Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Melchisedek – heißt auf Deutsch: mein König ist Gerechtigkeit.
Er wird als Priester des höchsten Gottes bezeichnet.
Leider wird in der Leseordnung weggelassen, wie Abraham zu Melchisedek sagte: Ich erhebe meine Hand zum Herrn, dem Höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde.
Bis dahin war nur die Rede vom „Herrn“, der Abraham von seinem Vaterhaus weggerufen hatte und im neues Land und zahlreiche Nachkommenschaft verheißen hat.
Fast ist es, als ob Abraham durch Melchisedek besser verstehen lernt, wer dieser Herr ist, der ihn gerufen hat: der höchste Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Liebe Schwestern und Brüder,
der Grund, warum die Kirche diese Episode aus dem Leben Abrahams für Fronleichnam auswählt,, liegt auf der Hand: Dass Melchisedek Brot und Wein zu Abraham herausbringt, wird als Hinweis gedeutet auf das, was Jesus Christus tat, der Brot und Wein mit den Frauen und Männern teilte, die zu seinen Jüngern, zu seinen Schülern gehörten.
Diese Worte: Das ist mein Leib für euch! Das ist der Kelch des neuen Bundes in meinem Blut
und diese Geste: das Verzehren eines Stückchens Brot und das trinken eines Schlucks Wein
Diese Handlung war und ist bis heute das Lebenselexier: Quelle und Mittelpunkt des christlichen Lebens.
Die Kraft unserer Liebe, die bereit ist, sich für den anderen aufzuopfern, wird dadurch erneuert;
die Freude über die Freiheit der Kinder Gottes, die befreit sind zur Freundschaft mit Gott und von jeder Unterwerfung unter Gesetze, wird durch diesen Wein belebt.
Alles andere, die Taufe und die Firmung, die Versöhnung mit Gott in der Lossprechung, die Ehe, die Weihe, die Krankensalbung sind bezogen auf dieses Sakrament.
Hier werden wir gestärkt und genährt.
So wertvoll eine Predigt manchmal sein kann,
so sehr einem Musik unter die Haut gehen kann,
so feierlich die Ausstrahlung eines Kirchenraumes sein mag.
Der Grund, warum wir die Messe brauchen ist,
dass wir im Evangelium die Botschaft von Jesus hören
und dass wir von dem Brot essen und von dem Kelch trinken.
Das ist das Eigentliche, das Besondere, das Bedeutende.
Die sympathische Wirkung der Leute in den Bänken, die Schönheit der Musik oder des Raumes oder die Ausstrahlung des Priesters können eine Hilfe oder auch ein Hindernis sein.
In Wahrheit aber geht es darum, dass wir Gäste sind und Gott selbst uns an seinen Tisch lädt, um uns zu stärken für ein Leben aus der Liebe.
Ein Leben, das auch schwierige Zeiten und Phasen durchsteht und bewältigt.
Liebe Schwestern und Brüder, angesichts der Beobachtung, dass über 90 % der Christen nicht die Messe feiern, könnte man sagen, sie sei offenbar doch nicht so wichtig. Diese Menschen sind ja nach wie vor Christen.
Sind sie es? Orientieren sie sich in ihrem Verhalten an Jesus Christus?
Stellen sie das eigene Wohl zugunsten anderer Menschen zurück?
Ist ihr Leben darauf ausgerichtet, dem Reich Gottes zu dienen?
Sind sie frei von den Zwängen, von den Erwartungen, von den Gesetzen, die das Leben einengen und die so viel Stress und Hektik erzeugen?
Ertränken sie nicht die tiefere Sehnsucht nach Sinn im Rausch der vielen Events, Feste, Luxusartikel und was die Wirtschaft sonst noch als glücksstiftend anpreist?
Wenn wir zur Messe kommen und Gäste sind am Tisch des Herrn, von ihm Brot und Wein empfangen, dann bleiben wir Menschen, die ihre Hände zum Höchsten Gott erheben, zum Schöpfer des Himmels und der Erde.
