10.11.24: 32. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
wir sind wieder zusammen. Zum Glück und Gott sei Dank. Wir haben Grund Gott zu danken:
für alles Gute in unserem Leben: Denken wir kurz darüber nach, wofür wir danken wollen in dieser Woche.
Es gibt auch Ereignisse und Erfahrungen, die wir beklagen und auch das dürfen wir: über das Elend klagen. Nach dem Glaubensbekenntnis werden die Klagen zum Bittgebet.

Wir sind aber auch da, um zu hören: die Botschaft des Lebens, die Botschaft, die uns Mut macht, auf dem Weg zu bleiben, den Jesus uns gezeigt hat.

Wir hören auf die hl. Schrift und der Heilige Geist lehrt uns,
daraus Hoffnung und Mut und Halt und Richtung zu schöpfen.

Grüßen wir Christus, unseren Herrn:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wir werden gerade Zeugen, wie Regierungen zu Ende gehen. Keine Angst – ich werde nicht politisieren. In meiner Lebenszeit bin ich Zeuge, wie die Zeit der „Volkskirche“ zu Ende gegangen ist. Und wir sind gerade dabei Zeugen zu sein, wie die Zeit der Energiegewinnung aus Erdöl und Erdgas und Kohle zu Ende geht. – Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit – aber es ist eine menschliche Neigung die Einsicht zu verdrängen:

„Alles geht irgendwann einmal zu Ende“.

Jesus war nach Jerusalem gekommen. Wozu? Weil es nötig war: Er wollte und musste den Autoritäten den Spiegel vorhalten. Er wollte seinen Glauben an Gottes Liebe zu den Menschen den Schriftgelehrten und Hohenpriestern bezeugen, die durch die Erfüllung aller Gesetze Gottes Gunst gewinnen wollten.

Er nahm sich kein Blatt vor den Mund: Er bezichtigte die Schriftgelehrten der Ehrsucht und der Arroganz. Und er warf ihnen sogar vor, den Witwen die Häuser wegzunehmen.

Als seine Jünger den Tempel bewundern, antwortet er: „Kein Stein wird auf dem anderen bleiben“. Als das Evangelium seine endgültige Gestalt bekam, war das tatsächlich bereits geschehen – und die Juden wurden in die ganze Welt zerstreut und hatten von da an bis zur Gründung des modernen Staates Israel im Jahr 1948 keinen eigenen Staat.

Liebe Schwestern und Brüder, kostbare Steine und Verzierungen, Edel­steine, Gold und Silber – haben in den Augen Gottes keinen Wert! 😐

Protz und Prunk – ist nichts und davon bleibt nichts!

Was vor Gott zählt ist der Mensch.
Der Mensch ist für Gott der größte Schatz.

Der Prophet Elija geht deshalb aus Protest zu der heidnischen Witwe von Sarepta, um ihr zu helfen – zum Zeugnis gegen den König Ahab, der sich mit Götzen, mit selbstgemachten Göttern umgibt, anstatt Gott im Mitmenschen und in sich selbst zu suchen.

Wer reich werden will und seine Kraft, seinen Geist und seine Phantasie dafür einsetzt – setzt nicht mehr auf Gott, der die Liebe ist.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich kann nicht widersprechen, wenn jemand befürchtet, dass ganz schreckliche Dinge in der Welt und auch bei uns geschehen könnten.
Es ist die Aufgabe der Menschen, das zu vermeiden und den Weg des Friedens zu wählen – hoffentlich wird das Licht des Friedens die Menschen bald wieder mehr anziehen als das Feuer des Hasses und der Aggression.

Aber, liebe Christen,
selbst wenn wir Unheil sehen und erleben und erleiden, selbst wenn unser Wohlstand und unsere Sicherheit zerbrechen, selbst wenn wir selbst in Gefahr kommen und des Lebens nicht mehr sicher sind:

Das wichtigste ‑ das, was uns Halt und Kraft gibt, was uns menschlich bleiben lässt, das tragen wir in uns: in unserem Herzen, in unserer Seele:

Es ist der Glaube, dass die Liebe alles entscheidet und dass die Liebe stärker ist und immer wieder siegen wird und am Ende endgültig siegen wird.

Die Witwe und die Spende, die sie gegeben hat und 
die Witwe, die Elija aufgenommen hat, hatten diesen Schatz in sich.

Gerade weil Sicherheit und Wohlstand so gefährdet sind, wie lange nicht, gerade deshalb ist es höchste Zeit, dass wir uns um so mehr dort verankern, wo wir Halt und Kraft finden:

Im Glauben an die Liebe, die Gott ist und die Gott schenkt und die wir den Mitmenschen schenken können und sollen.

Allgemeines Gebet

Lektorin: Gott ist das Leben und er schenkt Leben. In der Sorge besonders für die bedrohten Menschen und Lebewesen beten wir zu ihm:

  • Wir beten für die Menschen, die sich ängstigen, die verunsichert sind: Dass sie das Vertrauen nicht verlieren-
    Gott, Vater des Lebens –                         A: Wir bitten dich, erhöre uns.
  • Wir beten für die Menschen, die Hunger leiden, besonders in Gaza und Palästina: dass sie die dringend nötige Hilfe erfahren.
    Gott, Vater des Lebens –
  • Wir beten für alle Menschen, die sich für Gerechtigkeit und Recht einsetzen: dass sie stark bleiben und Erfolg haben.
    Gott, Vater des Lebens –
  • Wir beten für unser Land, in dem sich so vieles verändert: dass wir gemeinsam die Herausforderungen annehmen und Lösungen suchen.
    Gott, Vater des Lebens –
  • Wir beten für unsere Pfarreiengemeinschaft und alle christlichen Gemeinden: dass wir einander stärken und Halt geben und beistehen.
    Gott, Vater des Lebens –

Lektor/in: Gott, du bist immer bei uns, dein Geist leitet und. Du bist unsere Zukunft. Wir loben dich allezeit durch Christus, unseren Herrn.

Alle: Amen.

19.12.2021: 4. Adventsonntag

Einführung: Die Tage vor Weihnachten sind kritische Tage. In der Familie und im miteinander der Staaten ballen sich in manchen Jahren Dramen zusammen. Es gab auch schon Terrorakte gerade um die Weihnachtstage.

Das Lukasevangelium hingegen erzählt eine Geschichte, wie zwei werdende Mütter zusammenkommen und von der Freude, die sie erleben.

In unseren Gottesdiensten müsste die Begegnung mehr Platz haben.
Wenn Menschen sich begegnen, die Liebe bedenken und sich verbünden,
da berühren sich Himmel und Erde und der Friede wächst.

Wir wollen die Liebe bedenken: die Liebe Gottes und wie wir Liebe schenken können.

Herr Jesus Christus,
Du bist das Wort des ewigen Vaters.
Du stillst die Hoffnung auf Frieden.
Du versöhnst uns mit unserem himmlischen Vater.

Tagesgebet:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
ist unsere Zeit wirklich schwer? Aus dem Blickwinkel der Jahre zwischen 1980 und 2000 ganz sicher: In den letzten 20 Jahren musste die ganze Welt und auch wir in Europa und in Bayern viele Krisen überstehen:
Und seit fast 2 Jahren ist es das erste Mal, dass eine Krise wirklich jeden Menschen betrifft und erfasst:
Unser tagtägliches Verhalten wird dadurch bestimmt, Angst und Verweigerung prallen aufeinander, Beruf, Erwerb und Freizeitmöglichkeiten sind eingeschränkt bis hin zur Reglementierung, dass man sich privat nicht nach Belieben treffen kann.

Diese Krise wirkt auch so als ob man eine Decke wegzieht und Dinge zum Vorschein kommen, die man nicht gesehen hat oder nicht sehen wollte:

Es gibt viele Menschen, mehr als man dachte, die unzufrieden sind: 
Sie fühlen sich benachteiligt, und sie haben oft wenig Einkommen,
sie fühlen sich von der parlamentarischen Demokratie übersehen und nicht ernstgenommen. Sie haben Wut im Bauch, die in Hass umschlägt und auch in Gewalt.

Der Propheten Micha lebte in einer Zeit, in der es ähnliche Erfahrungen gab: Viele waren unzufrieden, weil die Männer um König Ahas in Jerusalem sich immer mehr Macht und Einfluss verschafften und die einfache Bevölkerung auf dem Land immer ärmer machten.

Micha protestierte dagegen: „Ihr erbaut den Tempel mit Blut und die Stadt Jerusalem mit lauter Unrecht!“ Er droht: „Jerusalem wird ein Trümmerhaufen werden!“

Micha ist ein Bauernprophet aus dieser unteren Einkommensschicht, aber ein Prophet: einer, der im Namen Gottes spricht: er ruft nicht zum Umsturz auf. Er redet den Reichen und Mächtigen ins Gewissen, damit sie erkennen, wohin ihr Handeln führen wird und damit sie das ausbeute­rische Unrecht beenden. Er sagt: Wenn ihr nicht auf Gott hört und wieder Gerechtigkeit übt, wird das Unheil kommen nicht nur über die anderen, sondern auch über euch.

Liebe Schwestern und Brüder, ich befürchte, dass das für alle Zeiten gilt:
Wenn die Reichen und Mächtigen den Bogen überspannen, wenn sie unersättlich immer noch mehr Reichtum und Macht sammeln, endet es am Schluss in der Katastrophe.

Darum hoffe ich sehr, dass unsere Gesellschaft, unsere Parlamente und die Interessensgruppen, sich aufraffen und etwas ändern:

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn der Ertrag der produktiven Arbeit wieder mehr in die Hände derer ginge, die ihn erwirtschaften.

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn man darauf achtet, was die wahren Ursachen jener Wut sind, die sich in Parolen Luft macht, die eher die wahren Probleme verdecken und sie deshalb auch nicht lösen werden – selbst wenn ihre Anführer die Macht erringen würden.

Doch viel zu viele Menschen– die Reichen und Mächtigen und die wütenden und oft auch hasserfüllten Menschen – laufen dem Irrtum nach, sie könnten aus eigener Kraft ihr eigenes Glück schmieden – nur für sich und ihre Freunde und sagen: „Gott brauche ich dazu nicht!“

Doch gerade und besonders der Glaube an Gott versetzt uns in die Lage, nicht das eigene Wohl, nicht den eigenen Wunsch in die Mitte zu stellen, sondern das Wohl des anderen zu suchen wie das eigene.

Ja, auch wir Glaubenden lassen uns blenden: auch wir genießen den Wohl­stand und fragen nicht immer, wie er entsteht. Oft sieht es so aus, als würden auch unsere Anführer die Menschen ohne Macht und Geld übersehen. Die Mitren und Hirtenstäbe und Messgewänder glänzen von Gold und Seide.

Darum sollten wir auf den Propheten Micha hören: Es gibt keinen Frieden, wenn nicht auch die Armen daran Anteil haben. Die Menschen, die in „Bethlehem“ wohnen. Von den missachteten Leuten kommt die Rettung. Selig sind, die glauben, was Gott ihnen sagen lässt:
Frieden und Gerechtigkeit sind die zwei Seiten einer Medaille und sie gedeihen gebettet in Barmherzigkeit und Sanftmut.

Fürbitten

Pr.: Gott, Vater der Armen und Retter der Machtlosen. Wir bitten dich:

  • Für die Menschen in Bethlehem, die umgeben sind von haushohen Betonwänden und nur mit großen Hindernissen ihre Stadt verlassen dürfen: dass sie Frieden erleben dürfen, als gleichberechtigte Bürger in ihrem Land.
  • Für die Menschen, die voller Wut und Hass sind, dass ihre Not gehört wird und dass sie zur Besinnung kommen und nicht durch Gewalttaten ihren berechtigten Anliegen schaden.
  • Für die Nationen Europas und Russland: dass sie sich nicht der schein­baren Zwangsläufigkeit hin zu militärischer Gewalt ergeben, sondern im Gespräch die Konflikte austragen und nach fairen Lösungen suchen.
  • Für unsere ganze Gesellschaft: dass die Abscheu vor Gewalt gegen Menschen und Sachen tief in uns einwurzelt und wir stattdessen den Frieden lieben und das Leben und den Besitz des anderen achten.

Pr.: Gott, du sendest Jesus in diese Welt, um uns zu versöhnen. Um deines Namens willen, sende deinen Geist in die Herzen der Menschen,
dass sie den Frieden suchen – in allem, was sie tun. Amen.


10.10.2021: 28. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Ich will gut mit meinen Mitmenschen umgehen:
sie sollen merken, dass ich sie annehme, dass sie mir wichtig sind,
dass ich mir wünsche, dass es ihnen gut geht,

Das gelingt – hoffentlich – häufig – aber nicht immer.

Wenn ich für mein Versagen gerichtet werde –
wenn ich für meine Lieblosigkeit und meine Selbstsucht,
für meinen Stolz gerichtet werde – dann habe ich einiges an Strafe zu erwarten.

Wenn es ihnen genauso geht, dann sprechen sie jetzt mit mir:
Ich bekenne

Herr, erbarme dich ….

GLoria

TAGESGEBET
Herr, unser Gott, komm uns mit deiner Hilfe entgegen
und bleibe bei uns:
Lass uns dein Wort im Herzen bewahren
damit immer bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liebe Schwestern und Brüder,
Wer möchte in den Himmel kommen? Wer nicht?

Manche Menschen glauben, dass es gar keinen Himmel gibt.
Vielleicht auch, weil sich niemand vorstellen kann, wie es im Himmel ist.

Aus Erfahrung weiß ich, dass es keine Argumente gibt, die den anderen davon überzeugen können. Es geht ja um etwas, das wir nicht hören und sehen und tasten können und also nicht beweisen können. 

Aber weil eine Gemeinde von Christen sind, setze ich voraus, dass wir an das ewige Leben im Himmel glauben.

Der Mann, der zu Jesus kommt, möchte das ewige Leben gewinnen.
Er will es nicht dem Zufall überlassen. Er möchte sozusagen seine Eintrittskarte sicher haben. Es scheint so, er glaubt, dass Jesus ihm diese Eintrittskarte geben könnte. Deshalb kommt er zu ihm.

Zunächst erinnert ihn Jesus einfach an ganz selbstverständliche Gebote:
Treu sein in der Ehe, zur Familie halten, nicht betrügen und stehlen. ‑
Die meisten Menschen können das bestätigen – so wie der Mann.

Aber dann wird es schwierig: Jesus sagt: wenn du im Himmel sein willst, dann gib deinen ganzen Besitz den Armen. Oh je:
Alle Aktien verkaufen? Die Lebensversicherung? Die Wohnung, das Haus?

Wie geht es ihnen mit dieser Forderung? Ich vermute, dass die meisten unter uns wiederum ähnlich dem Mann reagieren:
Er ging traurig weg, denn er war sehr reich! Dieser Preis war ihm (ist uns) zu hoch.

Das Evangelium stellt klar:
Das Streben nach Besitz und Eigentum, der Reichtum passt nicht zum Himmelreich. Im Himmel gibt es kein Geld und kein Sparbuch und kein Grundbuchamt und keinen Notar.

Und weil wir uns – je mehr wir besitzen umso weniger ‑ vorstellen können, ohne Besitz zu leben, trifft uns der Satz ins Mark:
Ehe geht ein Tau durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes!

Dass ein Reicher sich auf den Weg macht, den Jesus zeigt, auf den Weg des Teilens und der Besitzlosigkeit ist absolut unwahrscheinlich.

Viel zu tief ist in uns verankert: ich muss Reserven haben.
ich muss vorsorgen. Ich muss mich absichern.

Wenn es so ist – das wird den Jüngern klar: Dann ist das Himmelreich fast für jeden verschlossen – denn ganz ohne Besitz möchte niemand leben.

Jesus sagt dann erst den alles entscheidenden Satz:

Für Menschen ist es unmöglich, das ewige Leben zu gewinnen –
aber nicht für Gott! Für Gott ist alles möglich.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Überlegungen führen für mich zu drei Einsichten:

1. Das ewige Leben kann ich mir nicht verdienen und es nicht gewinnen wie einen Preis für mein Lebenswerk. Gott will es mir schenken, weil er mich liebt, weil ich sein Kind bin. Da kann ich nun gar nicht so viel falsch machen.

2. Das Streben nach immer mehr Besitz und Eigentum führt von Gott weg und nicht zu Gott hin. Weder das ewige Leben noch das irdische Leben kann ich mir kaufen. Das Glück kann ich mir nicht kaufen. Glück besteht nicht darin, immer mehr zu besitzen, sondern darin, zu lieben: Gott, den Mitmenschen wie sich selbst.

3. Das was ich als mein Eigentum betrachte, ist in Wahrheit das, was andere nicht haben, besonders die, die sehr wenig oder nichts besitzen.

Ich kann die Augen nicht davor verschließen, dass das zusammenhängt.
Würde ich auf Eigentum und Einkommen verzichten, könnten es Ärmere bekommen. Daraus folgt: Je mehr ich besitze, desto mehr fehlt den anderen und desto mehr habe ich die Schuldigkeit, es ihnen zurückzugeben. Liebe Schwestern und Brüder: Gott – so sagt es der Johannesbrief ‑ ist die Liebe. Aus Liebe teilt Gott sein Leben mit uns – wollen wir sein Ebenbild sein, werden wir es ihm gleich tun und mit den Mitmenschen teilen – besonders mit denen, die weniger haben als wir selbst.

FÜRBITTEN

Pr.: Zu Gott, der alles mit uns teilt, seine Leben und seine Liebe beten wir:

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele meinen, dass sie nur etwas wert sind, wenn sie möglichst viel besitzen.
    Guter Vater wir bitten für sie,
    weil wichtiger ist dass wir mit anderen teilen.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Gott, manche meinen, sie müssen sich deine Liebe verdienen ‑ durch gute Werke und durch viele Gebete:
    Guter Vater, wir beten für sie, weil du uns einfach liebst,
    weil wir deine Kinder sind.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele Kinder und auch ihre Eltern müssen Hunger leiden, während andere sich alles aussuchen können:
    Guter Vater wir beten für sie,  weil du willst,
    dass niemand Hunger leiden muss
    und dass die Erde alle Menschen ernährt.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

  • Viele denken nicht mehr daran, was Gott von ihnen will
    und was sie für andere tun können.
    Guter Vater wir beten für sie, weil du willst, dass wir in Frieden leben,
    dass es gerecht zugeht und dass wir Achtung vor jedem anderen haben.

A:    Herr, schenke Ihnen deine Liebe.

Pr.: Gott, unser Vater, erfülle uns mit deinem Geist. Wir loben dich und preisen dich jetzt und in Ewigkeit. Amen.

17.02.2019: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Ein Baum, am Wasser gepflanzt – und ein Strauch in der Steppe.
Der eine führt ein kümmerliches Dasein – es ist trockenes Gestrüpp, das nicht mal die Schafe mögen.
Der andere, der Baum: ein Bild, der Stärke, der Fruchtbarkeit, der Schönheit. Der Baum gibt Schatten, bringt Früchte.

Diese beiden vergleicht das Buch Jeremia mit Menschen, die sich auf Menschen, oder die sich auf Gott verlassen.

Wer sind die Menschen, die sich auf Menschen verlassen?

Im Fall des Falles handeln sie gegen ihre Überzeugung,
man weiß gar nicht, ob sie eine Überzeugung haben:
Der kurzfristige, unmittelbare Vorteil steht im Vordergrund.
Sie haben keine innere Stärke, um ihren Weg zu gehen
sie lassen sich von den Mächtigen dirigieren und bestimmen.

Die Menschen, die auf Gott vertrauen, haben Überzeugungen.
Sie stellen Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit über ihr kurzfristiges Wohl,
die Armut zu überwinden, ist ihnen wichtiger als ihr eigener Reichtum,
das Leben zu schützen ist größer, als für sich selbst zu sorgen.
Vielleicht sind das die Schülerinnen und Schüler, die Verweise in Kauf nehmen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Vielleicht sind es die Mahner, die für den Schutz des Lebens eintreten –des ungeborenen Lebens und auch des Lebens, das sich dem Ende zuneigt.

Menschen, die solche Überzeugungen und Werte haben,
sind ein Segen: Sie bringen Früchte, bei ihnen findet man Schutz und Stärke. Sie werden zum Segen für andere.

Die Seligpreisungen und Weherufe Jesu im Lk.Ev. können wir in diesem Horizont verstehen:

Was macht Jesus: Er preist die Armen, die Hungernden, die Ausgestoßenen selig und ruft denen, die in unserer Alltagswelt gut dastehen ein Wehe entgegen: Warum eigentlich?

Weil sie das Glück haben, sich satt essen zu können, weil sie das Glück haben, nicht arm zu sein? Weil sie das Glück haben, anerkannt und gelobt zu werden?

Wird Gott mich dafür strafen?

Das Problem ist nicht der Wohlstand und der Glücksfall, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen.
Das Problem ist, wenn wir die Armen übersehen,
wenn wir nichts gegen den Hunger tun,
wenn wir um der Anerkennung willen, das Gerechtigkeitsgefühl hinten anstellen.

Die Satten und Reichen, die Glück haben und anerkannt sind,
haben Verantwortung dafür,
dass die Armen nicht arm bleiben,
dass die Hungernden nicht mehr hungern,
dass die Ausgeschlossenen Zugang finden und Teil haben können an der Gesellschaft, an Sport und Kultur.

Jesus tritt dafür ein, dass wir Spaltungen überwinden,
dass wir Ausbeutung und Unterdrückung und die Kreisläufe des Unrechts beenden,
dass wir gerecht handeln und leben.

So hat Gott es in seinem Sohn Jesus selbst vorgemacht:
Er wurde ein sterblicher Mensch,
um uns Anteil zu geben an seiner Auferstehung und an seinem unvergänglichen Leben.

Der Glaube an die Auferstehung, an das ewige Leben,
hängt eng zusammen mit dem, was Menschen hier auf der Erde tun:

Denn: wenn wir uns bewusst bleiben, dass die Armen im Himmel nicht mehr arm sein werden, und dass Gott denen Anerkennung und Ansehen schenkt, die auf der Erde verschmäht werden – weil sie Jünger Jesu sind.

Dann werden wir wie von selbst den Ehrgeiz entwickeln, es wie Gott selbst zu machen und Armut und Hunger und Ausgrenzung zu überwinden,
denn die vergängliche Welt bereits ist Gottes Reich und soll es immer mehr werden.

14.10.2018: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Markus und die anderen Verfasser der Evangelien hatten eine wunderbare Aufgabe: Von den Aposteln her waren viele Geschichten über Jesus im Umlauf. Viele davon waren schon aufgeschrieben und immer wieder abgeschrieben.
Die Evangelienschreiber wollten daraus eine durchgehende Geschichte von Jesus machen. Sie mussten überlegen und entscheiden, wie sie die Geschichten aneinanderreihen. Ich gehe davon aus, dass sie sich darüber viele Gedanken gemacht haben. Und deshalb lenke ich unseren Blick auf den Zusammenhang – auf das, was im Mk Ev vorher steht:
„Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“.

Und dann erzählt Mk die Geschichte von dem reichen Mann, das Bildwort vom Kamel und Nadelöhr und von der Bestürzung der Jünger:
Wer kann dann noch gerettet werden?

Das ist genau der Punkt: Gerettet werden! Nicht: sich retten.

Wer sich retten will, der braucht mehr als nur zu sagen: ich tue kein Unrecht. Der braucht einen Schatz im Himmel – eine völlig selbstvergesse­ne Liebe: wie die Witwe, die ihre letzten Münzen im Tempel geopfert hat.

Für Menschen ist das unmöglich! Es ist wirklich unmöglich!

Es gibt allerdings schon Beispiele, dass manche Menschen ihren Reichtum an den Nagel gehängt haben und ein ganz anderes Leben geführt haben:
Franziskus von Assisi, Klaus von der Flüe, Mutter Teresa, …
Auch Petrus und die anderen Jünger!

Dieser Petrus ist völlig bestürzt von dem Spruch Jesu: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Er wird innerlich ganz klein und unsicher. Aber er fasst sich ein Herz. Ich kann mir vorstellen, wie zaghaft seine Stimme klang:

„Jesus, du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“
Und darin schwingt die Frage mit: Steht uns das Himmelreich offen?

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
sind wir überhaupt so besorgt darum, ob wir in das Reich Gottes, in den Himmel kommen? Glauben wir überhaupt daran? Was stellen wir uns darunter vor?

Der Glaube an Gott, unseren lieben Papa im Himmel, und der Glaube, dass er uns das ewige Leben schenkt, gehören zusammen. Wenn es das ewige Leben nicht gibt, gibt es keinen lieben Papa im Himmel, der bei uns ist und der uns liebt. Dann ist alles nichts. Dann bräuchte es gar nichts zu geben.
Dann pfeife ich auf alle Vergnügungen dieser Welt.

Die Antwort Jesu auf den Vorstoß des Petrus ist einerseits versöhnlich aber auch wieder beunruhigend:

In der kommenden Welt empfangen wir das ewige Leben und
in dieser Welt, in der Gemeinschaft der Jünger Jesu, in der Kirche, finden wir eine neue Familie und wir finden als Gemeinschaft, was wir für das vergängliche Leben brauchen. – wenn auch unter Verfolgungen!

Darin spiegelt sich schon die Erfahrung der ersten Christen wieder:
Ausgrenzung und Verfolgung prägt ihr Leben. Sie gehören bis heute zur christlichen Lebenserfahrung – bis hin zum Tod.

Liebe Schwestern und Brüder,
Zu Jesus gehören, bedeutet: ich kann nichts als mein Eigentum betrachten. Auch mein großer und kleiner Reichtum ist dazu da, dass ich ihn teile. (Situationen im Alltag).

Und es bedeutet sogar:
Bei Jesus zu sein, ist wichtiger für mich, als die Geringschätzung durch die, die das nicht verstehen.

Denn:
Mein Glück ist Jesus, der mir das ewige Leben schenkt.
Das ist mehr als alles andere, was in dieser Welt schön ist.

31. Juli 2016: 18. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Windhauch ist das Lieblingswort von Kohelet einem Weisheitslehrer im 3. Jahrhundert vor Christus.

Windhauch: Ein Windhauch bewirkt nicht viel und er hinterlässt keine Spuren. Etwas Unbedeutenderes als ein Windhauch gibt es fast nicht.

Unbedeutend ist für Kohelet, wenn einer seinen Besitz einem anderen hinterlassen muss.
Unbedeutend, Windhauch ist für Kohelet, die Sorge und der Ärger und die Unruhe eines Menschen, der sich mit aller Kraft des Geistes und des Körpers bemüht, sein Wissen und seinen Besitz zu mehren.

Am Ende ist es Windhauch – als ob es nicht gewesen wäre. Egal. Gleichgültig. Unbedeutend.

Weit entfernt von dieser Geisteshaltung war der Mann, der Jesus zu Jesus kam und ihn bat: „Sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.“

Liebe Schwestern und Brüder,
wieviel Sorgen und Mühen wenden wir selbst auf für das „Irdische?“
Wie stark beschäftigen uns die Gedanken an Geld und Besitz, an Komfort, an unsere materiellen Wünsche?

Wenn Besitz und Eigentum und die Lebenserfahrung am Ende Windhauch sind – was ist es dann wert, sich dafür einzusetzen und seine Kraft und seinen Geist dafür zu verwenden? ‑ Was lohnt die Sorge und die Mühe?

Der Brief an die Kolosser setzt sich damit auseinander und auch Jesus in seiner Geschichte von dem reichen Mann und seiner tollen Ernte.

Der Kolosserbrief markiert einen schroffen Gegensatz: Tötet die irdischen Begierden, die euch die Freiheit des Willens rauben und bereit machen, anderen Schaden zuzufügen.
Richtet euren Sinn auf das Himmlische!

Damit ist der Kolosserbrief ganz nahe der Aussage im Lukasevangelium:
Es kommt darauf an, vor Gott reich zu sein.

Liebe Schwestern und Brüder, wir unterscheiden das Irdische und das Himmlische und machen uns dadurch bewusst:
unsere Zukunft ist nicht auf der Erde, sondern im Himmel – unsere Zukunft ist das Leben in und bei Gott.

Wann aber, sind wir vor Gott reich?

Es ist ganz im Sinne Jesu und des Lukasevangeliums, wenn wir sagen:
reich sind wir vor Gott, wenn wir mit anderen teilen, wenn wir dem helfen, der in Not ist, wenn wir Frieden schließen und uns versöhnen statt gegeneinander zu kämpfen. So sammeln wir Schätze im Himmelreich.

Dieser Zusammenhang ist für uns, die wir an Jesus glauben, grundlegend.
Doch wir würden dies verfälschen, wenn wir meinen würden, wir könnten uns durch Spenden und freiwillige Hilfe im Himmel einkaufen, wie bei einer Aktiengesellschaft.

Damit wir diesem Irrtum nicht verfallen, erinnere ich an die Gedanken vom letzten Sonntag: Gott schenkt uns das, was uns reich macht. Er schenkt sich uns selbst: Er schenkt uns den Heiligen Geist, durch den er in uns wirkt.

Gott macht uns reich durch seinen Geist – wenn wir teilen, Versöhnung bringen, Verfolgten Zuflucht gewähren, Hungernden zu essen geben und Kranke und Gefangene besuchen – wenn wir als barmherzig sind –

dann wirkt in uns der Heilige Geist, der Geist Gottes.

Es kommt darauf an, dass wir den Geist Gottes fließen lassen,
dass dieser himmlische Schatz in uns und durch uns die guten Werke wirken kann, durch die Gottes Reich in dieser Welt groß wird.

14. Oktober 2012: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

Ein Kamel hat nichts mit einem Nadelöhr zu tun. Deshalb wechseln manche das Wort Kamel durch das Wort Schiffstau oder dickes Tau aus. Griechisch heißt das Kamel nämlich kamelos und das Schiffstau kamilos.
Aber ändert das wirklich etwas an der Gegenüberstellung: Dick und groß gegen schmal und klein? Und wird die Unmöglichkeit nicht viel drastischer ausgedrückt durch das Kamel, das niemals durch ein Nadelöhr passen wird und das niemand versuchen wird durch ein solches zu fädeln. Das ist eine geradezu surrealistische Vorstellung.

So verstörend wie die Zusammenstellung Kamel und Nadelöhr ist auch dieser ganze Abschnitt des Mk-Ev’s.
Was widerfährt diesem Mann, der den Weg ins Himmelreich sucht!
Jesus führt ihn erbarmungslos an seine Grenzen. Der Evangelist fügt noch hinzu: „weil er ihn liebte“.

„Gib alles, was du hast den Armen, dann hast du einen bleibenden Schatz im Himmel. Dann komm und folge mir nach“

Das ist also der Weg ins Himmelreich! Diese Episode und dieses Jesuswort überliefern übrigens auch das Lk. und das Mt. Ev.

Wenn ich dieser Mann wäre – was würde ich tun? Jeder sollte sich diese Frage stellen.

  • Würde ich aufbrausen und Jesus für diese Unverschämtheit beschimpfen?
  • Würde ich versuchen, darüber zu diskutieren und einen Mittelweg zu finden: Eine Selbstverpflichtung zum Spenden. Besser ein regelmäßiger Spender als noch ein Armer, der mittellos herumwandert.
  • Würde ich über diese Verrücktheit lachen und mich abwenden von einem solchen Spinner?

Was würde ich tun?

Tatsächlich aber ist das nicht die einzige Stelle in den Evangelien, die deutlich macht, dass Reichtum und Christ sein nicht zusammen passen. Ich kann nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon! (Mt. Bergpredigt)

Wer in dieser Welt reich sein will, muss über die Not der Armen hinwegsehen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss die AUgen davor verschließen, dass sein Reichtum etwas zu tun hat mit der Armut der Armen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss ausblenden, dass dieser Reichtum in Gottes Ewigkeit nichts zählt, sondern ihn eher von Gott trennt, der alles mit uns teilt.

Schwestern und Brüder, wir können es drehen und wenden, wie wir wollen:
weder ein Kamel noch ein Schiffstau passen durch ein Nadelöhr.

So unmöglich kommt ein Reicher in das Himmelreich. –  Jedenfalls nicht aus eigener Kraft.

Für Gott aber ist alles möglich!

Sein Erbarmen mit uns,  seine Bereitschaft mit uns zu teilen, sollte unser Herz bewegen,
damit unsere Hände sich öffnen,
damit sie nicht ängstlich festhalten, was in dieser Welt als Besitz kostbar ist,  sondern mit denen teilen,
die nicht vor Gott sondern in dieser Welt als Arme gelten.

Wer reich sein will vor Gott, braucht in dieser Welt Hände, die nicht festhalten, sondern die teilen und verschenken.