24.01.2021: 3. Sonntag im Jahreskreis B

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

einige Kernbegriffe ragen wie Obelisken aus diesem Abschnitt des Markusevangeliums heraus:
Evangelium – Reich Gottes – Kehrt um und glaubt – Kommt her! Mir nach!
‑ Menschenfischer – zurücklassen.

Jede einzelne dieser Prachtsäulen ist faszinierend und verdient Aufmerksamkeit – und auch das Ensemble als Ganzes ist mit Bedacht angeordnet und hat eine große Anziehungskraft.

Die kirchliche Leseordnung gibt als Hintergrund die Geschichte von Jona, der von einem großen Fisch verschlungen und an Land transportiert wurde. Er löst bei den für ihre Verkommenheit bekannten Bewohnern Ninives eine Schreckreaktion aus: sie kehrten um und wandten sich von ihren bösen Taten ab.

Jesus predigt etwas völlig anderes:
„Erfüllt ist die Zeit! Das Reich Gottes ist nahe! Vertraut dieser guten Nachricht!“

Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe: Gott ist euch nahe -könnte man auch sagen.
Gottes Friede ist euch nahe. Gottes Freude ist euch nahe! Gottes Leben ist euch nahe! Vertraut darauf!

Vor 76 Jahren, als Europa in Schutt und Asche lag, glaubten die Menschen daran, dass sie in eine bessere Zukunft gehen können. Sie glaubten daran, dass sie die Städte London und Stalingrad, Straßburg und Nürnberg wieder aufbauen werden. Noch mehr: sie glaubten daran, dass es eine Zukunft geben kann ohne Krieg und ohne solches Unrecht, wie es das national­sozialistische Deutschland an Millionen Menschen, besonders Juden und Roma und Sintis, Zeugen Jehovas und psychisch Kranken verübt hatte.

Bundespräsident Roman Herzog hat vor 26 Jahren den 27. Januar (kommender Mittwoch) zum Gedenktag für die Opfer des National­sozialismus erklärt. An diesem Datum wurde 1945 nämlich Ausschwitz befreit.
Die Erinnerung soll uns davor bewahren, dass Menschen solche Gräueltaten wiederholen.

  • Vertrauen die Menschen heute noch darauf, dass es eine Zukunft ohne Krieg geben kann? Vertrauen die Menschen in Europa noch darauf, dass Europa nicht nur eine Zone, sondern sogar eine Keimzelle des Friedens werden kann?
  • Vertrauen die kapitalistischen Gesellschaften noch darauf, dass eine globale Wirtschaft möglich ist, in der nicht die schwächeren von denen übervorteilt werden, die größere Möglichkeiten haben?
  • Vertrauen wir Menschen auf der Erde noch darauf, dass es möglich ist, die Nationen zu einer Organisation der Vereinten Nationen zu entwickeln, die den Werten der Menschlichkeit, den universalen Menschenrechten zum Durchbruch verhilft?
  • Vertrauen wir Christen in unserer Weltgegend noch darauf, dass tatsächlich Gottes Herrschaft nahe ist – weil es an uns liegt, dass wir der Stimme Gottes in unserem Gewissen folgen?

Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen, wir können darauf vertrauen, dass Gottes Reich unter uns gegenwärtig ist: Darum ist es wichtig, dass wir mit Respekt und Anstand – aber genauso eindeutig – dafür eintreten:

Denken wir nicht mal, dass ein Krieg etwas besser machen könnte.
Lassen wir Hassbotschaften und Misstrauen säenden Bemerkungen keinen Raum: Fragen wir nach: Warum denkst Du so? Woher weißt Du das? Hast Du nachgedacht, was die Folgen deiner Gedanken sein können?

Liebe Schwestern und Brüder, vor die Wahl gestellt, ob ich darauf vertrauen möchte, dass Frieden und Achtung der Menschlichkeit möglich sind oder darauf, dass Gewalt und Macht und Reichtümer die Menschen beherrschen, möchte ich reagieren wie die Jünger:

Sie hörten auf den Ruf: Kommt her! Mir nach! Und folgten Jesus nach.
Natürlich ließen sie nicht alles stehen und liegen, wie es das Markusevangelium schildert, um zu zeigen, dass Jesus größer ist als Elija, der Elischa als seinen Schüler reif und seinen Mantel auf ihn warf.
Aber sie folgten Jesus, sonst hätte es ja keine Jünger gegeben.

Sie folgten ihm: Unvollkommen, oft begriffsstutzig und immer noch belastet vom alten Denken. Das zeigt besonders das Markusevangelium und in besonderer Weise beschriebt es das manchmal unverständige Verhalten des Petrus.
Aber die Jünger folgten Jesus nach! Sie vertrauten darauf, dass Gottes Botschaft in der Welt eine Chance hat und dass sie dazu etwas beitragen können.
Bleiben wir auf diesem Weg: su­chen wir den Frieden Gottes unter den Menschen und jagen wir ihm nach.

15.11.2020: 33. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Meinungsumfragen sind hoch im Kurs und werden regelmäßig durchgeführt:
Die Menschen werden nach ihren Ängsten gefragt, nach ihrer Meinung über die Politik und die Politiker und vieles mehr.

Fragen sie sich einmal: Welche Wünsche und Hoffnungen haben sie für die Welt in 50 Jahren – ohne zu überlegen, ob sie das für möglich halten:

Ich würde mir wünschen, dass
alle Menschen genügend Nahrung und Wasser haben,
dass die Menschheit gelernt hat, die Konflikte zwischen den Staaten ohne Gewalt zu lösen und dass deshalb statt Kriegswaffen Gerätschaften hergestellt werden, die der Entwicklung und dem Wohl der Menschheit dienen;
dass Herausforderungen wie der Klimawandel und seine Folgen gemeinsam gemeistert werden
und dass alle Kinder Zugang zu Bildung haben.

Darf ich Ihnen unterstellen, dass ihre Wünsche für die Menschheit ähnlich sind?

Können diese Hoffnungen Wirklichkeit werden?

Viele sind gewohnt zu denken:
Das liegt nicht an mir! Das habe ich nicht in der Hand!

Auf den ersten Blick haben sie recht: Denn weder sie noch ich können einen der vielen Kriege beenden, die zurzeit geführt werden.

Weder sie noch ich bestimmen die Handlungen von Regierungen, die zu Fortschritt oder zu Ungerechtigkeit und Armut führen.

Wir sollten aber nicht vergessen, dass die Regierungen widerspiegeln, was die Menschen denken und wollen.

In unserer Alltagserfahrung gibt es viele Beispiele dafür, wie wichtig und bedeutsam das ist, was die vielen kleinen Unscheinbaren tun:

Kein Rädchen in der Uhr ist überflüssig;

Viele Entscheidungen werden deshalb geändert, weil viele Menschen dafür eingetreten sind:
Nicht der letzte allein hat das Ziel erreicht, sondern alle, die das Anliegen ebenfalls und früher vertreten haben, haben ihren Anteil daran.

Der letzte Schritt zum Ziel ist nur der letzte, weil ungezählte Schritte den Weg zum Ziel gegangen sind.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Reich Gottes, der Friede, die Gerechtigkeit, die Geborgenheit für jeden und alle werden kommen.

Mein Beitrag dazu wird nicht der letzte sein und nicht der einzige,
und es steht nicht allein in meiner Macht.

Doch Schwestern und Brüder,
damit der Friede kommt, ist der Beitrag jedes einzelnen wichtig:
Ich will und soll zu denen gehören, die sich dafür eingesetzt haben,
dass der Frieden mehr und der Hunger weniger wird.
Ich will und darf meinen kleinen Beitrag nicht deshalb unterlassen, weil ich es nicht alleine kann. Ich muss mit meinen Möglichkeiten und Mitteln dafür arbeiten.

Dann liebe Schwestern und Brüder, werde ich mich freuen können, wie die beiden treuen und guten Knechte.

Der dritte Knecht hat sich verweigert. Er hat seine Möglichkeiten nicht genutzt. Er ärgerte sich über den Herrn und dachte vielleicht: Der soll doch selbst arbeiten. Er wollte seine Pläne und sein Leben nicht belasten.

Am Ende hatte er zwar keine Arbeit und keine Mühe – aber er hatte auch keinen Anteil an der Freude seines Herrn. Im Gegenteil, ihm blieb der Ärger über sich selbst und das Bedauern. Keiner von uns wird alleine den Frieden in die Welt bringen – doch wenn genügend viele ihre Möglichkeiten einsetzen – dann wird er kommen.
Ja, dann will ich auch dabei sein, wenn einmal Friede ist.

02.08.2020: 18 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn ich die Brotvermehrungsgeschichte mit den Erstkommunionkindern bespreche, fragen manche: Wie hat Jesus das gemacht.
Meine Aufgabe ist es, den Kindern zu helfen, die Geschichte nicht als Sensationsbericht zu verstehen, sondern als Glaubenszeugnis über Jesus.

Der Ausgangspunkt dieser Geschichte ist die Grundsehnsucht der Menschheit: Hunger und Durst stillen zu können.
Davon spricht das Jesaja Buch und verheißt eine wunderbare Zukunft:
Ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser. Kauft Getreide und esst. Kauft ohne Geld.

Nur ein paar Abschnitte vorher, sie erinnern sich noch, erzählt das Evangelium die Gleichnisse vom Sauerteig und vom Senfkorn. Mutmachgleichnisse –das Gute wird sich ausbreiten und alles durchdringen.

Geht es hier vielleicht um die gleiche Botschaft in anderem Gewand?

Die Jünger sagen: Jesus schick die Menschen weg, dass sie sich etwas zu essen kaufen.
Die Antwort Jesu ist auf einer anderen Ebene:
Gebt ihr ihnen zu essen.
Fünf Brote und zwei Fische haben die Jünger dabei.

Brot – genauer Brot Teilen – ist das Ursymbol für Jesus, der unseren Tod und seine Auferstehung mit uns teilt.

Fisch – ist ebenfalls ein Symbol für Jesus Christus. Das griechische Wort für Fisch „Ichthys“ ist eine Abkürzung für die Glaubensformel: Jesus Christus ist der Sohn Gottes und Erlöser der Menschen.

Jesus spricht den Lobpreis, gibt Brot und Fisch den Jüngern und die geben es den Leuten und alle werden satt.

Das Austeilen und satt werden ist wieder das Bild für eine andere Ebene, um die es dem Evangelisten geht:

Die Jünger empfangen von Jesus
Anteil an seiner Liebe zum Vater und an seinem Vertrauen zum Vater.
Jesus gibt Ihnen Anteil an seiner Hoffnung.
Die Jünger sollen das, was sie von Jesus empfangen weitergeben.

Es wird dadurch nicht weniger sondern mehr. Und gut möglich, dass manche von den Leuten, die ursprünglich von den Jüngern „genährt“ wurden, die Jünger an Glaube, Hoffnung und Liebe sogar übertreffen und selber zu Austeilern werden.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Geist, der gute Geist, der göttliche Geist, der in Jesus war,
in seinen Worten,
reicht für alle, er wird immer mehr, je öfter wir ihn mit anderen teilen.

Doch die, die Jesus als Gesandte berufen hat,
die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe und ihre Mitarbeiter, die Priester müssen Jesu Auftrag befolgen.
Gebt Ihr ihnen zu essen. Teilt meinen Geist mit ihnen.

Es geht nicht um Dogmen, es geht nicht um Katechismen,
es geht nicht mal um moralische Regeln und Vorschriften.

Es geht darum, dass wir diesen Geist Gottes, den Geist, der Leben schafft in uns haben, und auf ihn hören und ihn mit anderen teilen.

Damit das Reich Gottes sich ausbreite auf dieser Erde –
denn nach dieser Lebenszeit wird sich ohnehin zeigen, dass die vergängliche Welt ein Teil des Reiches Gottes ist.

 

26.07.2020: 17. Sonntag im Jahreskreis

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Ansprache:
Ist es das wert? Diese Frage kennen wir. Aber wann stellen wir sie uns?

Natürlich, wenn es um den (vielleicht sehr hohen) Preis für etwas geht, das wir uns anschaffen wollen?  Ist es so viel Geld wert?

Öfter noch, so ist mein Eindruck, stellen wir die Fragen, wenn jemand sich großen Ärger und Schwierigkeiten eingehandelt hat, vielleicht sogar Streit in der Familie, etc. „War es das wert?“ fragen wir dann?

Das Wort „Wert“ ist auch ein Substantiv. Europa sei eine Wertegemein­schaft wird immer wieder gesagt. Weil ich Pfarrer bin, beteuern Leute mir gegenüber, dass ihnen die „christlichen Werte“ wichtig sind.

Was sind unsere Werte?
Wofür sind wir bereit, uns anzustrengen, freiwillig Geld auszugeben, obwohl es nicht sein müsste?

Ja, es gibt die „materiellen Werte“: Essen und Trinken, Wohnung und Einrichtung, Auto und Schmuck ‑ sind Werte, die im Alltag wichtig sind: Sozusagen unser tägliches Brot um das wir beten. Auch Luxusgüter gehören dazu.

Diese materiellen Werte sind wichtig. Wenn sie fehlen, herrscht große Not. Doch sie sind nicht das Wichtigste. Im Gegenteil: Menschen, die sie zu wichtig nehmen neigen dazu andere Werte, die wichtiger sind, zu vernachlässigen:

Diese wichtigeren Werte sind es wert, dass man dafür sogar materielle Nachteile und Verzicht in Kauf nimmt: ?????

Gesundheit, Freundschaft, Familie, das Wohl der Kinder, Erfolg, …
das leuchtet den meisten Menschen ein.

Sind das die höchsten Werte?

Jesus stellt mit seiner Botschaft noch andere Werte zur Wahl:
Das Himmelreich, das Reich Gottes.

Für ihn ist das der höchste Wert und er sagt ganz klar:
Wer zu ihm gehört, wer ihm nachfolgt, wer ihm glaubt und an ihn glaubt, wählt das Reich Gottes als höchsten Wert – und damit Gott selbst!

Das wichtigste im Leben ist Gott und das Streben, Gottes Willen zu tun.

Es ist natürlich Gottes Wille, Vater und Mutter zu ehren,
seinen Kindern Liebe und Geborgenheit zu schenken,
und sie zu lehren, dass sie Gottes geliebte Kinder sind.

Es ist selbstverständlich Gottes Wille, Verantwortung zu tragen
und im Beruf mitzuwirken an der Gesellschaft und für das eigene Auskommen zu sorgen.

Es ist selbstverständlich Gottes Wille, mitzuwirken an einer gerechten Gesellschaft, in der die Menschen friedvoll leben können – verbunden mit der ganzen Menschheitsfamilie. (Das ist keineswegs selbstverständlich – wie viele Beispiele zeigen …)

Wenn wir nach Gottes Willen fragen, wenn wir sein Reich suchen,
ist uns bewusst, dass das Wohl des anderen, dass der Friede des anderen genauso wichtig ist wie mein Frieden und mein Wohlergehen.

Denn in Gottes Reich ist jeder Mensch gleich wichtig und wertvoll.

Wer dies erkannt hat,
wer erkannt hat, dass es Frieden nur miteinander und nicht auf Kosten anderer gibt, und dass Gerechtigkeit bedeutet, dass jedem Recht geschieht,
wird alles einsetzen, damit dieser Frieden entsteht und wächst.

Grundlage dafür ist der Friede, den nur Gott geben kann,
die wichtigste Entdeckung:
Ich bin Gottes geliebtes Kind. Das ist fest und endgültig und gilt in Ewigkeit.

Und da ich doch Gottes geliebtes Kind bin, kann es doch gar nicht anders sein,
als dass mir der andere und sein Frieden ebenso wichtig ist wie ichm ir sein darf.

19.07.2020: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Konzentrieren sie sich bitte auf ihre guten Ansichten und Gedanken.
Sie haben sicher schon eine Menge getan, damit sie Wirklichkeit werden:

Sie haben gespendet für einen guten Zweck – und nicht nur, dass diese Spende ihren Zweck erfüllt – alle diese Spenden sind auch eine Kundgabe:
Wir wollen, dass niemand hungert, dass Tiere geschützt werden, dass Menschenrechte geachtet werden, dass das Theater weiterspielen kann, u.s.w.

Oft denken wir: mit meinen wenigen Mitteln kann ich nicht viel bewirken.
Was helfen meine paar Eure, was hilft meine Postkarte an einen Politiker, was bewirke ich, wenn ich in der Diskussion dafür eintrete!

Wir fühlen uns ohnmächtig und klein.

Und so könnten wir auch denken, wenn es um die Sache Jesu geht, um das Reich Gottes: Wir sind doch nur noch so wenige, immer mehr wenden sich ab. Wir sind auf verlorenem Posten.

Die 10 % der Menschen, die am meisten Geld haben, die bestimmen, was geschieht!

Durch diese Gedanken und Zweifel machen wir uns selber schwach und wirkungslos. Wir bremsen uns, berauben uns selbst der Kraft.

Es ist genau anders:
Ein paar Salzkristalle, ein wenig Zucker, ein wenig Pfeffer machen die Speise schmackhaft. Da braucht es keine Mengen dafür.

Noch deutlicher ist sogar das Beispiel, das Jesus wählt:
Ein wenig Sauerteil durchsäuert eine große Menge Mehl – lässt es selbst zu Sauerteig werden – infiziert es sozusagen dass es  gut schmeckt und bekömmlich ist und haltbar.

In den letzten Monaten wurden wir geschult, wie wir Infektionen vermeiden können.

Doch wenn es um die guten Absichten und Gedanken geht, dürfen wir hoffen und darauf vertrauen, dass sie ansteckend sind. Dass wir einander und andere damit anstecken können und werden.

Die Fridays for future Bewegung ist ein Beispiel dafür!
Die Friedensbewegung – im Moment zwar nicht so populär aber nach wie vor aktiv – zieht immer wieder Menschen in ihren Bann.

Entscheidend ist, dass wir uns viral verhalten:
dass wir davon reden, was wir hoffen und glauben und wofür wir leben.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir Christen sind berufen, es ist der Sinn unseres Lebens,
dass wir mit unserem Vertrauen auf Gott andere anstecken,
dass unser Glaube an den Sieg der Liebe auf andere überspringt,
dass unsere Hoffnung auf die guten Kräfte im Menschen und eine gute Zukunft für die Menschheit auch andere Menschen verwandelt und sie unsere Hoffnung teilen und sie selbst verbreiten.

Überlassen sie es nicht den Bischöfen und Pfarrern,
nicht den Politikern ihres Vertrauens,
und schon gleich gar nicht denen, die Misstrauen säen.

Seien sie selbst viral, ansteckend, mit ihrem Vertrauen und ihren Hoffnungen und ihren guten Gedanken.

15.12.2019: 3. Adventsonntag LJ A

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das sind leere Versprechungen! – Das ist ein schlimmer Vorwurf!
Darin drückt sich tiefes Misstrauen aus. „Leere Versprechungen“.

Es wird versprochen: Die Steppe wird blühen! Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen! Gott wird kommen und euch retten!

Die Engel versprechen: Er wird groß sein! Friede auf Erden den Menschen!

Und was ist?
Kriege toben. Christen werden verfolgt. Israel ist in sich gespalten und seine Existenz wird von anderen Staaten in Frage gestellt.

Die Kirchen bieten einen traurigen, verbrauchten Anblick: sie erschöpfen sich in Lehre und Caritas – doch begeistern sie nur noch sehr wenige für die eigentliche Botschaft vom Reich Gottes.

Ist Christus eine falsche Versprechung? Können wir ihm wirklich glauben?
Hat er die Königsherrschaft Gottes gebracht?

Zweifel über Zweifel – geweckt und genährt von der Wirklichkeit.

Ähnliche Zweifel bedrängen Johannes. Deshalb lässt er zwei seiner Jünger Jesus fragen: bist du der der kommen soll?

Schwestern und Brüder: Können wir glauben und können wir vor unseren Bekannten und Freunden vertreten: Jesus ist der Messias!
Jesus ist der Retter der Welt und der Menschen!

Oder bleibt ihnen dabei das Wort im Mund stecken?

Welche Argumente gibt es gegen den Zweifel?
Warum bin ich überzeugt davon, dass Jesus wirklich der Messias ist?

Jesus verändert die an ihn glauben:

Ich sehe die vielen Menschen, die sich für andere einsetzen – ob mit Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer oder in der Krankenpflege oder in der Erziehung.

Ich höre die Nachrichten von den vielen Projekten und Aktionen, die die Lebensverhältnisse armer Menschen in jedem Erdteil dauerhaft verbessern.

Und ich begegne selber Menschen, die neu angefangen haben und wieder an sich selber glauben und ihre Möglichkeiten, etwas Gutes zu tun.

Jesus heilt auch mich selbst und bewahrt mich vor Pessimismus und Mutlosigkeit:

Trotz vieler Verbrechen und trotz der Bosheit,
sehe ich das Gute in der Welt und auch in mir.

Trotz mancher Rückschläge verliere ich nicht den Mut und sehe einen Sinn darin, für den Frieden, für das Reich Gottes zu arbeiten und zu werben.

Jesus gibt mir durch sein Leben, durch seine Art zu leben,
durch seine Unerschrockenheit und seine Leidenschaft für Gott und Mensch
Mut und Zuversicht und den Glauben daran,
dass die Menschheit darin ihre Zukunft findet.

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Menschheit gerettet:
Er hat sie davor gerettet, sich den dunklen Kräften der Seele auszuliefern.

Jesus bewahrt uns im Glauben und im Einsatz für
Gerechtigkeit und Wahrheit und Freiheit und Barmherzigkeit und Liebe.

Das Reich Gottes ist mitten unter uns und es kommt unaufhörlich –
wo immer Menschen auf Gottes Geist hören und ihm folgen

14.07.2019: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Was ist ihre größte Sorge? Etwas einfacher:
Was sind ihre wichtigen Sorgen?

Dass sie und ihre Lieben gesund bleiben oder werden?
Dass ihre Enkel und Neffen einen guten Lebensweg gehen?
Dass es keinen Krieg gibt?

So bedeutend dies alles für unser Leben ist –
Der Gesetzeslehrer hatte erfasst:
Jesus spricht von etwas, das unser Sein auf der Erde übersteigt:
Das was, Jesus sagt, ist nicht weniger als die Zusage des Himmels,
für seine Jünger: Den Vater erkennen die, denen Jesus den Blick dafür öffnet.

Deshalb fragt er Jesus nach dem, was seine größte Sorge ist:
Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

Jesus verweist den Mann zurück auf sein eigenes Wissen:
Gott lieben und den Nächsten lieben. Die Nachfrage: Wer ist mein Nächster, lässt Jesus dieses wunderschöne Gleichnis erzählen von dem Beispiel des barmherzigen Samariters.

Der Witz daran ist: Die Samariter nahmen Jesus nicht in ihrem Dorf auf, weil er nach Jerusalem in die jüdische Metropole gehen wollte.
Und nun erfindet Jesus ausgerechnet einen Samariter, der einem Juden zu Hilfe eilt, als Vorbild der Liebe zum Nächsten.

Hilf deinem Todfeind, der in Not ist –
vergiss alle Schranken, die dich daran hindern –  Hilf!
Selbst, wenn Du meinst, es wäre das Übelste, ausgerechnet diesem Menschen zu Hilfe zu eilen.

Dabei ist es oft genug sogar schwierig, diese helfende Liebe seinen Liebsten zu schenken:
Ich hab jetzt gerade keine Lust. Die kann doch wirklich selbst.
Ich sitz gerade so gut. Die Sendung, die Musik, das Buch ist gerade so interessant.
Der ist letztes Mal auch nicht aufgestanden.

So haben wir unsere kleinen Rechnungen offen und begrenzen unsere liebende Hilfsbereitschaft selbst in der Familie und unter Freunden.

Liebe Schwestern und Brüder,
natürlich müssen wir manchmal (ausnahmsweise) Grenzen setzen – schon um des anderen willen und um der Beziehung willen.
Widerstand leisten kann manchmal die größere Liebe sein,
als still zu sein und nachzugeben.

Doch welches Handeln uns auch immer menschlich gerade als das liebevollere erscheint: Die größte Sorge dahinter ist:

Hilft es mir dabei, das ewige Leben bei Gott zu erlangen, zu erben?
Oder noch besser: Hilft es dem anderen und mir,
das Leben im Reich Gottes zu finden.

Liebe Schwestern,
im Schlusssegen bei der kirchlichen Hochzeit heißt es:
Wer in Not ist, finde bei euch Trost und Hilfe und der Segen der den Barmherzigen verheißen ist, komme reich über euer Haus.

Diese Segensbitte ist mehr ein Auftrag als ein Segenswunsch –
ganz sicher nicht nur für Neuvermählte, sondern für jeden, der sich entscheidet, ein Leben mit Christus und in seiner Nachfolge zu führen.

Am besten über wie das Trösten und Helfen im kleinen vertrauten Kreis der Familie und der Freunde.

Dann wird es uns selbstverständlich sein, wenn wir herausgefordert werden, einem Fremden, einem ungebetenen Gast, einem unbeliebten Zeitgenossen zu Hilfe zu eilen, wenn wir ihm helfen können.

 

Wer in Not ist, finde bei uns Trost und Hilfe.

07.07.2019:; 14 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe! Wer glaubt denn daran? Ist es nicht vielmehr so:

Es herrscht das Reich der multinationalen Konzerne, die dafür sorgen, dass man in China europäische Autos fährt, in Europa amerikanischen Mais füttert und in Südafrika koreanische Handys benützt.

Ist nicht das Reich der künstlichen Intelligenz bereits im Anmarsch?
wo Computerprogramme zu selbstlernenden Systemen werden und der Mensch sich mit ihrer Hilfe selbst optimieren wird: besser sehen, ein größeres Gedächtnis, längere Lebenszeit.

Ist diese Welt nicht nach wie vor das Reich der Bomben, der Macht, der Gewalt, der Manipulationen und der selbsterfundenen Scheinwahrheiten?

Welches Reich wird kommen?
Das Reich Gottes oder das Reich der stärksten und besten?

Diese Frage ist heute nicht aktueller als zu der Zeit, in der das Lukasevan­gelium entstand, in einer Zeit in der die Römer die Welt beherrschten und man nicht glauben konnte, dass ein anderes Reich kommen könnte.

Wie ist es: Glauben wir, dass das Reich Gottes nahe ist?

Füllen wir das Reich Gottes mit Inhalten, beschreiben wir es;

Im Reich Gottes erhebt der Mensch sich nicht selbst zum höchsten Zweck, sondern er hört auf eine Stimme, die über allen ist: die Stimme Gottes, hörbar im Gewissen eines jeden Menschen. Es ruft uns dazu gerecht zu sein und den Frieden zu erstreben und die Wahrheit zu achten und für die Schwächeren zu sorgen.

Das Reich Gottes ist nahe! Das ist die Zukunft der Menschen.

Wer sich dem verweigert, dem ergeht es wie Sodom – Feuer und Schwefel verbrannten die Stadt – so sagt es das Lukasevangelium:

Das Liebe Schwestern hört sich wie die Androhung von brutalen Strafmaßnahmen an – vor allem weil mit dem Tag des Gerichts – Gottes ‑ gedroht wird – also des endgültigen Gerichts, dem sich keiner entziehen kann.

Doch überlegen wir ganz sachlich:

Die Reiche, in denen die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird,
Die Reiche, die Gerechtigkeit nur für die Reichen kennen;
die Reiche, in denen das Recht des Stärkeren regiert,

alle diese Reiche sind irgendwann groß geworden,
sie habe erstaunliche Macht errungen und erstaunliches erfunden.
Sie haben die Welt oft mit Krieg und Tod überzogen –
doch alles diese Reiche sind für den Untergang bestimmt:

Einmal wird ein stärkeres Reich kommen,
einmal wird die Kraft verbraucht sein,
einmal wird der Siegeswille erschlaffen und der Hunger nach Erfolg ‑
dann ist dieses Reich dem Untergang geweiht:
Ob nun durch Pech und Schwefel oder Giftgas und Napalm.

Das Reich Gottes ist immer nahe und ihm gehört die Zukunft:
Wenn Menschen teilen,
wenn Starke die Schwachen schützen,
wenn Ehrlichkeit selbstverständlich ist,
wenn das Wohl des anderen so wichtig ist, wie das eigene.

So – und nur so ‑ haben die Menschen Zukunft,
das ist die Zukunft, die uns Menschen erwartet.

Das Reich Gottes ist uns nahe – wir brauchen nur damit anzufangen.

30.06.2019: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Kirche müsste besser für sich werben, um wieder mehr Mitglieder und auch Mitarbeiterinnen zu gewinnen.

Jesus hatte das Problem nicht: Er zog die Menschen an,
sie strömten ihm zu: Was machte ihn so anziehend?
Er heilte (umsonst), er versprach den Himmel; er verurteilte niemanden;

Wir haben uns an ein sehr sanftes Bild von Jesus gewöhnt.

Die kleinen Episoden, die wir gerade gehört haben, zeichnen ein anderes Bild von Jesus: Wenn du mit mir gehst,

  • hast du nichts mehr – nicht mal einen Ort zum Schlafen – von Wegen Ruheplatz am Wasser;
  • Was dir bis jetzt wichtig erschien, deine Werte, deine Verpflichtungen – sie gelten nicht mehr;
  • Die dir bis jetzt Geborgenheit und Sicherheit schenkten, deine Familie und Freunde: ‑ du lässt sie zurück.

Werbewirksam ist das nicht – und doch lassen uns diese drei kleinen Begegnungen in das Herz Jesu schauen,
in sein Denken und Wollen, in sein Wesen –

dabei dürfen wir nicht die vielen anderen Facetten vergessen: Die Freude über das wiedergefundene Schaf, die spontane Zuwendung zu den Menschen; und dass Jesus Gastfreundschaft gerne angenommen hat; zum Beispiel von Maria und Marta und ihrem Bruder Lazarus.

So schroff Jesus in diesen Episoden auch wirkt – auch darin äußert sich seine einmalige und heilvolle Persönlichkeit – er war ja schließlich selbst bereit, bis zum äußersten zu gehen.
Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, wird uns kein Rosengarten versprochen:

  • Jesus nachfolgen – das heißt Pilger sein in dieser Welt:
    Wir leben immer im Bewusstsein, dass das, was wir haben, benützen und genießen vorübergehend ist: Diese Erde ist nicht unsere endgültige Heimat. Jesus nachfolgen heißt: immer bereit sein für einen neuen Aufbruch.
  • Jesus nachfolgen – das heißt, sich ganz auf Jesus fokussieren:
    Jesus drückt es drastisch aus: lass die Toten die Toten begraben.
    Wer Jesus nachfolgt hat ein einziges Ideal, auf das alle anderen Werte ausgerichtet sind: das Reich Gottes: Gerechtigkeit im Teilen, Freiheit von allen Dingen, Barmherzigkeit mit den Armen, Mitleid mit denen, die Not leiden.
  • Jesus nachfolgen ‑ das heißt sich klar entscheiden – ohne nachzugrübeln, ob es anders doch besser wäre. Man kann nicht ein bisschen an Jesus glauben, sondern nur mit dem ganzen Herzen.

Schwestern und Brüder, so war Jesus selbst:

  • er war unterwegs nach Jerusalem und sammelte keine Reichtümer und
    Verdienste.
  • Er tat alles nur für ein Ziel: die Versöhnung der Menschen mit Gott.
  • Dafür hatte er sich entschieden und dieser Entscheidung blieb er treu –
    bis zum letzten Atemzug.

Wir alle, Schwestern und Brüder, jeder in seiner Weise:
Verheiratet, verwitwet oder ledig – arm oder reich – gesund oder krank – alt oder jung
Wir alle werden von Jesus gerufen: keine Reichtümer auf Erden zu sammeln, das Reich Gottes als einziges Ideal zu wählen und dieser Entscheidung treu zu bleiben. Gehen wir noch hinter Jesus her?

Darauf kommt es alleine an – nicht darauf, ob viele oder wenig mit uns gehen;
nicht darauf, ob die Kirche ein gutes oder schlechtes Image hat.

Es kommt darauf an, dass wir Jesus nachfolgen und das Reich Gottes verkünden.

12.11.2017: 32. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe mich schon oft gewundert und habe es bewundert:
wenn ich mit Kindern unterwegs war und ein Kind Hungerbekam, oder sich wehgetan hat, wenn irgendetwas – eigentlich unvorhergesehen passiert: sehr häufig nimmt eine Frau ihre Handtasche, fängt an zu wühlen, seufzt vielleicht, „wo habe ich bloß?“ und: ob Pflaster, ob Traubenzucker, ob eine kleine Schere, Streichhölzer … ‑ irgendetwas nützliches kommt auf einmal zum Vorschein: „Da habe ich es ja.“

Die kluge Frau hat etwas in der Handtasche! Sie ist vorbereitet – auch auf das unerwartete.

Vielleicht sind wir mit dieser kurzen und einfachen Alltagserfahrung gar nicht weit weg von dem, was das Evangelium meint:

Jesus erzählt das Gleichnis ja nicht, um zu beschreiben, wer alles vom himmlischen Hochzeitsmahl ausgeschlossen sein wird. Er will uns ja erklären, dass wir es wie die klugen Jungfrauen machen sollen, damit wir mit ihm zum himmlischen Hochzeitsmahl gelangen.

Wir sollen uns bereithalten! Wir sollen wachsam sein für das Reich Gottes und sein Kommen.

Das ist nicht leicht: denn in der Welt geht es oft ziemlich egoistisch zu;
Hassausbrüche, Gewalt, Krieg, Angst, Flucht, Hunger, Not.
Wer kommt da auf die Idee zu sagen: am wichtigsten ist es, an die Liebe zu glauben: an die Liebe Gottes zu uns Menschen und an die Liebe unter den Menschen.

Mit Macht drängen sich die Gedanken auf:
Du musst für dich selbst sorgen. Du kannst die Welt nicht retten. Jeder lügt doch ab und zu. Wenn die Reichen Steuern hinterziehen, warum soll ich dann ehrlich sein?

So könnten wir blind werden: blind für das Reich Gottes. Wir sehen nicht mehr, wie viele Menschen sich einsetzen für andere. Wir sehen nicht mehr, die Sehnsucht nach Frieden und die vielen Beispiele wie Menschen geholfen wird.

Was vielleicht noch schlimmer wäre:
Wir würden nicht mehr sehen, wie und wann und bei welcher Gelegenheit wir selbst etwas für das Reich Gottes tun können.

Wir würden die Augenblicke übersehen, wenn unsere Lampen ausgegangen wären, wenn wir den Glauben an das Reich Gottes, an Gottes Liebe verlieren würden.

Wir wären wie Frauen, deren Tasche leer ist, die nichts darin haben, weil sie nicht geglaubt haben, dass sie es einmal brauchen würden.

Das wäre töricht, Schwestern und Brüder!
Das wäre schlimm, weil die Welt dann noch viel dunkler würde!

Die vielen Momente der Freude, der Gemeinschaft, der Erleichterung,
der Erlösung würden wir verpassen.

Wir sollen es machen wie die klugen Jungfrauen.
Halten wir den Glauben lebendig, den Glauben an Gottes Liebe und an die Liebe unter den Menschen.
Glauben wir daran, dass diese Welt das Reich Gottes ist: dass diese Welt eine Welt des Friedens ist und der Gerechtigkeit.
Halten wir die Augen offen für die Gelegenheiten, in denen wir das unsere tun können und lassen wir uns beschenken von den Augenblicken der Freude, für die das Bild des Hochzeitsmahles steht.

Das Himmelreich ist mitten unter uns.
Es ist unsere Sache, dass es wächst und strahl und leuchtet.