Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Wir sind überzeugt vom Grundsatz der Toleranz: „Jeder möge nach seiner Facon selig werden!“ sagte Friedrich II. von Preußen – und so denken wir heute.
Es ist geradezu ein Tabu, anderen seine eigene Meinung aufdrängen zu wollen.
Das Mt.Evangelium aber schließt mit den Worten: „Geht zu allen Völkern. Macht sie zu meinen Jüngern und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe und tauft sie …“
Dürfen wir diesen Missionsauftrag ernst nehmen, oder müssen wir uns ihm verweigern?
Was bedeutet Mission? Wie können wir in unserer Zeit, in der Toleranz und Freiheit so große Werte sind, Mission verstehen und leben?
Zunächst haben wir Christen durchaus das Recht und die Pflicht vor unserem Gewissen, unseren Glauben an Christus zu bekennen und zu bezeugen. Auch das Christentum ist eine religiöse Überzeugung.
Und wie jede Religion und Überzeugung haben wir den inneren Drang, die Hoffnung, die Freude, die Wahrheit mit anderen zu teilen!
Der Glaube an Gott wirkt stark in das Leben des Glaubenden und in das Leben der Gesellschaft hinein:
Der Glaube an Gott, den Ursprung und die Quelle des Lebens, bringt unmittelbar die Einsicht, dass es Werte und Gebote gibt, die für jeden Menschen gelten – über die sich kein Mensch stellen darf.Der Glauben an Gott gibt dem Leben eine Perspektive, dass nicht das Materielle entscheidend ist und zählt, sondern dass Mitmenschlichkeit das wichtigste ist.
Der Glaube an Jesus Christus befreit den Gottesglauben von der Gefahr in als Werkzeug der eigenen Macht zu missbrauchen:
Gott sagt Ja zum Menschen – auch wenn er ein Sünder ist!
Und jeder Mensch kann sich – in der Nachfolge Jesu – als Kind Gottes erfahren und hat Zugang zum himmlischen Vater.
Wenn wir Christen Menschen begegnen, dann sind wir überzeugt, dass Gott bei ihnen ist und dass Gott ihnen nahe ist.
Wir dürfen Gott sozusagen entdecken – gerade auch bei den Menschen, die einer anderen Religion angehören oder die gar nicht an Gott glauben.
Für uns Christen gibt es keine „gott-losen“ Menschen.
Genau das aber ist es, was wir in der Nachfolge Jesu zu verkünden haben: dass Gott der himmlische Vater aller Menschen ist und dass sein Reich allen Menschen offen steht, dass jeder Mensch Gottes Kind ist!
Dass Gott dem Menschen treu ist und ihm Anteil gibt an seiner Ewigkeit.
Dass Gott Gerechtigkeit will und Frieden und Freiheit für alle,
Dass Hunger und Armut Übel sind, die bekämpft werden müssen,
ebenso wie Verachtung und Feindschaft zwischen den Menschen.
Wer dies glaubt und lernt Gott zu vertrauen als seinem himmlischen Vater, der ist ein Jünger Jesu geworden und kann beginnen, seine Gebote zu befolgen: Liebe Gott und den Nächsten!
Von Anfang an machten die Christen die Erfahrung, dass ihre Mitmenschen diesen Glauben nicht annehmen und nicht tolerieren konnten.
Es ist dann nicht nur unmöglich, andere zu Jüngern Jesu zu machen – sondern der Glaube an Jesus wird zur Gefahr für das eigene Leben:
Christen wurden verfolgt und werden verfolgt – bis auf den heutigen Tag.
Und leider sind auch Christen der Versuchung erlegen, andere wegen ihres anderen oder falschen Glaubens zu verfolgen.
In solchen Zeiten geben Christen Zeugnis durch die Unbeirrbarkeit ihres Glaubens: Der Blick auf die Kreuzigung und Auferstehung Jesu gab und gibt ihnen dazu Kraft und Mut.
Auch wir leben heute in einer schwierigen Situation:
Viele Menschen leben ohne Gott und Kirche – und sie leben nicht schlechter als wir. Manchmal werden wir lächerlich gemacht, manchmal machen wir als Kirche uns selbst lächerlich.
Umso mehr sollten wir uns bemühen, dass wir leben was wir glauben:
Dass jeder Mensch von Gott geliebt ist, dass Gott Gerechtigkeit will und Barmherzigkeit.