09.07.23: 14. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
In Liebesgeschichten gibt es nicht selten Verwicklungen. Es dauert manchmal lange Zeit, bis sie oder er oder beide merken, wie sehr sie geliebt sind und die Liebe erwidern.

Wie war das bei Ihnen, liebe (Ehe-) und Liebespaare? War da gleich am Anfang ein Funke, der allmählich zur Flamme wurde – oder dauerte es, bis der Funken endlich übersprang?

Diese mehr oder wenig romantisch-komischen Verwicklungen und Umwege, möchte ich als Verstehensmodell für diese so bekannten Jesusworte nehmen, die wir gerade gehört haben:

Jesus betet:
Vater ich preise dich dafür, dass es Menschen gibt, die verstehen, dass du aus mir sprichst und dass deine Kraft in mir wirksam ist. Sie verstehen, dass sie durch dich leben und dass sie das Leben von dir empfangen und bei dir finden und nicht aus eigener Kraft.“

Etwas übertrieben könnte man sagen:
Jeus ist froh darüber, dass es einige gibt, denen er die Augen dafür öffnen kann, dass Gott sie liebt und dass sie dadurch das Leben und die Freude finden.

In der Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch gibt es also wenigstens bei einigen ein Happy End.

Daran schließt sich der Heilandsruf Jesu an, der in der Apsis unter dem großen, die Menschen zu sich rufenden Christus steht.

Jesus möchte den Kreis derer, die zu ihm kommen weiten und sagt deshalb:
Kommt doch alle zu mir! Alle, die ihr euch so viel Mühe gibt und die ihr euch so viele Lasten auferlegt.

Da möchte ich noch einmal innehalten:
Die Menschen geben sich ja so viel Mühe mit allem Möglichen und nehmen so viel auf sich:

Sportler opfern ihre Gesundheit, um die besten zu werden.
Selbständige Firmeninhaber arbeiten Tag und Nacht und 7 Tage, damit das Geschäft gut läuft,
Politiker nehmen einen Termin nach dem anderen wahr – aus Pflichtbewusstsein und auch um wieder gewählt zu werden;
Auch glaubende Menschen steigern ihre Bemühungen im Gebet und Frömmigkeit manchmal bis zur Selbstaufgabe.

Dahinter steht oftmals die Haltung:
Ich kann mir nur selbst vertrauen. Es kommt nur auf mich an, damit ich ein gutes Leben habe. Ich plane mein Leben und ich sorge für meinen Erfolg.

Sie alle lädt Jesus noch einmal ein: Komm zu mir, ich bin gütig.
Ich verlasse mich selbst ganz auf Gott, meinem und euren himmlischen Vater. Er schenkt mir Zukunft und auch euch! Niemand kann sich selbst das Leben geben und erhalten. Ich nehme euch die Lasten ab.

Alle, die sich auf die Liebe eines anderen verlassen und einlassen, üben dabei genau das, wozu Jesus uns alle einlädt: Vertrau nicht auf dich allein. Vertrau auf den anderen und seine Liebe zu dir.

So üben sie sich darin, auch Jesus zu vertrauen, der uns einlädt, es wie er zu machen und ganz auf Gott und seine Liebe zu vertrauen.

In dem Vertrauen geliebt zu sein, können wir Frieden finden und frische Lebendigkeit, wie es das Wort erquicken andeutet.

Manchmal darf man sehen, wie zwei Menschen sich aneinander lehnen und schmiegen oder halten und stützen. Das ist ein wunderbares Gleichnis für das, was Jesus verspricht: Bei mir könnt Ihr Ruhe finden und Frieden.

Fürbitten

Lektor*in: Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Darauf vertrauen wir uns beten:

  • Für alle Frauen und Männer, die Jesu Botschaft verkünden:
    Dass sie den Menschen nicht Angst machen sondern ihre Hoffnung stärken.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die gewählten Amtsträger im Staat und für die einflussreichen Wirtschaftsbosse: dass ihre Selbstlosigkeit und ihr Gerechtigkeitssinn größer werden.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, die enttäuscht oder mutlos sind oder unter Depressionen leiden: dass sie ermutigende Nähe von Menschen erfahren.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, denen der Zeitdruck und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zusetzen: dass sie Zeit und Gelegenheit und Raum finden zur Entspannung und Erholung.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die Menschen, die sich aus Wut auf unseren Staat und seine Institutionen undemokratischen Gruppierungen zuwenden:
    Dass ihre Unzufriedenheit Gehör findet und dass sie sich nicht verführen lassen, menschenfeindlichen Parolen nachzulaufen.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

Herr, unser Gott, bei dir finden wir Ruhe und Kraft für unser Leben. Dafür danken wir dir im Heiligen Geist durch Jesus Christus jetzt und in Ewigkeit. Amen.

31.12.2022 Silvester „Wir beschließen das Jahr“

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir beschließen das Jahr 2022!

In diesem Jahr ist viel passiert: Kinder wurden geboren, Menschen haben geheiratet, viele haben erfreuliches erlebt und Erfolge errungen, es gab viel Hilfe für andere Menschen, neue Anfänge wurden gemacht.

Aber es wurden auch Menschen zu Schaden gebracht bei Verkehrsun­fällen und Verbrechen, Freunde und Ehepaare haben sich zerstritten, Junge und Alte sind schwer krank geworden oder gar verstorben …
Jeder mag sich fragen: was ist bei mir passiert?

Auch in der weltweiten Menschheitsfamilie und in unserer Kirche ist viel passiert. Im Gedächtnis stehen die schlimmen, skandalösen, fürchterlichen Ereignisse im Vordergrund: Naturkatastrophen wie auf den Philippinen, Krieg, Inflation, Seuche, Gutachten über sexuellen Missbrauch in mehreren Diözesen, die Kirchenaustritte und der Kampf für oder gegen Reformen in der Kirche.

Das sind nur wenige Schlaglichter. Dieses Jahr 2022 beschließen wir.

Was heißt das eigentlich, ein Jahr beschließen?
Eigentlich passiert es ja einfach: Eine Sekunde folgt der anderen bis die Uhr auf 12 umschlägt – dann ist es vorbei das Kalenderjahr 2022.

Und außerdem: Der 1. Januar und die darauf folgenden Tage und Wochen setzen das fort, was in den Monaten vorher geschehen ist. Der Anfang eines neuen Kalenderjahres unterbricht nicht die Zusammenhänge und Wirkungen der Ereignisse und menschlichen Handlungen.

Wir Menschen geben solchen Jahrestagen eine besondere Bedeutung:
Für uns ist es wichtig, dass uns bewusst wird: Vergangen ist vergangen.
Nichts können wir ungeschehen machen. Versäumtes bleibt versäumt.

Das ist jeden Tag im Jahr so – an Silvester machen wir es uns bewusst und ebenso, dass jeder Tag ein Geschenk ist, mit so vielen Gelegenheiten, das Leben und das Miteinander zu gestalten.

Wie können wir also das vergangene Jahr, wie jeden Tag beschließen?

Das erste ist der Dank – trotz allem, was wir bedauern, bejammern und betrauern. Dank für das Leben. Dank für die Menschen, die mit uns leben. Dank für die Schöpfung, die uns trägt und nährt. Dank an den, der uns und allen Lebewesen den Lebensatem einhaucht. Dank für die schöne Musik, das schöne Bild, den guten Geschmack und für vieles, das nur jeder für sich selber weiß.

Das zweite ist das Annehmen: Was immer auch mit uns geschah, es ist unser Leben. Wenn es uns gar zu schwerfällt, können wir vielleicht wenigstens darum beten, dass wir es annehmen können: auch wenn es schlimm oder traurig ist. Wenn wir annehmen können, können wir auch verwandeln und verarbeiten und verändern.

Das dritte ist loslassen: Wir haben dies und das erlebt und vollbracht – Gutes und weniger Gutes und vielleicht auch Schlechtes. Was gestern war ist vergangen. Es soll uns nicht daran hindern, weiter zu gehen und uns dem neuen Jahr und jedem neuen Tag zuzuwenden.
Die Erinnerung wird uns ermutigen oder mahnen, in der Gegenwart gut und im Geist Gottes zu handeln.

Aus den Gedanken über das Beschließen des vergangenen Jahres wird ein Gebet:

Danke Gott und den Menschen für alles Gute, das ich in diesem Jahr erleben durfte,

Gib mir Mut und Vertrauen, anzunehmen und zu tragen, was mir Gutes und Schlechtes widerfahren ist. Hilf mir, es zu verwandeln, dass daraus Gutes wächst und entsteht.

Und, himmlischer Vater, verzeih mir, meine Lieblosigkeiten, meine Unzulänglichkeiten, meine Gleichgültigkeit, Schau auf meine guten Taten, auf die Liebe, die ich geschenkt habe und hilf mir, im neuen Jahr das Leben mit Liebe zu füllen.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn es uns gelingt, das alte Jahr gut zu beschließen, breitet sich Frieden in uns aus. Ein versöhnter Friede, der uns das neue Jahr zu beginnen: zuversichtlich, dass wir wieder jeden Tag das Licht Gottes in dieser Welt zum Leuchten bringen können.

Fürbitten

Lektor/in: Himmlischer Vater, am letzten Abend in diesem Jahr beten wir voll Vertrauen zu dir:

  • Für die Kinder und Erwachsenen, die in diesem Jahr getauft wurden:
    Dass deine Geistkraft in ihnen wirkt. Gott, du Quelle des Geistes.
  • Für alle, die das Sakrament der Eucharistie feiern: dass sie Freude daran haben, in der Gemeinschaft der Glaubenden dir zu danken.
    Gott, du Quelle der Freude.
  • Für alle Gefirmten: dass sie das Leben anderer Menschen hell machen.
    Gott du Quelle des Lichts.
  • Für alle Eheleute: dass sie in der gegenseitigen Liebe deine Liebe erfahren. Gott, du Quelle der Liebe.
  • Für alle, die mit dem Öl für die Kranken gesalbt wurden: dass sie von Angst verschont bleiben, dass sie auf Heilung hoffen und sich dir anvertrauen. Gott, du Quelle der Hoffnung
  • Für alle, die als Diakone, Priester und Bischöfe und in den kirchlichen Berufen in den Dienst des Volkes Gottes gestellt sind: dass sie die frohe Botschaft voll Freude verkünden und die Sakramente mit den Glaubenden voll innerer Hingabe feiern. Gott, du Quelle des Lebens.
  • Für alle Verstorbenen, besonders für den verstorbenen Papst Benedikt: dass sie im Licht Gottes vollkommene Freude finden.

Priester: Du, gütiger Vater, bist immer bei uns, alles Tage unseres Lebens, wir dich einst schauen in deiner Herrlichkeit. Amen.

08.11.2020: 32. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

die Sportlerinnen, die den Wettbewerb über 400m bestreiten möchten, müssen beim Startschuss bereit sein – sonst können sie nicht teilnehmen!

Insofern ist, meiner Meinung nach, das Gleichnis nicht übertrieben hart, wenn die jungen Mädchen, die zu spät kommen, nicht mehr in den Hochzeitssaal gelassen werden.

Doch es steht mir gar nicht an, das Verhalten des Bräutigams zu beurteilen. Er steht – das ist unschwer auszudenken – für Jesus Christus, von dem wir bekennen: Ich glaube, dass er kommen wird, um zu richten die Lebenden und die Toten. Er ist es, der die Tür öffnet oder verschließt.

Das Gleichnis geht von der Vorstellung aus, dass Christus wiederkommt, wie ein Bräutigam, der zum Hochzeitsmahl lädt. Hineindürfen alle, die bereit sind, wenn er kommt. Deshalb ist es klug, bereit zu sein,
wachsam zu bleiben, für den Augenblick, in dem der Herr kommt.

Liebe Schwestern und Brüder, an dieser Stelle erwarten nun gut geschulte Kirchgänger, dass in der Predigt erläutert wird, was es denn heißt, für das Kommen Jesu Christi bereit zu sein: das überspringe ich jetzt – vor allem, weil sie das selbst können und wissen: gerecht sein, hilfsbereit, etc.

Ich möchte nämlich lieber in aller Kürze etwas dazu sagen, wie wir uns diese Wiederkunft Christi vorstellen können, wenn er Gericht halten wird und ich möchte mit einem – vielleicht überraschendem Gedanken zu den törichten Hochzeitsmädchen enden.

Was wird denn mit dieser Welt, mit dem Universum passieren?
Was wird mit uns Menschen geschehen und mit allen Lebewesen?

Ich wäre geneigt, diese Frage zuerst einem Physiker zu stellen – doch die naturwissenschaftliche Erkenntnis kann darüber keine sicheren Vorher­sagen machen. (Zusammenfallen des Universums? Meteorit? Erkalten der Erde?)

Was wird denn mit der Welt, mit dem Universum passieren? Mit den Menschen und allen Lebewesen?
Diese Frage stelle ich mir als einer, der an Gottes schöpferische Liebe glaubt.

Da ich im 3. Jahrtausend lebe und nicht mehr in der Zeit des römischen Kaiserreiches wenige Jahrzehnte nach der Hinrichtung Jesu, habe ich andere Bildwelten als die Menschen damals. Es geht ja auch nicht um die Bilder, sondern um Gott und um die Erde und wie Gottes Gerechtigkeit und Liebe in dieser Welt und für uns Menschen endgültig zum Zug kommen.

Das Bild vom Hochzeitsmahl gefällt mir sehr: Gott lädt uns ein zu seinem Fest! Da gibt es kein oben und unten! Gottes Licht strahlt für jeden. Gottes Freude ist in jedem. Jeder genießt das Heil Gottes, der alle Schmerzen tilgt und alle Wunden heilt.

So stelle ich mir das gerne vor. Das Gleichnis im Mt-Ev. Beleuchtet aber einen anderen Aspekt: Es kommt darauf an, „Wachsam“ also „bereit“ zu sein, um – wie die klugen Hochzeitsmädchen) bei dem Fest dabei zu sein.

Am Ende entscheidet der Bräutigam, dass die „törichten“ Mädchen draußen bleiben: das zeigt mir, dass vor ihm unbestechlich offenbar wird, ob jemand, ob ich, „bereit“ bin. Ob er mich leuchtend findet – oder ob ich zu spät komme.

Dass der Bräutigam lange auf sich warten lässt, deutet an, dass die Erde und die Menschheit immer noch geplagt werden von Katastrophen, von Krankheiten und von der eigenen Ungerechtigkeit. Die Botschaft des Gleichnisses ist: Seid klug und vertraut darauf, dass Gottes Heil zu euch kommt. Bleibt auf dem Weg mit Christus, damit ihr bereit seid, wenn er kommt.

Soweit zu meinen Vorstellungen: Gott entscheidet über das Heil und ich soll dafür bereit sein und damit rechnen – jederzeit.

Was ist nun so töricht an den Mädchen, die draußen bleiben müssen?
Sie waren nicht „bereit“. Sie rechneten nicht damit, auf ihn warten zu müssen. Sie dachten nicht daran, dass ihre Fackeln leuchten sollen.

Was wäre aber gewesen, wenn sie ohne brennende Fackeln geblieben wären und um Verzeihung gebeten hätten? Wenn Sie Ihr Versäumnis eingestanden hätten? Wenn Sie auf die Großzügigkeit des Bräutigams vertraut hätten? Das wäre ihre Chance gewesen. Doch dazu waren sie auch nicht bereit.

06.09.2020: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Jetzt während das Corona Virus die ganze Welt heimsucht, klingen die Sätze Jesu fast provokativ:

„Was auch immer zwei oder drei in meinem Namen erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten!“ –so viele Gemeinden, Familien, Ordensleute haben schon weiß Gott wie oft gebetet, dass diese Krankheit besiegt wird.

Wir haben schon so oft um Frieden gebetet, um Befreiung von Ausbeutung – wie oft haben wir erhalten oder nicht erhalten, worum wir gebetet haben?

Wie soll ich Jesus das glauben? Kann ich es glauben?

Bevor ich mich in Verbitterung und Auflehnung hineinrede, gehe ich noch einmal einen Schritt zurück und überlege:

Ganz sicher hat auch Jesus gewusst, dass längst nicht alle Gebete erhört werden. Dennoch hat er das gesagt.

Wie hat er sich das vorgestellt?

Ich schaue nochmal auf den Zusammenhang:
Was ihr hier löst, gilt auch im Himmel als gelöst. Was ihr bindet, gilt auch im Himmel als gebunden! Das ist auf den Umgang mit Menschen bezogen, die sich versündigen. Die Entscheidung der Gemeinde gilt bei Gott.
Im Vordergrund steht sicher der Impuls zur Vergebung, zur Versöhnung.

Sollte die Gemeinschaft der Glaubenden davon nicht viel öfter Gebrauch machen und Menschen aus dem lösen, befreien, was sie bindet und daran hindert, wirklich frei zu sein – auch wenn es nicht sein kann, dass dadurch den Opfern von Unrecht und Verbrechen Schutz und Hilfe und die Solidarität der Gemeinschaft entzogen wird.

Denken wir nur an die Opfer von Raub und Körperverletzung, von Entführung und Missbrauch: Es kann nicht sein, dass sie ansehen müssen, wie ihre Peiniger gelöst sind und sie dadurch an das erlittene Unrecht gebunden bleiben.

Zu diesem Geschehen von Binden und Lösen, von Zurechtweisung und Umkehr und Versöhnung gehört dieses Wort von der Bitte der Glaubenden.

Wenn wir gemeinsam Bitten, dass Gott vergibt, wie auch wir vergeben, dann wird unsere Bitte erfüllt, weil in diesem Gebet Jesus mitten unter uns ist und wir so beten, wie er es uns gelehrt hat.

Liebe Schwestern und Brüder,
nur auf Anhieb erscheinen diese beiden Sätze als uneinlösbares Versprechen, dass unsere Bitten um Gesundheit und Frieden von Gott erfüllt würden.

Bei genauerem Hinsehen sind sie eine viel tiefer und bedeutender:
Jesus ist mit uns, wenn wir in seinem Namen versammelt sind.
Wir beten, als seine Schwestern und Brüder, als Kinder Gottes, wie er es uns lehrt:
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.


Ich versuche es mit eigenen Worten auszudrücken:
Gott verschenkt sich an uns, so dass wir bitten, was seine Liebe wirkt.
Vater vergib ihnen!

Zum Abschluss noch drei Anmerkungen zum Gebet Jesu:
Nach dem Matthäusevangelium betet Jesus im Ölberg:
Dein Wille geschehe.
Im Augenblick des Todes hört er zu bitten auf und klagt:
Warum hast du mich verlassen?

Der Auferstandene sagt zu den Jüngern – und das erinnert an die Zusagen „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“: Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.

Dies sind verschiedene Momente des gleichen Geheimnisses Jeus:
Was immer wir auch bitten, wir bitten – weil Jesus in unserer Mitte ist -, was Gottes Liebe wirkt.

19.07.2020: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Konzentrieren sie sich bitte auf ihre guten Ansichten und Gedanken.
Sie haben sicher schon eine Menge getan, damit sie Wirklichkeit werden:

Sie haben gespendet für einen guten Zweck – und nicht nur, dass diese Spende ihren Zweck erfüllt – alle diese Spenden sind auch eine Kundgabe:
Wir wollen, dass niemand hungert, dass Tiere geschützt werden, dass Menschenrechte geachtet werden, dass das Theater weiterspielen kann, u.s.w.

Oft denken wir: mit meinen wenigen Mitteln kann ich nicht viel bewirken.
Was helfen meine paar Eure, was hilft meine Postkarte an einen Politiker, was bewirke ich, wenn ich in der Diskussion dafür eintrete!

Wir fühlen uns ohnmächtig und klein.

Und so könnten wir auch denken, wenn es um die Sache Jesu geht, um das Reich Gottes: Wir sind doch nur noch so wenige, immer mehr wenden sich ab. Wir sind auf verlorenem Posten.

Die 10 % der Menschen, die am meisten Geld haben, die bestimmen, was geschieht!

Durch diese Gedanken und Zweifel machen wir uns selber schwach und wirkungslos. Wir bremsen uns, berauben uns selbst der Kraft.

Es ist genau anders:
Ein paar Salzkristalle, ein wenig Zucker, ein wenig Pfeffer machen die Speise schmackhaft. Da braucht es keine Mengen dafür.

Noch deutlicher ist sogar das Beispiel, das Jesus wählt:
Ein wenig Sauerteil durchsäuert eine große Menge Mehl – lässt es selbst zu Sauerteig werden – infiziert es sozusagen dass es  gut schmeckt und bekömmlich ist und haltbar.

In den letzten Monaten wurden wir geschult, wie wir Infektionen vermeiden können.

Doch wenn es um die guten Absichten und Gedanken geht, dürfen wir hoffen und darauf vertrauen, dass sie ansteckend sind. Dass wir einander und andere damit anstecken können und werden.

Die Fridays for future Bewegung ist ein Beispiel dafür!
Die Friedensbewegung – im Moment zwar nicht so populär aber nach wie vor aktiv – zieht immer wieder Menschen in ihren Bann.

Entscheidend ist, dass wir uns viral verhalten:
dass wir davon reden, was wir hoffen und glauben und wofür wir leben.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir Christen sind berufen, es ist der Sinn unseres Lebens,
dass wir mit unserem Vertrauen auf Gott andere anstecken,
dass unser Glaube an den Sieg der Liebe auf andere überspringt,
dass unsere Hoffnung auf die guten Kräfte im Menschen und eine gute Zukunft für die Menschheit auch andere Menschen verwandelt und sie unsere Hoffnung teilen und sie selbst verbreiten.

Überlassen sie es nicht den Bischöfen und Pfarrern,
nicht den Politikern ihres Vertrauens,
und schon gleich gar nicht denen, die Misstrauen säen.

Seien sie selbst viral, ansteckend, mit ihrem Vertrauen und ihren Hoffnungen und ihren guten Gedanken.

29.09.2019: Erntedank und Pfarrfest

Gerade, weil wir in der Stadt leben, wollen wir es auf keinen Fall unterlassen, für die Früchte der Erde zu danken – denen, die dafür arbeiten und die oftmals zu kämpfen haben, dass sie mit ihrer Arbeit auch genug Geld erwirtschaften, um den Betrieb weiterführen zu können.

Natürlich auch dem Urheber der Schöpfung. Aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung – sagt Paulus im Brief an die christliche Gemeinde in Rom.

Schauen wir nicht nur auf das schöne bunte Gemüse – und schauen wir nicht nur auf die Früchte der Erde,
schauen wir auch auf die Früchte des Glaubens, die vielen wertvollen Erlebnisse und Begegnungen, die der Glaube uns schenkt.

Die Früchte fallen nicht vom Himmel, sie brauchen einen Samen, einen Steckling, der in die Erde gepflanzt, mit Wasser begossen und vom Sonnenlicht zum Wachsen angeregt wird.

So ist es auch mit dem Glauben: Der Samen wurde in uns gelegt: Eltern, Pastoralreferenten, Lehrer, irgendjemand hat uns eingeführt und uns gelehrt, Gott zu danken und zu bitten, dass Gott uns beschützt und dass er uns durch Jesus das ewige Leben schenkt.

Dieser Glaube wächst durch das Wort Gottes, durch die Eucharistie, in der wir Gott danken und durch das persönliche Gebet, in dem wir uns immer wieder mit Gott verbinden und uns für seinen Geist öffnen.

Die Samen, die kleinen Pflänzchen haben die Kraft und den Drang zu wachsen, zu blühen und fruchtbar zu werden. Viele sorgen dafür, dass möglichst viele und möglichst schöne Früchte wachsen:
Düngen, Bewässern, vor Gefahren schützen (Schädlinge, Trockenheit, zu viel Nässe) Hochbinden, rechtzeitig ernten. Es ist eine Wissenschaft und braucht viel Können und Kunst und Kraft, damit die Ernte gelingt.

So ist es auch mit dem Glauben und der christlichen Gemeinde:
Es braucht viel Mühe und Können und Kraft, damit der Glaube Früchte bringt: Wir versuchen, die Welt immer besser zu verstehen und wie wir sie besser gestalten können, wir sehen, wo Menschen Schaden entsteht und wie er verringert oder ganz vermieden werden kann.

Das heutige Erntedankfest zeigt uns, dass sich die Mühe lohnt:
Eine Fülle von verschiedenen Früchten bewundern wir, die Farben und Gerüche und auch die Menge und Größe – über die wir staunen dürfen.

Und so ist es auch mit unserem Glauben in der Gemeinschaft, in unserer Kirche: Es gibt so viele Früchte des Glaubens, über die wir uns freuen können: die Musik und der Gesang, die vom Glauben erzählen,
dass wir Gemeinschaft erleben, dass wir uns an Gott freuen, der bei uns ist und jeden von uns kennt; dass so viele Menschen da sind und aus der Kraft des Glaubens handeln, dass so viele Spenden, damit anderen geholfen wird, und sie wieder für sich selber sorgen können.
Dass Caritas und MISEREOR und Missio und Renovabis unzählige Initiativen und Projekte starten, damit die Welt gerechter wird.
St. Leonhard, die Altenheime, die Sozialstationen – es sind unzählige Früchte, die der Glaube an das Liebesgebot Jesu in den Menschen hervorbringt.

Liebe Schwestern und Brüder,
zunehmend wird es für die Landwirte und Gärtner schwieriger, weil die Umweltbedingungen schlechter werden. Zum Glück geben sie nicht auf, sondern suchen nach neuen Wegen, wie sie weiter für die Früchte der Erde sorgen können.

Auch mit dem Glauben in der Kirche wird es in unseren Tagen nicht leichter. Auch da ist das Klima – zum Teil durch eigene Schuld – vergiftet.
Doch behalten wir die Hoffnung. Streuen wir die Samen aus: den Glauben an Gott, der uns kennt, dessen Kraft in uns ist und der die Menschen und die Schöpfung leitet, so dass wir das Leben finden.
Vertrauen wir darauf, dass es nicht umsonst ist, weil es von Gott kommt.

Die Früchte, die wir sehen können, sollen unsere Hoffnung stärken.

30.09.2018: 26. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Es war ein armseliges übervölkertes Viertel im Süden Manhattans. Kurt, ein deutscher Einwanderer würde in vier Monaten das amerikanische Staatsexamen ablegen. In Berlin war er bereits promovierter Kinderarzt gewe­sen. Jimmy, der Sohn seines Vermieter, war sehr krank. Kurt hatte darauf bestanden, dass ein anerkannter Arzt geholt wird. Aber der kam zum dritten Be­such nicht mehr, weil der zweite noch nicht bezahlt war. Und Jimmy war auch nicht mehr transportfähig. Sein Fieber stieg immer noch, und der Atem begann zu rasseln. Alle starrten auf das röchelnde Kind. Da drehte sich der Vermieter zu Kurt um und flüsterte beschwörend: „Sie sind doch Arzt. Um Gottes willen, lassen sie das Kind nicht sterben!“

Kurt wusste genau: Würde er helfen, bricht er das Gesetz, müsste er mit neuer Heimatlosigkeit und Armut rechnen. Seine Zukunft wäre zerstört. Und vor ihm lag ein schweißüberströmtes Kind, geschüttelt von Fieber und Schmerzen.

Zehn Tage lang kämpfte Kurt um das Leben des Kindes. Genau an dem Tag aber, an dem Jimmy zum ersten Mal aufstehen durfte, wurde Kurt verhaftet. Der andere Arzt hatte Anzeige erstattet.

Am gleichen Tag ging eine Bewegung durch das Haus und die Straßen: Die Leute steckten ihre Köpfe zusammen. Ihre Gesichter waren zornig. Am nächsten Morgen gingen alle zum Gericht der Stadt New York. Über hundert Leute drängten sich im Saal. Der Richter blickte erstaunt auf die merkwürdige schweigende Menge.

„Schuldig oder nicht schuldig?“ fragte der Richter den Angeklagten. Noch bevor Kurt den Mund öffnen konnte, riefen hundert Stimmen: „Nicht schuldig.“ „Ruhe!“, donnerte der Richter. „Ich werde den Saal räumen lassen, wenn ich noch einen Laut höre …“
Dann aber stockte er auf einmal, blickte auf die müden Gesichter und die gebeugten Rücken und fragte: „Was wollt ihr denn?“

Da begann der Vermieter zu sprechen. Und zum Schluss sagte er: „Darum sind wir hier. Und wenn Sie unseren Doktor zu einer Geldstrafe verur-teilen: Wir haben 86 Dollar gesammelt …“
Der Richter erhob sich und lächelte. Er klopfte mit dem Hammer auf den Tisch und verkünde­te: „Sie haben gegen das Gesetz verstoßen, um – einem höheren Gesetz zu gehorchen. Ich spreche sie frei!“

Schwestern und Brüder,
darf man denn heilen, ohne Zulassung?
darf man Gott verkünden – auch außerhalb der Kirche und ohne Auftrag?

Man kann dem Heiligen Geist nicht einsperren!  Er weht wo er will.

Vielmehr freuen wir uns über jeden, der im Namen Jesu Gottes Liebe verkündet und die Menschen ermutigt, in Frieden zu leben.

Denn er bringt die Menschen mit Gott in Verbindung! Er bereitet dem Herrn den Weg, damit die Menschen an seine Liebe glauben können.

Und darauf kommt es an!

Dass es alleine darauf ankommt, macht Jesus klar, wenn er davon spricht, wie es um jemanden steht, der den Glauben an Gott erschüttert.
(vgl. Männer (Frauen) die Kinder missbrauchen oder misshandeln).

Und auch in den Mahnworten, am Ende, die sagen, es ist besser, seinen Körper zu verstümmeln, als von Gott abzufallen – selbstverständlich sind das keine konkreten Vorschläge:

Es geht einzig und allein darum:

Nichts und niemand soll das Vertrauen in Gott und seine Liebe zerstören:
Weder eigene innere Beweggründe wie Neid, Habgier und Eifersucht,
noch Menschen, die durch ihr Verhalten oder durch ihre Reden den Glauben in Zweifel ziehen.

Wer aber – in Namen des rettenden Gottes – Menschen heilt und ihr Vertrauen stärkt und ihre Zuversicht und ihre Kraft zum Guten.

Der vollbringt Jesu Werke in Jesu Kraft.

Das sollen wir tun. Wir alle.

Amen.

11.02.2018: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
früher hat man kaum jemals von einem gehört, der Netzhautablösung hat.
Wenn man aber selbst – oder ein enger Bekannter – die Krankheit hat ‑
plötzlich erfährt man: der auch, und der Bekannte von dem auch und die auch …

Liegt es daran, dass man einfach hellhöriger wird, oder dass man selbst darüber zu sprechen anfängt?
Liegt es daran, dass sich Kranke scheuen, von ihrer Krankheit zu erzählen?

Jeder, der krank ist, merkt, dass ihn die Krankheit von den anderen Menschen trennt. Deshalb sagt man oft lieber nichts davon – besonders, wenn andere sie nicht einfach am Erscheinungsbild erkennen können.
Besonders ausgeprägt ist dies bei HIV oder auch bei Hautkrankheiten.
Die Menschen haben Angst, sich anzustecken.

Aussatz – war in der Antike ein Sammelbegriff für jegliche Auffälligkeiten an der Haut. Bedrohliche und harmlose Krankheiten waren nicht einfach zu unterscheiden. Wir wissen also nicht, an welcher Krankheit der Mann litt, den Jesus geheilt hat.

Entscheidend ist der Begriff „unrein“. Wer als unrein galt, hatte keinen Zugang mehr zum Tempel, zu Gott, wurde von den Mitmenschen gemieden. Das galt für Frauen in der Monatsblutung und nach der Geburt, für jeden, der mit Blut in Berührung kam, für Menschen die mit Heiden Kontakt gehabt hatten und wenn man vom Markt kam.

Nach dem Marktbesuch half eine einfache Händewaschung. Doch bei Krankheiten an der Haut – half nur das Verschwinden der Symptome – dann erst konnte Reinigungsriten die Unreinheit beseitigen.

Der „Aussätzige“ kam zu Jesus und der sprach: „Ich will es. „Gott schenkt dir die Reinheit.“ Das ist der Jux an der Geschichte:
Gott macht rein! Und niemand ist so unrein, dass Gott ihn nicht rein machen kann. Für Gott gibt es keine Unreinen. Das sind Menschen­satzungen. Vielmehr kann er jeden zu sich holen und ihm Anteil geben an seinem Leben. Oder in heutiger Sprache: Gott grenzt niemanden aus.

Das ist der eine Akzent in dieser Heilungserzählung.
Der andere ist, wie sich der Kranke Jesus wendet.

Er beruft sich auf kein Recht und keinen Verdienst.
Er verspricht keine Bezahlung und macht kein Gelübde.

Er sagt: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde!“

Er traut es Jesus zu, doch er handelt nicht mit ihm.
Mit Gott kann man nicht handeln. Es gibt keinen Zusammenhang: Ich gebe dir etwas, damit du mir etwas gibst!“ Mit Gott kann man nicht schachern.

Als Mensch hat man auch keine Möglichkeit, von Gott oder vom Leben irgendetwas zu fordern: Das Leben lässt sich nicht bestimmen:
Man kann Weichen stellen, man kann auf seine Gesundheit achten, man kann sich bilden und an sich und seinem Charakter arbeiten –
Aber: Krankheiten ereilen einen Menschen, ohne zu fragen.

Jung oder alt, reich oder arm, mehr oder weniger intelligent, Prominent oder Durchschnitt … das Leben nimmt darauf keine Rücksicht.

Es ist auch allzu menschlich, wenn wir Gott verpflichten wollten: Du bist allmächtig, du bist doch verantwortlich für mich, du musst dafür sorgen, dass ich gesund bleibe bis ins hohe Alter, dass ich gesunde Kinder habe, dass meine Familie vor Schaden bewahrt bleibt.

Gottes Liebe ist nicht die eines Sicherheitsingenieurs, der alle Gefahrenquellen beseitigen muss.
Gottes Liebe ist die eines Freundes, der da ist – auch dann, wenn das Leben schwer wird, wenn es mir schlecht geht.

Deshalb sagt der Kranke: Wenn du willst, kannst du!
Du musst nicht. Ich fordere es nicht. Aber ich traue es dir zu.

Nicht alle werden gesund – weder durch die Kunst der Ärzte noch durch Gottes Antwort. Doch Gott ist das Ziel eines jeden Lebens: früher oder später, egal auf welchem Weg: Unser Weg führt uns zu ihm und bei ihm werden wir leben – ewig und vollkommen, wie er selbst.

26.02.2017: 8. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
eigenartig: gerade da, wo der Wohlstand am größten ist, werden die Menschen weniger, die Gott vertrauen und auf ihn ihre Hoffnung setzen.
Die Argumente sind: Wir sind zu Wohlstand gekommen, weil wir klug sind und hart arbeiten – nicht weil Gott uns etwas geschenkt hat.
Außerdem: wenn es einen guten Gott gäbe, könnte er nicht all das Elend in der Welt zulassen.

Es könnte auch anders sein:
Wir könnten das Loblied auf Gott anstimmen, der unser Tun gesegnet hat, der sich unser erbarmt hat und uns wieder in die Höhe kommen ließ, so dass wir jetzt 72 Jahre nach der totalen Niederlage besser da stehen, als die meisten Länder der Erde.

Es gibt viele Menschen, die in wesentlich schlechteren Bedingungen leben als wir: sie haben oft viel mehr Vertrauen zu Gott und mehr Hoffnung.
Sie haben Angst vor dem Hunger, vor dem Ertrinken, vor Bomben und Granaten und Heckenschützen.
Diese Menschen erlebend die Bedrohung der Natur durch Trockenheit oder Wirbelstürme oder Erdbeben und die Bedrohung durch die Gewalttätigkeit der Eroberer und Kriegsherren, die aus Habgier oder Hass oder Machtgier handeln.

Sie beten zu Gott, hilf uns, rette uns, befreie uns.

Schwestern und Brüder, vielleicht können wir unsere Gedanken und Glaubensempfindungen neu sortieren und uns dabei von der Heiligen Schrift leiten lassen.

Israel ist das Volk Gottes. Es wird auch Zion, die Braut Gottes, genannt, nach dem Hügel auf dem in Jerusalem der Tempel steht

Dieses kleine Volk erinnert sich, wie es aus der Sklaverei befreit wurde – durch Gottes machtvolle Hilfe. Es kommt zu Wohlstand.
Dann breiten sich Missstände aus: Benachteiligung der Armen durch die Reichen, Betrügereien, Versprechen gegenüber Freunden und in der Ehe wurden gebrochen, man wendete sich fremden Göttern zu, weil der Kult sinnenfreudiger war.

Die Propheten in Israel wurden nicht müde zu warnen. Sie haben immer wieder aufgezeigt, dass dieser Weg ins Chaos führen wird. Sie fanden aber keinen Glauben und kein Gehör, sondern wurden verspottet und verfolgt.

Schließlich wird Zion, die Braut Gottes von den Nachbarn angegriffen, geteilt, geschlagen, verschleppt.

Zion klagt nun: „Gott hat mich vergessen!“

Doch Jahwe, der Gott Israels sagt: „Ich vergesse dich nicht!“

Ich glaube dieser Zusage. Dazu gehört untrennbar, dass ich an die Zukunft nach meinem irdischen Tod glaube: dass Gott mir Anteil geben wird an seinem Leben in seinem Licht – in seiner Herrlichkeit. Da wird sich zeigen, dass Gott meiner nie vergisst.

Ich will dankbar sein, dass ich unter so hervorragenden Bedingungen leben darf. Ich weiß, dass das nicht allein mein Verdienst ist. Mir ist bewusst, dass dies für jeden einzelnen gilt. Deshalb will ich Gott  dafür danken, dass in den vergangenen 7 Jahrzehnten friedliebende Menschen unser Land regierten, denen die soziale Gerechtigkeit ein wichtiges Anliegen war. Es waren Menschen, in denen Gottes Geist am Werk war.

Und ich hoffe, dass durch alle Anfechtungen hindurch immer wieder Menschen im Geist Gottes handeln und entscheiden. In den Regierungen und in den Familien und in den großen und kleinen Unternehmen.

Die Botschaft Jesu geht darüber hinaus:
Er sagt: Du musst keine Angst um dich selber haben. Lass nicht zu, dass dein Leben, dass du beherrschst wird von der Sorge um Besitz.
Sorge dich zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit.

Deine erste Sorge soll es sein, dass Du gerecht bist, dass du Armut linderst, dass du Kranke pflegst, dass du Anteilnahme zeigst, dass du für deine Familie sorgst, dass du in Frieden lebst, das du fair und ehrlich bist und das Vertrauen deiner Mitmenschen rechtfertigst, …

Dann – sagt Jesus – wird dir alles andere dazu gegeben. Dann wirst Du Nahrung haben und Kleidung und Wohnung – hier in der Welt und erst recht in der kommenden Welt, wenn DU bei Gott sein wirst.

15. Mai 2016: Pfingsten

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder!
Was treibt Menschen dazu, einen Kutter zu kaufen und umzubauen und es als Rettungsschiff für Flüchtlinge in Seenot einzusetzen?

Was treibt Ärzte dazu, aus einer gesicherten Praxis in Europa wegzugehen und sich Monate in Afrika um Kranke zu kümmern und auf Einkommen zu verzichten?

Was treibt Menschen dazu, sich im Roten Kreuz zu engagieren?

Was bringt Ehepaare dazu, Kindern das Leben zu schenken?

Was bringt Forscher dazu, die Welt immer mehr zu erkunden?

Immer, wenn eine Frau, ein Mann, ein Kind sich für den anderen öffnet und seine Not teilt,
immer wenn Menschen Nähe herstellen,
immer wenn neues Leben entsteht,
wenn Trost und Geborgenheit und Barmherzigkeit das Miteinander bestimmt,

ist es der Heilige Geist, der Geist Gottes, der in den Menschen wirkt.

Wir Christen nennen die Kraft Gottes, die den Menschen zum Guten antreibt, den Heiligen Geist.

Deshalb müsste ich noch viel mehr Beispiele aufzählen. Ich tue es nicht, um sie nicht zu sehr zu ermüden.

Ich hoffe aber, dass sie durch diese einfache Überlegung alle Schwierigkeiten hinter sich lassen, sich den Heiligen Geist vorzustellen und an seine Gegenwart und Wirksamkeit zu glauben.

Leider hat der Heilige Geist in mir jede Menge Gegenspieler, die mich oft daran hindern, auf ihn zu hören und ihm zu folgen:

Bequemlichkeit, Enttäuschung, Ärger und Zorn,
Selbstsucht, Stolz und Überheblichkeit, übertriebenen Ehrgeiz und Gleichgültigkeit.

Manchmal ist es wie verhext: Enttäuschung gebiert Ärger, Ärger führt zu Gleichgültigkeit oder gar zu dem Gelüst, es dem anderen zurückzuzahlen.

So entstehen unsere Zerwürfnisse, so macht sich Traurigkeit und Ängstlichkeit breit.
Die Zuversicht, die Hoffnung, die Gemeinsamkeit werden weniger und drohen zu verschwinden.

Genauso war es bei den Freunden Jesu, die sich nach seiner Hinrichtung eingeschlossen hatten und verzweifelt waren – ohne einen Hoffnungsschimmer.

So geht es uns selbst, wenn wir meinen, dass wir alleine dastehen und daran noch dazu selber schuld sind.

Sehr oft, sogar meistens oder fast immer passiert aber etwas anderes.
So verfahren es auch aussah – es gibt wieder eine gute Erfahrung, es wächst wieder weiter oder es wächst etwas Neues.
Oft können wir selbst gar nichts dafür. Es ist unerwartet. Ein Geschenk.

Das, Schwestern und Brüder, das ist Pfingsten, wie sie alle es schon erlebt haben und immer wieder erleben.

Hören wir nicht auf, um den Heiligen Geist zu beten,

Vor allem aber:
Wir dürfen das Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes bewahren:
Er wird immer wieder dem Leben, dem Miteinander, der Versöhnung, Wege öffnen.
Gottes Geist und Kraft, der Heilige Geist hat die Kraft und die Macht.