14.02.2018: Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Zwar wird in der Zeitung darüber diskutiert, ob es sinnvoll sei, das „Fasten“ auf die Fastenzeit zu beschränken, oder ob es besser wäre, seine Ernährungsgewohnheiten dauerhaft zu ändern. Diese Diskussion hat kaum mit dem zu tun, was wir Christen in dieser Zeit anstreben. Uns geht es nicht um Wohlfühlen und schönes Aussehen und Gesundheit.

Den Eröffnungsteil unserer Gottesdienste schließen wir mit dem soge­nannten Tagesgebet ab. Es enthält oft einen wesentlichen Gedanken dieses Gottesdienstes: Heute hieß es: „Gib uns die Kraft, dass wir alles Böse von uns weisen und entschieden das Gute tun.“

In diesem Satz klingt das österliche Taufversprechen an. An Ostern werden wir nämlich gefragt werden: „Widersagt ihr dem Bösen?“

Darum geht es in den nächsten 6 Wochen:
Wir bestätigen und erneuern unsere Entscheidung gegen das Böse und für den Glauben an das Gute, das wir tun wollen und sollen und festigen unseren Glauben an Gott und an Jesus Christus.

Die Überschrift „Fastenzeit“ beschreibt das nicht ausreichend. Sie legt den Akzent zu sehr auf das „Fasten“ und entsprechende Bemühungen.
Viel besser ist der nachkonziliare Name: „österliche Bußzeit“, weil hier das Osterfest als Ziel der Bemühungen anklingt und der Gedanke der Buße, also der Hinwendung zu Gott.

Das Wort Buße klingt allerdings nach Bestrafung oder Selbstbestrafung.

Darum geht es nicht, wenn wir Christen uns um Buße bemühen:
Wir können ja nicht mit Gott verhandeln und sagen: Ich bin zwar gemein gewesen und selbstsüchtig – aber dafür esse ich jetzt keine Süßigkeiten.

Der Zweiklang des Aschermittwochs lenkt uns in die richtige Richtung:

Uns wird Asche auf den Kopf gestreut. Der Begleitspruch: „Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück.“ Erinnert uns daran, dass unser Leben hier vergänglich ist: Das Ziel unseres Lebens ist das Leben bei oder in Gott.

Wir leben im Blick auf das ewige Leben und darauf, was wir erwarten und erhoffen: Frieden und Freude, Gemeinschaft und Glück.
Diese Erwartung soll uns prägen, soll uns bewusst machen, dass das, was wir anderen schenken, wertvoller ist als das, was wir für uns behalten.

Die Asche wird in Form eines Kreuzes auf den Kopf gestreut. Der zweite Begleitspruch deutet das: „Kehre um und glaub an das Evangelium“.
Umkehren ist vielleicht zu drastisch für Christen, die schon ihr ganzes Leben das Christ-Sein einüben. Sie müssen keine 180o Wendung vollziehen. Doch gerade Christen, die sich besonders engagieren wissen von sich – wie Papst Franziskus ‑ zu sagen: „Ich bin ein Sünder.“

Der Mangel an Liebe, an Vertrauen und Hoffnung ist uns sehr bewusst und auch die Momente in denen wir direkt gegen die Liebe verstoßen.

So schälen sich das Ziel und die die Beweggründe dafür heraus, dass wir uns in den nächsten sechs Wochen tatsächlich anstrengen wollen:
Wir wollen wachsen im Leben als glaubende Christen.
Wir wollen stärker werden im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.

Dass wir Vertrauen haben in das Leben
und in den, der uns den Geist des Lebens einhaucht.

Dass wir Hoffnung haben für die Welt und für uns selbst:
Hoffnung auf den, der uns allein Zukunft geben kann und gibt.

Dass wir Liebe in uns haben zu allem Lebendigen
und mit denen, die Not leiden, teilen.

Das Fasten alleine würde uns nicht helfen
– es ist viel zu leistungsbetont und selbstbezogen.

Das Beten alleine würde uns nicht helfen
‑ es  wäre viel zu wenig, wenn das Beten uns nicht verändern würde.

Das Spenden für Arme würde uns nicht helfen,
‑ es wäre viel zu äußerlich mehr oder weniger vom eigenen Überfluss mit Ärmeren zu teilen.

Aber die Einübung des Verzichts mindert die Selbstsucht, das Gebet stärkt uns und die Hinwendung zu den Armen ist davon die natürliche Folge.

Fasten, Beten und Almosen verändern uns und stärken uns im Glauben in der Hoffnung und in der Liebe, so dass wir an Ostern voll Freude die Auferstehung des Herrn feiern können und bekennen können: Ich widersage dem Bösen – ich glaube an Gott und Jesus und an den Heiligen Geist.

01.03.2017: Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
40 Tage und 6 Sonntage liegen vor uns: die österliche Bußzeit!
Von ihrem Ziel her erhalten diese 7 Wochen die Eigenschaft „österlich“ zugesprochen. Wir bemühen uns 46 Tage lang in besonderer Weise, österliche Menschen zu werden. Um das zu erreichen, versuchen wir Buße zu tun.

Christen – also die, die im Herzen glauben, dass Christus von Gott gekommen ist, um uns Frieden zu bringen – sind österliche Menschen.
Wir glauben an die Auferstehung vom Tod zum Leben;
wir glauben an den Sieg des Lebens über den Tod;
Wir Christen freuen uns über diese erlösende Erfahrung und Botschaft und Gewissheit im Glauben.

Genau das werden wir in 7 Wochen feiern und dabei unser Taufver­sprechen erneuern: unser Versprechen als österliche Menschen zu leben.

Was schwächt unseren Glauben?
Was trübt die Freude über die Botschaft des Lebens?

Sicher sind das Einflüsse von außen:
Ärger und Enttäuschung über andere und ihr Verhalten;
Schmerzen, Krankheiten und Misserfolge.

Schwächen wir nicht auch selbst unseren Glauben,
wenn wir kaum Zeit zum Beten finden?

Schwächen wir nicht selbst unseren Glauben,
wenn wir die Hl. Schrift, besonders das Neue Testament nur selten lesen?

Trüben wir nicht selbst die Freude, wenn wir unsere Zufriedenheit davon abhängig machen, was wir erleben, was wir kaufen und genießen können?

Trüben wir nicht selbst die Freude, wenn wir sie von Gesundheit abhängig machen, von Erfolg und von Anerkennung?

Liebe Schwestern und Brüder,
jetzt ist die Zeit der Kurskorrektur, jetzt ist die Zeit unseren Osterglauben neu zu stärken, damit wir ihn am Osterfest umso freudiger und dankbarer feiern können.

Wenn wir spenden für Menschen in Not, damit sie ihrer Armut entkommen und im Kampf Ungerechtigkeit gestärkt werden,  stärken wir unseren eigenen Glauben,
dass Gottes Gerechtigkeit stärker ist als das Unrecht der Menschen.

Wenn wir freiwillig auf etwas zu verzichten, dann werden wir leichter unsere Selbstsucht überwinden und offener für die Hoffnungen und Ängste, Trauer und Freude unserer Mitmenschen.

Wenn wir unser Herz im Gebet öfter und intensiver Gott zuwenden,
stärken wir unseren Glauben, also unser Vertrauen auf Gott.
Unser Glaube ist, dass wir in Gottes Hand geborgen sind, dass er um uns weiß, dass er weiß, was wir brauchen und dass wir erhalten, was gut ist.

Liebe Schwestern und Brüder,
in 7 Wochen werden wir unser Taufversprechen erneuern und die Auferstehung Jesu feiern, das Fest unserer Erlösung.

Im Sport heißt es manchmal, dass sich einer den Hintern zerreißt für den Erfolg seiner Mannschaft. – Verzeihen sie diese etwas grobe Hinführung zu dem, was der Prophet Joel im Auftrag Gottes den Israeliten zuruft:

Zerreißt Eure Herzen!

Wendet alle Kraft eures Herzens auf,
um österliche Menschen zu werden,
Menschen, die das Leben lieben, weil es zu Gott führt,
Menschen, die das Leben teilen, wie Gott es mit uns teilt;
Menschen, die sich freuen, weil sie erlöst sind von der Angst vor dem Tod,
weil Gott gnädig ist und barmherzig:

die Kleinen und Schwachen nimmt er an,
die Hungernden macht er satt,
die Geschlagenen richtet er auf,
mit den Sündern zeigt er Erbarmen
so dass in seinem Reich die Freude aller vollkommen wird.

30. März 2013: Feier der Osternacht

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Hier geht es zu den liturgischen Texten:
Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Heute darf ich noch zweimal mit dem Taufwasser spritzen:

nach der Erneuerung des Taufversprechens
und bei der Segnung der Speisen.

Wir Priester werden immer wieder verdächtigt, dass wir Spaß daran haben, den einen oder die andere besonders intensiv anzuspritzen.
Man hätte es gerne, wenn wir Pfarrer so ein klein wenig boshaft wären – das würde uns so menschlich machen.

Ist es menschlich, boshaft zu sein?
Ist es menschlich, den anderen mit Fleiß zu ärgern?
Ist es menschlich, gegeneinander zu arbeiten, anderen das Leben zu vermiesen – vieles würde noch in diese Reihe passen!

Es ist insofern menschlich, als Menschen das tun.

Aber es ist doch viel menschlicher, mit dem anderen Brot zu teilen,
dem anderen zu helfen, ihm Mut zu machen und dem anderen Gutes zu tun?

Was ist menschlich? Ein Herz aus Stein oder ein Herz aus Fleisch – mit den Worten des Propheten Ezechiel gesprochen!

Warum sind wir hartherzig?
Weil wir uns ärgern, weil wir genug haben, weil wir an uns denken, an unseren Vorteil, …
Ansehen, Geld, Karriere, Stolz – brauchen wir nur (!) in dieser Welt.
Dafür machen wir unser Herz hart. Wenn wir hartherzig sind, handeln wir, als ob wir nicht an das Leben in Gott und bei Gott glauben würden.

Ezechiel spricht als Prophet und verkündet Gottes Wort: Ich lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz aus Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz aus Fleisch. Dann werdet ihr mein Volk sein und ich werde euer Gott sein.

Gott gibt uns ein Herz aus Fleisch! Gott macht uns menschlich!
Der Glaube an Gott, in den hinein unser Leben mündet, dieser Glaube weckt in uns die wirklich und wahrhaftig menschlichen Regungen:

Wenn wir füreinander einstehen, wenn wir einander vergeben,
wenn wir das Brot teilen, wenn wir Schuld eingestehen,
wenn wir Verständnis haben für die Not des anderen …

dann handeln wir aus der Überzeugung, dass es wichtigeres gibt, als den kurzfristigen Erfolg;
dann merkt man, dass wir an die Zukunft des Lebens glauben.

Denn Barmherzigkeit, Frieden und Versöhnung, Gerechtigkeit, Liebe und Wahrheit – diese Werte sind wertvoll in dieser vergänglichen Welt;
sie sind der Nährboden für die Zukunft des Lebens und der Welt
und Sie bleiben auch im zukünftigen Leben, das wir von Gott erwarten.

Schwestern und Brüder, wir feiern Ostern, weil das Leben den Tod besiegt.
die Liebe den Hass, die Wahrheit die Lüge, die Hoffnung die Angst.

Freuen sie sich auf die paar Tropfen des frischen Taufwassers:
Es ist das Wasser des Lebens,
es ist das Wasser, das unseren Geist von der Bosheit reinigt,
es ist das Wasser, das unser Herz von der Angst befreit,
es ist das Wasser, das Hoffnung, Vertrauen und Liebe nährt.

Wer mit dem Wasser der Taufe in Berührung kommt,
wer Jesu Botschaft hört und ihm glaubt,
der empfängt von ihm ein neues Herz,
ein Herz aus Fleisch, ein wahrhaftig menschliches Herz.

13. Februar 2013: Wortgottesdienst am Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Ich rede lieber von der österlichen Bußzeit als von der Fastenzeit, weil „österliche Bußzeit“ klar und deutlich das Ziel benennt:
Nach 40 Werktagen und 6 Sonntagen werden wir Ostern feiern!

Ostern feiern – das geht nicht so leicht.

An Ostern geht es ums Zentrum unseres Glaubens: dass Jesus von Nazareth sich freiwillig einem ungerechten Todesurteil unterwarf.
Die Evangelien verkünden, dass er diesen Weg aus Liebe und Treue ging: aus Liebe und Treue zu seinem himmlischen Vater wie auch zu den Menschen, die ihm gefolgt waren und denen er Versöhnung, Verständnis und Heilung gebracht hatte.
Doch auch dadurch ist es nicht viel einfacher zu verstehen!

Ostern feiern, das geht nicht so leicht:

An Ostern feiern wir, dass wir eine Zukunft haben, weil Jesus auferstan­den ist. Unsre Zukunft liegt jenseits dieser Welt. Unsere Zukunft ist der, aus dem diese Welt hervorgeht, der sie trägt und hält, der sie liebt – vielleicht sogar weil sie so unvollkommen ist.

Dreimal sagt Jesus:
„Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Damit richtet er den Blick auf diese Zukunft, die uns offen steht.

Wir haben sechs Wochen Zeit, uns darauf einzustellen:
dass wir Ostern feiern – unsere Zukunft bei Gott, dem Ursprung des Weltalls, jenseits dieser Welt, die uns trägt und ernährt.

Diese sechs Wochen haben den Sinn,

dass wir diese Zukunft klarer sehen,

dass wir entschiedener diese Zukunft wollen und anstreben,

dass wir dankbarer genießen,
was uns dabei hilft und unser Vertrauen stärkt,

dass wir uns mehr darüber freuen,
wenn wir Zeichen dieser Zukunft in dieser Welt erleben dürfen;

dass wir überzeugter glauben, dass Gott aus Jesus gesprochen hat;

dass unsere Kraft zu lieben, größer wird.

Dieser anspruchsvollen Herausforderung können wir uns in den nächsten Wochen stellen. Ich bin mir sicher, jede und jeder unter uns könnte entschiedener sein in seiner Lebensgestaltung. Jede und jeder von uns hat noch Möglichkeiten, sich stärker auf diese Zukunft auszurichten, die wir an Ostern feiern werden.

Mit großer Kraft können wir dann an Ostern unser Taufversprechen bekräftigen und allem widersagen, was dem Glauben an Gottes Liebe widerspricht.

Wir können auf die Frage ob wir an Gott, den Schöpfer, den Erlöser, den Beistand glauben und an die Auferstehung der Toten entschiedener antworten: „Ich glaube“.

Das ist das Ziel der österlichen Bußzeit.

Ich selber möchte mich deshalb in diesen 6 Wochen einigen Fragen stellen – und möglicherweise den Konsequenzen in der Lebensgestaltung:

Was ist mir im Leben wichtig?

Was tue ich dafür?

Was hindert mich zu tun, was ich gut finden würde?

Was macht mir Freude?

Was macht mich traurig?

Welche Glaubensfragen  beschäftigen mich zurzeit?

Vielleicht mögen Sie die kommenden sechs Wochen sich auch diese Fragen stellen? Vielleicht sind für Sie ganz andere Fragen bedeutend?

Als Anregung erhalten Sie  jedenfalls bei der Auflegung des Aschenkreuzes einen Zettel mit diesen Fragen für die österliche Bußzeit 2013.