5. Januar 2014: 2. Sonntag nach Weihnachten

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Wer ist Jesus eigentlich?

Viele halten Jesus für ein großes Vorbild der Menschlichkeit und schätzen ihn wegen der „Werte“ des Evangeliums.

Das ist auch berechtigt: denn Jesus ist ein Symbol für Barmherzigkeit, Frieden, Versöhnung und Einheit. Wer in dieser Weise auf Jesus hört und innerlich seiner Lehre zustimmt, kann sicher sagen, dass er an Jesus glaubt.

Ist das alles? Jesus als Vorbild der Menschlichkeit? – reicht das, um ihn zu verstehen?

Wohl ist die „Nächstenliebe“ zentral in Jesu Botschaft. Sie ist das wichtigste Gebot. Wie aber Jesus die Nächstenliebe deutet, geht weit über das hinaus, was unter Menschen, die es gut mit anderen meinen, üblich ist:
„Verkaufe alles, was Du hast!“ „Wenn Dich einer auf die linke Wange schlägt, halte ihm auch noch die rechte hin.“ „Wenn einer den Mantel von dir will, gib ihm auch noch das Hemd!“ „Der Größte unter euch soll der Diener aller sein!“ – Diese Aufzählung lässt sich fortsetzen. Das ist weit mehr als „lieb“ sein.

Jesus ist der Bote radikaler Nächstenliebe – ist damit umrissen und beschrieben, wer Jesus war?
Die vier Evangelisten sind sich darüber einig, dass es anders ist:
Die zentrale Botschaft Jesu ist: „Das Königreich Gottes ist mitten unter euch!“ Wenn ich sagen möchte, wer Jesus ist, muss ich als erstes sagen:

Er hat Gottes Reich verkündet und in ihm, seinem Handeln und seiner Verkündigung ist es angebrochen. Die Liebe Gottes zu seinen Kindern und zu seiner Schöpfung, sowie die Liebe zu Gott und zum Nächsten hat Jesus als das wichtigste im Reich Gottes erklärt.

Jesus hat also etwas mit Gott zu tun. Er versteht sich von Gott her und er lebt, um Gottes Willen zu tun und die Menschen für ihn zu begeistern.

Wer ist Jesus? – In welcher Beziehung steht Jesus zu seinem Gott, zum Gott Israels, den er seinen und unseren himmlischen Vater nennt?
Wer ist Jesus? Das lässt sich nicht beantworten, ohne auch darauf eine Antwort zu suchen.

Die Evangelien und die Briefe der Apostel reichen nachweislich bis ins erste Jahrhundert zurück, also unmittelbar bis zur Zeit des Lebens Jesu.
Diese Schriften aus der urchristlichen Überlieferung beantworten diese Frage mit dem Titel: „Sohn Gottes“!

Die Stimme aus dem Himmel sprach: „Das ist mein geliebter Sohn!“ Der Hauptmann unter dem Kreuz bekennt: „Wahrhaftig dieser Mensch war Gottes Sohn.“

Was aber ist damit gemeint? Was bedeutet Sohn Gottes?

Das Johannesevangelium kann dasselbe ausdrücken mit den Sätzen:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“

Lukas kann es ausdrücken mit der Geschichte vom Engel Gabriel, der Maria die Botschaft bringt. Matthäus beschränkt sich auf die Bemerkung: „Es zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete durch das Wirken des Heiligen Geistes.“
Wir Theologen heute sprechen in abstrakter objektivierter Sprache von der Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus.
Die früheren Theologen sagten: Er ist eines Wesens mit dem Vater, gezeugt nicht geschaffen.“

Jesus ist der Sohn Gottes – das sagen wir Christen aller Konfessionen.
Es ist eine größte innerliche Nähe zu Gott angesprochen.
Es ist eine Sendung von Gott her angesprochen.
Wer mich hört, hört den Vater im Himmel! Ich bin gesandt, um seinen Willen zu tun.

Doch über all dem brauchen und sollten wir nicht vergessen: Jesus sagt: Ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater! Wir sind als Söhne und Töchter Gottes – jedenfalls, wenn wir an Jesus, den Sohn Gottes und an sein Wort glauben.

6. Januar 2013: Erscheinung des Herrn

Anbetung der Könige (Volkach)Ich stelle eine kühne Behauptung auf: Diese christliche Botschaft ist gerade für unsere gegenwärtige Zeit eine Chance und kann einen Weg zeigen für Entwicklung der Menschen hinein in die Zukunft!

Schütteln sie nicht gleich mit dem Kopf. Denken sie nicht gleich: „das ist das typische kirchliche Missionsbewusstsein, das andere Kulturen und Religionen missachtet!“

Es ist erstens nicht nötig, weil ich in aller selbstbewussten Bescheidenheit von einer Chance spreche, von einem Angebot für die Menschen. Eine Chance kann man ergreifen, ein Angebot kann man annehmen oder nicht – niemand soll sich genötigt sehen – kein Muslim, kein Hindu, kein Buddhist, kein Jude und kein Atheist.

Zweitens möchte ich erklären, warum das Christentum gerade in den gegenwärtigen Herausforderungen der Menschheit ein Weg zeigen kann:

Das Merkmal unseres Zeitalters ist Globalisierung! Waren und Infor­mationen werden mit immer größerer Schnelligkeit transportiert.
Die Menschheit rückt immer mehr zusammen.

Dadurch sind neue Herausforderungen und Möglichkeiten entstanden:
Fabriken werden dort gebaut, wo Arbeit am billigsten ist.
Die Wissenschaftler stimmen weltweit ihre Forschungen aufeinander ab.
Die Politik wird zunehmend zu einer Weltinnenpolitik, so dass + Peter Struck sagen konnte: die Sicherheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt.

Umso größer sind die Möglichkeiten, anderen Unrecht zu tun, umso weitreichender sind die Schäden, die der Mensch anrichten kann:

Tiere wandern mit den Menschen aus einem Weltteil in den anderen und werden dort zu Schädlingen.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines Landes wirken in die ganze Weltwirtschaft hinein.
Verbrecher und Terroristen können ganze Kontinente bedrohen.

Wie kann das Chaos vermieden werden, wie kann Gerechtigkeit entstehen, wie können die Völker in Frieden miteinander leben?

Die christliche Botschaft bietet dafür einen Weg an und verkündet:
Jeder Mensch ist ein Kind Gottes.
Jesus sagt: Alles, was du von anderen erwartest, das tu auch ihnen.
und er verkündet: Das Reich Gottes ist mitten unter euch!

Das Reich Gottes ist nicht beschränkt auf einen Land oder einen Kontinent, auf eine Kultur oder eine der menschlichen Rassen.

Vielmehr steht das Reich Gottes jedem Menschen offen und jeder Mensch ist berufen, dem Reich Gottes zu dienen. Die Engelsbotschaft im Lukasevangelium formuliert es einprägsam und einsichtig: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.

Wenn Menschen Gott ehren, den Höchsten, den Schöpfer, die Quelle und das Ziel der Schöpfung, wenn Menschen ihn achten und einander als seine geliebten Kinder, dann können sie zu einer Menschheitsfamilie werden,
in der die Rechte jedes einzelnen geachtet werden,
in der jeder frei ist, sein Leben zu bestimmen,
in der die Wahrhaftigkeit das gegenseitige Vertrauen möglich macht
und in der jedem das Wohl des anderen am Herzen liegt.
So kann Friede werden unter den Menschen auf der Erde.

Das besonders unseres Glaubens ist, dass wir Christen zur Gerechtigkeit, zur Wahrhaftigkeit, zur Solidarität und zu Respekt und Toleranz verpflich­tet wissen, auch gegenüber Menschen, die diese Werte nicht anerkennen.

Liebe Schwestern und Brüder, gerade heute am Fest der Erscheinung des Herrn liegen diese Gedanken nahe. Das Evangelium verkündet in der Geschichte von den Sterndeutern, dass die Völker der Welt zum Licht der Welt, zu Jesus Christus kommen und an ihn glauben.

Die Völker der Welt ehren Gott, und setzen ihre Macht, ihre Weisheit und ihren Reichtum ein, damit in dieser Welt Frieden unter den Menschen ist.

Die Botschaft Jesu ist nichts anderes als die Einladung an alle Welt, im Hören auf Gott Frieden zu schaffen.