08.01.2023: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Liebe Schwestern und Brüder,
immer wieder fragen Eltern im Taufgespräch nach einem Taufspruch oder schlagen mir einen vor: Zum Beispiel: „Gottes Engel mögen dich behüten!“ Nach einem Satz von Psalm 91. Es ist ganz gut, dass dieser Brauch aus der evangelischen Kirche langsam auch von katholischen Eltern übernommen wird.

Manche evangelische Christen leben wirklich mit ihrem Taufspruch und machen ihn zu ihrem Lebensmotto. Es ist erstaunlich, wie ein solcher Satz auf verschiedene Lebenssituationen bezogen und fruchtbar werden kann.

Im Evangelium gerade haben wir von einer entscheidende Episode im Leben Jesu gehört. Wie wichtig dieses Erlebnis für Jesus war, zeigt sich darin, dass alle vier Evangelien davon berichten. Nur 2 Evangelien hingegen erzählen etwas von der Geburt und Kindheit Jesu.

Aber das erste was von dem Mann Jesus aus Nazareth, Sohn der Maria und des Josef aus Nazaret in Galiläa erzählt wird, ist, dass er zu Johannes an den Jordan kam, um sich von ihm taufen zu lassen.

Diese Taufe ist nicht dasselbe wir unsere christliche Taufe, die in der orthodoxen, der röm.kath., der altkatholischen und in all den Kirchen der Reformation gespendet wird. Die Taufe des Johannes war eine symbolische Waschung im Jordanfluss. Die Menschen kamen zu ihm, bekannten ihre Sünden und erhielten den Zuspruch der Vergebung. Sie wollten sozusagen von ihren Sünden reingewaschen werden – aber nicht durch das Blut eines Opfertieres, sondern indem sie im fließenden Wasser des Jordan untertauchten.

So kam also auch Jesus zu Johannes – wie die vielen anderen Leute. Das Evangelium weist schon darauf hin, dass Jesus keine Reinwaschung von Sünden nötig hatte.

Entscheidend ist aber, was Jesus bei dieser Taufe erlebte, was jedenfalls alle vier Evangelien damit verbinden:

Jesus sah den Geist auf sich herabkommen und hörte Gottes Stimme:
„Dieser ist mein geliebter Sohn, der mir gefällt!“

Das, Schwestern und Brüder, ist der Taufspruch Jesu, das ist sein Lebensmotto. Das ist die Grundmelodie seines Lebens.

„Du bist mein geliebter Sohn“:

Aus dieser Grunderfahrung und Grundhaltung heraus hat Jesus gelebt.

Als er Menschen begegnete, die unter ihrer Schuld litten: Da ich Gottes geliebter Sohn bin, will ich dir zeigen, dass auch du von Gott geliebt bist – trotz und mit deiner Schuld.

Als er Menschen begegnete, die unter ihrer Krankheit litten: Da ich Gottes geliebter Sohn bin, will ich dich aufrichten, denn Gott liebt dich – in deiner Krankheit und er schenkt dir sein Heil.

Als er Menschen begegnet, die auf der Suche sind nach einem sinnvollen Leben: da ich Gottes geliebter Sohn bin, will ich diese Erfahrung mit euch teilen. Auch ihr könnt und dürft immer wissen und anderen zeigen, dass ihr Gottes geliebte Kinder seid.

Und auch am Lebensende ist das die Quelle dessen, was Jesus tut: Da ich Gottes geliebter Sohn bin, werde ich daran nicht zweifeln und auch nicht daran, dass jeder Mensch Gottes geliebtes Kind ist – auch ihr, auch wenn ihr mich deshalb als Gotteslästerer verurteilt und mit dem Tod bestraft.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir wurden getauft. In der christlichen Taufe wird uns zugesagt, dass für uns gilt, was für Jesus gilt und für jeden Menschen:

Du bist Gottes geliebtes Kind.

Das ist das grundlegendste, was man von einem jeden Menschen sagen kann. Stellen sie sich vor, wir würden wirklich in jeder Begegnung mit einem anderen Menschen aus dem Bewusstsein handeln:

Weil ich Gottes geliebtes Kind bin und weil auch du Gottes geliebtes Kind bist, …..

Die Freude Jesu, das Glück Jesu, wäre in uns.

Aber in jeder sonntäglichen Danksagung dürfen wir uns neu vergewissern: Ich und du, wir sind Gottes geliebte Kinder und deshalb

Fürbitten:

Pr.: In der Taufe hat sich der dreieinige Gott mit uns verbündet. Am Fest der Taufe Jesu bitten wir:

Du, Gott des Lebens A: Wir bitten dich, erhöre uns.

  • Für unsere Kirche: um den Heiligen Geist, dass sie von dir Zeugnis geben kann und von dem Heil, das von dir kommt.
  • Für alle christlichen Kirchen und Gemeinschaften: dass die Sehnsucht nach der Einheit in der Eucharistie wach bleibt.
  • Für alle Menschen, die an sich zweifeln und manchmal verzweifeln: dass sie Mut und Kraft daraus schöpfen können, dass sie von dir geliebt sind und dass du an sie glaubst.
  • Für alle Menschen in materieller Not: dass sie Ansehen erhalten und Solidarität erfahren.
  • Für alle, die das Evangelium verkünden: dass sie glauben, was sie verkünden und es in ihrem eigenen Leben verwirklichen.
  • Für unsere Verstorbenen: dass sie von vollkommener Freude erfüllt sind.

Pr.: Guter Gott, in der Taufe Jesu hast du den Himmel auch über uns geöffnet. Wir danken dir, dass wir zu dir gehören und dass du alle unsere Wege mitgehst in Christus Jesus, unserem Bruder und Herrn.

12.01.2020: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ein Gedankenexperiment:
Sie werden eingeladen und gebeten, zu sagen, wer Jesus von Nazaret ist und was er ihnen bedeutet: ….

Petrus war in Caesarea von einem röm. Hauptmann eingeladen und gebeten worden, über Jesus zu sprechen.
Petrus hat geantwortet:
Gott hat Frieden verkündet durch Jesus Christus; bei seiner Taufe durch Johannes salbte Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft. Danach zog er umher, tat Gutes und heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

So schlicht und so einfach: Frieden verkünden, Gutes tun und heilen.

Wenn Gott sich entscheiden würde, wieder einen Menschen zu senden, einen wie Jesus, was würde der tun?
Eine spannende Frage: mir fallen viele Möglichkeiten ein – aber sicher nicht die richtigen! Nur so viel davon:

Sicher würde er von Land zu Land gehen, Gutes tun und heilen – beson­ders die, krank sind von Angst und Hass und dem Gefühl, nichts wert zu sein.

Solche Menschen gab es und gibt es immer wieder – Gott sei Dank.
Menschen, die dem anderen zeigen, dass er wertvoll ist.
Solche Menschen sind hier zusammen – sie sitzen hier in der Kirche.
Das sind wir, die Schwestern und Brüder Jesu. An uns hat Gott Gefallen gefunden. Wir sind seine geliebten Söhne und Töchter – so wie wir hier sitzen.

Liebe Schwestern und Brüder,
was bedeutet es, dass jedes der vier Evangelien die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, die Taufe Jesu im Jordan als Ausgangspunkt seines öffentlichen Wirkens nimmt?

Achten wir auf den Dialog zwischen Johannes und Jesus:
„Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ sagt Johannes. Mit anderen Worten: „Ich habe nötig, dass ich um Vergebung bitte und dass du mir Vergebung gewährst!“

Jesu Antwort ist schwieriger: „Lass es nur zu. So können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ Wie kann ich erklären, was Jesus damit meint?

Es ist gerecht, dass Jesus sich wie ein Sünder unter die Sünder stellt,
und wie sie Gottes Gnade zugesprochen bekommt.
Gottes Gerechtigkeit wird auch dadurch geschehen, dass Jesus wie ein Gottloser ans Kreuz gehängt werden wird.

Die Auflösung des Dialogs geschieht durch die Stimme vom Himmel – die Stimme Gottes: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Schwestern und Brüder, die Taufe Jesu ist der Ausgangspunkt:
Johannes tauft zur Reinigung von den Sünden.
Die sich taufen lassen, wollen ihr Leben ändern,
sie wollen nicht mehr sündigen, sondern das Gesetz Gottes tun.

In der Taufe Jesu wirkt Gott selbst: Er durchdringt Jesus mit diesem Geist:
Du bist mein geliebter Sohn. Du, weil Du bist. Nicht wegen dem, was du tust, sondern weil du bist.

Deshalb kann Jesus der Retter sein. Das ist das, was ihn für uns zum Retter macht: er ist der geliebte Sohn Gottes – in ihm ist nur dieses geliebt sein – das ist alles, was ihn ausmacht und bewegt und Kraft gibt und antreibt.

Die Einflüsterungen des Bösen hat er überwunden:
Mach was aus dir! Zeig, was du kannst! Nimm dir, was du kriegen kannst.

Er lässt Gottes Liebe an sich genügen – und macht sich deshalb den Sündern gleich – weil auch sie in Gottes Liebe eingeschlossen sind.

13.01.2019: Taufe des Herrn

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Im Buch des Propheten Jesaja wird der Knecht Gottes angekündigt und vorhergesagt. Von ihm sagt Gott:

Das ist mein Erwählter, an dem ich Gefallen gefunden habe.

Es ist offensichtlich, dass das Lukasevangelium diese Sätze zitiert:
Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden.

Wie in der Geburtsgeschichte Jesu möchte Lukas auch in der Taufgeschichte sagen: Jesus ist der Messias, der Gesalbte Gottes,
den die Propheten verkündet haben.

Dafür wendet Lukas Zitate aus den Propheten auf Jesus an.
Durfte er das? Konstruiert er auf diese Weise eine Behauptung über Jesus nach seinen Vorstellungen? Und wenn das so ist:
Stimmt es dann überhaupt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?
Ist das eine Erfindung der Evangelisten und der ersten Christen;
um ihren Glauben zu rechtfertigen und scheinbar zu beweisen?

Jedenfalls erzählen alle vier Evangelien von der Taufe Jesu durch Johannes.  Alle vier Evangelien erzählen, dass eine Stimme vom Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn“

Die nachösterliche Jüngergemeinde war sich einig: Wer erzählen und verkünden will, wer Jesus war und was er bedeutet, muss mit der Taufe durch Johannes am Jordan beginnen.

Die Christen drückten so ihren Glauben aus, dass Jesus, der Gekreuzigte und Auferstandene, der ist, den die Propheten verheißen haben:
Der, an dem Gott Gefallen gefunden hat.

Ich kann es ihnen nicht vorwerfen, dass sie Bibelzitate verwendet haben, um ihren Glauben auszudrücken: Schließlich und endlich war Jesus ein Jude. Der Vater, zu dem Jesus betete war der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Jesus feierte als Jude das Paschafest: Die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten.

Jesus deutete und erklärte sich selbst und sein Tun als Jude mit dem jüdischen Glauben.

Es ist also logisch, dass die Evangelisten die hl. Schrift der Juden nutzten, um zu verkünden, wer Jesus ist und was er für uns bedeutet.

Jesus ist der Sohn Gottes, den Gott gesandt hat, um Frieden zu bringen,
um sein Reich, die Herrschaft Gottes aufzurichten und zu begründen.

Liebe Schwestern und Brüder,
woran denken wir, wenn wir „Sohn Gottes“ sagen?

Wir denken an den Besuch des Engels bei Maria, der sagt: Der Heilige Geist wird üb er dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Wir denken an das Wunder: an das Geschehen, das die uns bekannten Abläufe der Natur durchbricht.

Ob der Evangelist es so verstanden wissen will?

Sohn Gottes – erklärt nicht die biologische Herkunft Jesu – sondern etwas viel wichtigeres: Jesus ist der Sohn Gottes –  bedeutet:

Durch Jesus zeigt sich Gott. Er handelt, er empfindet, er redet, was Gott redet, wie Gott empfindet, wie Gott handelt.

Wer ihn hört, hört Gott. Wer seine Taten sieht, sieht Gottes Taten. Er zeigt uns, wie Gott wirklich ist. Oder – um es ein wenig kirchlicher auszu­drü­cken: In ihm zeigt uns Gott wie er wirklich ist. In ihm offenbart sich Gott selbst. Oder in dem ursprünglichen biblischen Wort: Er ist Gottes Sohn!

Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte noch eine Beobachtung erwähnen, die mir ehrlich gesagt bis jetzt entgangen war:
Es heißt: Lukas schreibt: Während Jesus betete öffnete sich der Himmel und eine Stimme aus dem Himmel sprach.

Im Gebet, also in Hinhören auf Gott hat Jesus gehört: Du bist mein geliebter Sohn. Da wird deutlich, dass es nicht allein um Jesus geht:

Wenn wir beten, wenn wir auf Gott hinhören, auf die innerste Stimme des Lebens in uns, dann können auch wir hören – und im Glauben der Taufe hören wir es auch: Du bist meine geliebte Tochter; mein geliebter Sohn. Dies kann uns im Innersten berühren und zu Frauen und Männern machen, die Jesus gleichen:  dass wir in der Kraft Gottes handeln;
dass wir aus Liebe handeln; dass wir im Geist Gottes reden.

07.01.2018: Fest Taufe Jesu

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Johannes hatte zu den Leuten gesagt: Nach mir kommt einer, der ist größer als ich. Er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
Nun kommt Jesus zu ihm und lässt sich taufen. Was dann geschieht ist genauso wunderbar und schön erzählt wie in den anderen Evangelien die Geburtsgeschichten: Der Geist kam WIE eine Taube auf ihn herab. Eine himmlische Stimme spricht: „Du bist mein geliebter Sohn!“

Bei Lukas sagt der Engel: „Das Kind wird Sohn Gottes genannt werden.“
Und im Mt. Ev. sagt der Engel zu Josef: „Das Kind, das Maria erwartet, ist vom Hl. Geist“

Das ist die Botschaft: Jesus kommt von Gott. Er hat Gott erkannt. Er zeigt uns, wie Gott und wer Gott ist: Sein Vater und unser Vater.

Gott hat Gefallen gefunden an Jesus. Das bezieht sich auf das ganze Leben Jesu, das Markus in seinem Evangelium erzählt. Und in allen Geschichten, die er erzählen wird, verkündet und entfaltet Markus den Glauben:
Jesus ist der geliebte Sohn Gottes, der Gott gefällt, weil er seine Werke tut: Vergeben, heilen, versöhnen, Vertrauen wecken und Hoffnung schenken.

Als Jesus seinen Geist aushaucht, erzählt das Evangelium wie der römische Hauptmann bekennt: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“

Darum geht es dem Evangelium und darum, wie Jesus als Sohn Gottes, als Mensch, gelebt hat und was er seine Jünger gelehrt hat.

Der Weg des Sohnes Gottes führt von der Taufe im Jordan zu einer ganz anderen Taufe: Sein Leiden am Kreuz. Man hoffte, dieser gewaltsame Verbrechertod eines Gotteslästerers werde alles zerstören.

Es war nicht erträglich für Herodes und für die führenden Männer im Tempel, dass dieser Mann – unbekannter Herkunft – aus einer schlechten Gegend kommend – die Menschen begeisterte, dass ihm sogar die Sünder folgten und ihr Leben änderten. Diese schöne, starke Bewegung und Gemeinschaft um Jesus erschien ihnen wie eine Bedrohung.

Das konnten sie nicht mit anschauen. Er wird einen Aufstand anzetteln!
Er übertritt die Gebote und lehrt sie zu übertreten- Er bringt alles durcheinander. Er hat keine Achtung vor dem Tempel Gottes. Er macht sich selbst zu Gott.

So drücken sie ihre Ängste aus und rechtfertigen damit, ihren Beschluss, Jesus zu verurteilen und Jesus und seiner Gemeinschaft ein Ende zu bereiten. – Wo aber der Geist Gottes am Werk ist, wo Gottes Kraft wirkt, da ist das Leben stark und kann nicht aufgehalten werden.
Nach der Hinrichtung Jesu ging es erst richtig los. Seine Jünger machen weiter und sie werden immer mehr.

Das erinnert mich an diese eine Palme in unserer schön gestalteten Krippe, die in der Krone einen Stein trägt. Darüber gibt es nämlich eine Geschichte:

Ein Mensch konnte nichts Schönes und Gesundes sehen. Als er in einer Oase einen jungen Palmbaum im besten Wuchs fand, nahm er einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem hämischen Lachen ging er weiter.

Aber die Palme versuchte, die Last abzuwerfen. Sie schüttelte und bog sich. Vergebens.

Sie krallte sich tiefer in den Boden, bis ihre Wurzeln verborgene Wasseradern erreichten.

Diese Kraft aus der Tiefe und die Sonnenglut aus der Höhe machten sie zu einer königlichen Palme, die auch den Stein hochstemmen konnte.

Nach Jahren kam der Mann wieder, um sich an dem Krüppelbaum zu erfreuen. Da senkte die kräftigste Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: „Ich muss dir danken. Deine Last hat mich stark gemacht!“

Nach Pater Franz Gypkens

Liebe Schwestern und Brüder: Jesus ist der geliebte Sohn, seine Lebensgeschichte, nach dem Mk. Ev. wird uns wieder durchs Jahr begleiten bis zum nächsten Advent. Wir werden bestärkt in der Entscheidung für das Leben in der Nachfolge Jesu, denn in ihm ist Gottes Leben und durch den Glauben ist sein Leben in uns.

10. Januar 2016: Taufe Jesu

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Gott sieht nicht auf die Person, nicht auf das Antlitz, das Äußere eines Menschen, sondern ihm ist jeder willkommen, der auf ihn hört und tut, was in den Augen Gottes gut ist! – ruft Petrus aus. Der Heilige Paulus könnte das fast genauso geschrieben haben.

Das müssen wir uns zu Herzen nehmen:
Gott sieht nicht darauf, ob jemand in Deutschland geboren und getauft worden ist, oder in Japan und Shintoist geworden ist.
Gott will einzig, dass die Menschen ihn fürchten und tun, was in seinen Augen recht ist!

Was in Gottes Augen recht ist – hat Jesus uns vorgelebt – ganz so wie es schon der Prophet Jesaja von dem Menschen sagte, der als Gottes Knecht gelten kann: also als einer, der Gottes Wesen und Willen in der Welt ausdrückt:

Allen Gutes tun, heilen, Gefangene befreien, blinde Augen öffnen, die im Dunkeln sitzen, aus ihrer Haft befreien.

Das ist das, was die Bibel „barmherzig“ nennt: sich im Herzen berühren lassen, vom Mitmenschen und seiner Not; und dann das tun, was das Herz gebietet: Heilen, wo und wie es möglich ist.

Heilen bedeutet: wer krank ist, wird gesund. Eine Wunde schließt sich, eine Entzündung wird überwunden.

Wir sollten „heilen“ nicht nur auf Medizin beschränken:
Es gibt viele kranke Zustände, die nach Heilung verlangen:

Die ausgebeuteten Menschen, die im Elend gehalten werden;
die Kinder und Jugendlichen, die Analphabeten bleiben, weil es keine Schule gibt;
die Menschen mit Depressionen, die das Leben kaum ertragen;
die Menschen mit Essstörungen;
die Menschen, die mutlos geworden sind, die Angst haben, die sich selbst verurteilen, denen Gewalt angetan wird …
die Kinder, die kaum noch Zeit zum Spielen und mit ihren Eltern haben,

Jesus hat es uns vorgemacht: er hatte das Herz und die Augen offen:
er hat die Not gesehen – die kleine und die große Not und sich berühren lassen und geheilt: Er hat anderen gut getan.

Der Geist Gottes hat ihm dazu die Kraft gegeben;
der Geist Gottes hat ihn dazu angetrieben.

Schwestern und Brüder,
in der Taufe und in der Firmung haben wir den Geist Gottes empfangen.
Den Geist der Barmherzigkeit, damit er uns antreibt, Gutes zu tun und wie Jesus alle zu heilen, die in der Gewalt des Teufels sind:
Die also den Glauben an das Gute aufgegeben hatten,
die nicht mehr sehen konnten, dass Gott Sehnsucht hat nach ihnen,
dass er ihnen sein Heil schenken will.

Wir stehen in einem außerordentlichen Heiligen Jahr, dem der Papst das Motto gab: „Barmherzig, wie der Vater!“

Nehmen wir uns also Jesus zum Vorbild,
Er hat allen Gutes getan und alle geheilt;
Er hat jedem gezeigt, dass Gott Sehnsucht hat nach ihm,
dass Gottes Liebe nie zu Ende ist,
dass jeder Augenblick der rechte Augenblick ist, um das zu tun, was in den Augen Gottes gut ist.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig mit uns ist, die wir oft kalt sind und uns nicht berühren lassen, die wir vorbeigehen an der Not und Urteile über andere fällen.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig ist und uns annimmt
und lassen wir unser Herz berühren, dass wir sehen, wie wir dem anderen Gutes tun können und es mit Freude tun.

12. Januar 2014: Fest Taufe Jesu

Taufe Jesu Taufbecken

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Was macht Marie aus Ruanda mit ihren Kindern in Deutschland?
Warum gibt es in Palästina und Israel und im ganzen Nahen Osten immer weniger Christen?

Flucht und Vertreibung sind millionenfache traurige Realität!
Ob Verfolgung, Krieg, Vertreibung oder Überlebensangst – die Ursache der Flucht waren: Flüchtlinge sehnen sich nach Frieden, nach Sicherheit – und wollen meist, wenn es irgendwie ginge, wieder zurück in ihr Land.

Versetzen sie sich einmal in die Lage eines Flüchtlings, der sein Schicksal mit vielen anderen teilt und hören Sie dann diese Worte:

Seht, da ist mein Erwählter. Er bringt den Völkern das Recht.
Er schreit nicht und lärmt nicht. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Doch löscht er nicht aus! Er bringt wirklich das Recht. Auf sein Gesetz warten die Inseln.

Wie hört sich das an in den Ohren einer Zwangsprostituierten in Deutschland, die unter falschen Versprechungen aus Osteuropa hierher gelockt wurde?
Wie hört sich das an in den Ohren der Menschen auf Lampedusa?
Wie hört sich das an in den Ohren von Menschen, die in Deutschland, Frankreich, Österreich eine Zukunft suchen und hier nicht arbeiten dürfen?

Vielleicht aber, Schwestern und Brüder, ist uns die Situation gar nicht so fremd: Wir fühlen uns manchmal wie ein zerknicktes Rohr oder wie ein Docht, der nur noch glimmt, aber nicht genügend Öl findet, um zu brennen.
Misserfolg, Schmerzen und Krankheit, persönliche Krisen und Enttäu­schungen machen uns mutlos und verzweifelt, rauben uns Kraft und Energie.

Wer verschafft den Unterdrückten Recht?
Wer hilft denen an ihre eigene Würde zu glauben, die in Massenunterkünften hausen müssen ohne persönlichen Schutzraum?
Wer bringt Licht dorthin, wo das Dunkel ist?

Jesu Jünger müssen die ersten sein, die für die Menschen eintreten, die ihre Heimat verloren haben:
Ob es nun Flüchtlinge sind aus fernen Ländern, oder Menschen, die in irgendeiner Weise in eine schwierige und hoffnungslose Lage geraten sind.
Jesu Jünger müssen die ersten sein, die andere aufrichten, die erlöschen­de Lebenskraft wieder entfachen und dabei helfen, eine neue Zukunft zu finden.
Und zwar deshalb, weil Jesus es vorgelebt hat;
deshalb, weil er den Kranken, den Menschen am Rande beisprang, denen die nichts galten, die sich ausgeschlossen hatten oder ausgeschlossen wurden.
Er vertrieb die bösen Geister der Selbstentwertung, der Angst, der Verzweiflung und gab den Menschen den Glauben zurück, dass sie zum Leben berufen sind, dass sie kostbar und wertvoll sind.

Dass Jesus mit seinem Leben vor 2000 Jahren und mit seiner Botschaft auch heute noch diese Kraft entfalten kann, liegt an uns, die wir uns nach ihm Christen nennen: es liegt an uns, dass wir nicht nur seinen Namen tragen, sondern wirklich als seine Jünger und Schüler handeln:
Der Geist Gottes kam auf Jesus herab, die Kraft und Weisheit Gottes war in ihm. In Gottes Kraft hat er gehandelt und die Menschen befreit.

Und er sagt: Ich lege meinen Geist in euch! Oder mit anderen Worten:
Meine, Gottes, Kraft ist in euch, damit ihr das Gute schafft.

13. Januar 2013: Fest der Taufe Jesu (LJ C)

Sie haben sich entschieden! Wofür?
Sie haben sich entschieden heute diese Sonntagsmesse mitzufeiern!

Die meisten unter uns haben sich irgendwann entschieden, dies in der Regel zu tun – wann immer es ihnen möglich ist.

Wir feiern die Eucharistie, weil wir an Christus glauben! Weil wir getauft sind!
Von Zeit zu Zeit ist es gut und notwendig, dass wir uns erinnern, dass wir getauft sind und dass wir die Entscheidung für das Leben als Getaufte erneuern und bekräftigen.

Wenn ich heute gefragt würde: würde ich mich taufen lassen?
Auf den Namen Jesu Christi? Im Glauben an ihn, den Sohn Gottes? In diese katholische Kirche hinein?

Da ich schon als Kind in diesen Glauben hineingewachsen bin, kann ich mich fragen: Was bewirkt dieser Glaube in meinem Leben?
Was in meinem Leben ist so, wie es ist, weil ich als Christ glaube und lebe?

Ich möchte persönlich Zeugnis geben:

Das erste und wichtigste ist für mich,
dass ich glaube, dass ich, dass jedes Lebewesen in dieser Welt  von Gott gewollt und angenommen ist – in der Vergänglichkeit dieses irdischen Seins.

Diese Überzeugung ist sehr existenziell und bedeutsam: meine Eltern konnten sich nur überraschen lassen, von dem Kind, das ihnen geschenkt wurde. –
Ich glaube aber, dass in all den Zufälligkeiten ich von Gott gewollt bin. Dass er der Uranfang meines Seins ist. Dass jedes neugeborene Kind seine Idee ist – eine wunderbare, einzigartige Idee!

Das zweite ergibt sich fast von selbst daraus:
Da ich von Gott gewollt bin, bin ich geliebt von Gott, von Anfang an!
Dieses Vertrauen darf mich immer mehr prägen; dies darf immer mehr wie ein helles Licht in mir leuchten: ich bin Gottes geliebtes Kind!

Ich kann es kaum mit Worten beschreiben, was dies für das tägliche Leben bedeutet: für das Aufstehen und Arbeiten, für das Genießen und Freuen:
Ich habe einen festen Anker, einen Lebensatem, eine Lebenskraft,
eine Quelle, die nicht versiegt!
Ich muss mir dies auch nicht verdienen, sondern ich darf aus dieser Quelle leben – ohne etwas dafür getan zu haben.
Das erste und wichtigste meines Leben ist: ich bin von Gott geliebt!

Das dritte ergibt sich wiederum daraus:
Ich wünschte mir, dass alles, was ich tue und anfange, da seinen Aus­gangspunkt hat: Ich tue das und ich tue es so, weil ich von Gott geliebt bin.

Oft gelingt mir das nicht: Manchmal handle ich aus Ärger!
Manchmal bestimmen meine Vorstellungen und Wünsche mein Tun!
Oft zieht mich einfach der tägliche Betrieb in seinen Bann.
Oft lasse ich mich von den Menschen und ihren Wünschen und Erwartungen bestimmen.

Viel öfter könnte ich handeln unter der Überschrift:
Weil ich glaube, dass Gott mich liebt, und
weil ich glaube, das die Liebe das Größte ist, …

Jedes der vier Evangelien erzählt von der Taufe Jesu durch Johannes im Jordan. Diese Taufe des Johannes wird verbunden mit der himmlischen Aussage über Jesus: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe!

Wenn ich lese und bedenke, was die Evangelien über Jesus zu erzählen wissen, dann fast diese Aussage alles zusammen:
Du bist mein geliebter Sohn!

Jesus ist für mich der Mensch, der davon ganz und gar durchdrungen war und der sich ganz diesem Glauben geöffnet hat – so dass alles, was er tat und sagte, darin seinen Ausgang hatte. Dieses Licht leuchtet aus ihm und es leuchtet in mein Leben.

Es leuchtet auch in mir – und in jedem der glaubt – je mehr ich mich dafür öffne.