17. Juli 2016: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Er hatte sein Vaterhaus verlassen, er und sein Frau Sara und sein Neffe Lot, er hat sich verlassen auf eine Verheißung hin:
Ich werde dich zu einem großen Volk machen!
Ich werde dir eigenes Land geben!
Du wirst zum Segen werden!

Abraham ist der Stammvater des Glaubens.

Geheimnisvoll und eigenartig ist die Geschichte aus Genesis, dem ersten Buch der Bibel: „Der Herr erschien dem Abraham“ und dann ist von drei Männern die Rede, die vor dem Zelt Abrahams stehen.
Abraham wartet ihnen auf – nach allen Regeln der Kunst.
Er lässt nichts aus und es ist ihm nichts zu viel: sogar ein Kalb lässt er schlachten und zubereiten. Das entscheidende Wort aber spricht sein Gast: Der Herr verheißt ihm und seiner Frau Sara, den beiden Hochbetagten,  die Geburt eines Sohnes.

Liebe Schwestern und Brüder!
auch die kleine Geschichte und Maria und Marta und Jesus ist eigenartig. Auch da geht es um Gastfreundschaft!
Marta verhält sich wie Abraham: sie nimmt Jesus freundlich bei sich auf und sorgt für ihn – nach allen Regeln der Kunst.

Nun aber ist in dieser Geschichte eine eigenartige Spannung:
Es kommt zu einem kleinen Wortwechsel, denn Marta ist unzufrieden:
Sie blickt neidisch auf ihre Schwester Maria, die Jesus nur zuhört und ihr nicht hilft.

Diese Unzufriedenheit Martas unterscheidet die Szene von der Szene mit Abraham und den drei Männern.

Viele finden es ungerecht, dass Jesus die Mühen und Sorgen Martas abtut und das bloße Zuhören Marias als das Gute bezeichnet.
Es hört sich so an, als ob wieder einmal die Menschen, die anpacken die Dummen sind. Die anderen, die sich von ihnen versorgen lassen, werden dafür auch noch gelobt.

Passt das zu Jesus? – Mitnichten!

Unmittelbar vorher gibt er den barmherzigen Samariter als Vorbild:
weil er für den Überfallenen sorgte, weil er sich die Mühe machte, ihn aufzuheben und auf sein Reittier zu setzen.

Wie können wir die Szene aber sonst verstehen?

Gibt es wirklich keine Alternative als Jesus ins Wort zu fallen und zu sagen:
„Jesus – halt ein. Diesmal täuscht du dich. Denk an deine eigenen Worte:
Marta ist die Gute mit ihrem Fleiß. Sie verdient das Lob.“

Ich gebe es zu:
Auf jeden Fall – wie öfters – bin ich von Jesu Antwort überrascht. Darauf wäre ich nicht gekommen. Doch wenn ich nachdenke:

So ist es doch:
Ich finde in dem vielen Mühen und Sorgen um wichtige Dinge keine Ruhe.
Es fällt mir schwer, davon abzulassen und mich ruhig zu halten.
Es fällt mir schwer, nichts zu tun! –

Und andere, die das schaffen, die zur rechten Zeit Pausen machen,
die einmal das innere, das Hören auf die Stimme des Herzens in den Vordergrund stellen – Über sie ärgere ich mich, weil sie mir vor Augen führen, was mir so schwer fällt und was ich doch tun sollte.

Ich sollte Zeit haben,
um ihn zu hören,
ich sollte Zeiten haben, in denen ich die Geschäftigkeit, die Sorgen und Mühen, ruhen lasse,
ich sollte Zeiten haben, um den Kompass wieder auszurichten.

Dann höre ich die wesentlichen Worte,
die Worte, die meinem Mühen und Sorgen eine Freude geben,
die Worte, die Nahrung sind für meine Seele:

Die Worte von Gott, der Leben schafft, der mich lebendig sein lässt,
der mir Freiheit lässt, damit ich nicht zur Marionette werde,
damit ich nicht innerlich verdurste, da ich mir nicht die Zeit nehme aus der Quelle zu trinken: denn das Wort Gottes ist die Quelle des Lebens.

19. Juli 2015: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Ruht euch ein wenig aus! Das klingt gut. Richtig wohltuend.
Jemand gesteht uns zu, dass wir auch mal Ruhe brauchen und sieht, wie beansprucht und vielleicht sogar überbeansprucht wir sind.

Manchmal wünschen wir uns ja eine einsame Insel, einfach nur Ruhe haben! Oft aber laufen wir immer weiter, um ja nicht zur Ruhe zu kommen. Haben wir vielleicht Angst davor, was uns in der Ruhe bewusst werden könnte?

Wechseln wir die Perspektive in der Geschichte:
Schließen wir uns in Gedanken den vielen Menschen an, die Jesus und den Jüngern vorausliefen und sogar noch vor ihnen da waren:

Jesus hatte Mitleid mit Ihnen – so wie vorher mit seinen Jüngern – denn sie waren wir Schafe, die keinen Hirten haben!

Schafe, die keinen Hirten haben sind stark gefährdet:
Sie verlaufen sich, geraten an gefährliche Stellen, von denen sie den Weg zurück nicht mehr finden, sie sind leicht3e Beute der Raubtiere, die ihre Nahrung suchen, sie finden kein Wasser, verwahrlosen.

Was ist mit Menschen, die wie Schafe ohne Hirten sind?

Sie verlieren die Orientierung – sie wissen nicht mehr, was sie wofür tun.
Sie werden empfänglich für Botschaften die Heil versprechen, aber in Wirklichkeit die Menschen von sich selbst entfremden.
Die Hoffnung schwindet, das Vertrauen in das Leben und in die Zukunft,

Geben wir den Menschen, die zu Jesus gekommen sind, eine Stimme:

Welche Fragen haben sie wohl gestellt?
Welche Not hat sie geplagt?
Was haben sie gesucht und erhofft?

Gehen wir noch einen Schritt weiter und nehmen wir unsere eigenen Erfahrungen und Nöte und Fragen mit:
Was würden wir fragen wollen?
Was erhoffen wir zu hören? Welche Nöte plagen uns selbst?

Jesus, wie soll ich mich entscheiden?
Oder: ist es richtig, wie ich entschieden habe?
Warum komme ich mit diesem und jenem nicht zurecht?
Wie werde ich zufrieden und glücklich?
Es macht mich so traurig …; Ich kann bald nicht mehr ….
Wie soll es weitergehn?
Was kann ich tun, damit wir uns wieder verstehen?

Mit welchen Fragen und Nöten und Sehnsüchten kommen wir selbst, um Jesus zu hören?

Und welche Antwort hören wir?
Es ist die Antwort, die uns weiterbringt. Die uns stärkt, herausfordert, tröstet, die uns den Weg zeigt, wie wir zu uns selbst finden und wie wir die Kraft des Lebens in uns spüren, die Kraft, die von Gott selbst kommt.

In Wirklichkeit haben wir diese Antworten in uns.
Doch Jesus ist der, der uns hilft, dass wir sie finden, dass wir sie tun:
Seine Klarheit und sein Verständnis machen uns selbst fähig,
zu verstehen und zu tun, was der Weg zum Leben ist.

Schwestern und Brüder,
am Ende ist es nicht so wichtig, ob wir wie die Apostel von Jesus zu dem einsamen Ort eingeladen werden, oder ob wir wie die Menge Jesus dorthin folgen:

ER, Jesus unser Bruder und Herr, ist der einsame Ort: In ihm und durch ihn finden wir zum Frieden in uns und zu der Weisheit, die uns erkennen lässt, wie der Weg zum Leben weitergeht und welcher Schritt der Nächste ist.

6. Juli 2014: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

1. Mühe und Plage gehören zur Schöpfungswirklichkeit

Nachdem Adam und Eva ihren Platz im Paradies verloren haben, heißt es, dass sie nun unter Mühsal den Boden bebauen müssen, um Ackerfrüchte zu ernten. Im Schweiße seines Angesichts muss der Mensch sein Brot essen, bis er zurückkehrt zum Ackerboden; Staub ist der Mensch und zum Staub kehrt er zurück.

Mühe und Plage gehören zum Leben. Wer könnte nicht davon berichten!
Ohne Fleiß kein Preis. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!

Ich habe diese Sprichwörter im Ohr – die geradezu eine Überzeugung daraus machen: DU musst dich mühen und plagen, wenn du etwas erreichen willst.

2. Die Mühe des Menschen braucht gerechten Lohn

Seit Papst Leo XIII stellt sich das kirchliche Lehramt auf die Seite der Menschen, die ausgenützt werden, die unterdrückt werden, die für ihre Arbeit nicht den gerechten Lohn erhalten.

Der faire Handel, der seit 40 Jahren von der Kirche entwickelt und Aufgebaut wird: vom Bund deutscher kath. Jugend, von MISEREOR und anderen kirchlichen Gruppen, ist ebenfalls ein Beispiel dafür:
Es geht darum, dass die Menschen, die Kaffee und Schokolade, Gewürze und Früchte produzieren dafür gerechten Lohn erhalten und nicht von Großgrundbesitzern, multinationalen Konzernen und Zwischenhändlern ausgebeutet und ausgenützt werden.

3. Jesus schenkt dem Menschen Ruhe in seinem innersten Bedürfnis nach Angenommen sein

Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch müht und belastet. Ich lasse euch ausruhen. Lernt von mir: denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Schwestern und Brüder, das klingt so verheißungsvoll, das klingt einladend und freundlich. Jesus will nicht wieder etwas von mir, sondern er gönnt mir Ruhe; er will mich Ruhe finden lassen:

Wie kann ich und warum kann ich bei Jesus Ruhe finden?

Er befreit mich von der Last, die mir andere auferlegen:
Ich muss mir seine Zuneigung nicht verdienen.
Ich muss nicht perfekt sein, um seine Anerkennung zu finden.
Ich muss nichts leisten, um mein Dasein zu rechtfertigen.

Jesus ist gütig und demütig:

Er stellt sich nicht als Richter über mich.
Er stellt mich nicht bloß für das, was schief gelaufen ist
und was ich nicht schaffe.

Im Gegenteil:
Er schenkt Zuneigung und Anerkennung,
er versteht und übt Nachsicht.
Er öffnet die Türen, statt sie zu verschließen.

Deshalb können wir bei ihm zur Ruhe kommen!

Er lässt uns erkennen:
Wir sind nicht wertvoll, durch das, was wir leisten und uns leisten können.
Wir sind ihm wertvoll, weil wir da sind.

Schwestern und Brüder, das brauchen wir:
ihn, der uns einlädt und aufnimmt um unser selbst willen – nicht wegen unserer Leistung. So schenkt er uns Ruhe und Frieden,

 Er nimmt alle Joch von unserer Schulter: den Leistungszwang, den Geltungsdruck, den Konsumzwang, den Erfolgsdruck.

Der Mensch ist wichtig und wertvoll um seiner selbst willen.
Jeder einzelne – sie und ich.