13.10.2019: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
was kränkt einen Menschen besonders?
Beschimpfungen? Beschuldigungen? Verraten zu werden? Fallen gelassen zu werden?

Es ist schwer zu ertragen, wenn eine Freundin die andere ignoriert – als ob sie nicht existieren würde: Keine Antwort, keine Frage, kein Gruß, keine Anteilnahme, kein Wort.

Es heißt ja ganz zutreffend: Der oder die behandelt mich wie einen Aussätzigen!

Gibt es jemanden, für den sie wie Aussätzig sind? Der nichts mehr von ihnen wissen will? Oder umgekehrt?

Liebe Schwestern und Brüder, Wer an Aussatz, Lepra erkrankt war,
ja, wer nur ein Symptom zeigte, das vielleicht auf Aussatz hindeuten könnte – der wurde zur Zeit Jesu ausgeschlossen – von allem.
Exkommuniziert. Damit war auch klar: Dieser Mensch ist auch für Gott gestorben.

Der: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“
bedeutet nicht nur: Heile uns vom Aussatz. Das bedeutet noch viel mehr:
Wir wollen nicht gestorben sein! Gib uns das Leben zurück!

Jesus weist sie an, zu den Priestern zu gehen: die Priester sollen fest­stellen, dass sie leben, dass sie für Gott lebendig und nicht gestorben sind.

Entscheidend ist in der ganzen Geschichte die Begegnung zwischen dem Einen, der zurückkommt und Jesus.

Dieser Eine hat gemerkt: Jesus hat mir das Leben zurückgegeben. Durch ihn weiß ich, dass ich für Gott nicht gestorben bin und niemals gestorben war.

Jesu Antwort „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet!“ gilt allen, die auf sein Wort hin gehen und darauf vertrauen, dass sie heil sind und werden:

Liebe Schwestern und Brüder, wir sind gerettet!
Wir dürfen und können uns so fühlen wie jemand, der gerettet ist aus todbringender Gefahr.
Statt dem endgültigen ewigen Tod sind wir de, Leben, dem ewige Leben geweiht.
Statt vergessen zu werden, denkt Gott immer an uns – ewig.
Statt verlassen zu sein, ist Gott bei uns – immer, was auch geschieht.
Das ist uns in der Taufe geschenkt ist.

Das sollen und dürfen und können wir selbst in unserem Leben vollziehen:

Wir überlassen niemand dem Tod!
Wir vergessen niemanden.
Wir verlassen niemanden.

Dazu sind wir getauft und gesandt. Das ist unsere Mission.

Und das ist sehr konkret:
Wir dürfen die Menschen nicht dem Tod überlassen, die eine Sprache sprechen, die Verachtung ausdrückt und Hass. Wir müssen uns diesen Menschen zuwenden und sie ins Leben holen: Liebe und Respekt machen auch den lebendig, der sie übt.

Wir dürfen die Menschen nicht vergessen: die Hungernden in Afrika,
die Kinder auf den Müllhalden, die Mädchen denen die Genitalver­stümmelung droht; die vielen, die abgeschnitten sind von der Hoffnung und vom Lebensnotwendigen.

Wir dürfen die Menschen nicht alleine lassen, die bedroht werden, deren Würde verletzt wird, die sich für Frieden und Toleranz einsetzen, die vor Not und Krieg fliehen müssen, die in Heimen leben und nicht mehr aus dem Haus kommen.

Schwestern und Brüder, wir sind getauft und gesandt, Gottes Erbarmen den Menschen zu bringen – leibhaft und spürbar. Dann sind wir missionarisch in der Welt. Denn unsere Mission ist, den Menschen Gottes barmherzige Liebe zu bringen und nicht nur von ihr zu reden.

Gottesdienst mit den Ehejubilaren

Es ist nun eine schöne Zeit her, seit sie geheiratet haben: Woran erinnern sie sich noch?

An die Kirche? Ein besonderes Vorkommnis? Gab es Tränen der Freude, der inneren Bewegung?

Sind die Hoffnungen, die Sie damals hatten in Erfüllung gegangen?

Jeder neue Anfang hat eine Verheißung, eine Hoffnung, und wenn zwei Menschen heiraten, einander als Frau und Mann annehmen, sich die treue Liebe versprechen,
dann sind die Verheißungen dieses Anfangs, dann sind die Hoffnungen besonders groß!

Je größer aber die Verheißungen sind, desto größer ist auch die Möglichkeit, dass die Erfüllung hinter der Verheißung zurück bleibt.

In dieser Situation befanden sich Abraham und seine Frau Sara!

Von Abraham wird erzählt, dass er sich mit seiner Frau Sara auf den Weg machte – weg von seinem Elternhaus.
Beide hofften, viele Nachkommen zu haben. Sie glaubten daran, dass ihre Nachkommen ein großes Volk werden würden: Viele Kinder und Enkel, die alle wieder viele Kinder und Enkel haben würden.
Ein Volk, das sich durch das Vertrauen auszeichnet, dass Gott ihm Zukunft gibt und Land und Nahrung – dass es also im Frieden leben kann.

Doch die Hoffnungen von Sara und Abraham schienen nicht in Erfüllung zu gehen: Beide waren schon alt geworden und Sara hatte noch kein Kind geboren!
Was bedeuteten da Wohlstand und Reichtum? Was waren da die Hochachtung und der Friede wert, die beide bei ihren Nachbarn genossen?

Und dann erzählt das Buch Genesis diese Geschichte von den drei Männern, die plötzlich da standen.
Es ist beeindruckend, wie detailliert die Gastfreundschaft des Abraham beschrieben wird: Abraham ist nicht vergrämt.

Er bietet alles auf, was ein großzügiger Gastgeber aufbieten kann.
Darin drückt sich aus, dass er nicht aufgegeben hat, der Verheißung zu trauen. Er vertraut darauf, dass Gott ihm Zukunft geben wird.

Und er wird belohnt: Denn das Versprechen des Herrn, den Abraham bei sich beherbergte, ging in Erfüllung. Sara gebar Isaak, ihren einzigen Sohn.

Liebe Ehepaare, liebe Schwestern und Brüder,
haben sie noch Hoffnungen, die auf Erfüllung warten?
glauben sie noch, dass sie ihr Glück finden können – mit ihrem Partner?
auf dem Weg, den sie einmal eingeschlagen haben?

Diese Geschichte macht Mut, an den Verheißungen und Hoffnungen des Anfangs festzuhalten und ihnen treu zu bleiben – denn darin ist der Weg beschrieben, sein Glück zu finden.

Das wünsche ich ihnen von ganzem Herzen –
Ihnen allen, Schwestern und Brüder, und besonders Ihnen, liebe Ehepaare,
Dass sie auf dem Weg, den sie begonnen haben, ihr Glück finden –  immer wieder neu, indem sie treu an dem festhalten, was am Anfang stand:
Das Versprechen, einander zu lieben, zu achten und zu ehren!

Das ist ohne Zweifel ein großes Glück, einen Menschen an seiner Seite zu wissen,
auf dessen Liebe und Achtung und Anerkennung man zählen kann und dem man gerne und nicht zu sparsam seine Liebe und Achtung und Ehrerbietung zeigt.

Dafür möchte ich nun für sie, liebe Ehejubilare um den Segen Gottes beten.