10.11.2019: 32. Sonntag im Jahreskreis

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^Liebe Schwestern und Brüder,
im großen, dem nizäno-konstantinipolischen Glaubensbekenntnis aus dem 4./5. Jahrhundert heißt es:

„Ich glaube an Jesus Christus. Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. …
Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“

Es gibt kein Christentum ohne den Glauben an die Auferstehung Christi und damit die Auferstehung der Toten. Das ist einfach und schnell gesagt.

Doch, liebe Mitchristen, der Glaube an die Auferstehung war und ist in keiner Weise selbstverständlich und für alle einleuchtend.

Viele ungetaufte sagen: Ich kann auch in mir ruhen und Frieden haben, ohne an ein Weiterleben nach dem Tod zu glauben. Und es gibt genügend Beispiele dafür.

Viele Getaufte zweifeln und sagen: ich kann mir das nicht vorstellen. Es gab schon so viele Milliarden Menschen. So viel Platz kann im Himmel nicht sein.

Vielen fällt es schwer, an etwas zu glauben, was noch niemand gesehen und was niemand sich wirklich vorstellen kann.

Es ist gar nicht so einfach mit dem Glauben an die Auferstehung.

Dass ich an die Auferstehung der Toten glaube, ist meine Entscheidung. Sie beruht nicht darauf, dass ich andere abwerte, die diesen Glauben nicht teilen. Ich halte diese auch nicht für weniger wertvoll oder glücklich.

Ich glaube an die Auferstehung, weil sie mir wahr erscheint.
Die Auferstehung der Toten ist meinem Glauben nach wahrscheinlicher und einleuchtender als das Gegenteil.

Warum?

Erstens, weil ich an Gott glaube, durch den und in dem das Universum ist und besteht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Universum seinen Ursprung in sich selber hat. Es kann sein Da-Sein nicht aus sich selbst erklären.

Zweitens, weil der, durch und in dem alles ist, genau diese Schöpfung  will.
Die Schöpfung ist sein Werk und ich kann es nur so denken, als dass der Schöpfer seine Schöpfung liebt – noch mehr als Vater und Mutter ihr Kind lieben können. Mit göttlicher Liebe eben.

Drittens glaube ich, dass dieses Universum das Ziel und den Sinn hat, dass es Leben hervorbringt, das Gott ähnlich ist, sein Ebenbild: Gott will von seiner Schöpfung, erkannt werden. Die höchste Erkenntnis Gottes ist, wenn das Geschöpf Gottes selbst zur Liebe fähig ist und die Liebe seines Schöpfers erwidert.

Viertens glaube ich, dass der liebende Schöpferwille nicht dadurch begrenzt ist, dass das irdische Leben der Geschöpfe vergänglich ist. Gottes Liebe ist nicht begrenzt und deshalb ist auch das Leben der Geschöpfe nicht begrenzt. Deshalb kann ich es mir nur so vorstellen, dass die Geschöpfe bei und in ihrem Schöpfer immer leben und lebendig bleiben. Mit Spannung und Neugierde erwarte ich, daran Anteil zu haben und am Ziel anzukommen.

Liebe Schwestern und Brüder, mir ist bewusst, dass diese meine Gründe für meinen Glauben an die Auferstehung nicht jedem einleuchten mögen. Doch man wird es schwer haben, mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Denn darin wurzelt das Vertrauen in das Leben, die Hoffnung für das Leben und die Liebe zum Leben.

Ich möchte ihnen noch einen fünften Grund sagen, warum ich an die Auferstehung der Toten glaube:
Es ist das Zeugnis seiner Jünger, die kaum, dass Jesus ins Grab gelegt worden war, verkündeten: Der Herr ist auferstanden. Er ist uns erschienen.
Diesem Zeugnis der Frauen und Männer, die bei Jesus waren, vertraue ich.

Ich könnte es nicht besser ausdrücken als das Lukasevangelium, in dem Jesus sagt:
Gott ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden.
Gott kann nur unser Gott sein, wenn wir leben: durch ihn und in ihm und auf ihn hin.