15.09.2019: 24. Sonntag im Jahreskreis LJ C

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Vielleicht erinnern sie sich noch an die schweren Sätze am letzten Sonntag: Jesus mehr lieben als seine Liebsten; sein Kreuz tragen;
die Entscheidung für Jesus genau überlegen, denn sie fordert einem alles ab.

Tatsächlich ist das Gleichnis vom Wiederfinden der unmittelbare Anschluss. Die Leseordnung lässt in diesem Fall keine Lücke.

Zuerst diese erschreckenden Zumutungen und nun wieder diese Freundlichkeit und Güte, dieses Werben für Verzeihung.

Es ist eine große Spannung die das Lukasevangelium aufbaut in der Überlieferung von Jesus.

Die Gleichnisgeschichten erklären sich von selbst. Ich möchte deshalb nur auf die Eckpunkte hinweisen, denn die finden – das lehrt mich die Erfahrung – kaum Beachtung, weil die beiden Gleichnisgeschichten vom Wiederfinden der Drachme und des Schafs so plastisch sind:

Die Zöllner und Sünder kommen und wollen Jesus hören! – Sie waren scheinbar nicht abgeschreckt von seinen Worten. Vielmehr merkten sie, dass sie bei ihm nicht abgeschrieben waren. Sie spürten, dass Jesus sie ernst nahm und sie nicht verachtete.

Dass Jesus diese Leute aufnahm, dass er mit ihnen Tischgemeinschaft hatte – das wiederum provozierte die Schriftgelehrten und die gesetzestreuen Pharisäer.

Sie können sich selbst Beispiele aus unserer Zeit für einen solchen Tabubruch ausdenken:

Jesus wird also angegriffen. Ich stelle mir vor, wie sich die anständigen und gewissenhaften Juden ärgern: So einer will Rabbi sein. SO einer traut sich sagen: Im Himmel ist es so! Da erzählt Jesus diese beiden Gleichnisse. Ich staune, wie freundlich, wie einfühlsam Jesus versucht, denen, die über ihn schimpfen, sein Verhalten verständlich zu machen – mit Beispielen, die jedem geläufig und eingängig sind. Er will sie auf seine Seite ziehen.

Beide Geschichten münden in dem Lehrsatz:
Im Himmel – also bei Gott – ist mehr Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben.

Was sagen sie dazu, liebe Schwestern und Brüder?
Ist das vielleicht zu viel Aufhebens um einen Menschen, der lange Zeit sich verfehlt hat und nun endlich von seinen Verfehlungen ablässt?

Sollte man sich nicht vielmehr über die freuen, die Zeit Lebens versuchen es gut zu machen?

Liebe Schwestern und Brüder, es ist eine ernste Frage, wie jeder das sehen kann und sehen will.

Jesus jedenfalls charakterisiert den Himmel, die Engel Gottes, Gott selbst so, dass seine Freude über einen Menschen, der zu ihm findet größer ist als über die, die nie verloren waren.

Die Sicht Jesu ist sehr optimistisch:
Manchmal denken Menschen pessimistisch:
Es hilft nichts mehr, ich habe keine Chance mehr, das gut zu machen.
Manchmal geben sich Menschen auf und werden aufgegeben.

Jesus sagt: das muss nicht so sein:
Niemand muss sich aufgeben und niemand muss einen anderen aufgeben.

Es liegt viel Trost darin, zu wissen, zu glauben, dass es die Möglichkeit gibt, ein guter Mensch zu sein – was immer auch früher gewesen war.

Das gibt jedem Mut und Hoffnung, der ständig versucht,
seinen Mangel an Liebe zu verringern;
seinen Überschuss an Wut und Zorn,
an Enttäuschung und Mutlosigkeit zu überwinden.

Umso mehr ich mir bewusst bin, dass ich auch ein Sünder bin,
weit entfernt, Gottes Liebe auszustrahlen,
umso mehr kann ich daraus Hoffnung schöpfen.

10.12.2017: 2. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Markusevangelium ist das ursprünglichste. Es hat zum ersten Mal den Versuch unternommen, eine Erzählung von Jesus zu formen: wie er begonnen hat, was er getan, was sein Botschaft war, wie man auf ihn reagiert hat und wie er geendet hat.

Es ist keine Biografie, keine Chronik, aber das Evangelium erzählt ein Nacheinander der Ereignisse im Leben Jesu.
Es schildert seinen Weg: von Galiläa nach Jerusalem.

Von der Kindheit Jesu überliefert das Markusevanglium nichts. Es weiß nichts von einem Engelsbesuch bei seiner Mutter.

Die Sache mit Jesus begann – so Markus ‑, als Johannes, der Täufer auftrat und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich. Er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Im nächsten Satz bereits wird berichtet, dass sich Jesus von Johannes im Jordan taufen ließ – ebenso wie alle anderen Menschen, die zu Johannes gekommen waren.

Wir sollten daran denken, wenn wir an Weihnachten die Geburtsgeschich­ten von Matthäus und Lukas hören. Denn es hilft uns, sie besser zu verstehen – sie verkündigen Jesus als Sohn Gottes – ebenso wie Markus, der beginnt: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“

Alle Evangelien berichten aber, dass Johannes Jesus getauft hat.
Jedes Evangelium schildert ihn und sein Wirken: Den Umkehrruf, sein beeindruckendes Auftreten in Kamelhaar und seine karge Lebensweise.
Offenbar kann man die Jesusgeschichte nicht erzählen, ohne von Johannes auszugehen!

Die Jünger Jesu werden sich immer an ihn erinnern – ohne ihn wären sie nicht auf Jesus gestoßen. Ohne Johannes hätte Jesus kein Gehör gefunden. Er hat das Feld bereitet.

Johannes hat Jesus ankündigt. Er sagt: Er ist größer als ich.
Er tauft mit dem Heiligen Geist!

Wir – heute – sollten deshalb Johannes nicht als Vergangenheit abtun. Damit wir bereit sind für Jesus und seine Botschaft, sollten wir auf ihn hören.

Damit wir bereit sind für „die Taufe mit dem Heiligen Geist“.
Damit der Heilige Geist in uns stark werden kann, müssen auch wir uns von Johannes „taufen“ lassen: wir sollten unsere Sünden bekennen
und uns reinigen lassen, damit wir bereit sind für Jesus und sein Evangelium.

Das ist keine Handlung, die wir einmal tun, und dann ist es geschehen:
Das ist eine innere Angelegenheit, die wir immer wieder nötig haben:

Täuschen wir uns nichts über uns selbst:

  • Die Selbstliebe ist oft größer als die Nächstenliebe.
  • Wir urteilen statt zu verstehen.
  • Wir schließen andere aus unserem Leben aus – statt uns zu öffnen.
  • Wir behalten das unsere, statt zu teilen.
  • Wir verbiegen die Wahrheit – statt authentisch zu sein.
  • Wir sind blind und taub für die Not der Mitmenschen und
  • wir sind stumm und gelähmt, wenn es darauf ankäme, das Rechte zu sagen und zu tun.

Gehen wir zu Johannes: Bekennen wir uns zu unseren Sünden,
zu unserer Lieblosigkeit und Oberflächlichkeit,
damit wir Vergebung erfahren.

Damit wir bereits sind für die Taufe mit dem Heiligen Geist.

Bußgottesdienst im Advent 2014: Versöhnung finden

ERÖFFNUNG

Zur Eröffnung:  Macht weit die Pforten in der Welt        GL 360,1

Einführung:  Schwestern und Brüder!
Vielleicht haben Sie auch Schwierigkeiten mit dem Wort Buße?
Buße tun – das hört sich nach etwas Schlimmen an, das ich auf mich nehmen muss, um eine Schuld abzubüßen.
Darum geht es nicht. Buße ist eine tägliche Übung, in der wir versuchen uns beständig auf den Willen Gottes auszurichten.
Etwa wie ein Radfahrer, der durch kleine Gewichtsverlagerungen und Ausgleichsbewegungen dafür sorgt, dass er das Gleichgewicht behält und in der richtigen Richtung bleibt.

Heute Abend geht es auch um Versöhnung:
Um Versöhnung mit meinem Leben; um Versöhnung mit mir selbst; um Versöhnung mit den Mitmenschen und um Versöhnung mit Gott.

GEBET
Hilf uns, Gott, dass wir in diesen Tagen
die Ankunft deines Sohnes voll Freude erwarten.
Nimm alle Trägheit von uns
und mache uns bereit, zu wachen und zu beten,
damit uns Christus nicht schlafend findet,
wenn er kommt und anklopft.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Besinnung

Hinführung:
Ich lade sie ein unter drei verschiedenen Richtungen auf das eigene Leben zu schauen. Nach einem kurzen Impuls haben wir jeweils 3 Minuten Zeit zum Nachdenken im Gebet:
Das, was uns persönlich bewegt und beschäftigt hat, bringen wir dann im gemeinsamen Psalmgebet vor Gott.

  1. Was mich bedrückt und mir Kummer macht

Schauen wir auf unser eigenes Leben, auf uns selbst – als Person:
Es gibt vieles, was gut ist bei jedem von uns.
Worüber wir froh sind, dass es so ist:
Das sollte bitte nicht anders sein: ob es ein geregelter Tagesablauf ist oder die gesicherten Lebensverhältnisse.

Aber es gibt auch manches, was einem bekümmern kann:
Krankheit, die Krankheit eines lieben Menschen;
die nachlassenden Kräfte; Sorgen um die Altersversorgung;
Ein Übermaß an täglichen Aufgaben.

Machen wir uns bewusst:
Was ist gut in meinem Leben? Was tut mir gut?
Was macht mir Sorgen? Was bekümmert mich?
Was tut mir Weh oder was macht mir Angst?

Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel

Auch wenn wir viel Gutes erleben.  Manches bedrängt uns, macht uns unruhig, wir haben Angst.
Unsere Not dürfen wir vor Gott bringen und mit dem Psalm 71 beten:

Psalm 71 Gott, die Zuflucht bis ins Alter

V: Herr, ich suche Zuflucht bei dir. * Lass mich doch niemals scheitern!

A: Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit, * wende dein Ohr mir zu und hilf mir!

V: Sei mir ein sicherer Hort, * zu dem ich allzeit kommen darf.

A: Du hast mir versprochen zu helfen; * denn du bist mein Fels und meine Burg.

V: Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, * meine Hoffnung von Jugend auf.

A: Für viele bin ich wie ein Gezeichneter, * du aber bist meine starke Zuflucht.

V: Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, * verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.

A:Manche reden schon über mich. / Sie sagen: „Ach dem geht es schlecht. * Dem kann niemand mehr helfen.“

V: Gott, bleib doch nicht fern von mir! * Mein Gott, eil mir zu Hilfe!

A: Auch wenn ich alt und grau bin, * o Gott, verlass mich nicht,

V: damit ich der Nachwelt verkünde, * mit welcher Kraft du mich gerettet hast.

A: Mein Gott, Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. * Belebe mich neu, / führe mich herauf aus den Tiefen der Erde!

V: Bring mich wieder zu Ehren! * Du wirst mich wiederum trösten.

A: Ich will deine Treue preisen; *mein Gott, du Heiliger Israels,

V: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist

A: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen

Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,1+2

  1. Wer mir Kummer bereitet und über wen ich zornig bin.

Zum Glück gibt es Menschen um uns herum, die uns achten und mögen und die gut mit uns sind.
Wir dürfen Anerkennung Erfahren
und oftmals die Hilfe einer guten Seele.
Wir freuen uns über Gemeinschaft und Zuwendung.

Doch es gibt auch schlechte Erfahrungen mit anderen:
Angehörige lassen den Kontakt zueinander abreißen.
Jemand zeigt uns die kalte Schulter.
Wir werden allein gelassen und keiner ist da, der hilft.
Manchmal erleben wir auch Feindschaft
und es fügt uns jemand tatsächlich Schaden zu.
Es gibt böse Worte, die die Ehre kränken
und Verachtung zum Ausdruck bringen.

Wagen wir es, auch diese Erfahrungen anzuschauen:

Welche Menschen machen mir Freude.
Mit wem bin ich gerne zusammen.
Wer ist für mich da und hilft mir?

Wer hat mich verletzt?
Wer hat mich traurig gemacht oder zornig?
Wer hat mir Schaden zugefügt – vielleicht sogar mit Absicht?
Wer macht mir das Leben schwer?

Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel

Auch wenn es nicht viele sind, so gibt es doch die Menschen, die uns nicht gut sind, die es nicht gut mit uns meinen, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen. In unserer Not beten wir mit dem Psalm 17.

Ps 17 Gebet in der Verfolgung

V: Herr, ich suche Gerechtigkeit, * achte auf mein Flehen, ich lüge nicht!

A: Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; *  denn deine Augen sehen, was recht ist.

V: Du kennst meine Gedanken. * Heute Nacht wirst du kommen,

A: du wirst mein Innerstes durchforschen * und nichts finden, was du tadeln müsstest.

V: Ich befolge deine Gebote * ich weiche nicht davon ab.

A: Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. * Habe ein offenes Ohr für mich, höre auf meine Worte!

V: Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, * birg mich im Schatten deiner Flügel

A: vor den Frevlern, die mich hart bedrängen, * vor den Feinden, die mich wütend umringen.

V: Sie haben ihr hartes Herz verschlossen, * sie lauern mir auf, sie haben gegen mich Böses im Sinn.

A: Rette mich, Herr, mit deiner Hand vor diesen Leuten, * vor denen, die im Leben schon alles haben.

V: Du füllst ihren Leib mit Gütern, / auch ihre Kinder werden satt * und sogar ihre Enkel beerben sie.

A: Ich aber will keine Schuld auf mich laden. / Vielmehr sehne ich mich danach, * dass ich dein Angesicht schaue,

V: Wenn ich wach werde, * will ich mich satt sehen an Dir.

A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist

V: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen

Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,3+4

  1. Wie ich es an Liebe fehlen lasse

Im Alltag versuchen wir nach unserem Gewissen zu handeln: Wir machen unsere Arbeit, wir gehen zur Kirche und beten zu Gott. Wir versuchen hilfsbereit zu sein und Verständnis zu haben.
Wir sind auch nicht geizig, sondern spenden, wie es uns richtig erscheint.
Wir wollen in Frieden leben und gut miteinander auskommen.

Doch nicht immer gelingt es uns.
Wir halten manchmal unsere Zunge nicht im Zaun.
Leicht finden wir Ausreden, dass wir nicht helfen müssen.
Wir wollen unsere Wünsche erfüllen  und sind blind für das, was andere wollen.
Wir urteilen über andere und erzählen von ihren Fehlern.
Wir könnten vielleicht noch großzügiger Spenden.
Gerne sehen wir unsere Vorurteile bestätigt.
Es kann sein, dass wir etwas sagten oder taten und deshalb jetzt noch ein schlechtes Gewissen haben.

Fassen wir Mut und sind wir ehrlich gegen uns selbst. Denken wir über uns nach:

Wer hat Grund, über mich verärgert zu sein und warum?
Wann war ich egoistisch?
Habe ich jemand Schaden zugefügt oder jemanden gekränkt?
Habe ich ein Versprechen gebrochen?
Was muss ich mir vorwerfen?

Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel

Es ist eine echte Not, wenn wir merken, dass wir selbst lieblos oder ungerecht oder teilnahmslos waren. Bringen wir auch diese Not vor Gott mit dem Psalm 51

Psalm 51 Ein Lied Davids.

V: Gott, du bist reich an Liebe und Güte; / darum erbarme dich über mich, * vergib mir meine Verfehlungen!

A: Nimm meine ganze Schuld von mir, *  wasche mich rein von meiner Sünde!

V: Ich weiß, ich habe Unrecht getan, * meine Fehler stehen mir immer vor Augen.

A: Nicht nur an Menschen bin ich schuldig geworden, * gegen dich selbst habe ich gesündigt;

V: ich habe getan, was du verabscheust. / Darum bist du im Recht, wenn du mich schuldig sprichst; * deinen Richterspruch kann niemand tadeln.

A: Ich bin verstrickt in Verfehlung und Schuld * seit meine Mutter mich empfangen und geboren hat.

V: Das war mir verborgen; du hast es mir gezeigt. * Dir gefällt es, wenn jemand die Wahrheit erkennt.

A: Nimm meine Schuld von mir, dann werde ich rein! * Wasche mich, dann werde ich weiß wie Schnee!

V: Lass mich wieder Freude erleben und mit deiner Gemeinde jubeln. * Du hast mich völlig zerschlagen; richte mich doch wieder auf!

A: Sieh nicht auf meine Verfehlungen, * tilge meine ganze Schuld!

V: Gott, schaffe mich neu: / Gib mir ein Herz, das dir völlig gehört, * und einen Geist, der beständig zu dir hält.

A: Vertreibe mich nicht aus deiner Nähe, * entzieh mir nicht deinen Heiligen Geist!

V: Mach mich doch wieder froh durch deine Hilfe * und gib mir ein gehorsames Herz!

A: Gott, du bist mein Retter! Ich habe den Tod verdient, *  aber verschone mich! Dann werde ich laut deine Treue preisen.

V: Herr, nimm die Schuld von mir und löse mir die Zunge, * dann kann ich deine Güte vor allen rühmen.

A: Du willst kein Bußübungen, die doch nur dafür gedacht sind, * vor den Menschen wieder Ehre zu erlangen.

V: Aber wenn ein Mensch dir Herz und Geist hingibt, * wenn er sich dir nicht mehr verschließt, dann weist du ihn nicht zurück.

A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist

V: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen

Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,5+6

Evangelium: Die Heilung eines Gelähmten Lk 5,17 -26

Ansprache: Liebe Schwestern Liebe Brüder,
ein Politiker wurde zum Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten Albrecht befragt und dabei auf dessen Entscheidung für Gorleben als atomares Endlager angesprochen. Der SPD Mann sprach ins Mikrofon: „Auch solche Fehlentscheidungen gehören zum erfüllten Leben eines Politikers.“

Er hatte ein erfülltes Leben – das ist ungefähr das Beste, was man über einen Menschen sagen kann. Was ist ungefähr damit gemeint?

Erfüllt hat gelebt, wer in seinem Leben etwas hatte, wofür er lebte und was ihn ausfüllte. Erfüllt war das Leben eines Menschen, der im Großen und Ganzen im Einklang mit sich selbst leben konnte. –
Ein Leben im Einklang mit uns selbst – das wünschen wir uns – Frieden.

Kummer und Schmerz, Hilflosigkeit und Schwäche sind dafür eine arge Herausforderung: Wir klagen darüber und können uns nicht damit abfinden: wir finden es ungerecht. Wir sind in Gefahr, verbittert zu werden und unser eigenes Leben nicht akzeptieren zu können.
Wir liegen im Streit mit uns und unserem Leben.

Jesus reicht uns die Hand: Er hat sich besonders der Kranken angenommen. Viele hat er geheilt – wie diesen Gelähmten.

Jesus selbst hat die Schmerzen seiner Folter ertragen und am Ende seiner Qual gebetet: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.Von ihm können wir lernen, dass wir Gott vertrauen können –auch in der Krankheit ist ER uns nahe. Gott ist auch dann der Ursprung unseres Lebens und unser Ziel. Jesus gibt uns die Zuversicht, dass Gott uns Heil schenken wird wenn wir zu ihm kommen.

So können wir uns mit unserer Lebensgeschichte versöhnen: Wir können unser ganzes Leben annehmen – mit all seinen Beschwerlichkeiten – weil auch Gott uns annimmt und mit seiner Liebe bei uns bleibt.
So finden wir auch die Kraft, um die Gesundheit zu kämpfen und aus jeder Situation das Beste zu machen.

Im Einklang mit uns selbst zu bleiben, wird besonders schwer, wenn uns ein Unrecht geschieht: Es stellen sich Gefühle ein von Niedergeschlagen­heit, Demütigung, Schwäche, Zorn, Wut und Hass und auch Rachegelüste.
Wie können wir da wieder Frieden finden?

Es mag gehen, wenn der der uns Unrecht tat, sein Unrecht anerkennt und die Verantwortung auf sich nimmt. Wenn er um Vergebung bittet.

Aber wenn nicht?
Wenn Versöhnung und Annäherung unmöglich erscheinen?
So wie es bei Jesus war, der dem Hass seiner Feinde zum Opfer fiel?

Jesus hoffte, dass Gott Gerechtigkeit schafft. Vor Gott ist das Unrecht offenbar, vor Gott kann niemand etwas leugnen. Gott steht auf der Seite der Opfer und setzt sie wieder ein in ihrer Ehre, ihrer Unversehrtheit.

So wird bei Gott Versöhnung möglich: Wenn wir wiederhergestellt sind, können wir denen vergeben, die uns Unrecht taten. Dann können wir Wut und Rache hinter uns lassen. Im Blick auf die Versöhnung bei Gott können wir uns bereits jetzt nach Versöhnung sehnen und danach, dass wir nie­mandem Böses wünschen – auch denen nicht, die uns Böses getan haben.

Wir selbst haben viele verschiedene Wege, um unsere Augen davor zu verschließen, dass wir selbst Unrecht tun: Wir sagen: „Es ging nicht anders“ oder „Sie ist selbst schuld.“ Wir entschuldigen uns mit Missver­ständnissen; wir sagen, dass wir an diesem Tag überfordert waren …

Doch wissen wir genau: Ich will das Gute und tue es nicht.
Ich will den Frieden und kämpfe doch mit Worten und Winkelzügen.
Ich habe Unrecht getan. Diese Erkenntnis kann uns für lange Zeit den Frieden rauben. Wir stehen nicht im Einklang mit uns selbst.

Das verursacht schlimme Gefühle: man verachtet sich selbst, hat Angst vor dem, was die anderen sagen, bedauert es vielleicht ein Leben lang. Wir müssen erkennen, dass wir auf Vergebung angewiesen sind.

Jesus hat eine tröstende: Umkehr ist möglich. Gott vergibt. Gott kann auch das wieder gut machen, was wir verschuldet haben.

Das verleiht Mut und Kraft, um Verzeihung zu bitten
das gibt uns Mut und Kraft, uns selbst wieder anzunehmen.

Buße und Versöhung

Schuldbekenntnis – Vergebungsbitte

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus schenkt uns Versöhnung und Frieden durch seine Leben, durch sein Vorbild, und ja, besonders durch sein Sterben und Auferstehn.
Gott will unser Heil. Er will, dass wir im Einklang stehen, mit ihm, mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen.
Deshalb wollen wir Gott und einander unsere Schuld bekennen und miteinander und füreinander um Vergebung bitten.

Wir sprechen das Schuldbekenntnis:

Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. – A: Amen.

Lied:  Singet Lob unserm Gott GL 829,1-3

VATERUNSER — FRIEDENSGRUSS

Durch Jesus haben wir jene Freiheit erlangt, in der auch wir Gott unseren Vater nennen dürfen. So wollen wir nun beten:

A: Vater unser im Himmel …

ABSCHLUSS

Gebet
Himmlischer Vater,  wir danken dir, dass du ja zu uns sagst.
Du bist eins mit deinem Sohn  und mit dem Heiligen Geist.
Eins im Wollen, eins in der Liebe, eins im Vollbringen.
Hilf uns, dir immer ähnlicher zu werden, und in Einheit zu leben.
Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Amen

SEGEN

Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt;
Er segne und heilige euch durch das Licht seiner Gnade.

Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. –
A: Amen.

16. Juni 2013: 11. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten:  Schott

Liebe Schwestern und Brüder!

Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? fragen sich die Gäste des Pharisäers Simon.

„Wer ist das?“ diese Frage und ihre Antwort ist entscheidend, damit wir diese Geschichte des Lukasevangeliums verstehen.

Noch etwas ist wichtig und darf nicht übergangen werden:

Das Gleichnis von den beiden Schuldnern steht in der Mitte dieses Evangeliums. Simon zieht die Schlussfolgerung:
Der, dem die größere Schuld vergeben wurde, wird den Geldverleiher mehr lieben!
Dann vergleicht Jesus das Verhalten des Simon mit dem der Frau und zieht den Schluss: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat:

Wie nun: Zeigt der Sünder Liebe, weil ihm vergeben wurde?
Oder wird dem Sünder vergeben, weil er viel Liebe zeigt?

Vor allem aber kommt es als drittes darauf an:
Was hat diese Geschichte mit uns zu tun? Hier und Heute?
Mit uns, die wir schon lange an die Versöhnung und Vergebung durch Christus glauben?

Diese Geschichte stellt uns also vor drei Fragen – fangen wir an!

Zuerst fällt mir auf, wie sehr sich das Verhalten des Simon und der Sünderin zu Jesus unterscheiden:

Simon ist kühl und reserviert – er lässt es an den üblichen Höflichkeiten fehlen.
Auch die namenlose Sünderin hält sich nicht an die Gepflogenheiten:
Doch sie schießt über das übliche Maß hinaus und sprengt als Sünderin jeden Rahmen – so wie Jesus, der sich das gefallen lässt!

Das wird auch vom Evangelisten herausgestellt:
Jesus vergleicht in drei Punkten das Verhalten des Simon und der Sünderin.

Simon gab Jeus kein Wasser zum Waschen der Füße –  die Frau hat ihre Tränen über seinen Füßen vergossen.
Simon hat Jesus den üblichen Begrüßungskuss vorenthalten ‑ die Sünderin hat ihm die Füße geküsst.
Simon hat Jesus das Haar nicht mit Öl gesalbt – sie hat Jesus mit wohlriechenden Öl die Füße gesalbt.

Eines ist offensichtlich: Die Frau ist Jesus näher als der Pharisäer!
Die Sünderin ist voll Liebe zu Jesus,
Der Gesetzestreue hingegen prüft Jesus und schätzt ihn ab – er ist ihm fern.

An dieser Stelle ist entscheidend, dass ich mir vor Augen halte, wer Jesus ist: Ich glaube, dass er von Gott kommt, um Versöhnung zu bringen,
um das Reich Gottes zu begründen, das jedem offen steht.

Wenn ich – wie die Sünderin – Jesus nahe komme, bin ich dem nahe, der mich mit Gott versöhnt, der Frieden bringt.

So wird mir nun klar, was diese Geschichte mit mir zu tun hat – hier und heute:

Ich möchte – wie die Sünderin – Jesus meine Liebe zeigen, meine Zuneigung, meine Dankbarkeit,
weil er mich nicht verurteilt, weil er mir den Frieden Gottes bringt!

Nehmen Sie das doch mit aus dieser Sonntagsmesse:

Wie kann ich Jesus meine Liebe zeigen und ihm nahe sein  – nach dem Vorbild der Sünderin? In dem Maße wird auch Friede in mir sein.

10. März 2012: 4. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

„Jetzt müssen wir uns freuen und ein Fest feiern!“ –
Die Geschichte vom barmherzigen Vater ist so anschaulich erzählt, dass ich die Personen direkt vor meinem Auge sehe. Die Handlung ist so klar, als ob ein Erlebnis geschildert würde!

Fragen wir uns: Wer bin ich in dieser Geschichte? Wo stehe ich in dieser Geschichte? Es gibt viele Möglichkeiten:
Sie können sich in einem der beiden Söhne erkennen; Oder nehmen sie lieber die Rolle des Vaters ein?
Es gäbe aber auch noch die Nachbarn – oder die falschen Freunde.

Ich selber – möchte einer der Tagelöhner sein, die das Fest feiern und sich mit dem Vater freuen. – Doch für sie hat Jesus das Gleichnis nicht erzählt. In dieser Rolle stehle ich mich davon und weiche der Botschaft Jesu aus!

Jesus spricht die Pharisäer und Schriftgelehrten an, die sich empören, weil er mit Zöllnern und Sündern zusammen ist. Aber auch sie hören diese Geschichte und sind also angesprochen – das möchte ich nicht vergessen.

Ziemlich schonungslos schildert Jesus ihr Versagen:
Der jüngere Sohn geht mit seinem Kapital: Sein Wissen, sein Verstand, alles, was er hat, hat er geerbt – er geht weg und tut, was er will. Er wirft alles, was er gelernt hat hinter sich und führt ein liederliches Leben!

Ich sehe darin nicht nur einen Menschen, der sein Leben verfehlt. Das ist für mich die Beschreibung unserer Welt:
In jeder Zeit erliegt der Mensch der Versuchung, seine Mittel und Möglichkeiten, seine Erkenntnisse, die Bodenschätze und die Schöpfung so zu behandeln, als könne er damit machen, was er will:
Wie sonst könnte verschimmeltes Futter verkaufen und verfüttert werden?
Wie sonst könnte jemand Kobaldminen in Afrika einrichten – und dabei jegliche Rücksicht auf die Arbeiter und auf die Natur außer Acht lassen?

Der jüngere Sohn hat erfahren, wie sein Weg der rücksichtslosen Ausbeutung seiner Vorräte ihn in den Abgrund führte.
Wenn wir Gottes Gebote nicht achten, wenn wir den Mitmenschen und die Schöpfung nicht achten, wird der Weg uns genauso in den Abgrund führen!

In seinem Elend beschließt er zurückzukehren.
Der Vater sieht ihn kommen und weiß er: mein Sohn kehrt nicht nur zu den Fleischtöpfen zurück – er wird in Zukunft das Leben und die Schöpfung achten.

Jesus offenbart in dieser Geschichte Gott, der keine zurückstoßen wird, der zu ihm kommt.

Können wir glauben, dass Gott dieser Welt und dem Menschen in der Welt immer wieder einen Weg offen lässt, einen Weg des Lebens?
Können wir glauben, dass diese Schöpfung uns immer wieder den Weg des Lebens gehen lässt, sobald wir ihn suchen?

Es wäre natürlich widersinnig zu sagen: Gut, dass Gott barmherzig ist: Alles, was mir gefällt und mir nützt will ich tun! Gott wird mir ja vergeben.

Jesus ermutigt nicht zur Sünde! Er ermutigt die Sünder, auf Gottes Barmherzigkeit zu vertrauen und umzukehren.
Die Pharisäer und Schriftgelehrte und jeden, der andere beurteilt ein, lädt Jesus ein, sich zu freuen, wenn ein Mensch neu anfangen will.

Da Gott also barmherzig ist und seinen verlorenen Söhnen entgegengeht, kann ich Mut fassen. Ich muss nicht so tun, als ob ich keine Fehler hätte.
Ich kann mich hinsetzen und ehrlich zu mir selber sein:

Wie oft rede ich Dinge, die mir dann leid tun? – Gehe ich nicht oft den bequemen Weg, statt dem, was die Liebe sagt?

Ich brauche nicht Angst zu haben, sondern kann in mich gehen.

Ich kann und darf jeden Tag und jeden Augenblick neu anfangen, danach zu fragen und das zu suchen, was die Liebe tut.
Gott, der die Liebe ist, wird mich kleiden mit dem Festkleid der Freude und wird mich aufnehmen in die Gemeinschaft des Lebens und derer, die das Leben des anderen lieben wie das eigene.
Dazu macht Jeus mir in diesem Gleichnis Mut – gegen jene, die sagen:  Für Dich ist es zu spät!

Für die Liebe Gottes ist es im Leben nie zu spät!