04.05.25: 3. Ostersonntag (LJ C)

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
wir sind österliche Menschen, weil wir glauben, dass Jesus auferstanden in Gottes Herrlichkeit lebt.
Sein ganzes Leben war darauf hin ausgerichtet, dass wir an diese Zukunft glauben.

Auch im Foltertod hat er diesen Glauben gelebt und verkündet, als zu Gott betete, dass er denen vergibt, die ihn folterten

In österlicher Freude sind wir zusammen.

Wir erinnern uns nicht nur an Jesus,
sondern Jesus stärkt uns und nährt uns.

Wir verankern uns in seiner Botschaft und
lassen uns in den Bund des ewigen Lebens aufnehmen.

Wir bekräftigen unseren Entschluss, alles was wir tun aus dem Glauben zu tun, dass Gott uns liebt und ebenso den anderen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
ich finde es seltsam, dass in dieser Geschichte die Zahl der Fische ganz genau angegeben wird: 153. Wer wollte Fische zählen, wenn Jesus der Gekreuzigte sich den Jüngern als Auferstandener offenbart?

Die Zahl 153 ergibt sich, wenn man die Zahlen von 1-17 addiert: 1 + 2 +3 +4 usw. Vor allem aber kannten die antiken Zoologen 153 verschiedene Fischarten – das überliefert der Kirchenvater Hieronymus.

Im NT finden sich die Spuren eines großen Richtungsstreits der ersten christlichen Gemeinden: Soll das Evangelium nur Juden oder auch Heiden verkündet werden? Etwas zugespitzter: Dürfen Nicht Juden zur Kirche gehören?

Diese strittige Frage wurde von den Evangelien ins Leben Jesu hineinge­woben. Man denke nur an das Gespräch mit der heidnischen Frau, die Jesus zuerst nicht heilen wollte. Er ließ sich aber vom Glauben dieser Frau umstimmen.

Wenn entsprechend dieser Zahl alle Arten sich in dem Netz der Jünger versammeln, ist es ein klarer Hinweis: „Verkündet das Evangelium allen Menschen – Juden und Nicht Juden!“

Das ist der eine Aspekt dieser Fischfanggeschichte, die durch die Frage ausgelöst wird: „Habt ihr keinen Fisch zu essen?“ Im Klartext: „Konntet ihr niemand für das Evangelium gewinnen?“

Als dann die Fische und die Menschen endlich an Land waren, wechselt die Szene ins Gegenteil: Der vorher um einen Fisch bat, hat plötzlich ein Feuer aus Kohlen und darauf Fisch und Brot liegen.

Die Jünger bringen den Fischfang und Jesus gibt ihnen Brot und Fisch zu essen.

Das bedeutet: Die Jünger Jesu, wir, leben dauerhaft von Jesus. Er nährt uns und stärkt uns – wenn er mit uns (wie jetzt) das Brot bricht.

Jesu selbst, seine Botschaft und sein Leben, sind unser Lebenselixier.
Er ist der Stifter der Gemeinschaft, die sich nun Kirche nennt.

Liebe Schwestern und Brüder,
Unsere Kirche hat leider schon vor Jahrhunderten – eigentlich schon auf den ersten Konzilien – damit angefangen, auszusortieren:

Wer dies oder das sagt oder eben nicht bekennt,
der sei ausgeschlossen.

Wer nicht zu uns gehört, ist verdammt.

Die geweihten Amtsträger haben sich eine fast göttliche Autorität gege­ben oder zugeschrieben: mit der Bestimmung von Glaubenswahr­heiten und Kirchengesetzen haben sie immer mehr Macht ausgeübt und angehäuft.

Es fällt schwer, das alles wieder loszulassen. Die eigene Macht zu verklei­nern. Das Papsttum ist zum Symbol dieser gesetzlichen und richterlichen Gewalt geworden.

Der verstorbene Bischof von Rom „Franziskus“ war einer von denen, die sich mehr als Hirten verstanden, denn als Richter und Gesetzgeber.

Ich wünsche mir sehr, dass die Kardinäle wieder einen Mann erwählen, der nicht aussortiert, sondern sammelt.

153 Fische sind ein Symbol:

Die Jünger Jesu sollen Menschen für das Reich Gottes für das ewige Leben gewinnen. Niemand ist dafür zu reich oder zu arm, zu dumm oder zu klug, zu weiblich oder zu männlich oder zu queer, zu alt oder zu jung.

Wer sich im Netz versammelt, das wir auswerfen, wenn wir die Botschaft von Jesus verkünden, der ist dabei.

Dass Reiche sich viel schwerer tun, hat Jesus angedeutet mit dem Bildwort vom Kamel und Nadelöhr. Reiche haben viel, woran sie hängen und was sie für ihren Besitz halten. Wer hingegen auf Gott setzt und das ewige Leben, merkt: entscheidend ist nicht, was mir gehört, sondern was ich verschenke.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Jesus gibt uns die Nahrung, die wir brauchen. Er teilt mit uns seinen Glauben, seine Hoffnung, sein Leben. Wir beten zu ihm:

Jesus, unser Herr und Bruder               L/A Erfülle uns mit deinem Geist

  • Wir beten für die Kirche: Dass die Kardinäle bei ihren Beratungen auf den Heiligen Geist hören und die richtige Richtung für den Weg der Kirche bestimmen.
  • Wir beten für die Kirche in Deutschland und auf der ganzen Welt: dass sie den Bedrängten Menschen hilft und auch gegenüber den Regierungen denen ihre Stimme leiht, die sonst überhört werden.
  • Wir beten für unser Bistum: dass wir nicht der Vergangenheit anhängen, sondern angeführt von unserer Bistumsleitung mutig uns auf die Menschen der Gegenwart einlassen.
  • Wir beten für die weltweite Staatengemeinschaft und die Milliarden Menschen: dass bald wieder die Friedensstifter gehört werden.
  • Wir beten für die Kinder, die bald Erstkommunion feiern, dass der Glaube an Jesus in ihnen Wurzeln schlägt und sie zu aufrechten und hoffnungsvollen Menschen heranwachsen.
  • Wir beten für unsere Pfarreiengemeinschaft: dass es uns immer besser gelingt, ein Ort der Hoffnung und der Gemeinschaft für viele junge und alte Menschen zu sein.

Lektorin: Himmlischer Vater, du hast uns mit deinem Leben und mit deinem Geist erfüllt. Wir loben und preisen Dich in der Gemeinschaft aller Glaubenden in Ewigkeit. Amen.

27.04.25: 2. Ostersonntag

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
In einem Gespräch der letzten Tage sagte eine Frau zu mir:
Es ist doch eigentlich schön, dass der Papst an Ostern sterben durfte.
Ja, er hat den Glauben an die Auferstehung Jesu verkündet – fast ein ganzes Leben lang. Seine letzte Amtshandlung war die Menschen zu segnen – ähnlich wie Jesus, der Johannes und Maria einander anvertraut hat. – Heute wurde sein Leichnam bestattet. Bei der Begräbnismesse stand sein Sarg vor dem Altar – so sollte es eigentlich immer sein, wenn einer von uns hinausgeleitet wird – in die Weite und Freiheit und Freude des Himmels. Denn in der Eucharistie sind wir miteinander verbunden: Verstorbene und Lebende danken Gott für Jesus Christus.

Ansprache:

Kinder Gottes, mir fällt immer wieder auf: im Johannesevangelium ist sehr viel Bewegung -ob das Zufall ist? Ob sich dahinter eine Absicht und Botschaft des Verfassers verbirgt?

Jedenfalls: In den anderen drei Evangelien geht Jesus nach seiner Taufe ein einziges Mal nach Jerusalem, um dort gekreuzigt zu werden – im Johannesevangelium pilgert er dreimal dorthin.

Als Jesus vor Pilatus steht geht dieser ständig hinein und befragt Jesus geht wieder hinaus und redet mit den Hohepriestern.

Und am Ostermorgen, am 1. Tag der Woche:
Die Frauen gehen zum Grab. Weil der Stein weggewälzt war, laufen sie zurück zu Petrus. Petrus und Johannes laufen mit ihnen wieder zum Grab und kehren wieder „nach Hause“ zurück.

Dort haben sie sich eingeschlossen und hatten Angst vor den Juden – Angst, dass sie festgenommen und verhört oder bestraft, vielleicht sogar gesteinigt oder ausgepeitscht werden.

Was würden wir sprechen? Was würden wir fühlen außer der Angst?
Groll und Zorn auf die Ankläger, auf den feigen Pilatus?

Vielleicht hätten wir ein schlechtes Gewissen, wegen unseres schäbigen Verhaltens. Alle sind in die dunkle Nacht gelaufen. Keiner blieb bei Jesus.

Wir wären enttäuscht, weil unsere Hoffnung zerplatzt ist, die wir auf Jesus gesetzt haben und wahrscheinlich auch ratlos: Was sollen wir machen?

Wir alle wissen, wie sich in so einer Lage die Gespräche mit Schweigen abwechseln, sich im Kreis drehen und immer wieder andere Erinnerungen und Gedanken gesagt werden.

Vielleicht sagt einer irgendwann: Wir sollten den Hohepriestern und den Römern nicht böse sein. Jesus hat sie nicht beschimpft und nicht verflucht. Wir sollten das auch nicht tun.

Vielleicht überlegen sie: Wird Jesus uns böse sein? Weil wir ihn im Stich gelassen haben? Vielleicht entgegnet ein anderer: Jesus war uns nie böse. Er hat immer nur gesagt, wir sollen glauben, dass in ihm der Vater wirkt. Ja, wir sollen glauben, dass der Vater verzeiht!

Jesus will, dass wir an ihn glauben:
Dass der Vater in ihm ist und er im Vater!
Dass er den Weg zum Vater geht;
dass er uns den Weg zum Vater zeigt.
Er hat gesagt: Wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben!

Langsam kehrt Friede ein. Und es wächst allmählich eine Gewissheit:

Wir machen weiter. Wir müssen weiter machen. Jesus will, dass wir weiter machen!

Wir sollen vergeben, weil Gott vergibt. Wenn wir ihnen nicht böse sind, sondern vergeben, vergibt Gott auch ihnen und auch uns.

Soweit meine Phantasie über die Gespräche der eingeschlossenen Jünger.

Liebe Schwestern und Brüder;
es wurde nicht überliefert, was die Jünger geredet haben und wie ihnen zumute war. Das ist nur Phantasie. Aber – was sonst?

Das Evangelium nach Johannes erzählt stattdessen, wie Jesus zu den Jüngern kam und sich durch seine Wunden als ihr Jesus zu erkennen gab.
Es erzählt von seinem Friedenswort und von seinem Auftrag, Sünden zu vergeben. Und es erzählt von Thomas, der großen Wert darauf legte, dass er nur dann an Jesus als Messias glauben kann, wenn es der Jesus ist, der ans Kreuz geschlagen war, weil er die Botschaft des Friedens brachte.

Am Ende fällt er auf die Knie und bekennt: „Mein Herr und mein Gott!“

Selig Gepriesen werden, die Jesus nicht selbst erlebt haben, aber an ihn glauben, weil sie seinen Jüngern glauben.

Liebe Schwestern und Brüder, das sind wir!
Durch das Zeugnis der Apostel glauben wir und bekennen wir Thomas:

„Mein Herr und mein Gott!

Amen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott wir erkennen Jesus als deinen Sohn, durch den du zu uns gesprochen hast, damit wir deine mütterliche und väterliche Liebe zu uns erkennen. Voll Vertrauen beten wir zu dir:

Herr und Gott                      (L/A) Schenke Geist und Leben

  • Wir beten für unsere Kirche, die darauf wartet, dass ein neuer Bischof von Rom gewählt wird, der sie leitet.
  • Wir beten für unsere Kirche, dass sie die frohe Botschaft
    Jesu verkündet und sich durch keine Hindernisse davon
    abhalten lässt.
  • Wir beten für die Menschen, die mit sich und mit ihrem Leben nicht im Reinen sind: dass sie zur Ruhe kommen.
  • Wir beten für die Menschen, die ratlos sind und nicht wissen, wie es weitergeht: dass sie ihren Weg finden und gehen.
  • Wir beten für die Menschen mit gegensätzlichen
    Meinungen und Vorstellungen: dass sie versuchen, die Wahrheit zu finden, die auch in der Meinung des anderen enthalten ist.

Lektorin: Gott und Vater, du schützt uns wie eine Henne, die ihre Küken unter ihre Flügel nimmt. Wir loben und preisen dich in Ewigkeit. Amen.

11.07.2021: 15. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Schwestern und Brüder,
„wie wird man mich aufnehmen?“ – fragt sich ein junger Mensch, der zum ersten Mal den Eltern seines Freundes begegnet, fragt sich jemand, der eine neue Arbeitsstelle antritt, …

Wie wird man mich aufnehmen?
Vorher überlegt man, wie man sich zeigen wird, wie man auftreten wird: Möglichst bald eine kleine Einstandsparty mit Sekt oder Kaffee und Kuchen? Bescheiden und zurückhaltend?
Oder offensiv erzählen, was man schon geleistet hat?
Oder geschickt seine Sachkenntnis zeigen durch intelligentes Nachfragen?
Welche Kleidung? Vorher zum Haareschneiden?

Gemäß dem Evangelium befreit Jesus seine Jünger von diesen Sorgen als er sie aussendet, damit sie – genau wie er – das Reich Gottes verkünden, das den Menschen nahe ist.

Jesus sagt: Ihr braucht nur einen Gefährten, Schuhe, ein Übergewand und einen Wander­stab – keine frische Ersatzkleidung, kein Geld und keinen Essensvorrat!

Ich stelle mir das praktisch vor: Zwei Männer kommen nach stundenlanger Wanderung in der Hitze des Nahen Ostens in ein Dorf: Verstaubt, verschwitzt, hungrig – wie jeder sehen kann.

Mitten im Ort bleiben sie stehen – rufen Leute her – und beginnen ihre Botschaft auszurichten: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Jeder, der sie hört, sieht sofort: die brauchen etwas zu essen, Wasser zum Waschen und einen Schlafplatz.

Wer sie aufnimmt und sie versorgt, dem werden sie von Jesus erzählen, Und da sie vom Reich Gottes reden, werden die Menschen ihre Nöte ausbreiten und ihre Kranken holen und hoffen, dass das Reich Gottes sichtbar wird: dass Kranke gesund werden und Streitereien und mehr befriedet werden.

Das stärkste Zeichen, die größte Herausforderung für die Gesandten wie für die Angesprochenen ist die Bedürftigkeit der Verkünder.

Gibt es irgendeine Ähnlichkeit zu unserer kirchlichen Situation?
Ich gebe zu, da muss man sich sehr anstrengen, um etwas zu finden.

Wir Seelsorger und Seelsorgerinnen haben ein festes Gehalt, treten durchschnittlich bürgerlich auf, haben studiert …

Ein Pfarrer in der Pfarrei ähnelt bei uns eher dem Leiter einer örtlichen Niederlassung und die Verkünder sind eine Mischung zwischen Religionslehrer, Veranstaltungsmanager und ab und zu auch psychosozialer Unterstützerin.

Dafür, dass es so geworden ist, gibt es viele gute Gründe. Die verlässlichen Strukturen machen vieles möglich: die Sorge um die Gemeinde,
dauerhafte Angebote wie Kindergärten und Sozialstationen.
Das geht nur durch kontinuierliches Bemühen und Verlässlichkeit.

Der Nachteil ist: Institutionen fördern Gewohnheiten und Trägheit,
Besitz produziert Macht und das Interesse ihn zu schützen und zu mehren.

Ich glaube nicht, dass die Aussendung der Jünger ohne Vorratstasche ein Gesetz ist für alle Zeiten. Ich glaube aber schon, dass diese Geschichte auch heute für uns wichtig ist:

Wer das Reich Gottes verkündet und die Auferstehung Jesu, wer zur Umkehr ruft, muss sich immer wieder prüfen, damit er sich nicht bequem „in einem Sessel ausruht“ und sich auf seine Institution verlässt.

Entscheidend ist einzig und allein: Die Botschaft, Jesus Christus,
Das Reich Gottes ist nahe! Glaubt daran und Kehrt um!

Mit anderen Worten:

Das Leben ist mehr als Kleidung und Nahrung, Geld und Komfort. Das Leben ist Vertrauen, Zuwendung, Nähe, Sorge füreinander, Anteilnahme, Wohlwollen.

13.06.2021: 11. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Was braucht die Menschheit um zu überleben?
Frieden mit sich selbst und untereinander –
den Glauben, an das Gute im anderen und in der Welt, –
die Liebe zum Leben, zum Mitmenschen, ‑
und die Hoffnung, das das Leben stärker ist als der Tod.

Wenn Frieden, Glauben, Liebe und Hoffnung sind – da wirkt Gottes Geist, da ist Gottes Reich unter uns.

Liebe Schwestern und Brüder,  es müsste eigentlich so sein, dass in aller Welt die Menschen sagen: die christliche Kirche (evangelisch oder katholisch oder orthodox) das sind die Leute, die Frieden bringen, die an das Gute glauben, die die Liebe leben und die Hoffnung bringen.

Doch in unserem Land herrscht eine andere Stimmung:
Kirche wird als machthungrig, geldgierig, verkommen, korrupt und Menschen missbrauchend wahrgenommen und dargestellt.

Und ja – es gibt einfach zu viele Beispiele, als dass man sagen könnte: Es geht nur um Einzelne.

Ordenshäuser und Bistümer und das auf der ganzen Welt, wurden in einer Art und Weise geleitet, dass manche oder jedenfalls viel zu viele Ordensleute und Priester in Umständen lebten in denen vor allem Unterordnung zählte, Gehorsam, Angst vor Sanktionen und die Unmöglichkeit zu den eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu stehen.

Das System der Unterordnung richtete bei weitem nicht überall und auch nicht in der Mehrzahl, diese Schäden an – doch auf jeden Fall viel zu oft.

Welches System: Ein System, das nur Macht von oben kennt. Ein System, das zu strenge Regeln vorgibt und zugleich zu viel Macht verleiht. Ein System, das nicht die Befähigung, die menschliche Reife und Weisheit fördert, sondern die Linientreue.

Ein geschlossenes System, das in der Selbstillusion lebt, für alles zuständig zu sein und den Menschen sagen zu können und zu müssen, wie sie leben sollen. Ein solches System führt dazu, dass Menschen sehr stark unter ihrer Unterlegenheit leiden, enttäuscht und verbittert sind. Das Risiko ist groß, dass manche selbst Macht erleben wollen: über die, für die sie zuständig und verantwortlich sind: Sie haben die Möglichkeit zu bestrafen und zu belohnen. Die ihnen anvertrauten sind von ihnen abhängig.
Das ist das vergiftete Umfeld, in dem Missbrauch gedeihen kann.
Und dieser Ungeist wirkt, auch wenn es zu keinen verbrecherischen Taten kommt – versteckt durch den Rauch der Selbstbeweihräucherung.

Solche Machtstrukturen gibt es auch heute in der Gesellschaft. Sie sind nicht mehr an Amt und Würden gekoppelt, sondern an Geld und Beziehungen.

Solche Machtstrukturen, werden zurecht abgelehnt und unsere Kirche muss gerade bitter lernen, dass die Menschen – ob nun getauft oder nicht – das nicht mehr wollen – und ist immer noch nicht bereit dafür.

Das ist vielleicht der tote Punkt, von dem Kardinal Marx in seiner Erklärung spricht. Die Kirche, meine Kirche, muss sich bekehren.

Denn Jesus wollte nicht, dass sich seine Jünger ihm unterwerfen, er hat sie zu seinen Freunden gemacht. Er wollte nicht, dass sie klein sind – er hat sie aufgerichtet.

Liebe Schwestern und Brüder, wir sind nicht in der Position, dass wir die Machtstrukturen in der Kirche ändern können. Was wir aber können ist:

Wir können uns überzeugen, dass Jesus Christus uns zeigt, dass wir geliebt sind und dazu berufen sind zu lieben. Er hat uns seinen Frieden hinterlas­sen, den Frieden, den ein Kind findet, wenn es in den Armen seiner Mutter ruht. Er lehrt uns, dass wir an seinen guten Vater im Himmel glauben können und er gibt uns Hoffnung, dass das Leben Zukunft hat.

Und liebe Schwestern und Brüder, davon überzeugt, können wir ganz persönlich der gute Boden dafür sein, dass Frieden, Glaube, Liebe und Hoffnung leben und wachsen und gedeihen und gute Früchte bringen.

Im Augenblick leiden wir an dem jämmerlichen Bild, das die Menschen von der Kirche haben und zeichnen und das die Kirche abgibt;
wir leiden unter dem Zustand der Kirche, die einzustürzen droht wie Notre Dame in Paris einzustürzen drohte. Wir leiden daran, dass dadurch so viele Menschen keinen Zugang zu der wunderbaren Botschaft Jesu finden.

Aber bleiben wir Jünger Jesu. Folgen wir ihm nach. Bleiben wir zusammen als seine Gerufenen (Kirche) auf dem Weg. Behalten wir die Hoffnung.

22.11.2020: 90jähriges Jubiläum der Kirchweih

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Seit 90 Jahren dient unsere Herz Jesu Kirche als Gotteshaus für die Pfarrei Herz Jesu, der einmal 8000 Katholiken angehörten, bevor die Pfarrei Herz Marien neu gegründet wurde.

Wir feiern diese Zeit in einer ernsten Kirchenkrise und auch in einer ernsten Krise unserer Gesellschaft und unseres Staates: Es gibt eine immer größer werdende Zahl von Menschen, die erleben, dass sie und ihre Interessen übergangen werden: Der AFD ist es ein Leichtes, diese Menschen mit ihrem Frust und ihrem Zorn hinter sich zu bringen.

Wir, die Herz Jesu Gemeinde im Bistum Regensburg leben mitten in dieser Gesellschaft. Was ist unsere Aufgabe in dieser Zeit?
Wie stellen wir uns unsere Zukunft vor?
Worauf bereiten wir uns vor? Welche Pläne entwickeln wir?
Viel wichtiger und ernster? Was will Gott von uns?

Das ist nicht leicht zu beantworten, denn das steht nirgendwo aufgeschrieben. Wir müssen die Antwort selbst suchen – aber wir sind dabei nicht nur auf uns selbst gestellt:
Uns sind die Evangelien gegeben, die Zeugnis geben von Jesus Christus und seiner Lehre und Frohbotschaft.
Uns ist der Heilige Geist gegeben, der uns hilft zu erkennen, was gut ist, was wichtig ist und der uns Kraft gibt.

Denken wir also nach in drei Schritten: Sehen, urteilen, handeln.

Für die Beschreibung der jetzigen Situation kann man viel Zeit verwenden, doch jeder sieht es: Entkirchlichung, Glaubensverlust, Skandale, Vertrauensverlust, widerstreitende Kräfte der Neuerungen und der Abwehr von Neuerungen.

Die römisch-katholische Kirche bietet in großen Teilen ein desolates Bild.
Niemand hat derzeit einen Plan.
Ich gebe zu, wenn so viele klügere Menschen, Professoren, Bischöfe keinen Plan haben – wie sollen wir einfachen Katholiken in unserer kleinen Pfarrei mit nicht mal 3000 Katholiken uns anmaßen, einen Weg aus der Krise zu finden?

Andererseits: Viele Stimmen ergeben einen starken Chor und wenn viele Stimmen versuchen gemeinsam zu tönen, finden sie oft wie von selbst ihre Harmonien. Scheuen wir uns also nicht, unsere Stimme beizutragen.

Und noch etwas: Tun wir nicht nichts, weil wir nicht alles tun können.
Tun wir, was uns möglich ist – mehr müssen wir nicht von uns verlangen.

1. Christen sind zu den Geringsten gesandt:
Der vielfältigen Not begegnen und sie lindern. Den Not Leidenden nahe sein. Das ist das A und O. Es gibt keine geringen Menschen für Gott.
Wir müssen selbst mit gutem Beispiel vorangehen und wir müssen in unserer Gesellschaft dafür eintreten, dass es keine Geringen gibt.
In den Gesprächen, in den Wahlen, vielleicht sogar bei Demonstrationen.

2. Christen sind eine Gemeinschaft der Erlösten:
Wir können gar nicht erlöst genug aussehen. Unter uns soll es ein Netz geben, so dass niemand sagen muss: Niemand ist da, der mir die Hände reicht. Es ist wichtig, dass keiner von uns alleine ist – nicht im Leid und nicht in der Freude.

3. Christen sind Menschen mit einem guten Geist:
Menschen, die freundlich sind, hilfsbereit,
die sich etwas trauen, die Mut haben,
die Frieden in sich haben –
den Frieden, der von Gott kommt.
Deshalb ist es wichtig und unverzichtbar, dass wir uns gegenseitig im Glauben stärken, dass wir auf das Wort Jesu hören, dass wir zu Gott beten und in der Gemeinschaft und in der Stille uns seine Liebe vergegenwärtigen.
Christen sind Menschen, die aus der Mitte leben, aus der Liebe Gottes und diese Liebe ausstrahlen in Wort und Tat.

Amen.

26. Oktober 2014: 30. Sonntag im Jahreskreis Weltmission

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Geht hinaus in alle Welt! Lehrt die Menschen, die Gebote zu halten, die ich euch geboten habe und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! (Mt 28, 19)

Wie stehen wir heute zu diesem Auftrag? Dürfen wir diese Sendung Jesu noch ernst nehmen?–
Oder stülpen wir dadurch anderen Menschen etwas über, das sie von ihrer religiösen und kulturellen Tradition und von sich selbst entfremdet?

Doch bevor wir zurückfallen in die Diskussion über Missionsmethoden vergangener Jahrhunderte – verbunden mit europäischer Überlegenheit und Überheblichkeit (Erinnerung an das Unrecht gewaltsamer Missionstätigkeit) – machen wir uns erst einmal bewusst:
Welche Gebote sind es denn, die Jesus lehrt?  und: Wie hat Jesus selbst missioniert?

Die beiden Gebote haben wir gerade gehört: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben! Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!

Das ist eine wahrhafte Befreiung:
Die Liebe ist das einzige Gebot, das jemand einhalten muss, damit er zu Jesus gehören kann.
Wer sich auf ihn taufen lässt, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – muss nur diesem Doppelgebot zustimmen, das Jesus als wichtigstes und zentrales Gebot erinnert hat.

Schwestern und Brüder – zugegeben ist das ziemlich reduziert (wenn man an die vielen Regeln und Gebote im Katechismus denkt) – aber eben auf das Wesentliche reduziert.
Damit kann man zu den Menschen gehen ‑ Dies kann man verkünden und sie lehren, dass es allein auf die Liebe ankommt – auf die Liebe zu Gott und damit verbunden zum Mitmenschen und dass zwischen beiden niemals ein Widerspruch bestehen kann. Niemand muss dafür seine Kultur aufgeben! Muss jemand dafür seinen Gott bzw. seine Religion aufgeben, durch die er die Verbindung mit Gott sucht?

 

Die zweite Frage war: Wie hat Jesus missioniert?

Er ging in die Gotteshäuser und verkündete: Kehrt um, das Reich Gottes ist euch nahe! Er heilte die Kranken und er vergab den Sündern.

Er hat niemanden bedrängt oder gar gezwungen, mit ihm zu kommen.
Nichts lag ihm ferner, als die Freiheit eines Menschen zu missachten.
Wenn ein Dorf ihn nicht aufnahm, dann ging er in ein anderes Dorf.

Kenner der Evangelien werden jetzt vielleicht einwenden:
Jesus hat doch das Gericht angedroht, für manche, die ihm nicht folgen wollten. Er hat doch zum Beispiel gesagt, Betsaida werde es schlimmer ergehen als Sodom und Gomorra.

Ja! Er sprach vom Gericht Gottes für die, die sich nicht bekehren wollten:
Das ist nun mal die Art prophetischer Rede, die Jesus angewandt hat:
Wer von seinem Unrecht nicht ablässt, wer sich Gott verweigert, wer sich der Liebe versagt, der wird so vor Gott hintreten und erkennen dass er den falschen Weg ging.
Wie Gott dann diesem Menschen begegnet, wie er diesem Menschen Heil schenken kann, das steht auf einer anderen Seite, die nur Gott beschreibt.
Menschen können das nicht beurteilen und in ihrem Urteil vorwegnehmen.

Schwestern und Brüder,
wir können Ja sagen zur Mission, zur Sendung der Kirche:
Es ist eine Sendung die befreit und die jedem die Freiheit lässt.
Sie betont das wesentliche des Mensch-Seins: Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen, die niemals ein Widerspruch sein können.

Dieses Ja können wir ausdrücken, indem wir Anteil nehmen an den Christen, die in schwierigen Situationen leben: die aus ihren Städten vertrieben werden, wie kürzlich in Mossul, oder die immer wieder Ziel von gewalttätigen Angriffen werden.
Dieses Ja können wir ausdrücken durch das Gebet für die Missionare in aller Welt und dafür, dass immer mehr Menschen Christen werden.
Dieses Ja können wir ausdrücken durch unsere Spende, die wie heute geben, damit die ärmsten der 3000 katholischen Bistümer überhaupt wirtschaftlich existieren können.

27. Januar 2013: 3. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen  Texten: Beuron

Nun haben wir also wieder einen neuen Bischof. Wie wurde er – Rudolf Voderholzer zum Bischof?

Aufgrund der Entscheidung des Papstes legten ihm Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und die anderen anwesenden Bischöfe die Hände auf, er wurde – wie bei seiner Taufe, Firmung und Priesterweihe ‑ mit Chrisam gesalbt und er versprach die Aufgaben eines Bischofs getreu dem Evangelium zu erfüllen.

Das alles zeigt: Bischof Rudolf Voderholzer ist eingebunden in die Gemeinschaft seiner Mitbischöfe, in die Gemeinschaft der Christen.
Nicht nur in die Gemeinschaft derer, die gegenwärtig als Christen und Bischöfe leben und glauben – sondern auch in die Gemeinschaft der Christen und Bischöfe, die das Evangelium Christi überliefert haben – angefangen mit Jesus selbst.

Zu Recht nennen wir die Bischöfe „Nachfolger der Apostel“.
Zu Recht sehen wir uns in dieser langen Reihe der Frauen und Männer, die an Jesus glauben und an sein Evangelium.

Wir glauben das Evangelium des Jesus von Nazareth, der Mensch war!
– Er war ganz und gar Mensch. Er ist keine Idee, keine Philosophie, kein System, keine Ideologie –
Er hatte eine Heimat: Nazareth, die kleine Stadt in Israel. Er hatte Eltern.
Er hatte alle Bedürfnisse, die ein Mensch hat.
Er kannte Freude und Leid, Angst und Hoffnung – wie jeder Mensch.
Er war ein Jude und ging in die Synagoge.
Er betete die Psalmen und las die hl. Schrift.

Aus ihm, der unter uns Menschen lebte und der die Apostel berufen und ausgesandt hat, ‑ aus ihm hat Gott gesprochen:
„Ich bin gekommen, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe!“

Wir Christen tragen den Namen Christi! Wir wurden mit dem Chrisam gesalbt – als Zeichen dafür, dass Gottes Geist in uns ist. Wir heißen und sind Gottes Kinder und dürfen mit Jesus Christus Gott als unseren lieben Vater ansprechen.

Wir können nicht anders, als diese Worte Jesu zu unserem Ideal zu machen.
Wir sind gesandt, um den Armen eine frohe Botschaft bringen, und den Blinden das Augenlicht!
Damit wir die Zerschlagenen in Freiheit setzen und verkünden, dass Gottes Gnade bei uns ist:

Er schenkt uns seine Gnade, das heißt:  Er selbst schenkt sich uns:
Er schenkt uns sein Leben, seine Fülle, seine Liebe seinen Geist.
Er macht uns fähig Anteil zu haben an ihm und seinem Leben!

Warum glauben auf der ganzen Welt so viele Menschen an das Evangelium Christi?

Aus diesem Grund:
Weil Christen nach wie vor den Armen helfen, Trost spenden, Hoffnung wecken, Kranke heilen und pflegen, Mutlose aufrichten,
Hilflosen beistehen, selbständig zu werden und Abhängige in Freiheit setzen.

Unser neuer und jeder künftige Bischof verkörpert,
dass wir eingebunden sind in die große Gemeinschaft der Glaubenden,
die das Werk Jesu fortsetzen und Menschen heilen und befreien von dem, was sie hindert, Gott als ihren lieben Vater zu erkennen.

Wir Christen dürfen wie Christus eine lebendige Einladung an unsere Mitmenschen sein, Eine Einladung zum Leben mit dem Leitwort:
Gott liebt mich. Deshalb …