28.04.2019: 2. Ostersonntag LJ C

Liebe Schwestern und Brüder
Thomas ist der Vertreter derer, die mit eigenen Augen sehen wollen;

Thomas ist auch einer von denen, die es verstanden haben, dass die qualvolle Hinrichtung Jesu als Gotteslästerer und Aufrührer gegen Rom nicht seine Niederlage war. Vielmehr wurde dadurch erst sichtbar, dass Jesus bis zum äußersten geht, um für seine Botschaft des Friedens und der Versöhnung einzustehen.

Thomas kam, in der Gemeinschaft mit den anderen, zum Glauben an Jesus, der von den Wohnungen beim Vater und von der Auferstehung gesprochen hatte. Er sagte zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

Liebe Schwestern und Brüder, oft schon haben wir nachgedacht:
Was bedeutet Auferstehung?
Wie können wir sie richtig verstehen?
Wie können wir vermeiden, dass wir dieses Gottesgeschehen mit einem Geschehen verwechseln, das der irdischen Ordnung angehört?
Was haben die Jünger erlebt? Warum sind ihre Auferstehungszeugnisse so unterschiedlich?

Man muss darüber auch immer wieder nachdenken und es wird wieder geschehen.

Lassen Sie uns heute einmal davon ausgehen, dass wir wie Thomas zu Jesus sagen: „Mein Herr und mein Gott!“

„Jesus, du bist mein Herr und mein Gott!“ das machen wir uns zu Eigen, wenn wir im Credo, im Glaubensbekenntnis sprechen: „Ich glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, unseren Herrn. Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters.“

Es gibt kein Bekenntnis von größerer Bedeutung und Tragweite für sich selbst. Denn mit Gott spreche ich den an, der mich unbedingt angeht, den Höchsten, den Schöpfer des Lebens.

Wenn jemand Gehorsam gebührt, dann allein Gott, denn er schenkte mir das Leben. Nur wenn ich auf Gott höre, nur wenn ich ihn suche, kann ich mich selber finden.

Wenn wir bekennen „Mein Herr und mein Gott!“, dann übereignen wir uns und binden wir uns in einer einmaligen Weise, die nur Gott gegenüber berechtigt ist.

Ein Arbeitsverhältnis ist nur ein Handel: Eine bestimmte Leistung erbringen wir – solange wir wollen – und werden dafür bezahlt. Nur wenn es um die Arbeit geht, kann der Dienstherr über seine Beschäftigten bestimmen.

Eine Freundschaft ist ein großes Geschenk und Freunde sind füreinander da; erst recht Liebespartner: diese Beziehungen umfassen das ganze Leben: Freunde und Liebespartner teilen Freuden und Sorgen, Ängste und Erfolge.

Noch tiefer ab ist die Bindung an Gott: Denn im Gewissen treibt er uns an, wahrhaftige Freunde und in der Liebe treu zu sein.

Mehr noch als Menschen gegenüber, ist all unser Wollen und nicht-Wollen, unser Tun und nicht Tun auf ihn ausgerichtet.
Unser Herr und Gott ‑ der, der uns ergriffen hat und den wir als Gott anerkennen: er hat uns Verstand und Wille, Kraft und Liebe gegeben, damit wir mit diesen, seinen Gaben gut werden und die Erde gut machen.

Nichts können wir aus dieser Verbindung zu Gott herauslassen:
Für das Gute danken wir, das Böse beklagen wir, unsere Fähigkeiten gebrauchen wir – alles tun wir so, dass wir im Einklang mit Gott, mit unserem Herrn leben.

Schwestern und Brüder,
wir dürfen zu Jesus sagen: „mein Herr und mein Gott“.
Wir dürfen uns und unser Leben ihm anvertrauen,
wir dürfen unser ganzes Verhalten nach seinem Vorbild gestalten,
wir dürfen bei allem überlegen und uns fragen: Würde Jesus das gefallen.

Das kostet viel: Selbstüberwindung, Bescheidenheit, Anstrengung,
und es bringt noch mehr: Frieden in uns und untereinander, innere Freiheit, Freude, Segen für unsere Mitmenschen – vor allem aber bringt es uns das Leben und dem Leben immer näher.