30.06.24: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Wir dürfen hier miteinander die Messe feiern – beim Sommerfest des KGV.
Es ist jedenfalls ein Ausrufezeichen des KGV, dass er die Messfeier als festen Bestandteil des Sommerfestes ansieht.
Eucharistie – Danksagung
Dank für diese Anlage, dank für die Gemeinschaft,
dank für die erholsamen Stunden, für die Ruhe,
dank für den Ertrag der schweißtreibenden Arbeit.

Dank – vor allem für Jesus, den Wanderprediger aus Nazareth,
für sein Leben und für seine Zuwendung zu den Menschen.

Grüßen wir Jesus Christus, der uns seine Liebe schenkt:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
was macht man, wenn einer bei einem gemeinsamen Biergartenbesuch feststellt, dass er seine Börse vergessen hat? Genau: Man leiht ihm das Geld für die Rechnung oder man lädt ihn sogar ein!

Schulkinder werden angehalten, das Pausenbrot zu teilen, wenn ein anderes Kind nichts dabei und Hunger hat.

Teilen – empfinden wir ganz besonders als christliche Übung!

Ums Teilen geht es auch in den Zeilen des Paulus, die er an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat: Er ruft die Christen in der reichen Hafenstadt Korinth auf, für die armen Christen in Jerusalem zu sammeln.

Zunächst macht er der Gemeinde Komplimente: Sie sind reich an Glauben, sie können hervorragende Reden halten und Erkennen die Gnade Gottes im Wirken Jesu klar und eindeutig und sie sind in der Liebe eifrig.

Paulus begründet die Bitte um Spenden für mit der Armut kämpfenden Jerusalemer Christen mit einem Hinweis auf Jesus:

Jesus hat es so gemacht sagt er: Er war reich: an Weisheit, an Erkenntnis Gottes, an Liebe zu den Menschen und begeisterte viele Menschen.

Ein Beispiel für seinen Reichtum erzählt das Evangelium von der Heilung der seit 12 Jahre unter Blutungen leidenden Frau und des 12jährigen Mädchens, das scheinbar verstorben war.

Blutet nicht auch unsere Gesellschaft aus?
Die Herren über das Geld ziehen einen immer größeren Teil des Ertrags der Arbeit auf ihre Seite?
Der Respekt vor den anderen wird immer geringer: immer mehr Menschen neigen sogar zu körperlicher Gewalt.
Man holt sich, was man bekommen kann.
Die Leistungsbereitschaft wird immer weniger, weil man kaum vom Ertrag der Leistung leben kann.
Die Friedensgesinnung schwindet zugunsten der Kriegsbegeisterung.

In dieser Frau, die seit 12 Jahren blutet, erkenne ich unsere Gesellschaft wieder.

Diese Frau dachte sich: Wenn ich nur den Saum des Gewandes Jesu berühre, werde ich heil.

Bemerkenswert ist: sie konnte sich immer noch vorstellen, heil zu werden. Sie hatte Hoffnung!

Auch ich kann mir vorstellen, dass unsere Gesellschaft wieder heiler wird: dass die Suche nach Gemeinsamkeiten wieder zunimmt,
dass das Wohlwollen unter den Menschen stärker wird;
dass Umsicht und Rücksicht und Vorsicht das Miteinander prägen,
dass der Respekt wieder größer wird und man Beschimpfungen des anderen meidet.

Heilung suchte die Frau nach vielen Fehlversuchen bei Jesus:
Vielleicht, hofft sie, hat er die Kraft, sie zu heilen.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich glaube, dass Jesus die Kraft hat, unsere Gesellschaft von ihren Leiden zu befreien: besonders vom Grundleiden, das wie ein allgegenwärtiger Virus uns alle befallen möchte:

Die Selbstbezogenheit, die Verengung des Blicks auf unsere Bedürfnisse, die daraus erwachsende Selbstsucht, die Angst vor Verlusten, der Neid und die Missgunst.

All das kostet uns unser Vermögen.
Das Immer mehr macht uns immer ärmer.

Wenn wir begreifen, was Jesus reich gemacht hat, wenn wir begreifen, dass wir reicher werden, wenn wir teilen,
wenn wir von Jesus lernen, dass die Liebe lebendig macht –
dann geht seine Kraft auf uns über und wir werden von ihm geheilt.

Kommen wir zu Jesus und lassen wir uns von ihm berühren – heute, wenn wir in der Kommunion seine Liebe empfangen. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Jesus hat alles mit uns geteilt: seinen Reichtum an Liebe und unsere Armut und unsere Schmerzen. In seinem Namen beten wir zum himmlischen Vater:

  • Wir beten für die Menschen, denen das Geld nicht bis zum Monatsende reicht: dass sie Hilfe finden und einen Weg aus ihrer Misere finden. Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die mehrere Jobs nebeneinander haben, um über die Runden zu kommen: dass sie einen fairen Lohn bekommen. Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die Drogensüchtig geworden sind: dass sie von ihrer Sucht loskommen. Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die den Glauben an die Kraft der Liebe verloren haben: dass sie wieder Hoffnung fassen können.
    Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die sich für größere Gerechtigkeit einsetzen: dass es ihnen gelingt, die Verhältnisse zu ändern.
    Himmlischer Vater –
  • Wir beten für unsere Gesellschaft: für die Menschen in unserer Stadt und in unserer Region und in ganz Europa: dass wir Gemeinsamkeiten suchen und finden und den Frieden bewahren und mehren. Himmlischer Vater –

Lektorin: Himmlischer Vater, du bist eins mit Jesus, deinem Sohn und mit dem Heiligen Geist, der in uns ist. Wir danken dir für alle deine Gaben und preisen dich heute und in Ewigkeit. Amen.

28.04.24: 5. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder, damit wir uns gut fühlen brauchen wir mehr als essen und trinken – das wissen wir alle. Was brauchen wir?

Vieles und man kann nicht alles aufzählen und würdigen.
Aber ich will aus der Fülle herausgreifen:

Wir möchten uns reinigen:
Den Körper vom Schmutz und
die Seele von Wut und Traurigkeit.

Wir möchten und verlassen können,
damit wir nicht in die irre gehen. Wir suchen die Wahrheit.

Wir möchten mit anderen verbunden sein und bleiben.
Das gibt uns Halt und Sicherheit.

Wir grüßen Christus, der gesagt hat:
Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Die Bildrede vom Weinstock ist die zweite der drei Abschiedsreden Jesu nach der Fußwaschung im Johannesevangelium.

Neben dem Wortfeld vom Winzer, dem Weinstock, den Reben und den Früchten ragen drei Wörter heraus:
Johannes redet vom „wahren“ Weinstock, vom „reinigen“ und vom „bleiben“.

Gibt es auch einen „falschen“ Weinstock?
Die Jünger Jesu hatten es nach seiner Hinrichtung nicht leicht: sie waren durch Tradition und Familie gebunden an ihre jüdischen Gemeinden und Angehörigen, die Jesus für einen Irrläufer hielten.
Die Situation ist fast unsere Zeit ähnlich: Wir sind verbunden und gebunden an Freunde und Verwandte, die sich vom Glauben abgewendet haben und ihn für unnötig halten.
Es drängt sich – damals wie heute ‑ die Frage auf: Sind wir auf dem richtigen Weg? Sollten wir nicht wieder zurückkehren, uns den anderen anschließen?
Dem setzt das Evangelium entgegen:

Ich bin der wahre Weinstock. Bei niemand anderen werdet ihr diese Freude und diese Lebendigkeit finden. Ihr werdet wieder Gesetzen folgen und um euer Heil bangen.
Ihr gebt die Freiheit und Kraft der Liebe auf und Zwang und Angst werden eure Seelen verdorren lassen.

Durch Jesus kommt das Leben! Wahrhaftig.

Die Reben werden „gereinigt“: Das „rein-sein“ wurde in früherer Zeit zu einem Ideal erkoren und als „unrein“ wurden hauptsächlich sexuelle Wünsche, Gedanken und Handlungen bezeichnet. Das ist ungefähr so, wie wenn man sagen würde: Alles, was sich bewegt, ist ein Auto.
Das Vertrauen in Gott und die Liebe ‑ als die größte Macht dieser Erde ‑ muss immer wieder gereinigt werden; dass wir nicht der Selbstliebe anheimfallen und allen ihren Formen: In der Regel geht es dabei immer ums Haben, ums Leisten und Verdienen – statt um das Vertrauen und sich Beschenken lassen.

Es sei die Zwischenbemerkung erlaubt, dass die christlichen Konfessionen und Kirchen in der langen Geschichte vieles der Verkündigung Jesu beigemengt haben. Man wünscht sich manchmal, dass diese Beimengungen wieder herausgefiltert würden und die davon „gereinigte“ Botschaft Jesu verkündigt würde.

Damit die Reben Frucht bringen können, müssen sie mit dem Weinstock verbunden bleiben. Also mit Christus!

„Bleibt in mir und ich in euch“ – wie kann ich mir das denken?

Dass ich Jesu Worte in mir trage, dass er in mir bleibt,
dass ich das Staunen und ehrfürchtig sein vor seiner Liebe in meiner Seele bewahre,
das kann ich mir gut denken: Er ist in mir!

Dass ich in ihm bin, ist mir auch vertraut:
Er trägt mich in seinem Herzen, er sorgt sich, dass ich das Leben finde,
dass ich vertrauen kann und hoffen und lieben.

Ich habe ihnen das Bild mitgebracht:

Es zeigt viele menschliche Gesichter, die so angeordnet sind,
dass sie insgesamt ein Gesicht erkennen lassen: das Gesicht Jesu unseres Heilandes.

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir mit ihm und miteinander verbunden bleiben,
wird er durch uns sichtbar: seine leben spendende, heilende, vergebende glücklich- und selig machende Liebe. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott, himmlischer Vater, durch Jesus Christus den wahren Weinstock, haben wir Anteil an deinem Leben. Sein Geist ist in uns und lehrt uns, um was wir bitten:

  • Wir beten für dein ganzes Volk, für die Getauften, die zersplittert sind in hunderte von Kirchen und Gemeinschaften: dass wir gemeinsam von dir Zeugnis geben und dich verherrlichen.
  • Wir beten für die vielen Menschen, die das Heil nicht von dir erwarten, sondern durch eigene Anstrengung schaffen wollen: dass sie nicht der Selbstsucht verfallen und von der Gier zerfressen werden.
  • Wir beten für die Kinder, die in unserer Pfarreiengemeinschaft heute zum ersten Mahl am heiligen Mahl teilnehmen dürfen: dass sie durch den Glauben an dich stark und froh werden.
  • Wir beten für die vielen Millionen Kinder, die keine so schönen Feste feiern können, weil ihnen alles fehlt und weil sie Angst haben müssen von Kugeln und Granaten getroffen zu werden: dass sie in Frieden und Sicherheit leben können.

Lektorin: Du Gott rufst uns, dass wir in Frieden zusammenleben und einer den anderen mehr achtet als sich selbst. In deiner Kraft können wir den Frieden schaffen, damit die Menschen dich loben und preisen in Ewigkeit. Amen.

06.03.2022: 1. Fastensonntag

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
„Nie wieder Krieg!“ steht an der Fassade des Stadttheaters am Bismarck­platz. Dieser Ruf stammt aus der Zeit nach dem Schrecken des 2. Weltkrie­ges. Doch es verging seit 1945 kein Jahr ohne Krieg in dieser Welt.

Jetzt schauen wir gebannt in die Ukraine. Was dort geschieht, macht uns Angst: dass wir mit der NATO in einen Krieg geraten könnten. Wir haben Angst vor der atomaren Bedrohung.

Mit unseren Ängsten und Befürchtungen und Hoffnungen sind wir zur Danksagung versammelt. Sagen wir Dank, dass wir bis auf den heutigen Tag von Kriegshandlungen verschont sind. Beten wir für die Menschen in der Ukraine, in den Nachbarstaaten – auch in Russland.

Beten wir, dass die Regierenden auf jeder Seite des Konfliktes vor allem daran denken, dass sie Verantwortung tragen für das Wohl der Menschen in ihren Ländern und auch in ihren Nachbarländern.

Beten wir, dass diese wichtigen Personen wieder auf Gott hören – statt gegen seinen Willen Gewalt über die Menschen zu bringen.

Jesus, du hast Sündern vergeben. – Du hast Gottes Herrschaft begründet. – Du hast uns den Frieden mit Gott gebracht, damit wir Frieden halten.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Das Lukasevangelium erzählt von 40 Tagen, die Jesus in der Wüste gefastet hat und von den Versuchungen, die ihn gequält haben: die Angst um sich selbst; die Anbetung der Macht und die Verachtung der Vernunft.

Wie bei der wunderbaren Geburtsgeschichte Jesu schildert Lukas auch hier Ereignisse – Er will vielmehr auch hier etwas über Jesus sagen: Bei der Geburtsgeschichte: Jesus ist der Retter der Armen und Kleinen.
Hier in der Versuchungsgeschichte: Jesus ist ein Mensch, wie jeder von uns, mit denselben Versuchungen.

Er konnte ihnen wiederstehen, weil er die Liebe zu Gott und zu den Menschen über alles stellte.

Jesus ist der Mensch, der an der Liebe Gottes festhielt und an ihn glaubte!

Deshalb ist Jesus für uns wie ein Stern: er macht Mut, dass es Menschen möglich ist, den Versuchungen der Selbstsucht, der Machtgier und der Überheblichkeit zu widerstehen. Wir können das. Wir können diesen Kampf gewinnen!

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Zuversicht ist gefährdet: durch all das Böse, das wir in der Welt sehen. Der Überfall auf die Ukraine, der Terror des „Islamischen Staates“, der Krieg in Mali und in Äthiopien und in Syrien, der Unwille der Kirchenleitung, die innerkirchliche Macht zu teilen und das Wirken des Heiligen Geistes im Volk Gottes anzuerkennen, die vielen bösen Taten im Zusammenleben der Menschen.

Es gibt viele Gründe, über das Böse zu erschrecken. Das ist die große Versuchung, die Zuversicht, den Glauben an die Macht des Guten zu verlieren.

Doch das dürfen wir nicht zulassen.

Gerade angesichts des Bösen müssen wir auf Jesus Christus schauen, der der Versuchung widerstanden hat. Weder ist er ängstlich zurückgewichen – noch hat er sich unterworfen.

Er hat den Selbstsüchtigen, den Überheblichen und Machthungrigen widerstanden und ihren Zorn damit auf sich gezogen.

Er selbst aber handelte nicht selbstsüchtig sondern barmherzig;
er war nicht überheblich sondern demütig;
er war nicht machhungrig sondern diente.

Das ist der Weg, den er uns gezeigt hat – damit wir ihm folgen!

Liebe Schwestern und Brüder,
darum ist es nicht genug, wenn wir die Handlungen der Kriegstreiber verurteilen und uns darüber erregen.
Es ist nicht genug, wenn wir überlegen, wie wir den Angreifer stoppen und ihm Schaden zufügen können – in der Hoffnung, dass er dann einlenken wird.

Es ist notwendig, dass wir uns nicht der gleichen Logik unterwerfen.
Es ist notwendig, dass wir auf Frieden aus sind und auf Versöhnung.
Dazu ist es auch notwendig, dass die Länder der Nato und des Westens nachdenken, ob sie und was sie beigetragen haben, dass es zum Krieg kam.

Es ist notwendig, dass wir darüber reden, wie nach diesem Schrecken und Greuel eine neue stabilere Beziehung zwischen den Staaten entstehen kann, die noch besser als in den vergangenen Jahrzehnten verhindert, dass ein Land ein anderes mit Krieg überzieht.

Wir haben in Europa und in der Welt schon viel gelernt,
wie Krieg vermieden und Frieden geschaffen werden kann.

Diesen Weg sollen wir weitergehen.

Liebe Schwestern und Brüder,
Lukas schreibt, der Teufel habe eine Zeitlang von Jesus abgelassen – und unterstellt, dass die Versuchungen Jesus immer wieder quälten.
Das Übel des Krieges haben wir jetzt schon so viele Jahrzehnte von uns abhalten können. Es ist klar, dass die Versuchung zurückkehrt. Doch wir sollten ihr auch künftig nicht erliegen.

Die österliche Bußzeit ist eine gute Gelegenheit, das zu üben. Amen.

22.09.2019: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Eines gleich vorweg: der untreue Verwalter ist kein Vorbild: Er handelt unmoralisch, weil er seinen Herrn betrügt. Jesus lobt einzig und allein, dass er klug vorsorgt für den Tag, da er nicht mehr Verwalter ist.

Wenn wir genauso klug sind, dann leben wir so, dass Gott uns in seine ewigen Wohnungen aufnehmen wird, wenn wir einmal nicht mehr auf dieser Welt sind. „Macht euch Freunde, macht euch Gott zum Freund,
mit dem ungerechten Mammon.“

Das liebe Geld! Schwestern und Brüder, das liebe Geld. Man kann nie genug davon haben, sagen manche Leute. Das sagen Leute, die weniger als 1000 € im Monat zur Verfügung haben und das sagen solche, deren Einkommen mehr als 1000 € am Tag beträgt. Nichts weckt die Selbstsucht so wie das Geld und das Streben, es zu vermehren.

Der Prophet Amos klagt die Reichen in Israel mit harschen Worten an: Sie beuten die Armen aus und machen sie zu Leibeigenen. Die Reichen stellen sich über das Recht. Es geht ihnen nur um Vermehrung ihres Reichtums.

Amos sagt: Keine ihrer Taten wird Gott vergessen: Einmal also werden die Ungerechtigkeit und der Frevel als Frevel offenbar werden.

Ganz auf der gleichen Linie liegt das Lukasevangelium: Jesus redet vom schnöden und vom ungerechten Mammon.

Deshalb möchte ich uns heute in Erinnerung rufen, welchen Entwurf von Gesellschaft und Wirtschaftsleben der christliche Glaube entwickelt hat.
Die christliche Sozialethik schlägt vier Grundregeln vor, damit in einer Gesellschaft Gerechtigkeit und Recht erhalten bleiben.

Grundlegend ist das Personprinzip: bei allem wirtschaftlichen und politi-schen Handeln muss das Wohl jeder Person erstrebt werden, auf die sich das Handeln auswirkt. Die Person ist das Ziel des Handelns – sie darf nicht Mittel zum Zweck sein.

Darauf baut das Gemeinwohlprinzip auf:  Das wirtschaftliche und soziale Handeln in einer Gesellschaft soll immer das größtmögliche Wohl für eine größtmögliche Zahl von Menschen zum Ziel haben.

Das Gemeinwohlprinzip und das Personprinzip begrenzen sich gegenseitig, denn niemand darf sein eigenes Wohl über das Gemeinwohl stellen.

Dem widerspricht es ganz und gar, wenn nur wenige Menschen durch Geschick und günstige Gelegenheit einen immer größeren Teil des Bruttosozialprodukts an sich reißen auf Kosten der großen Zahl der Menschen, deren Anteil immer kleiner wird.

Dies offenbaren die Statistiken, denen zu Folge die 10% mit den größten Einkommen über 60 % der gesamten Steuereinnahmen zahlen.
Das kann nur sein, wenn die anderen 90 % der Steuerpflichtigen entsprechend geringe Einkommen haben.

Solche Zahlen machen deutlich, dass das dritte Prinzip, das Solidaritäts-prinzip eklatant missachtet wird. Die Glieder einer Gemeinschaft sind auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Deshalb ist jeder verpflichtet für andere einzustehen. Die Person ist bestimmt zum Dienst am Ganzen und das Ganze ist bestimmt zum Dienst an der einzelnen Person.

Plakativ gesprochen heißt dies: Eigentum verpflichtet.

Die letzte Grundregel sagt, dass die Gemeinschaft so organisiert sein soll, dass der Einzelne seine Dinge selbstverantwortlich regeln kann.
Die Gemeinschaft unterstützt aber Personen, die durch Krankheit, Unglück oder schlechte Bedingungen dazu nicht fähig ist.

Schwestern und Brüder, das Gemeinwohl, die einzelne Person als Ziel des Handelns, die Solidarität miteinander und nicht zuletzt die Eigenverant­wortlichkeit. – unsere Gesellschaft verwirklicht manches davon.

Doch vieles wird sehr häufig missachtet (in allen Schichten der Gesell­schaft). – Dadurch entsteht Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Zuviel davon gefährdet den Frieden und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft – das können wir zunehmend beobachten.

Sie haben recht: Das hört sich alles sehr kompliziert an. Das Evangelium sagt es viel einfacher:

Ihr könnt nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon.

16.06.2019: Hochfest der Dreifaltigkeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wohin ich auch schaue: überall sind Konflikte – überall drohen die Konflikte zu eskalieren.

  • Storchenfreunde hegen fast ungehemmte Aggression gegen die Storchenfeinde.
  • Verteidiger der abendländischen Kultur betrachten Fremde als Feinde und wollen sie so schnell wie möglich wieder los werden.
  • Weltmächte sind voll Argwohn gegeneinander und streben nach der Welthoheit.

Überall gibt es Spaltungen. Die Menschen betonen die Gegensätze,
was sie trennt, die Unterschiede.

Die Menschen suchen nicht das, was sie untereinander verbindet,
sie denken nicht daran, dass alle dieselbe Luft atmen und dasselbe Wasser trinken und die Früchte der gleichen Erde essen.

Die Menschen – die vielen, die ihre Regierungen wählen und die, die gewählt werden – streben nicht danach, dass wir uns als eine Menschheitsfamilie entwickeln.
Die Menschen streben stärker als früher wieder nach Spaltung statt nach Einheit; sie meinen, sich zu trennen wäre besser als sich zu verbinden.

Die Einstellung ist: Wir zuerst – dann die anderen.
Das meiste für uns – der Rest für die anderen.

Welch ein Kontrast zu den Worten des Evangeliums, wo Jesus sagt:

Der Geist der Wahrheit wird von dem, was mein ist, nehmen
und es euch verkünden.
Alles was der Vater hat, ist mein. Der Vater hat es mir gegeben.

Gott, der Vater und der Sohn teilen alles
und durch den Geist teilen sie es mit den Menschen.

Das ist das genaue Gegenteil zum Kurs der Spaltung.

So entsteht Einheit und Verbindung – so entsteht Frieden und Gemeinschaft. So entsteht Verantwortung füreinander statt Verachtung des anderen und seines Lebens.

Der Glaube an den dreieinigen Gott, an Vater, Sohn und Geist,
das ist der Glaube an die Liebe, die alles miteinander teilt.

Diese Einheit entsteht durch die Unterschiede, durch die Verschiedenheit, der einzelnen. Sie entsteht nicht durch Gleichmacherei.
Der Vater ist nicht der Sohn und der Sohn ist nicht der Heilige Geist
und der Geist ist nicht der Vater.

In verschiedenen Weltgegenden gibt es notwendiger Weise verschiedene Lebensgewohnheiten.

Doch wir sind alle Menschen, fähig zum Lieben und zum Hassen;
fähig zum Streiten und zum Versöhnen, fähig zum Fürchten oder zum Vertrauen, geplagt von Ängsten und erfüllt von Hoffnungen.

Der Glaube an den Vater, der alles mit dem Sohn teilt
und an den Geist, der uns gibt, was dem Sohn gehört
– der Glaube an die Liebe als Urprinzip des Universums und des Lebens,
– dieser Glaube weckt die Sehnsucht nach Einheit unter den Menschen.

Dieser Glaube lehrt uns, das Verbindende zu suchen und die Unterschiede als Bereicherung statt als Bedrohung anzusehen.

Der Glaube an die Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist,
soll uns antreiben, Einheit und Frieden anzustreben – als Einzelne, wie auch als Gemeinschaft.

Darum ist auch das Streben nach der Einheit des Volkes Gottes – aller Getauften – unverzichtbar und so wichtig:
Wenn wir Christen es nicht schaffen, Einheit zu schaffen und zu erhalten,
wie soll dann die Welt glauben, dass Einheit möglich ist?

20.05.2018 Pfingsten

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
„Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?“
wunderten sich die Menschen in Jerusalem damals, Menschen, die aus verschiedensten Ländern zum jüdischen Wochenfest gekommen waren.

Dieses Fest – 50 Tage nach dem Pessach Fest erinnert daran, wie Moses auf dem Berg Sinai die 10 Gebote erhalten hat, das Freiheitsmanifest der Israeliten.

Diese Sprache, die Sprache des Heiligen Geistes, verstehen alle Menschen, unabhängig von ihrer Landessprache und ihrer Herkunft – warum?

Weil der Geist Gottes in jedem Geschöpf in diesem Universum wirksam ist. Es ist nichts in diesem Universum, in dem nicht Gottes Geist wäre.

Jeder Mensch hat daher in sich die Sehnsucht nach Leben, nach Gemeinschaft, nach Frieden, nach Selbstbestimmung, nach Sicherheit und Geborgenheit.
Deshalb versteht jeder Mensch die Botschaft, die ihm den Weg dahin zeigt: zu einem Leben, das sich jeder Mensch im Innersten wünscht.

Deshalb verstehen Menschen aus allen Völkern dieser Erde das Evangelium.

Dabei dürfen wir ruhig zugeben, dass viele Menschen schon nach diesem Leben in Fülle streben und auf dem Weg dorthin nicht nur durch das Evangelium vorankommen können.

Für viele Menschen aber ist das Evangelium die Botschaft, nach der sie ohne es zu wissen, schon immer gesucht haben: Dass das Leben Gottes Gabe ist und die wichtigste Aufgabe des Menschen ist es, diese Gabe anzunehmen und ‑  verbunden mit allen lebendigen Wesen ‑
für das Leben zu sorgen und es zu fördern und weiterzugeben.

Die Botschaft der Liebe Gottes zu jedem Menschen, die mächtiger ist als der Tod;
die Botschaft Jesu dürfen wir deshalb nicht für uns behalten,
sondern wir müssen sie verbreiten und für sie werben
und die Menschen einladen mit uns zu glauben.

 

 

Leider, liebe Schwestern und Brüder, erfahren wir täglich, dass dieser Geist Gottes, diese Freundschaft und Liebe zum Leben nicht die einzige Kraft ist, die in uns und in unseren Mitmenschen wirkt.

Da gibt es die andere Kraft, die Paulus „Begehren des Fleisches“ nennt:
Es steht dem „Begehren des Geistes“ entgegen.
Das Wort Begehren ist heute nicht gut geeignet. Leider wurde es in der kirchlichen Predigt viel zu sehr auf das sexuelle Begehren eingegrenzt.

Paulus meint die Selbstsucht, die in jedem von uns steckt. Wenn wir selbstsüchtig handeln, stellen wir uns über andere. Unsere Wünsche, unsere Ziele halten wir für wichtiger als die der anderen. So kommt es zu Streit und Eifersucht und Feindschaft.
So kommt es zum Missbrauch der Sexualität, um damit die eigene Macht zu erleben. So kommt es dazu, dass Essen und Trinken zum Selbstzweck werden, sogar zur Sucht, statt Kraft zu spenden.

Die Selbstsucht ist nicht das Gleiche wie der Selbsterhaltungstrieb, der uns hilft, Gefahren abzuwehren und Hunger und Durst zu stillen.

Vielmehr vergisst oder verneint der Selbstsüchtige,
dass er ein Teil der Lebensgemeinschaft aller Geschöpfe ist
und dass die Güter der Erde allen gehören.

Er lebt nicht aus dem Glauben an Gottes Liebe, die stärker ist als der Tod, sondern versucht in der kurzen Lebenszeit auf der Erde möglichst viel für sich zu gewinnen.

Liebe Schwestern und Brüder, wir feiern heute dass wir den Geist Gottes empfangen haben, den Geist der uns zu Kindern Gottes macht.

Der Geist Gottes bewirkt in uns, dass wir Gottes Werke tun:
Unwissende lehren, Verfolgten Schutz gewähren, mit Hungernden und Dürstenden teilen, denen, die uns Böses tun vergeben, unsere Toten begraben, und an der Seite der traurigen Menschen ausharren.

Danken wir Gott für die Gabe des Heiligen Geistes. Denn durch ihn wohnt er selbst in uns, der Freund des Lebens.