24. Dezember 2016: Christmette

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
es ist der Messias, der Herr.

Das ist großartig! Den Retter der Welt brauchen wir:
damit die Menschen nicht mehr allzu menschlich, sondern wirklich menschlich sind.
damit niemand mehr Angst haben muss vor Gewalt und Tod;
damit niemand mehr Hunger leiden muss und Durst.

Doch das – liebe Schwestern und Brüder – wird ein Traum bleiben, fürchte ich, solange wir Menschen auf dieser Welt leben.

Nicht einmal der große und allmächtige Gott schafft das, dass alle Menschen friedliebend und gewaltlos sind. Er schafft es ja nicht mal bei mir. Denn ich bin nicht immer friedlich und auch wenn ich niemanden schlage nicht immer gewaltlos.
Selbst wenn ich gar niemand Böses will, passiert es, dass ich anderen zur Last falle und in ihnen Gefühle der Angst, Frustration und Enttäuschung hervorrufe.

Ja, es ist so: sogar Gott kann uns Menschen nicht den Frieden bringen.

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren,
es ist der Messias der Herr!

Woran erkennt man den Retter der Welt?
Ein Kind in Windeln gewickelt liegt in einer Krippe!

So wird der Viehstall zur Oase des Friedens:
denn ein kleines Kind, nackt und bloß, hilflos und klein,
findet in das Herz jedes Menschen hinein.

Das neugeborene Kind, jedes neugeborene Kind zeigt mir:
Mit uns Menschen geht es weiter.
Wir sind nicht am Ende, sondern hier ist ein neuer Anfang!

Wir sind gerettet: die Menschheit wird nicht verschwinden;
wir sind gerettet: die Menschlichkeit wird nicht untergehen,
denn das neugeborene Kind weckt in uns die Menschlichkeit.

Jesus hat in den Menschen, die auf ihn hörten, die Menschlichkeit geweckt und erneuert. –

Vor allem in denen am Rand,
in denen, die schon dem Tod gehörten,
die sich selbst schon aufgegeben hatten
die sich für schlecht und verdorben hielten;
die sich nichts zutrauten, die meinten nichts Besonderes zu sein.

Auch denen, die sich bemühen, gute Menschen zu sein, wirklich menschlich zu sein, hat Jesus einen neuen und helleren Weg gezeigt:
Den Weg der Barmherzigkeit: der Nachsicht, der Versöhnung, der Großzügigkeit, des Vertrauens.

Schwestern und Brüder,
„Euch ist der Messias, der Herr, der Retter geboren“, sagen die Engel zu den Hirten und zu uns: ob er uns rettet, liegt daran, dass wir ihn annehmen als unseren Herrn.

Er verurteilt uns nicht für unsere bösen Worte und Taten und Gedanken – so wenig wie die Ehebrecherin – er bringt uns Frieden.

Er bringt uns Rettung, weil wir durch ihn an das Leben glauben, das uns erwartet, wenn wir ihm nachfolgen und in das Licht Gottes eintreten und selbst zu einem Lichtstrahl des göttlichen Lichts werden.

Wir sind wie die Hirten: wir hören die Botschaft, wir kommen, um das Kind zu sehen, wir erzählen, was uns von diesem Kind gesagt wurde.

Wir kehren zurück in unsere Häuser und preisen Gott,
weil wir den Retter gefunden haben:
ihn der uns rettet, dass wir Menschen bleiben voller Hoffnung
erlöst – befreit –  von der Angst vor dem Untergang
und erfüllt von der Freude, dass Gott mit uns ist.

Amen.

22. Dezember 2013: 4. Adventsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Werden wir Menschen es schaffen, dass es gut mit der Welt weitergeht?

Werden wir die Umweltprobleme begrenzen können und unsere Lebensweise verändern – oder werden wir weiter selbst unsere Lebensgrundlage vergiften, so dass das Leben von Milliarden Menschen bedroht ist, weil ihr Lebensraum zugrunde geht?

Werden wir die Konflikte zwischen China, Russland, Europa und Amerika friedlich lösen – oder führen die wirtschaftlichen Egoismen zu einer existenzgefährdenden Auseinandersetzung – militärisch oder wirtschaftlich?

Werden wir die Armut in Afrika und ihre regionalen und weltpolitischen Ursachen überwinden können – oder versinkt ein ganzer Kontinent über lange Zeit in Bürgerkriegen, Unselbstständigkeit und Grausamkeit?

Man könnte manchmal meinen – wir haben die Probleme im Griff – es gelingt uns, Frieden und Gerechtigkeit zu errreichen.
Doch genauso kann man befürchten: der Egoismus, die Rücksichtslosig­keit, die Maßlosigkeit, die vielen jetzt Wohlstand und sogar Reichtum bescheren, sie werden sich ins Gegenteil verkehren – und dann?

Wer kann der Menschheit helfen, durch alle Krisen und Verirrungen hindurch den Weg zu finden, der für möglichst viele Geborgenheit, Sicherheit, Frieden und Gerechtigkeit bedeutet?

Wir brauchen keinen, der zuerst alle anderen entmachtet – mit welchen Mitteln auch immer.
Wir brauchen keinen, der sagt: Ich werde den Frieden bringen – deshalb müssen die anderen beseitigt werden.

Wir brauchen einen, der uns hilft daran zu glauben, dass die Verirrungen der Vergangenheit und Gegenwart uns nicht fesseln müssen.
Wir brauchen einen, der uns Hoffnung gibt, dass es nicht vergebens ist, wenn man sich für Frieden und Versöhnung einsetzt – statt seine eigenen Ansprüche durchzusetzen.
Wir brauchen einen, der uns Vertrauen gibt, dass es nicht zu spät ist, sondern dass es immer auf den gegenwärtigen Augenblick ankommt.

Wir brauchen einen, der uns sehen hilft, dass die Liebe das Größte ist –
die Liebe, mit der jeder Mensch geliebt ist, der das Licht der Welt erblickt,
die Liebe, zu der jeder Mensch befähigt ist, weil sie ihn glücklich macht und frei.

Schwestern und Brüder, der unsere Hoffnung stärkt, und uns Vertrauen gibt und Liebe weckt,
der kann uns helfen, dass wir den Weg finden:
dass wir unsere Menschlichkeit entwickeln und das Unmenschliche immer mehr überwinden.
Er verdient, dass wir ihn Retter nennen, weil er uns davor bewahrt, Unheil anzurichten und der Verzweiflung anheim zu fallen.

Ich weiß keinen anderen außer Jesus, der unsere Herzen mehr dazu bewegen kann.
Er kann auch heute die Herzen, unsere Herzen bewegen, weil er wahrhaftig der Immanuel ist, der „Gott ist mit uns!“.
So, wie Jesus beim Abschied zu seinen Jüngern sagt: „Ich bin bei euch – alle Tage, bis zum Ende der Welt!“