14. April 2013: 3. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Es war nicht leicht für die Jüngergemeinde, nach dem Tod Jesu einen neuen Anfang zu finden.

Aber es gab einen neuen Anfang, denn schon sehr bald verstanden die Jünger:
Was mit Jesus geschehen ist, musste geschehen. Es steht im Einklang mit der Heiligen Schrift.
Und in ihrer Gemeinschaft des Brotbrechens wurde ihnen die geradezu sinnliche Erfahrung zuteil, dass Jesus auferstanden ist.

Er ist auferstanden, so wie er es immer gesagt hatte, weil Gott ein Gott der Lebenden ist, weil Gott keinen vergisst, weil Gott keinen Tod kennt und weil für Gott niemand gestorben ist.

Die Jünger waren erfüllt von der neuen Gewissheit und vom gestärkten Glauben an das Evangelium Jesu. In Jerusalem konnten sie nicht bleiben. Deshalb kehrten sie zurück – dorthin, wo Jesus sie gerufen hatte – dorthin, wo sie gelebt hatten – oder wie es sich sonst ergab und – und verkündeten das Evangelium vom Reich Gottes, vom himmlischen Vater, von der Auferstehung.

Der eine war nach Süden gegangen, der andere nach Norden.
Die eine Gemeinde berief sich auf Petrus, die andere auf Johannes.
Die Erinnerungen und die Weise der Verkündigung und des Glaubens unterschieden sich in den verschiedenen Gemeinden.

Es gab große Unterschiede: man vergleiche nur einmal das Markus mit dem Johannesevangelium. Wessen Überlieferung ist die bessere?

Die Gemeinden des Johannes waren überzeugt, dass sie Jesus besser und tiefer verstanden hatten als die Gemeinden des Petrus.
Die Gemeinden, die sich auf Petrus beriefen, reklamierten wiederum, dass doch dem Petrus die Verantwortung für das ganze aufgetragen worden sei.

So liest man in den Evangelien:
Der Jünger, den Jesus liebte, der Verfasser des Johannesevangeliums,
er hat früher an die Auferstehung geglaubt, er war schneller, er lag an der Seite Jesu im Abendmahlssaal, er erkannte Jesus und musste es Petrus erst sagen.

Der Jünger, den Jesus liebte – er hat Jesus besser verstanden und er wurde von Jesus geliebt.

Simon, der Sohn des Johannes, aber – auch das steht in den Evangelien ‑
wird von Jesus als Fels benannt, auf dem die Kirche erbaut wird, ihm werden die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut, er soll seine Brüder stärken. Zu ihm sagt Jesus: „Weide meine Schafe!“

So also haben sich die beiden Strömungen unter den Jesusgemeinden verständigt: man hat das besonders innige Verständnis Jesu der einen und die Gesamtverantwortung der anderen gegenseitig anerkannt.
Beides gehört zur Kirche – beides macht Kirche aus – beides braucht die Kirche und braucht sich gegenseitig!

Schwestern und Brüder,
als alle am Ufer waren, lud Jesus sie ein und gab ihnen Fisch und Brot! Die Kirche – das wird mir dadurch deutlich – lebt von Jesus Christus, der so wie er es immer gesagt hat, zu seinem Vater im Himmel zurückgekehrt ist – und allen, die ihm folgen, die Tür zum Leben geöffnet hat.

Schwestern und Brüder,
unsere Art Kirche zu sein ist sehr stark auf Petrus ausgerichtet. Es geht um Einheit, um Struktur, um Organisation und Programm.

Es wäre gut, wenn wir johanneischer würden:
Wir sollten versuchen, Jesus tiefer zu verstehen, in sein Geheimnis einzudringen und den Geist der Kindschaft noch tiefer in uns aufzunehmen, damit all unsere Aktivitäten wirklich bei Jesus ihren Anfang nehmen.

Wenn die Kirche sich selbst verkündigt, dann werden ihre Netze leer bleiben. Wenn in den Christen die Freiheit spürbar wird und der Frieden, die von Christus kommen, wenn wir ihn zu den Menschen bringen, dann werden die Netze voll sein.

7. April 2013: 2. Ostersonntag

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Liebe Schwestern und Brüder!
Was die Apostelgeschichte da schildert, kann ich mir real nicht so recht vorstellen: Wie bei einer Wallfahrt zogen die Leute mit ihren Kranken nach Jerusalem, damit der Schatten von Petrus auf die Kranken fiel. – Und alle(!) wurden geheilt!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Verfasser mir diese Information geben will – gerade weil er so unglaublich übertreibt.

Was aber will der Verfasser der Apostelgeschichte mir als Leser mitteilen?

Als Lukas die Apostelgeschichte verfasste, waren die Apostel, die ersten Zeugen des Auferstandenen, schon lange tot. Lukas schaut also aus einem Abstand von vielleicht 50 Jahren auf die Urgemeinde der Christen und ihre Entwicklung zurück: Als er schreibt, gibt es schon viele Gemeinden an verschiedenen Orten. Die Christen waren schon aus der Synagoge ausgeschlossen worden.

In seinem Evangelium verkündet Lukas, dass Jesus der Immanuel ist, den Gott gesandt hat, um den Armen eine frohe Botschaft zu bringen.
Er verkündet Jesus als Messias und Christus, der sein Leben für seine Freunde und für alle hingibt

In der Apostelgeschichte verkündet Lukas, wie die Christen, die Kirche, den Auftrag Jesu weiterführt, den Jesus seinen Jüngern gegeben hatte.
Dabei fällt es mir schwer, zu unterscheiden, wo die Erinnerung an reale Begebenheiten endet und wo die bilderreiche Verkündigung anfängt.
Lukas erzählt ja grundsätzlich anschauliche Geschichten, mit einer spannenden Handlung, die geradezu zum Nachspielen reizt.

Was nehme ich also mit?

Für Lukas, den Arzt, ist es wichtig zu erklären:
Gott setzt durch die Apostel das Werk Jesu Christi fort. So wie Jesus die Menschen von allen(!) Krankheiten heilte, so auch die Apostel.
Die Jünger verkündeten Christus durch ihre Einmütigkeit und es zeigte sich, dass der Glaube an den Herrn die Menschen heilte – was immer auch ihre Krankheit war.
So kamen immer mehr Menschen zum Glauben an Christus den Herrn!

Zu diesen vielen Menschen gehören auch wir. Durch das Zeugnis der Apostel glauben wir an Christus den Herrn, obwohl wir ihn selbst nicht sehen, obwohl er uns nicht erschienen ist.
Wir glauben so, wie das Johannesevangelium sagt: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig, die nicht sehen und doch glauben!“

Ich verstehe das gar nicht so sehr als Tadel an Thomas. Sondern diese Geschichte zeigt mir: Ich, der ich glaube, ohne zu sehen, kann mich auf das Zeugnis der Apostel stützen, die Jesus den Auferstanden gesehen haben, denen er erschienen ist. Das Zeugnis der Apostel ist das Fundament meines Glaubens.

Liebe Christen, wir sehen Jesus nicht, doch die sieben Sakramente sind Zeichen, in denen er uns nahe bleibt. Wir sind Kinder Gottes wie er; sein Geist ist in uns; für uns hat er sein Leben gegeben; er vergibt immer wieder; er schenkt uns seine treue Liebe; er schenkt uns sein Heil und seine Botschaft vom Reich Gottes wird uns verkündet. –

Wir sind also reich beschenkt, deshalb werden wir zu recht seliggepriesen: Der Glaube an Jesus erleuchtet unser Leben, er gibt uns Halt und Geborgenheit, Stärke und Mut.

Doch all das ist nicht unser Besitz. Es ist uns nicht gegeben, damit wir den Segen festhalten wie einen Raub. Was uns gegeben ist, wird erst richtig unser Segen, wenn wir die Liebe teilen, die uns Christus geschenkt hat:

Wenn wir – so wie Lukas es darstellt – einmütig zusammenstehen und die Botschaft des Lebens und der Versöhnung vor allem den Kranken bringen und denen, die sich vom Leben abgeschnitten fühlen – dann merkt man, dass unser Glauben Kraft hat und nicht nur aus schönen Gedanken besteht.

Ob sie wirklich in Scharen gekommen sind?
Jedenfalls kommen sie bis heute und es sind mehr als 2 Milliarden, die an Christus glauben – gestützt auf das Glaubenszeugnis der Apostel.