Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder!
Immer wieder ärgern sich Menschen über mich, wenn sie mir etwas erzählen und ich antworte: „Das glaube ich nicht! Das muss ich selber sehen!“ – Ich weiß nicht, ob Sie das auch manchmal sagen, oder denken!
Das glaube ich nicht! Das kann ich nicht glauben! Das kann ich mir nicht vorstellen! Das muss ich selber sehen!
Ich reagiere so, wenn ein Bericht, eine Schilderung, eine Erzählung ganz anders ist als meine eigene Erfahrung und Kenntnis: „Das gibt es nicht!“
sagt man ganz spontan und möchte dabei weniger die Glaubwürdigkeit und Vernunft des Erzählers in Frage stellen, sondern drückt noch mehr seine eigene Verwunderung, Überraschung aus – und sein Unverständnis.
Wenn etwas so stark meinen Erfahrungen widerspricht, dann muss ich es selber sehen, damit ich mein Weltbild anpassen kann, damit ich es mir vorstellen kann.
Das ist unsere Situation im Hinblick auf den Glauben an die Auferstehung Jesu: es ist nicht verwunderlich, wenn wir sagen: Das kann ich mir nicht vorstellen. Das gibt es nicht. Das kann ich nicht glauben!
Deshalb bin ich froh, dass das Johannesevangelium diese Geschichte vom Apostel Thomas erzählt, der genau so reagiert:
„Das möchte ich selber sehen, erleben, damit ich es glauben kann.“
Denn gerade auf diese Geschichte kann ich meinen Glauben stützen:
einer der Apostel – oder eigentlich alle – haben so normal reagiert:
Sie konnten es zuerst nicht glauben.
Sie konnten ihrer eigenen Erfahrung nicht trauen.
Es heißt auch in anderen Ostergeschichten: Sie waren noch nicht zum Glauben gekommen! Es wird erzählt, das die Apostel bei der zweiten und dritten Erscheinung des Auferstandenen ihn immer noch nicht sofort erkannten und sie meinten er sei ein Gespenst.
Langsam erst festigten sich in ihnen der Eindruck und die Gewissheit über das, was sie erlebt hatten. Dann aber verkündigten sie es offen und ohne Angst: Jesus, der gekreuzigt wurde. Er ist auferstanden! Er lebt!
So dürfen auch wir heutigen zugeben, wenn es uns schwer fällt, an die Auferstehung zu glauben: Wie ist das möglich?
Was haben die Apostel erlebt oder gesehen? Gibt es andere Erklärungen – Selbsttäuschung, Betrug, Illusion, Einbildung?
Das alles beschäftigt uns – und wir können die Fragen nicht sicher beantworten über das hinaus, was uns die Ostererzählungen überliefern – und das ist sehr vieldeutig und unterschiedlich.
Eines aber ist sicher: Kaum hatte man Jesus hingerichtet, vermehrte sich die Schar seiner Jünger rasant und in kurzer Zeit.
Man schloss sie aus der Synagoge aus, man verhörte sie, man nahm sie gefangen, man peitschte sie aus – und immer wegen dieser einen Sache:
Sie verkündigten Jesus als Messias Gottes, der von den Toten auferstanden sei! Und wie Jesus selbst gefährlich erschien, weil er die Führenden in Frage stellte, so erschienen auch seine Jünger gefährlich, weil sie die Autoritäten nicht mehr anerkannten, sondern an Jesus glaubten und wie er das Reich Gottes verkündeten:
Was immer auch geschehen war? Was immer sie erlebt hatten?
Es war stark! Und es veränderte die Jünger! Es machte sie stark und unerschrocken.
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus ist auferstanden, ich glaube daran und bin auf die Antworten gespannt, die meine Fragen finden werden.
Jesus ist auferstanden! Dieser Glaube prägt das ganze Leben, die Ideale, die Werte, alles steht unter diesem Vorzeichen. Es geht nicht um Jetzt! Es geht um danach! Das danach wird es geben – von Gott geschenkt, wie das jetzige Leben!
Und welche Konsequenzen das zu Ende gedacht und gelebt hat, das sagt die Apostelgeschichte: Sie hatten alles gemeinsam. Niemand nannte etwas sein Eigentum. Alle brachten ihren Besitz und jedem wurde zugeteilt, was er nötig hatte.
Liebe Schwestern und Brüder! Selig sind wir, wenn wir glauben.