30.05.2019: Christi Himmelfahrt

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Menschen über 75 Jahre entwickeln immer mehr den Wunsch, dass sie möglichst lange selbständig zuhause leben können, ohne jemand zur Last zu fallen;

Menschen über 60 Jahre wünschen sich, dass sie lange gesund bleiben und den bevorstehenden Ruhestand genießen können: was das für die einzelne Person bedeutet, ist höchst unterschiedlich.

Menschen über 40 Jahre hoffen, dass sie in Beruf und Familie standhalten können, dass sie erfolgreich sind, dass die Belastungen nicht zu viel werden und dass genügend Raum für Entspannung und Erholung bleibt.

Menschen über 20 wollen im Beruf vorwärts kommen, in einer Liebesbeziehung glücklich werden, vielleicht eine Familie gründen.

Kinder und Jugendliche wollen einfach groß und erwachsen werden und ihre Kräfte entwickeln und möglichst viel erleben.

Ganz sicher gibt es viele andere Beispiele und Ideen und Beschreibungen.

Mir geht es jetzt vor allem um die Frage:
Was will ich eigentlich? Worauf zielt mein Leben hin?
Das erwachsen werden, das lieben und arbeiten, das durchhalten und ausruhen, das genießen und das aushalten und abwarten?

Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben!
Ich glaube, dass ich in den Himmel komme, dass ich bei Gott sein werde.

Liebe Schwestern und Brüder, ob das Wunschdenken ist, wie viele Mitmenschen glauben?

Alle Evangelien verkünden in einer für die Antike typischen, bilderreichen Sprache, dass Jesus zu seinem himmlischen Vater heimgekehrt ist.

Der Glaube an das ewige Leben bei und in Gott ist zentral für mich und in meinem Glauben an Christus: Christus hat dafür gelebt und ist dafür gestorben und auferstanden, damit alle, die glauben durch ihn das ewige Leben haben.

Und; dieser Glaube befreit zu einer Hoffnung und Zuversicht, zu einer Freude und Kraft, die ohne ihn nicht möglich wäre.

Das Leben in all seinen Phasen hat ein Ziel, das wir immer vor Augen haben, das uns immer im Bewusst sein bleibt:

Im Weinen und im Lachen, wenn wir kraftvoll wirken und wenn wir schwach und hilflos sind: das Ziel unseres Lebens ist Gott.

In den Tränen finden wir darin Trost, denn Gott wird die Tränen abwischen.

Lachen und Glück stärken die Zuversicht auf die vollkommene und unvergängliche Freude.

Wenn wir kraftvoll tätig sind, dann so, dass wir unserer Hoffnung Ausdruck geben.

Wenn wir Schwäche und Krankheit erleiden, dann geduldig in der Erwartung des ewigen Heils, das von Gott kommt.

Liebe Schwestern und Brüder,
die zerstörerischen Kräfte,
Wut und Zorn, Verschwendung der Güter der Schöpfung,
Geiz und Gier
kennen auch wir, die wir an Jesus und das ewige Leben glauben.

Doch das Ziel des ewigen Lebens vor Augen, werden wir nicht aufhören Liebe und Wohlwollen,
Bescheidenheit und Selbstbeherrschung,
Einfachheit und Demut

Zu üben, damit wir bereit werden für das Ziel, das Christus für uns bereitet hat.

2. November 2014: Allerseelen

1. Lesung: Ijob 19, 1.23-27
2. Lesung: Röm 8, 14-23
Evangelium: Joh 14,1-6

Das Leid, das dem Ijob widerfährt ist sprichwörtlich geworden: Ijob wird seines Eigentums beraubt, die Kinder werden ermordet. sein Haus wird verbrannt und ihn befällt eine Krankheit, in der man schon so gut wie gestorben ist. Ijob steht für alles Leid, das Menschen in ihrem Leben erfahren können und tatsächlich: jeder Mensch kann von Trauer, Krankheit und auch von Feindseligkeit erzählen.

Doch: gerade die Menschen, die am weitesten unten sind, haben oft die größten Hoffnungen. Ijob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Ich werde Gott schauen “

Viele hundert Jahre nach Ijob ergeht es dem Apostel Paulus ganz ähnlich: Er hat Verfolgungen, Verhaftungen, Folter und Gefängnis erträgt, Schiffbruch erlitten und fast ertrinkt, schrieb: „Ich bin überzeugt: die Leiden dieser Zeit sind nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die uns geschenkt werden wird!“

Liebe Schwestern und Brüder, die Menschen im Wohlstand teilen diese Hoffnungen weniger. Sie sagen: „Ich kann mir das nicht vorstellen. Warum nicht jetzt diese Herrlichkeit? Warum nicht schon auf dieser Erde?“
Viele können und wollen nicht auf das künftige Leben hoffen, in dem wir Gott schauen und befreit sind vom Elend dieser Zeit.

Hängt es damit zusammen, dass wir durch unseren Wohlstand das Elend überdecken; dass wir die Augen verschließen und den Tod aus dem Bewusstsein verdrängen.
Ich frage mich: Wollen die Menschen eigentlich den Tod negieren, wenn sie sagen: wenn ich sterbe, dann ist alles aus?

Wenn es so wäre, wenn der Tod des Körpers das Ende der eigenen Existenz wäre, dann könnte man leben, als ob es den Tod nicht gäbe.
Man könnte den Tod verdrängen und jeden Tag auskosten und sagen: das ist das Leben. Mach das Beste daraus – für Dich.

Doch wer die Augen öffnet, der fragt sich: wozu leben, wenn es dann doch zu Ende ist? Die Freude, das Schöne das kann man ja gerne hinnehmen. Doch wozu Schmerzen ertragen? Wozu leben, wenn ich nicht mehr tun kann, was ich will?

Der Glaube an die Auferstehung gibt dem Tod eine andere Bedeutung:
Der Tod wird zum Übergang in die Welt Gottes.
Wer darauf hofft, für den hat das ganze Leben einen Sinn.
Der mag sich fragen, warum es so viel unverschuldetes Leid gibt?
Der wird mit Gott vielleicht streiten und ihm das Elend klagen.

Doch er hofft, die Herrlichkeit Gottes zu empfangen.
Deshalb geht es im Leben darum, als Gottes Ebenbild zu leben.
Es geht darum, Leben zu empfangen und Leben zu geben!

Wer das ewige Leben erhofft, wird auch das Gute dankbar annehmen und genießen – vielleicht als Vorgeschmack des Himmels.

Wer auf das ewige Leben hofft, wer Hoffnung hat, wird aber auch die Kraft haben, dem Elend, dem Leid, der Schwäche Stand zu halten. Wer hofft, hält allem stand – so hat es Paulus ausgedrückt.

Liebe Schwestern und Brüder,
heute an Allerseelen denken wir an die Verstorbenen: an alle! Weil keiner verloren ist, weil Gott keinen vergisst!
Besonders denken wir natürlich an die Verstorbenen, die wir gekannt haben und die uns nahe stehen: Die Liebe, die uns mit ihnen verbindet, reicht über den Tod hinaus.

Wir denken an die Verstorbenen mit Zuversicht:

Das Gute findet seine Vollendung!
Das Schlimme wird geheilt!
Das Böse wird vergeben und getilgt.
Die Liebe aber feiert ein Fest: denn die Liebe ist ewig –
wie Gott selbst, in dessen geliebte Kinder wir sind und bleiben
in alle Ewigkeit.