14.09.25: Fest Kreuzerhöhung

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Einführung:

am 13. September 335 (!) wurde in Jerusalem die Basilika über dem überlieferten Ort der Kreuzigung und der Grablegung Christi geweiht. Am Tag danach wurde am überlieferten Ort der Hinrichtung Jesu das Kreuz aufgerichtet.

Jesus ist unser Erlöser – nicht ohne das Kreuz – weil Schmerz und Leid zum menschlichen Leben gehören.

Am Kreuz hat Jesus nicht steigerbar Zeugnis für seine Liebe und die Liebe seines Vaters abgelegt.

Deshalb ist das Kreuz zurecht das christliche Symbol. Durch das Leiden und den Tod hindurch führt das Leben in die Herrlichkeit Gottes.

Jesus, du bist der Stab, der uns Halt gibt; die Brücke zum Paradies; die Leiter zur Herrlichkeit des Himmels.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder, Wie letzten Sonntag versprochen, haben wir heute die beiden Gleichnisse von der verlorenen Münze und vom verlorenen Schaf gehört.
Ich bin mehr als dankbar, ich bin glücklich über diese beiden Geschichten.

Sie geben mir die Zuversicht: Was auch schief laufen mag bei einem Menschen oder bei mir – Gott wir nicht nur verzeihen – Gott sucht nach dem Menschen! Er sucht nach Wegen, damit ein Mensch sich wieder auf den Weg macht, ein guter Mensch zu sein.

Gott hat nicht im Sinn, einen Menschen für das Böse zu strafen.
Er freut sich, wenn ein Mensch wieder auf ihn hört und das Gute tut.

Dies ist so unfasslich befreiend. Wir brauchen keine Angst vor der Strafe haben, weil wir zu wenig großzügig teilen, weil wir mehr und andächtiger beten könnten, weil wir immer wieder über andere urteilen, weil wir zu wenig Verständnis haben oder zu egoistisch sind.
Gott schaut vielmehr darauf, dass wir teilen und Nachsicht üben und Geduld mit dem anderen haben.

Wir brauchen nicht ängstlich zu denken: das bisschen ist sicher zu wenig -sondern: es „lohnt sich“ immer wieder gütig und barmherzig und selbstlos zu sein.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus hat das nicht nur gepredigt und mit schönen Gleichnisgeschichten erklärt: Er hat das vorgelebt.

Gerade die Menschen, die als unmoralisch und verkommen galten, genau diesem Menschen hat Jesus Mut gemacht und zu ihnen gesagt: „Für Gott seid ihr nicht verloren!“

Die führenden im Volk Israel, die Schriftgelehrte und die Hohepriester
im Tempel konnten dies nicht ertragen: Sie verurteilten ihn als Gottes­lästerer, so dass er ans Kreuz geschlagen wurde.

Der Apostel Paulus war eigentlich ein Verlorener, einer von denen, die Jesu und seine Lehre ablehnten. Als er zum Glauben an Jesus gekommen war, wie ein wiedergefundenes Schaf, da konnte er diesen Lobpreis singen:

Jesus war der Liebe gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Er ist von Gott erhöht worden und wir preisen ihn: Jesus ist der Herr. So ehren wir Gott, den Vater. Amen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Voll vertrauen beten wir zum Vater im Himmel, zu Jesu Vater und unserem Vater:
Herr über Himmel und Erde  L/A: Schenke uns dein Erbarmen

  • Wir beten für die Menschen, die gering geschätzt werden, weil sie nicht den Erwartungen entsprechen – dass sie Achtung und Wertschätzung erfahren.
  • Wir beten für die Menschen, die in ihrem Leben auf irgendeine Weise scheitern und sich dafür verurteilen – dass sie mit sich selbst ins Reine kommen und neuen Mut fassen.
  • Wir beten für die Drogensüchtigen – dass sie von ihrer Sucht frei werden.
  • Wir beten für alle, die ein bürgerliches Leben führen – dass sie nicht überheblich werden, sondern dafür dankbar bleiben.
  • Wir beten für alle christlichen Kirchen; dass die Menschen bei ihnen Vertrauen und Wertschätzung und Heilung erfahren.
  • Wir beten besonders für Leo den Bischof von Rom, dass er den Zusammenhalt unserer Kirche stärkt und ihre Erneuerung fördert.

Lektor/in: Vater, wir danken dir von Herzen für Jesus, durch den wir an dein Erbarmen und deine Liebe glauben können, weil er dir treu blieb – bis in den Tod. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit. Amen

22.06.25: 12. Sontag im Jahreskreis

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Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
„Herr, du bist in unserer Mitte.“ klingt für uns Christen selbstverständlich. Das ist Kernbestand unseres Glaubens.

In der täglichen Mühe und Gewöhnlichkeit oder in schweren Zeiten kann dieses Vertrauen jedoch schwinden oder ins Wanken geraten.
In unserer sonntäglichen Messfeier wird dieses Vertrauen wieder gestärkt.

Herr Jesus Christus,
du stärkst uns durch dein Wort.
du stärkst uns mit dem Brot des Lebens.
du stärkst in uns die Liebe zum Mitmenschen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
würden sie von sich selbst sagen: „Ich bin ein Sünder?“

Das Wort „Sünde“ wird entweder gar nicht mehr oder nicht so verstanden, wie es in der Bibel verwendet wird.

„Ich bin kein Sünder – ich bin doch kein schlechter Mensch.“, sagen viele Leute. Aber was ist denn eine Sünde? Wer ist denn ein Sünder?

Körperverletzung, Diebstahl und Mord und Vergewaltigung sind ohne Zweifel sehr schwerwiegende Sünden – aber es sind nicht die einzigen.

„Sünde“ ist nicht das gleiche wie „Verbrechen“ oder „Straftat“.

Sie wundern sich wahrscheinlich, warum ich heute darüber spreche:

In der 1. Lesung aus dem Buch Sacharja, hieß es:
„Sie werden um den weinen, den sie durchbohrt haben. Es wird in Jerusalem eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit“.
Jesus Christus ist diese Quelle.

Immer und immer wieder hören wir auf die Botschaft Jesu in den Evangelien. Immer und immer wieder danken wir in der Eucharistie für die Liebestat Jesu, als er sein Leben hingab.
Dadurch wird in uns selbst die Liebe immer neu gestärkt –

Die Liebe zu Gott. Auf ihn zu hören bringt Segen zu den Menschen.
Und die Liebe zu den Menschen. Sie wächst aus der Liebe zu Gott hervor.

Unsere Liebe braucht immer neue Stärkung – denn in uns sind auch die anderen Kräfte am Werk.

Das merken wir, wenn wir die Geduld mit dem anderen verlieren.

Das merken wir nicht einmal, wenn wir taub und blind sind für die Mit­menschen und dafür, wie wir manchmal anderen auf die Nerven gehen.

Das merken wir, wenn wir einfach keine Lust haben, mit dem anderen zu reden und sagen: ich muss jetzt erst auf mich selber schaun.

Wie gut wäre es, wenn wir jeden Tag eine Gewissenserforschung hielten:
Was habe ich heute aus selbstloser Liebe getan?

Wenn wir ohne Liebe reden und handeln – dann sündigen wir.
Weil Gott die Liebe ist und uns zur Liebe ruft.

Kann jemand von sich sagen, dass er alles aus Liebe tut?

Ich glaube, wir haben alle Gründe genug zu sagen:
„Ich bin ein sündiger Mensch.“

Ich möchte ihren Blick auch noch auf den Brief des Paulus an die Christen in Galatien richten. Er gibt ihnen einen unglaublich aufbauenden Zuspruch und sagt: „Ihr, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus „angezogen“.

Wer also euch sieht, sieht Jesus Christus handeln.
Wer euch hört, hört Jesus Christus sprechen.

Dass ihr immer wieder auf ihn hört, das prägt euch und verbindet euch mehr, als Herkunft und Sprache und Bildung und Alter und sozialer Stand euch unterscheiden. – Auch wenn die Liebe immer neu gestärkt werden muss, damit sie stark und mächtig bleibt.

Und zuletzt hören wir auf die Stimme Jesu im Lk. Evangelium::
Er spricht von „sich selbst verleugnen“ und „Kreuz tragen“.

Das hat nicht zu tun mit: geduldig alles ertragen und sich nicht gegen das Unrecht stemmen.

Damit ist gemeint:
Was immer es auch bedeutet, Liebe zu zeigen und sich gegen das Unrecht zu stemmen – es ist wichtiger und besser als etwas anderes.

Wer mit Jesus geht, lebt nicht für sich selbst – sondern für die Liebe und ist bereit dafür Opfer zu bringen.

Liebe Schwestern und Brüder,
unsere Liebe stärken wir immer und immer wieder, wenn wir auf Jesus hören und seine Liebeshingabe feiern, damit die Lieblosigkeit, die Sünde in uns nicht mächtig wird.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gütiger Gott, du hast uns berufen, Jesus nachzufolgen. Du gibst uns die Kraft für diesen Weg. Wir beten zu dir:

Gott, der du die Liebe bist      L/A: Wir beten zu Dir

  • Wir beten für alle Getauften: dass sie durch das Hören auf die Heilige Schrift ihre selbstlose Liebe immer wieder gestärkt wird.
  • Wir beten für die Menschen in Israel, in Palästina, im Iran und im ganzen Nahen Osten: dass sie auf Dich hören, der zum Frieden rufst.
  • Wir beten für die Regierungen, die mit Gewalt und Krieg ihre Machtinteressen durchsetzen wollen: dass sie umkehren und das Unrecht beenden.
  • Wir beten für unser Land: dass Hilfsbereitschaft und Rücksicht, Solidarität und Verantwortungsgefühl das Handeln der Menschen prägen.
  • Wir beten für unsere Gesellschaft, in der einige wenige immer größeren Reichtum anhäufen: dass es uns gelingt, die Gräben zwischen arm und reich ohne Gewalt und Blutvergießen zu verkleinern.

Lektor/in: Guter Gott, du teilst alles mit uns: dein Leben, deine Liebe, deinen Geist und deine Herrlichkeit. Wir loben und preisen Dich in Ewigkeit. Amen.

06.04.2025: 5. Fastensonntag

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Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Osterkerze nicht mehr im Altarraum – wir beginnen die „PASSIONSZEIT“

Die letzten zwei Wochen vor Ostern denken wir besonders intensiv an Jesus, der sich so viel Leid zufügen ließ.
Wir leiden mit ihm – und damit wird uns bewusst,
dass niemand auf der Welt so viel Leid zugefügt werden sollte.

Es ist die Aufgabe der Menschheit, das Leid zu verringern.
Deshalb spenden wir heute für das katholische Hilfswerk MISEREOR.
MISEREOR arbeitet täglich daran die Armut und das Leid der Menschen zu verringern.
Die Not geht nie aus. Aber viele hunderttausend Menschen konnten sich durch die Hilfe zur Selbsthilfe bereits aus der schlimmsten Armut befreien:
MISEREOR hilft durch unsere Spenden ungezählten Menschen, dass sie ihre Würde entdecken und dass Ihre Würde geachtet wird.

Wir sind heute dringend aufgerufen, uns wieder durch unsere Spenden daran zu beteiligen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Vergangenen Samstag wurde ich gefragt: „Gibt es keinen Bußgottes­dienst? Sollen wir wieder zum Beichten gehen?“

Es gab im letzten Advent und in dieser österlichen Bußzeit keinen Bußgot­tesdienst, weil im Jahr zuvor nur sehr wenige daran teilgenommen haben.
Ca. 12 bis 15 Personen! In meiner vorherigen Pfarrei Herz Jesu war es genauso. –

Nur sehr wenige finden es notwendig, über eigene Sünden nachzudenken und gemeinsam Gott um Vergebung zu bitten.

Halt! Aufpassen! Ich habe nicht gesagt, dass ich das schlimm finde.
Ich habe nicht gesagt, das müsse anders sein! Ich will sie zu gar nichts überreden! Ganz gewiss will ich Ihnen kein schlechtes Gewissen machen!

Unversehens bin ich mitten in der Geschichte, die das Johannes­evangelium erzählt:

Ich höre die Frage Jesu an mich – an sie:
„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“
Die Frau verabschiedet er mit der Mahnung: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

Niemand stellt in Frage, dass es Sünden gibt und dass er ein Sünder ist!
Die Schriftgelehrten und Pharisäer wissen um ihre Sünde. Die Frau sowieso. Nur wir tun uns offensichtlich fürchterlich schwer damit, zu denken, dass wir Sünder sind.

„Was stell ich schon an? Ich tu niemandem etwas. Ich helfe doch sowieso, wo ich kann.“

Wir wollen nicht als Sünder dastehen und uns nicht als Sünder fühlen müssen. – Das kann ich sehr gut verstehen!

Verzeihen Sie, wenn ich jetzt zur Offensive übergehe und frage: Jesus hätte wegen uns gar nicht auf die Welt kommen müssen, um uns zu erlösen? – Nur wegen der anderen?

Sind wir wirklich ohne Sünde – oder machen wir uns selbst etwas vor?
Dürften wir den Stein auf die Ehebrecherin werfen – auch wenn wir es natürlich gar nicht tun wollen und werden?

Zur Entspannung möchte ich noch sagen:
Ein Sünder ist deswegen noch lange kein schlechter Mensch und schon gar kein schlechter Christ.
Der Heilige Franz von Assisi nannte sich selbst einen Sünder – so wie das die meisten getan haben, die von den Päpsten heiliggesprochen wurden.
Und das waren nun wirklich keine schlechten Menschen!

Was ist denn nun eigentlich eine Sünde? Wirklich nur Diebstahl, Mord und Ehebruch?

Noch einmal zu unserer Verteidigung: Bis vor ein paar Jahrzehnten wurden ziemlich detaillierte Sündenkataloge aufgestellt – und meistens drehte es sich entweder um das 6. Gebot oder um die Erfüllung sogenann­ter religiöser Pflichten. – Davon wollen wir zurecht nichts mehr wissen.

Aber nun: was ist eine Sünde?

Für die Antwort auf diese Frage erinnere ich an das WICHTIGSTE GEBOT: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit deiner ganzen Kraft. Und: Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst!

Sünde ist, wenn ich gegen dieses Gebot verstoße:  Also, wenn ich mich lieblos verhalte gegenüber Gott oder gegenüber dem Mitmenschen.

Und nun frage ich uns und gebe uns diese Frage mit in die 2 Wochen bis Ostern:

Bin ich ein Sünder? Oder bin ich ohne Sünden?

Jesus jedenfalls sagt: Ich verurteile dich nicht!
Muss ich dann gar nicht mehr nachdenken, ob ich lieblos war?

Allgemeines Gebet

Lektorin: Jesus Christus, du bist die Auferstehung und das Leben. Voll Vertrauen wenden wir uns an dich:

Gott, voll Erbarmen    L/A: Wir beten zu dir.

  • Für alle Menschen, deren Würde nicht geachtet wird
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die kranke und sterbende Menschen pflegen:
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die Kinder und Jugendliche erziehen.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die sich selbst für schlechte Menschen halten.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die andere um Vergebung bitten.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die sich schwer damit tun, eigene Sünden zu erkennen und vor sich zuzugeben.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.

Gott, Du schenkst uns Vergebung und Versöhnung durch Jesus, deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.

09.02.25: 5. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Gott braucht Menschen, die seine Botschaft weitertragen.

Gesucht werden Menschen wie du und ich.

Gesucht werden Menschen – nicht mit vollem Geldbeutel, sondern mit offenem Herzen.

Gesucht werden Menschen, die sich auf die Freundschaft mit Gott einlassen.

Gesucht werden Menschen, die sich auf Jesu ermutigendes Wort verlassen: Fürchte dich nicht!

H. J. Chr.
Du rufst ganz normale Menschen.
Du vertraust uns deine Botschaft an.
Du machst uns Mut und gibst uns Hoffnung.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Haben Sie die Brutalität gespürt, die in der Lesung beschrieben wurde: Mit einer glühenden Kohle wird der Mund des Erzählers berührt!  !!!

Zum Glück geschieht das nicht real, sondern in einer Vision des Jesaja – der ausgesandt wird, als Sprachrohr Gottes zum Volk und zum König zu sprechen.

Voraus ging das Bekenntnis: „Weh mir, ich bin ein Mann mit unreinen Lippen!“ Ein Mann, der aus Wut redet, oder Vorurteile verbreitet, oder anderen Angst macht, …

Aus reinen Lippen kommt kein solches Wort. Ein reines Wort sagt, was dem anderen hilft und was der Wahrheit dient.

Unreine Lippen habe ich: nicht, dass ich immer gottlos rede – aber eben auch. Es ist wie bei einem Glas Wasser: Schon ein Tropfen reicht, um es unrein zu machen.

Spüren sie das? Können Sie das mit-denken?
Gegenüber Gott sind wir Menschen „unrein“: In das Gute mischt sich Ungutes und Böses. Trotz aller Liebe gibt es auch Missgunst, …

Die heiße Kohle ist das Symbol der Reinigung.

Das Lukasevangelium erzählt etwas Ähnliches:
Petrus und die anderen zwei Jünger erleben Jesus.
Er verkündet ihnen das Wort Gottes (schade, dass von dieser Predigt nichts erzählt wird!). Schon da packt es sie innerlich.

Was Jesus verkündet ist ergreifend. Und dieser reiche Fischfang!
Halten wir uns nicht mit der Frage auf, was geschehen ist. Offensichtlich ist: Dieser Fischfang ist ein Zeichen für den neuen Sinn im Leben des Simon, des Jakobus und des Johannes.

Sie sollen künftig nicht mehr Fische fangen und für Geld verkaufen.
Sie sollen Menschen für das Reich Gottes gewinnen. Sie sollen Menschen gewinnen, die an die Liebe Gottes und an ihre immer größere Kraft glauben.

Die Reaktion des Petrus ist ähnlich wie die in der Vision von der glühenden Kohle:

Gegenüber Gott, gegenüber Jesus wird offenbar: Ich bin ein Sünder!

Liebe Schwestern und Brüder,
so sehr wir auch Sünder sind und sein mögen:
Wir sind von Gott gefundene Sünder.
Wir sind mit Gott versöhnte Sünder.
Wir sind von Gott geheilte Sünder!

Je mehr wir versuchen, Jesus zu verstehen und das Göttliche in seiner Botschaft zu erfassen, desto mehr können wir ihm ähnlich werden.
Er reinigt uns durch sein Wort, das mit seinem Leben übereinstimmt und dem er im Sterben treu bleibt.

Immer mehr werden wir davon durchdrungen, für andere zu leben.
Immer mehr werden wir reden, was dem anderen hilft und was der Wahrheit dient.

Liebe Schwestern und Brüder, schreiben wir uns hinter die Ohren, wie Jesus auf Simon und sein Bekenntnis als Sünder reagiert:

Er geht nicht von ihm weg – ganz im Gegenteil:

Er spricht ihm Mut zu und gibt ihm seine Sendung:

In Zukunft wirst Du Menschen gewinnen, die so wie du an Gottes immer größere Liebe glauben.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, wir wollen dem Wort deines Sohnes folgen und bitten dich um deine Kraft für unseren Weg:

  • Für alle, die enttäuscht sind, weil ihre Arbeit und Mühe erfolglos scheint. Dass sie nicht mutlos werden, sondern weiterhin das tun, was in deinen Augen richtig ist. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle, die Jesu Botschaft verkünden – als Eltern, in einem pastoralen Beruf oder als Lehrer: dass sie auf offene Herzen treffen und in ihrer Arbeit getragen werden von den Christen in ihren Gemeinden.
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für die Seelsorger und Seelsorgerinnen in unserer Stadt: Dass sie ihren Dienst mit Freude tun. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle, die von Kindheit an Jesu Botschaft hören: dass sie immer wieder neu spüren, wie kostbar und voller Hoffnung Jesu Botschaft ist. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für die Kinder und Jugendlichen, die sich auf die Sakramente vorbereiten: dass die frohe Botschaft Jesu sie hält und trägt wie ein Netz und dass sie in unserer Gemeinde Geborgenheit erfahren. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.

Lektor/in: Erhöre uns, Gott, und sende uns neu zu unseren Mitmenschen. Denn du bist es, der lebt und Leben schenkt in Ewigkeit.

27.03.2022: 4. Fastensonntag

Ansprache: Ich selbst mag das Gleichnis vom barmherzigen Vater und seinen beiden verlorenen Söhnen sehr gern und halte es für eines der wichtigsten Lehrstücke Jesu. Ich weiß aber, dass es auch kritische Fragen gibt:

Ist der barmherzig genannte Vater wirklich so ideal?

Das ist die Frage des älteren Sohnes in der Geschichte: Er fühlt sich ungerecht behandelt und macht dem Vater den Vorwurf: „Mir hast niemals auch nur einen Ziegenbock geschenkt – obwohl ich mich immer an alles gehalten habe, was du wolltest“.

Ohne Zweifel liegt in dem Verhalten des Vaters eine Provokation.
Diese überschwängliche Reaktion, als der jüngere Sohn zurückkehrt, der auf schäbige Weise sein Erbe verschleudert hat, ist ein Ärgernis.

Wahrscheinlich fällt es vielen nicht schwer, Beispiele im eigenen Erfahrungsbereich zu suchen, wo man sich ebenso empören würde.

Die überschwängliche Freude ist ja nicht das einzige:
kein mahnendes Wort, nicht einmal ein Wort der Verzeihung – im Gegenteil: Er wird sofort wieder mit allen Zeichen in die Sohnschaft eingesetzt.

Aber ich möchte alle, besonders die unter uns, die sich mit dem älteren Sohn identifizieren, bitten, den folgenden Gedankenweg mitzugehen:

Denken wir zuerst an den Ausgangspunkt, warum Jesus diese Gleichnisgeschichte erzählt:

Zöllner und Sünder kommen zu Jesus. Sie wollen ihn hören.
Und Jesus scheint sogar mit ihnen zu essen: das heißt: er macht sich mit ihnen gemein. Er hält keine Distanz. Dabei wird man im jüdischen Denken selbst unrein, wenn man mit Sündern zusammen isst.

„Sage mir, ….“

Untergräbt Jesus damit nicht die Bemühungen der Pharisäer: sie befolgen erstens selbst alle Gebote gewissenhaft und vor allem: sie lehren auch das Volk. Sie setzen Kraft und Mühe und Überzeugungskunst ein, damit das Volk die Gebote achtet und hält.

Arbeitet er dem Bemühen der Schriftgelehrten entgegen?

Jesus will den Pharisäern sein Verhalten erklären – so wie in der Geschichte der Vater zu dem älteren Sohn hinausgeht und versucht, ihn zurückzugewinnen.

Was er erklären möchte ist seine Lehre: „Im Himmel herrscht mehr Freude über einen Sünder, der umkehrt als über 99 Gerechte, die die Umkehr nicht nötig haben.“ Diesen Satz hat die Leseordnung leider weggeschnitten.

In erster Linie geht es also nicht um eine Anweisung zum Verhalten von Vätern mit ungehorsamen Söhnen. In erster Linie geht es um Himmlisches, um Göttliches.

Man muss also nicht überlegen, ob der Vater das Erbe des älteren Sohnes nochmal schmälert. Das Heil, das Glück des Himmels ist unendlich – es ist unerschöpflich. Wer im Himmel ist, ist ganz im Himmel und das gilt für jeden und alle.

Und deshalb ist es im Himmel ein Fest, wenn einer, der Gott den Rücken gekehrt hatte, sich Gott zuwendet. Wenn einer der der Selbstsucht, dem Stolz, der Habsucht, der Machtgier nachlief, wenn so ein Mensch tatsächlich merkt: Ich bin auf dem falschen Weg. Dieser Weg führt mich in den Abgrund, da bleibt nichts übrig. Dann ist einer gewonnen für das Leben, für das Glück des Himmels. Er ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Das ist doch wirklich ein Fest für Gott, der doch allen Geschöpfen sein Heil schenken will.

Weil das so ist, gibt sich der Vater auch mit dem älteren Sohn so viel Mühe. Er geht ihm genauso entgegen und wird sich genauso sehr freuen, wenn der das Fest mitfeiert und die Freude des Vaters teilen kann. Wenn er sich freut, dass er seinen Bruder wiedergewonnen hat.

Ich bin froh, dass mich der Vater immer wieder aufnimmt. Ich bin froh, dass er mich nicht ins Katzenhaus schickt, sondern mir seine ganze Fülle und sein ganzes Glück schenkt. Denn verdienen täte ich es nie.

11. September 2016: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Buch Exodus in der Heiligen Schrift der Juden hat eine ganz besondere Bedeutung. Es enthält das Bundesbuch. Gesetze für das Miteinander, Regelungen für Streitfälle, für Verbrechen, moralische Regeln über die sexuellen Beziehungen, Vorschriften für den Kult. Und vieles mehr.

Das Bundesbuch ist der ganze Stolz der Juden: Sie sind das Volk, mit dem Jahwe einen Bund geschlossen hat. Nicht irgendein Despot, ein autokratischer König oder Diktator – Gott hat ihnen Gesetze gegeben und sie damit in Freiheit gesetzt und zu seinem Volk gemacht.

Dieses Bundesbuch enthält auch die Dramatik in der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk Israel: Gott führt sein Volk in die Freiheit, er führt sie durch die Wüste doch immer wieder zweifelt das Volk an Gottes Treue, lehnt sich gegen Gott auf und wendet sich sogar Götzen zu.

So auch, als Mose 40 Tage und Nächte auf dem Berg Israel ist und von Gott die Gesetze erhält. Die Israeliten zweifeln, ob er zurückkommt und machen sich aus dem Gold ihres Schmuckes selbst einen Gott: ein goldenes Kalb und verehren darin Baal, den Gott der Kanaaniter. – Gott, der Herr scheint schon entschlossen, dieses Volk zu vernichten.

Die Theologen, die das Buch Exodus verfasst haben, entwerfen nun einen Dialog, in dem sich Mose Gott gegenüber zum Anwalt für sein Volk macht.
Er erinnert Gott an seine Versprechen und an alles, was er schon
für sein Volk getan hat, so dass Gott sich besänftigen lässt.

Liebe Schwestern und Brüder, die Fragen dieser Geschichte sind auch unsere Fragen: Kann mir Untreue vergeben werden?
Kann es dennoch eine gemeinsame Zukunft geben?
Muss der Mensch Gottes Urteil fürchten, wenn er gegen sein Gewissen handelt und anderen Böses tut?

Israels Glauben ist: Wenn auch wir untreu sind – Gott bleibt sich treu:
Er gewährt immer wieder neu Segen.
Das sich entwickelnde Leben bricht nicht ab. Es gibt immer eine Zukunft.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus von Nazareth geht in seiner Verkündigung noch weiter: Er erklärt, warum er sich mit Leuten umgibt, die sonst als Asoziale abgestempelt sind – als Leute, mit denen man nichts zu tun haben will. Er findet und weckt in ihnen den Willen, gut zu sein.

Es ist nicht wie im Buch Exodus, wo Mose Gott besänftigt. Vielmehr geht Jesus im Auftrag des himmlischen Vaters auf die Sünder zu und gibt ihnen Ansehen und Zuwendung. Er zeigt ihnen, dass sie nicht aus Gottes Liebe herausgefallen sind.

Jesus hat keine Scheu, diese Menschen als Sünder zu bezeichnen –
aber er erkennt, dass sie nach dem Leben suchen,
dass sie sich Anerkennung und Zuwendung wünschen.

Liebe Schwestern und Brüder,
denken wir an unsere eigene Lebensgeschichte:
denken wir an die Episoden, wo wir auf der Kippe standen:
Kann ich mich in der Situation des verlorenen Schafes wiederfinden?

Wie oft bin ich schon wiedergefunden worden: es gab jemand, der da war, der mir wieder Mut gemacht hat, der bei mir aushielt, der mich mitzog.

Vielleicht aber gehören sie auch zu denen, die immer dabei geblieben sind. Darüber dürfen sie sich freuen.

Uns aber lehrt Jesus, dass wir niemanden abschreiben,
Hoffentlich gibt es jemand, der in den Menschen wieder den Glauben an das Gute und den Willen zum Leben findet und stärken kann.

Auch uns selbst gilt die Botschaft:
Der gute Hirt, Gott selbst,  wird dafür sorgen, dass die Schöpfung lebt, dass der Mensch den Weg zum Leben findet.
Wir dürfen hoffen und vertrauen, dass das Leben – weil es von Gott kommt – Zukunft hat.

Und wir dürfen uns über jeden Menschen freuen, der mit uns den Weg zum Leben suchen will. Besonders dürfen wir uns freuen, wenn wir wie ein wiedergefundenes Schaf wieder den Weg des Lebens gehen.

6. März 2016: 4. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
eine wunderbare Geschichte – wenn es sie nicht geben würde!
Sie gehört zu unserem christlichen Glauben wie das Kreuz über dem Altar.

Diese Personen gestalten das Geschehen:
Vater – jüngerer Sohn – älterer Sohn – vergessen wir nicht die Knechte.
Da die Geschichte ein offenes Ende hat – wir wissen ja nicht, ob der ältere Sohn sich von seinem Vater umstimmen lässt – können wir zu jeder der Personen etwas sagen:

Was sagen wir zu dem jüngeren, dem Verschwender:
Das hast du davon? Jetzt musst Du sehen, wie du wieder Boden unter den Füßen bekommst – siehst du jetzt den Unrecht ein, deine Verantwortungslosigkeit?

Was sagen wir zu dem Älteren?
Sei bloß vorsichtig, dass sich der nicht auch noch dein Erbteil holt?
Lass ihn hier leben – aber zu sagen hat er nichts mehr. Er soll arbeiten wie die anderen und bekommt das gleiche wie die anderen?
Siehst du, es hat sich gelohnt, beim Vater zu bleiben:
Du bist etwas und wirst einmal alles übernehmen und dafür sorgen, dass du es deinen Sohn übergeben kannst: und noch besser, als es jetzt ist.

Was sagen wir den anderen Knechten:
Seht, so geht es einem, der immer rechtschaffen lebt. Gefeiert wird der Tunichtgut? Nehmt euch trotzdem den älteren Sohn zum Vorbild?

Was sagen wir dem Vater:
Sieh die beiden an. Du siehst, was aus dem jüngeren geworden ist.
Du solltest deinen älteren Sohn einmal richtig Anerkennung geben für seine Treue und seinen Fleiß.
Wenn du deinen jüngeren wieder aufnimmst – achte darauf, dass er in Zukunft weiß, dass er hier keine besondere Rolle mehr spielt.

So hätten wir die Absicht Jesus ins Gegenteil verkehrt.

Erinnern wir uns aber an den Anlass für diese Geschichte!
Jesus und die Zöllner und die Sünder auf der einen Seite –
die Pharisäer und die Schriftgelehrten auf der anderen Seite.
Es herrscht Empörung, weil Jesus sich mit solchen Leuten umgibt.

Jesus wendet sich den Pharisäern und Schriftgelehrten zu.
Mit der Geschichte will er sie für sein Verhalten gewinnen.
Jesus gestaltet die Rollen gegen unser Empfinden von Gerechtigkeit und Nachsicht.

Er beschreibt die Freude des Vaters – diese Freude ist das Entscheidende und hat größeres Gewicht.

Diese Freude schließt niemanden aus und nimmt niemandem etwas weg:
Du bist immer bei mir. Was mein ist, ist auch dein.
Die ganze Liebe des Vaters zu seinem älteren Sohn ist in diesen Worten.

Vielleicht sagt uns diese Geschichte am allerbesten und deutlichsten, wie Gott ist: Voll Freude über jeden, der zu ihm findet und voll unerschöpflicher Großzügigkeit.

Dieses Gleichnis ist eine Botschaft an uns:
Schadenfreude ist keine christliche Tugend.
Rachsucht und das Bedürfnis nach Strafe ebenfalls nicht.
Diese Art der Gerechtigkeit ist nicht die Gerechtigkeit Gottes.
Gleichgültigkeit, die keinen Anteil nimmt, ist mit dem Glauben an Gott, den barmherzigen Vater nicht vereinbar.

MISEREOR die Fastenaktion der deutschen Katholiken hat sich deshalb immer mehr ein anspruchsvolles Programm gegeben:
MISEREOR will nicht nur Mehl und Wasser verteilen. MISEREOR wagt – als kirchliche Institution – den Schritt in eine politische Sicht der Dinge und das aus der Perspektive des Evangeliums:
Das Beispiel in diesem Jahr: Das Pimental in Brasilien. Gehört zum Amazonas Gebiet. Urwald. Artenvielfalt. Menschen, die bescheiden aber auskömmlich leben: Dieses Tal soll ein Staussee werden für die wachsende Industrie im Süden Brasiliens. Gefahr für die Menschen, die einfach enteignet werden. Gefahr für viele Tierarten und für das ökologische Gleichgewicht in diesem Urwald mit fast noch ungestörter Natur.

MISEREOR stellt sich an die Seite der Menschen, denen ihr Lebensraum – ohne Entschädigung genommen werden soll. Sie sollen einfach verschwinden. MISEREOR problematisiert auch die ökologischen Folgen.

Mit unserem Fastenopfer, unserer Geldspende für MISEREOR unterstützen wir eine prophetische Arbeit: Wie Jesus stellen wir uns auf die Seite derer, die an den Rand gedrängt werden, denen kein Platz zum Leben gelassen wird und die unter den ökologischen Folgen am meisten zu leiden haben werden.