen wie ein neues Gesetz.
Es kommt nicht mit einem übermächtigen Himmelszug.
Es ist immer schon unter uns und da!

Wenn ein Ehemann seiner kranken Frau die Stirn kühlt,
wenn ein Autofahrer freiwillig mit freundlichem Gesicht in der engen Straße dem anderen die Durchfahrt ermöglicht.

Vielleicht entzündet sich unsere Begeisterung an dieser Einsicht:
Jetzt ist es soweit! Das Reich Gottes ist uns nahe wie der Mensch, dem wir mit Wohlwollen begegnen.

Das ist ein Lebensplan!
Ich möchte es so machen wie es das Berufungsschema zeigt:
Ich will mich Jesus anschließen und möglichst vielen Menschen für diese frohe Kunde gewinnen: Es ist soweit! Das Reich Gottes ist nahe.
Wir brauchen es nur zu tun. Es ist in uns als die Sehnsucht nach Schönheit, nach Geborgenheit, nach Frieden und nach Wahrheit.

Schenken wir den Menschen, die uns begegnen und uns selbst viele erfüllte Augenblicke des Reiches Gottes. Es liegt in uns -ganz nahe.

Amen.

19.11.23: 33. Sonntag im Jahreskreis – Volkstrauertag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
bei einem ist es früher, bei einem anderen später:
ab einem gewissen Alter drängt sich der Gedanke auf:
Mein Leben neigt sich dem Ende entgegen. Die Zeit, die vor mir liegt, kann jeden Tag zu Ende sein.

Das ist eine heilsame Erkenntnis. Die richtige Folgerung daraus ist: Also ist jeder Tag kostbar und ich möchte so leben, dass ich mir nicht denken muss:
Warum hab ich da nicht angerufen?
Warum hab ich das auf später verschoben?

Es gilt jeden Tag zu nützen, dass es ein Tag ist,
der erfüllt und sinnvoll war:
vor allem auch, durch das Gute, das wir anderen erweisen.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Drei Freunde bekommen Lego Steine.
Der eine erkennt sofort, was man damit alles bauen kann und hat seine helle Freude daran, ein tolles Kreuzfahrtschiff zusammenzubauen.
Ebenso der andere, er baut eine Ritterburg – fast wie Burg Eltz, wo er kürzlich mit seinen Eltern war.
Der Dritte – was glauben Sie, wie ich jetzt fortfahren werde – so ähnlich wie im Gleichnis von den Talenten! Ja genau. Am Ende fordert man ihn auf, seine Legos den anderen beiden zu schenken, weil sie bei ihm immer noch originalverpackt herumliegen. Irgendwie macht es ihn dann doch traurig.

Liebe Schwestern und Brüder,
zum Glück ist der dritte nur das schlechte Beispiel, wie man es nicht machen soll. Sein Beispiel sollen wir nicht nachahmen, damit es uns nicht so geht.

Gibt es solche Looser, solche Verlierer? Kennen sie welche?
Kennen Sie Gewinner, wie die ersten beiden, die ihre Talente verdoppelt haben?

Wie könnten wir Christen wieder zu solchen Gewinnern werden?
Genau darum geht es nämlich in dem Gleichnis:

Das viele Geld, die lange Abwesenheit des Mannes, der auf Reisen ging, das alles ist ein Beispiel! So sollen wir es machen, bzw. nicht machen.

Wenn wir es richtig machen, wenn wir Gottes Herrschaft stark machen, dann wird uns die Freude des Reiches Gottes vervielfacht – sagen wir „verhimmelfacht“ werden.

Der Ausgangspunkt, liebe Schwestern und Brüder ist, die Freude über die Legosteine – Entschuldigung: die Freude über das Reich Gottes, für das Jesus uns die Augen geöffnet hat:

Wir haben einen wunderbaren und riesigen Schatz empfangen:
die Erkenntnis, dass es in der Welt, im Leben nur um eines geht:

Wie wird die Liebe mehr! Wie wird der Riesenschatz an Liebe und Vorschussvertrauen, den Gott uns gibt, mehr?

Wem können wir diese Liebe schenken? Wer braucht sie am dringendsten? Wie können wir das tun?

Wie wird das Leben um mich herum mit Liebe angereichert?

Liebe Schwestern und Brüder!
ich will mich eigentlich mit nichts anderem aufhalten.
Meine Aufgabe ist nicht zu überlegen, wie der Bischof besser sein könnte, oder die Stadtverwaltung, oder die bayerische Staatsregierung.
Mein Auftrag ist nicht das zu tun, was andere tun müssen.

Mein Auftrag ist, da wo ich lebe,
den Menschen, die mir dabei begegnen,
und mit denen zusammen ich etwas unternehme,
mit Liebe zu begegnen, und aus Liebe zu sprechen und zu handeln:
Nicht aus Sorge um mich selbst, sondern aus Liebe zum anderen.

Wenn ich die Liebe in der Welt mehren kann,
wenn ich den Willen zur Liebe stärken kann,
wenn ich die Liebe sehen und bewundern  kann, die andere üben,
dann vermehrt sich die Freude über den riesigen Schatz,
der uns anvertraut ist.

Gott bewahre mich davor aus Angst, ich könnte versehentlich etwas Falsches tun, und es wäre es alles umsonst, nichts zu tun.
Ach wie traurig wäre das. Nein, ich will wuchern mit dem Talent, das uns allen gegeben ist,
mit der Freude über die Erkenntnis:
Die Liebe ist das wichtigste im Leben der Menschen.
Und wo die Liebe ist, da ist Gott!

Fürbitten

Lektor/in: Guter Gott und Vater, du hast uns die Erde anvertraut, dass wir sie zu einem Ort deiner Herrschaft machen. Dazu brauchen wir deinen Geist, der uns Mut und Vertrauen gibt. Darum bitten wir dich:

Himmlischer Vater:    (A) Schenke Mut und Zuversicht

  • Bewahre uns vor Resignation, wenn wir längere Zeit Schwierigkeiten aushalten müssen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Krankheitsdiagnosen künden manchmal das Ende eines unbeschwerten Lebens an. Schenke allen Betroffenen den Blick für das, was möglich geblieben ist und den Glauben an deine Nähe.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die ihrem Leben keinen tieferen Sinn geben: Dass sie aus der Gleichgültigkeit herausfinden und erkennen, wie viel Freude sie anderen schenken können.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die Verluste erlitten haben, über die sie nicht hinwegkommen. Dass sie Menschen haben, die bei ihnen bleiben und ihnen so Mut und Zuversicht geben.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für die Menschen, die alles negativ sehen: dass sie zur Freude des Glaubens gelangen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

Lektorin: Barmherziger Gott, dein Wort: „Ich bin bei euch“ wird niemals vergehen. Wir danken dir für dein Versprechen und hören nicht auf dir Gott zu danken heute und in Ewigkeit.

Gebet am Volkstrauertag:

Die Namen vieler Männer, die im Krieg ihr Leben lassen mussten stehen hier aufgeschrieben. Sie waren Teil eines grausamen Geschehens, in dem Männer einander und Frauen und Kinder töteten. Frauen wurden vergewaltigt, Häuser angezündet, menschliche Seelen verletzt und in lebenslange Bitterkeit und Trauer gestürzt. Noch heute leiden nicht wenige unter diesem Erbe.

Krieg bringt Zerstörung und Tod. Er entmenschlicht die Menschen – auf jeder Seite der Front.

Besonders traurig macht, dass diese Männer von einem Diktator, einem Menschenfeind, einem Judenhasser in den Tod getrieben wurden, der viele in unserem Land in seinen mörderischen Bann gezogen hat.

Denken wir an die vielen Kriege, die derzeit auf unserer Erde geführt werden und wünschen uns, dass dieser Gräuel endlich zu Ende geht.

Lasst uns Beten:
Hab Erbarmen, Gott unser Vater, mit uns Menschen.
Immer wieder verlassen wir den Weg des Friedens.
Wir bestreiten das Recht der anderen
und denken nur an unsere Ansprüche.
Wir leben in Feindschaften und sind manchmal bereit,
dafür Unrecht zu verüben.

Sie auf unsere Not:
immer noch führen die Nationen und Stämme Kriege,
Frauen und Männer töten einander, statt für das Leben zu sorgen.

Wecke Propheten, die für den Frieden werben,
Lass sie Gehör finden. Lass uns Menschen Wege finden,
wie wir den Krieg für immer verbannen können.

Vergib denen, die im Krieg töten und getötet wurden.
Schau auf ihre Sehnsucht nach Leben und Überleben
und schenke ihnen den Frieden,
den sie in ihrem Leben nicht genießen konnten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

01.05.23: 1. Mai Patrona Bavaria

Evangelium: Johannes 2,1-11 (Hochzeit zu Kanaan)

Einführung:
Maria, Schutzfrau Bayerns. Vor Unheil schützen und bewahren:
Vor Krieg, vor Bürgerkrieg, vor Armut und Hungersnot,
Erweitern wir die Anliegen:
Dass wir nicht zu Egoisten werden, dass wir unsere Verantwortung erfüllen, dass wir bereit sind zum Teilen, dass wir Not leidenden helfen,
Dass wir den Weg nicht verlassen, auf den Jesus uns gerufen hat und führt.

Ansprache:
Diese Hochzeitsgeschichte auszulegen ist hochinteressant und vielfältig. So beginnt Jesus im Johannesevangelium sein öffentliches Wirken nach seiner Taufe durch Johannes.
Von großer Bedeutung ist das Ziel der Geschichte, zu der alles hinführt:
„Er offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.“

Im Mk. Ev. sind die ersten Sätze Jesu nach seiner Taufe im Jordan:
Die Zeit ist erfüllt! Das Reich Gottes ist nahe.
Das Joh.Ev. drückt die gleiche Botschaft mit dieser Wundergeschich­te aus.

Herausgreifen möchte ich heute, was Maria zu den Dienern sagt:
„Was er euch sagt, das tut!“ Sie füllten die Krüge bis zum Rand mit Wasser. Geschöpft wurde bester Wein.

Es stimmt, wir können nur mit unseren begrenzten, menschlichen Kräften Gutes tun. Aber wenigstens das, sollten wir!
Die Hochzeit kann nicht gelingen, das Reich Gottes kann nicht unter uns wachsen, wenn wir nicht die Krüge wenigstens mit Wasser füllen.

Die Beschreibung des Reiches Gottes ist: Gerechtigkeit, Freiheit, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Frieden und Liebe.
Diese Werte gelten als der Unterbau unseres Heimatlandes, unserer Demokratie in der die Menschenrechte an erster Stelle stehen.

Gerechtigkeit heißt, dass alle Menschen, jeder einzelne, Anteil haben kann an den Gütern, die zu einem menschenwürdigen Leben gehören.
Wenn die Güter nicht gerecht verteilt werden, ist die Demokratie nur noch eine hohle Phrase und Wahlen verkommen zur Bedeutungslosigkeit.

Wie kann es sein, dass 5 Personen ein so großes Vermögen haben, wie die unteren 32 Millionen zusammen? (PublikForum 1/2023)

Wenn wir in unserem Land auf Maria hören, und tun, was Jesus sagt, dann würden wir alle – und wirklich ALLE – mit unseren begrenzten menschlichen Möglichkeiten dafür sorgen, dass jeder Mensch in unserem Land Anteil haben kann an dem, was zu einem würdevollen Leben gehört. Dann würde das Reich Gottes sichtbar, dann bräuchten wir uns nicht um Demokratie zu sorgen.

Wenn wir auf Maria hören, werden wir unseren Beitrag gerne leisten und wir werden dafür eintreten, dass diese Pflicht wieder ins Bewusstsein kommt und dass ihr besser nachgekommen wird.

22.02.2023: Aschermittwoch

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich heute Abend in unserer Pfarrkirche und freue mich, dass sie gekommen sind. Wir wollen die österliche Bußzeit beginnen:

Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Gnade und Frieden von Jesus Christus, unserem Bruder, Erlöser und Herrn, sei mit Euch!

Müssen wir denn Buße tun? Wofür? Haben das andere nicht viel mehr nötig als wir? Fühlen wir uns gegängelt durch den Appell Buße zu tun und zu fasten?

Das hängt davon ab, was wir unter Buße verstehen. Die Buße im christlichen Sinn bedeutet: Neuorientierung, Kurskorrektur.
Selbstkritische Reflexion ist sehr nützlich und hilfreich.
Sie kann der Anfang, um seine Lebensweise zu korrigieren.
Sie kann einem helfen, das Gute, das wir schon tun zu festigen oder sogar noch zu steigern.

Am Ende dieser Zeit der Selbstreflexion und Konzentration steht jedenfalls die Feier unseres Osterfestes. Der Jubel darüber, dass Christus nicht im Tod bleibt und dass wir mit ihm zum Leben in Gottes Herrlichkeit berufen sind.

Jesus ist in unserer Mitte. Ihn grüßen wir voll Freude und Dankbarkeit

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wir feiern heute keine Eucharistie. Warum nicht? Das war doch immer so!
Denken Sie vielleicht. Und mit Recht. Da bin ich Ihnen eine Antwort schuldig.

Der Aschermittwoch bedeutet mir persönlich sehr viel. Er ist ein großer Schatz in unserer katholischen Kirche, den ich nicht missen möchte.
Wie Sie es auch handhaben mögen: Alle wissen um den Appell heute auf Fleisch und Fisch und Genussmittel zu verzichten: (Alkohol, Nikotin, andere berauschende Substanzen, Süßigkeiten). Das gilt ja eigentlich für jeden Freitag. Dazu kommt noch der Aufruf, sich an diesem Tag so wie am Karfreitag nur einmal satt zu essen.

Das sind an und für sich schon starke Signale. Und dazu kommt der Gottesdienst jetzt mit der Auflegung des Aschenkreuzes. Es wird von zwei Zusprüchen begleitet: „Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück“ und „Bekehre dich und glaube an das Evangelium!“

Der erste Spruch warnt uns: Wir sollen an unsere Sterblichkeit denken und die entsprechenden Folgerungen daraus ziehen: Es geht um unsere persönliche Ausrichtung: Genuss, Wohlstand, Reichtum, Annehmlich­keiten, Luxus, tolle Erlebnisse, Fitness, Anerkennung, Erfolg, ….
Das alles ist erstrebenswert und das alles ist gut.
Aber: das alles ist Staub, so wie wir selbst. Es sind vergängliche Güter.
Sehr leicht wird daraus ein Egoismus, der auch in Kauf nimmt und akzeptiert, dass andere weniger haben und kränker sind – vielleicht sogar zu meinen Gunsten.

Richte dein Leben nicht darauf aus, toll zu sein, tolles zu erleben, reich zu werden, Erfolg zu haben.

Der zweite Spruch: „Kehre um und glaube an das Evangelium“ ist eine Ermutigung und eine Ermunterung: Dieser Spruch ermuntert an die Hauptbotschaft Jesu: „Ich verkünde euch eine frohe Botschaft: Das Reich Gottes ist euch nahe!“

Das Reich Gottes das ist Frieden, das ist Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, das ist Freiheit und Liebe.

Das Reich Gottes ist uns nahe. Jedem und jeder ist es erreichbar. Es steht uns offen. Es ist unsere Zukunft. Es ist die Zukunft, die Gott für uns bereit­hält – endgültig und unübersehbar.

Und deshalb soll unser tägliches Denken und Handeln, unser Wollen und Wünschen darauf ausgerichtet sein.

Wenn unser Leben zu Ende gehen wird, zählt mehr,
was wir für andere getan haben als was wir für uns getan haben.
es zählt mehr, wie wir Menschen geliebt haben und wer uns geliebt hat,
als was wir uns selbst gegönnt haben,
es zählt mehr, dass wir gerecht waren in unseren Ansprüchen,
als dass wir immer größere Ansprüche erfüllen konnten;
es zählt mehr, das wir verzeihen konnten, als dass wir uns durchgesetzt haben.

Liebe Schwestern und Brüder,
der heutige Tag ist ein Tag, in dem wir uns unsere Vergänglichkeit bewusst machen und vielleicht merken, wie sehr wir den vergänglichen Gütern nachlaufen.

Es ist ein Tag der Trauer darüber, dass unser Glaube an das Evangelium nicht größer ist.

Zum Zeichen dafür lassen wir uns Asche auf den Kopf streuen.

Die Eucharistie hingegen ist Zeichen des österlichen Jubels und Dankes.
Zeichen der natürlichen und ausgelassenen Freude über den Sieg des Lebens über den Tod.

Der Aschermittwoch ist aber Zerknirschung darüber, dass wir stattdessen dem nachlaufen, was uns im Sterben wie Staub zwischen den Fingern zerrinnen wird.

Geben wir der Umkehr Raum. Der Erneuerung. Dem Neuanfang. Dem Evangelium. Damit wir offen werden für das Reich Gottes, das uns so nahe ist.

10.10.2021: 28. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Ich will gut mit meinen Mitmenschen umgehen:
sie sollen merken, dass ich sie annehme, dass sie mir wichtig sind,
dass ich mir wünsche, dass es ihnen gut geht,

Das gelingt – hoffentlich – häufig – aber nicht immer.

Wenn ich für mein Versagen gerichtet werde –
wenn ich für meine Lieblosigkeit und meine Selbstsucht,
für meinen Stolz gerichtet werde – dann habe ich einiges an Strafe zu erwarten.

Wenn es ihnen genauso geht, dann sprechen sie jetzt mit mir:
Ich bekenne

Herr, erbarme dich ….

GLoria

TAGESGEBET
Herr, unser Gott, komm uns mit deiner Hilfe entgegen
und bleibe bei uns:
Lass uns dein Wort im Herzen bewahren
damit immer bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liebe Schwestern und Brüder,
Wer möchte in den Himmel kommen? Wer nicht?

Manche Menschen glauben, dass es gar keinen Himmel gibt.
Vielleicht auch, weil sich niemand vorstellen kann, wie es im Himmel ist.

Aus Erfahrung weiß ich, dass es keine Argumente gibt, die den anderen davon überzeugen können. Es geht ja um etwas, das wir nicht hören und sehen und tasten können und also nicht beweisen können. 

Aber weil eine Gemeinde von Christen sind, setze ich voraus, dass wir an das ewige Leben im Himmel glauben.

Der Mann, der zu Jesus kommt, möchte das ewige Leben gewinnen.
Er will es nicht dem Zufall überlassen. Er möchte sozusagen seine Eintrittskarte sicher haben. Es scheint so, er glaubt, dass Jesus ihm diese Eintrittskarte geben könnte. Deshalb kommt er zu ihm.

Zunächst erinnert ihn Jesus einfach an ganz selbstverständliche Gebote:
Treu sein in der Ehe, zur Familie halten, nicht betrügen und stehlen. ‑
Die meisten Menschen können das bestätigen – so wie der Mann.

Aber dann wird es schwierig: Jesus sagt: wenn du im Himmel sein willst, dann gib deinen ganzen Besitz den Armen. Oh je:
Alle Aktien verkaufen? Die Lebensversicherung? Die Wohnung, das Haus?

Wie geht es ihnen mit dieser Forderung? Ich vermute, dass die meisten unter uns wiederum ähnlich dem Mann reagieren:
Er ging traurig weg, denn er war sehr reich! Dieser Preis war ihm (ist uns) zu hoch.

Das Evangelium stellt klar:
Das Streben nach Besitz und Eigentum, der Reichtum passt nicht zum Himmelreich. Im Himmel gibt es kein Geld und kein Sparbuch und kein Grundbuchamt und keinen Notar.

Und weil wir uns – je mehr wir besitzen umso weniger ‑ vorstellen können, ohne Besitz zu leben, trifft uns der Satz ins Mark:
Ehe geht ein Tau durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes!

Dass ein Reicher sich auf den Weg macht, den Jesus zeigt, auf den Weg des Teilens und der Besitzlosigkeit ist absolut unwahrscheinlich.

Viel zu tief ist in uns verankert: ich muss Reserven haben.
ich muss vorsorgen. Ich muss mich absichern.

Wenn es so ist – das wird den Jüngern klar: Dann ist das Himmelreich fast für jeden verschlossen – denn ganz ohne Besitz möchte niemand leben.

Jesus sagt dann erst den alles entscheidenden Satz:

Für Menschen ist es unmöglich, das ewige Leben zu gewinnen –
aber nicht für Gott! Für Gott ist alles möglich.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Überlegungen führen für mich zu drei Einsichten:

1. Das ewige Leben kann ich mir nicht verdienen und es nicht gewinnen wie einen Preis für mein Lebenswerk. Gott will es mir schenken, weil er mich liebt, weil ich sein Kind bin. Da kann ich nun gar nicht so viel falsch machen.

2. Das Streben nach immer mehr Besitz und Eigentum führt von Gott weg und nicht zu Gott hin. Weder das ewige Leben noch das irdische Leben kann ich mir kaufen. Das Glück kann ich mir nicht kaufen. Glück besteht nicht darin, immer mehr zu besitzen, sondern darin, zu lieben: Gott, den Mitmenschen wie sich selbst.

3. Das was ich als mein Eigentum betrachte, ist in Wahrheit das, was andere nicht haben, besonders die, die sehr wenig oder nichts besitzen.

Ich kann die Augen nicht davor verschließen, dass das zusammenhängt.
Würde ich auf Eigentum und Einkommen verzichten, könnten es Ärmere bekommen. Daraus folgt: Je mehr ich besitze, desto mehr fehlt den anderen und desto mehr habe ich die Schuldigkeit, es ihnen zurückzugeben. Liebe Schwestern und Brüder: Gott – so sagt es der Johannesbrief ‑ ist die Liebe. Aus Liebe teilt Gott sein Leben mit uns – wollen wir sein Ebenbild sein, werden wir es ihm gleich tun und mit den Mitmenschen teilen – besonders mit denen, die weniger haben als wir selbst.

FÜRBITTEN

Pr.: Zu Gott, der alles mit uns teilt, seine Leben und seine Liebe beten wir:

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele meinen, dass sie nur etwas wert sind, wenn sie möglichst viel besitzen.
    Guter Vater wir bitten für sie,
    weil wichtiger ist dass wir mit anderen teilen.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Gott, manche meinen, sie müssen sich deine Liebe verdienen ‑ durch gute Werke und durch viele Gebete:
    Guter Vater, wir beten für sie, weil du uns einfach liebst,
    weil wir deine Kinder sind.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele Kinder und auch ihre Eltern müssen Hunger leiden, während andere sich alles aussuchen können:
    Guter Vater wir beten für sie,  weil du willst,
    dass niemand Hunger leiden muss
    und dass die Erde alle Menschen ernährt.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele denken nicht mehr daran, was Gott von ihnen will
    und was sie für andere tun können.
    Guter Vater wir beten für sie, weil du willst, dass wir in Frieden leben,
    dass es gerecht zugeht und dass wir Achtung vor jedem anderen haben.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

Pr.: Gott, unser Vater, erfülle uns mit deinem Geist. Wir loben dich und preisen dich jetzt und in Ewigkeit. Amen.

11.07.2021: 15. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Schwestern und Brüder,
„wie wird man mich aufnehmen?“ – fragt sich ein junger Mensch, der zum ersten Mal den Eltern seines Freundes begegnet, fragt sich jemand, der eine neue Arbeitsstelle antritt, …

Wie wird man mich aufnehmen?
Vorher überlegt man, wie man sich zeigen wird, wie man auftreten wird: Möglichst bald eine kleine Einstandsparty mit Sekt oder Kaffee und Kuchen? Bescheiden und zurückhaltend?
Oder offensiv erzählen, was man schon geleistet hat?
Oder geschickt seine Sachkenntnis zeigen durch intelligentes Nachfragen?
Welche Kleidung? Vorher zum Haareschneiden?

Gemäß dem Evangelium befreit Jesus seine Jünger von diesen Sorgen als er sie aussendet, damit sie – genau wie er – das Reich Gottes verkünden, das den Menschen nahe ist.

Jesus sagt: Ihr braucht nur einen Gefährten, Schuhe, ein Übergewand und einen Wander­stab – keine frische Ersatzkleidung, kein Geld und keinen Essensvorrat!

Ich stelle mir das praktisch vor: Zwei Männer kommen nach stundenlanger Wanderung in der Hitze des Nahen Ostens in ein Dorf: Verstaubt, verschwitzt, hungrig – wie jeder sehen kann.

Mitten im Ort bleiben sie stehen – rufen Leute her – und beginnen ihre Botschaft auszurichten: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Jeder, der sie hört, sieht sofort: die brauchen etwas zu essen, Wasser zum Waschen und einen Schlafplatz.

Wer sie aufnimmt und sie versorgt, dem werden sie von Jesus erzählen, Und da sie vom Reich Gottes reden, werden die Menschen ihre Nöte ausbreiten und ihre Kranken holen und hoffen, dass das Reich Gottes sichtbar wird: dass Kranke gesund werden und Streitereien und mehr befriedet werden.

Das stärkste Zeichen, die größte Herausforderung für die Gesandten wie für die Angesprochenen ist die Bedürftigkeit der Verkünder.

Gibt es irgendeine Ähnlichkeit zu unserer kirchlichen Situation?
Ich gebe zu, da muss man sich sehr anstrengen, um etwas zu finden.

Wir Seelsorger und Seelsorgerinnen haben ein festes Gehalt, treten durchschnittlich bürgerlich auf, haben studiert …

Ein Pfarrer in der Pfarrei ähnelt bei uns eher dem Leiter einer örtlichen Niederlassung und die Verkünder sind eine Mischung zwischen Religionslehrer, Veranstaltungsmanager und ab und zu auch psychosozialer Unterstützerin.

Dafür, dass es so geworden ist, gibt es viele gute Gründe. Die verlässlichen Strukturen machen vieles möglich: die Sorge um die Gemeinde,
dauerhafte Angebote wie Kindergärten und Sozialstationen.
Das geht nur durch kontinuierliches Bemühen und Verlässlichkeit.

Der Nachteil ist: Institutionen fördern Gewohnheiten und Trägheit,
Besitz produziert Macht und das Interesse ihn zu schützen und zu mehren.

Ich glaube nicht, dass die Aussendung der Jünger ohne Vorratstasche ein Gesetz ist für alle Zeiten. Ich glaube aber schon, dass diese Geschichte auch heute für uns wichtig ist:

Wer das Reich Gottes verkündet und die Auferstehung Jesu, wer zur Umkehr ruft, muss sich immer wieder prüfen, damit er sich nicht bequem „in einem Sessel ausruht“ und sich auf seine Institution verlässt.

Entscheidend ist einzig und allein: Die Botschaft, Jesus Christus,
Das Reich Gottes ist nahe! Glaubt daran und Kehrt um!

Mit anderen Worten:

Das Leben ist mehr als Kleidung und Nahrung, Geld und Komfort. Das Leben ist Vertrauen, Zuwendung, Nähe, Sorge füreinander, Anteilnahme, Wohlwollen.