06.01.19: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das ist absolut menschlich: wenn Verwandte oder Freunde ein Kind bekommen haben, möchten wir es sehen und bewundern, es beschenken und den Eltern gratulieren. Und dabei freuen wir uns über dieses Kind: dass es da ist, dass es lebt und das Leben weiterträgt.

Wie das Lukas-, so spricht auch das Matthäusevangelium von der Freude der Menschen, die kommen, um das neugeborene Kind, diesen Jesus zu bewundern und ihm Geschenke zu bringen.

Das Besondere in der Geschichte des Matthäus:
Er erzählt nicht von Verwandten oder Freunden, die kommen: Es sind Leute von weither: Sterndeuter aus dem Osten.

Viele machen es bei einem Buch so, dass sie zunächst die ersten Seiten lesen und dann die letzten Seiten – bevor sie das Buch von vorne nach hinten durchlesen. Anfang und Schluss eines Buches sagen sehr viel aus über seine ganze Idee und darüber, was dem Autor wichtig ist.

Mt beginnt seine Verkündigung von Jesus mit dem Besuch der Sterndeuter und er beendet sie mit diesen Worten:

„Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.

Es endet, wie es begonnen hat. Das Ev. verkündet Jesus, den Messias für die Menschen aller Völker. Der Messias aller Völker! Das ist entscheidend!

Auch wenn wir – zusammen mit allen Getauften – uns als das neue Volk Gottes verstehen, geeint in der Nachfolge, geeint darin, dass wir durch Jesus an die Barmherzigkeit Gottes glauben. ‑

Jesus gehört uns nicht – Er ist der Messias aller Völker.
Alle Völker der Erde sollen erleben und erfahren, dass Gott Heil schenkt: Alles sollen erleben, dass Gott einen guten Plan mit uns Menschen hat.

Deshalb weiten wir Christen unseren Blick ‑ wir denken und schauen über unseren Kirchturm hinaus. Unser Blick geht in die weite Welt.

Jesus ist der Messias auch für die Menschen, die ausgeschlossen sind:
Er ist der Messias auch
für die Kinder und Menschen, die nicht gehen können;
für Menschen mit dem Down Syndrom;
für Autisten, für Menschen, die Gliedmaßen verloren haben durch Unglück oder Kriegseinwirkung.
Er ist der Messias für alle, auch für Menschen mit Behinderungen in Südamerika oder in Ozeanien oder in Afrika.

Die Sternsinger stellen heuer dieses Anliegen in den Mittelpunkt ihrer Aktion: „Wir gehören zusammen“ rufen sie uns zu: Damit meinen sie Menschen mit und ohne Behinderung. Vor allem Kinder ‑ egal in welcher Gegen der Welt sie leben.

Ich möchte ein Beispiel erzählen, wie in Yancana Huasy in Peru Kinder mit Behinderungen gefördert werden.

Ángeles ist acht Jahre alt. Wegen einer angeborenen Muskelschwäche kann sie nicht laufen. Manchmal ist sie deshalb traurig. Wenn sie irgend­wo hin will, brauch sie Hilfe, denn das Haus der Familie liegt an einem steilen Hang. Jeden Tag trägt ihre Mutter sie zahllose wackelige Stufen hinunter und wieder hinauf. Wo keine Stufen sind, benutzen sie einen alten Kinder­buggy. Eine Wohnung im Tal wäre viel teurer, das kann die Familie nicht bezahlen.

Bei Yancana Huasy erhält Ángeles Physiotherapie. „Ich will, dass meine Muskeln stärker werden“, erklärt Ángeles. Nur mit der Therapie kann Ángeles sich selbständig bewegen.

Die Mitarbeiter von Yancana Huasy haben erreicht, dass Ángeles in eine ganz normale Schule gehen kann. Sie haben ihr einen Rollstuhl für die Schule besorgt und die Lehrer im Umgang mit behinderten Kindern geschult. Ángeles geht mit ihren Freundinnen in die 2. Klasse. Ihre Behinderung spielt hier keine Rolle. Sie gehört einfach dazu.

„Ich gehe gerne in die Schule!“, sagt sie. Das Beste sind natürlich die Pausen, wenn sie mit Melanie, Camila und Sol Klatschspiele* spielt.

06.01.18: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Propheten in Israel, Elija, Elischa, Amos, Micha, Jeremia …
waren alle überaus politisch.
Sie geißelten mit Worten und skandalösen Symbolhandlungen das Fehlverhalten der Mächtigen, der Reichen und der Regierenden – und auch des ganzen Volkes.

Sollte ein christlicher Prediger nicht auch politisch sein und die Fehltritte und Verirrungen benennen und anprangern?

Ich stelle diese Frage, weil wir gerade in der Lesung gehört haben: Jerusalem, über dir geht leuchtend der Herr auf, Völker wandern zu dir und Könige zu deinem strahlenden Glanz.

Das ist eine politische Vision für Jerusalem, dass es die Stadt des Friedens werde. Dass Jerusalem heute – wie seit Jahrzehnten – ein Zankapfel ist, nicht nur zwischen Israelis und Palästinensern, sondern für die ganze Region und sogar Amerika und Russland, das wissen wir.

Wenn wir heute diese Vision des Jesaja lesen, am Fest Erscheinung des Herrn, dann, weil wir in die Welt hinaus rufen: Diese Vision wurde erfüllt durch Jesus von Nazaret. Anders zwar – denn er richtete kein Superreich in Jerusalem auf – aber offensichtlich: Denn auf der ganzen Welt erschallt das Bekenntnis: ich glaube an Jesus Christus, den Heiland der Welt.

Überall auf der Welt bringen die Menschen ihre Gaben, so wie es das Mt.Ev. von den Magoi, den Sterndeutern erzählt: Kinder schon überlegen:
Wie kann ich heute andere Menschen lieben, wie Jesus es tat.
Frauen versuchen ihren Kindern das Beten zu lehren,
Männer legen den Grund für das Gottvertrauen in ihre Töchter und Söhne.
Christen wie die Gemeinschaft San Egidio setzen sich aktiv und erfolg­reich für den Frieden ein. Die katholische Friedensbewegung kämpft in der Kirche und in unserer Gesellschaft für eine Politik des Friedens, für Abrüstung und zivile oder zivilisierte Konfliktbewältigung.

Zu dieser großen weltweiten Gemeinschaft, die zu Jesus pilgert, mit all den Reichtümern der Gedanken und des Willens und des Vermögens gehören auch wir, heute in der Herz Jesu Kirche und bringen unsere Gaben.

Ein Beispiel haben uns in den vergangenen Tagen die Jugendlichen gegeben, die als Sternsinger durch unsere Straßen gezogen sind. Sie haben die Botschaft vom Friedenskönig gesungen und die Menschen unter seinen Segen gestellt und sie haben bei Wind und Nässe gesammelt und um Spenden gebeten für Kinder in der ganzen Welt, die unter erbärmlichen Umständen leben, die Müll sammeln und verkaufen, die Teppiche knüpfen, die nicht zur Schule gehen können. Wenn man hört, wie diese Kinder leben müssen, kann einem schier das Herz zerspringen.

Sie haben drei Tage dem Herrn, Jesus geschenkt, um diesen Kindern zu helfen. Und wir alle, die wir gespendet haben, bringen so dem Herrn, an den wir glauben, Jesus Christus unsere Gaben dar.

Schwestern und Brüder,
so sind wir Christen politisch – ganz selbstverständlich: Wir wirken daran mit, dass überall auf der Welt Menschen gut leben können,
dass weniger Menschen Hunger und Durst leiden,
dass mehr Kinder Bildung erhalten,
dass weniger Kinder arbeiten müssen, ..

Es liegt auf der gleichen Linie, wenn wir Christen manchmal die Stimme erheben und auf das Unrecht aufmerksam machen, dass unter uns geschieht, dass wir billigen, von dem wir profitieren.

Das werden wir und müssen wir immer wieder tun – auch auf die Gefahr hin, dass es anderen nicht gefällt, dass es Ärger verursacht, dass wir manchmal in unserer Meinung irren.

Auf jede Weise treten wir für unsere Vision ein: dass auf dieser Erde Friede ist, dass Waffen schweigen, dass der Hunger überwunden wird, dass Ungerechtigkeit überwunden wird und dass wir unsere schöne Erde behüten