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Liebe Schwestern und Brüder,
was kränkt einen Menschen besonders?
Beschimpfungen? Beschuldigungen? Verraten zu werden? Fallen gelassen zu werden?
Es ist schwer zu ertragen, wenn eine Freundin die andere ignoriert – als ob sie nicht existieren würde: Keine Antwort, keine Frage, kein Gruß, keine Anteilnahme, kein Wort.
Es heißt ja ganz zutreffend: Der oder die behandelt mich wie einen Aussätzigen!
Gibt es jemanden, für den sie wie Aussätzig sind? Der nichts mehr von ihnen wissen will? Oder umgekehrt?
Liebe Schwestern und Brüder, Wer an Aussatz, Lepra erkrankt war,
ja, wer nur ein Symptom zeigte, das vielleicht auf Aussatz hindeuten könnte – der wurde zur Zeit Jesu ausgeschlossen – von allem.
Exkommuniziert. Damit war auch klar: Dieser Mensch ist auch für Gott gestorben.
Der: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“
bedeutet nicht nur: Heile uns vom Aussatz. Das bedeutet noch viel mehr:
Wir wollen nicht gestorben sein! Gib uns das Leben zurück!
Jesus weist sie an, zu den Priestern zu gehen: die Priester sollen feststellen, dass sie leben, dass sie für Gott lebendig und nicht gestorben sind.
Entscheidend ist in der ganzen Geschichte die Begegnung zwischen dem Einen, der zurückkommt und Jesus.
Dieser Eine hat gemerkt: Jesus hat mir das Leben zurückgegeben. Durch ihn weiß ich, dass ich für Gott nicht gestorben bin und niemals gestorben war.
Jesu Antwort „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet!“ gilt allen, die auf sein Wort hin gehen und darauf vertrauen, dass sie heil sind und werden:
Liebe Schwestern und Brüder, wir sind gerettet!
Wir dürfen und können uns so fühlen wie jemand, der gerettet ist aus todbringender Gefahr.
Statt dem endgültigen ewigen Tod sind wir de, Leben, dem ewige Leben geweiht.
Statt vergessen zu werden, denkt Gott immer an uns – ewig.
Statt verlassen zu sein, ist Gott bei uns – immer, was auch geschieht.
Das ist uns in der Taufe geschenkt ist.
Das sollen und dürfen und können wir selbst in unserem Leben vollziehen:
Wir überlassen niemand dem Tod!
Wir vergessen niemanden.
Wir verlassen niemanden.
Dazu sind wir getauft und gesandt. Das ist unsere Mission.
Und das ist sehr konkret:
Wir dürfen die Menschen nicht dem Tod überlassen, die eine Sprache sprechen, die Verachtung ausdrückt und Hass. Wir müssen uns diesen Menschen zuwenden und sie ins Leben holen: Liebe und Respekt machen auch den lebendig, der sie übt.
Wir dürfen die Menschen nicht vergessen: die Hungernden in Afrika,
die Kinder auf den Müllhalden, die Mädchen denen die Genitalverstümmelung droht; die vielen, die abgeschnitten sind von der Hoffnung und vom Lebensnotwendigen.
Wir dürfen die Menschen nicht alleine lassen, die bedroht werden, deren Würde verletzt wird, die sich für Frieden und Toleranz einsetzen, die vor Not und Krieg fliehen müssen, die in Heimen leben und nicht mehr aus dem Haus kommen.
Schwestern und Brüder, wir sind getauft und gesandt, Gottes Erbarmen den Menschen zu bringen – leibhaft und spürbar. Dann sind wir missionarisch in der Welt. Denn unsere Mission ist, den Menschen Gottes barmherzige Liebe zu bringen und nicht nur von ihr zu reden.