16.06.24: 11. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Begrüßung: Liebe Schwestern und Brüder
Wir haben die Feier unseres Patrozinium mit der Jubiläumsfeier dreier Priester verknüpft, die eng mit der Pfarrei St. Anton verbunden sind:

StR Christian Kronthaler wurde vor 20 Jahren,
Prof. Dr. Hermann Riedl vor 40 Jahren und
ihr ehemaliger Pfarrer Dr. Anton Hierl vor 50 Jahren zum Priester geweiht.

Ich finde, das war eine gute Entscheidung des Pfarrgemeinderates, denn alle drei üben das Priesteramt mit einem Schwerpunkt aus, der auch das Wirken des hl. Antonius prägte: Die Verkündigung der frohen Botschaft, des Evangeliums Jesu Christi.

Ich freue mich, dass StR Christian Kronthaler, Prof. Dr. Hermann Josef Riedl und vor allem Ihr langjähriger Pfarrer Dr. Anton Hierl heute mit uns feiern und begrüße Euch, liebe Brüder, ganz herzlich im Namen unserer Pfarrgemeinde St. Anton. Wir, Pfarrvikar Schedl und ich dürfen heute mit euch zusammen der Eucharistie vorstehen und Gott für all das Gute danken.

Ansprache: Wir feiern heute den Namenstag unserer Pfarrgemeinde und unserer Pfarrkirche St. Antonius von Padua.
Feiern! Mit Pauken und Geigenspiel, mit Gesang und Weihrauch.
Das ist schön. Wir finden es schön. Die Gemeinschaft, die Musik, das Gebet, den Duft.

Lieber Anton, in unseren freundschaftlichen Gesprächen merke ich, dass dir wichtig ist, die befreiende Frohbotschaft Jesu vom Reich Gottes zu verkünden.

Mit den Jahren musstest du leider immer deutlicher erkennen, dass
unser bischöfliches Lehramt mehr daran interessiert ist, verkrustete Machtstrukturen mit fragwürdigen Argumenten zu verteidigen.

Die einfache und klare Botschaft Jesu wird mit heute nicht mehr hilf­reichen Gesetzen und dogmati­schen Entscheidungen vermischt. Und diese stehen der Verkündigung heute mehr im Weg, als sie zu fördern.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich lasse diese Kritik am Lehramt in unserer Kirche einfließen, weil sie wesentlich zu ihrem früheren Pfarrer Dr. Anton Hierl gehört und wir öfter die Entwicklungen in der Kirche während der letzten Jahrzehnte bedauern:

Die von Johannes XXIII angestoßene Verheutigung des Glaubens wurde nach Paul VI. abgebrochen und statt dessen findet – nach dem Wort des Theologen Tomáš Halik –eine Exkulturation des Glaubens an Christus statt.

Das tägliche Leben der Menschen und der Glaube werden einander immer fremder – was sich in der anhaltenden Flut der Kirchenaustritte zeigt.

Diese Entwicklung wird weiterhin verstärkt, weil die Leitung der Kirche nicht bereit ist, heutige Erkenntnisse und Einsichten der menschli­chen Zivilisation zur Kenntnis zu nehmen und mit unserem Glauben an das Evangelium Jesu zu verbinden. Stattdessen hält man fest an historisch bedingten Standpunkten und Gesetzen, die vor Jahrhunderten definiert wurden und vergisst, dass die Kirche auch heute die Vollmacht hat, sich und ihre Lehren zu ändern.

Man vergisst, was der ureigenste Auftrag der Kirche ist: den Menschen heute Hoffnung und Freiheit zu bringen und ihre Liebe mehren.

Ich möchte nicht bei dieser Klage stehen bleiben, denn die frohe Botschaft Jesu gibt mir so große innerer Freude und Freiheit, dass ich davon sprechen muss – und auch dankbar bin, dass meine Kirche mir dazu die Gelegenheit gibt.

„Meine Kirche“, das sind vor allem Sie, liebe Schwestern und Brüder,
denn sie ermöglichen den Dienst – nicht zuletzt durch ihren finanziellen Beitrag zum kirchlichen Leben. Vor allem aber, weil sie – so wie wir zum Dienst Bestellten – zu Jesus kommen, um ihn zu hören. Genauso war es, als Jesus am See von Galiläa das Reich Gottes verkündete:

Das Reich Gottes gleicht der Saat, die von selbst wächst und Frucht bringt, bis die Zeit der Ernte da ist.
Das Reich Gottes gleicht einem Senfkorn, das zu einem großen Baum wird,
obwohl es das kleinste unter allen Samenkörnern ist, die in die Erde gesät werden.

Diese beiden Vergleiche sind voller Optimismus.
Das kleinste wird groß – es muss nur gesät werden!
Was gesät ist wächst und bringt Frucht – es muss nur gesät werden.

Der Anfang, den Jesus gemacht hat, war auch klein: einfache Leute, keine Charismatiker, keine Theologen, sondern Fischer, Handwerker, Mütter, Kinder, Bettler, Menschen mit diversen Behinderungen waren bei Jesus!

Es gab kaum Mittel, nur eine Kasse, um Armen Geld zu geben und um sich selbst zu ernähren.

Der Same, das war seine Botschaft: Gottes Reich ist für euch da!
Es gehört Euch.
Der, den ihr ehrfürchtig als Herr und Gott ansprecht, er ist euer Vater.
Er schenkt es euch!
Er vererbt euch das Reich Gottes, wie ein Vater sein Eigentum an seine Kinder vererbt.
Gott will euch haben!

Lasst euch von niemanden einreden, ihr wäret zu gering für Gott, ihr würdet zu wenig beten, oder ihr hättet zu sehr gegen seine Gebote verstoßen!

Hört auf damit, euch die Gunst Gottes verdienen zu wollen!
Bekehrt euch und glaubt daran, dass Gott euch haben will – für immer und ewig!

Liebe Schwestern und Brüder, diese einfache Botschaft hat seit den Tagen Jesu und seiner Jünger so viel Frucht gebracht. Auch heute!
Sie sind ja davon beseelt, dass Gott sie liebt.
Sie sind davon beseelt, diese Liebe weiter zu schenken.
Und mit ihnen unzählige Menschen in allen Ländern der Erde!

Die Botschaft von Gottes Reich bringt Frucht bei den Menschen,
die mit der gleichen Liebe leben, wie Jesus selbst.

Lieber Hermann – Josef, lieber Christian, lieber Anton, lieber Gerhard,
danke, dass ihr die Frohe Botschaft verkündet, wie man Samen in die Erde sät. Gott segne euch und euer Bemühen in der Vergangenheit und in der Zukunft.

Liebe Schwestern und Brüder,
am Ende des Gottesdienstes werden wir klatschen, weil uns Gesang und Musik so gut gefallen haben.
Jetzt bitte ich sie zu klatschen und H. Riedl und H. Hierl und H. Kronthaler für ihren Dienst zu danken und ihnen Beifall zu spenden.

Fürbitten

Pfarrer Hierl: Gott, himmlischer Vater, Jesus hat uns das Reich Gottes verkündet und uns Hoffnung und Freiheit und Freude geschenkt. Wir beten zu dir:

Lektor/in: Himmlischer Vater   L/A Erhöre unser Gebet

  • Wir beten, dass die frohe Botschaft immer mehr Menschen mit Freude erfüllt und ihre Hoffnung stärkt.
  • Wir beten für alle, die die frohe Botschaft verkünden: dass ihre Begeisterung immer größer wird und dass die Botschaft viele Früchte bringt.
  • Wir beten für die Bischöfe, die die Kirche leiten: dass sie die Stimme des Geistes in den Glaubenden hören und achten.
  • Wir beten für die ganze Menschheit: dass die Kriege weniger werden und sich der Friede ausbreitet.
  • Wir beten für Dr. Anton Hierl, für Prof. Hermann Josef Riedl und für Christian Kronthaler, dass ihr Vertrauen wächst, ihre Hoffnung stark bleibt und die Liebe zu dir und den Menschen immer heller leuchtet.
  • Wir beten für unsere Verstorbenen: dass sie Anteil haben an
    deiner himmlischen Freude.

Pfarrer Hierl: Himmlischer Vater, mit Lob und Dank sagen wir Dir unsere Bitten. Erhöre unser Gebet durch Christus, unseren Herrn.

29.09.2019: Erntedank und Pfarrfest

Gerade, weil wir in der Stadt leben, wollen wir es auf keinen Fall unterlassen, für die Früchte der Erde zu danken – denen, die dafür arbeiten und die oftmals zu kämpfen haben, dass sie mit ihrer Arbeit auch genug Geld erwirtschaften, um den Betrieb weiterführen zu können.

Natürlich auch dem Urheber der Schöpfung. Aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung – sagt Paulus im Brief an die christliche Gemeinde in Rom.

Schauen wir nicht nur auf das schöne bunte Gemüse – und schauen wir nicht nur auf die Früchte der Erde,
schauen wir auch auf die Früchte des Glaubens, die vielen wertvollen Erlebnisse und Begegnungen, die der Glaube uns schenkt.

Die Früchte fallen nicht vom Himmel, sie brauchen einen Samen, einen Steckling, der in die Erde gepflanzt, mit Wasser begossen und vom Sonnenlicht zum Wachsen angeregt wird.

So ist es auch mit dem Glauben: Der Samen wurde in uns gelegt: Eltern, Pastoralreferenten, Lehrer, irgendjemand hat uns eingeführt und uns gelehrt, Gott zu danken und zu bitten, dass Gott uns beschützt und dass er uns durch Jesus das ewige Leben schenkt.

Dieser Glaube wächst durch das Wort Gottes, durch die Eucharistie, in der wir Gott danken und durch das persönliche Gebet, in dem wir uns immer wieder mit Gott verbinden und uns für seinen Geist öffnen.

Die Samen, die kleinen Pflänzchen haben die Kraft und den Drang zu wachsen, zu blühen und fruchtbar zu werden. Viele sorgen dafür, dass möglichst viele und möglichst schöne Früchte wachsen:
Düngen, Bewässern, vor Gefahren schützen (Schädlinge, Trockenheit, zu viel Nässe) Hochbinden, rechtzeitig ernten. Es ist eine Wissenschaft und braucht viel Können und Kunst und Kraft, damit die Ernte gelingt.

So ist es auch mit dem Glauben und der christlichen Gemeinde:
Es braucht viel Mühe und Können und Kraft, damit der Glaube Früchte bringt: Wir versuchen, die Welt immer besser zu verstehen und wie wir sie besser gestalten können, wir sehen, wo Menschen Schaden entsteht und wie er verringert oder ganz vermieden werden kann.

Das heutige Erntedankfest zeigt uns, dass sich die Mühe lohnt:
Eine Fülle von verschiedenen Früchten bewundern wir, die Farben und Gerüche und auch die Menge und Größe – über die wir staunen dürfen.

Und so ist es auch mit unserem Glauben in der Gemeinschaft, in unserer Kirche: Es gibt so viele Früchte des Glaubens, über die wir uns freuen können: die Musik und der Gesang, die vom Glauben erzählen,
dass wir Gemeinschaft erleben, dass wir uns an Gott freuen, der bei uns ist und jeden von uns kennt; dass so viele Menschen da sind und aus der Kraft des Glaubens handeln, dass so viele Spenden, damit anderen geholfen wird, und sie wieder für sich selber sorgen können.
Dass Caritas und MISEREOR und Missio und Renovabis unzählige Initiativen und Projekte starten, damit die Welt gerechter wird.
St. Leonhard, die Altenheime, die Sozialstationen – es sind unzählige Früchte, die der Glaube an das Liebesgebot Jesu in den Menschen hervorbringt.

Liebe Schwestern und Brüder,
zunehmend wird es für die Landwirte und Gärtner schwieriger, weil die Umweltbedingungen schlechter werden. Zum Glück geben sie nicht auf, sondern suchen nach neuen Wegen, wie sie weiter für die Früchte der Erde sorgen können.

Auch mit dem Glauben in der Kirche wird es in unseren Tagen nicht leichter. Auch da ist das Klima – zum Teil durch eigene Schuld – vergiftet.
Doch behalten wir die Hoffnung. Streuen wir die Samen aus: den Glauben an Gott, der uns kennt, dessen Kraft in uns ist und der die Menschen und die Schöpfung leitet, so dass wir das Leben finden.
Vertrauen wir darauf, dass es nicht umsonst ist, weil es von Gott kommt.

Die Früchte, die wir sehen können, sollen unsere Hoffnung stärken.