02.03.25: 8. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Das Leben ist – ?
manche sagen: ein Kampf – aber wogegen oder gegen wen?

Mein Firmpate hatte den Spruch: Das Leben ist eines der gefährlichsten. Es endet immer tödlich.

Er hatte recht und auch nicht:
Denn das Leben endet nicht, sondern führt uns zurück in die Herrlichkeit, der uns ins Leben gerufen hat.
Diese Zuversicht hat uns Christus gebracht. Ihn grüßen wir:

Ansprache:
Der größte Feind des Menschen – das bedenke Wohl,
war noch nie und ist keineswegs der Alkohol,

Was dann, so werden sie mich fragen?
Paulus sagt, es sei der Tod mit seinem stärksten Mordwerkzeug,
die Sünde ist sein Stachel, mit der er jeden Menschen beugt.
Man könnte darüber fast verzagen.

Das Gesetz mach die Sünde stark. –
Es gibt niemand, der nicht dagegen mal verstößt,
deswegen ist der Mensch ja lange noch nicht bös.
Doch durch sie dringt uns der Tod ins Mark.

Verzeihen sie, Liebe Schwestern und Brüder,
dass ich ein so ernstes und wichtiges Thema scherzend mit Versen zu beschreiben begonnen habe.

Aber wie hängt das alles zusammen: Tod und Sünde, Gesetz und Erlösung durch die Auferweckung Jesu?

Die Geschichte von Adam und Eva, erzählt, wie sie gegen das Verbot Gottes handeln und die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse essen. Diese Geschichte deutet den Tod und die ihn vorbereitenden Krankheiten und Leiden, die Mühen des Broterwerbs und die Schmerzen bei der Geburt als Folge oder Strafe für den Ungehorsam des Menschen, der sich selbst zum Maßstab von Gut und Böse macht.

Für den bekehrten Paulus ist dieser Zusammenhang wie ein Gefängnis aus dem der Mensch nicht aus eigener Kraft herauskommt. Er selbst hat lange Zeit in diesem Gefängnis verbracht und sogar mit Eifer und Fleiß die Gesetze studiert und befolgt und auf ihre Einhaltung gepocht.

Er hat sogar die Christen verfolgt – weil sie dieses Gefängnis verlassen haben und das Gesetz hinter sich warfen.

Braucht es denn keine Gesetze?
Ist es nicht notwendig, dass Diebstahl und Vergewaltigung bestraft werden? Ist es falsch, solche Taten „Sünde“ zu nennen?

Es ist notwendig und richtig – für Menschen, die nicht durch Christus erlöst und befreit sind!

Christus hat die Gefangenschaft durch Sünde und Tod beendet:

Alles ist schier auf den Kopf gestellt, weil Christus auferweckt wurde in die Herrlichkeit des Himmels. Mit ihm sind alle, die an ihn glauben durch die Taufe dem Tod entrissen! Das Gesetz hat seine Richtermacht verloren.
Gottes Gericht ist anderer Art: Es bringt Erbarmen und Vergebung!

Das hat Jesus sein Leben lang gezeigt:
Er hat den Menschen Gutes getan,
er hat Vergebung und Heilung gebracht.

Die an ihn glauben, liebe Schwestern und Brüder,
da ist sich Paulus sicher – und ich mir in seinem Gefolge genauso –
brauchen kein Gesetz mehr, das sie verurteilt!
Sie tun das, was Jesus getan hat:

Sie tun anderen Gutes und bringen Versöhnung und Heilung.
Wir brauchen kein Verbot der Sterbehilfe, keine Strafe für Einbruch und Körperverletzung – all das kommt für uns ohnehin nicht in Frage.

Unsere Sendung ist, dass wir die Werke Jesu weiterführen –
damit sich in dieser Welt der Friede Christi ausbreitet
und dem todbringenden Hass und der Feindschaft Grenzen setzt.

Wir sind, hat Jesus kundgetan,
allein Gott im Himmel untertan,
er schenkt uns Sterblichen Unsterblichkeit
entreißt uns dem Tod, holt uns in seine Herrlichkeit.

Der Menschen Bosheit kann Gott nicht daran hindern,
dass er uns zählt zu seinen Kindern,
Erwarten dürfen wir ewiges Leben,
vollkommenes Glück und reichen Segen.

Des Menschen größter Freund, bedenke wohl,
ist Gott der uns in den Himmel holt.
Und in der Bibel steht geschrieben,
du kannst nichts bess’res tun als lieben.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Wir haben die Botschaft von der Befreiung gehört und beten im Vertrauen auf den Sieg des Lebens

Gott unseres Lebens

  • Wir beten für die Missmutigen, die den Blick für das Gute verloren haben.
  • Wir beten für die Menschen, die Regeln und Gebote für andere festsetzen
  • Wir beten für die Menschen, die dem Ideal folgen, für andere da zu sein.
  • Wir beten für Väter und Mütter, für Erzieherinnen und Erzieher, für Lehrerinnen und Lehrer.
  • Wir beten für Richter und Staatsanwälte, für Polizeibeamte, die sich für die Einhaltung der Gesetze sorgen.
  • Wir beten für die Inhaftierten und die Sicherheitskräfte in den Gefängnissen.

Lektor/in: Gott, der Glaube an deine Güte macht uns eifrig darin gut zu anderen zu sein und niemandem Schaden zuzufügen. Stärke unseren Glauben, dass in dir unsere Mühe nicht vergeblich ist. Wir preisen dich heute und in Ewigkeit. Amen.

10.03.24: 4. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
freuen sie sich auch, dass wir wieder Gottesdienst feiern?
Am heutigen 4. Fastensonntag leuchtet schon ein wenig des österlichen Glanzes herein.

Vom ewigen Leben ist die Rede, von der Erhöhung Christi,
von der Rettung und dass wir kein Gericht zu fürchten haben.

Grüßen wir Christus, dessen Name Jesus bedeutet:
Gott rettet!

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
ein paar hundert Meter entfernt feiern die evangelischen Christen in St. Matthäus Gottesdienst wie wir, hier in unserer Kirche. Sie entstand, weil die Kirche Dr. Martin Luther wegen seines Protestes gegen Missstände wie den Ablasshandel ausgeschlossen hat. Dr. Martin Luther hatte nicht nur protestiert und die Ausbeuterei angeprangert. Er hat als Theologe auch die Gründe für die Missstände gesucht. Er fand sie in der damals vorherrschenden Theologie und fand dafür das Wort: „Werkgerechtigkeit“

Er entwickelte eine neue Theologie und stützte sich dabei besonders auf den Apostel Paulus und dabei wiederum auf die Sätze, die wir heute in der Lesung gehört haben:

„Aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft. Gott hat es geschenkt. Nicht aus Werken, damit sich keiner rühmen kann.
Wir sind in Christus Jesu zu guten Werken erschaffen, die Gott für uns bestimmt hat, damit wir mit ihnen unser Leben gestalten.“

Dieser Konflikt um die Rettung oder Rechtfertigung aus Gnade und nicht aus guten Werken ist heute – auch dank der Bemühungen von Kardinal Ratzinger – ausgeräumt. Der Grund der Kirchenspaltung existiert nicht mehr.

Paulus, dem Papst, Luther geht es um die Rettung der Menschen.
Müssen wir Menschen gerettet werden? Wenn ja wovor?
Fällt ihnen eine Antwort ein?

Zwei Grunderfahrungen sind es, die zu unserem Menschsein gehören.
Diese Erfahrungen unterscheiden uns wahrscheinlich von allen anderen Lebensformen auf unserem Planeten:

Wir wissen, dass wir sterben.
Wir wissen, dass wir anderen Lebewesen Schaden zufügen.
Wir unterscheiden „gut“ und „böse“ und wissen, dass wir nicht immer „gutes“ und oftmals auch „böses“ tun.

Wir Menschen sehnen uns danach, dass wir vom Tod gerettet werden und für das „Böse“ nicht verurteilt werden.

Jesus sprach oft vom Gericht Gottes, vom letzten Tag, vom ewigen Leben und von der Auferstehung der Toten und von der Vergebung der Sünden.
Diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch die vier Evangelien.

Denken wir auch daran, dass Jesus fast ausschließlich zu jüdischen Menschen sprach. In vielen seiner Gleichnisse und Reden korrigierte er die Vorstellungen der jüdischen Lehrer und Gelehrten, weil er merkte:
Diese Lehren dienen mehr dazu, die Menschen zu kontrollieren und eigene Privilegien zu erhalten.

So kommt es zu Aussagen wie wir sie heute gehört haben:

„Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet,
sondern damit er die Welt rettet.

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet.
wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht glaubt.

Das Gericht besteht darin,
dass die Menschen, die das Böse tun, nicht zum Licht kommen,
damit ihre bösen Taten nicht aufgedeckt werden.“

Liebe Schwestern und Brüder,
mein tägliches Tun und Streben drückt also aus, ob ich gerettet bin, oder mich selbst schon gerichtet habe:

Wenn ich zum Licht komme, zu Jesus, um von ihm gerettet zu werden, wird offenbar werden, dass mein Tun und Lassen sich aus dem Glauben an Jesus nährt und auf Gott ausgerichtet ist.

Wenn ich jedoch Jesus ablehne, weil ich nicht erkenne, dass er von Gott Kunde bringt, wird darin offenbar, dass mein Tun und Lassen nicht auf Gott ausgerichtet ist, nicht auf das Leben, sondern böse.

Der entscheidende Anfang aber liegt darin:
Jesus, das Licht der Welt, ist in die Welt gekommen,
damit die Glaubenden das ewige Leben haben. Gottes Gnade steht am Anfang, Jesus ist sein Geschenk, unser Glaube ist die Antwort und unser Tun und Lassen ist die Wirkung und Ausdruck unseres Glaubens an das Licht. Amen.

FÜRBITTEN

Lektorin: Jesus, du bist das Licht der Welt, vom Vater aus Gnade zu uns gesandt. Wir beten zu dir
Jesus, du Licht der Welt   (A): Erhöre unser Gebet

  • Wir beten für unsere Kommunionkinder und für die Firmlinge: dass ihr Glaube wächst und dass sie in deinem Licht bleiben.
  • Wir beten für alle, die durch das Hilfswerk MISEREOR Hilfe erhalten: dass sie auskömmlich leben und den Fängen ausbeuterischer Unterdrückung entkommen.
  • Wir beten für unsere Kirchen: dass sie den Menschen das Heil verkünden und die Rettung durch Jesus Christus.
  • Wir beten für alle, die die frohe Botschaft verkünden, dass sie in zeitgemäßen Worten und Gedanken die Herzen der Menschen erreichen.
  • Wir beten für die Menschen in Israel, im Gazastreifen, im Jemen, in der Ukraine und in Russland: – um das Ende der Gewalt.
  • Wir beten für die weltweite Staatengemeinschaft: dass sie Wege findet, den Frieden zu bewahren, zu fördern, zu gewinnen und den Krieg zu verbannen.
  • Wir beten für unser Land: dass wir Frieden und Freiheit bewahren und den Weg zu größerer Gerechtigkeit gehen.

Lektorin: Gott, durch den Glauben an Jesus deinen Sohn sind gerettet. Er schenkt uns Freiheit und Frieden. Durch ihn loben wir dich in Ewigkeit. Amen

02.11.21: Allerseelen

Formular II: 1. Lesung: Ijob 19, 1.23–27a – 2. Lesung: Röm 8, 14–23 – Ev: Joh 14, 1–6

Einführung:
ich begrüße ganz herzlich alle, die im vergangenen Jahr einen Menschen das letzte Geleit geben mussten. Sie sind gekommen, um in dieser Messfeier seiner zu Gedenken. Das kann noch ein kleiner Schritt sein, um Abschied zu nehmen, um die Trauer abschließen zu können oder um in der Trauer einen Schritt voran zu kommen.

Wir vertrauen darauf, dass Gott uns das Leben schenkt – so wie unseren Verstorbenen. Wir vertrauen darauf, dass er uns zusammen mit Jesus Christus aufnimmt in sein Licht. Deshalb rufen wir:

Herr Jesus Christus,
du hast als Mensch gelebt wie wir.
Du bist gestorben und wurdest begraben wie wir.
Du bist auferstanden und hast uns die Tür zu Gottes Herrlichkeit geöffnet.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Alle christlichen Konfessionen teilen das große Glaubensbekenntnis. Und da bekennen wir im letzten Abschnitt:

Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.

Glaube ich das? Und was stellen wir uns darunter vor?
Und: ist es wichtig, das zu glauben? Wofür ist dieser Glaube gut?

Letztendlich muss jeder diese Fragen für sich beantworten.
Ich kann ihnen meinem Glauben darlegen und versuchen, ihn zu begrün­den. Die Lehre der Kirche dazu kann jede und jeder selbst nachlesen.

Doch die eigene Antwort muss jeder selbst finden.
Die Frage danach, was mit den Toten ist, stellt das Leben, stellt das Sterben, mit dem wir konfrontiert sind, so lange wir leben.

Einerseits erfahren wir: Alles ist vergänglich. Nichts bleibt ewig.
Auf der anderen Seite wissen wir: In diesem Universum geht nichts verloren: Kein Molekül, keine Energie. Es wird umgeformt, verändert – aber nichts verschwindet.

Das ist eine Form der Ewigkeit.

Aber das beantwortet ja nicht die eigentliche Frage:
Dieser uns so vertraute Mensch, den wir begraben mussten:
er hatte seine Erlebnisse, seine Hoffnungen und Freuden, seine seelischen Wunden und seine Kräfte und Stärken und seine Träume und Ideen und Pläne.

Was ist mit ihm? Wo ist er jetzt? Oder gibt es ihn gar nicht mehr?

Gerne antworte ich: Ja, sie lebt.
Sie lebt in der gleichen Weise wie der Ursprung und Schöpfer des Universums. Er hat sie aufgenommen – in sich.

Das Johannesevangelium lässt Jesus sagen: Ich bereite einen Platz für euch vor im Haus meines Vaters.

Natürlich ist das nur ein bildlicher Vergleich aus unserer Erfahrungswelt, um das unsagbare zu sagen. Natürlich lebt Gott nicht in einem Haus mit unendlich vielen Appartements für alle, die jemals auf der Erde gelebt haben.

Ich glaube, dass Gottes Geist in jedem Geschöpf ist. Ich glaube, dass Gott das Leben in uns ist. Ich glaube, dass wir alle ein Teil von Gott sind.
Er umschließt alles und birgt alles. Bei ihm geht nichts verloren.

Die Dankbarkeit, die Hoffnung, das Vertrauen, die Liebe ‑‑ 
Diese Seelenkräfte sind Gottes unvergängliche Kräfte in uns.

Liebe Schwestern und Brüder,
dieses Bewusstsein, dass Gott in uns lebt, dass er das innerste in uns ist,
dass wir ein Teil von ihm sind – so wie die vielen, die schon verstorben sind – verändert uns.

Es wird uns bewusst, dass wir verbunden sind und immer verbunden bleiben: denn Gott ist in uns und wir sind in Gott.
Was wir als das Leben der kommenden Welt bezeichnen ist schon Gegenwart – für uns wie für unsere Verstorbenen.

Und doch hat Gott uns das Geschenk gemacht, dass wir in dieser Welt sein Licht zum Leuchten bringen dürfen. Dass wir diese Welt erfüllen dürfen mit seinem Geist und seiner Liebe. Wir dürfen in diesem Universum Neues erschaffen.- Er macht uns zu Miterschaffern dieser Erde, nicht viel weniger als Gott selbst, der dieses Universum ins Dasein ruft.

Nehmen wir dieses Leben als Geschenk. Wir haben kein Anrecht darauf,
wir haben kein Recht auf ein langes Leben – wir sind beschenkt mit dem Leben, damit wir Anteil haben an Gottes schöpferischer Macht und Liebe.

So wie wir selbst werden auch die Früchte unseres Tuns Teil der ewigen Freude Gottes an seiner Schöpfung. Amen.

Verlesen der Verstorbenen und Anzünden der Kerzen

Läuten der Totenglocke (2 Minuten)

Fürbitten

Pr.: Gott, Ursprung und Quelle des Lebens, wir beten zu dir:

  • Wir beten für die Trauernden, die den Verlust eines geliebten Menschen erlitten haben: dass sie wieder inneren Frieden finden.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Menschen, die Trauernde begleiten: dass sie das rechte Gespür haben, dass sie zuhören können und dass es ihnen gelingt, den Blick wieder auf das Leben auszurichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für unsere Gesellschaft, in viele Tod und Sterben verdrängen:
    dass wir die Vergänglichkeit des irdischen Daseins annehmen und unser Leben auf das Leben in Gottes Herrlichkeit ausrichten.
    Gott des Lebens:
  • Wir beten für die Kranken, für die Menschen, denen das Leben zur Last geworden ist, für die Menschen, die merken, dass sie bald sterben werden: dass sie Beistand erfahren, dass sie Abschied nehmen können und dass sie Vertrauen haben können, dass sie in dir Gott leben und leben werden. Gott des Lebens:

Pr.: Du Gott bist das Ziel unseres Lebens. In dir ist Frieden und vollkommene Freude. Wir danken dir, dass wir schon jetzt in diesem Licht leben dürfen, bis wir heimkommen zu dir. Amen.

02.11.2017: Allerseelen

1. Lesung: Ijob 19, 1.23-27  – 2. Lesung: Röm 8, 14-23 – Evangelium: Joh 14, 1-6

Liebe Schwestern und Brüder!
Wahrscheinlich hat jeder unter uns schon eine ähnliche Situation erlebt:
wir mussten von lieben, von geliebten Menschen Abschied nehmen:
Ob uns ihr Tod überrascht hat oder ob wir sie durch Krankheit zum Tod begleitet haben. Wir mussten Abschied nehmen.

Das ist schwer, denn wir verlieren ein Stück von uns selbst, wenn ein geliebter Mensch von uns geht. Das macht uns traurig, es bewegt uns zutiefst. Wir fragen nach den Gründen. Wir wollen es nicht wahrhaben. Wir machen uns – meist überflüssige ‑ Vorwürfe, dass wir nicht alles oder nicht das Richtige getan hätten.

Aber es bleibt dabei: wir müssen Abschied nehmen.

Jesus und seine besten Freunde, seine Jünger und Apostel, saßen beim Essen zusammen. Es war eine extrem schwierige Situation:
Jesus wusste, und seine Freunde wussten, dass er den nächsten Tag wohl kaum überleben wird. Worüber soll man sprechen?
Was will man dem anderen sagen?

Jesus redete nicht um den Brei herum: „Ich gehe zum Vater, zum himmlischen Vater.“ was nichts anderes bedeutet, als dass sein irdisches Leben zu Ende sein wird und seine Jünger zurückbleiben.

Weiter sagt er: „Ich bereite den Platz für euch vor und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“

Liebe Gemeinde, liebe Angehörige unserer Verstorbenen,
was mich an Jesu Abschied von seinen Freunden beeindruckt ist, dass er es schafft, seinen Weg anzunehmen, ihn zu bejahen.
Er ringt nicht und sucht nicht Auswegen,
er sagt nicht: was habe ich, was haben andere falsch gemacht?
Er klagt nicht an. ‑
Er weiß es und er willigt darin ein: es wird nun geschehen.

Er braucht nicht klagen und zweifeln, weil er eine Zukunft vor sich sieht:
er geht zum Vater. Diese Überzeugung macht ihn gelassen und ruhig und gibt ihm die Kraft, auch seinen Jüngern Mut zu machen, ihnen Hoffnung zu geben und sie zu stärken.

Schwestern und Brüder, ich bin Jesus dankbar für seine Worte.
Ich bin ihm dankbar, dass er selbst so fest stand in seiner Hoffnung und dass er seinen Weg zu Ende gegangen ist.

Ich glaube ihm und ich bin überzeugt, dass ich ihm glauben darf, dass er glaubwürdig ist – wegen seines Muts, wegen seiner Großmut und Stärke, die er bis zum Ende behalten hat.

Wenn ich, wenn wir einen Menschen zu Grabe tragen,
dürfen wir – in aller Trauer und bei allem Schmerz – Hoffnung haben,
dass er an sein Ziel gekommen ist: dass Jesus ihn zu sich geholt hat und einen Platz für ihn vorbereitet hat. Er wird dabei als Kind Gottes offenbar, das Anteil hat an Gottes Ewigkeit.

Diese Hoffnung hilft mir, hilft uns, dass wir selbst das Leben weiter dankbar annehmen und dass wir uns wieder dem Leben zuwenden, dem Leben so wie es ist, begrenzt durch den Tod, der die Schwelle ist, über die wir hinübergehen in das Haus des Vaters.

Schwestern und Brüder,
wir brauchen den Tod nicht zu verdrängen und wir brauchen ihn nicht zu suchen. Wir leben ‑ und in guten wie  in bösen Tagen richten wir uns aus auf das Ziel, zu dem wir unterwegs sind:
Und wir achten darauf, dass wir dem Ziel entgegengehen. Was immer wir tun und unternehmen, es führt uns dem Ziel, dem Vater näher.

Jesus stärkt uns, dass wir über Schmerz und Trauer die Hoffnung nicht verlieren. Wie er unsere Verstorbenen empfangen hat, so wird er auch uns selbst an unseren Platz im Haus des Vaters geleiten.

2. November 2014: Allerseelen

1. Lesung: Ijob 19, 1.23-27
2. Lesung: Röm 8, 14-23
Evangelium: Joh 14,1-6

Das Leid, das dem Ijob widerfährt ist sprichwörtlich geworden: Ijob wird seines Eigentums beraubt, die Kinder werden ermordet. sein Haus wird verbrannt und ihn befällt eine Krankheit, in der man schon so gut wie gestorben ist. Ijob steht für alles Leid, das Menschen in ihrem Leben erfahren können und tatsächlich: jeder Mensch kann von Trauer, Krankheit und auch von Feindseligkeit erzählen.

Doch: gerade die Menschen, die am weitesten unten sind, haben oft die größten Hoffnungen. Ijob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Ich werde Gott schauen “

Viele hundert Jahre nach Ijob ergeht es dem Apostel Paulus ganz ähnlich: Er hat Verfolgungen, Verhaftungen, Folter und Gefängnis erträgt, Schiffbruch erlitten und fast ertrinkt, schrieb: „Ich bin überzeugt: die Leiden dieser Zeit sind nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die uns geschenkt werden wird!“

Liebe Schwestern und Brüder, die Menschen im Wohlstand teilen diese Hoffnungen weniger. Sie sagen: „Ich kann mir das nicht vorstellen. Warum nicht jetzt diese Herrlichkeit? Warum nicht schon auf dieser Erde?“
Viele können und wollen nicht auf das künftige Leben hoffen, in dem wir Gott schauen und befreit sind vom Elend dieser Zeit.

Hängt es damit zusammen, dass wir durch unseren Wohlstand das Elend überdecken; dass wir die Augen verschließen und den Tod aus dem Bewusstsein verdrängen.
Ich frage mich: Wollen die Menschen eigentlich den Tod negieren, wenn sie sagen: wenn ich sterbe, dann ist alles aus?

Wenn es so wäre, wenn der Tod des Körpers das Ende der eigenen Existenz wäre, dann könnte man leben, als ob es den Tod nicht gäbe.
Man könnte den Tod verdrängen und jeden Tag auskosten und sagen: das ist das Leben. Mach das Beste daraus – für Dich.

Doch wer die Augen öffnet, der fragt sich: wozu leben, wenn es dann doch zu Ende ist? Die Freude, das Schöne das kann man ja gerne hinnehmen. Doch wozu Schmerzen ertragen? Wozu leben, wenn ich nicht mehr tun kann, was ich will?

Der Glaube an die Auferstehung gibt dem Tod eine andere Bedeutung:
Der Tod wird zum Übergang in die Welt Gottes.
Wer darauf hofft, für den hat das ganze Leben einen Sinn.
Der mag sich fragen, warum es so viel unverschuldetes Leid gibt?
Der wird mit Gott vielleicht streiten und ihm das Elend klagen.

Doch er hofft, die Herrlichkeit Gottes zu empfangen.
Deshalb geht es im Leben darum, als Gottes Ebenbild zu leben.
Es geht darum, Leben zu empfangen und Leben zu geben!

Wer das ewige Leben erhofft, wird auch das Gute dankbar annehmen und genießen – vielleicht als Vorgeschmack des Himmels.

Wer auf das ewige Leben hofft, wer Hoffnung hat, wird aber auch die Kraft haben, dem Elend, dem Leid, der Schwäche Stand zu halten. Wer hofft, hält allem stand – so hat es Paulus ausgedrückt.

Liebe Schwestern und Brüder,
heute an Allerseelen denken wir an die Verstorbenen: an alle! Weil keiner verloren ist, weil Gott keinen vergisst!
Besonders denken wir natürlich an die Verstorbenen, die wir gekannt haben und die uns nahe stehen: Die Liebe, die uns mit ihnen verbindet, reicht über den Tod hinaus.

Wir denken an die Verstorbenen mit Zuversicht:

Das Gute findet seine Vollendung!
Das Schlimme wird geheilt!
Das Böse wird vergeben und getilgt.
Die Liebe aber feiert ein Fest: denn die Liebe ist ewig –
wie Gott selbst, in dessen geliebte Kinder wir sind und bleiben
in alle Ewigkeit.